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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030821025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903082102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903082102
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-21
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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An kündigungen aui der Lnuaticile Zeile 2b P'a : die rivallige Zeile al« „sin gesandt" oder aui Tertleite so Bia In Nummern »ach Sonn und -iei>n tagen I bei. Libaltige Grundiciteii so, «o de», «o und so Pi, nach be sondercm Tarii Auswärtige Aui trage nur gegen Sjoraudbejatiiuua. Beleiblätter werden Mit IvPig. berechnet. Sernlvrechanschlutz: Llim l Sir. U und Sir. 200«. lüslläe L VLudried ^ ks>iIcgL8el>SN .. 1VLi8vllkLU88lrL88S 27. «r.ÄSl. E»i,„I: Neueste Drahtberichte. Hosnachrichten, Zigarre» - Abschnitt - Sanimelvereiii. Behandlung scheinbar Ertrunkener, Gerichlsvelhaiidlungen. BerlinerLeben. Freitag, 21. August 1W3. Neueste Drahtmeldungen vom 20. August Wilhelm shöhe. Der Kaiser ist heute vormittag Ml Uhr »ach dem Truppenübungsplätze Altengrabow abgereisi. Paris Das ..Petit Journal" veröffentlicht eine llnter- reduiig eines seiner Mitarbeiter mit dem Marincminister Pellelci», der crllärte, oaß die Ergebnisse des Versuchsschießens auf de» „Duisren" durchaus zusricdenstellcnd sind Ter Turm ist nicht keickzädrgt und die Hammel, die in demselben unleraebracht waren, haben keinen Schaden erlitten. Ein Beamter des Marine- minisleriiims berichtete dem Blatte, das; das letzte, mit einer stärke- re» Ladung, als die vorhergehende», abgcseuerte Geschoß eine gegen den Turin gelegte Panzerplatte durchichlug: doch widerstand der Turm selbst dank seiner härteren Stahlpanzernng, Der Mechanis- mus scheint in allen seinen Teilen die Beschießung vortrefflich liberstanden zu haben. Auch der „Matin" schreibt, daß selbst die scinsken Teile des Mechanismus nicht beschädigt worden sind, Paris, Der „Figaro" meldet: General Pendezec tritt an die Stelle des Generals Grasset in Lyon, Letzterer wird Ende dieses Monats zur Reserve übertrete», Mathis, Kommandeur des 15, Korps, tritt an Stelle Pendezces als Ehef des Generalstabcs, Neapel, Die Tätigkeit des Vesuvs dauert stetig fort. Die Ausbrüche sind zahlreicher, die ausgeworsenen Lavamassc» aber gcrinacr geworden, Barcelona, In einem Hause in der Sa» Pedro-Straße ist eine Bombe gefunden worden, — Der Ans st and der Bäcker in Rens Hot einen sehr beunruhigenden Charakter an genommen, Es kam zu Zusammenstößen, bei denen mehrfach schlisse abgegeben wurden. Zahlreiche Ausständige sind verhaftet worden, London. Der „Standard" veröffentlicht eine Unter redung mit dem japanischen Gesandten, worin dieser äußerte: Nicht nur ich, sondern auch meine Regierung weisen alle die KrieasschreckenSgeschichten von uns. Wenn wir einige Meinungsverschredenheste» mit anderen Nationen haben, so be deutet das nicht, daß Feindschaft zwischen uns besteht. Gewisse Gerüchte möchten uns glauben machen, daß Rußland Schlim mes im Sinne führt. In Wirklichkeit ist Rußland bemüht, ver- söhnlich zu sein, und Japan ist in gleichem Sinne bemüht. Ein Krieg würde keinem zum Vorteil gereichen. Jedenfalls wird Japan aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten Rußlands mit der Türkei keinen Vorteil zn ziehen suchen, um auf Rußlands Nückzug aus der Mandschurei zu drängen, Theravia. Das russische Geschwader ist gestern in die Jniadabucht, etwa 80 Kilometer nördlich der Bosporus- mündung, eingelauscn. New York, Nach einer Meldung aus Bogota ist eine Bill für den Kongreß ausgearbeitet, durch welche die Regierung er mächtigt wird, den Vertrag vetr, den Panamakanal mit den Bereinigten Staaten auf der vereinbarten Grundlage abzuschlicßen, Die Bill trifft ferner Bestimmungen zur Abänderung der Verfassung, Oertliches und Sächsisches. Dresden. 