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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050119025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905011902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905011902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-19
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten Donnerstag. 1». Januar N,«>5 ->lr. 1V schatten schließlich kamen ,ich die beiden Gruppen aeaentettlg näper und es wuide da» Gutachten an da» Kvuigl Mimterinm des Innern auf einer mittleren Basis erstattet. Die Gewerbe, kammern haben sich dahin ausgesprochen. daß man die Handwerker nicht direkt veranlasse» soll, die Mittel für GenvstenichasiS- gründungen zu fordern, sondern man soü adwarte» bi» die Hand werker an die Geiverbekamiurrn herankoinmen mit Gesuchen um Förderung einer Genossenichaft. —' Der Zugverkehr auf der Strecke Cranzahl — Ober wies«!» »bat bat gestern wegen Schneeverwehung ein gestellt weiden müssen. Ebcnio ist auf der Linie Bienen- mühle — Mo 1 dau bi» aus weiteres der Guterzugverkedr un möglich. der Perioneniugverkehr ist nur >»>t Schwiengkeiten auf recht zu erhalten. Auf der Linie Schlettau-Obe,crottendors bereiten Schneeverwehungen dem Betriebe mannigfache Hinder nisse. lovaß auch hier zunächst ei» ariegelter Z»gve,krlir nicht möglich ist. Äon auswärts liegen Meldungen über Störunge» durch ^Schneeverwehungen von folgende» Stiecken vor: Gesperrt sind Strecke llllrichsthal—Steinschöna der böhmischen Lokalbahn Bödrnisch-Lelpa—Steinschöna und die Lokalbahn Aich—Roßbach. Verschiedene Linien der rumänischen Staatsbahnen, so die Haupt strecke Bukarest—Konstanza, sind ebenfalls infolge Schneeverwehun gen uufabidar. —* In den hiesigen Kreisen der Bauenden hat die langsame und schwierige Erledigung von Bauanaelegenheileu durch die städtische Aufsichtsbehörde vielfach zu Klagen Anlaß gegeben. Diese Beschwerden baden nicht znm wenigsten ihren Grund darin, daß daS städtische Bau recht Dresdens ans mehr als 100 verschiedenen Bauregulatioen beruht, die aus den verschieden sten Zeilen herrühren. Diesem Uedelstand beabsichtigt nunmehr der Rat durch Schafsvirg einer neuen Bauordnung ein Ende zu bereiten. DaS neue OrtSgesetz soll alle Zweige deS Bauwesens und daS gesamte Stadtgebiet umfassen und dabei den modernen Anforderungen indczug aus das Bauen und Wohnen sich an- vassen. Wenn irgend möglich, soll durch daS Gesetz ungesundes und überstürztes Bauen ebenso terngehcülen werden, wie die wucherische Verwertung des Baulandes. Die vom Baupolizei- amt bereits ausgearbcitete Vorlage liegt gegenwärtig dem Rate vor und wirb voraussichtlich im März dem Sladtverordnelcu- kollegmm zugchen. — Ter von Handwerkern. Gewerbtieibenden und Geschäfts leuten gegründete Schutzverband zu Dresden Kat sein zweite- Geschäftsjahr beendet und darüber Beucht erstattet. Neu ausgenommen wurden j» den Vriband im Brrichtsialne 45 Mit glieder. Der Volitand hielt 9 VoistandSsitzungen und -12 Mit gliederversammlungen ad Die Zahl der Eliigängr stieg auf 119. 