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Dresdner Nachrichten : 21.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188712217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-12
- Tag 1887-12-21
-
Monat
1887-12
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.12.1887
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St» Ivn Sqbis-os van PMh M MLNr Von BubwelS m» pöniqgrätz und der Prager Weibbischof traten in den Prager Land tag ein. Gras Richard Clam-Martineh stellt den dringlichen An trag: .dem Papste anläßlich seines Pricster-JubiläuniS die ehr furchtsvolle» Glückwünlche darjnbringe»-. Der Antrag ist von lämmtlichen Abgeordneten, mit Ausnahme der zehn Jrrngczechen, unterschriebe». Antragsteller Graf Clam-Martinetz weist zur Be gründung leinrS Antrages darauf hin. daß nicht nur die katholische, sondern die ganze civilimte Welt an dem Jildiltiuni dieses weise» und gelehrte» Mannes Anthcil nelniie. dieses groben Geistes, welcher der Wissenschaft freie Bah» gewährte und seinem Worte Gewicht und Ansehen gegeben m> Rache der Fürsten und Staatsoberhäupter AÜnae de- Frieden-. Der Antrag ward mit allen gegen die der Jungczechen angenommen. Ingarn. In Pest hat dieser Tage die dortige Behörde drei kn auSgeforscht, in welchen die NahrungSmittrl-Ver'älschung Ervhen betrieben wurde. Der Eiaenthitmer der einen dieser bitten beißt Ignatz B a u m, der der »weiten führt den Namen tacod Salomo n. DaS saubere Gelichter fertigte aus Kleie, Mrk und Gummi alle möglichen FälschungSmitteff an; bei ge wissen Maaren, wie bei falschem Zimmt und Wischern Paprika, Wurden noch alte Cigarrenkistchen und Ziegel vermahlen. Die drei Fabriken beschäftigten zahlreiche Agenten, die sich ausschließlich mit dem Vertrieb der gefälschten Artikel befaßten. Ihr Geschäftskreis erstreckie sich nicht bloS auf Pest und Ungarn, sondern sie hatten auch in Serbien, Rumänien, Bickgarien, Rußland und sogar in Italien zahlreiche Abnehmer. Die Fabrikanten arbeiteten mit 500 Proz. Gewinn, während die Kaufleute, welche die gefälschte Waare mir eckter vermengten, daraus 100 bis 150 Proz. Nutzen zogen. Die Fabriken wurden behördlich gesperrt. Frankreich. Die Teputirtenkammer beschloß vor der Be endigung der außerordentlichen Session, einen vom Kriegsministe num und der Budgetkommission vorgeschlagenen Kredit von 11,648.000 Francs aus 4 Millionen berabzusetzen. Der neue Kriegs- Minister, General Loaerot. hat jedoch dadurch keineswegs eine Niederlage erlisten; vielmehr wurde der bezügliche Antrag bereits Vom General Ferron gestellt, nachdem der Vorschlag des Deprr- tirten Brice, die Fonraae für daS Heer fortan nicht mehr von Lwtmaaten, sondern direkt von den Landwirthen zu beziehen, zur Annahme gelangt war. An der Sprtz« der neuen Sozialisten-Fraction des Parlaments steht der Dichter CloviS-Hugues, bekannt durch seine Frau, die im Vorsaale de- Justizpalasles einen ihrer Ehre zu nahe getretenen 'Grschättsagenten mit dem Revolver niederschoß und von den Geschwo renen freigesprochen wurde. Ferner gehöre» ihr die anderen Freunde deS Generals Boulanger, die Aba. Lagnerre, Laikant, Wickers- heuner, dann die Pariser „Arbeiter-Abgev'dneten" Basly und Ea- melinat an. Bonlnngers Gegnerschaft ist nur durch Millerand Vertreten. In der Presse wird die neue Grnvpe sanimt ihrem Pro gramm nicht für ernst genommen. Der „National* meint, man nabe keine neue Fraction gebraucht, um Kinderkrippen, Schulen Alters- und U»lallfassen rc. zu befürworten. Die meisten jener 14 Forderungen würden