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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050708022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905070802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905070802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-08
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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An Iü»diau»«e» aut der Lrivalieiie Zeile Ls Pta : die rivaiiiae Zeile aut Leu teit, so Pta. al« Linaeiandt Zeile « Pta Sn P»»«ee» »ach San», und Seier«,,«» r tvalii,e Tcuud.eüe so Pia., aus Piivaiieite « Pt,.. Ltvaiitae Zeit« aut Lertleite und al« Linaetandt so Ps,. «utwäriiaeAut- traae nur aeaen Vorantdeiadluna. veieablätter werden mu w Ls» berechnet. Sernlvrechanlchlud; ««t I «r. ll und ««. r»»«. kosvnstrass« IV«. I«? ' OsSS(l!k1Sl' /iLLUMU!ÄlOI'6k1-W6^I<6 tz'eruspreekvr 445» es. m. v. n «ep»r»tu, «l» vael »U«r M» 18^ Neueste Drahtberichte. Hofnachrichten. Das neue Stadtverordneteinvahlrecht, Teuerung des Schlachtviehs. > volrgrl. Gerichtsverhandlungen. Revolution in Rußland. Sängerfahrt der „Liedertafel". Berliner Lebe». I dvllrltlllkrlll, o« chHllll Re»este Drahtmeldungeu vom 7. Juli. Marokko. Paris. Die heutige Unterredung Rouvicrs mit dem deutsche» Botschafter Fürsten Rodvltn erstreckte sich auf die endgültig« Form, die den Mitteilungen gegeben werden soll, die zu der Zeit ausgetauscht werden, wo Frankreich den Beitritt zur Marokko-Konferenz vollziehen wird. Rouvier und Fürst Radolit» werden in allernächster Zeit wieder eine Besprechung haben. In offiziellen Kreisen wird erklärt, daß wiederum ein Schritt mehr zum Einvernehmen gemacht sei. Es bleibe nur übrig, den endgültigen Wortlaut der Schriftstücke festzustellen, die oaS Uebereinkommcn sestsetzen, dessen Grundzüge jetzt schon endgültig sestgelegt sind. Voraussichtlich wird die nächste Zu- iammenkunft Rouviers mit dem Fürsten Radolin am Sonn abend stattfinden. Paris. Jaurös schreibt über den gestern abend be- kannt gegebenen Erlaß des Reichskanzlers Fürsten Bülow an den Fürsten Radolin in der „Hunianitä" u. a.: Der Zwischenfall wird in nichts unsere Anschauungen über die Be» ziehungen Frankreicl>s zu Deutschland ändern. Wenn wir seil Jahren verlangten, daß zwischen beiden Ländern zunächst die Spannung aufyöre und eine Annäherung, sowie ein dauer- Hafter, fester Frieden einlrete, vermuteten wir nicht eine Minute lang, daß die deutsche Regierung mit dem Sozialismus paktieren könnte. Aber wir sprechen damit die Ueberzeuming aus, daß das Einvernehmen Frankreichs mit Deutschland für den Welt frieden notwendig ist und die Demokratie und das Proletariat nur in diesem Frieden sich entwickeln können. Das ist nach wie vor unsere tieffte Ueberzeuguiig und die Richt schnur unserer Politik. Der Reichskanzler hat mich nicht als fran zösischen Bürger, sondern als Sozialisten und Kampfgenossen der deutschen Sozialdemokratie von den deutschen Versammlungen scrngehalten. Der Zwischenfall wird deshalb die Friedensstiftung nicht verhindern, die zwischen beiden Ländern sich vollzieht und wozu di« Sozialisten unaufhörlich beitragen werden. Uuwetternachrichteu. Thorn. Auf dem Gute Treuhansen im Kreise Briefen riß gestern^ wie die „Thorner Presse" meldet, ein Wirbel st urm eine» Ltall nieder, wobei drei Arbeiter getötet und zwei lebens gefährlich verletzt wurden. Paris. Als