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Dresdner Nachrichten : 26.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188612267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861226
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-26
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.12.1886
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Skr. 3,U» Lkitc u «t« Louut laß! Rach «nd Stadtverordnete sind dabin einig geworden, mittelst Ort-statutes fesipistellen. daß die Reinigung sänimtlicher Straßen der Stadt. mit «o^chluß de- Bestreuen» der Fußwege bei Glätte, von der Stadt übernommen wird. Diese Beschränkung scheint nun tu eng «saht und es dttnte sich dringend eninchlcn, noch hinzyz». seken: »und der Beseitigung von Schnee aus Trottoir und Man bedenke nur folgend«-: Jetzt m sitzen- «» dieser nSglich. ' , and«« in einem Arretirte ffgr mit Gm^ THLtlich« «„ >t mutz jeder Hausbesitzer ! c etwa 8000 Hausbesitzer Hab eben, täglich etwa.Avil Ma -F L7. Schnee selbst fortschanieln und da wir so greise», mu in mnden Zahlen zu rede», täglich zu. um die Stadt rein zu galten. Da ist die Arbeit schnell! und selbst bei dem jetzigen abnormen Schneefall waren die «ege bald wieder gangbar. Künftig dagegen wird man geduldig warten müssen, bi- man an die Reihe kommt, von de» Rath-arbeitern au» uk'chauselt zu werden, und der Rath wird Hunderte von Tagcar- neitern besonder» annehinen müssen, um die Arbeit zu bewältigen. ?a» wird viel.-seit und noch vnl mehr Geld kosten. Es ist >e"' noch Zeit! Das Ortsstatut ist noch nicht entworfen und eine »oc malige reifliche Erwügunq a» der Hand der jetzt gemachten Ena uttig ist dringend zu emp»ehlen. — Durch die Jnternirung der im Freibergcr Prozeß verur- Iicilten sozialdeniokratischen Führer in den Gcsangenanstaltcn zu Zwickau und Chemnitz ist die Aufmerksamkeit vielfach am die Be Handlung der Gefangenen in de» Strafanstalten gelenkt worden. Tie Details dieser Behandlung sind dem großen Publikum säst gänzlich unbekannt, sodatz die nachstehende Schilderung des Gebens in der Strafanstalt Zwickau, die unS ein »tzt in acvrdneten bürgerlichen Brrbällnifsen lebender ehemaliger Stiafgefanaener sendet, in vieler Beziehung amklarrnd wirken wird. Wen» unser Gewährsmann hierbei von^>er Voraussetzung auSgebt, ! aß die >n Zwickau und Chemnitz ihre Strafe verbüßenden Sozial demokraten genau wie jeder andere Strafgefangene behandelt werden, ! .sindet er sich freilich im Jrrihum. denn wie bereit» mitgeheilt n olden, gciiießen dieselben ganz besondere Vergünstigungen. In ,i»er anderen BoiauSsetzung wird sich der Einsender aber wohl iiiciit tauschen, darin nämlich, daß er durch seine Schilderung manchem leichtsinnigen Menschen zum Bewußtsein dringe» wird, »ne niiendlich schwer man ei» Vergehen büßen muß. und daß die nachstehende Schilderung so ihren Zweck, al» Warnung zu dienen, n-ibk verfehlen wird. — Das Landcsgriüngnif; Zwickau ist für a traflmge bestimmt, welche eine Strafe von über st Monaten Gc- ' uignifz abzubüßen haben. Die Strafanstalt zu Zwickau ist kein Fuchkbaus. wie vielfach irrthiimlich angenommen wird, sondern L->»Scöge>äng:uß. Vor meiner Einlieferung brachte ich vom Tage -miiier Beniriiieüung ab I I Tage in der Dresdener Gesangknansialt ui, ivo ich eine, wenn auch strenge, so doch humane Behandlung mud. Tag» vor meuiem Transport erschien der Anstalt» Barbier, ichmtl mir meine Haare vollständig ab und cnlscrnie meinen Bart, denn in Zwickau muß iedcr Gefangene nnl kurz geschnittenem Haare : iid ohne Bark cmgelreiert werden. Bleme Ewiltteidung mußte ich ;:mr