auch von anderen Parteien anaestrebt: nur vier seien eigentlich sozialer Natur, und diese seien so unbestimmt und widerspruchsvoll abaesaßt, daß man nicht klug daraus werde. Die neue Gruppe vermehre nur die Zersplitterung der Mehiheit. Anstatt praktisch die Arbeitssrage» anzusassen, liefere sie nur eine weitere Fraction von Politiken! und eine neue Seite Phrasen schwalles. Der „Demos" trägt, warum die „Sozialistengriippe" nicht lieber gleich den Anbruch des goldenen Zeitalters verkündet habe. Das Programm ist ln der Tbat widerspruchsvoll, indem es z. B. unmittelbar hinter einander die religiösen Orden unterdrückt und die absolute Vereiussreiheit vroelannrt. Das geht beinahe noch über die „Republik mit dem Großherzog." Unter dem Vorsitze E- Dcumonts. des Verfassers von „La France juive", hat sich letzt eine große französische Aniisemiten- Liga konstiluirt mit besonderen Sektionen für die verschiedenen Departements. Bis jetzt haben sich 4000 Mitglieder eingeschrieben, darunter 48 Journalisten. Der deutsche Botschafter Graf Münster bcgicbt sich mit ^tä gigem Urlaub nach San Nemo zu seiner dort weilenden kranken Tochter. AuS Paris, 19. Dezember wird gemeldet: In der Station LenS. der Lime Paris-Calais iand ein Zusammenstoß zweier Züge statt, wobei eine größere Anzabl von Reisenden schwer verletzt worden sein soll. Nähere Angaben fehlen vorläufig. Paris. Die Regierung hat sich definitiv für die Einführung von Nickel-Scheidemünzen als Geldsorten und für die Einziehung deS BroncegeldeS entschieden. Man wird zunächst 10 Millimien Nickelinünzen ä 20 Centimes. 35 Millionen L 10 Centimes und 25 Millionen ä 5 Centimes prägen und die 5- und 10-Cciitimes-Gcld- stücke in Bronce in gleicher Höhe einziehen lassen, als man das Nickclgeld in Umlauf setzt. — Der Zustand des Attentäters Auber- tin verschlimmerte sich derart, daß die Acrzte beschlossen, ihn in's Irrenhaus überführen zu lasse». — Ein junges, schönes Mädchen erschoß sich am Sonntag Mittag mitten in der Rne de Cvnstan- tinvple mittelst Revolver. Einem Passanten, der dle^ zum Tode Dir Wallonen «i Ml vrlakklt tsttznMrrn «Alt YewWüch gegen die Blamingen wegen dessdcn Kammern unterbreiteten Ge setzes. daS die Erlangung deS OsfizicrSgrudeS von der Kenntniß der vlämischcn Sprache abhängig macht. England. London ist am Sonntag wieder der Schauplatz einer Massenkundgebung gewesen. Den Anlaß dazu bol die Beer digung deS AdvokalnischreiberS Limiell. der am 20. November aus Trafalgar Sguare schwere Verletzungen erhalte» hatte, an deren Folgen er später starb. Der „Mäftyrer von Trafalgar Sguare". wie Linnell genannt wurde, halte schon am vorletzte» Sonntag be graben werden sollen, das Bcgräbniß mußte jedoch noch in letzter Stunde auf Anordnung der Polizei verschoben werden. Daraus würbe» die Vorbereitungen zu einein großarttaen Leichrirbeaäuguiß fortgesetzt, zu däsen Bethimlgung die „Pall Mall Gaz." Ta Tag in einem schwarz dem eifrigen Werben - ^ .. das Ergebnttz in keinem richtigen Verhültnksse zu stehen, denn dle Beerdigung fand ohne Ruhestörungen statt. Dor Leiche folgten Bethmtgung die .Pall Mall Gaz." Ta« für umränderten dlrtrkel auffordeite. Gegenüber und den pompbatten Ankündigungen scheint ung fand ohl. viele radikale und sozialistische Vereine mit Mu denen sich aus der langen Strecke nach dem Massen anschlossen, darunter viel schlimmes MndM ist,sichen Liberalen und Nab asm stbm Augenblick »nek« ßen kann und dann Risttc die Majorität verloren hat. Dazu kommt »och. daß eS Herrn Ristic nicht geglückt ist, das