137 davon wurden schriftlich beontwoitct. Außerdem winden 1853 Drucksachen versandt Der Vorstoß der w>rk>chasil rden Beamtenvereinigungei, zur Erzwingung einer Erhöhung dcS ibne» bisher gewählten Rabatts von 5 ans 10 Prozent wurde mit Hil»e des Schiitzvcrbandcs zu einem erfolglosen Unternehmen gemacht. Auch verschiedene Fälle von schwindelhafter Reklame winden mit Erlolg bekämpft Dabei hat sich heransgeslcüt. daß es schwer und gewagt ist, gegen die unlautere Reklame vorznieben Die größte und schwellte Arbeit bereitete deni Verein die Umsatzsteuer- sragc. Das Vorgehen der Konsumvereine gegen die Umscitzsteiier- dcstredungen fühlte znr Gnmdnng einer Sicbeneikoinm.isiv» ans den Reihen verschiedener Vereine Dresdens. Um das RatS- kollcaium für eine Umsatzstcuervoi!age zu gewinnen, winden 6-1 Dresdner Veleinc eingeladen. und man schul einen Aus'chnß zur Ennühning der Umsatzsteuer in Dresden. An das Stndtver- ordneteiikollegium ging eine Petition ad und ein Flugblatt winde in 60 000 Er molaren vcidre>ket. Auch eine große Versammlung fand statt, die sich zu einer spontanen Kundgebung iür die Ui»l >tz- stener gestaitete. Die rührende Stellung nahm bei alledem der Schutzveiband ein. Bei de» letzten Ltadtverolvuetenwahlen ging der c^chntzveiband mit der großen Verciingnng der BezlikS- vercine :c. Die von der Geschäftsstelle des Vcidandes. mit dem ein Tcdntzinstitiit gegen schlechte Zahler verbunden iit. erlassenen Mnlwniigcn an säinnige oder böswillige Zahler hatten de» Erwin daß 57 Prozent des einzntreibenden Geldes hereinkamen. 'Auch eine schwarze Lille schlechter Zahler sieht den Vetenisinirglicdcrn zur Verfügung. Im bevorstehenden GeschastSjahre wuv der Ver band seine dishelige Bahn weiieraehcn und vor alle» Dingen latkrästig sür die Einführnng einer rlmiatzsiener einlreten. —* Der „Evangelische B n n d" hatte gestern abend in der „Reichskrone", Königsbrncker Straße, einen Familienabend zur Gedächtnisfeier b e r K a i s e r p r o k l a in a t i o n in V e r s a i l l e s, veranstaltet. lliach einem einleitenden Violin- vorlrage begrüßte Herr Plärrer B l a n ck m e > st er. der Vor sitzende des hiesigen Zweigvereins, die leider nur in geringer Zahl Erschienenen. So ganz fröhlich könne inan in yenttgcr Zeit, die eine ganz andere iei ols die um 1870 71. die ReichS- griindullg nicht leiern. DaS Deutsche Reich stehe zwar noch zesi. aber die Sorge um die höchsten idealen Güter, zu denen in erster Reihe das Erbe der Reformation, der evangeloche Glaube, gehöre, sei etwas in den Hintergrund getreten. Der Papst sei gewissermaßen wieder „Teilhaber" an der denlschen Regierung, ja, der Ultiamontanisinus sei ausschlaggebend inr die deutschen Geschicke geworden. Immerhin könne der evangelische Deutsche noch froh in die Zukunst blicken, denn eS müsse ja bald wieder anders werden im besseren Sinne. In dieser Beziehung blicke das deutsche Volk vertrauensvoll auf seinen /laster, der sich osien zum Evangelium bekannt habe. Redner schloß mit einem Hoch aus Kaiser Wilhelm ll., den Schirmherr» des evangelischen Glaubens. Nach dem Vortrags des Kaiserliches von Dr. Friedrich Schneider, vorzüglich gelungen ^on Herrn Alexander Lange, hielt Herr Gymnaitalprosessor Dr. Schäfer den Haupt- oortrag des Abends, der eigentlich ursprünglich für «inen der ionsiigen Familienabenoe benimmt war, über das Thema: „Gut evangelisch, gut deutsch allewepc — unsere Bundeslosung in ernster Zeit'. Ter Redner legte eingehend die tieien. inneren Be- zichungen zwischen Deutschtum und Protestantismus dar, wies noch, daß das katholische Kaisertum Deutschland an den Rand des Verderbens gebracht und es zur politiichen Bedeutungs- lougkeit herabgewürdigt habe, schilderte die gegenwärtige Lage der eoanaelsi'chen