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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050902025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905090202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905090202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-02
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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Xu- kündiaunaen aut derDrivalieit« Keile Ls Via : die rivaltia« Keile aul Terl- ieite so Nia. air Lmaeiandt Keile so Via an »Ium«rr> nach G»»n- und ffeier»«,e« r ivalliac Grundzeile so Via. aui Brivalieiie «o Pia. rivaliioe Keile aui Lerlieite und ala Emgelandi Sv Pi,. Auswärtige Aui- träae »ur aeaen Vorausbe.adiun,. Leleablätlcr werdeii mit .0 Ps,. berechnet. keruivrechauichlud: Amt I Nr. U und Nr. LÜSL DU»» ' Neueste Drahtberichte. Hofaachrichten, Stnatsschnldbuch, Das fsimillicndrama in Knmcnz, Gcrichts- dUUch vliltlikl. verhandlunge». Der Friede von Portsmouth. Fracesev Tramagno f, Berliner Leben. Sonnabend, 2. September 1W5. Neueste Drahtmeldnnaen rom 1. Scptbr. ! Der euglisebe Mottenbesuch. Neufahrwasser. Tie englische Flotte wurde! heute früh 7 Uhr 45 Min. hier gesichtet. j Neufahrwasser. Als das englische Geschwader, in Sicht kam, fuhren Kapitänleutnant v. Usedom, Adjutant der! Oberwerft und Lotsenkommandant Wunderlich in einer Pinasse j dem Geschwader entgegen. Dieses besieht aus 10 Panzerschiffen, I Kreuzern und 4 Torpedobooten und fuhr in Kiellinie. Nachdem der Admiral eine Breitformation angenvnnncn hatte, senkte das Geschwader Punkt 10 Uhr die Anker. Gleichzeitig wurde die deutsche Flagge auf dem Flaggschiff gehißt und mit 21 Schuß salutiert. Unmittelbar darauf erwiderte die Straudbatterie den Salut. Die vorgenannten Herren begaben sich an Bord des Flaggschiffes und wurden am Achterdeck von Admiral Wilson empfangen und in die Kajüte geführt, Ivo sie etwa eine Viertel stunde in dienstlichen Angelegenheiten verweilten. Sodann be gaben sich die Herren ans Land zurück. Inzwischen halte sich der englische Konsul in Danzig, Oberst Brookfield, gleichfalls an Bord des Admiralschiffes begeben. , Ne uf a h r w a s se r. Nachdem die englische Flotte auf der Reede vor Anker gegangen war, entwickelte sich ein j reger Verkehr zwischen den einzelnen Schiffen: Ruderboote und, Pinassen fuhren hin und her, um Befehle entgcgenzunehmen. Auf der Mole hatte sich ein zahlreiches Publikum cingefunden. Gegen 1O/si Uhr ging Admiral Sir Arthur Wilson mit seinem Flagg-Leutnant an Land und begaben sich zur Kaiserlichen Werst, wo sie dem Obcrwerstdirektor einen Benich abstatteten. Dann fuhren sie im Automobil des Oberwerftdirektors zum komman dierenden General, zum -Oberpräsidenten, zum Oberbürgermeister sowie zum Stadtkommandanten. Nach Abstattung der Besuche kehrten die Herren an Bord zurück. Zur Choleragcfabr. Rastenburg. Bei den gestern gemeldeten cholera- verdächtigen Todesfällen Handel! es sich um eine mit ihrer Familie aus Bochum >über Aerlinj nach Ostpreußen zurück gekehrte Arbeitersrau namens Duddey. Die Familie besuchte zunächst Hen Pater der Duddey. Gutskämmerer Heilung in Paaris. und siedelte dann am gleichen Tuge nach Warinkeim Über. Frau Duddey ist in der Stacht vom 3<O zum 31, August gestorben. Aerztlicherseits wird angenommen, daß die Familie während der Eisenbahnfahrt auf irgendeiner Station verseuchtes