20, August. —* Sc Majestät der König jagte heute in Begleitung meh rere; Herren vom Dienste auf Naundorscr Revier, König Georg traj hierzu vormittags halb 8 Uhr mit Sonderzug ab Bahnhof Klingcnbcra ein und ivird heute nachmittag nach beendeter Jagd um 0 Uhr von dort nach Niedersedlitz bezw. Pillnitz zurück kehre n —* Ihre Majestät die K öni gi n-W i t ive wird sich, wie bereits erwähnt, nächsten Sonntag abend aus etwa 0 Wochen nach Sigmaringen bezw. Krauchenwies und der Weinburg be gebe», — Zur gestrigen.Mittagstafel bei der Königin-Witwe waren mit Einladungen beehrt worden: Oberl,ofjägermcistcr grciherr v, d, Biissche-Strcitborst, Flügeladsutant Oberstleutnant n Kosvoth und Leutnant v, Mutius voiw König!, Preuß, Leib- küraißer-Rogiment „Großer Kurfürst" lSchless Nr, 1, —* Sc, König!, Hoheit der Kronprinz fuhr heute früh nach Meißen und von dort mit Wagen nach Wölkisch zum Ge- ländeichießen der 3, Feldartillerie-Brigade Nr, 32, Die Rück kehr nach Dresden erfolgte heute mittag. Morgen beabsichtigtKron- rrinz Friedrich August der um 7 Uhr vormittags beginnenden Besichtigung der 5, Infanterie-Brigade Nr, 63 auf dem Heller bcizuivohnen. - * Frau Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen nnternabm gestern nachmittag mit den kleinen Prinzen, begleitet von einer Hosdame und einem Adjutanten, eine Anto- mobiliahrt in die schöne Umgebung von Dresden, Es wurde dazu ein Wagen der Firma E, Nacke, Automobilsabrik. Eoswig- Sachsen. benutzt, über dessen ruhigen elastischen Gang sich die Frau Prinzessin sehr lobend nussprach, — Die Frau Prinzessin be suchte gelte», das Sport und SpielwarenhanS L- Lcmcke. Pragerstraße 40, und de» Kuiistialun E mit Richter, Pragec- straße, um in beiden Geschäften Einkänie z» bewirken. —* Herr Staatsminister Dr, Rüger traf vorgestern in Reichcnbach i. V. ein und begab sich zum Besuche des Herrn Staalsmimsiers v, Mctzjch nach Schloß Friesen, —* Aus dem Leben der Königin-Witwe wird uns folgende reizende Episode mitgcteilt: Am 18, Juni 1853 erfolgte anläßlich ihrer Vermählung mit dein Prinzen Albert der Einzug der Prinzessin Äarolinc von Wasa in die festlich geschmückte Residenz, Zwei Tage darauf begaben sich die Schule» mit Musik unter Begleitung ihrer Lehrer und Lehrerinnen nach den Fest- ränmen im Große,, Garten zn einem großartigen Schulfest, Nach voraiifgegangcner Huldigung fand sich das hohe, Neuvermählte Paar^uittcr großem Jubel der tausendköpsigen Kinderschar ans den Spielplätzen der Kleinen ein. Bei dieser Gelegenheit lief in der Nähe des Naturtheaters ein Niäbrigcr Schüler des Fletcher- schen Seminars »nverschcns dem prinzlichen Paare in die Arme, faßte sich aber schnell und stammelte demselben seinen kindliche» Glückwunsch, mit den kühnen Worten an die Prinzessin Carola schließend: „In fünfzig Jahren komm' ich wieder gratulieren," Die fünfzig Jahre verrauschten allgemach, der frohe Knabe von damals ist ei» an der Schwelle des Alters stehender Mann, und die jugendstrahleiide Prinzessin von einst nach Gottes Ratschluß eine einsame Witwe geworden, aber den Glückwunsch bat der erster«: nicht vergessen. Er hat ihn Ihrer Majestät zwar nicht an ihrem Hochzeiistaac, wohl aber zu ihrem 70jährigen Geburisseste ab- gcstaltct, und die Königin-Witwe hat solchen huldvoll angenommen, —* Ans dem Reustädter Rangierbahnhosc in der Nähe der Leipziger Straße geriet beute