Kirche im Deutschen Reiche und präzisierte die >'chon mehrlach geäußerten Wünsche und Forderungen, welche der Evangelische Bund im Interesse des Protestantismus an die heurigen deutschen Einzelregierungsn und die Reichsregierung stellt. Reicher Beifall folgte dem sehr gediegenen und von warmer Begeisterung durchgluptea Vorträge Den zweiten Teil de» Abend» füllten Gesangs, und Biolrnoorträge an». Da» Schluß- Wort enchielt nicht, wie ans dem Programm angegeben, die „evangelischen Grüße au» dem Wiener Wald". Herr Pastor Lic. Pr- Ä. Kühn dankte chelmehr nur den Erschienenen und den Mitwirkenden. bat, nie zu vergessen, welche Arbeit, wieviel Blut und Opfer eS gekostet, die im Rhein versunkene deutsche Kaiser krone an» Licht der Sonne zu drillen. Diese» Kleinod zu büken, betrachte auch der Evanaetische Bund sür seine heiligste Pflicht. Mit dem allgemeinen Gesänge des Liedes: ..Deutschland. Deutschland über alle»" wurde der Abend geschlossen. —* Im Bereln für Bolk-dvgtene sprach gestern Herr Professor Dr. Nowock. über »Ansteckende Krankheiten und ihre Bekämpfung durch Des infektion" An der Hand eine» reichen statistische» Zahlen- maiklialS gab der Redner zunächst einen Uebeiblick über die cnounen Verluste, die für das Nationalvecmögen spoiadisch durch größere Epidemien sowohl als auch dauernd durch anderweite. Lenchenchainkler tragende Krankheiten he>deigesührt werden. So küßt unser Dresden allein im Durchschnitt durch Krankheiten und Tod einen Beliag ein. der sich aus über 22 Millionen beläuft Diese ungrdenien Verluste herabzuniink-ern. muß daS ernste Be streben des Einzelne» sowohl wie der Behörden sein, und in de, Tat Ist e» gelungen, die StriblichkeitSzisfer — und damit natnr gemäß zusamnirnhängen» auch die Zahl der Erkrankungen — seit Mitte des vortgrir Jahrhunderts erheblich heradzilmiiider» Damals staiben jährlich von 10"0 Pettonrn noch über 35. beute beträgt dieser Satz nur noch etwa 20. und es läßt sich hoffen daß noch eine weitere Heiabietzung erreicht weiden wirb. Diese, Eiiolg ist in erster Linie der Erkenntnis der Krankhcitsnrsachcn. ihrer rationellen Bekämpfung und nicht zuletzt de» zweckmässige» Methode» ziizusck,eiben, die eine Ausbreitung der Krankheiten dnrch Ansteckung vettiütcn. Ten sinher üblichen Weg durch lang wierige Jsolieiung hat man verlassen, und dnrch eine kurze, bls zu IO Tagen dauernde ärztliche Beobachtung i» geeigneten Stationen ritetzt. zugleich sür eine Unschädlichmachung aller etwa An- sleckniigskeime enlhaltendc» Skosse Sorge getragen und aus diesem Wege vor-ünliche Eisolge erzielt. Ans diese Weise gelang eS. die Hamburger Cholera-Epidemie 1692 z» lokalisieren, obwohl Krank deitssälle nach über :300 andelen Orte» veischlcppt wurden Ferner ist durch das Sruckengesetz den Aerzten die Anzeigrvsiicht sür jeden Fall gewisser ansteckender Krankheit au'erlegt worden, und diese Pflicht auch aus die Hausdaltungsvorstände ausgedehiil worden. Der wichtigste Faktor im Kampfe gegen die ansteckende» Krankheiten ist indessen eine rationelle DrSinseltioii, d. h. dir Vernichtung der klonkheitSericgenbeil Bakterien. Bazillen usw Diese Desinfektion kann eine doppelle sein: eine mechanische, indem dnrch teucktc» oder trockenen, überhitzten strömenden Wasscidamof die Kiankhettserrcger abgetötet werden, oder eine chemische. bei weicher Ebemckalicn. wie Eardoisäure. Etitorkaik, CardoleHenlötUtig. Kalk