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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19011005024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901100502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901100502
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-05
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
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Dies«» Vlatt wird d« Lesern von Dresden «ch Umgebung am Lag« vorher bereit» al» LerugrgeMf: 2lbend-Aurgcrbe zugestellt, wahrend Morgen in einer er die Post-Lbonnenten a» Gesammta»>Sgabe erhalten. -snresgest.carif. St« «kN'b» In vn«d«n und der nLcbitni Um,»dun,, wo di» Kummmi, durch rloene Motrn oder KmnmnIwnSr» ertol,«. erbalien dal Blatt an «och»nla,»a. die ,>»1 aut Sonn- oderNrttrtaae toiaen. A ttoet rd<Um>»«aIi»n «da»»« «ch «»»»»»« tu,eil»llt. Mir NtickMix »tn,ei andrer SckrM- «lücke tttne «erdmdlichteü. Vernidrechanichlntz: «wtt I «r. U und «r. «>»». lele-ramm-Ldrrtte: «achrichten »r«»»«,. Heg^LrnSsL 18LS Verlag von Lirpseli L Retchardt. Di» «nnabme von 8nkündt,un»«n »rialat in der bauvHeichlilditelle und den Nedenannadmenellk» in Dresden bis Nochmilta,« s Ubr. Sonn und Neierta,» nur Marienttrahe i» von II dw'/.l Udr Die I tvaltiae Grund- i«>c <ca 8 Siibeni !» Pi,. 8n< Ilint>t,un,en aui der Brivatieile Zeiic Pt, : die 2ipalti,e keile oi« .iiinueiandr' oder aut LeitieUk so Pt,. In Nummern nach Sons- und Sei«! - ta,en I- de». ripa»i,e Grund»eilr» so, «o dez so und so Pi,, nach deiondeiem Lar>>. iludwirriae LaiirL,e nur ,e,en LorausdeuchlM^ Beiesbldlicr werden mu 10 Pi-, ducchnel. ». S). I»«rn steiiixr«W>,Lii<IIiiiL. t AI«rItL8lp»SWv I, kei-nnpi-. FuUu8 LSKIvr L Vo Lun»^i«oill6n ?6rmLll6nto^u^1«;Ilun^v0n>Vtttiniin^8-I2inrüktun^o». vnsslisn, Violoi-iasti'. 20. 8s)6xiLlMt- !. MW»M Neueste Drahtmeldungen vom 4. Oktober Stendal. Heute früh wurde der Gutsbesitzer Wöllmer iu Wendemark bei Werben a. d E, ermordet vor seinem Hose aiisgesunden. Der Thäter lockte den Gutsbesitzer kffachts aus ieinrm Hause, erschlug ihn. schleppte ib» in ein Rübenseld und durchsuchte dann die Wohnung, wo er raubte und die Wirth- schasterin verwundete. Bon dem Thäter sehll >ede Spur. Zeitz. <Priv.-Tel.) Im Zeitz-Meuftlwitzcr Braunkohle» revlere smd. wie die Wcrksvcrwaltuiige» bekannt gebe», am 1. Oktober Winterpreise in Kraft getreten. Tie Erhöhung beträgt l> Mk. pro 100 Doppel Centner. Der Absatz der Grube» an HauSbrandkvhle ist gegenwärtig schwach, der an Industnekohle mäßig. W i e n. llc'ach Blättermeldungen versuchte gestern der Ingenieur Kreß in dem Reservoir der Wnsterleitiing in Tullnerbach mit seinem „Drachenflieger" benannten Musisch iss ausmittigen Dabei versank das Luftschiff plötzlich iin Wasser und auch »res! siel in's Wasser, wurde aber gerettet. Paris. Wie von der Insel Jersey gemeldet wird, beschloß die dortige gesetzgebende Beriammlung mit großer Mehrheit ei» Gesetz, wonach den ausländischen Kongregationen, die mehr als sechs Mitglieder zähle», »ntcriagt wird, sich ans der Insel »iederzulasscn. Der Pertreter der Regierung erklärte, er billige das Gesetz vollkommen, weil die meisten anSländi'chen Orden England feindlich gesinnt und politisch gefährlich «eien. — Das Unterrichtsministerium erhielt bis gestern Abend tt Uhr. also vier Stunden vor Ablauf der den Kongregationen gewährten Frist für die Einreichung derGenchmigungsgesuche. 