Reinigen abgeben, graue Drillichiacben anziehen und mich in oie Badezelle begeben, wo ich gründlich gebadet wurde. Früh i Uhr ging der T>n»»vort nach Zwickau vor sich. Mit zum Zer- U'iMgcu vollem .Herzen. al» ausgeiloßener Bstnich betrat rch die Stadt Zivickau. Je naher ich dem Bestimmungsorte lam. nuno enger und icbwüler wurde e» mir. ich suhlte jetzt so recht den Druck meiner Strafe. Bist entblößtem Haupte betrat ich den großen Anstalt»!»'', wurde einem Geta»ge»austehcr übergeben und in die Wachkstnbe genihrt. Schon der Eingang m dieses Ge'angnißschloß >i em düsterer, hohe Mauern nnnchließen die E:ngnngSpsorten. eui " Aillgraben und militärische Posten trennten da» äußere vom inneren Mor. AnisichiSinIilende Beamte rasseln und schließe» die Thore. "Al'o iveiker. Nachdem ich von einem Beamten niiteiincht, ivurde i.I, ni eine Haid dunste, ,m.steiler gelegene Zelle gebracht und cschlosien. Tic Anstalt scheint Weilt, daraus zu legen, de» iinrie» gleich bei» eisten Augenblick an das Schrecklichste inrer Lage vor Augen zu sichren Ten» dic'e Zell war ein Loch mit emem Fenster und einer gewiß!! Bieter starken Mauer, das Fenster dicht verstblossen und nur mit einem Licblloch nach oben versehen, st.n stnnei» bestied sich Nichts wie mehiere alte Strolnackc, einige - ecken und cm Nächtliche!, In diesem Ranine verbrachte ich von Mittags 1-' Uhr bis "Abends, ohne daß sich Jemand um mich ge lummerl batte. Abends erhielt ich eine Suppe und machte mir kann mühielig mein Lager zurecht. Beim Morgengrauen erhielt ich wieder eine Suppe, wurde dann nochmals rasirt, nachmals ge badel und erhielt dann meine Ge'angnißklrchnng. Wir wurden jetzt cmzeln dem Direktor Vvrgcnchrl und Jeder mit einer dekermmirten Slra'vredigt bedacht. Dic'e Ansprache weide ich in memein Leben nicht vergessen. "Noch schlimmer ist aber dieselbe l ei Solchen, welche schon oorbestra'k sind Der direklonaien An sprache ^otgk-dic Einstellung in den "Arbeitssaal. bez. in die "ArbcrtS- zclle. Die Strafgefangenen werden in drei Disziplinarklassen ein- gethcilt. Zur eisten .stlaste, welche schwarze Hose», hellgraue Tuch- lacke mit blanken Kiiöptt-n »nd wcißi's Halstuch trägt, gebö.en solciic Gefangene, welche sich tadellos sichren, nie zuvor bestiast ni d und hei denen ein Rückstrll nicht zu erwarten ist. Tie Ver setzung in die I Klane enolgt. wenn die gelammten Vorgesetzten über den Gefangenen einstiininig gut rirlhesten. Diese Gefangene» werken mit „Sie" „»gesprochen. I» der ganzen Anstalt, welche ca, 8'"' Detiniite bat. besiiidern sich nur ist, Gesongene 1. Kl. (zu dicst'i .stlassc gehörte ich'. Die Gcsangenen 2. Klasse tragen schwarze Hown, schwarze Jacke mit blanken .stnöpwn und blaiieni Halstuch. In dicie .Klasse werken Diejenigen ausgenommen, welche keine Vor- Nra-en haben, also das 1. Mal bestraft sind. Gelangen.' 2 Klasse werden mit „Ihr" angespwcben. In die st. .Klasse kommen die be reit» Vorbestraften, die Renitenten. Gerangene st. Klasic wc.den aut „Du" angesprochen. Die Anstalt Zwickau nm'aßl 8 Arbeits Visitationen und ein J'olir- oder ZeltenhaiiS. In den einzelnen Visttationen weiden alle Arten Handwerk betrieben, wie Buchbinder. Schneider. Schuhmacher, Tischler. Maler, Stukkateure. Klempner, Slrohflechter, Panlosicimacker, EocoSmatlenarbelter rc. Die Ge- saiigencn werden nach Beunheilung des Direktors und Anstalts- arzteS den emzctnen "Arbeiten zugcthcilt, angelcnrt und miisien nach "Verlaus von I Wochen Pciisumarbeitcn liefern, d. d . reder Ge- 'angene muß pro Tag ca. N', bi» l2 Stunden arbeiten und m d.e'er Zeit c»ic bestinnntr Quantität und