Wasser getrunken hal. Dromberg. Wie die ..Ostdeutsche Presse" meldet, sind choleraverdächtsge Fälle in Rakel und einer in Uszcz vorgekommen. Zwei choleraverdächtige Erkrankungen seien bei zwei Kindern im Krankenhaus« zu Fordon feslgestcllt. Zum griedensschlusi. London. „Daily Telegraph" schreibt: Von den zahlreichen, wegen des glücklichen Ereignisses in Portsmouth ansgetauschten Glückwunschtelegrammen ist vielleicht das bemerkens werteste dasjenige, worin Roosevelt dem Kaiser Wilhelm seine tiefe Wertschätzung ausdrückt für die Art, in der dieser ieder zeit bei der Wiederherstellung des Friedens im Osten mitwirkte. Die Form, in der diese öffentliche Kundgebung abgefaßt ist, ist zweifellos mit Ueberlegung gewählt, und die Erwähnung der Mit wirkung des Kaisers bei jedem Entwicklungspunkte des Friedens weges sollte mit den grundlosen Gerüchten, wonach der Deutsche Kaiser dem Kaiser von Rußland bei der Zusammenkunft vvnBjörkö zur Fortsetzung des Krieges geraten habe, endgültig aufränmen. Wir freuen uns ob der Versicherung des Präsidenten, daß der Kaiser zu jeder Zeit einer seiner Mitarbeiter bei dem Friedens werke war. Portsmouth. Die Aufstellung des Friedens- Vertrags geht rasch von statten. Professor v. Martens und der japanische Rechtsbeirat Dennison haben 10 von 15 Artikeln sertiggestellt, aus denen, wie man annimmt, der Vertrag be stehen wird. Witte hofft, daß der Vertrag Dienstag oder Mittwoch unterzeichnet werden wird. Paris. sPriv.-Tel.j Der Berichterstatter des „Matin" in Porckmouth meldet, Witte habe ihm in einem Interview er- , i klärt, eine russisch-japanische Entente könnte den: größten Nutzen bringen und werde sich wohl verwirklichen, aber eine Allianz sei zurzeit unmöglich. Berlin. tPriv.-Tel.s Der durch seine hervorragende! Mitarbeit an der sozialpolitischen Gesetzgebung bekannte Unter- j stacttssekrctär im preußischen Handelsministerium, Loh mann, i ist gestern abend in Großtabarz iThüringenj im Alter von > 74 Jahren gestorben. Eise n. Nachdem der Arbeitsvertrag sür das ge samte rheinisch-westfälische Industriegebiet vom Arbeitgeberbuude und den Arbciter-Organisationcn un t e r s ch r i e b e n ist, wird ! die Arbeitszeit im ganzen Gebiete einheitlich auf 10 Stunden j normiert. Der Lohn beträgt 44 bis 55 Psg. und ist verschieden l für die beteiligten 200 bis 250 Ortschaften, je nach den örtlichen! Verhältnissen, abgcstust. Ter Vertrag läuft bis 30. April 1908. i Damit ist der dreimonatliche Kamps im Baugewerbe beendet.! Die Banarbeit wird heute im ganzen Gcbielc wieder ausgc-' nominell. München. lPriv.-Tel.s Der Bischof von Eichstädt, Frei herr v. Leonrod, liegt >m Sterben. Der greise Prälat, der als Gelehrter hohes Ansehen genießt, war u. a. der Lehrer des Prinzen Max von Sachsen. Als eventueller Nachfolger des Bischofs v Leonröd gilt der Bambcrger Domdekan Dr. Schaedler. Wien. Der Schauspieler des deutschen Volkstheaters Viktor Kutsch era geriet heute aus einer Spazierfahrt aus einem Motorrade zwischen zwei Wagen der elektrischen Straßen bahn, wurde zu Boden geschleudert und ein- Strecke mitgeschleist. Er erlitt schwere Verletzungen am Kopfe und eine Nervenerschütterung. Sein Zustand ist nicht unbedenklich. P o l a. In der vorigen Nacht erfolgte bei den Schieß übungen ein Zusammenstoß des Torpedobootes 38 mit dem Hoch- seetorpcdoboot „Satellit". Das Torpedoboot sank, wäh rend