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Dresdner Nachrichten : 05.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188508051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18850805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18850805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-08
- Tag 1885-08-05
-
Monat
1885-08
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.08.1885
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Kr. «v — Was giebt eS doch für sonderbar« Manschen! Da sch aus Stuttgart ei» Korrespondent an die „ReinS-Ztg" in schreibt Gulünd l ihrem unterm 81. v. M, daß nun die Stuttaarlcr Turner von Triumph,ug aus Dresden wieder heimaekehrt seien. daß man all» gemein mir Stolz aus dieselben blicke, da der erste Sieger beim 6. deutschen Turnfest unter ihnen sei u. s. w-, daß aber unter den Zunickgekoiiiiiienen grobe Mitzstimmung gegen Dresden herrsche, „welches mit einer bei uns rem unbegreiflichen Engherzigkeit den Sieger Jennewem so stiefmütterlich behandelte." Entrüstet stchrt der gute Stuttgarter fort: «Der ganze Werth des Preises, den der erste Sieger erhielt von der Stadt, die etwa 20,000 Mk. Ueberschub an dem Turnfeste erzielte, abgesehen von dem Gewinn aller Einzelnen !» Dresden ist materiell 2 Mk, sage zwei Mark, dieser Gewinn .wer, ein Eichenkranz. wurde dem Sieger zwar in die Hände ge- getn». verbleibt aber der Bundesfahne. Bereits ist ernstlich davon d>e Rede, nach Dresden ein Schreiben abgehen zu lassen, daS im schmeichelhaften sehr wenig enthalten, die Verwunderung über eine wiche Schmutzerei — denn als solche sieht man eS hier an — deut lich ui in Ausornck kommen lasse» wird." — So etwas schreibt nun ei» Mann, dessen mangelhafle Kenntlich der Dinge über unser hoch- gelungenes Turntest schon daraus «bellt, dich er frisch, frei, fröhlich mit einem Ueberschich von 20,000 Mk. herilimvirst, von dem hier leider nichts bekannt ist. Wurden denn lemalS in irgend einer der Einladungen zu besagten! Turnfeste Preise von materiellem Werthe in Aussicht gestellt? Niemals Wie tan» also irgend ein Sieger lieh verletzt suhlen, wenn er kein Werthgeichenk erhält! Man nahm an, dag wie einst den Helden der olympischen Spiele der srischgrüne Lorbeerkianz, so liier den Jüngern Pater Jahns der deutsche Eichen- Iranz als Smndol der allgemeinen Anerkennung genügen werde. Ja, hier wie auswärts haben wir eS rühmen hären, das; man gerade der edlen Turner« gegenüber von der Stiftung materieller Preise abgesehen und den idealen Preis ffir hoher ehrend angesehen hat. Will man auch ans den Turnfesten solche Preise «»sichren, dann wird man Leute herainiehen, die das Turnen nicht mehr seiner idealen Bedeutung, sondern der lockenden goldenen Gaben wegen »den; Eilknskiliiste wird man in die schlichte Turner« «»dringen >ehen, professionelle Turner wird es geben, die gleich CirknShclden von Feil ;n Jen ziehen, wie man unter den Schlitzen professions- michige Becher und Prämien- Schieber findet. Sollte wirklich das nach Obigem angediohie Furchtbare geschehen und das Bcrwunde- iniigs Schreiben über die „Schmutzerei" in Dresden anlangen — w wild man eS l»er vermuthlich mit der ihm gebührenden Be achtung — aä netn lege». — lieber einen sonderbaren, kaum glaublichen Vorfall — der aber von mehreren Seiten Bestätigung gesunden — können wir Folge,wes inittheilen. Mittwoch den 22 vor. Monats wurde von einem Dresdner Herr» in der Haide, links von der Radeberger ldl'aussee. der Leichnam eines Entleibten ausgesuilden und von dem Finder