Qualität der verschiedenen Gegenstände an'ertigen. Nach diesen Leistungen erkält der Ge fangene seine tägliche "Brvdvortion: '/». l oder 1'/» Pid. Vrod. Schlechten Arbeitern hängt der Magen vit tüchtig lang. Wer »ach Ablauf einer bestimmten Frist sein Pensum nicht lic'ert. wird mit Awcst bestraft', dicie Strafe venckättl sich nach den umständen. Im Sommer sieben die Gefangenen früh ^/«5 Ubr, im Winter "Uhr aut. müssen sich im Wa'chhause den Oberkörper kalt ab- wa-chc::, lau'en cmzeln nach dem Spcisesaal und nehmen ihre Plätze ein. Nactttcm zwei Gesangbuckwerse gelungen, betet ein Borbeter em kuize» Gebet, und der Gefangene nnnint seine Suppe ein Nach Beendigung der Mahlzeit w>rd nach den Fakturen oder "Arbeitsstilen einzeln ebgelanstn und jeder Mann beginnt seine Arbeit. Das Sprechen mit Gefangenen ist unter rille» Umständen verboten und zieht 'wort "Aneststraw nach sich Der Gefangene arbeitet ununter- brochen hi» 12 Uhr. erhält nach kurzem Gebet >em Mittagbrvd und wild dann ca. cine balle Slnnde 'paucle» aeiübrt. Hierbei laust'» die Gc.lai aenen m eineni "Viereck init st Schritt Ahsland einzeln nrlcr "Aufsicht im Hoic liinler einander her. Nach Be endigung de» Spazierganae» beginnt wieder die Arbeit »nd dauert nminterbrochen bi» ea.Abends bald 8 Uhr. Tie Gefangenen waschen sich wieder, esien ihre Ahciidliii'be und werde» nach den Schlas- 'älen gc'iibrt, emgeM,losten und dinch mililär>>che Wachtposten be wacht. Die Acbccksveiballmste sind bei den Zetlengestnigenen die- 'elbcn, nur sind i ieieU en tagsüber gllein in der Zelle cingeichloisen. An'cing und Ende der "Arbeit wird diest» Gefangene» durch Glocken zeichen bctaimt gegeben Tie "Arbcitsiäle sind gleichzeitig die Wohnräiime stic die Gc'ai'gencn. Dieselben müssen sich auch Sonntags dock „»'hasten. S'undenkang sitzt danii ein Gelanaener nebei' drin'And 'ren i'hne em Wort wechseln zu dürfen. Tie brsscien Geiai iene» crhalteii aller 1s Tage em Lesebuch. Tie Anslalls- bibliockiek ist graß »nd viesteilig. Tie Nabmng der Gefangenen besteht m lägl-ch ' - bi» 1'» Brod. 'rüb und Abends Suppe und Mistag» Gemü'e in Fett, Butter oder Brache gekocht. Fleilch wird zerhackt beigckocbt. d. h. mir die Zstoche ein oder zweimal. "Am eine ankere "Art und Weste etwa» z» bekommen, ist em Ding der Umnistilichkeit. Die Konlrole ist sehr vielseitig, mannigfaltig und äußerst scharf. Jeder Gefangene, wenn er sich gut führt, kam, aller 8 Wochen ein Mal an »eine "Angehörigen 'chreiben. Die körperliche Gc'undbeir der Kranken kontrolirt der Anstaltsoberarzt. Den Snmilanten ist es schwer, duiem durchaus tüchtigen Arzt und Menschenkenner Krankheiten vorznlügcn. Stellt sich Siii'ulatwi, heraus, ipazicrt der Pstudokrankc in den Arrest. Dei Geiangene hal alle ihm erthkiltrn Befehle ohne Weiteres stillschweigend anszu- sühren. Slinunen der Unzusricdcnkeit. Gkstiknlatian und Wider setzlichkeiten werden mit auaendlicklicher "Arretur geahndet. Der Arrest isl mit Hunger verbünd,» Der vettclüttste Arrest wird u, einer eisernen Gck'.erzelle verbüßt. Diese Zelle hat einen Meter >m Quadrat, ist mannshoch und mit einem eisernen Nachtkübel ver sehen. Ter Gefangene muß nun leine Arrcsttagc stehend oder ml Raume. eben Semmel ji, heißem ^ noch Härte« Strafen. THLtlich« l haben ,Aette' zur Folg«. Der an- an kn« eisern« Krt^n geschlossen, . "eineisen. Dieses Beineisen ist «in um ein Eis««, welche- »er Renitente Da- und N Maßregel wird aber wendet. — Las Erwerbsleben bietet zuweilen eigenthümliche Wider sprüche. Im Gegensatz zu den Konsumenten beklagen die Produ zenten jetzt vielfach die Ueberproduktion und