5S6 solcher, hiervon 64 von Männerorden mit llOOl Anstalten, und von Jrauenvrden mit 6777 Anstalten. Von diesen Kongregationen waren 448 überhaupt nicht genehmigt. Ihre Gesuche werden, dem Vereinsgesetz entsprechend, dem Parlament vorgelegt zur Go nehmigung. die übrigen Anträge werden durch eine Verfügung des Staatsrathes erledigt. Havre. Die Genossenschast der Arbeiter der Handelsmarine hat beschlossen, heute in den Ausstand zu treten. Havre. Ein Torpedoboot nahm eine englische Bark, deren Insassen in französischen Gewässern fischte». Die Bark wurde hierher gebracht. Madrid. Sagasta bestätigt im „Heraldo', daß die Kammer am 16. d. M. Zusammentritt. Gleichzeitig erklärt er die Gerüchte von einer Ministerkrisis für unbegründet. London. „Daily Croniclc" will aus bester Quelle erfahren haben, man rechne auf einen plötzlichen und vollständigen Zu- 'ommenbruch deS Widerstandes der Buren und dem entsprechend aus eine rasche Beendigung des Krieges. Man be absichtige daher nicht, weitere Verstärkungen nach Südafrika ;u schicken, abgesehen von den Mamffchasten. welche zum Ersatz der Verluste nothwendig seien, die das Heer vor dem Feinde oder durch Krankheiten erleide. (TaS ist wieder einmal eine echt britische Meldung, deren Euphemismus über das Bedenkliche der Lage der Engländer hinwegtäuschen soll.) Stockholm. In einem in der gestrigen Sitzung des Geographischen Vereins in Upsala gehaltenen Vorträge »heilte der Dozent Noroenskjöld mit. daß die schwedische Südpolar - cxpedition bald nach dem !>. Oktober zur Abreise bereit sei. Außer den wissenschaftlichen Mitarbeitern werde ein amerikanischer Maler, möglicher Weise auch ein argentinischer Seeoffizier an der Erpedii I theilnebmen, Von den Falklandsinsel», wo eine Niederlaiiuna errichtet werden soll, werde die Reise südwärts gehen. Nachdem man möglichst weit nach Süden vorgedruuae». werde ein zur Ueberwinterung geeigneter Platz ausgesucht. Das Schiff gehe sodann mit drei Geologen an Bord nach den Falk- landSinseln zurück, von wo während des Winters in diese nur wenig erforschten Gegenden wissenschaftliche Ausflüge unternommen werden sollen. Die Erpeditivn keine voraussichtlich Anfang IM! nach Schweden zurück. Qertlichcs und Sächsische». Dresden. 4 Oktober. —* Das Körilgspaar unternahm geiler» Nachmittag mit den Damen und Cavaliere« vom Dienst eine Spazierfahrt in die Gegend vom Auer Zur heutigen FrühstnckStasel war Obcrsvrstcr v- Minckwitz iu Moritzburg mit Einladung beehrt worden, —"Sc, Kvnigl. Hobelt Prinz Friedrich August spendete anläßlich der Geburt der Prinzessin Maria Alii für die Armen in Loschwitz und Wachtnitz je IM Mk. —* Ihre Kaisers, u. König!. Hoheit Frau Prinzessin Friedrich August und die kleine Prinzessin befinden sich wohl. Regelmäßige Beuchte werden von hente ab nicht mehr ausgegcbcn, —* Gestern Mittag besuchten die Prinzen Georg der Jüngere und Friedrich Chri st ian. die beiden