Mißtrauen Oester- WMWMn' ' reichs zu überwinden, und diese zu Rußland verschlechtern würden, in Serbien ei» ergebeneres Mini sterium wünschrir »ruß. Diese Erkenntniß hat Milan Mnth gege ben. RIstic eiilgegenzulreteii, so sehr dieser sich jetzt auch nnr die Gunst des Königs bemüht. Es ist zu spät: sobald die Kriegsgefahr ernstere Gestalt nnnimmt, ist ein Mliiistenvechlel in Serbien gewiß, und Milan bcrnst wieder den Oesterreich genehmen Garaschanin zur Leitung der Geschälte. ... stk und Banuem. riedhofe große Volks- esindel. Dre allent- Getroffeire aussirig, hauchte sie als letzten Seufzer in's Ohr: „Mein letzter Gedanke gilt ihm!" Geschäftsmäßig wurde das Opfer der Liebe in die Morgue geschafft. — Der Friedensrichter von Tülle (Corrüzc) kam kürzlich m die heikle Lage, folgenden Fall zu ent scheiden : Eine angesehene, schöne Dame der Stadt verweigerte die Annahme eines bestellten Corsets. das ihr. nach ihrer Meinung, ganz und gar nicht paßte. Ter Lieferant seinerseits drang aus Be zahlung unter Hinweis darauf, daß das Corset der Dame „wie an den Körper geschmiedet" sitze. Der Fall war demnach »ur unter eigenster Ocnlarrnspektion zu entscheiden. Diese wagte aber der Richter im Hinblick aut seine etwas eifersüchtige bessere Halste nicht vorzrmebmen. Er erließ daher folgendes Urtheil: „Wir, Friedens richter von Dulle, entscheiden wie nachstehend: I» Erwäanng, daß besagter Streit eine Toilettenfrage behandelt, welche sich rn der Hauptsache darum dreht, ob ein weibliches Kleidungsstück, das ins besondere dem Kultus des cor-prw pectoris zu dienen hat, passe oder nicht passe, achten wir uns mwsern für nicht kompetent, als wir den Fall aä ormlvs nicht beurtheilrn konnten. Da aber ein Gesetz nicht besteht, welches den Richter zwingt, die „Tragweite" der Luxusbekleidunasstucke für weibliche Reize nach eigenem Gutdünken zu .bemessen", w verweisen wir die streitenden Parteien vor das rnedizinaMche Kolleg men Lage sein zu schlichten". Italien Der vatikanische „Offervatore" bringt folgende Notiz: ^Kürzlich beklagte sich die offiziöse deutsche Presse über die systematische Fälschung von Mitiheilungen, welcher sich besonders die „Agence Havas" und auch die „Stefan, schuldig machen. Dieser Vorwurf ist nur zu berechtigt. „Havas", .Slefani", „Reuter", pFournier" rc. fälschen alle nach demselben Muster. Die „Havas" »st nur ein Sprachrohr Rothschilds. Für Rothschilds Rechnung lugt sie» daß die Sterne vom Himmel fallen, um ihreni Auftrag geber alle Augenblicke eine fette Baisse in den Schooß zu werfen. Sie ruinirt täglich Tausende von kleinen Kapitalisten Ihre Corre- spondentcn sind fast ohne Ausnahme Juden. Dies gilt besonders von denen in Konstantinopcl, Wien, Athen. Bukarest. Sofia rc.. Wo eö hauptsächlich darauf ankommt, die Wahrheit aus den Kops s handelt sich hier um eine wahre Horde, welche durcv liottraium der Stadt, das jedenfalls in der airgeneh- dürtte, den Streit durch „persönliche Anschauung" zu stelle den «lek elektrischen Draht für das goldene Kalb wirken. Der Eigew thümer der Agenturen „Reuter" ist ebenfalls Jude, und Jude ist auch der Engländer, der in Peru eine Agentur besitzt. DaS „Wiener Correspondciiz Bureau" liegt ganz in den Händen der Juden. Die „Stefans dirigirt in Rom Herr Friedländer, ebenfalls Jude Nach den letzten Nachrichten aus Massauah hat der Negus die englische Mission in Ashanghi empfangen. Schweiz. Im Nationalrath wurde von dem Mitglied«: des Bundesralhs Welti die Erklärung abgegeben, daß der Buudrsrath angesichts der