Mächten doch gleichzeitig die SonntagSarbeit beibebalten. welche offenbar die Mehrproduktion veranlaßt. Obwohl England schon lange de» eweis geliefert hat. daß bei strengster SonntagSfrier die größten ndustrien gedeihen können und daß der cngliiche Arbeiter gerade weaen der SolintagSrube. die man ihm gönnt, leistungsfähiger und kräftiger ist. als der Arbeiter des Kontinents, so gietst eS doch immer noch zahlreiche Industriezweige in Deutschland, welche behaupten, ohne SvnntaySardeit nicht au-tommra zu können. Cs gekört dazu auch die Papierfadrikotion. Wir ersehen au» dem letzten Geschäfts- bericht einer der größten deutschen Papicrsabrlken. der Tliode sehen Papiersablik, Aktiengesellschaft zn Hainsberg, zu unserer lebhaften Befriedigung, daß der VerwaltnnaSrath dieser Gesellschaft jetzt selbst die Einstellung der Sonnlagsaibrit m Papierfabriken im ganzen deutschen Reiche empfiehlt. Der betreffende interessante Geschäfts bericht bemerk» u. A., daß die Produktion der Tdode scheu Papier fabrik. welche sich »n Jahre IWt aus 4.st8l',79st Kilo belief, im Jahre 1885 aus -t.lM.817 Kilo zulückaegangr» sei und sich mithin ein Ausfall tun st1!t.!L>2 Kilo ergebe, ver in der Hauptsache durch das Verbot der Sonittagsnrbelt entstanden sei, welche- am 14. Ok tober 1885 dnrch Minislerial-Verordnuna erlassen wurde und den Betrieb an Sonntagen nur noch bei F'.oslwetter gestattet. Der Bericht fügt hinzu: „Einem Gesetze für das -,esai»mie deutsche Reich, welches die gänzliche Einstellung der Sonntagsarbeit in Papierfabriken vvrschrciben würde, könnten wir wohl beistimmen, denn es würde die dadurch eintrrtende Beschränkung im Betrieb, wen» vielleicht auch nur vorübergehend dir nachtheilige lieber. >cvdukiion schwächen, während es sehr einleuchtend ist, daß die nur iir Sachsen gegebene Verordnung, welche 1 l Tage nach ihrem Er- icheinc» in Kraft trat. >ür uns noch andere Nachtheile, als die der Mindcipiodnktion, namentlich cmvsindlichc Berlinaennig der Kan kurreiij'älngkcit im Ervart mit sich bringe» mußte." Man sieht ans den vlnsiehenden Bemerkungen, daß dic Jnduslttellen selbst eia allgemeines deutsches Sonntagsarsetz brauchen. ES ist tröstlich, daß die Tkodestcbe Papiersabrik auch für das verflossene Jahr noch 7 Prozent Dividende gewähren kann, obwohl sich wegen des AuS- all» in der Piodnttion und wegen dcS weiteren Rückganges der Preste d:e Faklnriinng i»> leisten Jahre nur ans l.7!>8,6t2 Mk. 67 Pig gegen l.ihZl.lstl Mk. 24 Ptg. n» Vvljahre stellte. Auch andere dent'che Papiersadriken werde» bei dem Verbot der So»n- tagsarbcit »och recht gut svrtbesleheii köni..'». ivenn sie nur eben so glit geleitet werden, wie die Thodc'sche Papierfabrik. — Berg« sinn gen durch Zinn. In unsere: Zeit wurden wiederholt eigeulhümliche Ges>n>dl,eiisschädigl»igcn wahrgc- no,innen, die liervorgermen werden durch den Genuß sog. Konserven. b. Nahrnngs- oder Geniißmittel, die, in Blechbüchsen ciiigc'schlvssen, durch Abhalrung der Lust in genießbarem Zustande erhallen — koistervirt — werden "Als Ursache dieser Vergi'lnngen wurde das Zinn der Blechbüchsen nachgswieic'i Ans Grund eingehender und „'ästiger Untettuchnngeii mnß man davor warnen, lanaerc Zeit aiisschlicfzlich von Biickneiisleisch und anderen in Ble 'Büchsen au'- bewalmen sllabrnngsmitleln zu icben, eben weil die Möglichkeit vorliegt, daß man dabei kleinere oder größere Mengen von Zinn mit ver'chluckt, dir der Gesundheit schädlich sind. Nach diewr Rich tung beme'ckt auch Dr. Jäger'»Montagslstatt: Luftdichter Verschluß ist bei Nahrung-?