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Erwerbt die Mitgliedschaft bei dem Bezirkzoerein „Heimatbank". Sitzung de« Semeiuderat« zu Reichenbrand vom 5. August 1915. Öffentliche Sitzung. 1. wird Kenntnis genommen: s) von der durch die Königliche Amtshauptmannschaft erfolgte Verpflichtung des Herrn l. Gemeinde- ültesten Hermann Enge; b) von einem Schreiben des Herrn Amts hauptmanns Michel, in welchem er seine Abberufung in das König liche Kultusministerium als Vortragenden Rat mttteilt; c) von einer amtshauptmannschaftlichen Verfügung, Gewährung von Darlehen aus dem gewerblichen Genossenschaftsfonds betreffend; ch von der amtshauptmannschaftlichen Genehmigung der neuen Gemeindesteuer, ordnung. Es wird beschlossen, 600 Exemplare drucken zu lassen; e) von dem Dankschreiben der Santtätskolonne Neustadt für den ihr überwiesenen Unterstützungsbetrag. 2. wird die neue Wertzuwachssteuerordnung in H. Lesung ein stimmig angenommen. 3. erfolgt Beschlußfassung über Beteiligung am Ankäufe aus ländischen Weizens. Der Gemeinderat beschließt, sich am Ankäufe zu beteiligen. 8. Nichtöffentliche Sitzung. 4. findet eine Gemeindeabgaben-Reklamation Berücksichtigung. Bericht über die Sitzung des Gemrinderates zu Neustadt vom 6. August 1915. Vorsitzender: Herr Gemeindeoorstand Geißler. Es wird Kenntnis genommen: 1. vom Dankschreiben des im Felde sichenden Schutzmannes Liebschner für die Liebesgabe; 2. vom Schreiben des Gemeindeversicherungsverbandes Leipzig, die Haftpflichtversicherung für das ehemals Schlipf'sche Grundstück betreffend; 3. vom Dankschreiben der Sanitätskolonne für gezahlte Jahres- schädigungen für Krankentransporte; 4. von einer amtshauptmannschaftlichen Verfügung, die Über sendung einer Anzahl Merkblätter für Kriegerehrungen betreffend; wegen des Ankaufes von rumänischem Weizen. 2n dieser Angelegen heit wird beschlossen, insgesamt 800 Zentner — 4 Waggons für die hiesige Gemeinde und einschließlich der von den Bäckern bestellten Mengen aufzugeben. 6. Punkt 2 der Tagesordnung wird zurückgestellt. 7. wird nach dem Vorschläge des Bauausschusses dem veränderten Abkommen über den Ausbau der Gustav - Wünsch - Straße mit der Stadtgemeinde Chemnitz die Zustimmung versagt. 8. werden nach Vorberatung im Finanz- und Einschätzungs- ausschusse zu einer Anzahl Steuererlaß- und -Gestundungsgesuchen Beschlüsse gefaßt. ^ ^ ^ S k s° sch ss h angelegenst die Zustimmung des Gemeinderats. 10. wird der Gemeinderat zu einem Konzessionsgesuche gehört. 11. werden die Zinsenempfänger für die Lasch-Stiftung bestimmt. Hierauf wird noch Beschluß über die Deckung der auf die Ge meinde entfallenden Anliegerleistungen beim Ausbau der Straßen O und V gefaßt. Berichte über die Sitzungen des Gemeinderates zu Rottluff. Sitzung vom 27. Juli 1916. Vorsitzender: Gemeindevorstand Geißler. Anwesend: 8 Mitglieder. 1. Kenntnis nimmt man: a) von der Berufung des Amtshaupt mannes in das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts; b) von einer Verfügung der König!. Amtshauptmannschaft, künst lerische Gestaltung und Ausstattung von Kriegerdenkmälern rc. betr.; c) von einer Ministerialverordnung, Besetzung der während des Krieges frei werdenden Dienststellen bei den Gemeindeverwaltungen betr.; 6) von einem Schreiben des Bezirksausschusses für Jugendpflege, Maßnahmen zur Erleichterung der Berufswahl betr.; e) von dem vom Stadterweiterungsamte Chemnitz zurückgereichten abgeänderten Bebauungsplan - Entwurf für einen Teil der Flur Rottluff; i) von der Verpflichtung des Ginölers Karl Friedrich Berthold als Hilfs- Nachtschutzmann: §) von dem Schreiben der König!. Amtshauptmann schaft, die Rechtsverhältnisse der Wohnung des Gemeindevorstandes betreffend. 