gelöickst oder in Form von Kalkmilch. Kallivasser zur Vernichtung der i» den KöweranSscheiduiigen der Kranke» enthaltenen Keime bezw. zur Reinigung von infizierter 'Wäsche. Kleibern uim. verwendet werden. Als vorzügliches DeSiuiizienS hat sich das Formaldehnd bewährt, ein gasiöimiger, der Geiiliidheit nicht nachträglicher Köiprr, der nur bei lang- daiietiiver Einalmuiig voiübeigehende Beschwerden verursacht, und der. in Wasser gelöst, als Forinalin eine gleich sichere Wirkung ergibt, wie in Gasform. Z»i» Schlüsse kiläuterte der Vor tragende an der Hand von Abbildungen die Einrichtung und Wirksamkeit der neucsten. zur Dampfdesinfektion ve»veiideien Apparate und schloß die Vorführung eines vom Geh. Kommerzien rat Linguer konttruierte» Apparates zur konibinieikcir Dampf- und Fornialdelttid-Tesiiifeklion an. der die Vorzüge beider Methoden in uh vereinigt. Dieser Apparat findet auch teilen- der von Herr» Geh. Kommerzienrar Linguer ins Leben gcruseuen Tesinsektwire- zentrate Verwendung, von der zu hossen ist. das sie baldmöglichst i» städtische Verwaltung übergeht. An den mit großem Interesse und Bcii.stl ausgenommen«:» Vortrag schloß sich eine kurze Dis kussion über die Konru des Verfahrens. —* Für die große Faichingsredonte im Central-Theater am 17. Februar sind die Vorarbeiten iin vollen Gange. Die künstlerische Ausstattung der prächtigen Räume Hut der „Dresdner Kuiritgeweroeverein" unter der Leitung des Architekten Herrn William Lossow übernommen. Im Lheateriaale konzertieren die Kapellen des Gardcreiter- Rcgiments, unter der Leitung des Stabstrompelers Stock, und des 177. Regiments, unter Leitung des König!. ivkusikdirektors Nöpenack. Im Theaterkeller, der auch diesmal eine originelle Ausschmückung erhalten soll, spielt die Eentrai-Theater-Kapelle und im Cafe wird eüie Tiroler Sänger-Gesellschaft ihre Weisen erklingen lassen. Das Fest wird mit Fanfaren und einem kurzen Promenadenkonzert beginnen, worauf di? Eröffnung des Balles erfolgt. Von der Aumihruna eines Femvieles hat das Komitee abgesehen, dagegen sollen in den Tanzpansen einige dem Charak ter des Festes entsprechende Tanz- und Ballettszenen erstklassiger Kräfte eingesugt werden. Zum Besuche des Festes eignet sich sur die Damenwelt Jede Ball- oder Phantasie-Toilette, mit oder ohne Huk, sür die Herren ist schwarzer oder bunter Frack Vor schrift lKniehosc erwünscht, aber nicht Bedingung). Die Subskriptionslisten lEintriitspreis pro Person 10 Mk.) liegen von Anfang Februar an an der Kasse des Central-Theaters aus. —* Dem seit 32 Jahren »nuiitrrbrvchcn im Dienste der Dresdner Straßenbahn stehenden Schaffner Johann August Zimm ermann in Blaicwitz ist das tragbare Evieii- zeichen „Für Treue in der Arbeit" vclliehrn worden. Auch hat die Kreishanptmaiinschast Dresden dem 27 Jahre lang nniintcr- brochen bei der genannten Straßenbahn beichnstlgtcn «stell,»acher- meitier Fiiedricb Oswald H i e n tz s ch zu Blatewitz eine Bclobi- guiigöiukande erteilt. —* Vergangenen Sonntag feierte der Schuhmachermeister Gräbner, der übrigens seit mehr ols 36 Jahren im „Ritterhos" ans der Breitesiraße wohnt, mit seiner Gattin in Gesundheit und Frische das Fest der goldenen Hochzeit. —* Polizeibericht, 18. Januar. Von der Ärinnnal- polizei ist ein 32 Jahre alter früherer Privatexpedient lkleine Staturs in Hastgenommen worden, weil er sich an Leute, die zu einer Freiheitsstrafe