ältesten Söhne des Prinzen Friedrich August, in Begleitung ihres Erziehers Hanplmanns Freiherr» QByrn und dessen Gemahlin de» kleinen Bäreiistei» bei Pötzscha Wehle». Sic nahmen dnielbst ihr Mittagsmahl ein »iid kaustcn Reise-Andenken, —* Dem gräflich Schönbiirg-Glauchan scheu Paare wurde gestern Nachmittag GL llhr ei» ^ohn geboren. — * Der Wechselt) arger K i rch c »st re i l. schreib! die „Mg, Ev,-L»lh, Kircheiizlg,", ist im Sinne des Grasen Schön- bürg zu Ende gegangen. Es findet mit Genehmigung des Knlttls- minlsterlunis öffeiiilicher katholischer Gottesdienst in der Schlosi- kapelle stall. Die Rechte, die die evangelische Gemeinde an dies Gotteshaus Hai, sind mit Ausnahme eines nickt zu beseitigende» StistsgottcSdieiisleS nicht anerkannt. Ter Gras Hai sich nur bereit erklärt, bei etwaiger völliger Zerstörung der evangelischen Orts- kirchc die Kapelle z» den Gciileilidcgotlcsdicnilcii „eventuell" zur Versagung zu stelle». Das Einzige, was sich gegen früher ge- ändert har, rst, daß der Hausgeistliche gegenwärtig nicht ci» Ans- ländcr ist, sonder» ci» cmcritirler sächsnchcr Geistlicher, Unbe greiflich ist das Verholten gewisser Evangelischer in der Ange legenheit. Ta der Gras aus Rache den Park gesperrt hat und die Besichtigung der baulich eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges bildenden Kapelle nicht mehr gestattet, bat der Sri durch Wegbleibcn auswärtiger Besucher viel Schaden, Cs bildete sich ein Verkchrsverein. der beim Grasen um Aushebung des Verbots vorstellig ward, aber vergeblich. Ein zweites Ge such ward eingereicht. Während dies noch nicht erledigt war. kam die obige Entscheidung in Sachen der öffentlichen Gottes dienste, Ta sendet der Vorstand des VerkehrSvercins, bestehend aus lauter Evangelischen und dem katholische» Lehrer, ein Gluck- wnnsch-Telegramni an den Grasen! Der CAolg war erneute Ablehnung des Gesuches, da die Gemeinde die dem Grasen seinerzeit versprochene Treue gebrochen habe Das sei dadurch geschehen, daß die unter dein Patronate des Grasen sichenden Gemeinden dahin vorstellig geworden waren, daß dem wegen groben Straßen-Ezeeffcs polizeilich bestraiteir Grasen das Pa tronat entzogen werde, Tw Wechsclburger Kirchen Vorsteher hotte» aber init Rücksicht aus die wirthschaitliche Abhängigkeit des Ortes vom Grase» nicht dafür acsttiniill Diese wirthichast- liche Abhängigkeit ist so groß, daß ohne den Willen deS Grasen in Wechsclburg nicht ein neues Haus gebaut werden kann, Tenn aller Grund und Boden ist sein Eigeitthiiiii, Wie schwierig dc>- dutch dem Ortsgeisllichcn die Wahrung der Rechte der evangeli sche» Kirche gemacht ist. ist leicht einznsehen, Macht geht da meist vor Recht ist es dem evangelischen Geistlichen noch nicht möglich gewesen, trotz alles Schreibens und aller Verfüg ungen zu erreichen, daß vor einem katholischen Begräbnisse aus dciii der cvaiiaclische» Kirchacmciildc gehörigen Friedhose die ge setzlich vorgeschriebene Gciiehiiiigiing von ihm eingeholt werde, —* Die gestrige Stadtverordneten Sitzung datierte nur eine knappe Stunde. Aus den Eingänge» ist daS Dank schreiben ans die Glückivunschadresie zu erwähnen, welche