2. Zum Ankäufe von Aoggenmehl zwecks Anfertigung von Voll- Korn-Roggenbrot und zur Anschaffung von klaren Zucker gibt man die Genehmigung. 3. DieKosten fürGemeindeverwaltungs-Inventar werden bewilligt. 4. Die Derfügungsfreiheit des Gemeindevorstandes für Ausgaben wird festgelegt. 5. Punkt wird vertagt. 6. Punkt eignet sich nicht zur Veröffentlichung. Sitzung vom 5. August 1915. Vorsitzender: Gemeindevorstand Geißler. Anwesend: 10 Mitglieder. Die Anschaffung von Weizenmehl und Zervelatwurst wird beschlossen. Neustadt. Die Einwohnerzahl des hiesigen Meldeamtes betrug am 30. Juni 1915 : 2008. 2m Juli wurden 21 Zuzüge mit einer Personenzahl von 40 und 25 Fortzüge mit einer Personenzahl von 42 gemeldet, sodaß die derzeitige Einwohnerzahl unter Zurechnung von 4 Geburten und Abrechnung von 4 Sterbefällen 2006 beträgt. Amzüge wurden 4 gemeldet. Neustadt bet Chemnitz. Bei der hiesigen Sparkasse erfolgten im Monat Juli dieses Jahres IW Einzahlungen im Betrage von 25248 Mk. 65 Pfg., dagegen wurden 154 Rückzahlungen im Betrage von 23391 Mk. 83 Pfg. geleistet. Eröffnet wurden 25 neue Konten. Die Gesamteinnahme betrug 58279 Mk. 75 Pfg., die Gesamtausgabe 57948 Mk. W Pfg. und der bare Kassenbestand am Schlüsse des Monats 6435 Mk. 53 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monate Juli bezifferte sich auf 116227 Mk. 81 Pfg. Kirchliche Nachrichten. Parochi« Reichend raub. Am 11. Sonntag p. Trtn., den 15. August. Vormitt. Vs9 Ahr Predigtgottesdienst. Herr Hilfsgeistlicher Herold, Rabenstein. Dienstag Abend 8 Ahr Jungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Ahr Kriegsbetstunde. Herr Pfarrer Wei- dauer, Rabenstein. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Ranft, vom 17.—20. vertreten durch Herrn Pfarrer Weidauer, Rabenstein. Parochie Rabenftei«. 11. Sonntag n. Trin. vormitt. 9 Ahr Predigtgottesdienst mit Beichte und heil. Abendmahl. Pfarrer Weidauer. Abends 8 Uhr evang. Jünglingsverein im Pfarrhause. Freitag, d. 20. August, 8 Ahr, Kriegsbetstunde. Pfarrer Weidauer. Wochenamt vom 16. bis 22. August: Pfarrer Weidauer. Achtung: Dientag, den 17. August, 2 Ahr Mutterberatung in der Kirchschule. Nachrichten des Kgl. Standesamtes z> Reichenirand vom 7. bis 13. August 1915. Geburten: Dem Horizontalbohrer Paul Emil Scheunert 1 Sohn. Aufgebote: Der Eisenbohrer Ernst Otto Kuhniß mit Ella Clara Drechsler, beide wohnhaft in Reichenbrand. SterbefLile: Oswald Edmund Hecht, 5 Monate alt; Johannes Hel. mut Richter, 1 Jahr alt; die Schützenrichters. Ehefrau Auguste Selma Heinzig geb. Haller, 61 Jahre alt; Elsa Martha Lindner, 5 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Siegmar auf die Zeit vom 6. bis 11. August 1915. Geburten: Dem Postassistent Alfred Meyer 1 Tochter und dem Fabrikarbeiter Carl Albin Dieweger 1 Sohn. Eheschließungen: Der Gefreite Otto Max Franke mit der Fabrik- arbeiterin Elsa Frieda Weiße, beide hier wohnhaft. Nachrichten des Kgl. Standesamts zu Neustadt vom 5. bis 12. August 1915. Sterbefalle: Ella Minna Kupfer, 8 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeufteiu . vom 6. bis 12. August 1915. Geburten: Dem Handschuhstricker Hermann Ewald Küchler 1 Mäd- chen; dem Ofensetzer Fritz Emil Weiße 1 Knabe; dem Friseur Friedrich Zimmermann 1 Knabe. Eheschließungen: Der Jäger der Reserve. Eisenformer Arno Hans Drechsler mit Martha Anna Hausmann, beide in Rabenstein. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluff vom 5. bis 11. August 1915. Geburten: Dem Fabrikexpünenten Albin Oskar Selbmann 1 Knabe. SterbefSlle: Der Jäger Carl Walther Nitzsche, 26 Jahre alt; der Soldat Friedrich Paul Rehnert, 31 Jahre alt. Englands verrat — deutsche Tat. Roman aus der Zeit des Weltkrieges von M. Hohenhofen. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Da schob Lord Beresford wieder die Schultern hoch und gab darauf jene Antwort, die englisches Denken und Fühlen am treffendsten kennzeichnet: „Im Krieg? Ja! Aber ein Krieg ist doch auch ein Geschäft." Als Graf Gyönghövy etwas später seine Tochter aus gesucht hatte, um mit ihr nach der Bucht hinunter einen kleinen, bereits gewohnten Spaziergang zu machen, da be merkten die beiden auf den Straßen eine bereits gesteigerte Erregung, als wäre etwas Außerordentliches vorgefallcn. Menschen standen in Gruppen beisammen, und von oben, von der Kasba herunter marschierten eine Reihe von Truppen- zügcn dem Hafen zn. Dabei sagte der Graf Gyönghövy zu seiner Tochter: „Weißt Du schon, was heute im Hotel geschehen ist?" Martha Gyönghövy dachte an Peter Brandenstein; nur von dem würde ihr Vater zu erzählen wissen. Sie ahnte cs, aber sie verriet es nicht. „Nein!" „Soldaten waren gekommen, um den Herrn Branden stein zu verhaften, der ihnen aber zur rechten Zeit noch entwischt ist." „Warum sollte das geschehen?" „Er ist ein Spion! Wir dürfen froh sein, daß er nicht häufiger in unserer Gesellschaft verkehrte." „Ich verstehe das nicht. Ist das so schlimm, wenn jemand für sein Vaterland das Leben einsetzt, wenn er der höchsten Gefahr trotzt, um seinem Vaterlande einen Dienst zu erweisen?" „Du vergißt, daß wir hier als Gäste weilen. Und es hätte dadurch leicht ein Schatten auch auf uns fallen können. Dabei ist eben ein Spion nie ein ehrlicher Mensch." „Vater! Ich weiß ja nicht, ob Herr Brandenstein wirk lich ein Spion ist." „Mir hat es Lord Beresford erzählt; dieser hat vorher auch mit dem Offizier der Zuaven gesprochen und ihn daraus aufmerksam gemacht, den Entflohenen am sichersten im Hafen zu suchen." „Lord Beresford!" Martha Gyönghövy dachte sofort an den Vorfall im maurischen Pavillon im Garten des Hotels, an das Zusammentreffen zwischen Peter Brandenftein und dem Lord Beresford. Und dabei hatte sie das Gefühl, als könne nur der Lord der Verräter Brandensteins gewesen sein. „Ein Spion nutzt immer die Gastfreundschaft, die er genießt, aus, um den Gastfreund zu verraten." Dieses harte Urteil, das damit ihr Vater über Peter Brandenstein fällte, spürte sie, als sollte es ihr selbst gelten. Und Peter Brandenstein konnte sich nicht verteidigen. „Aber dafür setzt er sein Leben ein. Und das tut er nicht um seiner selbst willen, sondern für sein Vaterland." „Meistens arbeite» Spione für Geld." „Herr Brandenstein nicht, ganz gewiß nicht. Bedenke doch, daß er ein Deutscher ist, sogar ein deutscher Offizier. Du weißt doch auch, wie wir von Serbien verhöhnt und angefallen worden find, wie auch Rußland uns nun bedrohen möchte, und daß dabei Deutschland sofort seine Bündnis treue zusicherte." „Gewiß! Ich weiß auch, daß Deutschland seine Treue ohne Bedenken mit Blut beweisen würde. Ich will auch gar nicht der Ankläger des Herrn Vrandenstein sein, auch nicht entscheiden, ob er nun wirklich ein Spion gewesen ist oder nicht. Aber wir müssen in so gefährlichen Zeiten doppelt vorsichtig sein; es kann leicht eine Gefahr auch auf uns kommen. Sollte die jetzt immer drohende Entscheidung auf- Krieg fallen, dann können auch uns schwere Tage bevor stehe». Allerdings hat sich Lord Beresford bereits bereit erklärt, für mich bürgen zu wollen." Wiederum Lord Beresford! Ohne Beweise und Gründe zu haben, hegte Martha Gyönghövy doch nur