verurteilt lvarerr, herangedrängt und den Glauben erweckt hat, daß durch seine Vermittlung die Auf hebung der Strafe erfolgen werde. In Wirklichkeit rst es ihm aber nur um die Erlangung von Geld zu tun gewesen. Etwa Geschädigte wollen sich be, der KrrrmnalaLteürttra meldest, w» auch eine Photographie au-liegt. - Am 7. d. M. ist i« der Be- dursnisonstalt ernrr Dchankwirtfchast in Vorstadt Löbtau «in Paar neue Herrenschnürstiesol ousaesunde« worden, da» zweisellos gestohlen worden ist, wie die aus de« neuen Sohlen ersichtlichen Schmutzsleck« vermuten lassen. Sachdienliche Mst- teilungen hierüber werden an die Hauptpolrzei erbeten. — Am 16. d. M ist beim Räumen der zum tzinterhaule de» Grund stücks Hechtstraße 63 gehörigen Düngergrube ei« männlicher FoIus gesunden worden. Sein Mter hat sich infolge der vor-' geschrittenen Verwesung nicht feststellen lasten. Ver «rdächtig. diesen Fötus in die Äbortarube getvorsen zu haben, ist eine Frauensperson, die am 17. Dezember, abend» in der 6. Stunde, sich von einem in dem erwähnten Hinterhouse wohnhaft«, KNaben den Schlüssel zum Abort de» ersten Obergeschosses bat geben lassen. Die Frauensperson hat einen in Zertungspaprer eiiraeschlagenen Gegenstand bei sich gehabt, und der Knabe, der in der Rade des Abortes gewartet hat, will «in Geräusch gehört haben, ähnlich dem, als wenn die Person sich im Abort mti dem Aus- und Einpackcn des Pakets zu schassen gemacht habe. Rach etwa 10 Minuten sei sie dann wieder herauSgekomme». Sie wird beschrieben: Etwa 20 Jahre alt. mittelgroß, mit länglichem, magerem Gesicht, roten Haaren, bekleidet mit gelbem Jackett, schwarzem Rocke, dunklem Hute. Mitteilungen, die zur Er mittlung der Täterin führen könnten, werden an die Kriminal- abteilnng erbeten. — In der Kesselsdorser und Gohliser Straße, sowie in Alt-Löbtau sind in den letzten Wochen gegen 2b Fen sterscheibe» durch unbekannte Schulknadrn anicheinend mit Katapulten «ingeschosZen worden. Ver ettvaiger Beobachtung weiterer derartiger Sachbeschädigungen wird gebeten. Anhalts punkte zur Ermittlung der Täter dem Kriminaldelachement mit- ,»teilen. — Ein ä u ß e r st s r e ch e r D i e b st ah l ist am 16. ds. Mts., nachmittags gegen 3 Uhr. im Grundstück Grünestraße 10 ausgesnhrt worden. Dort befindet sich die Niederlage eines Fischhändlers. Uni die angegebene Zeit sind drei Personen, ein hier wohnhafter. 26 Jahre alter Gärtnereipächter und Kartossel händler. sein um zwei Jahre jüngerer Markthelfer und ein an- genommener Arbeiter, mit einem mit einem Pferde bespannten Taselwaaen in das erwähnte Grundstück gekommen, haben aus der Niederlage des Fischhändlers 10 Tonnen Heringe im Werte von 350 Mk. geholt, auf den Wagen geladen und sind dann damit nach Neustadt gefahren, wo die Ware bei einem Händler verpfändet worden ist. —* Heute s«üh In der 3- Stunde brach in einem Gewächs haus aut dem Markgraf-Heinrich Platz (Dorstadt Striesen), durch eine schabkaste Heizanlage veranlaßt. Feuer anS. durch daS das Brandobjekt zum größten Teil eingeäschert wurde. Tie Jenriwedr vermochte mit Hille zweier Schlauch leitungen vom Slraßrnsiuklhahn den Brand ln kurzer Zeit zu lokalisieren und zu unterdrücken — Ein zweiter Alarm erfolgte früh gegen 6 Ubr nach dem Grundstück Bären st einer Straße 13 (Vorstadt Striesen) wo in einer Küche im 2- Stock Infolge defekter FeiirrnngSanlage ei» Fußboden- und Bnlkenbrand entstanden