losort an den im Fischhaus residirenden Oberförster Anzeige gemacht Der Leichnam war bekleidet mit grauem Rock, schwarzer Dose, man batte nach seinem ganze» Ansehen auf einen Fleischer ichlieiien mögen. Vorgestern, alio nach beinahe 14 Tagen, geht der betreuende Herr wieder durch die Haide an jener Stelle vorbei, und dort — zu seinem Entsetze» - liegt »och aus der nämlichen Stelle und mibeeldiat, aber natürlich in ichandeihastcin Zustande, derselbe Leichnam! Rlumiehr l>al der Hcrr bei der .flönigl. Amtshaiivt- nnriimchait selbst Anzeige gemacht und das Notlüge ist inzwischen verfügt worden. — Ein stiller Beobachter gicbt uns über die im letzten Brief kasten erwähnten Dresdner Baiier»sä»aer einige Aufklärungen über solche, welche klug genug und. diuch den schein deS Anstandes dem Auge des GentzeS ihr verbrecherisches Treiben zu verhüllen. Da nt zuerst Emer. der mit Nr. I bezeichnet werden soll, welcher mb eine Or'er in den 'emen Eaies sticht und iindek. Er. der früher nur „Meiner. Deiner Tante" huldiale und durch sein on tnit „cor- i ia, r <n v'ituno" ei» Bennoge» erworben, lauert letzt, da ihm die Finaeneitigk«! abhanden getonnnen, schon Nachmittags 2 llhr ans ein Spier, daS er >»i Calabrias rupfen kann. Der Kellner ist be- fiocheii. ihm rech!,«na einen Wink zu gebe», das; nicht von anderer Seile die Klindichatt iortaenoininen wird, und nun beginnt daS hohe Spiel Eni all« Kiebitz, den er dainr königlich mil Kaffee, Kuchen »»d einigen Gionben ablobitt, »ins; an feiner Seite sitzen, das; ihm Niemand >n die Karten feben und sei» Mncheii^beobachten kann, wogegen an dcS Op'crs Seite gewöhnlich der SociuS von Nr. 1 ihrem, nin auaebücb Tenen ;u wette» und dabei Lurch verabredete Zeichen und Wmke das Svicl des Opfers venäth. Hat das Opfer zur Genüae geblutet, so wird ihm der Borlchlag gemacht, sich im Tempeln das Geld wieder ;n hole»! man fahr! in irgend ein bcr- neckies Lolal, >vo eni Leipziger Freund, der durch fein ritterliches Wenn und el - mie Ei' aeiiinng auch der Polizei bereits bekannt ist, die Bank !>ali und nun das Opic'i völlig rupft. Das; es,auch Balleimanger n» Skate giebt, die sich durch Zeichen gegenseitig unterst»»«», ist hetannt: ferner giebt es Leute, die entweder mit feilen Fingern oder nn! dom Nagel des Daumen die Wenzel und Affe zeichnen, und denen es nicht schwer fallt, einen Wenzel oder Äs; ;n kommren. .Hierin leister der Tainnieitter Nr. 2 Großes. So gar lenbc Rentiers Nr. fl und 4 verschmähen eS nicht, im Skate zu peinigen und erzählen die Kiebitze von einem solchen mit einem wahren Kladderadatzch Gencble, daß er »» falschen Abstechen, be- wiideis im 2,'-tt aioszes Salem bentzt. Es ivare Zeit, wenn diesen Leuten endlich l as Handwerk gelegt würde. Gegen Taschendiebe kann man sich durch Vorsicht schützen, gegen derartige Bauernsänaer sti eS 'chwic'üaer, da f,e durch seines Äuslrelen und gewandtes Be-! nehmen Sie Leine blenden. — Von den velichiedensien Seilen kommen Berichte, daß seit I l Tage» die Wikternngsverhällnisse im Harz. Thnringerwald rc.j dem Reuen mcht giinstig seien Mn Ansnahme von ein vaar Srunden '« rast in den letzten zw« Wochen und seitdem die Hitze ac'chiviiiidc». me mehr reine Aussicht gewesen, wohl aber vit den ganzen Tag anhaltender 'Nebel, früh empfindliche Kühle <8 bis 10 i'stad R , desaieicben Abends. Ja, es verbleie sch oik, INI Freie» ;n sitzen »nd die Leute vcizen im Gebirge allerorts die Zimmer. Taselbe können wir auch vom Erzgebirge und Böhmerwald ver sichern : die diesmaligen Sonnnerscrien snd dem