wirtbschastlichc» und politischen Gefahren, welche die jetzigen Verhältnisse für daS schweizerische Eisenbahnwesen in sich schließen, mit alle» Kräften auf die Verstaatlichung sänimtlicher Bohnen hinwirkcn werde. Ter Nord-Ostbahn seien 450 Frcs. per Akne ofserirt worden; eine Antwort auf dieses Gebot sei noch nicht «ngrtroffen. Holland. Die Regierung brachte ei» neues Gesetz cm, be treffend die Kinderarbeit. Danach ist dieselbe Kindern bis zu 13 Jahren verboten. Nur bei der Feldarbeit dürfen Kinder von 12 Jahren beschäftigt werden. BiS zu», Alter von 16 Jahren ist die Dauer der täglichen Arbeitszeit aus 10 Stunden festgesetzt. Bis zum Alter von 18 Jahren rst die Nachtarbeit und an Sonntagen verboten. «»laten. AuS Brüssel wird tclearaphirt, daß in der städti schen Kuffa ein Abgang von einer halben Million Francs entdeckt ourde. Mehrere städtische Beamte sind die Defraudanten. Dir -Ballerina der Hofopcr, Righettini, welche da- gestohlene verwahrte, wurde verhaftet. . . izua Tratatgar Saua.v, , lungen ausgestellt waren. In ver City sorgten außer der City Polizei 1000 Lpezialkonstabler für Aufrechterhaltung der Ordnung. Am Grabe wurden verschiedene Reden gehalten, da es aber stark regnete, zerstreute sich dir Bolksinenge rasch. Lord Salisbury hielt vor einer großen Versammlung der con- servativen Vereinigung eine Rede, in welcher er sagte: Er sei ge- nöihiat, sich über die auswärtigen Fragen mit großer Reserve aus zulassen und beschränke sich deshalb daraus, zu bemerken, daß nach den vorliegenden diplomatischen Informationen kein Grund für den Schrecken vorhanden sei, welcher die Zeitungen, w>e dir Börsen Europas ergriffen zu haben scheine. Man betrachte oft die Bezieh ungen der fremden Mächte als kritischer, wie sie i» Wirklichkeit seien und zwar infolge einer gewissen rhetorischen Schärfe, wie sic unter rivalisirenden Journalisten aufzutreten pflege. Er habe keine» Grund anzunebmen, daß. abgesehen von gewissen Zeitungs artikeln. der Friede Europas durch eine unmittelbare Geiahr be droht sei, er tage „unmittelbare" Gefahr, weil schon die Existenz der stets wachsenden Rüstungen eine beständige Gefahr darstelle: es würde jedenfalls sehr vermessen sein, VorcwSiagungcn jetzt aus viele Jahre hinaus machen zu wollen. Salisbury wandte sich alsdann zu einer Darlegung der inneren Fragen. In der letzten Sitzung oerZnckerkvnserenz, welche vier Stunden dauerte, wurde das Protokoll unterzeichnet: die Mehrzahl der Tele- girten machte bei der Unterzeichnung verschiedene Vorbehalte. Die Konferenz vertagte sich alsdann aui unbestnmnte Zeit und dürfte voraussichtlich vor Ap.tl nicht wieder znsammentreteii. Das Unicchnusmiiglied Hoopcr (Parnellit) wurde zu einem Monat Gefängnis ohne Zwangsarbeit verurtbeilt wegen Veröffent lichung von Berichten über verbotene Versammlungen von Zweig- Vereinen der Raiivnalliga. Die Postbehöcde hat beschlossen, daß am Weibnacktstaae in London und den größeren Städten Englands, Wales' und Irlands des Morgens Paaete ausaetragen werden sollen. Auf Schottland, wo noch strengere Ansichten über Sonntagsheiligung herrschen, wird sich düse Verfügung nicht erstrecken. Es ist übrigens das erste Mal. daß in London an einem Sonntage Postsachen bestellt werden. Rußland. Der Ring, den der Parrslavismus um Zar Alexander 111. geschmiedet hat. ist schwer zu zerbrechen. Von oer Gewissenlosigkeit der Panslavistcn ist überhaupt Alles zu erwarten. Was es iür Politiker sind, davon erhält man so recht wieder ein nencs Bild, wenn man im „Hamb. Eorresp." eine