in Chälons für Marne daS lenkbar« Luftschiff svergl. unter „Vermischtes") mit Hilfe von Sol daten, die zu diesem Zwecke in die Gondel gestiegen waren, sestgemacht wurde, brach ein Unwetter loS. Der Ballon zerbrach die Taue und scheiterte an den Bäumen, wobei er vollständig ausgerissen wurde. Die in Unordnung geratene Maschine mit Soldaten wurde auf den Boden geschleudert, doch erlitten diese nur Quetschungen. Paris. Tie Deputierten der Departements Aisne und Ardennes brachten in der Kammer einen Antrag beim Acker- bauministcr ein, einen Kredit von l'/s Millionen Francs zu be willigen, um den Opfern des vor einigen Tagen über dieser Gegend niedergegangenen Wirbelsturmes Hilfe zu leisten. Der dort vom Sturme angerichtete Schaden wird auf etwa 10 Millionen Francs angegeben. Newyork. <Priv.-Tel.) Ein Wirbel st urm von un geheurer Kraft richtete großen Schaden in der Grafschaft Mon- tague im Staate Texas an. 60 Personen wurden getötet und viele Hundert verwundet. Die diesjährigen Ernten wurden vernichtet. Nach dem Sturme litten die Einwohner unter außer gewöhnlicher Kälte. Zur Lage in Rustlaud. verlassen habe, um sich den Meuterern auf dem „Potemkin" anzuschließen. Jeodosia. „Potemkin" hat einenalischeSKoh- lenschifs auslaufen lassen und ist dann selbst in See gegangen. Ko n sta n t i n op e l. Die Angelegenheit „Potemkin" verursacht hier eine ununterbrochene Erregung. Die Ver bindung mit Odessa ist ganz gestört. Ein russischer Dampfer, der nach Syrien gehen sollte, kehrte nach Odessa zurück, da die Mannschaft um ihre Familien beunruhigt ist. Wiederholt tauchen Gerüchte auf. daß der „Potemkin" in der Nähe des Bosporus gesehen worden sei. Man befürchtet, daß der „Potemkin" von den Kohlenbergwerken von Heraklea Kohlenabgabe erzwingt. Ueber die völkerrechtliche und scerecht- liche Behandlung der Meuterer ist hier kein Zweifel, nachdem die russische Regierung die Besatzung für Rebellen erklärte. Das Kanonenboot „Smetiinery", das den „Potemkin" verfolgt, be reitete die russischen Stationsschisfe aus das Erscheinen des „Potemkin" vor. Die Meldung, daß das österreichisch-unga rische Stationsschiff „Tonus" im Zusammenhänge mit der „Potemkin"-Angelegnheit Konstantinopel verließ, ist falsch. Tschernigow. Die Stadtvertretung hat dem Minister des Innern Mitteilung gemacht über schwere Vergehen, die sich Kosaken und Polizei der Bevölkerung gegenüber hätten zu schulden kommen lassen, und den Gouverneur gebeten, die Kosaken ahzuberufen. Die Vertreter der Stadt hatten sich zur Bildung einer Bürgerwehr bereit erklärt. Als sie de» Sitzungssaal ver ließen, wurden sie von Kosaken angegriffen. Diese verwundeten von ihnen, sowie aus dem Publikuni, mehrere Personen. Die Kosaken versammelten sich sodann aus Anregung der Polizei vor dem Stadthanse und luden ihre Karabiner, um auf die Menge zu feuern. Nur dank dem Einschreiten des Bürgermeisters beim Polizeimeister konnte ein Blutvergießen verhütet werden. Wien. sPriv.-Tel.) Der berühmte Kliniker Professor Nothnagel ist heute früh im Alter von 64 Jahren ge storben. Brig. sPriv.-Tel.) Letzte Nacht wurde Tunnel II des Simplons durchgeschlagen. Athen. Der Ministerpräsident Ralli gab in der Kammer die Bildung des neuen Mi» isteriunis bekannt und feierte die Taten Delyannis', dessen Politik er unter Hürzufi'igung einiger Reformen smMchren ,verde. Die allsscheidenden Minister fetzten die Gründe auseinander, die sie zur Trennung von Nalli genötigt hätten. Hierauf stellte der Ministerpräsident die Vertrauensfrage, die ihm »nt 1l3 gegen 77 Stimmen zugebilligt wurde. 