Reiier, nicht sehr «Firma, «ticke« sür?)okobama bestimmt war. Der »«sickerten Sendung wurde an Gebr Hollack so'fott'okn, äLen stÜzug zurBersaaung gestellt, «ine »«d»»e Ne» nhandlung war gleicksau« mit einer Sendung aus dem »—«AK»». Dampf« vertreten. -LV. «eiseeindrück, du bist mei Freud' I" Wie oft ha den sich anschließenden Holdno amniia. Wie mag es den in den Seebädern des deutschen Noibens Denen, welche die Nordseite der j st die Witterung nicht überall j Befindlichen ergeben ? lind wie Alven amiuchien? Hoffentlich dieselbe — Den M i l > l ä r p c ri o n x ii der hiesigen Garnison ist von j der königlichen Kommandantur der Besuch des Restaurants von Stoisch. Siäilengasse 18, veiboten worden. — Wahrend der »nn beendeten, Aller Aufmerksamkeit auf sch richtenden Bolks'este bar der Pachter des bekannten Renncr'ichen Resianrants in der großen Brüdcrgasse E. Aussendorf die Zeit benutzt, um 'einen beliebten Lokalitäten ein neues freundliches! Gewand zu geben. Jeder Gast wird bei den herannahenden küh- > leren und längeren Abenden gern dort verweilen, zumal die bekannten Sheaieifchusfeln, wwie die feinen und czittgepflegten Biere 1. Kulmb. j Llluen, V lnier, Bürgl. Branhans und Münchener Spaten ihre An-j ;ich»ngskla>! auch fernerhin bewähren werden. — Borgest«! . end traf in K a r ls b a d die Ex k ci i s erin ^ En ge me unter dein Jncognilo einer Gräfin Pierreionds zu vier» ochent! !>oiii Kiilaebranche ein. Sie lialte sich jeden offiziellen Empfang neideten. Die hohe Dame sieht recht wohl ans. In ihrer Beglennng befindet sich ihre getreue Hofdame Le Bretonne- Bourbaki ihr istebeniiickretar Pietri folgt erst in einigen Tag«, nach. Prinz Vikiac Napoleon, welcher schon im Borsahre mitkommen wllie. ist vorlanng ziiruckgeblicheii. Spät Abends langten nikbrrre Begiütziingstelegramme. darunlcr eins vom österreichischen Hose ein. — Die Frcgneiiz ist mm schon am 22,016 Personen gestiegen. — Wie ieit langen Jahren, so wird auch heute am Geburts tage Ihrer Maieslät der Königin Earola aus der Waldichlöß- cheitterrasie «ne patriotische Festfeier mit entreeireiem Konzert, Illumination re. ttaktsinde». Tr. Wilialba Frikell erhält in seiner schönen Be sitzung in Kötz'chenbroda noch immer ehrenvolle Einladungen, mil reinen Zauberkünsten, m denen er bekanntlich Meister ist, da und dort die Menge zu erfreuen. Obgleich der Nestor ieit seinem Miährigcn Kiinsilerinhiläuin nicht mehr öffentlich ausgetreten ist, wird er zwei beionders ichineichelhcisteil und zugleich luerativen Ein ladungen diesmal dock Folge leiste». Tie eine ist ihm vom St. James-Theater in London, die andere von der Kur-Direktion zu Wiesbaden zilgekvmmen. 'Nach seiner Rückkunft i»> November ge denkt Tr. Fritell auch hier ini Hotel de Saxe einige Soireen zu geben. — Ein Reisender checkt »ns »nt, da>; er vorgestern früh von Chemnitz ans den Zug deshalb verpaßte, weck au, dem Bahnhöfe sämintliche Uhren gleichmäßig aus "/.«ö Ubr stehen geblieben Waren. Ob liier wohl die Witterung Einfluß gehabt haben kann? — Vorgestern erhielten die Herren Gebr. Hollack hier. König«» brückerstrasje 49, die'Nachricht, daß der Dampfer Radnoihire sammt Ladung an der sicilianisclien Küste aänjlich verloren ge gangen ist. Der Dampfer enthielt eine starke r-enduna deS Gesund- e au« den Alpe ^ hat man da» schon sich anschließenden Holdrio-Juchzer noch ging'« selbst hinein in da- behäbige Alpenthak. w» vt« .Puan an» taknlch« Schneid' Han". Ich wollte nicht in'« Zillerthal. nickt etwa um „Gamserln zu erjagen" oder gar „Dirnderln zu