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7«. Eabrgang. « ,z, Donnerstag, IS. gnli 19A Gegründet 1838 «radianlchrttli »«chelchl«, Vemspeecher-Sammelnumm«, 2S 2^1. «u» tür «achtg^prüch», SV 011. lÄaki'tk»«- "l"" >- dt» lS.gut, >028 d« 1-oU« jw«mullg»k 3nft»Uun, frei Lau» »so war». * WkvUl)t Polid«»ua»vr»t» lür Wvna^Iull 3 Mar» »tznr^PoNMkllunasgrdätzr, Li, SInp>i! Anzeigen-Preije: aicherka'd 2l werden nach Soidmar» »erechnel i Mr au««itrt» a» ^ il».. aukerdald 20 > Pta vffrrlenoedu SchnsXeNunq und kaup>ae>chdn»tl»ll, »art«,Ilr,8» SS »2. Drnch u. Dertag aan Ute,Ich ch Nelchardl in Treiben. Poftlchech.Äonlo 10SS Dr«»»»n. Nachdruch nur mtl deutlicher Quellenanaode .Dresdner Itachr " ,ut<M>a. Unoerlanair SchritMüch» werden nicht auldewadrl. vten unci Herrle tcaukt man prvioncor» UN ^»eftg«»cti>t1 LKk. K»NN8 inst.: V,. Avb.rett bsrnsprarkar: >0202 Sr. rmngvnlr. 13 diUi» vollplntz. ««»I,»»!»»»», «0e «-»««»»,el»l>» - «»NI»»,- unU O»»- ««»»»» - 0»u»el»e»e,»-o»,»n Me»»,»,»II». Oake Hülkerl prsxer 8traüe, Leks 81äon1en8traüe. 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Die Polizei hatte schwere Arbeit, die Ordnung halbwegs ansrechtzuerhalten. Nach dem »Jntransigeant" sind bei der heutigen Parade etwa IW Personen sestgenomme« worden, darunter zwei kom munistische Stadträte, die nach Feststellung ihrer Personalien wieder srcigclassen wurden. Paris. 14. Juli. Einige Gruppen Kommunisten, die sich längs der Avenue Champs ElysSe in der Menschenmenge verteilt hatten, haben General Primo de Rincra, sowie euch das Auto, in dem Präsident Donmergne und der Sultan fuhren, mit Schmährufen und langanhaltendem Zi'chcn bcgrüstt. Die Hochrufe konnte« diese Manifestation nicht tibertönc«. Neben dem verärgerten Gesicht des Präsidenten liesicn da? verblüffte Gesicht des Sultans »nd die stolzver- ächtllchc Miene des Generals Primo de Rivcra erkennen, dasi diese Schmährufe und das Zischen auch von den Fremden nicht für Ovationen gehalten wurden. Zu Ehren -es Sultans von Marokko. Sultan Mule« Jnffus von Frankreichs Gnade«. Paris. 14. Juli. Der Präsident der Republik Donmergne veranstaltete heute am Nationalfest z« Ehren des Sultans von Marokko ein Frühstück, an dem auch General Primo de Rivcra, MinisterprcHident Rriand. mehrere Minister, die Marschälle Frankreichs, viele Generale und eine Reihe weiterer polttt- scher und militärischer Persönlichkeiten, sowie Mitglieder muselmanischer Abordnungen aus Marokko, Algerien, Tunis und Syrien, die hier eingetroffen sind, um der Eiiiwethung der Moschee bcizuwohncn, teilnahmen. In einem Trinksprnch ans den Sultan von Marokko betonte Präsident Donmergne, daß Sultan Muley Justus tu seinem Wunsche, Frankreich kennen zu lernen, nicht gezögert habe, mit einer jahrhundertealten Tradition zu brechen und sein Gebiet zu verkästen. Wenn Frankreich, um den jüngsten Aufstand gegen den Sultan ntcbcrzuschlagen, ge zwungen gewesen sei, zu zeigen, datz cs sich auch nötigenfalls mit Waffengewalt Respekt verschaffen könne, so wisse der Tultan auch, daß Frankreich vor allem auch eine Macht des Friedens, der Gerechtigkeit und dcS Fortschritts sei. (!) Frankreich bemühe sich, in Marokko die wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklung zu fördern. Es werde sich nicht nur jedem Versuche, die Integrität deS Scherisschen Reiches zu verletzen, widcrsetzcn, sondern ganz besonders alle Bekennt nisse, Gebräuche und Traditionen erhalten und respektieren. In seiner Erwiderung zollte Sultan Mule« Jnstns den Wasfenersolgen der französischen und der marokkanischen Truppe» Anerkennung, die einen den Bestand des Scherisschen Reiches bedrohenden Aufstand nicbergeworfen und Ordnung und Frieden wteberhergestellt hätten. Er lege Wert daraus, sein Gefühl der Dankbarkeit für Frankreich, dem Be schützer Marokkos, »um Ausdruck zu bringen. Dieser neue hervorragende Beweis für den Willen Frankreichs, das für die wirtschaftliche, politische und soziale Entwicklung Marokkos ausgearbcitctc Aktionsprogramm durchzuftthren, hätte seine Sympathie gesteigert und ein noch engeres und un lösbareres Banddcr Freundschaft und der Zusammen arbeit zwischen den beiden Ländern geschaffen. Marokko sei Frankreich dankbar dafür, dab es loyal seine Integrität be wahre und seinen Traditionen und Religionsbekcnntniffen Achtung zolle. tW. T. B.) Deutsche Vorstellungen wegen -er Kontroll liste in Paris. Berlin, 14. Juli. Briand hat Fra Bet seiner gestrigen Besprechung mit der deutsche Botschafter v. Hocsch sich nicht nur über die Frage der Besatzung im Rheinland«, sonbern auch Uber die neue Note der B o t sch a f t e r k o n fe r e n z. die diese in der Frage der Entwaffnung nach Berlin gerichtet hat, unterhalten. Au den Presse-Erörterungen über die letzten Noten der Militärlontrollkommission wird von zuständiger Stelle be merkt, dab die in Betracht kommenden Regierungsstellen keine Veranlassung hatten, sich bei der Beantwortung der Noten besonders zu beeilen. Es sind im Laus« der letzten Jahre zwischen der Militärkontrollkommission und dem General v. PawclS Schriftstücke gewechselt worden, die tn die Tausende gehen. Alle diese Schriftstücke sind im stillen er ledigt worden, nur die letzten Noten sind dem Inhalt nach der Oefscntlichkeit bekannt geworden und haben berechtigtes Aus sehen erregt. Die Regierung glaubt aber, diese Noten ebenso geschäftsmästig behandeln z« können, wie eS mit de« bis herigen Schriftstücken der Kontrollkommission geschehen ist. Weder General v. Seeckt noch General v. Pawels werden ihren Urlaub unterbrechen. Auf der Gegenseite erwartet man auch keineswegs in kurzer Zeit eine Antwort. Arbeit für MM Erwerbslose! Die Durchführung -es Aolskan-s- Prvgramms. Berlin, 14. Juli. Wie verlautet, hat heute eine Ministe- rlalkommissio» der Retchsregierung und der zuständige Aus schuß des ReichSmirtschaftsrats entscheidende Beschlüsse über die praktische Durchführung des NotstandsprogrammS für die Steigerung der produktiven Erwerbslosensürsorge geiaht. Unter Bcvorzngnng der seit längerer Zeit Erwerbslosen soll erreicht werden, dab die Gesamtheit der Arbeits losen innerhalb eines Jahres wenigstens abwcchseln ein Vierteljahr «nd länger lohnende Beichästignng finden kann. Die produktive« Rotstandöarbritcn sind in einem Umfange geplant, der cS ermögliche« würde, lausend mindestens SNllllNN Arbeitslose mit produktiven Arbeiten zu be- schästigcn. An der entscheidenden Beratung waren das ArbeitS- ministcrinm. das Wirtschasts- und