30 Abge ordnete waren abwesend. Da die Abstimmung günstig ausstel, wird anscheinend eine neue Krise vermieden werden. Ottawa. Finnnzminister Fielding führte im Budgetbericht folgendes aus: Es sei die Absicht der Regierung, bei der Revision des Zolltarifs die Meistbegünstigung Englands gegenüber allen anderen Staaten Vvrzunehmen, d. h. einen Minimaltarif den Staaten gegenüber zu schassen, die den Handel mit Canada be günstigen, und einen Maximaltnrif für diejenigen, bei denen die Tansgcsetzgebung eine solche Begünstigung ausschlicßt. Er bringt einen Zoll von 60 Zentinies für je 100 Pfund ausgedroschene» Hafer in Vorschlag. Ferner soll der Zoll auf trockenes Bleiweiß um 30 Prozent, der aus mit Lei abaerrebenes um 35 Prozent ver mehrt werden. Eine geringfügige Aenderung soll beim Zoll auf Zement durch Auferlegung emes Zolles sä valarom von 25 Prozent herbeigesührt werden, um so den amerikanischen Zement mit dem englischen und festländischen gleich zu stellen. Die Zollfreiheit für Maschinen zur Herstellung von Rübenzucker und für Maschinen und Geräte für Goldwäschereien soll noch ei» weiteres Jahr fort- bestchen. Ein besonderes Zugeständnis wird den Weinen ans de» afrikanischen Kolonien dadurch gemacht, daß bei ihnen bis zu 40 Prozent Spiritus für zulässig erklärt wird; der daraus lastende Zoll beträgt 25 Prozent per Gallone. London. lPriv.-Tel.) Aus Odessa wird gemeldet, daß der „Potemkin" während der Nacht die Stadt Feodosia heftig bombardiert habe. Der größte Teil der Stadt stehe rn Flammen. Die Soldaten der Garnison in Feodosia hätten die Gelegenheit ergriffen, um zu plündern, — Ferner wird be- richtet, daß noch ein Torpedoboot den Hasen von Sebaslopol OertlicheS ««» SiichsischeS. Dresden, 7 Juli. —* Se. Majestät der König nahm gestern abend am Souper bei Ihrer König!. Hoheit Prinzessin Mathilde in »osterwitz teil. Er übernachtete von gestern zu heute im König! schloß zu Pillnitz und unternahm von dort aus gestern obend und heute früh Pürschgängc aus Nehhöcke, Heute vormittag kam der König zu Pferde ins Residcnzschloß, nahm hier militärische Meldungen entgegen und empsing die Herren Staalsminister und den König!. Kabinettssekretär zu Vorträgen. —* Das Tageblatt für Nord-China schreibt unter dem 27. Mai aus Tientsin: Aus Anlaß des Geburtstages Sr. Majestät des Königs Fri ed r i ch A ugust von Sachsen batte der stell vertretende kaiserliche Kvniul Herr Vizekonsul Dr. Wendschuch, der von Geburt Sachse ist und einem sächsischen Grenadier-Regiment als Reserve-Offizier augebört, am 25. d. M. mittags die zur Zeit hier aiiwcieudeu sächsische» Offiziere der Bcsatzungsbrigade, sowie die sächsischen Residente» Tientsins zu einem Festessen um sich versammelt Auch der Brigade-Kommandeur Herr Generalmaior Petzcl hatte einer Einladung hierzu Folge geleistet. Auf ein bei dieser Gelegenheit a» Se. Majestät König Friedrich August ab gesandtes Glückwunsch-Telegramm ist, wie wir hören, ein huld volles Danklelegraiiiiii des Königs eingetrofsen. Die sächsische» Mannschaften der Besatznngsbriaade begingen den Geburtstag ibres Laudeshcrrii am Abend festlich im Genesungsheim durch eine Reihe wohlgeluiigener musikalischer und theatralischer