war. Die Gefahr konnte bald beseitigt werden, indessen nahm die völlige Unterdrückung des Brandes, da erst ein Kochherd abge brochen weiden mußte, die Tätigkeit der Löschmannschaften längere Zeit in Ansplttch. — AnS der Geschäftswelt. Während die Schiffahrt ruht, bestehen seit lanaen Jahren Sammelverkehre ob Hamburg —Freihafen nach Dresden. Die Firma Meher H. Berliner. Hambnrg. hat jetzt einen LadunaSverkrhr ab Hamburg-Z o l l st a d l ins Leben gerufen, durch welchen Inter- eiienten Gelegenheit geboten ist, auch von Hambnrg loko kom mende Güter zu ermäßigten Frachtsätzen zu beziehen. Nähere Auskunft hierüber erteilen, Metier H. Berliner, Hamburg 8. sowie Chliitrr u. Ludwig. Dresden-Altstadt 4. —* Mühlberg o. Elbe. 17. Jan. Beinahe zermalmt worden wäre die Frau des Dampfschrssskapitäns Specht von hier. Sie brachte ihrem Manne, der mit einem Kettenoampser vier durchfuhr, Proviant an Bord. Beim Ueberjchreiten des Auslegers der Kette wurden ihre Röcke von der Kcttcnwalze er- saßt und mit aufgcwickelt. In demselben Moment sprang ihr Mann hinzu und riß mir großer Kroflanstrengung die Frau au ßer Umwicklung, wobei ihre Röcke vollständig zerrissen wurden. —* Schwurgericht. Mit DankeSworten an die Ge schworenen für die treue Mitarbeit erössnete de-' Vorsitzende Herr Landgerichtüdircktor Dr.. Hothorn den letzten Sitzungs- tag, worauf namens der Geschworenen Herr Geheimer Hofrat Professor Tr. Drude antwortete. Sodann wurde in die Ver handlung cingetretcn gegen den 1870 in Wilthen geborenen, in Dresden wohnenden, wegen Betrugs und Urkundenfälschung emp findlich vorbestraften Maler und Lackierer August Julius Pietsch mann, gegen welchen Anklage wegen Meineids' erhoben worden ist. Der Angeklagte war im Jahre 1903 als Arbeiter in einer hiesige» Drogerie tätig, kaufte dann das Geschäft mit dem Gelbe eines gewissen Mcntzschel und verlegte es Anfang Dezember 1903 unter der Firma Pietschmann u. Mcntzschel nach Mügeln. In dem Gcsellschasisvcrtrage wurde bestimmt, daß jeder der Teilhaber ans der Geschäftsfasse wöchentlich 25 Mark entnehmen könne. Mitte Dezember 1903 mußte Pietscbinann auf Antrag einer Speditions-Inhaberin wegen einer Schuld von 95 Mark den Offenbarungscid leisten. In dem ausgestellten Vermögens- Verzeichnisse gab P. an, -aß er am 17 Dezember 1903, dem Tage der Eidesleistung, ohne Stellung und Verdienst gewesen sei. obwohl damals das Mügelner Geschäft schon im Gange und bereits bedeutende Umsätze gemacht worden u-arcn. Der Angeklagte verteidigte sich damit, daß er an dem Geschäfte nicht den geringsten Anteil gehabt habe, auch sollt« der Gesellschaft«, vertrag erst mit dem 1. Januar 1904 in Kraft treten. Ver dächtig ist dagegen, daß der Angeklagte nach Ableistung des Offen» barnngseideS anS den Okschäftsbiichcrn die ersten Seiten ent fernte, um einen Nachweis über die bereits erzielten Einnahmen zu beseitigen. Der vom Rechtsanwalt Hans Kohlmann ver teidigte Angeklagte wird auf Grund des Wahrspruchs der Ge schworenen wegen Meineids zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt und für dauernd unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich vernommen ;u werden. Die Untersuchungshaft wird mit 3 Monaten auf tue Strafe angerechnet. zam Jahre 1888 — in noch nicht ganz 102 Jahren — um 380000 Mark an Wert. Ein besonderes historisches Moment in der Geschichte des alten Lötzschen Palais ist der Aufenthalt