vormittag gegen 11 Uhr ein Güter- zng insolgc falscher Weichen stell» na auf ein totes Gleis, und sechs der Güterwagen fuhren in das Äufenchaltszimmer der Bahnbcamten, die Kantine, hinein, deren Vorderwand durch brechend, Die Wagen schoben sich in einander und wurden durch Verbiegen der Puffer re, beschädigt. Der ans einem der Wagen be findliche Bremser konnte sich durch rechtzeitiges Abspringen rette», und da auch die Kantine zufällig keine Besucher answies, lies der Unfall, abgesehen von einem größeren Materialschaden, immer hin noch glücklich ab, —* Die Ziehung der dritten Klasse der 114, sächsischen Landeslotterie findet am 7, und 8. September statt. Die Erneuerung der Lose hat bis zum 29, August zn erfolge». —* Heute morgen rückte mit klingenden! Spiel das 2, Grenadier-Negim ent. und zwar das 1, und 2. Bataillon — das 3, befindet sich zur Zeit »och zu den Schießübungen in Königsbriick — in das Manöver ab Das Regiment, dessen Mcmchrichtiiiig die Gegend von Großenbach am rrttcn Tage ist, wird ans dem Wege dahin das 3. Bataillon mit ausnehmen. Morgen früh werden säst alle andere» hiesigen Truppeiibellandteile die hiesige Garnison verlassen um i» daS Manöver zu gehen. Die Manöver werden diesmal wegen der Kaijermauövcr langer als sonst dauern, —* „Viele Wenige machen ein Viel — Vereinte Kräfte sichren zum Ziel!" Unter dieicr Tevlle arbeitet nun schon seit 1877 der damals von einer kleinen Schar Männer inS Leben gerufene Z i g a r r e n A b s ch » i t t - S a m i» e l v e r e i n niit von Jahr zu Jahr sich steigerndem Erfolge: unter dieier Deviic hatte der Verein auch gestern aus den, „Liackeschen Bode" ici» großes Sommer - ie sl aiisgcrichtet, dessen Zweck imd Ziel Wieden»» in der private» Wohltätigkeit begründet war, Soll doch der Ertrag des Festes dazu Helsen, arme» Kindern zn Weihnachten eine Freude zu be reiten. ES hatten sich demzufolge viele Hände in Bewegung ge setzt. um das sich alle Jahre mehr vergrößernde Vergnügen würdig anszugestalten, und fröhliche Geber hatten die damit verbundene Worenverlvsung reich bedacht, wie ein Blick in den verlockend arrangierten Gabentempel lehrte. Was Wunder, daß da Keiner der Versuchung widerstehen konnte, dem Glücke die Hand zn bieten, und daß Jeder an die von jungen Damen bedienten Losküste» eilte, und seine» Obolus opferte. Der Verlauf ging slott und die Gesichter der glücklichen Gewinner strahlten, denn was es hier z» gewinnen gab. waren wirklich praktische Sache», die man in Hans und Willichaft wohl brauchen konnte. Mit dem Verkaufe von Postkarten und köstlichen Rosen Hallen sich ebensalls reizende junge Damen belaßt, deren gewinnendes Lächeln beim Anbieter; der Ware so leicht ebenfalls »iemand ein kühles „Ich danke" entgegen setzten konnte. Wieder andere Tarnen leiteten an geeigneten Stellen des Gartens Kinderbelusliglrirgen und Bewegungsspiele, von der rasch geräumten Kuchcnhalle und der stets umlagerten Pfefferkuchen-Bude ganz zn schweigen. Dazu spielte Herr König!. Mnsikdirigent H, Rövenack mit der wackeren Kapelle der 177cr »inirtere Märsche. Tänze und Porporrrris. während die Pausen durch das Tiroler Konzertiänger-Eniemble HanS von Hoff mit einer Fülle launiger und ernster Vorträge ausgesüllt wurden. Die Gesellschaft, der ein höchst ehrendes Künsllerzengnis vor» König!, Konservatorium zur Teile steht, crzellicrte besonders in einer ganzen Serie reizender Jvdlcrlieder. an denen der Tiroler Volks- gesniig lo »ineridlich reich ist. Auch das » cspslla gesungene Damen-Terzett „Verlassen" von Koichat gelang den Sängerinnen ausgezeichnet. Für die Kinder bildete ein Lampionzug, der sich unter Vorantritt der Musik