der „Satellit" nur leicht beschädigt wurde. Die Mann schaft des gesunkenen Bootes ist bis aus zwei Mann gerettet, die vermißt werden. Man hofft, das gesunkene Torpedoboot heben zu können. Glasgow. Die japanische Dampfergesellschaft Nippon Busen Kaisha steht im Begriff, mit den Schisssbauern am Clyde Verträge für acht neue Dampfer abzuschlicßen. Die Auf träge befinden sich bereits in den Händen des japanischen Konsuls. Man hält hier auch Nachfrage nach Dampfern mittleren Tonnen- aehalts, die man aus zweiter Hand sür die japanische Küsten schiffahrt kaufen will. Tiflis. sPriv.-Tel.) Die Lage in Schuscha und den umliegenden Dörfern ist kritisch. Die Stadt wird von Tataren, die stark bewaffnet sind, belagert. Die Armenier werden von den Tataren niedergemacht. Nachmittags wurde die telegraphische Verbindung mit Schuscha durchschnitten. Konstantinopel. Prinz und Prinzessin Niko laus von Griechenland sind heute hier angekommen, um den Sultan persönlich zum Tyronbesteigungsfest zu beglück wünschen. Konstantinopel. Der Auf st and in Armen gilt noch zuverlässiger Quelle als erledigt. Die Pforte erwartet stündlich die Meldung von der Einnahme Sanas durch Achmed Fezi Pascha. Tanger. Zwischen Raisuli und den Stämmen, die am Angerahüael wohnen, bestanden seit längerer Zeit Zwistigkeiten. Als Angehörige der letzteren gestern Steuern einziehcn wollten, begannen die Anhänger Raijulis ihrerseits gleichfalls damit. Ein Zusammenstoß schien unvermeidlich. Doch wurde d"rch Ver mittlung des Scheiks Wazan der Friede einstweilen wieder- hergestellt. OerMches unv Sächsisches. Dresden, 1. September. -* Se. Majestät derKönig wohnte heute der Besichtigung des Schützen-Regiments im Manövergelände bei und begab sich hierzu früh 6 Uhr 55 Min. mit Sondcrzua von Niedersedlitz aus nach Kleinwaltersdorf bei Frciberg. Bon dort kehrte er legen 1 Uhr nach Pillnitz zurück. — Zur heutigen königlichen tttagstafel waren mit Einladungen beehrt worden: General- adiulant General der Infanterie v. Treitschke, der Königliche Ooerjchloßhaupttnann v. Carlowitz-Hartitzjch und der preußische Gesandte ln Hamburg, Kammeryerr v. Tschirschky u. Bögen- dorsf. —* Se. Exzellenz der Herr Staats- und Finanzminister Tr. Rüger ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. —* Dem Apotheker Kommerzienrat Tr. Willmar Schwabe in Leipzig wurde der preußische Kronenorden 3. Klasse verliehen. — Durch Eintragung in das Staotsjchuldbuch des Königreichs Sachsen ist in den Jahren von 1885 bis mit 1904 ci» Nennwerl von 31 984 OM Mk. in Schuldverschrei bungen über dreiprozcntigc jährliche Reuten der Anleihe vom Jahre 1876, 29 973 300 Mk. in dergleichen der Anleihe von den Jahren 1878, 1887 und 1892 und 21 991 400 Mk. in dergleichen der Anleihen von den Jahren 1894, 1897, 1899 und 19M, 83 948 700 Mk. zusammen, in Bnchsordernngcn aus den Namen bestimmter Gläubiger umgewandelt worden. Die Einlieserung dieser Summe ist in 3777 Posten erfolgt. Tie Eintragung dieser Einlieserungen in das Slaatsschuldbuch verteilt sich aus 1552 verschiedene Konten, und -war aus 1397 Konten sür physische Personen, einschließlich 154 minderiährige und 15 entmündigte, mit 60 459 600 Mk., ans 6 Konten für Handelsfirmen mii 2127 500 Mk., auf IM Konten für juristische Personen mit 18122 500 Mk. und auf 49 Konten für Anstalten und Ber- mögcnsmassen ohne juristische Persönlichkeit mit 3 