Navoleons I. aus seiner Flucht von Moskau nach Paris in der Nacht vom 13. zum 14. Dezember 1812, bei dem die sächsische Residenz den Weligebietendcn so ganz anders Wiedersehen sollte, als fünf Jahre früher, wo der stolze Äor'e, flehend auf dem Gipfel seiner Macht, zu Bciuch an den Hof des Königs Friedrich Angnst, seines hohen Verbündeten, kam. Es war dies im Jahre 1807, nach dem Tilsiter Frieden, der Preutzen zerstuckelle, dem König von Sachsen aber in dem von Napoleon aus polnisch-preußiichcn Provinzen gebildeten Herzogtum Warichau eine unbegehrte Ge- bielserweilcrunq zuwles und ihn damik nur noch fester an das Schicksal des koiierlichen Eroberers knüpfte. Denn Napoleon hatte schon frühzeitig mit seinem weitausichauenden Blick die Bedeutung Sachiens für seine kontinentale Politik erkannt*). Die Lage in der Mitte zwischen den beiden deutschen Hanpl- inächten Oesterreich und Preußen und die breite, durch Festungen noch verstärkte Elblinie machten das Land z» einer ausgezcich. neten Operationsbasis. Es war daher erste Aufgabe der Navo- leonischen Politik, Sachsen zu isolieren und in möglichste Ab hängigkeit von Frankreich zu bringen. Unter diesem Gesichts punkte will Napoleons Handeln in den Jahren 1806 und 1807 verstanden sein: alles war daraus berechnet, Fürst und Volk für Napoleon cinzilnehinen, und unzweifelhaft war es bei dessen ersten. Besuche in Dresden vornehmster Zweck, den französischen Einfluß am sächsischen Hose persönlich zu stärken und vor aller Welt deutlich zur Geltung zu bringen. Ngpoleon zeigte sich von seiner liebenswürdigsten Seite, und hatte bald auch den König gewonnen und den ganzen Hof bezaubert. Der König seiner- lerts oerseblte nicht minder, dem Gewaltigen die höchste per- sönliche Achtung abzunötigcn: der Kaiser fchätzte an Friedrich August die unbedingte Zuverlässigkeit gegenüber der einmal ein gegangenen Pflicht, eine Fürslentugend, die gerade bei Sachsen doppelt ins Gewicht fiel. Schließlich hatte Navoleon wohl auch die naheliegende Absicht, sich selbst einmal mit eigenen Augen ') >n»fabrlich«« hierüber in einem Aussatz von Earl Eredner in den „Drenztzotrn" ISO« Ar 1S.17. über die Verhältnisse seines neuen Alliierten zu informieren und vor allem die Stadt und Festung Dresden eingehend zu be- sichtigen. So hatte denn die Stadt am Tage des Einzugs, den 17. Juli 1807, ihr Alltagsgewand abgelegt und prangte im reichsten Fest- schmuck. Der König war dem Franzosenkaiser, dessen Name wie ein Zauberschlag Tausende und Abertausende in Dresden auf die Beine gebracht hatte, in Begleitung seines getreuen Marcolini am Tage vorher bis Bautzen entgegengefahren- Hier lernten Napoleon und F r i ed r i ch A u a u st sich zuerst per sönlich kennen. Bis zum Linckeschen Bade bildete die Garnison Spalier, weiter hinaus bis zur» Weißen Hirsch waren die könig- Ischen Hoiiäger postiert. Indessen wurde die Geduld der schau lustigen Mence aus eine harte Probe gestellt: erst gegen 5 Uhr nachmittags stiegen die die Ankunft der Fürstlichkeiten verkiin- denden Raketen auf. Von den Renstädter Wällen antwortete der Donner der Kanonen, und das feierliche Geläut der Glocken letzte ein. Nach einer Viertelstunde hielten die bestaubten Wagen der hoben Reisenden vor dem sclstvarzcn Tore und fuhren, cotoyiert von einer Abteilung Garde du Corps und Dragonern, sowie dem Oberjäger- und Postpersonal, durch die große Allee