das Jiincnministerinm be teiligt. Auherdcm waren auch Reichsbahn und ReichSpost ver treten. Die Ncichsbahngescllschast konnte Mitteilen, das, sie dabei ist, Aufträge der verschiedensten Art im Umfange von M Millionen GM. sofort heranszugeben. »nd dah ein Teil dieser Aufträge schon znr NeueinsteNung von Arbeitskräften geführt haben müsse. Die ReichSpost hat ein Ltefernngspro- «ramm im Gesamtnmfange von fast 813 Millionen GM. auf- Sestelll; davon entfallen u. a. ans Baute« und Wo-hnungS. beschaffung 67 Millionen, auf Apparate und technische Tin- rtchtungen für den Telegraphen- und Fcrnsprcchbetrieb über . . . . . ^ . «6 Millionen, für Kabel und Baustoffe, für Rohrpost- und Jahr« 1»24 mit den widerwärtigsten Mitteln geführten Kgmps Seeckt und seine Widersacher. Der Geist von Locarno ist bis heute, Jahr nachdem man ihn am Lago Maggiore zum Spiritus rector der gesamten europäischen Politik erhoben hatte, Las Nebelgcbildc einer allzu kühnen Phantasie geblieben, das er nüchternen Bcur- teilern von Anfang an war. Vergebens hat man bisher daraus gewartet, dab er sich irgendwann «nd irgendwo einmal materialisieren würde. Aber auch wenn man den Geist von Locarno völlig aus dem Spiele läht. wird man um die recht eigenartige Tatsache nicht herumkommcn, dab in der ganzen nunmehr siebensährlgeu Tätigkeit der feindlichen Spionage- kommission tn Deutschland noch keine der unzähligen, unend lich empörenden herausfordernden und schikanösen Aktionen unter so fadenscheinige« Gründen und so durchsichtigen Vor- wändcn in Szene gesetzt worden ist. wie der neue Vvrstotz des Generals Walch. Und wenn auch die neuen Lächerlich keiten Walchs in der gesamten politischen Presse Deutschlands aus eine erfreulich einmütig« scharfe und entschiedene Abwehr gestoben sind, so wäre es doch ein sehr ernster politischer Fehler, die Angelegenheit lediglich unter dem Gesichtspunkte zu betrachten. Latz die seit mehr als vier Jahren überfällige Kontrollkommission, solange sie noch in Deutschland ist, ein Interesse daran hat, ihre Daseinsberechtigung zu beweisen und ihr Leben auch über den Termin unseres Eintritts in den Völkerbund zu verlängern. Diese Auffassung mag in Berlin vorgeherrscht haben, als man es unternahm, dem deutschen Volke den Vorstob des Generals Walch zu verheimlichen. Man hat offenbar gehofft, die Sache irgendwie durch Verhandlungen aus der Welt schaffen zu können, hat aber, wenn man sich dieser Hoffnung hingegoben hat. völlig übersehen, -aß hinter den unsinnigen Forderungen Walchs eine gefährliche Methode steckt. Man braucht nur daran zu denken, batz augenblicklich die Kontrollkommission in Oesterreich genau dasselbe hinter hältige Spiel spielt wie in Deutschland, dab man auch Oester reich, -essen Heer noch nicht einmal zwei Drittel des im Diktat festgelcgten Bestandes zählt, noch nicht für entwaffnet hält, und daß man unserem Nachbarlande aus der Tatsache, datz das Diktat die Errichtung einer staatlichen Waffen- und Munitonsfabrik Vorsicht, daß aber der ausreichende Ausbau dieser Fabrik infolge der finanziellen Schwierigkeiten noch nicht möglich war, einen Strick dreht. Wir haben es in beiden Fällen gewiß mit ganz systema- tischen Versuchen zu tun, die Lebensdauer der im