erfragen', sondern einzig die vielaerübmte hohe Schönheit eines Thales kennen lernen, das die ganze Welt mit wandernden Sängertruppen versorgt. Ich wollte auch die Stätten sehen, auS denen im vorigen Jahr hundert der blinde GlaubenSeifer d«S Salzburg« Erzbischof» Fir- inian Hunderte von evangelische» Glaubensbrudem verzagt hatte. Spuren von Protestantismus Hab ich allerdings üu aauzer, Ziller- tdal nicht mehr angetroffen: seine jetzigen Bewohner haben fast die Erinnerung daran verloren, daß ihre PoUähre» blutenden HcrzenS den Protestantismus abschworen, um nicht Vv» Haus und Hot ver- triebe» zu weiden. Ander« war'« da im Salzburgischen. wo. als iui Jahre 1948 die Gleichberrchtianna der Konfelsionen österreichische« Staalsgrundgesest wucke, ganze ssamlnen sich wieder öffentlich zu de« PrvtestantiSnnl« bekannten, den sie heimlich über ei» Jahrhundert nepflegt hatten, ivährend sie öffentlich, hartem Drucke nachgebend, den Rosenkranz gebetet hatten. Wohl ab« fand ich, daß das ganze Zillcrthal klingt und singt. I« der einfachste« Bauerndütte hängt eine Zupfgeige (Guitarre! in jedem WirthshauS steht eine Zither: allabendlich tönt von Burschen und Mädchen Solo, Zwie- und Chorgesang, Wie hoch man im Zillertdale singt, davon «zähle ich in einem späteren Reifevrikfr; hier wollte ich nur demerken. daß das Zillcrthal mir uiierschövstich reich an musikalischen und Gesang« leinen vvlkam. Auch der Klnderrcichihnin ist gewaltig: Ehen, mit 10 bis 12 Sprosien gesegnet, sind häufig, kinderlose Ehr» trifft man kauin — die Unfruchtbarkeit ist im Zillerthale wenigstens nicht erb lich, Lange Zeit war das Zillcrthal bei den Touristen etwas in Mißkredit gekommen. Sie kamen höchstens bis zur Post nach Fügen vor, wo man bei der dicken Frau Postmeisterin (diele wackere und bewegliche Frau wiegt 30 Mund mehr als der König von Bävem, nämlich 210, so reizend ausgenommen ist; höchstens drangen sie bis zum Torfe Mayrhofen vor. Da aber bis dahin das breite Thal wenig mehr bietet, als jedes wohlmigebaute Alpenthal, so wurde es trotz seines Gesanges allmälig als hrsnchsuilweith ver schrieen. Erst seit einem Jahrzehnt wurde bekannt, daß der Hintere Theil dieses Thales ein wahres Schmuckkästchen der großartigsten Alvenichaustücke bildet. Jetzt ist Mayrhofen nicht der End , sondern der Ausgangspunkt für eine Reihe der interessantesten Bergbestei gungen geworden. In den Flanke» der Bergriesen des Hinteren Zillerthaws habe» mehrere Sektionen des deutsch-österreichischen Alpenvcreins Schutzhüllen erbaut, von denen die Touristen, noch vor de», Svnnenamgang autbrcchend, Besteigungen dis zu 14,000 Fuß Höhe unternehme». Tie Sektion Prag ging damit voran, " "clbe that die Sektion Wien tkal, seitdem ^ . .. , . Schwarzenstein den Strom der Reisenden in jene wilde Alpeneinsanikeit lenkte. Berlin hat damit enien ungemein glücklichen Griff gethan. Ich wüßte kniiiii einen anderen Zugang in das Herz d« Alpen, der daü Prinzip der Steigerung der landschaftlichen Schönheiten so zur Geltung brächte, wie der Marsch dem Ziller- und Zenunbciche ent gegen dis in die Gleticbenvelt des Schwarzensteins. Es hat auch seine Reize, sich aus dem Waagvn der Zahnraddahn des Rigi di rekt und unvermittelt in der hohen Alpenwelt ausladen zu lassen; ich für meine Person ziehe das 'Nach und Nach, den Wechsel, die Steigerung von den alpinen Anfängen bis zu den erhabensten HochaebirgS-Genüssen vor. Aus dem breiten Jnntlrale mittelst Post nach Mayrhofen, dann zu Fuß durch eine herrliche Klamm, zwischen Felsenengen, über schwindelnde