mehrmals durch den mit bengalilchen Flamme» beleuchten Garten bewegte und das Abbrennen verschie dener FerieuverSkörper den Glanzpunkt des Festes, während sich die Großen »ach Einbruch der Dunkelheit den Freude» eines Soinmcrnachlsballes Hingaben, Auch der Himmel, so drohend er bisweilen aussah. trug rvcscittlich zu dem Gelingen des guten Zweckes bei, indem er sich möglichste Zurückhaltung auferlegte und Iv verlies das schöne Fest heiler, »»gestört und hoffentlich auch nach der klingenden Seite hin znsricdenstellend, —* lieber die vorteilhafteste Behandlung scheinbar Er trunkener hat irr England eine Kommission Untersuchungen angestcllt, aus deren Bericht folgendes entnommen sei: Welche Art von künstlicher Atmung angewendek wird, ist gleichgültig, da so wohl durch Armbcwegung wie durch intermittierendes Zusammen- drücken des Brustkorbes, sowohl in der Bauch- wie in der Seiten- odcr Rückenlage eine vollkommen hinreichende Menge von Luft in die Lungen ciiigcsührt wird, Tie Lage, die man dem aus dem Wasser Gezogenen bei den Wiederbelebungsversuchen gibt, ist aber insofern vv» Bedeutung, als es wichtig ist, daß die ost nach rück wärts umgelcate Zunge in die normale Lage zurückkehre und das Wasser und der Schleim aus den Lustwegen leicht aussliehen können. Das Hauptgewicht wird aber daraus gelegt, daß mit der künstlichcn Almung augenblicklich begonnen werde, denn wenn infolge von Sauerstoffmangel der Tod einmal emgetreten ist, nützt natürlich nichts mehr. Man soll also erneu aus dem Wasser Gezogenen nicht erst entkleiden und nicht versuchen, ihn durch Essenzen und dergleichen zu beleben, weil dadurch nur Zeit ver loren wird: man soll ihn nicht auf den Rücken, sondern auf den Bauch oder auf die Seite legen, und man soll sofort mit der künst lichen Atmung beginnen, Dann kann man auch Hirschhorngelst oder andere Essenzen zum Riechen geben und Einspritzungen vor nehmen, Die Ertränkungsversuche, die mit anästhesierten Hunden gemacht wurden, zeigten, daß die Wände der Lungenbläschen und Luftwege große Mengen eingedrungencn Wassers in wenigen Minute» arifzusaugcn und so die Lungezu säubern vermögen, ohne daß dies nachteilige Folgen für das Tier Hai, Beim Ertrinken kommen heftige Vagrrsrcizc zu stände, welche die Herztätigkeit sehr stark hcrabsctzcn und zuweilen ein Amhören des Herzschlages herbci- sühren. Die Widerstandsfähigkeit gegen die Ertrinkuirgsgefahr ist großen individuellen Schwankungen unterworfen: einige Hunde konnten, nachdem sie sich zwei Minuten unter Wasser befunden hatte», mehr mehr zum Leben zurüctgcbracht werden, bei anderen batten die Wiederbelebungsversuche selbst dann noch Erfolg, wenn sie sieben Minuten unter Wasser gewesen waren, —* Die Herde blüht auch in diesem Jahre verhältnismäßig stark. Das Herde kraut, oes nahenden Herbstes Symbol, schimmert und leuchtet jetzt mit seinem mattrotem Glanze fast überall durch den Wald, Fleißige Bicuenvülkcr sind an warmen und sonnigen Tagen eifrig daver, den süßen Saft der blühenden Heide in ihre Stöcke ernzutracien. Das Heidekraut ist auch ein sehr beliebtes Saininelobiekt für Spaziergänger und Ausflügler, indessen wird von sorstamllicher Seite das unberechtigte und unerlaubte Pflücken von Heidekraut als eine strafbare Handlung an- geichen und dagegen eriigcschrittcn. Es wird dabei kein Unter schied gemacht zwstchen Personen, welche die Sache gewerbsmäßig betreiben, und solchen, die erhebliche Mengen von Heidekraut, wenn auch nur zu eigenem Gebrauche, abbrcchcn und mit nach Hause nehmen. —* Bei einer Schleifen fahrt in einem Zirkus in Paris ist der 2I V2 Jahre alle Artist Rich, Müller gestürzt und bald darauf Berliner Leben. IO Berlin. 