- »ad Genußmitkeln thnnlichst zu vermeiden. — Im Verlage von Johannes Püßlcr, hier, erschien der illnstrirtc l a n d w > r t h s ch a s t l i ch c Vere inSkalender >ür daS Königreich Sackste» und die thüringstckn'n Staaten auf daS Jahr 1887. hcransgracben vom Generalsekretär Oekvnonnerath v. Langsdorfs. Während die meisten Kad i,der dem Käufer außer dein Kalendarium und Märkten nur Erzählungen »nd Anrkdolm kneten, birgt dieser Kalender in seinem Inhalte eine Fülle des Nützlichen, Wissenswerthen und Wisiensnöthigen für Jedermann und ganz be- wndcrs für den Landwind. Von dem reichen Inhal' mögen fol gende Aussätze, welche durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht sind, besonders erwähnt 'ein: „D ic zwölf Grundregeln des Obst baues", „Beguemes Verfahren zum Aufheben der Rinder" (mit Abbild ', „Landwirthschastlichc Biich>'übrung zum Zweck der Ein- kon'stnensleuerdek1ar..tion," die STop' Falle", „Aufbewahrung res Langfutters" (niit Abbild ), „Die Rcblnuö" >m>t Titelbild', „Zur . . denl. , und. in der 7. , Friedrich ^ind. der Dichter des aßt hatteJ DaS Konzert war »ach b Mn _tunde wandcrten Alle der Stadt zu. um wie «S damals Sitte »ar. daS Abendbrod zu Hauke z» genießen. — «brr in dm zwanziger und dreißiger Jahren waren öfterer, als >» den nächsten Jahrzehnten, strenge Winter mit viel Kulte und Schnee, und dann bot der Große Garten «n außerordentlich belebtes Biw, nicht bloS durch die vielen Schlittschuhläufer aus dem Teiche, sondern auch durch die vielen Zuschauer, di« den Rutsch- oder Eis berg umstanden. Ich «iimere mich» daß einmal schon am 2. De zember, wo ich eines Fannlienfestcs wegen durch den Groben Garten nach Leubnitz ging, der Eisberg im Gange war. (Fürst Puteam an den noch das von ihm erbaute, eigenartige Schulhau witz erinnert, hatte auch den ruisische» Eisberg wie er auch «n einem geheizten Schlitten spar .. . . Regeiiwetter sich eine» lehr umsanarcichen mit Fenstern vcr>el>r»rn Schirmes bediente.) Damals, wo das Schlittschumah«» der Damen in Dresden noch nicht Sitte war. bot der Große Gartenteich freilich nicht ein so buntes und anmuthiaeS Bild, als jetzt. Aber billige, war das Vergnüge», das Eintritlsä-ld betrug «ür ä«wöbnlich<>Psg an Sonntagen Nachmittags 12 Psg.: für 2 alte Groschen l25P>g i wurde man aus einem Stublschlitteu dreimal um dm Teich herum gefahren. Die Konditorei gab eS noch nicht, der Nachtwäcluci (weben der jetzigen Gartcndirektorwohnung) machte mit leinen, chulhaus in Zichach hier cinaeiübri. io iere» fuhr, »nd be, .Bliemchenkaffee" gute Geschistte und der Hausmann nn Pal.u-i hatte bei großer Kälte cine Anzahl Kohlentöple bereit sichen, au bene» bw erstarrten Schlittichuhlän'er ihre Fiiße austdautm. denn die Schlittschuhe hatten noch eine sehr unvollkommene Konstrnktivn Die Irüher zu öfteren Bkalcn anstretcnde große Kälte hatte aber zuweilen Zustände im Gefolge, die inan jetzt kaum für möglich halten könnte. So war einmal nach langer Trockcnl-eit iinDezenibe-.. in brr Wcchnachtswochc und in den ersten Tagen des Januar w große Kälte cingetreten, daß weit »nd breit die Mühlen standen und dw- Mehl nickt blos theuer wurde, sondern auch sehr schwel zu beziehen war. Und da les war wohl l6A) hörten Milte Jnnum eine "Anzahl Bäcker ganz mit Backen auf. zumal sie durch die da malige Taze sich be'chwert fühlte». Aus dem Altniarkte iviudr trotz der Kalte ein förmlicher Tumult: eine Anzahl Frauen, he- gleitet von einem kerzliailenKaiiiimnachcr. begaben sich aus'sR.ich- haiis znm Bürgermeister »nd dann in's Polizeihans (am oer Schefselgasse', »m vvrsicllig zu werden. Am anderen Tage wurde von der Polizei bei allen Bäckern