Mißtrauen egen eine Hilfe, die von diesem Manne kommen sollte. Sie atte seinen Blick damals im maurischen Pavillon nicht ver gessen. Sie wollte keine Hilfe, die von diesem Manne aus gehen sollte. Rach einigem Schweigen erklärte sie: „Aber wenn die Zeit so gefahrdrohend ist, dann wäre es doch am besten, Algier sofort zu verlassen. Das könnte in ein paar Tagen geschehen sein, bis morgen vielleicht schon. Willst Du das nicht?" „Aber wir wollten doch noch einen Monat hierbleibcn!" „Ich verzichte gerne, Väterchen. Und ich werde froh sein, wenn wir unsere Heimat wieder sehen. Fahren wir! Ja? Es fährt jeden Tag ein Schiff nach Neapel. Und von dort aus erreichen wir bald die Heimat. Ich bettele nicht umsonst. Nicht wahr, Väterchen?" „Gut! Wenn Du es willst, dann können wir morgen bereits fort." „Ja! Das ist das Beste, da wir nicht wissen, was kommen kann." „Sieh dorthin!" Graf Gyönghövy war mit einem Male stehen geblieben und wies in eine der Straßen, die vom Hafen heraufführten. Da zogen vor einem Trupp von Zuaven johlende Reger und Straßenpöbel; in dem schrillen Gekreisch der Stimmen Ware» einzelne Rufe zu hören: „Ein Spion!" „Schlagt ihn tot!" „Steinigt ihn!" „Ein Spion!" Martha Gyönghövy empfand in diesem Augenblicke das Gefühl einer namenlosen Angst, das auf ihrem Herzen wie eine eiskalte, schwere Faust lastete. Brandenstein! Wenn er es sein sollte? Wenn es vergebens gewesen wäre, was sie für ihn getan hatte? Sie mußte stehen bleiben, um den Zug an sich vorüber ziehen zu lassen. Da kamen die Soldaten. Und in ihrer Mitte, die Hände auf dem Rücken gefesselt, die Kleider zerrissen, barhaupt, ging Peter Brandenftein; er war es also doch! Sie hatte ihn nicht mehr retten können! Und wie es Lord Beresford angedeutet hatte, so war es gekommen. Im Hafen mußte Peter Brandenstein entdeckt worden sein. Sein Gesicht sah aschfahl aus; aber er ging aufrecht und hob trotzig den Kopf, trotz der Beschimpfungen, die um ihn her gellten. Aber den Grafen Gyönghövy und Martha hatte er nicht bemerkt. Diese hatte sich an dem Arm ihres Vaters festgeklammert, und mit leiser Stimme fragte sie angstvoll: „Was wird mit ihm geschehen?" „Ich weiß es nicht! Ich fürchte, daß er erschaffe» werden wird, wenn cs zutreffen sollte, daß ein Krieg ausbrechen wird." „Erschossen? Und — und kann ihn denn niemand retten?" „Nein! Mit dem Tage einer Kriegserklärung gelten nur Kriegsgesetze!" Ein furchtbares Los! „Fort — nur fort!" drängte sie, schaudernd vor dem, was sie sah und vor dem Schlimmen, das sie ahnte. VII. Den Hafen hatte Peter Brandenftein erreicht; aber an den einzelnen Hafenplätzen standen schon Wachtposten, die von allen die Äusweispapierc kontrollierten, die ein Schiff aufsuchten. Was aber die Aufmerksamkeit Peter Branden steins am meisten erregte, das war der gesteigerte Verkehr drüben im Kriegshafe». Dort ruhten die Kolosse mehrerer Panzerkreuzer, während gewaltige Truppcnzüge auf der Mole bereitstanden, um in große Transportdampfer eingeschifft zu werden. . Krieg! So begann er. Die Franzosen also gedachten wiederum, alle ihre afrikanischen Hilfstruppen gegen die Deutschen zu verwenden. Glaubten sie wirklich, mit denselben gegen ein geschultes, trefflich ausgebildetes Heer siegen zu können? Noch wußte er weiter nichts, als daß Krieg war. Gegen Rußland und Frankreich? Wie aber würde dann Englands Entscheidung fallen? Dann erst würde seine Kraft gefordert werden. Und er dachte mit einem Gefühl lauterer Freude an sein kleines, schwarzes Schiff, an die stählerne „Zigarre", die er schon so oft über und unter dem Wasser befehligt hatte. Das Vaterland mußte ihn haben!