Charakteristik eines der gesährlichstcn Hetzer, des Botschafters Mohrenheim, der seine Hand auch nr de» orlcanMischen Fälschungen hatte, liest. Derselbe ist väterlicherseits von deutsch - israelitischer, (!) müttcr- licheisefts von katholisch-polnischer Abstammung und gehört der katholischen Contession an. Seine besondere Gönnerin ist die Zarin. Die Gunst der Kaiserin war jedoch nicht ausschließlich sein Weck. Tie Baronin Mohrenheim, eine geborene Frei!» von Kvrff, hatte sich während der langen Zeit, wo ibr Mann Gesandter in Kopenhagen war, bei der Königin von Dänemark in Gunst zu setzen verstanden. Sie bestürmte so lange die Königin und diese ihre Tochter, die Kaiserin, mit Bitten um Beförderung des angeb lich in St. Petersburg verkannten und zurückgesetzten Barons Mohrenheim, bis Kaiser Alexander 1832 denselben zum Botschafter tu London ernamrie. Es ist bekannt, wie jene Ernennung nnr zu Stande kam, daß man dem Zaren verschwieg, daß Mohrenheim Katholik war. In London gefiel Baron Mohrenheim wenig und erwarb sich bald den Spitznamen „Borenheim". In Paris aftichirte er sich als der Vertreter des frniizoseirfreundlichen Rußland und wußte sein Verhäliniß zu den leitenden Staatsmännern so zu ge, staltcn, daß er nach außen als der vertrauteste Freund der Regie, rung erschien. Eingeweihten war es aber wohl bekannt, daß er noch engere Beziehungen als zu den amtliche» Franzosen einer seits zu den Orlcanisteir, andererseits zu den chauvinistischen Radi kalen unterhielt, namentlich zu den Herren Anatolc de la Forge, Lockroy und Clemenceau und endlich auch zu Boulanger, den er nicht »ur als Kucgsnrinistcr zu Hallen bemüht war. sondern auch in zahlreichen privaten Unterhandlungen mit einflußreichen Partei führern als den in Rußland angenehmsten Candidaten iür die Präsidentenivücde hiirslellre. Zwischen Mohrcnbeim und den krau zösischen Momrcchisteir aber bildet der gemeinsame Klerikalismus das natürliche Bindeglied. Baron Mohrenheim hat viel dazu bei, getragen, daß Prinz Waldemar von Dänemark sich mit der Tachter des Herzogs von Chartres vermahlte. Seit Ansang seiner Carriöie und vis auf die jüngste Zeit bat Mobreuheim sich stets in sehr dcrangirten Verniöaensvcrhältnissen befunden. Namentlich in Kopenhagen war dies der Fall, wo die „Schulden des Herrn Baron eines der beliebtrsten Gesprächsthemata bildeten: aber auch in London konnte er mit Dem, was er von Hause aus besaß und an Gehalt empfing, niemals aiiskommen. Jetzt ist das plötzlich anders geworden. — Der dem Punzen Neuß zugeschriebene Brief an den Prinzen Ferdinand ist bekanntlich zuerst in der „Agence Libre" ver öffentlicht worden. Es steht nun fest, daß Herr v. Mvhrenhctm dem sraiizösischen Minister des Auswärtigen, Herrn Flvureus, jenes Falsifikat mitgetheilt und ihm Copie davon hinterlassen hat. weil dasselbe die ganze Falschheit der deutschen Diplomatie enthülle» sollte. Flourens faßte Mohrenheim dann durch die Veröffent lichung. Daß Mohrenheim an die Echtheit deS Briefes geglaubt hat. darf man doch bei einem Diplomaten nicht annehmen, wenn man ihm nicht ein ihn vernichtendes Armuthszeugniß ausstellen will. So jagt eine unsaubere Handlung die andere und im Grunde ist daS bedauernswerthe Opfer desselben immer nur der — Zar l Der „Reaierunasanz." meldet: Der Student der Universität von Kasan, Alcxejeff, welcher den Inspektor der Universität thätlich beleidigt hatte, rst auf 3 Jahre dem Drsciplinarbataillon überwiesen worden. Die Erregung der Moskauer Studenten übertrug sich aus die Charkowcr