Hausinchnng gehalten, »n, die Mchlvoirätbe sestznstellcn und durch eine "Amadl sechsivanuigec Traingeschine kamen mehrere Tausend Scheffel Mehl aus den Fm- bergcr Bergmagazuien, sodaß die krilischc Asfaire bald zu Ente. ging. "Aber die Kalte noch nicht. Sie stieg bis zu 28 Grad R: loer au' der Straße ging, war in Gc'ahr, Obren und Nase w er sciren: die groß-» Säle des Gewandhauses wurden iür die Annen gelicizi. lind siir dieselbe» ließen einige reiche Kavaliere dort Kapee und Warmbier in „roßen Waichleiscln lochen. — Doch, rniii Bcrlcnise des Wiiiler-Sonnlags zurück. Damals ich keine war es uir Kälderamzucht" stnit 8 "Abbild „Tie KornFiege" 'Mit „DaS Ahbild.). Ammei, „Schutz der Ernte gegen 'liegen" (mit 12 Abbild.), tha! - Rind" lmit Abbild ), „Ter Handseparator" von Dr. de s'aval 'mit 2 Abbild.'. Tr- bcig gcbcz.c Wirthschnits- »nd Hil'Skalendcr >st für den rationellen Landwiith geradezu unentbehrlich geworden. Preis o>> Piennige. — Vor sünszig Jahren. (Aus den Erinnerungen cinrs alten Dresdners) Eni Dczcmbersonntag vor 50 Jahren batte er» wesentlich anderes Ausiehen. als jetzt, und zwar ickou vom stührsten Morgen an. Es war in vielen Familien Sitte, fn der Adventszeit zur Kommunion zu gehen und es war der FrükgotteS- dienst in der Kreuzkirche, d-c damals auch im Winter bereits um 5 Uhr begann, nicht btoS von Mitglwsern der Kreuzpazochie. sondern auch von Bewohnern nnberer Stadtkdcilc besucht Es batte dieser Kirchgang durch die mir spärlich beleuchteten, menschenleeren Straßen etwas Feierliches. Die Kirche leibst war nur wenig er- lcuchtct, daher die Kirchgänger n.il kleinen Wachslichten versehen waren z die vielen hundert kleinen Fläinmchen batten schon eine Vorbedeutung des hehcen Lichtes der heiligen Clmstnacht. (Eine Anzahl andächtiger Bürger 'tutete in den zwanziger Jahren als Advcntsgabr den großen Kronleuchter am Atlarplatze stir die damals 'chr bedeutende Tiinime von 500 Thaler.) Die Bclslubcn der einzelnen Geistlichen waren damals nicht so geräumig, als jetzt und befanden sich nur aus der einen 'Kainel-) Seite der Kirche: die Zahl der Kommunikanten war in der ÄvventSzcil eine große und der Gottee-dienst dauerte gewöhnlich bi» 7 Uhr. Tic heimkebrcndcn Kirchgänger begegneten Denen, welche de» Abendinaklsgollcsdienst in der evangel. Hrstkirchc brinchten, der um 7 Ubr begann und von den Ho'vredigern Dr. Franke und Dr. Känsfer nbgehalten wurde. Der VorniittagSgottesdienst begann in den einzelnen Kirchen zu ver schiedener Zeit, „in 8, 8'-r und 0 Uhr: in den meisten Kirchen be gann derNochmittagSgoitesdienst nin 1 Uhr, für Viele eine höchst un passende Zeit, iodaß mit Recht daiür die Abendgottesdiciiste eingc- sühct worden sind. .Kindeigoltesdiensie in der ictzige» Weise gab es damals noch nicht, aber am der Wcbergasse im Jnnuiigshailse der Leinewelier hielt „Vater Kol'l" Sonn- und Feiertags Bet'tuiwcn 'ür .stnidkl in einem geräumigen Souterrain: «r bediente sich dabei der A'sjslenz eines Kandidaten der Theologie, weil nur unler dieser Bedingung ,hm die Veranstaltung behördlicherseits gestattet worden war. und er brauchte sü> die Kleinen da» Lockmittel, daß nach jeder Betstunde Butterbrot», Pscsscrkuchcn und gebratene Acp'el vertheilt ivurden. (Späier etablirte Kohl, der früher an den Wochentagen einen kleinen Getrcidehandel aus dem Altmarkle betrieben hatte, m dem erwälintcn Keller einen Wciiisckant. der, weniger durch die Güte des G-eiränkes als durch die Oriainalilät des Inhabers, zu einer acwisse» Benihmlheit, mich unter den Fremden, gelangte. — Ter „Fiühschopprn" hatte vor 50 Jabren noch nicht