znm Schlosse, von dem cndlojen Vivatrufen der Menge begrüßt. Ter König hatte neben -cm Kaiser in dem achtspännigen Reste- magen Napoleons Platz genommen, auf dem Bocke neben dem Kuttchcr saß des Kaisers treuer Mameluck Nuslan, mit Dolch und Pistolen im Gürtel. Napoleon, über den begeisterte» Emp fang sichtbar erfreut — er liebte dergleichen Ovationen sehr —, zeigte sich dankend mehrmals an dem geöffneten Waecnsenster. Mit ihm kamen der Herzog von Berg, der Kriegsminislcr Bcr- thier, Fürst von Neusckmtel, und der Minister des Aeußeren Talleyrand, Fürst von Bcnevcnt. In den Paradezimmern der zweiten Eiage des köniplichen Schlosses nahm Napoleon Woh nung und zog sich, nach Begriitzung der königlichen Familie, bald in seine Gemächer zurück. Er hatte seit nahezu 100 Stun den den Reisewagen kaum verlassen. Nach fünf Tngen, während welcher eine Festlichkeit die andere ablöste, ein Da vauiu in der katholischen Hoskirche gesungen und ein« prachtvoll« Illumination inszeniert wurde, auch eine Besichtigung der Festung», und Autzenwerke und «in Besuch des Kadettenhauies mit Exercitium und Examination der Zöglinge seitens des Kaisers. Festvorstellung im Theater, sowie ein Jngdausslug nach Moritzburg siattfond, reiste der Kaiser am 22. Juli wieder von Dresden ab. Der König be- gleitete ihn bis Meißen- Am 27. Juli war Napoleon bereits ui Paris. Noch glänzender als dieser erst« Besuch, gestaltete sich Napo leons zweiter Aufenthalt in Dresden, der in di« Zeit vom 16. bis 29. Mai 1812 fiel. Napoleon, auf der Reise zur großen Armee begriffen, sonnte sich hier noch einmal im vollen Glanze seiner Macht und seines Glückes. Er war von seiner Gemahlin Marie Louise begleitet: mit ihm kamen die meisten Grotzwürden- träger Frankreichs, Berthicr, Fürst von NeufchLtel, Maret, Her zog von Bessano. Beziöres, Herzog von Istrien, Caulincomt, Herzog von Vicenza, der Erzbischof von Mecheln u. a. Da» Gefolge der Kaiserin zählte nicht weniger als 177 Personen. Der Glanz, womit die französischen Gäste, die prächtigen Uniformen der Marichälle, die goldstrohcnden Livreen und Equipagen Dres dens Straßen erfüllten, überschritt alle» bisher Dagewesen«. Zur Begrüßung 'Napoleons hatten sich auch sein Schwiegervater, der Kaiser von Oesterreich, nebst Gemahlin, der Grobherzog Franz von Wnrzbura und die Königin von Westfalen in Dresden eingciunden. später kamen noch der König von Preußen und der preußische Kronprinz an. An der großen Zercmonientafel wurde non Gold gespeist, die Obcrchargcn warteten in Person auf und die königliche Musik musizierte. Feenhaft war während der Tafei die 2i«lenchti»ig -es Schloßplatzes. Der Erzbischof von Meck»:!», als Herzogin,,, Warschau vom Kaiser zum Ambassadeur beim Könige von Sachsen ernannt, zelebrierte ein vom ganzen Hof« und jämtlichen Gästen besuchtes feierliches Hochamt in der katholischen Hoskirche, wobei der Erzbischof mit vernehmlicher Stimme d"s „Domino, «aivum kno lKnpoloonom imvsratorvm" sprach. Am 29. Mai, früh 4 Uhr, verließ Napoleon st, der Stille, nur von einer Abteilung sächsischer Kavallerie begleitet, die Residenz, um sich über Bautzen nach Polen zu begeben. Als aber der Imperator zum dritten Male nach Dresden kam. da war seine Glückssonne bereits in Moskau» Flam men untergegangen, und dos Feuerzeichen zur allgemeines Er hebung loderte gegen ihn empor.
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