die städtiichen Kollegien an Ihre Kvnigl, Hoheiten den Prinzen und die Iran Prinzessin Friedrich August anläßlich der Geburt der Prinzessin Maria Aliz gerichtet haben. Ferner lag ein Schreiben des Ralhes vom t», September vor. betreffend die Eingabe des O rtsverbandes Dresden der deutschen Gewerkvereine < System Hirsch Dunckeri wegen vornehmlicker Berücksichtigung der Ein heimische» bei Annahme von Arbeiten seitens der Stadt, auch soweit diese die Arbeiten an Unternehmer yergiebi Hiernach theilt der Rath mit, daß die Angelegenheit demnächst zum Gegenstand der Berathung der Kommission für Arbeitersimorge gemacht werden solle, daß er aber unerwartet des Ergebnisses dieser Berathnnge» schon setzt sagen könne, daß bei städtiichei, technischen Betrieben grnndsätzlich in erster Linie einheimische und zwar verbeirathete Arbeiter angciwmmr» werden und daß eine be stimmte Altersgrenze ffir Arbeitsuchende nicht bestehe, daß ober selbstverständlich ic nach der Schwere der zu leistenden Aibeit eine Auswahl eriorderlich sei. Bei den nicht unter Leitung der Siadi. sondern von Unteniehmcin ausgeführten Arbeiten werde die Beobachtung dieser Grundsätze zwar als wiinschenSwcrth bezeichne!, iiideß schwerlich als Aiisschreibnngöbedingling den Unternehmern zur Pflicht gemacht iverden können. — In die Tagesordnung ein tretend. bewilligte Kollegium den RathSvorlage» gemäß, den Au la»! des dem GiitSbesibrr Schmieder in Colmnitz gehörenden Landes, in welchem die Quellen entspringen, die das Rittergi» Klingenberg mit Wasser versorge», die Erhöhung des im die-, iährigen HauShaltptane snr Nr»brsch»ss»»g und Ui»crhalli»ig der j AmtSgeräthe vorgesehenen BerechnungsgeldeS von O.yttO »ni Mk. und den Meliranfmand, welcher bei den Wafferrohr- legungen in der Ioies, Tevrient. Cranshaar. Tbiergnttea- und Aiiiienslraße und bei der Kabellegung in der Ackermaniiilraße ent standen ist. Zn einem Anträge deS Schriftführer-? Heim St, V. Hcinzc I, den Rath z» crinchen. Anordnung dahin zu treffe», daß die Kapitalien der unter der Verwaltung des Ralhes stehenden Stiftungen, soweit sie »och in .wrozentige» Pcipiercii angetegr sind, in -iprozentiaen Papieren oder Hypotheken angelegt werde» Dir S ti s tu n gska p i t a 11 ci,. die in llprozentigcr Rente an- ! gelegt sind, sollen hiervon nicht berührt werden, da diese Reine ! seiner Zeit zu einem niedrigen Kurie erworben worden ist — ging das Gutachten des NechtsauSschusses dahin, diesen Antrag zwar auf sich beruhen zu lassen, jedoch den Rath zu ersuchen, bei Gelegenheit Slistnngskavitalien in !-pro;cntigen sichere» Hypotheken anrnlegeii. In der sich hierüber entiviniienden kurzen Debatte erklärte sich der Antragsteller zwar mit dem Ausschuhvotum ein verstanden, bemerkte aber, daß eS besser gewesen wäre, wenn von Seite» des Finanzamtes selbst die Initiative in der Angelegenheit crgttffen worden wäre, anstatt die Anregungen ans der Mitte des Kollegiums abzuwarten, Herr Bürgermeister Leupold erwiderte hieraus, daß die von dem Antragsteller vermißte Initiative jeden falls ichon vor lehr langer Zeit hätte ergriffen werde» müssen, denn die :!