Stege und aus schmalein Saumpfad acht Stunden lang sieil ansteigend bis zur Berliner Hütte — es ist eine einzig in der Well dastehende Straße, eine ein triumnlnilw nntiirno. Aller 5 Minute» wechseln die landschasllichen Bilder, jedes von eniem anderen Reize, bald lieblich, bald großartig, man kommt nicht heraus arrs dem Entzück«, über das herrliche Ensemble, das grüne Matte», finstere Felsenschrofsen, weidende Piehhecrden und vereinzelte Gemsen, grümchäumende Wassersällc, Schneeslächen nild Glelscherselder bieten. Die berühmte Via mala Graubündcns verhält sich zum Zemmbachgmnde bis zur Berliner Hütte wie eine Photographie zu «nein Oelgemälde. Wem hier nicht die Seele aufgeht, wem sich hi« nickt aus der vollen Brust ein Juchzer ent ringt. der ui ein armer, beklagenswerther Mann! Erreicht können anderwärts die Schönheiten des Hinteren Zillerthales werden, über- bvten nicht. Andere Alpengegenden glänze» in anders geartetem chmnck, aber jetzt erst verstehe ich die Wahrheit „Zillerthal, Du bist »,«' Freud!" Mühsam aber ist der Weg in das Her; dieser alpinen Schönheit, der Weg ist lang, streng und oft steil. Zeit muß man sich dazu nehmen: den» von einer Reise hierher gilt, was die ZiUerthalcr sich als Gruß, wie wir „Guten Tag!" znruien und was ich erst gar nicht verstand, dann als guten Rath auffaßte, nämlich: „Zeit lassen!" „Zeit lassen!" sagt man beim Eintritt in die Wiithsstuve; „Zeit lassen !" die Viechkt (Viktoria, ei» ini Ziller thale sehr beliebter Mädchenname), wen» sie dem müden Wanderer in seine Schlafflube leuchtet; „Zeit lassen!" wünscht einem der Curat, dem man in der Einsamkeit begegnet, wenn er von einer Sterbenden mit den Tröstungen der Religion zurückkehrt. Im Zillerthale herrscht noch der allgemeine L»;-Eomm«it. Fremde werden von den Einheimischen geduzt und diesen macht es Svaß. sich auch dieser Vertraulichkeit zu bedienen. Nur allzu intini darf diese Zärtlichkeit nicht werden. Davon «lebte ich ein lustiges Ge- schichtchen. Eine vornehme Berliner Dame beglich hier ihre letzte TageS-Rcchnung: Zwei Viertel Rothen macht 24 Kreuz«, Knödel- snppe 10, Forellen 40, Omelette 25 Kreuzer, (Brot hoam's koans, macht 1 Kr. mehr), Nacktquartier 40 Kr.. Kaffee 14, mit Brot 15 Kr. ic. „Und was macht die Wäsche?" fragte die Dame, es war eine wirkliche Gnädige — „Wasch' hoasl koans g'habt", nwiederte die Kellnerin, die den reizenden 'Namen Philomena führte. „Nu, Tn hast mir ja mein Hemd jewaichen." — ,O. dös rach'n mr nix! Dös hast umsonst." — „Nicht doch, Mönchen, jewaichen, sestäikt, ieirockiict, ick nehme das nicht jeichcnkl". — „Na woast, wann's ak kurat willst, wann ich amal zu Dir nach Berlin komme und a a schmutzig Hemd Hab', dann wäschst Du mir's!" Am diesen Gegen- sciligkettsversicherungsantraa war die gnädige Frau doch nicht vor bereitet, sie nimpite die Pase und sagte kurz: „Lieber »ich. Wir rechnen den Julden voll, dann ist das Hemd bezahlt". — Ueber den am vergangenen Sonntag Abend auf der Vogel wiese m dem Zelte von Stoisch stattgesundenen Exceß hören wir von einem Augenzeugen noch Folgendes: Eine Anzahl Sol daten des hier garnisonirenden zweiten Greiiadierregimcntes schien sich zusammengethan zu haben, um einen Kameraden, der in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend vermeintlich von dem be treffenden Zeltinhaber erheblich verletzt worden sein sollte, zu rächen. Sie drangen ,n das Zelt ein und begannen mit allerhand Gegen ständen nach dem Wnth und seinem Personal zu werten und die selben zu insultiren, bis eine starke