239 100 Mk. Forderungsbetrag. Vergleicht man die Eintragungen nach Kontenzahl und Beträgen mit den erfolgten Löschungen, so er- gibt sich am Jahresschlüsse 1904 ein auf 1276 bestehende Konten sich verteilender Forderungsbestand von noch 69 571 900 Mk. Bon diesen 1276 Gläubigern haben 1058 ihren Wohnsitz im König reiche Sachsen, 198 in anderen deutschen Staaten, 5 in England, je 4 in Oesterreich »nd in Rußland, 3 in Amerika, 2 in Frank reich und >e 1 in Belgien und in Italien. Von der Gesamt zahl der bestehenden Konten entfallen 21,9 Proz. aus Emzel- veträae von IM bis zu 5000 Mk., 16,6 Proz. aus Beilage "wn über 5000 bis zu 10 OM Mk., 38,3 Proz. aus Beträge von über 10 000 bis zu 50000 Mk., 12,6 Proz, aus Beträge von über 50 OM bis zu IM 000 Mk., 10,2 Proz. auf Beträge von über 100 OM bis zu 1 Mill. Mk. und 0,4 Proz. auf Beträge von über 1 Mill. Mk. . der Durchschnittsbetrag sür ein Konto stellt sich aus rund 54 500 Mk. Das Staatsschuidbuch wird von Jahr zu Jahr rege benutzt: der reine Zugang gegen den letzten Jahresabschluß be tragt 60 Konten und 2 070 400 Mk. Forderungsbetrag. Hieraus geht hervor, daß die Vorteile, die diese Einrichtung gewährt, in immer weiteren Kreisen gewürdigt werden. Dennoch ist die Benutzung des Staatsschuldbuchs immer noch eine sehr ungleiche, wie sich beispielsweise daraus ergibt, daß von den Gläubigern 550 in Dresden und 56 in dessen Vororten, und nur 70 in Leipzig, 34 in Chemnitz. 8 in Zwickau und 11 in Bautzen ihren Wohnsitz haben. Die Eintragung von Forderungen für ouS- wärts wohnende Gläubiger ist aber keineswegs mit größeren Schwierigkeiten verknüpft, da die Einreichung der Anträge und der Wertpapiere auch auf dem Postwege geschehen kann utzd jede Anfrage eines Auswärtigen in entgegenkommender Weise beantwortet wird. Das Slaatsschuldbuch ist allen denjenigen Besitzern von Rentenschuldverschreibnngen von Nutzen, für welche diese Papiere eine dauernde Anlage bilden und welche Kapital und Zinsen gegen den Schaden unbedingt sichern wollen, der ihnen, solange ihr Recht von dem Besitze der Schuldverschrei bungen und der Zinsscheine abhängig ist, durch Diebstahl, Ver- nichtung oder sonstiges Abhandenkommen dieser Papiere nicht selten entsteht. Für Vermögensverwaltungen, wie sie bei Stif tungen, Anstalten, Mündelgeldern, öffentlichen Kassen ufw. Vor kommen, sowie für Personen, denen es an sicherer Aufbewahrungs gelegenheit für ihre Ersparnisse fehlt, und folche, die abgelegen wohnen oder einsam dastchen, gewährt hauptsächlich das Staats- schnldbnch infolge der Einfachheit der Aufnahme ihres Besitzes in dasselbe und der Sicherheit der Kapitalanlage erhebliche Vor teile. Lausende Bcrwaltnngskostcn werden von den staatsschuld- buchgläubigcrn nicht erhoben. Nur für jede Einschrift in das Staatsschuldbnch ist ein einmaliger Betrag von 20 Pfg. für se angesangene 1000 Mk. Kapitalbetrag, über den verfügt wird ffe- doch mindestens 1 Mk.j, zu zahlen. Ist mit der Verfügung die Auslieferung neuer RenteMchuldverschreibungen verbunden, so ist eine Gebühr von 40 Pfg. sür je angesangene 1000 Mk. Kapitalbetrag jmindestcns aber 1 Mk.j zu entrichten. Kunst und Wissenschaft. ^ f* Heute morgen begann an der Kasse d-s Königlichen Schauspielhauses die Ausgabe von Abonnementsbilletts für die ne u h l n z u t r e te n d e n Abonnenten, nachdem an den Tagen vorher die Billetts an di- früheren