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Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubrand. Am 8. Sonntag n. Trin., den 13. August, Vorm, V--9 Uhr Predtgtgottesdienst. Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Iungfrauenverein. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Rabeuftein. Am 8. Sonntag n. Tein., den 13. August, vorm. 9 Uhr Prcdigtgottesdienst mit Beichte u. heil. Abendmahl. Hilfsgeistlicher Herold. Abends 9 Uhr evang. Iilnglingsveretn. Mittwoch, den 16. August, nachm. 4—6 Uhr Knabenhort für Kriegerkinder. Donnerstag, den 17. August, nachm. 4—6 Uhr Mädchenhort für Kriegerkinder. Freitag, den 18. August, abends Vs9 Uhr Kriegsbetstunde. Hilfsgeistlicher Herold. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Herold. ^ Achtung! Dienstag, den 16. August, Mutterberatung in der Der Brauer von Gent. „Es ist noch nicht lange her, daß wir voneinander ge schieden sind," nahm der Brauhcrr sofort das Wort und rückte einen Sessel für Nikolaus von Warden zurecht. „Es ist indes ein Ereignis cingetreten, welches es notwendig macht, daß ich hierüber noch heute Abend Eure Meinung vernehmen möchte," „Da bin ich doch neugierig, denn dann muß es schon etwas Wichtiges sein, daß Ihr mich heute Abend noch rufen ließet," „Ich kann mir eine lange Einleitung ersparen, lieber Freund. Da leset diesen Brief einmal selbst, den ich vor kaum einer halben Stunde erhalten habe. Er ist zwar nicht für mich bestimmt, aber der Bote wollte die Gelegenheit benutzen und einen Batzen Geld herausschlagen, deshalb hielt cs der Lump für zweckmäßiger, ihn mir zu überreichen," Der Brauherr gab Warden den Brief Leuvens, und dieser las nun aufnierksam den Inhalt durch, „Sagte ich Euch nicht immer, daß man auf der anderen Seite zu jedem Mittel greifen wird, um den Grafen Ludwig und die Franzosenfreunde wieder ans Ruder zu bringen?" „Das ist begreiflich." „Begreiflich oder nicht; jetzt ist es ein Verbrechen und was hier Gerhard von Leuven gegen Euch plant, ist das aller größte Verbrechen, welches die strengste Sühne erfordert. Wie schreibt er doch hier an seinen Gesinnungsgenossen Groß- mann in Brügge?" Dieser solle mit ein paar handfesten Männern auf Eurer Reise nach Brügge Euch vor der Stadt auflauern und Euch abfangcn," „So ist es, ich hätte Leuven doch mehr Uebcrlegung zugetraut, um zu wissen, daß mit der Unschädlichmachung meiner Person der Lauf der gerechten Sache in Flandern nicht eingedämmt werden kann, „Nicht eingedämmt, aber Wohl gehindert, denn Ihr seid die Seele des Ganzen und unersetzlich, Ihr habt dem Manne, der Euch den Brief brachte, diese Tat doch reichlich gelohnt," „Das ist geschehen." „Kanntet Ihr den Mann und ist ihm zu trauen, daß der Brief keine Täuschung ist?" „Den Mann kannte ich — es ist ein heruntergekommener Säufer und Spieler — Schoellart heißt er, Ihr werdet Euch dieses Namens Wohl erinnern," „Gewiß, aber des Trägers selbst nur flüchtig," „An der Echtheit des Briefes ist nicht zu zweifeln. Nur eins bleibt mir noch ein Rätsel, wie die Absicht meiner Reise nach Brügge zur Kenntnis Leuvens gekommen sein mag." „Und wie er dazu kam, diesen schändlichen Plan darauf aufzubaucn. Aber das werdet Ihr Wohl erfahren, denn ich nehme als sicher an, daß Ihr sofort diesen Leuven fest nehmen laßt. Hier in dem Brief hat er unklugerweise genau angegeben, wo er zu finden ist, nachdem er sich in den letzten Tagen geschickt zu verbergen gewußt hat. Wir nahmen ja immer an, er habe gleich den anderen Franzofen freunden und Kreaturen des Grafen Ludwig Gent verlaßen," „Nahmen wir an, aber es verbergen sich noch viele," „Was uns, um unserer eigenen Sicherheit willen, zur Pflicht macht, schärfer nach denselben forschen zu lasten. Was beabsichtigt Ihr nun gegen Gerhard von Leuven zu tun?" „Deswegen wollte ich mich eben jetzt mit Euch besprechen." „Dazu bedarf cs doch nicht erst einer Besprechung — Ihr habt die Macht und könnt demnach bestimmen, was mit Leuven geschehen soll," „Ich muß Euch erst erklären, warum ich nicht gegen den Mann Vorgehen will. Ich muß den Schein vermeiden, als ob alter Haß und Rachsucht mich bestimmen, gegen denselben vorzugehen, darum sollt Ihr, der Ihr ja fowieso mein Stellvertreter im Rate der Stadt seid, bestimmen." „Ich wußte nicht, daß Ihr mit Gerhard von Leuven persönlich verfeindet wäret, sondern glaubte nur, die politische Gesinnung sei die Ursache Eurer Gegnerschaft," „Ich habe auch noch zu keinem Menschen darüber ge sprochen, Ihr seid