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Dresdner Nachrichten : 25.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188103252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-03
- Tag 1881-03-25
-
Monat
1881-03
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.03.1881
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presSei» Ä81. ,u« ',k ^ ,rl«ch 8« 'i"» I«. »n>t«In« Numm. lo v^t. 3V000 SS' »<« -. mol Kl sich «t, Nkdoklt», «IKt «rr»in»NK. 8»ln»l»n.»nn»l,>nc »«»s au»««rt»; dur u. »««>,- «n Ho». . «rrU». v!ie».Set»zi,,»otkl. Ion. gronltuna. M. — NuK. wt«. MIn> ch-n. - W öHü, I^Fit»,Ii>>iÜ»r ck t!«. in Pari«. M»A« in »rriin. S«tpU» Hombuia. granNurt a.V!. »««»« K »«. inyianfturt vureaul d. ..J«»«it»»»< Nnilloie ivrrdk» Marienlirate 11 in» Add«. » Uhr anaenommen. Honnian>dti M>iog>t>Uhr. Ao Neullodi unr o» Nlochrnla^kn- or. Kl o lie i go »e N ^ i> > o Z! ->-h»i. in h r. — Drr Raum kiurr rtiisiialklaku P-liijcUe laueU-Plü-. liuuzljaudi die ijctie iu Pi,c. >1iuc «Loraulie sllr da« niichn käsige itrichcinen der Jnseraie wird nicht gegeben. Aniwiirlige Annonce,'. Auilragc von uni unbelanulcnii,einen uud Perione» uiieilren w>r nurgeg ivr<t»un»>a»b»-,ta>ii>>»« due Beieimarlcn oder Poileui.,.>>,»;»-. Acht Silben kojien I.', Pi»e. Ln I eratc iur Sic Moulago Rniuu! oder nachcincm geUlugcine zciie -0 Pige. 1 »II«I s Varl «vpüwr, Ai r. emptiolllt 8oinv ^Vviukanilluu^ ntit Älttlvillsvkvu ^vin8ludvn. I'iiirll«;!» Illbicl»,! N« ittlurr« l'. l)>lh Tagevkatt für U-titik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Lörsenbericht, Frcn>de»listc KLS-Sick-SS-Si ll IilL§L2in rum Lkuteu Linket ^ ^ IV r. 4, «tu« I 11 1»P« ' II »rtintrnn L M»»IN L7, M i vis-ü-vis ckom livnigi. 8okio8». Xngefangen« u»ll kertios 8tiok«r«Ien unk Oansea8 oto., leinenv L ß Vevkvn >ll»> Vovkenslotrv, «orviv Irunstloi i«etl nungottiiirw, 8tyi- ^ goroolstv Vorrkioiimingkn aut Uauslvinen /.u »v>4ion.8oiniotl,>u, llaixltitilttui, etc. kick llanckai >«-»>. — 7H «vllte »vstortLK. IL.Ivts>^i'^tvtt'o 7-u Lul88Ci8l !^. jd< n. LL--LS---SL «uanoiii. it»>in»t^c,ei»e. IVr 4, «ii»« Z r«z»i»i. Paris. Die Regierung erklärte die Thonison über die lyciangenbaltunti mebrercr (rintievorcncr vi)» Beratluinrt beö Peirlser i'.'tlinlctt'utratbeo, Stdiakda ivllifteri. Der r!>'Ivt>M>vernclir ^lliftcro t^ervu erwic- wobcl ei» Tabclvvotum «eac» te» Poll.lciprälckt beschlösse» dert. bah vle Pcrhirstlinae» weäc» cliier Rebellion ersoliiten. wllrtt, sür Null unb «lchtlii. — 2» tcc K»»»»cr interpelllrte! Älelircrc tec Pcrb.ütctcn „abnicn aiii Blutbac vc» Biokra >in 2,ihre >^44 tbetl. Nizza. Lbeaterbrand. Bisher wurde» «>:! lroLtc auö tc» rrunimcr» äczbgcn. Die Ätcistcn wäre» a»ö Nizza u»d andere» italienische» Drie». Nr. 84. Witterung vom S>. März: varomeler nach vttar Biilold, Wallsiraßc iv.IAbd? NN.