Gendarmenepatrouille erschien, um Ruhe zu stiften. Ties« widersetzten sich die Soldaten energisch und konnte erst, nachdem die Gendarmen ihre Waffen gezogen hatten und ein Soldat arrctirt worden war, die Ruhe hergestellt werden. Das zahlreich hemmstehende Publikum aus dem Civil verhielt sich ruhig und »ahm keinen Theil an dem Krawall. Der in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend verletzte Soldat soll übrigens nicht so gEährlich verwundet, wohl aber sehr betrunken gewesen sein. — Lohnender Ausflug. Wer angesichts wenig« Zeit, Witterungsbesürchtnngen rc. sich nur auf eine kleine 2tägige reizende Tour beschränken will, dem cmvt'ehleu wir dringend eine Reise nach Attenberg. Geising, Mückentbüiinchen. die man jetzt mit Hilfe der Kipsdorf« Bahnlinie sehr bequem machen kann. Man fahre nach KipSdorf, wandere eine halbe Stunde die Straße fort nach Baren burg, dann nach wcnigen Hundert Schritten den Fußweg rechtsab über die Wiese (Wegweiser: nach Schellerhau), gehe aber den ersten Fahrweg links hinauf und nicht rechts nach Schellerhau. Dies« Weg am rauschenden Klingelflössel und durch prächtigen Wald bringt uns eine halbe Stunde näher an's Ziel. In 'Attenberg besuche man ja Biinge, Galgentcich, Kahlenberg (Schlüssel besorgen zum Hänschen), Rehield und übernachte Abends in Gcising, «ehr cm- vsehlenswertl, „Stadt Dresden" mit freundlichen Wirthsleiitcn. Von hier haben wir eine halbe Stunde weniger bis znm2 Stünd chen entfernten Mückenthürmchen in Böhmen und genießen den köstlichen Punkt. Bon da zurück über Fürstenau, Altenberg nach KipSdorf — oder bei mehr Zeit wanvre man an Bärenstein, Glashütte. Weesenstein, da« Müglitzthal bis Station Mügeln herab. (Schade, daß die köstliche Frlsparti« „Znm Nabenstrin" unweit Maren weaen Rohheit de« besuchenden Publikums zu einem guten Theile orrbern unerbi — Im Laufe , beßörde drei berüchti letztewr Zeit hier v« TiesepHe» hatten sich. Ma« so«, solchen Äenndver » d« hiesige« Volizri- et worden, welch« in -geführt haben, mit gefälschte» »bachab ck am S diese« r»«n worden ist. Ritttzm dlebe ene Tuschend , . . «nt« falschen S Legitnnationrn in hiesigen Gasthäusern — In Erinnerung an den 70vi«k In Soll IN dei Osrbai vom Markgrafen lenen ersten sSchflscken Landtag außer den sonntäglichen Collmbesuchern. eine größer« Anzahl Per- sonen von nah und fern auf dem Collmber, ringefunden. Beso». d«s wurde in einem Kreise patriotisch« Herren leddatt der großen Verdienste des Hauses Wrttin um die Entwickelung de» Lande« in dies« denkwürdigen Stunde gedacht und fühlte man sich veranlaßt, in diesem Sinne durch den LandtagSabgeordneten, Bürgermeister itwlg an Se. Majestät den König «in Ergebenheitötelearamm zu ,trn. Hinauf ist an den Bürgermeiff« Härtwia au» Schloß tttnitz folgendes Telegramm Sr Majestät des Königs gelang« br gestern Abend einaeganaene« Telegramm ist Mir ein nencr lewel«, daß da« Band, wilckn« uns« Hau« fett medr als 700 Fahren mit dem Sachsmvolke »r,bindet, noch die alte Stacke dc- «äckrn'Dan^ )tti »!