>/«-vro;entigen Papiere seien doch bereits sehr lange im Besitze des Rathcs und zwar ohne besten Zuthnn insofern sie ans Ver mächtnissen und Erbschaften hernchrtcn. klebrigen-? iei der Gewinn, den sich der Antragsteller durch eine derartige Umwandlung per iprecke. keineswegs so groß, daß er die Muhe lohne. Anders gestalte sich da-? Perhällniß vielleicht, wenn e? ohne Weiteres möglich wäre, die 3> e-prozeiitigeir Wcrthe in 4prozentige Hypotlzeken illnznwaildclil. das sei aber augenblicklich gar nicht io leicht, denn das Bednrniß z» dergleichen Stiftiiiigshnpocheken könne nach 'einen Erfahrungen gar kein besonders erhebliches iei», Ter Rath werde zwar icderzcit der Angelegenheit gebührende Aufmerksamkeit schenken, doch sei er vom Geldmärkte abhängig. Nach einer kurzen Be mcrlung des Antragstellers weist Herr St.-V Baumeister Hartwig daraus hin, das; die Ausführungen des Herrn Bürgermeisters „ickr etwa io aufzusasten seien, als schwämme der Dresdner Grundbesitz übermäßig im Gelbe, vielmehr sei die Ausleihungshöhe den Interessenten nicht genügend. Deshalb machten auch die Banken hier eine Menge Geschäfte und die Hainbiiracr Hypothekenbank yabc innerhalb der letzten 14 Tage 1 oder,4 Millionen aus Dresdner Grundstücke geliehen, Herr Bürgermeister Lcuvold erwiderte hieraus, daß seitens der Dresdner Hausbesitzer in den letzten Wochen sehr erhebliche Anforderungen a» vom Rothe verwaltetes Gew gestellt worden seien, daß der vom Vorredner angciührte Grund unmöglich stichhaltig sein könne, Wohl werde der Rath die En lcgenbeit gern ergreift», wenn sie sich biete. Stistungsgelder in 4-vrozentigcn Hypotheken anzulegcn. doch habe das seine Schwierig keitcn. Ein Vorwurf, als ob diesem Gegenstände seitens des Rathes nicht die genügende Aufmerksamkeit gewidmet werde, tej nicht gerechtfertigt. Hieraus wurdc das Aii-?schußgiitach!cn et, - stimmig z»m Bctchliiß erhöhen, — Eine geheime Sitzung folgte, —* Wiederholt bringt der Rath verschiedene für die Hände- und Gewerbetreibenden wichtige Bekanntmachungen in Criiniei I» Kmtst und Wissenschaft. ß* 2m -Königl. Hossch ciu >' viel beginnt am nächsten TonuerStag mit einer vollständigen Neueiiistudlrung der Tragödie „König Johann" mit Herrn Wiene in der Titelrolle der Shakc- ipcare-Cnclus, W König!. Hofschausvicl. DaS war gestern ein vergnüg licher Prcmwren-Abenv im Nenstädter Hanse. Man gab mit durchschlagendem Erfolge zwei französische Novitäten leichteren Genres zum ersten Male: einen derben Einakter . Cngli! h spoken" von Tristacm Bernard und ein feines Lustspiel „l.,i m»io xauodo" von Pierre Veber, das Polten Baeckers unter dem Titel .Wenn die Liebe erwacht" sehr geschickt, wenn auch im Dialog etwas spezifisch norddeutsch gefärbt, -iu unsere ge liebte Muttersprache übertragen hat. Für die Frage- nach dem künstlerischen Gewinn des Abends kommt nur der Dreiakter in Frage, der in der vorigen Saison im „TlMtre Antoine" zu Pari? mit außerordentlichem Erfolge in Scene gegangen, i» Deutschland bisher nur ain ^lora-Theater zu Köln nusgeführt worden ist. Paris war für die kritische Werthichätzung der ohne Frage liebens- ., , . . L maßgebend, der nach dem Tode Sareey's unter den Littcrnr- historilern