Universität, deren Studirende ihren Synipathien für die Moskauer Commilitonen Lust machten. Angeblich mußte» auch in Charkow Kosaken zur Herstellung der Ruhe rcguirirt werden, während zugleich an den Universitäten zu Kiew, Odessa und Kasan ein Gleiches befürchtet wird. Für diele Universitäten ist bereits die Vollmacht cingelanat, sie eventuell sofort zu schließen. Zn Charkow ist dies bereits geschehen. Verschiedene der arrctirlen Studenten wurden den Str-rwataillonen einverleibt. Es scheint in der gelammten sludirenden Jugend zu aähren. Serbien. Als Anfang August König Milan Serbien verließ, spielte er beim Abschiede nichts weniger als die Nolle eines Auto kraten, während das Anstreten des Ministers Ristic, eines ergebe nen Russenireundes. den Eindruck machte, als sei er der Herr in Serbien. Ohne ersichtlichen Zweck machte Milan in Ungarn und Oesterreich Fahrten hin und her. Zwölf Wochen blieb er im Aus lände, und die Versöhnnngsversuche mit der Königin Natalie und sein Widerwille gegen das Geräusch der Wahlen genügen nicht, seine lange Abwesenheit zu erkläre». Die Wahlen waren längst beendet und noch immer dachte der König nicht an die Rückkehr. Man konnte sich der Annahme kaum verschließen, daß er nur nnt lleberwindung daran dachte, daß er fürchtete, in Belgrad an Ein fluß imc der Zweite zu sein. Ader nnr wenig mehr als ein Monat ist vorUbcraegangen, und die Verhältnisse haben sich vollständig geändert. Milan zeigt bent wenig Rücksicht für Herrn Ristic, be weist dagegen dessen Vorgänger und Gegner Garaschanin viel Wohlwollen. Die Vertreter des Volkes empfängt er wie ein mäch tiger Fürst und schulmeistert sie gründlich: ja er droht, wenn sie odec die Minister sich seinem Willen widcrietzen winden. Diese Wandlung erklärt sich aus zwei Ursache». Milan muß nach seiner Rückkehr durchschaut haben, daß Rislic's Stellung gegenüber der Volksvertretung nicht so stark sei, wie er gcsürchiet. baß jener nur mit Mühe die Opposition in der Skupschtina nicdechalte, daß das nno amgevappr waren. a.'ai,eive rani Blumen gelten u. s. w. Und doch sagt trotz seiner Mängel: Ter könnte cs wr wollte. — Wie ruhig schön, wen» auc Feuilleton. Kunst-verein. Die zwei bedeutendsten malerischen mgen rrnter dm Neueingängen sind dre beiden größeren Gemälde: „DaS Mmgenaebet" von Ad. SchtvVttz lB«lm) und „Schlacht bei Großbreren" von Schuster (Dresden). TaH ,Hervor ragende haben sie gemeinsam — sonst nichts, denn nickst nur daß ihr Inhalt, wie schon die Bezeichnung crgiebt, hiinmelweit von einander verschieden ist. auch die Art der Malerei selbst weicht sehr voneinander ab. Während auS dem Schlabitzschen Bilde so etwas von Impressionismus svricht, zeigt das Schustersche Bild die Art der alten Schule. DaS erstgenannte Bild zeigt eine dörfliche Schulstube. am Clavicr sitzt der Lehrer und eine Reihe Schul mädchen singt das Morgcugebet: auf den Hinteren Bänken sieht man einige Jungen geschäftig sich für den Unterricht vorbereiten: aus der anderen Seite stehen zwei Znspätgeknmnreiie. ein.weinendes Mädchen und ein Junge. Das Ganze giebt sich in vollster Natür lichkeit und wirkt plastisch, weil richtige Vertiefung des Zimmers und der nebeneinanderstehenden Kinder lestgehalteir ist. Es ist hier nicht möglich, auf die vielen wvhlgelrurgenen Einzelheiten näher einzugehe», doch ist eben alles Leben, alles — Wahrhaft. Im Cotorit herrscht ein etwas kreidiger Ton vor, das Einzige, was manchem Geschmack nichl recht entsprechen dürste, wenn das auch mehr und inclic Mode wird und eben beim