*""" "" ^bre» Auftraggebern Meinen herz- — An der zwitteistock-gewerkschastlichen Kohlstatt in Alten bera ist aml.v. ein Köhler während sein« Arbeit aus den brenne» den Kohlen Weiler getreten und — emgedrvchen, wobei er sich schwere Brandwunde» zugezogen bat. ^ «n i. S. Meß sich am Sonntag »or acht Tage» d« 28jährige Maurerpolier Prell beim Kraeln einen Schieler i» den Finger. Leider achtete er der keinen Wunde weiter nicht und ging am Montag ruhig an die Arbeit. Am 3. Tag darauf konnü- er nicht mehr arbeiten und am Abend des 1. d. ist « an dieser Verwundung, nachdem sich ein Starrkrampf eingestellt hatte, ge st v r b e n! — Daß indcrUmqeblinavon Annabera die Kreuzottern hänfig Vorkommen, beweist der Umstand, daß der dortige Gärtner Schuck nicht weniger also Stück in diesem Sommer eingefangen hat — Der pensiviiilte JvhanniSthürmn in Zittau, D>err Stänli feierte am t d. sein Miähriges Bürgerjubiläum. Pom Stadtrath wurde er durch ein Weingeschenk erfreut. — Dieser Tage wurde im RvdelandSteiche in Kamenz die 13jährige Tochter des früheren Platzbäckers Funke «trunken a»s- aesunden. Es ist wahrscheinlich, daß sie selbst den Tod gesucht hat. Wann» das in so früher Jugend — darüber wird nicht- mitgetheill — Auch rin Geschäft — und finanziell kin schlechtes! In Wurzen wurde dieser Tage ein Taubstummer, der von Haus zu HauS betteln ging, verhaftet. Bei seiner Vernehmung konnte der Tandstnmme plötzlich reden und gestand, daß er gar nicht taubstumm sei, er reise schon über 5 Jahre als Taubstummer in der Welt umher »nd verdiene dabei so viel, daß er gut leben könne. Der angebliche Taubstumme war nicht weniger als 20 Mal vorbestraft, darunter weaen schweren Diebstahls »nd schwerer Körperverletzung sowie Widerslands gegen die Staatsgewalt. — In voriger Woche aerietben in einer Schmiede zu Groß schön au zwei Geselle» während der Arbeit in Streit, der bald in Tbätlichkeit anSartete. Hierbei schlug der eine, ein Czeche. seine» Rebeiigesellen mit den, starken Stiele einer sogenannten Zichslanae so gewaltig ans den Kopf, daß letzterer bewußtlos zusamnieiibiacl,. Um das Unglück voll zu machen, fiel der Bedaliernswerthe auch noch mit einem Arm an eine glühende Eisenstange und zog sich be deutende Brandwunden zu. Während der Verwundete besiimungslvs nach dem Armenhaus getragen ward, wurde sein Gegner nach dcni Amtsgericht in Hast gebracht. -- Aus dem Gcfanaenhause zu Leitineritz sind zwei gefähr liche Subjekte aiiSgcbrvchen, ein gewisser Karl Marzin aus Aussig und ein gewisser August Elßncr aus Günthersdorf. Dieselben sollen sich nach Sachsen gewandt haben. — In A darf i. P. giebt es einen Gasthos „zum Löwen", welcher bereits über 500 Jahre besteht und sich seit dieser Zeit un unterbrochen im Besitze der Familie Klarner befindet. Fortsetzung deS lokalen Lheile« Seite ». Taaessieschichte. Deutsche« Neich. Ans dein Berliner Tclegravyen- kongreß werde» als Bevollmächtigte snngiren: für Oesterreich- Ungarn : Hotrath Baron Brunner von Wattcnwyl. General-Tele- graphkii-Direltor Baron Koller vv» Granzow und Scktionsräthc Wolschitz und Mockvy; sür Rußland: der Chef des kaiserlichen TelegraphcmvesenS General v. Bemck. der Brigade-General llssos und der Staats»»»! v. Noffi; für Großbritannien: die Mitglieder des General Post Office: Patey, Fischer und Bcnlon; für Frank reich : Obertclcgiavheiidirektvr Fribourg und die Räthc Lvrin und Briliiet; sür Italien General Telegravhendirektor d'Amico; sür Spanien: General Telegrapbcndirektvr Agiiilino Herce und Direktor Cvroinina y Marccllan. Bis jetzt sind, der „Post" zusolge, 82 Bevollmächtigte angcmcldet, darunter von außereuro päischen Staaten. Brasilien, Ostindien. Japan, Persien. Nicder- ländisch-Indien, Egypten, Siam, Süd-Australien, Neu-Süd-Wales, Neu-Sceland. Tasmanien, Ferner von Kabclaesellschaiten: Die Bevollmächligten der Anglo American, der Submarine, der Jndo- Enropean, der Great Northern, der Vereinigten Deutschen, der Easlern Ezicnsion Anslralia und China, der Compagnie slancajic. der Direct United, des Schwarzen Meeres, der