Auffüh rungen, zu dcueu sich eine große Anzahl von Freunden und Be kannte» der „Gemütlichen Sachsen" eiilgefunden hatte. —* Die Meldung sächsischer und nichtsächsischer Blätter daß der Großherzog von Toskana seinen früheren Obersthos- meister Freiherr» Silvatici zum Ehrenkavalier für die Grosi » Montignoso bestimmt habe, wird uns von zuständiger Seile als vollständig erfunden bezeichnet. —* Der Oberlehrer Dr. Heinrich Heyden an der Fürstcn- »nd Landesschule i» Meißen hat den Titel und Rang als Pro fessor in der 1. Klaffe der Hosrangordiiiliig erhalten. —* Der Dank der englischen Gäste. Lord Lyvedcn hat Herrn Oberbürgermeister Gew Finnnzrat Beutler solgenden Brief übersendet: Ouarimav Louis kollcsswus, 4»> iggg, Lear 8>r I üna»5 rotiirnsä kam« Isst «vonin^ »klar our vsrz» äsiixbtkul journsz» tdrougk Oormsnv snä I «i«k nore to vrits on behalt ok tbs Oommittse snä sspscisll^ vv bebrüt ot vr. I-vvv snä rav seit to tksali z-ou kor «verxtbing tbst ^<n> äiä to mslcs our visit so vuiozsbl« snä so memorsdl«. Von vül vo äoudt ksvs sesn tko tslexrsm kram Li» lllsjsst^ tbs ll»i»«r soot iv rsvlz? to our telexrsm as »s pssssä tk» Lermsv troutisr. I äo »ot tlüuic tk»t it voulä de posmbl« to imscrins » mor» sueossstult tour tdav tb« ou« rrbiob !>»« just oonoluäoä, saä vs srs xrostl^ iuäsdtoä to tdos« *do, like voursslk. oontributoä so tsrgsl^ to it« sncooss. Vour oourtssv »nä Icinänoss »ill oevsr 1 am surs d« korxotten dv aav ok u». Tour» taitkfullv Lz'vsäsn, — (Lieber Herr, endlich bin ich gestern abend nach unserer überaus köstlichen Reise durch Deutschland heimgekehrt, und es drängt mich »»», im Namen des Komitees zu schreiben und besonders im Namen des Dr. Lunn und meiner selbst Ihnen für alles, wodurch Sie unseren Besuch so genußreich und so denkwürdig gemacht haben, z» danken. Sie werden ohne Zweifel das Telegramm gelesen haben, mit dem Se. Majestät der Kaiser unser Telegramm beantwortete, als wir die Grenze überschritten. Schwerlich könnte ich mir eine erfolgreichere Reise denken, als die eben abgeschlossene, und wir sind allen, die gleich Ihnen so viel zu ihrem Erfolg beigetragen habe», tief verpflichtet. Ihre Gefälligkeit und Freundlichkeit wird sicherlich keiner von uns je vergesse». Ihr treu ergebener Lyvedcn.) —* Gestern beging der hier Rcinhardstraße 2 wohnhafte Privatmann Herr Hci > chmann sein 50jühriges Jubiläum als Bürger der Stadt Dresden. Ans diesem Anlässe fand sich eine Abordnung, bestehend ans den Herren Stadträten Kuhn. Woknrka und Seeling und Stadtverordneten Kaufmann Anger, Schiniede-Jnnnngsineister Kliemchcn und Uhrmacher-Jnnungs- meisler Stuckart, bei dem Jubilar ein, um ihm die Glückwünsche der städtischen Körperschaften auszuivrcchen. Dasselbe Jubiläum beging der Privatmann Herr Richter Blochmannstraßc 3. Es wurde ihm ein Glückwunschschreiben des Rates und der Stadt verordneten überbracht. —* Aus Anlaß des Sommerfestes, welches der Verwoltungs- auSschuß der „Prinz Johann G e o r g - S t i s t u n g" zum Besten dieser Stiftung nächsten Sonntag mit Genehmigung des Königs im Japanischen Palaisgorten am Kaiser Wilhelm-Platz abhält, Wirt» dieser Garten von Sonnabend, 8. Juli, bis mit Montag, 10. Juli, für den öffentlichen Verkehr geschlossen. Kunst und Wissenschaft. 's* Salzburg. (Priv.