Impressionismus eine Rolle spielt. Das Tchuslecscke Schlachtenbitd zeigt nichts weniger als kreidige Töne; es ist trotz des vorbandcnen Pnlverdampscs, welcher die eine Bildseite »ach dem Hintergrund zu rn solchen Nebel hüllt, daß die Gestalten nur unbestimmt erkennbar sind und trotz des herabsinkenden Abends in kräftigen Tönen gehalten. Die Ev sition der Gefechrsscene ist eure sehr bewegte und sie wirkt und aufregend I — Zwei Perlen der Kleinmalerei hat Qttd (München) gesandt. Das eine Bild wirkt humoristisch. Es einige fette, wollige Schale, die mit der diesen Tigeren eff Verblüfftheit die geschlossene Stalfthüre anbttiken, an die ein Witz bold „Verbotener Eingang" geschrieben hat. Das arrbere zeigt dÄ Innere eines Stalles, in welchem zwei Aviclschimmel müde vor der Krippe stehen. Die Ausführung beider B-tder gewährt die un- aelrübieste Freude. Es ist Miniaturmalerei, was inan da vor sich hat, aber keureSwcgs kleinliche und kraft- und saftlose. Tie Thierc können nicht natürlicher durch de» Pinsel dargcstetlt werden; jede Muskel, ja man möchte sagen icdes Haar und bei dem nntan- acbrachien Geflügel jedes Feverchen ist deutlich erkennbar. Dazu kommt die Frische der Farve, mit der Gebier seine immer aller liebst gruppirten Bilder ausiührt, die bekanntlich auch Freunde ge nug finden. — Eine Blldnißstudie von Wolfrom (Dresden) ist an sprechender wie sein neulich erwähnter weiblicher Studienkopf, aber auch hier wieder diese Scheu vor der Mühe einer soliden Ausfüh rung. Es ist nicht zu leugnen, der erste Blick auf diese Frauen- acstalt wird durch reizvolles Cotorit gefesselt: aber, hat dies die Kraft, uns anzuziehen besessen, so hat es, uns zu haften, nicht die Kraft! Der zweite Bück, gesättigt von dem leichten, noblen Farbenspiele trifft aus mancherlei Falsches und Unklares. Z. B. ist über das Kleid and den scheinbaren Uebcrwnrf der Dame durch aus mchlS Nichtiges zu erfahren: die Falten sind so hart in den Conturcn, daß sie aussehen. als ob sie mit dem Messer grschnitten und ausgepappt wären. Dasselbe kann beinahe auch von den sagt auch dieses Bild wieder, oohl, wenn er nur ernstlich ... ... . auch etwas glatt gemalt, er scheint da der Kopf des jungen „Vcnetinnlschcn Novilr" vom Prof. Haendlcr (Berlin). Hier ist die Schönheit in geordneten Formen gebracht und erfreut harmonisch. — Zwei flott gemalte Aquarellen von A»g. Reinhard (Laschwitz) seien »och erwähnt: „Hohe See" und „Neapolitanische Barlen": derselbe ^Künstler ist noch mit ein-in kleinen Oelbitdchcn, auch „Hohe See" betitelt, vertreten, welches denn aber doch für diese Benennung zu winzig ist. Man kann nicht von einem „Wald" sprechen, wenn man nur ein winziges Gcbüschchen ans dem Walde mall. Helene Noak (Dres den) ist wieder mit einer reizend in Oel ausgcsührien Naturstndie. sogenannte Winden mit üppigem Blatterwerk darstellend, vertreten: auch verdienen vollste Anerkennung ihre zwei „zum Anbeißen" in Pastell gemalte» Fruchtstücke Etwas für Romantiker bat Wfth. Jerwitz (Dresden) in ziemlicher Größe dargestellt: „Des Wilderers Ende . Das Bild lang ungünstig und war bei dem trüben Tageslicht überhaupt nicht recht erkennbar, zumal es selbst ein Nachtvild ist. Zwar scheint der Mond ans das hohe Gcüirgs- plateau und mächtige Fclsgeröll, aber der Maler bat nicht jenen silberhellen, klaren Mondschein gewählt, dessen Licht erhellt und verschönt, sondern den blaugiünen-matten Schimmer. In diesem ungewissen Lichte spielt sich die Scene ab, daß der alte Wilderer, eben von der Kugel des Försters