Brasilianischen Sub marine, der Eastcru und South Asrica, der Direct Spanijh, der West Jndia and Panama, endlich der Western and Brazilian Kabcl- Kompagnie, Es finden sich darunter die größten Autoritäten aus diesem Gebiete, n, A.: Wenier Siemens, Sir James Anderson, Mr. John Pender, Sir Julian Äoldsmid. Mr. Jules Despechei, Kapitän Suknson und Andere. Ter Berliner fortschrittliche Verein „Waldcck" ist, schreibt die Z8crl. N. Ztg ", dieser Tage schwer hcimgesucht worden, Der Verein wird letzt außerordentlich schwach besucht; die Berliner Bc- zirksredner vermögen nicht mehr die gehörige Anzahl von Güsten heranzuziehen. Deshalb verschrieb sich der Verein den Handels- raiiiniersekrekäe Ti. Frankel aus Chemnitz zu einem Vortrage über Kolonialpolilik. Herr Dr. Frankel sollte nach dem Muster des „Reichssreund" von den afrikanischen Menschenfressern, von Sand- büchsen und Fiebercvlonic» sprechen. Wie verlautet, hatte man auch schon eine hübsche Resolution fertig, welche gegen die deutsche Kolonialpolilik Stellung nahm und am Schlüsse des Vortrags zur „einstimmigen Annahme" verlesen werden sollte. Herr Dr. Fränkcl bereitete aber dem Verein eine recht schmerzliche Enttäuschung. Er war so grausam — eine begeisterte Rede aus die deutsche Aolonialpolitik zu halten. Er versprach sich sogar von derselben einen große» Gewinn sür die nationale Wohlfahrt sowohl, als für die politische Freiheit, indem er aus das Beispiel Englands und Hollands hinwics. An dem Kapitalgewinn durch die kolonialen Unternehmungen habe in England die ganze Nation theilgcnommen. Ebenso habe die Entwickelung der Freiheit dort gleichen Schritt mit der kolonialen Ausbreitung gehalten. Schließlich gab der Vor tragende, cs ist schrecklich zu sagen — der deutsch-freisinnigen Partei den Rath, die Kolonialpolitik zu unterstützen. Die deutich-srei- sinniae Presse hat sich von dem Lchlage noch nicht erholt, denn sic hat ihren Lesern bis jetzt den höchst interessanten Bericht über die Sitzung des Vereins porcnthaltcn. In dem bedaucrnswerthen Verein soll nun demnächst ein Redner die Kolonialpolitik verur- theilen. Zur Vermeidung von Jrrtbümern soll demnächst das Conzept zum Vorträge geliefert werben. Wenn der Redner nur nicht so tückisch ist und ani Ende doch noch für Kolonialpolitik schwärmt. Für die Zeit vom 31. Juli bis -um 13. August wird in der Dorstadt von Köln, Ehrenseld, eine Versuchs-Station für ge fesselte Ballons errichtet» wozu 1 Major, 3 Hauptleute, 4 Unteroffizier« und 30 Gemeine auS Berlin designirt sind. Wie be kannt, finden vor und in Köln bedeutende ArmirungS- und Festung«- dienst - Hebungen statt, so daß die Einrichtung jener Ballonstalion im Zusammenhang stehend mit diesen militärischen Uebungen ge dacht werden muß. Die sür Zanzibar bestimmte deutsche Flottenabtheilung ver sammelt sich in Port Louis aus der Insel Mauritius. BiS zum 31. Juli waren daselbst vier Fregatten angelangt. Dem Vernehmen zufolge ist den Pächter» der Braunschweigischen Lotterie schon jetzt die Verlängerung des im Jahre 1M7 ab- laiifenden Pachtvertrages auf weitere 9 Jahre ertheilt, während die Pächter ihrerseits sich verpflichtet haben, das Pachtgeld — und zwar jetzt schon — um 40,000 Mk. pro Jahr zu «Höhen. Ww Ml« Triest berichtet worden ist, hat die österreichisch- ungarische Regierung für ihre Mittelmecrhäfen gegenüber den au- süvkranzosischen Häfen kommenden Schiffen Quarantanemaßregeln an- geordnet. Auch von deutscher Seite sollen Vorsichtsmaßregeln
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