Entcnte- tntereffe so vorzüglich arbeitenden Epionagekommissioncn über den für sie kritischen Zeitpunkt des deutsche» Völker bundsbettritts hinaus zu verlängern. In Deutschland aber will man zioci Fliegen mit einer Klappe schlagen. Tenn der Borstob des Generals Walch richtet sich in allererster Linie gegen die Person -es Generalobersten v. Seeckt und gegen baS Gefüge unseres Ncichshcercs, das unter seiner zähen Energie und erstaunlichen OrganisativnSkrast trotz allen Ein schränkungen von Versailles zu einem beachtenswerten Faktor geworben ist. Das ist der tiefste und für uns gefährlichste Sinn der neuen Forderungen der Kontrollkommission, die den letzten Schritt in dem seit dem Hcrriot-Mcmoraiidum vom Fcrnsprechleitungcn l3 Millionen. Aus Kraftfahrzeuge und für Wasserbauten haben die Ländcrregterungcn bisher I2N Millionen bcrcitgcstcllt. Die Ncichsregternng ist durch den Reichstag ermächtigt, für Durchführung der Wasserbauten noch weitere Mittel »um Zwecke der produktiven Erwerbslosensürsorge flüssig zu machen. Bet den Wasserbauten ist besonders an Stauanlagen, Schutzdämme u. ä. gedacht, zur Vorbeugung der sich immer mehr ereignenden Hochivasserschädcn. Umfangreiche Mittel sollen eingesetzt werden für die Schiffbarmachung von Flüssen und weitere Ausgestaltung deS Sangknetzcs. Die Ministerialkommiision rechnete bet ihrer heutigen Tagung ferner damit, das, der Wohnungsbau wegen der erleichtern» Kreditbedingungen infolge einiger Rcichstags- bcschlüssc kurz vor der Sommerpause nunmehr in stärkeren Fluß komme» wird. A»S dem R » b l n „ d k r e d t t der deutsche» Wirtschaft dürste» in Kürze auch weitere Bcschäftt- gungSmögtichkeftcn erwachsen. Die Inanspruchnahme der ReichSkredile für diesen Zweck soll schon heute einen Auftrags bestand von Svv Millionen Waren für den russischen Markt übersteigen. gegen Seeckt bilden sollen. Seit August 1»-'0 besteht unter Billigung der Kontrollkommission die Stellung eines Chefs der Heeresleitung, die General v. Seeckt bekleidet. Und eben falls unter ausdrücklicher Genehmigung der Kontrvllkom- Mission ist diese Verordnung in das Ncichöwehrgcsetz über nommen worden. Trotzdem geht seit zwei Jahren mir ivachscnden Erfolgen der Entente der Kampf darum, dem NeichSheerc die militärische Spitze abzubrechcn, obwohl keine Bestimmung des Versailler Diktats die geringste Unterlag« dafür bietet. Und es war »m die letzte Jahreswende »eben der Verringerung der Polizei das bedenklichste deutsche Zu« gcständnis, mit dem wir die längst fällige Räumung Kölns erkauften, daß durch eine erzwungene Verordnung dem Chef der Heeresleitung die Bcfehlsgcwglt über die Gruppcn- und Divisionskommandeure genommen und diese direkt dem zivilen Reichswehrministcr unterstellt wurden. General von Seeckt wurde damit zum „Berater und Vertreter des Neichs- ivchrininisters i» alle» militärischen Angelegenheiten". Der 'stetst, mit dem Seeckt die im Jahre 1!>2t genehmigten Be« stimmuiigcn des Rcichswehrgesctzes erfüllte, war es, der den Organisator der deutsche» Reichswehr zum bestgehassten Mann der Ententcmilitaristcn machte. Und da dieser Geist auch bis heute lebendig blieb, weil eine Persönlichkeit wie Seeckt sich trotz allen einschränkenden Bestimmungen stets