getroffen, sterbend neben einem langen Mann zusammenbncht. Die Ausführung zeigt Talent und Fleiß, wenn sie sich auch nicht zur Größe der Ausgabe selbst erhebt. O- K ff Das letzte Concert des Clavierhumoristen Otto Lam - borg war derart ausverkauft, daß Viele an der Kaffe unver richteter Sache umkehren mutzten. Der große Erfolg hat Herrn Lamborg bestimmt, am Freitag den 6. Januar ein „allerletztes' Concert im Böriensaale zu veranstalten. ff Herr Robert Nhrl, Mitglied des Kgl. Hoftheaters, ist für Thalia-Theater in Hamburg enaagirt worden, ff Pablo de Sarasate wird Amangs Januar, Prof. Aug Wilhelmy Mitte Februar hier concertiren. Beide Geigentürsten haben für ihre Concerte den Gewerbchaussaal in Aussicht ge nommen. ff DaS im vorigen Jahre am hiesigen Residenztbeater mit großem Erfolg aufgesnhrte O. Köhlecsche Weihnachtsmärchen „D i e sieben Raben" dient dem Chemnitzer Stadttheater gegenwärtig als eine seiner anziehendsten Repertoimuimner». ff Das gesteigerte Interesse, welches die ParzrfaKDichtung er fahrt, seitdem Richard Wagner sie zur Grundlage seines gleich namigen Musikdramas gemacht hat, läßt ein soeben erschienenes Werk „Parzifal". nach den Quelle» des Wolfram von Eschen bach und des Christian von Trois. für das deutsche Haus von Emil Engelmann bearbeitet, doppelt willkommen heißen. Das vorliegende tiefsinnige Epos behandelt eingehend die Entstehung und das Wesen der Parzisal - Sage tn leicht verständlicher Weise für den Laien. Gerade diesen wird die leichtsaßliche Form und Abrundung der Engelnrann'scheil Bearbeitung hochwillkommen sein und Auffassung und Begriff vermitteln. Die VerlagShandlung Paul Neff in Stuttgart, hat daS Werk typographisch reich ausge- srattct und mit Facstnules, Lichtdruckbildem. Handschriften rc. ver gehen, die der Erläuterung ganz vortrefflich dienen. ff I» dem „Gartenlaubni"-Vcrlag von Ernst Keils Nachs in Leipzig sind folgende zu Weihnachtsgeschenken bcsmrdcrs passende schön auszestattcte neue Werke erschienen: Hcimburg. „Herzens kii'cil": Werner, „Heimaihklang", Renz, „Nach dem Sinrm". Ferner in neuer AuflageMarlitt, „Amtmanns Magd": „Gvldelse" i20. Auflage): Hcimburg ..Trndchens Herrath": Werner, „Ge prengte Feffcln". Z» besonders herabgesetzte» Preisen ferner: öorn, Bei Friedrich Karl: Weber, Earl Maria von Weber, 3 Bände tati 20 Mk. 8 Mk.). Ans dem Stuttgarter Verlag der Gebrüder !röner (welche bekanntlich Emst Keils Nachfolger sind und die Gartenlaube erworben haben) empfehle» sich namentlich auch folgende Kinderschriften: Jugendgartcn 3. Äd.: Kern. Freuden und Leiden auf offener See; Jul. Ludwig, Im Frühiicht; und „HugdietrichS Brautfahrt" von Wilhelm Hertz mit prächtigen Illustrationen. daS * Bei dem Stamme der Scneca-Jndiancr herrscht ein sehr poetischcr Gebrauch. Wenn ein Mädchen stirbt, so sperre» sic einen mngen Vogel ein, in lange, bis er beginnt zu singen. Dann setzen ie ihn in seinem Käfig aus das Grab der Todtcn. beauftragen ihn »nt Grüßen. Küssen, zärtlichen Worten an die Verstorbene und öffnen daraus die Thür seines Gefängnisses, um ihn ircizulaffen. Wen» er nun sich hoch in die blaue Lust aufschwingt und smtfüegt, v glauben sie, daß er die Flügel nicht eher rasten läßt, d,e Augen nicht früher schließt, als bis er >>n Lande der Geister anlangt, um dort all die Grüße, Küsse und Zärtlichkeiten zu Überbringer!, die man ihm aulgctragen bat. * „Endlich hat der Sadi Carnot a Cabinet g'sunde»". — Muß a schreckliche WohnuncrSnotb in Paris lein." L ^ Dp »
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