> röuMili.. ieitgestern i5>Mi». geiallen. Tbermomctogr. ». Sieanm.: lu o Aj , u„d>. Te»>>>. >o K'.. höchste Teinp. N " Ä. Sild Süd West Wind. Rrdelll. Aussichten für de» 2.',. März: Vorwiegend trübe, regnerisch, mild, später wieder kälter. Freitag, LS. Mär;. A houneme » t. Die geehrten auswärtigen Leser der „Dresdner Nachrichten" bitten wir das Abonnement für daö zweite Quartal l881 baldigst erneuern zu wollen, damit wir d>e Nummern ohne Unterbrechung weiter liefern können. Sämmtlichc Postanstalten des deutschen Reichs und Aus landes nehmen Bestellungen aus unser Blatt an In Dresden abonnirt man nncl Bringerlohn- vierteljährlich mit 2 Mark 50 Pfg., bei den kaiserlichen Postanstalten in Sachsen mit 2 Mark 75 Pfg Vxpedttion der Dresdner Nachrichten, Marienstr. I». LcrauiworUichcr Redatccur istr Patitisches vr. Emil Bicrch >» Drc-tlln <»anz unerwartet bricht ein Konflikt zwlsctien Ncichokanzlcr nno Reiel'Stag auö. Wer hat über die Bewilligung der Kosten zu entscheiden, die derZollanschluh von Altona an te» Zollverein verursacht? Ter Bundeorat» allein oder auch der Reichstag mit? Der Gegensatz erhitzt sich zu einem solchen Siedegrade, dah Fürst Biomarck lieber den Rcichotag :r und mehrmal auslöse» will, alö ihm das Recht zugegeben, auch seinerseits über die Koste» zu entscheiden, die der Ginlritt blöder ausgeschlossener Gebietstheile in den Zollverein verursacht. BiSmarrk meint nämlich: anher dem neuen deutsche» Reiche giebt cö noch eine» alten Zollverein und beide decke» sich nicht vollständig; der Reichstag bat in die Geschälte des Zollvereins Nichts hinciiu Zureden; bei dem (Nntrilt kleinerer Hambnrgisciccr Gebictstbeilc in den Zollverein >8<>8 hat der Reichstag auch nicht mitgewirkt und der Blindcöratb allein über die Kosten beiunken. Umgekehrt meinen sämmtiiche Parteien deö Reichstags mit Ausnahme der Konservativen: alle Ausgaben des Reichs untctllegen der Ge nehmigung der Volksvertretung, oiM auch die dev Zollmischlusscc von Altona. Fragt inan zunächst: warm» wirst denn Biömarct aut einmal eine solche Venassungssragc aus. die leicht zu einer Auflösung des Reichstags führen kann? so kann man aus sehr verschiedene Antworten kommen. Die Höbe der Gcldkoste», die der Eintritt Altonas in den Zollverein verursacht, kann cö kaum sein, die Aiöinarck der Kcnntnihnal'inc des Reichstags entziehen will. Niedrig sind diese Kosten gewlh nicht. Noch viel mehr Millionen aber wird dereinst der völlige Eintritt der Hansestädte verursache», da dann das Reich für die Beschasiung riesiger Entiepots mit anszukommcn bat, in denen ausländische Waarc» zollfrei lagern. Der Rani» für solche Entrepolö findet sich in Hamburg nur aus dem ihcuerstcn Baugrund, wo seder Quadrat meler gleichsam mir Gold gepflastert werte» muh. Es handelt sich also keineswegs um eine» Pappenstiel, worüber Biömarck dem Reichstag keine Gewalt cinräumcn will. Wir meinen jedoch, falls die Hansestädte zur Aushebung ihrer Freihäienstcllung und zum Eintritt in den Zollverein bereit sind, würde der Reichstag mit tausend Freuden jedes Opfer bringen, welche diese für das Ge reihen desGejammivaterlandes wichtige Masjregcl verursacht. Nein l Eher könnte man mutl'inatzc», Bismarck sei ein Konflikt mit dem Reichstage über die Auslegung der Verfassung gar nicht so un angenehm, da sich ihm damit eine gefällige Handhabe zur 'Aus lösung deö Reichstags bietet. Zusagender wäre ihm gewiß dieser Anlaß, alö >vcnn cö wegen 'Ablehnung der verschiedenen kost liehen Steuern zu einer Auslösung und zu Ausschreibung von Neuwahlen käme; oder wenn daö UnfallvcrsichcrnngSgesctz dazu Anlaß böte. 