Abonnenten ansgegeben worden waren, die apf ihre alten Plätze reflektierten. Als ein gutes Vorzeichen für die bevorstehende Spielzeit darf es angelchen werden, daß bereits morgens 9 Uhr, also eine volle Stunde vor Kassen-Eröffnung, vor dem Königliche» Schau spielhaus etwa 60 bis 80 Personen Haye bildeten, um möglichst frühzeitig bei der Ausgabe von Billetts berücksichtigt zu werden. f* Francesco Tamag » o , einer der besten und berühm testen Tenoristen der Gegenwart, ist, wie bereits telegraphisch be uchtet, in Barese ge st o rb e u. Er ist nur 47 Jahre alt gewor den. Vor drei Jahren zog er sich von der Bühne zurück und lebte bis vor kurzem behaglich m seiner Vaterstadt Turin, wo auch seine Kmder domizilieren. Mit 18 Jahren stand er zum erstenmal in Palermo im „Maskenball" auf der Bühne, zwei Jahre später machte er seinen Glücksgrifs nach dem Lorbeer. Bei einer Auffüh rung von Donizettis längst verschollener Oper „Polstitv" sprang er, damals ein Schüler Pcdrottis, des Komponisten von „ll'utti in musolisr»", für den zweiten Teiwlisten ein, der plötzlich erkrankt war. Ein kühn punktiertes hohes Ü revoltierte das Publikum: Tamagno hatte einen Name». Bald daraus sang er schon mit Madame Älbani in Vencdig. Schon in jungen Jahre» ver achte er eS. sich von der Bühne zurückzuziehen. er wurde Kaus- nann und reiste in der Welt herum — immer wieder aber zog es Ihn zur Bühne zurück. Die liebste Rolle war ihm Rossinis Tell. Obwohl er^für Wagner schwärinte — er nannte ihn einmal den Dante der Musik — hat er nie eine Wagner-Rolle gesungen. In Dresden ist Tamagno »ur einmal, vor etwa vier Jahren, auf- zetrttsn: er sang in der Hosoper den Propheten. Obgleich nicht «ehr auf ganzer Höhe seiner früheren eminenten Leistungsfähig keit. enthusiasmierte er dennoch mit der Wucht und dem schmet- »ernden Tromvetenklang seiner hohen Töne. Die Hymne sang er. wie sich mancher noch erinnern wird, einen halben Ton höher, als sie im Oriainal steht, im glänzenden, strahlenden ü-6ur. Das war ein Bravourstück Twtz seines Ruhmes und seines Ver mögens, er hinterläßt zwei Mllionen, war er bescheiden, liebens würdig und hilfsbereit. Plan wird seinen frühen Heimgang in der Küiistkerwelt aufrichtig betrauern. f* Vo» dem schon angezeigteu kostbaren und nur in hundert Abzügen gedruckten Werke der Frau Mary Burrcll über Richard Wagner ist auch der Dresdner Kreuzschule ein Exemplar übersendet worden. Es ist in diesem ». a. auch die Seite des Schüleraufilabnic-Verzeichmsses der Kreuzscbnle im Lichtdruck wiedcrgeaeben, die die Eintragung Richard Geyers enthält, welchen Namen Wagner hier nach seinem Stiefvater führte. Auch sind die s ä m t l i ch en Zensuren, die Wagner aiis der Krciizschule erhielt, zu», erstenmal zusnnuncngcstrllt. Sie ergeben, daß er nicht etwa seine Schülcrpflichten im Vorgefühl seiner Künstlerschaft beiseite gesetzt, sondern sich in steigendem Grade die Zufriedenheit seiner Lehrer erworben hat Insbesondere lautet die letzte zu Michaelis 1827 nach etwa fünfjährigem Besuche der Anstalt vor der Uebersiedlimg nach Leipzig erteilte Zensur für Sitte, Fleiß und Fortschritte gleichmäßig recht gut oder sehr gut. f*Wann soll das Theater beginnen? Diese für viele Theaterbesucher, besonders aus der Geschäftswelt, brennend gewordene FrUe wurde vorgestern in Berlin in einer zahlreich besuchten Versammlung eingehend behandelt. Be kanntlich