-Tel.) Das große Konzert der Dresdner Liedertafel, das gestem, Donnerstag, abends im ausverkauften Saale des Kurhauses zum Besten des Mozart baufonds stattfand, nahm, getragen vo» enthusiastischer Teilnahme, einen glänzenden Verlaus. Die Sänger und ihr Dirigent, Hof organist Penibaur, wurden schon beim Erscheinen stürmisch aktla- rmert und waren während des ganzen Abends der Gegenstand leb haftester Sympathiekundgebungen. Die beiden Solisten, die Herren Hofopernsänger Pichler aus Dresden und Jos. Pembaur vom Konservatorium zu Leipzig, ein Bmder des verdienstvollen Liedertafel-Dirigenten, erfuhren ebenso wie Herr Karl Prctztch, der treffliche Dresdner Begleiter, besondere Ehningen. — An das Konzert schloß sich ei» Kommers mit der Salzburger Lieder tafel, in dessen Verlauf es ebenfalls zu begeisterten Huldigungen für die Gäste Salzburgs kam. Berliner Leben. L. Berlin, 6. Juli. Man klagt sonst bei uns zu Lande mehr und mehr über die zunehmende Landflucht. In Berlin könnte man letzt mit dem selben Rechte über die unheimlich wachsende Stadt flucht klagen. Lange vor dem Beginn der großen Schulferien hat sie diesmal eingesetzt — denn dieser letzten Wochen Qual mit ihrer schier unerträglichen Hitze war groß. Ob es wirklich wahr ist, wie in den Zeitungen zu lesen stand, daß an einem Tage das Quecksilber der Berliner Thermometer auf 37,5 Grad Celsius im Schatten emporgeklcttcrt war, mag dahingestellt bleiben, ob wohl eS angeblich von wissenschaftlichen Autoritäten bestätigt sein soll. Jedenfalls ist es eme unumstößliche Tatsache, daß selbst am vorjährigen Sommerbeginn, der doch auch heiß genug war, eine so anhaltende tropische Hitze, wie Heuer, nicht gewesen ist. Wer nun imstande, war, sich loszumachen, ergriff die Flucht aus Berlin, und selbst lonst sehr gewissenhafte Familienväter nahmen keinen Anstand, ihren Hausarzt um eine Bescheinigung darüber »u bestürmen, day Hans, der hoffnungsvolle Quartaner, einen hartnäckigen Husten sobald als möglich in einem Seebade er- tränlem. od«r Fritz, der Sextaner, «inen nervösen Kopfschmerz im Gebirge spazieren führen müsse. Bei den Schul mädchen gibt man sich nicht einmal die Mühe, eine ärztliche Verordnung vorzuspicgeln. Da setzt man sich selbst hin und schreibt: „Wegen Auflösung meines Haushalts noch vor Beginn der Schulferien bitte ich, meine Tochter bereits vom ab vom Schulbesuch zu befreien", welches abgekürzte Verfahren meist die gewünschte Wirkung übt. Dazu konunt nun noch das Heer derjenigen, die keine schul- pflichtigen Kinder haben, sodaß Berlin seit Wochen bereits im Zeichen einer allgemeinen Völkerwanderung steht. Freilich be ginnt die eigentliche Hochflut erst mit dem Ferienbeginn einzu- jetzen, der einem ewigen, aber schwer zu erklärenden Gesetz ge mäß stets aus einen Freitag fällt. Heuer ist es der 7. Juli, tage-, ja wochenlang vorher hat man sich die Fahrkarten bestellt, und, wenn möglich, auch ganze Wagenabteile mit Beschlag belegt. Um 12 Uhr schließen die Schulen, selbst die wildesten Buben, die sonst lange und heftige Straßenkäiypse veranstalten, stürzen eilig fort, in die Straßenbahnen hinein, schleunig nach Hauje, wo sic geduldig jede wünschenswerte Reinigung mit sich vor nehmen lassen, dann schlingt man hastig das Esten hinunter, und bereits um 1 Uhr sitzen zahlreiche Familien in den Droichken und fahren nach den verschiedenen Bahnhöfen. Der Hauptstrom ergießt sich meist nach dem Stettiner und dem Anhaltcr Äaon- Hof. Der «ine ist die Ausfallspforie nach den beliebtesten Ost- se»ädern, der andere das Ausgangstor nach Süddcutschland und der Schweiz. In den vier ersten Ferientagen, von Freitag mittags bis Montag abends, sind von diesen beiden Bahnhöfen im vorigen Jahre nach amtlicher Schätzung je rund 250 000 Menschen sozusagen an die frische Luft befördert worden. 