'Auf daö hohe Roß der Verfassnngöiragc setzen wir »nS bei diesem Streitfälle nicht. Dem Reichstage wird cö Niemand verargen, wenn er sein Bische» Budgetrccht nach Möglichkeit vor Beeinträchtigung schützt oder aus dessen Erweiterung auögebt- Aber einen recht volkßthüinlichen Gebrauch von seinen Vcr- fassungs- und Bürgerrechte» hat kein Reichstag biöber zu machen verstanden. Der preußische Landtag, von den Landtagen der echt verfassungsmäßig regierte» anderen Bundesstaaten ganz zu geschweige», ist ein welk besserer Hort der Volksrcchte gewesen als der Reichstag blöder war. Im Gegenthcil haben die Reichs tage manche wohlvcrbricite Rechte der Einzelstaatcn durchlöchert. Also um die Rechte dieses seiner Entstehung und Grundströmung nach zum Einheitsstaat drängenden Reichstags erhitzen wir in Sachsen unö keineswegs. Anders läge die Frage, wenn der Reichstag durch organische Einrichtungen in seiner Zusammen setzung die Bürgschaft böte, daß er die Interessen und Rechte der Einzelstaaten zu schirmen vermöchte. Dann würde in Sachsen die lebhafte Theilnahme kür daö Recht deö Reichstags erwachen und sich stürmisch melden. Nimmt man noch dazu, daß dieser Verfassungsstrcit als Ausgangspunkt den Eintritt der Freihäfen in den Zollverein hat, der Reichstag aber leicht dieses hohe pa triotische Unternehmen hlntertrciben kann, so rechtfertigt sich eine recht kühle Betrachtung dieses Streites umsomehr. Kommt eö zum Konflikte zwischen Kanzler und Reichstag, so trägt einzig daS Eentrum dabei die Schuld. Die Opposition deS EentrumS gerade in dieser Frage Ist ausfällig, da der Kirchen- konflikt dem Erlöschen nahe ist. Wir verstehen die Haltung deö EcntruinS hier umsoweniger, alö diese Partei sonst die beredtsten Schützer der Interessen der Einzelstaatcn stellt. So erhebt daö Eentrum auch gegen daö Tabaksmonopol energischen Einspruch. Die „Germania" erklärt, der Reichskanzler sei sehr unzuverlässig orientirt, wenn er bezüglich deö Tabakmonopolö Hoffnungen aus das Eentrum setze. „Die Verhandlungen über diese Frage", schreibt sie. „sollten thn zur Genüge erkennen lasten, daß raS Eentrum daö Monopol R« wlrlbschasnich und politisch unzulässig wiederholt durch den Mund seiner Redner abgewicse» hat. Diese wlrthschaitlichen > Bedenken sind bis jetzt ebenso wenig widerlegt, wie die politischen.! 'Wenn aber waö wir bezweifeln — der Reichskanzler glauben sollte, durch Konzessionen »n „Kulturkämpfe" die Stimmen des Ecntrunis für daö Monopol zu gewinne», so würde ihn eine Probe überzeuge», daß das Eentrum »ach wie vor jede Schacher- Politik perborreözirt und die Güte seiner Sache nicht durch Transaktione» von zweifelhaftem Werthe zu schädigen gewillt Ist." Daö ist Schorlcmer'ö Stimme, wie wir sic auch früher schon in Trier und an anderen Orten gehört haben. Die Größe des Sieges, den Gambetta abermals und zwar in der Frage deö Wahlgesetzes davongetrage», tritt um so mehr hervor,wennma» weiß, daß dasLand selbst die größtcGleichglltigkeit bezüglich der Abänderung des Wahlgesetzes zeigt. Wenn die Ganibettistcn Immer von der Ungerechtigkeit