19, August, Die Statistik ist nicht nur eine lehrreiche, sondern unter Umständen auch eine sehr beruhigende Wissenschaft, So las ich vor etwa acht Tagen fern von den Gestaden der lieblichen Spree mit großem Behagen in irgend einem Blatte, cs sei statistisch crwicien, daß die Gefahr, ein Eisenbahnunglück z» er leben, fast noch seltener sei, als die, vom Blitz erschlagen zu werden. Letzterer aber treffe unter »ielcir. vielen Millionen ldic Zahl ist mir nicht mehr crinncrlichs immer erst einen ein zigen Menschen, Kaum aber batte ich diesen wissenschaftlichen Trost innerlich verarbeitet, so saß ich auch bereits in jenem Schnellzug München-Berlin, der hinter Teltow, allwo die be rühmten Rübchen wachsen, mit ciircm Pcrsonenzuge znsaiirmen- slrcß, und wie durch ein »»begreiflich hohes Wunder, um mit Taiinhänser zu sprechen, einer völligen Zermalmung entgangen ist. Da glaube »och einer an die Lehren der Statistik! Immer hin gehört ein so böses Eiseirbahnabcnteuer zn den großen Scllciiheiten, und es wird den Leser» vielleicht '»teressartt sei», einiges über die Erfahrungen, die man dabei sammelt, zu hören, Ziiiinchsl — cs handelt sich natürlich ui» subjektive Eindrücke, die aber von viele» Leidensgefährten bestätigt wurden — was empfindet man bei einem solchen außergewöhnlichen Ereignis? Im Augenblicke des Zusammenstoßes nichts, rein gar nichts! Man spurt einen ungeheuren Ruck, sicht, daß der Zug, der eben noch wie eine wilde Windsbraut dahinrastc, plötzlich wie an- gewurzelt seststeht, und ist wie vor den Kops aeschlagc». Im nächsten Augenblick wird cs einem dann freilich klar, daß ein Unglück geschehen ist, man nimmt in fliegender Hast eine In ventur seiner sämtlichen Glieder auf, zählt die Häupter feiner Lieben und bat dann nur den eine» Wunsch, so schnell als möglich ins Freie zu gelangen. Das ist aber leichter gedacht als getan. Denn den gleichen Wunsch teilen im leiben Augen blick alle andere» Mitreisenden, sa weit fie heil geblieben sind, und es cntstent dann ein wirres Durcheinander, Ist man dann endlich glücklich aus fester» Boden angelangl, sieht ringsum die schreckensbleichen Gesichter und hört das furchtbare Stöhnen der Verwundeten, darr» erst däninrer« es einem langsam auf, welcher entsetzlichen Gefahr man wie durch ein Himmelswunder entgangen ist. Aber das eigentliche Schrcckgefühl, das sich in alle Glieder ergießt, und sie bleischwer macht, kommt erst weit später, wenn inan wieder an Ort und Stelle ist, zur Geltung. Vorläufig wird es noch durch eine außerordentliche Nerven anspannung niedergehalte». Eine lebhafte, angeregte Unterhaltung greift unter den Schicksalsgenossen Platz, die sich bald wie alte gute Bekannte betrachten und eifrig ihre Ansichten über das Erlebte austarischcn. Dabei komme» denn auch die verschiedenen Temperamente und Charaktereigenschaften zum Vorschein, Die einen sind in gehobener Stimmung und danken Gott für ihre Errettung, Die anderen schimpfen und tobe» über diejenige», die sic für die Schuldigen halten. Die Ncirnmaliveisc» endlich, die hinterher alles voranswissen, haben auch diese Katastrophe längst kommen sehen und durch den rechtzeitige» Rus: „Beine hoch!" sich und ihre Mitreisenden vor schwerem Unheil be wahrt. Im allgemeinen kann ich nur jedem Leser wünschen, daß er vor einen derartigen Ablchluß einer Vergnügungsreise bewahrt bleiben möge. Das bischen Erholung, das man sich in Gottes fchöncr Natur durch Wandern und Bergkraxclrr müh sam erwarben hat, geht dabei größtenteils wieder zum Teufel, Kaum ist ma» da,in in Berlin einigermaßen warm ye- lvvrdcn — so weit dies in diesen bundskaltcn