die Grltung, als irtzt, wenigslc'nö nicht >m Birre. Ta aber die vorlxrgchenden Johw!!r und .'t5 lehr gute Wciniahre. uuch für rniscre sächsischen Wemgelände. gcwcsrn >»arcn, io genehmiatcn sich viel Bürger nach be ndigten, lrZottesdicnsle ein Glas „Meißner" oder „Wachwitzer", und die Weinstuben von „Jüngst" und „Hansisch" aut der Webcr- aasse, „Hauswald" aui der Piarrgasse. fvwie das aeräumige Lokal der „Dir, Muten" zdrci Schwestern, welche vorher den LLeinIchank nn kgl Kus'cnhali'e beforgtrr» aut der (damals' Pirnaische,, Gasse i gegenüber der Salomonisapoilickr) waren lebhaft besucht. Doch nur kus inn 12 Uhr. dann wnrdr plötzlich Schicht gemacht. Denn damals, wo noch Gesellen und Lcbrlinge am Tucke des Meisters aßen, winde Unpünktlichkeit nicht blos ein böses Gesicht dcr Haus- , trau eingetragen haben, wittern wahrscheinlich auch mit der Mini ma' Portion Gäinc- oder Kalbsbraten bestrasl worden sein. — Wer dainais klwachsene Töchter hatte n»d ihnen ein Sonntagsvergnügen verschasien wollte, oder >ver >ei»er Frau es gönnt«, mit dem neuen Mantel nebst Muss und „Boa" zu paradne», der konnte an den ersten Wintersonntage» nur ein kurzes MittagSschlätckien halten. Tan» wurde nach dem Großen Garten ausgebrochen. wo um 3 Uhr bereits IN der Großen Wirthlchast das Konzert eröffnet wurde, nach 2 Uhr aber schon alle Plätze besetzt waren. Die Webrr'schen Kompositionen waren außerordentlich beliebt; mit großem Betsall wurde österS die.Iubelouverture" rur Aufführung gebracht, dasselbe XlUI» ^OrltUUsO OVL' ; n Viele ein hoher Genuß, Sonn- und Feiertags in das Kgl. Sclüo. zu gehe» und sich auf den ivcitläusigen Gängen amzmlelle». währ.nd die hohen Herrschaften in feierlichem Zuge zur Küche gingen. Am Neujalnslag war großer Zudrana zur öffentlichen Gala taiel (In de» Abendstunden bei glänzender Beleuchtung«: alx, es gab dabei nicht blos zu scbrn, sondern auch zu hören, de»» am einer Estrade musizirtcn die Kgl. Kapelle und die ersten Solisten und Solistinnen der Hotoper sangen m deutscher oder italreuiichei Sprache. Das non pinn ultra aber der Wünsche Vieler war cs. einem Ho'balle als Zuschauer beiwohnen zu können. Es w-,r nickt so leicht; denn wer nicht durch Gönnerschast eines Hosbeanitcn über die Seitentreppe Einlaß erhielt, mußte auf dem offiziellen Wege am Schloßthore und aus der Thurintreppe manche Rippen stöße verschmerzen, che er aui einige Minute» hinter dem Hoipniiler zu stehen kam und in den mit Hunderten von Wachskerzen er leuchteten Saal blicken konnte. — De» städtische» Waldarbeitern Karl August Bibra,h und Karl Gotllceb Gabler zu Olbcrsdor», die seit länger als l" Jahren aut dein dortigen Revier beichastigt sind, ward die jilöenie Medaille „Für Trcuc in der Arbeit" verliehen. — Die auch nn Schneekleid sich herrlich ausnehmende Bastci ist letzt in l'/rslündiger Schlcktensayr. von hier a»S bequem zu r>- reiche». — Bürgermeister Tr. Fink in D. ählcn ward einslinmug zum Bürgermeistcr von Aue gewählt. — Dieser Tage hatte der Ortspsarrer von Maren die Freude, den Mende'schen Eheleuten daselbst, die am st Nove»lb«r d. I. ihr goldenes Lliciubiläuin feierten, die reiche Summe voa 90 Mk. übergeben zu können, die durch die Huld Sr. Matz imstres Königs aus dem „Stistuugssouds für hilfsbedürftige und würdig«. Ehcjubclpaare" bewilligt worden waren. — Auch der Schornskeinsc'gcrmeister Herzog in Reichenbach i. V. hat den Tod durch Ermerea leiden müssen. Cr war nach Grnna gegangen und in die Schneewehen gcratke». — Vermißt w»d bereits seit einigen Wochen der Militärinvo- lid Fr. Wild Andtt. zuletzt Gutsbesitzer in Thiemendorf