predigen, daß ein kleiner Wahlkreis mit l4,<)»«> Eingesessenen fBarcelloueltcl so gut einen'Abgeordneten wählen darf, wie ein Stadtviertel von Paris mit 200,»M Einwohnern, daß man daher nur ganzen Departe ments die Wahl von Gruppen anvcrtranen müsse, so hindert doch Nicmand die Republik, diese Ungleichmäßigkeit durch richtigere Abgrenzung der Wahlkreise zu beseitigen. Gambctta's Einfluß reichte hin, diese Frage zu einer Staatsaktion aufzu- bausche», de» Widerspruch der Minister gegen die Gruppenwayl zu ersticken und sogar dem Präsidenten Grövy Gewalt anzuthun, seine gcgenthcHIge 'Ansicht zu unterdrücken. Gambetta muß triftige Gründe haben, die Situation so ans'S Acußerste zu treiben. Merkte er, daß daö Land seine sriedensstörerische Politik satt zu bekommen ansange? Er hat eö eilig, seine künftige Präsident» schalt der Republik anzubabncn, indem er das PlcbiScit und im weitere» Verlause seine» Staatsstreich vorbereitet. Nach dem von Gambetta so stürmisch begehrten Gruppenwahlsystcm wird sein 'Name aus den Wahlliste» von 20—:lO Departements an der Spitze stebcn und siegen. Solche Wahlen nehmen nur allzulcicht den Eharatter eines PicbiScitS zu Gunsten etwa eines siegreichen Generals oder sonst irgend einer blendenden Persönlichkeit an. Auf diesen Einwand antwortete Gambetla'S Blatt, die „Rep. Fr.": „Man verleumde Frankreich, wenn man Ihm zutrane, daß eö nach den bitteren Erfahrungen, die cö gemacht, sich so leicht wieder einem Tvranncn in die Arme werfen könnte und cö sei auch eine Ver kennung der elementarsten Gesetze des politischen Lebens,zu glauben, daß ein Staatsstreich sich von heute aus morgen improvisiro» lasse." Ein gegnerisches Blatt, „Der Friede", erwiedcrte: „Gewiß, man lmprovlsirt nicht cinenStaatöslreich, sonder» man muß ihn erst vorborcite»; aber gerade eine ganz vorzüg Ilcho Vorbereitung für einen Staatsstreich ist cs, wenn eine ans irgend weichem Grunde angesehene Persönlichkeit in de» Wahlen plötzlichvon 20,:lOot.4> »Departements aus dcnSchild gehoben wird." 'Aus diesen Einwand, der de» Nagel aus de» Kopf trifft, hat die „Rep. Fr." nicht geantwortet. Wenn diejenigen Minister, die aus Grövv'S Seile sieben, trotzdem jetzt »och nicht vor dem Sieger Gambetta die Waffen strecke», also namentlich der Premierminister Fcrrv, so nngcn sic sich wohl auch mit der nossnung, bald eine günstigere Gelegenheit zu rinde», wo sie ihre Rechnung mit Gambetta abmachen können und schließlich werten sie meinen, jkie Interessen des Landes gegenüber Gambetta, insbesondere während der nächsten Wahlen, besser wahre» zn können, wenn sie das Staalsrndee in den Händen bcbalten, als wenn sie die Flinte ins Kor» wcncn. Wir wünschen ihnen aufrichtig, aber nicht sehr zuversichtlich, daß sie sich nicht täuschen möchten. Haben die Engländer ei» Glück! Laste» sich die g»t- »inthlgen Boerü von ihnen bctoviseln, gerate jetzt Friede» z» schließe» und unter solchen ungünstigen Bedingungen! Die Boers erkenne» die Oberherrlichkcit der Königin von England an, lassen eine» svionirenten englischen Gesandten in der Einstigen Hauptstavt von Transvaal zu und treten ihren mächtigen Feinden sogar einen Landstrciien ab. der ibr Gebiet nunmehr völlig von ciigllichcm umrahmt sein läßt. 