für den feinsten Kopf in theatralischen Dingen gilt. Wenn der geistvolle Essayist des .Temps" von der Komödie meint, l.daß sie die meisten der modernen Produkte überdauern ivird, daß alle an der Handlung detbeiligte» Personen mit Geist und Herz zu reden und zu fesseln wissen", wird man dieses llrtheil in Deutsch land zwar nicht ohne Weiteres Wort für Wort unterschreiben wollen, aber an dem Stuck auch so noch genug zu loben wissen, um es .beträchtlich über die dramatische Durchschnittsmaare von Jenseits des Rheins stellen zu können. Den Erfolg verdankt Pierre Veber wie die Mehrzahl seiner Kollegen vom Bau seiner formalen Be gabung. Den Irrtbum, den die deutschen Dramenschreiber »och unmer nicht ganz überwunden haben, daß an einem Theaterstück, sei es nun ernsten oder heitere» Genres, die Form als daS rein Aciißerliche. als der Gegensatz zum Inhalt, dem Innerlichen, etwas Untergeordnetes sei, kennt der Franzose nicht. Wenn Paul Lindau. ,der noch unmer als einer unserer besten Kenner des modernen sran- - zöstschrn Theaters zu gelten Hot, in seinen„Dramaturgiichen Blättern" mit aller Entschiedenheit die Ansicht vertritt, daß ein „Dramendichter, der nach der formalen Seite bin ein Stümver ist. ein Mann von vcr fthllem Berus sei", so hat seine Ansicht in dicftm apodiktischen Zuschnitt nur für Frankreich »nbedingle Geltung. Tenn für die unmittelbare Wirksamkeit ist auch bei uns die Form von ent scheidender Bedeutung, für die künstlerische Schätzung des Werkes leider nur in den seltensten Fällen. Wie ein geschickt kombinirtes und gut niifgcbautcs Bühnciiwerk. allerdings mit einem lein pointirtcn Dialog, auch bei geringerer Originalilät eS in jedem Falle auch zu einem Iitftrarischcm Erfolge bringen kan,,, hat Pierre Veber wiener einmal mit seiner Komödie bewiesen. Das ist vielleicht das Interessanteste an dem gestrigen Abend, wenn nicht die Thatsache. dgß das Stück, das nur seinem Inhalte, aber nickt seinen Voraussetzungen nach so zahm ist. wie e? vo» Weitem nu>? sieht, iniRahmen einerHofbühncerscheinen konnte. Was der gefälligen Arbeit bei aller Anerkennung ihrer formalen Vorzüge vor Allem fehlt, ist die starke Originalität. Pierre Veber verschmäht nicht nur de» stützenden Stab der Tradition bei seinem Ausstieg zum thea tralischen Parnaß — er knüpft an den große» Faden Seribe Sardou au —, sondern er nimmt auch daS Gute ziemlich nn gcnirt. wo er es gerade findet. Bei seiner .Ilsin xiiuclio" hat namentlich Paillcron Packe gestanden, der in seiner welliger be kannten Komödie „loa tour ivenaxes" das Thema von dem „Ver- hältniß". das in der Ehe spukt sie ersmpou), mehr i» einer seriösen Weise behandelt hat und zwar i» Fori» de? scharfen TheiendramaS, Veber weiß dagegen durch eine geknickte Behandlung dem lehr leicht yciiilich werdenden Sujet eine liebenswürdige, »och dazu, wenigsten-? scheinbar, neue Seite abziigewiiinc». Sein Held. Simon Lcwarede, liebt ties und aufrichtig seine Fron Colette, sucht von keiner Geliebten, die er vor semer Heirath gehabt hat, mit allem Ernst los zukommen. und knüpft — natürlich in allen Ehren — das alte Verhältniß mit seiner Hortense mir deshalb wieder