bci Oedera«. En batte bei seinen, Weggänge annähernd 200 Mk. und fern PensionSguittungspuch bei sich. — In der Mhc von Ncukrrchcn wurde das N.'sche E'hc paar in einem Straßengraben erfroren ansgesunden. Die Veam- nllickten, aus Ziegelhain gebürtig, waren mit Gemüsewageir in Hohenstein zum Wochenmarkt gewesen, die fürchterlichen Schwc- ma>sen machten es den Unglücklichen unmöglich, ihre nahe HennnN» zu erreichen — so starben sie gemeinsam. — Ein schreckliches Ereignis; hat am 21. d. die Familie des aus der Wnrzcner Straße in Grimma wvhnbasten Handels»,.»,,!-.' Dcttinann betroffen. Die drei Kinder desselben waren Nachmittag gegen 4 Uhr von ihren Eltcm allein gelassen worden. Atzend:- gez^n 10 Uhr kehrten dieselben zurück. Tic HauSthür war ver schlossen, zugleich nahmen sic eine» Brandgeruch wahr, der sie m i banger Ahnung erfüllte. Schnell entschlossen, drückt der Vater cm Fenster ein und steigt in dir Stube. Dichter Qualm drmat „>m entgegen. Er verschafft demselben Abzug und ein grausiger Antzuc! bietet sich ihm dar: in ihren Betten liegen seine drei Kinder, seine einzigen, im Alter von 3-0 Jahren stehend, erstickt als Leichen. Der -Hergang des Unglücks nniß so gedacht werden, daß die Kinder zeitig zu Bette gegangen sind und die Thürr verschlossen haben Um 6 Uhr "Abends wollte noch ein Schulmädchen aus der "Nachbar fchaft sie besuchen und konnte bereits nicht mehr in das Hans, cm unter daS Dach aebautz's Seitengebäude. Eine glimmende Koble wird aus dem Oien in den Kohlcnkaslcn gefalle» sein, vielleicht auch hat eins der Kinder vor dem Zubettgehen noch einmal einge- nnd ist dabei unvorsichtig aewestn. Der entstehende Qualm die Schlarcirden getödtct: oer Kohlenkaslen und fein Inhalt heizt hat waren völlig a verbrannt. Vier zufällig hcrbeigekomnieiie Unterem ziere oer aasigen Garnison, sowie ein Arzt »abmen an den Er stickten eifrige Wiedcrbrlrbiingsversnchc vor. leider vergebens. — Ter Maurerpolier Karl August Pctermoii» wurde am 23. d. M- in der Nähe von Mcschwitz erfroren a,»gesunden. — Am Mittwoch rrüh um 7 Ulir machten sich st Personen, darunter ein Soldat, von Riesa aus den Weg. um nach Meißen zu wandern. "Nach den größten Anstzengunaen scmaten sie Nach mittags 5 Uhr dort an. Unterwegs gelang cs dr-. Wackeren, cmen Landviiesträgcr zn retten, der bewlts so weit nn Schnee versunken war, daß nur »och die Haare sichtbar waren. — Ans Zwickau wird unter dem 22. Dezember geichriebe»: Der Verkehr ist ans allen Linien der Staat-?- »nd Kohlcnbahn ein gestellt. Viele ilinlieaendc Ortschaften sind eingcschneit, rs mangelt nn Zufuhr von Milch und Butter. Die Stockung wirkt auf orn Marktvcrkehr ungünstig rin. Man findet velhunaertc "Vögel und Wild nutz Gestern ist auf der Schwarzenberger Linie eme Loko motive entgleist, jedoch isl kein weiterer «schaden entstanden. Drei Zigrlliicrsamiticn sind als obdachlos eingeliesert worden. Die ischneetulamilät wird in den Nachbarstädtrn ebenfalls störend em pfunden. In Lauenhain sind zwei Arbeiter erfroren, in Lichtcu- tannc wurden Blitze beobachtet. Vielfach herrscht Kohlcnmaugcl und ist deshalb die Industrie gestört. »»« Lü. »kcemtrr. «»-»»>«ri- ,aid V»k«r0»s,lt. wiliNrafte N», MfitXnrt 12 Nt»! 717 IMlUmettr, 2 SN"«»». rii«r«»«etk>i«ka»b na>i> »ik-mimr, L»«»rr,N>r: »»chft,, »>/, «»«» S-/, «»ad «all«. - «itdwcflwia». »«»rrftaii» »er »ld« «» D. Drceatdrr r 1ü dt», au,er «nll. ra>iesges»«chte. Deutsche- Reich. Zwei Landbries'rägcr auS Erffirt sind bei «n jüngsten Schneeverwehungen tu Ausübung ihres Dienste» um- " «kommen.
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