'Außerdem müssen sie ihr slcggekröntcs Heer sofort entlassen. Arme Boern l Die Heuchelei, mit der die Briten thun, alö verführen sie noch mit besonderer Milde gegen ihre Besieger, werden die Boern erst in ihrer pvramivalen Größe zu kosten bekomme», wenn die Engländer in Slidostairlka wafscnstark genug sein werden, in» sich über alle letzt elngegangenen Verpflichtungen hinwegzusetzen. Neueste Telegramme ver „Dresdner Na»r." v 24. März. Berii n. Reichstag. Der Präsident Geilt ein Kaiser liches Dankschreiben au» die Glück- und Segenswünsche mit, welche daö Präsidium deö Reichstags dem Kaiser zu dessen Ge burtstage übermittelte. Daö Schreiben schließt: „Möge Gott auch icrncr Deutschland in seinen allmächtigen Schutz nehmen". Die Beratbnng über die Frage, ob die Kosten des Zollanschlusses von 'Altona von der Genehmigung des Reichstages abhängig sind oder nicht, wirb fortgesetzt. v.Kardorff erklärt die Mlttl'eilung der „Nat.-Ztg." über seine Unterredung mit Bismarck bedürfe einiger maßen der Berichtigung. Lasker: Seit 10 Jahren hat den Reichstag vom Stanvpunkt bcSVersassnngSwesenö keine wichtigere Frage beschäftigt alö viele, v. Kardorfs will, wir sollen warten; inzwlschen wird aber der Reichskanzler die Politik auögeiübrt haben, die er angckündlgt hat. Ein Zollvcrband neben dem Bundesstaate belicht nicht. Wir werden behandelt wie ein Staat zum andern; alle Mittel der Diplomatie werken gegen unv In Scene geletzt. Wlr wollen aber nickt so behandelt werten. Daö deutsche Volk muß eine ethische Stärke mit in die Zukunit nehmen, in die Zukunft, in welcher uns der feste Wille des Reichskanzlers nicht mehr zur Seite steht. Darum müssen wir festhalten an unseren verfassungsmäßigen Rechten, v. Hell- dori-Bedra beantragt: zu erwarten, baß ein versastungö- inäßlgcS Zusammenwirken von BundeSratb und Reichs tag auch betreffs des Aufwandes für vle bestehenden Haupt« Zollämter zur Durchführung gelange. Ta der Buntesratl) noch gar nicht Stellung genommen, so halte man hier nur eine» staatsrechtlichen Monolog. Finanzministei Bitter: ES wird nicht behauptet, baß neben dem Reiche ein Zoll- verband bestehe; derZollverdand beruht aili derNcichbvcrsastung. Die Hauptzollämtcr sind nicht ReickSämter, sondern Aemter der Interessenten des Zollverbandes. Die hier in Frage koinmenten 'Aemter stehen unter dem preußischen Finanzminister, der hierzu nicht von RelchSwcgen, sondern vom König von Preußen den Auftrag erhalten habe. Ein Versassungö Konflikt liegt nicht vor, sondern nur eine verschiedene Auffassung. Hänel: Die Ein nahmen und 'Ausgaben der Hanptzollämte? lind RelchS-Eimiah- l men und Relchö-Ausgaben. Die bctr. Beamten bat der Bnndcö- rath selbst für Rcichövcamle erklärt, der Buntesrath hat in einer ausdrücklichen Entscheidung selbst erklärt, daß die Beamten aus Reichökanen bezahlt würden. Ick muß beklagen, daß der Herr Schatzsckretär nicht die nötblge Offenheit bewiese», daß er uns nickt die Stellungnahme des Bniideöratüs zn dieser Frage mitgetheilt hat. Diele „Enthüllung" Hancl ö rief eine »roßc Bewegung hervor. StaatssekretärOr.v.Schelling: JenerAus- schußbericht