an. um seiner legitimen Iran die Unannehmlichkeiten eines zu iürchtcn den Skandals zu ersparen. Natürlich kommt die Geschichte dennoch an den Tag. Colette ist außer sich und bestellt aus Scheidung. Da „erwacht die Liebe" in Colette. In einer großen Duoieene, die nach der bekannten „Aussprache" i» Sardou's „DivoraonS" nur mit schwerere» Accenten gearbeitet ist. lernen sich die beiden Gatten kennen, ja sogar schätze», und siehe da: über dem Winter einer durch die Hetzereien der obligaten „guten Freundin" arg mißvergnügten Ehe geht die Sonne eines glorreichen Sommers auf. Das ist — kurz und nüchtern reftrirt — der ungefähre In halt der Komödie, der durch fthr hüb'che Episoden Breite und diuct, cincn reizvollen Dialog auch Tiefe erhält. Die Sekiieiisiihmna in recht geschickt, namentlich in de» ersten beiden Akten, während der letzte Auszug etwa? schleppt und auch sonst nicht ganz am der Höhe dramatischer Schlagkraft steht. Ein liebenswürdiger Hiiiiwr liegt dabei über de» Nebenfiguren, und ein bei den Franzosen iiir gewöhnlich nicht gerade häufig anziitrenendcs Talent sin Klein iiialerei gicbt dem Stücke etwas Gemächliches, so daß so ziemlich jeder Anspruch bei Veber-? ,.l-> »urin pnuel»-" ans 'eine .Kosten kommt. Die psychologische Mvlivimng steh! wie immer bei Seribe. Sardou und seinen Schüler», ans nickt zu starken Füßen: es ist eben zu viel des Konstruirke» i» all'diese» Komödien, als das: sic den Eindruck höchster drainatiicher Lebenswahrheit durch ihre Figuren auf die Tauer erwecken könnte», — Die Darstellung der Novität war durchaus lobenswert!!, zum Tbeil sogar vorticsslich. Namentlich Herr Stahl als Simon war anSgczcichnel, ganz der liebenswürdige Schwerenölber. dem man nichts nbeliichmcii kann, selbst das nicht, daß er seiner schönen, graziöse», naive», nur leider gar zu romantisch veranlagte» Colette i» der Gcncral- beichte vor der Hochzeit die Geliebte unterschlagen hat Als Colette versuchte, sich mii redlichem Bemühen Frl. Serba in einer echte» und rechten Baste Rolle, freilich ohne auch nur vorübergehend die leider noct, immer am A»strcten verhin derte Künstlerin vergessen niachen zu können. Am besten gelang Frl. Scrda noch die große Scene de? letzte» Aktes, wenn ihr ancy hier der höchste Charme, der Zauber der Persönlichkeit fehlte, der allein die rasche Wandlung in den Ansichten dieser Colette sym pathisch erscheinen lassen kann. Trefflich war Frau Wolfs als Thöröie Bridicr. die cs fick) zur Lebensaufgabe gemacht hack glückliche Chen durch ihre lliikcnweisheit zu stören, Sic Wirde nicht minder trefflich von Herrn Bauer als Ä on Bridier unter stützt. wahrend Herr Rena der kleinen Rolle de? Sekretärs Riooiiis durch originelle Auffassung Gewicht und Nachdruck gab. In Evstodenausaahcn bewährten sich Frl, Diacoiio, die als Fron Fävcrolle sehr elegant, und Herr Gilnz, der als Garriauc recht wenig elegant ansiah, Tic Insceniruna der Komödie durch Herrn Oberregisseur Erdmann war ebenso flott wie geschmackvoll, — Auf de» Dreiakter folgte der Einakter „English svoken", der eine nicht üble Anekdote — der stellvertretende Dol-
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