lieyt die Sache in Berlin so, daß ein Teil der Theater um 7 Uhr, die Mehrzahl um 71/2 und eins, das Lustfpielhons, um 8'/» Uhr beginnen. Die Bestrebungen vieler sind nun darauf gerichtet, allgemein eine spätere Stunde für den Anfang fest zulegen. Eine „Gemeinschaft zur Erörterung sozial-ethischer Fragen" hat sich deshalb an die Berliner Theaterdirektoren gewandt. Wie in der Versammlung von dem Vorsitzenden mit- geteilt wurde, haben die meisten gar nicht geantwortet. Direktor Raphael Löwenfeld hat für seine beiden Bühnen die Zusicherung abgegeben, daß er dem 8f4 Uhr-Anfang nickt abgeneigt sei, wenn die Polizei wegen der Ausdehnung des Theaterschlusses nach 11 Uhr keine Schwierigkeiten mache. Direkt abgelchnt hat Ober- regisseur Max Grube, der diese Reform sür die königlichen Theater als undurchführbar bezeichnet. Im Meinungsaustausch wurde angeregt, Sammellisten auszulegen, um dann- wenn diese mit Tausenden von Unterschriften bedeckt sind, einen Druck aus die Theaterleitungen auSzuüben. Das wurde aber von der Mehrheit verworfen. Man beschloß, sich damit zu bescheiden. eine Agitation cinzuleitcn, daß an «i n i g e n A b e n d e n die Theater um 8'/r Uhr beginnen. Berliner Leben. kl. Berlin, 31. August. Es ist erstaunlich, wie schnell man in dem Berliner Getriebe vergißt! Was während einer Woche alle Welt beschäftigt, isi in der nächsten schon wie aus dem Gedächtnis gelöscht. Die L-ensation des heutigen Tages wird morgen bereits zum alten Eisen geworfen. Immer wieder muß etwas Neues die Ge müter beschäftige», und wcis eben noch neu war, ist fast im nächsten Augenblick schon wieder alt. Diese schon den Römern eigen gewesene Begierde nach neuen Dingen machen sich gewisse Leute zu Nutzen, die etwas oder viel auf dem Kcrbholzc haben. Sie tauchen in dem Gewühl eine Zeitlang unter, um daun nach kurzer Frist aus der Bildfläche zu erscheinen, als ob gar nichts geschehen wäre. Dies kleine Toucherstückchen hat soeben ein vor kaum einem halben Jahre nicht gerade >n Ehren viel genannter Berliner Kritiker vollsühri. Man erinnert sich wohl noch des edlen Jünglings Siegfried Jacoblohn. deS gefürchtete» Theaterkritikers eines Berliner Montagsblottcs. Er war ertappt worden, als er schöne Perlen seiner kritischen Weis- kcil von einem anderen abgcschricbcn hatte, »nd feine elende Ausrede, daß dies nur die Schuld seines phänomenalen Ge dächtnisses sei, wurde damals gebührend verlacht. Leute mit löblichem idealen Sinne erklärten damals aus voller Ueber- zeugung, daß der Mann mit diesem überstarken Gedächtnis sür alle Zukunft unmöglich geworden sei. Wer die Berliner besser kannte, lachte auch hierzu. Jung-Siegsried aber verschwand sür einige Monate vom heißen Berliner Boden, »m nun als stolzer Drachcntötcr des Thecttcraeschästswcsens zurückzukehren. Er hat Geldleute gefunden, die sich zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung zusaminengctan und um ihn geschart haben. Sie haben ihn in den Stand gesetzt, eine neue Wochenschrift, „Die Schau bühne", heranszugeben, und stolz verkündet der gedächtnisstarkc Abschriftslellcr der leicht vergeßlichen Mitwelt sein Programm. Cr will nichts Geringeres, als in einer Zeit, wo Geschäfts leute bemüht sind, dem Theater die größtmöJichen Geldgewinne zu entlocken, „einen Strom künstlerischer und geistiger Neuwerte
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