sagt, daß die bcir. Beamte» Landesbeamlc in kom missarischem Dienste deö Reiches sind Or. Windthorst: Ei» Vcrsassungökonflikt liege noch nicht vor und sei auch nickt notl - wendig. Wir übe» seit 8 Iabren ein Reckt auö; will man nutz dasselbe entziehen, so muß n»S die Nothwcndigkelt hicriür klar gelcgt werken. Ich stimme iür den Antrag der Kommission. Den Antrag v. Helltorf verstehe er nicht; cS handle sich ja nicht nur um die Kosten für die Haiiptzollämter. v. Kartorn zieht seinen Antrag zurück, nachdem bie Debatte daö Novum gebracht, daß der Bundeörath bereits Stellung gcnommc». v. Helldorl wird von seinen Freunden gedrängt, dasselbe zu thn», alö er sich end lich dazu entschließt, ist eö bereits zu spät, Lein 'Antrag wird mit läti gegen 58 tdeiUsch-conservalivet Stimmen abgclcbnt, der Antrag der Kommlitivn dagegen mit I8:r gegen 45 Stim men angenommen; nur die Dentick-Eonserbativen stimme» in Ihrer großen Mehrheit dagegen; sechs enthalten sich der Abstim mung. In fortgesetzter Berathung über die Zölle spricht Or. Rcntzsch über bie günstigen Schutzzoiiwirknngen und weist nach, daß die Steigerung deö Erporiö nicht lediglich auf die Beiscruiig der Wirthschaftsverhältnisse in Amerika zurückzuiührcn sei. Günther- Sachsen entgegnet Richter-Hagen, daß die Branntweinbrennerei keineswegs vor Besteuerung gesichert lei; sie sei mehr noch als der Tabak der Beunruhigung auögeicüt. Er würde mit der Erböbung der Branntweinsteuer gern einverstanden sein und sich ircucn. wenn dadurch dem unmäßigen Genuß von Branutwein c»t- gegengetreten würde; aber bie Steuer dürfe nicht aus den Pro- ducenten lasten. «Aba! links.) Warum will man denn ein ein zelnes Gewerbe heranönebmen und dasselbe allein mit einer be sonderen Steuer belegen l Eine Erhöhung der Brannt weinsteuer würde den Ertrag der Landwtrlhsckatt sckmä- lern, den Grundwerts) verabbiücken. Richter bcschättigc sich jetzt lebhaft mir den Wahlen und sage, man müsse znin Tabakömonopol Stellung nehmen. Via» möge dazu stehen wie man wolle - er kRcdncrl sei Gegner desselben — jedcnWSmüsse man zugcbcn, daß nicht bloö gewichtige Gründe dagegen, sondern auch gewichtige Gründe dafür spreche». Die deutsche Land- wirthschast wolle nicht bevorzugt, aber auch nicht zurück- gesetzt sein. Witte-Mecklenburg will dagegen Fabrikatstcuer; die jetzige Besteuerung komme ausschließlich den Großgrnndbc- sitzer» z» Gute. Gras von Stollberg-'Wernigcrode-Raitenburg schließt sich den Güntber'schen AiiSiühlnngcn an. Sonncinanii schließt auö den letzte» Vorgängen ans de» Rückgang der Aera Stumm-Kardorfs (Reichs-Partei' und diu Anbruch bcr Aera Mirbach tWirthschaitö-Reformer). 'Abgeordneter von Mirbach bedauert, daß sein bekannter 'Briet, waS nur durch einen Schurkenstreich habe geschehe» könne», durch Indis kretion i» die Peene gekommen sei. Auer beklagte sich, daß die bäuerische Poslbehörbe einen von chm auigegcbcnc» Brief zurück- behalte» habe. Geb. Postrath Fischer: Das sei Sache der baye rische» Postverwaltung. Bebel: Die Posibehördcn gäben sich zn lehr a!S Handlanger der Polizei her. Der Etat wird erledigt, daö Anleihe- und daö EtakSgesctz angenommen. — Nächste Sitzung Sonnabend (Innungögeletz). Berlin. Der „Rcichöanzeiger" enthält eine» Erlaß dcS Kaisers an den Nclchökanzlcr, worin er der treuen Theilnahme gedenkt, mit welcher dessen Gehnrtsiest durch Gemeinden und Korporationen, Vereine» und Fcstgcnossenschaste» durch Spen dung von Blumen und sonstige» Widmungen gekackt worden sei. Die Königin Carola verehrte der OiflzierSmessc der ihren Namen tragenden kaiserlichen Eorvcttc ihre Marmordnste. - Der Kaiser äußerte sich bei dem Empiang deö Glückwunschtelegramms des Zaren: „Von Neuem beweise der Kaiser die alte herzige Treue unv Freunbichast, das thut wohl". Nizza. Am Mittwoch Abend brach bei Beginn der Vor stellung der Oper „Lucia" im Italienischen Opcnihausc Feuer auö, welches trotz aller Anstrengungen mehr gelöscht werben konnte. Daö Theater brannte nieder. Plan glaubt, daß gegen 100 Personen bei dem Brande ums Leben gekommen sind. Der Brand entstand durch eine Gasexplosion. Die vollkommene Dunkelheit im Theater riet allgemeine Bestürzung hervor. Aiö Morgens .1 Uhr waren 59 Leichen hervorgcschafst. Die 'Ver unglückten gehören meist der arbeitenden Klasse an. Dic Orchcstcr- logen und die ersten Logen waren meist noch leer. Zwei Familien von 5 und:l Personen sind umgekommen. Gegen 10 Ubr war daS Feuer bewältigt. Für die Hinterbliebenen sind Saninilungcn eröffnet worden. Petersburg. Zum Attentatsprozeß sind 62 Zeugen ge laden. Russakofs ist unmündig unv kann nach dem Gesetz nicht hlngcrlcktet werden. Berliner Börse. Die freundliche Mihsiognomle von gestern übertrug sich auch aus heute. Daö Geschält war lebhait. die Eourse machten weitere Fortschritte nach oben. Die Depesche deö „Stan dard" bezüglich der türkisch-griechischen rief am Schluß allerdings eine größere Abschwächung hervor. Kredit schlossen gegen gestern unverändert, Franzosen 8, Lombarven ll'/r Mk. vestcr. Für Bahnen gute Meinung unv Besserungen. Oesterr. Prioritäten seit, aber still. Banken ruhig aber theilweife besser, so Dresdner Bank, Leipziger Kredit und Chemnitzer Bankverein. Deutsche Fondv behauptet; von fremden Rumänicr t-h 1 Proc.) bevor zugt. Bergwerke bester beachtet und steigend Industrien viel fach höher, so Zilnincrmann, Soibrig Lokales und Sächsisches. — Der Generaiadlutant Sr. Malestät dcS Königs. General leutnant v. Earlowltz. ist am Montag in Petersburg von Sc. Majestät dem Kaller von Rußland in be s o n d e re r Ä u d t cnz cinpfangen worden und hat daö Kondolenzschreiben König Al- bert'ö in die Hände des Zaren nlctergclcgt. Der König!. Adiutant Odcrstiicutenant v. Mlnckwt Ist bei seinem Sturze so wenig beschädigt worden, daß er bereit! an selbem Tage scincn Dienst in voller Ausdehnung versah. — Daö Ofnzicrcorps deö SchützenregimentS wird da- Schei den seines »iS Gencralmasoc nach Leipzig versetzten Obersten von ricdirschky nicht ohne besonderen feierlichen Akt vorüber- gehen lasten. In gut unterrichteten Kreisen spricht man davon. daß der Flügeladstitant Sr. MaleNSt dcS Königs, OberNIieutcnam von Minckwltz. an Stelle deö nach Leipzig überstedelnven Oberst von Tschirschku, mit der Führung des Schktzenre«t«enl» Nr. W8 bktraut-werden oll.
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