'Dies- mal dursten eS noch mehr werden. Man kann sich danach einen ungefähren Begriff von dem Umsange dieser sommerlichen „Hedschra" aus Berlin machen. Unter dem Einfluß dieser von Jahr zu Jahr zunehmenden Stadtflucht liegen einzelne Gegenden während der großen Ferien wie ausgestorben da. Haus bei Haus sind die Fenster fest verschlossen, die meisten Wohnungen sind von allen lebenden Wesen verlassen, »nd nur hier und da sind dienende Geister oder durch ihren Beruf an di« Scholle gefesselte Strohwlttver daheim geblieben. Man kann sich denken, daß diese Retsezett für die stets rührige» und findigen Berliner Ein brecher vielfach zu einer sehr lohnenden Erntezeit wird. Anderer seits suchen sich wieder vorsichtige Hausväter gegen unerbetenen Besuch während ihrer Abwesenheit möglichst zu schützen. Am einfachsten, wenn auch nicht immer am wirksamsten, geschieht dies, indem man sich gegen Einbruch versichert. In dessen erhält man io zwar eine gewisse Summe unter Umständen bar ausbezahlt. aber der Einbruch selbst ist doch nicht verhindert worden, ebensowenig das Verschwinden alter, licbgewordcner Gegenstände, deren Äffektionswcrt natürlich keine Ver sicherungsgesellschaft ersetzt. Ta haben sich beim Institute aufgelan, die während der Reisezeit ihre Angestell ten in die betreffenden Wohnungen cntjenden, die Zimmer regelmäßig lüsten, alles ordnungsmäßig rein- machcn lassen und so bei Außenstehenden den Eindruck er wecken, daß jene Räume bewohnt und gut bewacht sind Diese Einrichtung soll sich gut bewährt haben und viel in Anspruch ge nommen werden. Natürlich lüfften die Institute den Wohnungs- besitzern gegenüber für jeden Schaden, den ihre Angestellten etwa anrichten. Sie nehmen gleichzeitig während der Reisezeit Haustiere in Pension, ein Jirdustriezweig, der übrigens in Berlin auch selbständig ausgebildet ist. So konnte man dieser Tage in einem Berliner Blatte eine Anzeige leien, wonach eine gebildete Dame, große Tierfreund,», «in Pensionat nebst Sanatorium l!j für Hunde, Katzen und Vögel aller Art eröffnet habe und für liebevolle, gute Behandlung ihrer Schutzbefohlenen Gewähr leiste. Löste diese empfindsame Anzeige Heiterkeit aus, so ließ eine andere tief blicken. Sie lautete etwa: „Be obachtungen während dcrReisezeit, diskret, sicher, uiisehloar. führt aus „Argus", Bureau für vertrauliche Aus- träge unter Leitung früherer Kriminalbeamten usw," Arme, arme Strohwitwer! Wo sind die Zesten hin, da sie, selbst als Berlin noch lange keine Millionenstadt war, ungestört und be ruhigt im Strome untertauchen und, unbekümmert um „Argus"- Augen, nach verbotenen Früchten die Hände ausstrccken konnten! Heute müssen sie auf Schritt und Tritt Verräter wittern und kommen zu keinem behaglichen Genießen mehr. Das ist auch eine der Schattenseiten fortschreitender Kultur. Doch im Ernst gesprochen, die Sag« von oen vergnügten, allezeit zu Seiten- sprnngen und Streichen bereiten Strohwitwern gehört zu jenen una»Srottbave» Legenden, die einer dem anderen kntillöS
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