Hundstaacn mög lich ist —, so wird man stets von neuem an die böse Geschichte erinnert durch die Erörterungen und Untersuchungen, die hin sichtlich der «Licherheit der Berliner Hoch- und Unter- ar>, »dbahn durch das schreckliche Unglück aus der Pariser Untcrarllndbahn veranlaßt worden sind, Die hiesige Betriebs verwaltung war zwar schnell fertig mit der Versicherung, daß eine ähnliche Katastrophe, wie in Paris, hier unmöglich sei. Aber die Aufsichtsbehörden haben sich hiermit glücklicherweise so wenig, wie Presse und Publikum, zusricdcn gegeben, sondern eine gründliche Nachprüfung der Anlage» und Einrichtungen unserer Hoch- und Untergrundbahn vorgenommen. Es sind da bei verschiedene Uebelstniide und Mängel des jungen Unter nehmens sestgcstellt worden. Dar fpringende Punkt jcheint uns zu sein, daß die Wagen der Hoch- und Untergruirdvahn. die für 60 Personen berechnet sind, aber häufig bis 80 ausnehmen, nur an den beiden Enden je eine Schiebetür haben, die nur mit besonderer Krastanstrengiing geöffnet werden kann. Hier müßte vor allem Abhilfe geschaffen werden, einmal durch An- bringung weiterer, minder schwerfälliger Türen und dann durch ein Verbot der Uebersüllun^ der Wagen, Aber, freilich, in letz terer Beziehung wüßte unsere unter staatlicher Verwaltung stehende Stadtbahn mit gutem Beispiel vorangchen. Dort aber sind Ueberfülliingcn an der Tagesordnung, während auf unseren Straßenbahnen selbst in alißerordentlichcii Fällen nicht ein Fahr gast über die behördlich festgesetzte Zahl hinaus mitgenommen werden darf. Jeder Schaffner, der hiergegen fehlt, ivird un weigerlich in Strafe genommen. Was hier seit Jabr and Tag durchgcsllhrt ist, sollte auch auf den anderen Stadtbahnen mög lich sein. Im übrigen hat die genaue amtliche Prüfung aller, dings ergeben, daß nach de» baulichen Anlage», Betriebsmitteln und Einrichtungen der biestgc» Untergrundbahn ein Unglücks- sall, wie der in Paris vorgekoiiiinene, hier, wenn auch natür lich nicht aiisgeshlosscii, doch immerhin wenig wahrscheinlich ist. Man ivird lrotzdem die behördliche Vorsicht loben, die diese Unwahrschcinlichkcit durch neue Vorschriften noch zu ver größern bemüht ist. Die deutsche Rcichshguptstadt beginnt, wie alljährlich um dicje Zeit, aus dem Sommerichlafe zu erwachen, wnvo» iicimcittlich das wicdc^ kräftiger pulstercudc Theaierleben zeugt. Es er lisch! hier zwar auch in den eigentlichen Reiieinanalcii nie sa völlig, wie in Wien, wo man nur ans einer kleine» Vvrstadlbiilme zu spielen pflegt. Aber cs tritt doch auch hier i»> Juli und in der ersten Augusthälste bei unsere» meiste» Theatern ein ähnlicher, schiasarligcr Zustand ein, wie bei, tropische» Tieren während der heißesten Jahreszeit, Wie bei diese», ivird auch bei jene», alsdann die Ernährung von ansgcspcichcrlciii Fett besorgt, das heißt, die Zugstücke der verflossene» Spielzeit werden in den Sommermonaten bis zur Erschlaffung der armen Mimen immer von neuem hcrnnter- geipiclt. Man rechnet dabei iiamciitlich am durchreisende Provinz ler. die im Winter von dielen Genüssen schmachtend gelesen haben und sic sich trotz glühender Sommerhitze nicht entgehen lassen mögen, Einhcunischc sind dazu nicht immer durch die verschwende risch verteilten Frcibillets zu bringen. In diesem verregneten Sommer freilich dürsten die Theater, die durchgcsprelt haben, recht gute Geschälte gemacht haben. Nun aber rüstet man sich überall mit allen Kräften aus die beginnende neue Spielzeit. Vorläufig werden wir allerdings noch mit Versprechungen gefüttert, und wer will es einem erfahrenen Preßmenschen verdenken, wenn er auch
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