der erste, dem gegenüber ich mich offenbare. Ich glaubte auch nicht, daß noch einmal die Zeit kommen könne, wo ich an diefe alte Geschichte rühren müßte," „Da bin ich gespannt, was zwischen Euch und Gerhard von Leuven vorgekonunen ist." „Es mag an die dreißig Jahre her sein; Gerhard von Leuven und ich waren von Kindheit auf eng miteinander befreundet. Diese Freundschaft hielt auch noch während der Jugendjahrc an, bis wir beide ins Mannesalter traten. Da sollte ein vollständiger Wendepunkt in unserer Freundschaft cintreten — sie sollte sich in Haß und Groll verwandeln —" „Ich beginne zu ahnen," unterbrach Nikolaus von Warden den Brauherrn, „doch fahret fort." „Biel ist da nicht mehr dabei zu erzählen, wir liebten, ohne daß es anfangs einer von dem anderen wußte, ein und dasselbe Mädchen — Ihr habt sie auch gekannt, sie wurde in der Folge Leuvens Gattin, Sie war eines der schönsten Mädchen in Gent und die Tochter eines angesehenen Bürgers in Gent, Ich liebte das Mädchen mit dem ganzen Feuer der Jugend — ich möchte fast sagen wahnsinnig und da ich noch nichts wußte von der gleichen Neigung meines Freundes Leuven, da wir darüber nie gesprochen hatten, so konnte ich auch hoffen, daß mein Wunsch, sie zu besitzen, sich erfüllen würde. Ich will über die Kämpfe hinweggehen, die ausbrachen, als ich schließlich erfuhr, daß Leuven dasselbe Mädchen liebte — wenn Ihr in Eurer Jugend einmal in gleicher Weste geliebt habt, so könnt Ihr Euch dieselben selbst ausmalcn. Weiter könnt Ihr Euch denken, in welche Gemüts verfassung ich versetzt wurde, als es mir zur Gewißheit wurde, daß das Mädchen, das übrigens vollständig aufrichtig und ehrlich gegen mich gehandelt hat, Leuven mir vorzog und ihm ihre Hand reichte. Ich gedenke ihrer heute noch mit Hochachtung, trotzdem sie schon lange der grüne Hügel deckt. Ich habe dann auch noch ein braves Weib gefunden und kann sagen, unsere Ehe war soweit glücklich — die erste Liebe aber habe ich bis heute noch nicht ganz aus meinem Herzen reißen können. Die innige Freundschaft, die mich bis dahin mit Leuven verband, verwandelte sich in Feindschaft und diese Feindschaft schließlich in Haß, Ich gestehe mir jetzt selbst zu, daß es ein törichter Haß ist — aber ich kann mich immer noch nicht durchdringen bis zu dem Bibclwort: „Aergert Dich ein Auge, so reiß es aus und wirf es von Dir —" „Hm, das begreife ich, Leuven hat Eurem Herzen eine tiefe Wunde geschlagen," „Die aber nun soweit zugeheilt ist. Ich will deshalb doch keinen persönlichen Racheakt gegen ihn ausüben, weil sich jetzt die Gelegenheit bietet — Ihr kennt mich und werdet mich einer solchen Handlung auch nicht für fähig halten," „Lieber Freund, das sind aber ganz unnütze Gedanken, Leuven ist auf Grund dieses Briefes, der, wenn er echt ist, einen untrüglichen Beweis bildet, dem Gesetze verfallen; er wird seine Richter finden und nicht der geringste Schein einer rachsüchtigen Handlung kann dabei auf Euch fallen." „Ich wünschte aber doch am liebsten, Leuven hätte sich in seiner Verblendung zu dieser unklugen Handlung nicht hinreißcn lassen," „Gleichviel, es ist nun geschehen, und er hat auch die Folgen im vollen Umfange zu tragen, Ihr seid jetzt das vom Rate der Stadt Gent gewählte Oberhaupt — ein Anschlag gegen Eure Sicherheit oder gar Euer Leben kann nur mit den schwersten Strafen gesühnt werden, zum ab schreckenden Beispiel für andere, denn es ist nicht ausgeschloffen, daß sich solche Fälle wiederholen, und Graf Ludwig und seine Anhänger werden alle Hebel in Bewegung setzen, die verlorene Macht wieder an sich zu reißen." „Ich erteile Euch die nötige Vollmacht, in dieser Sache an meiner Statt zu handeln. Ich habe Euch die Gründe mitgeteilt, die mich zu diesem Entschluß führten," „Es wird Aufsehen in der Stadt erregen, wenn man von dem Vorhaben Leuvens erfährt, denn er ist sonst als einer der besonnensten Männer bekannt, dem man schwerlich so etwas zutrauen wird," „Es wird eben notwendig sein, so wenig Aufsehen wie möglich von der Sache zu machen, um die ohnehin noch sehr erhitzten Gemüter nicht noch mehr zu erregen," „Es wird sich aber nicht vermeiden lasten, daß der Vor fall bekannt und schließlich auch über Gebühr aufgebauscht wird, man kennt das ja," „So wie ich Euch anvertraue, an meine Stelle zu treten, so überlaste ich Euch natürlich auch ganz nach Eurem Er messen zu handeln, mein Freund," „Ich hoffe, ganz in Eurem Sinne zu handeln," „Nun will ich nicht weiter Eure Zeit in Anspruch nehmen," „Wünscht Ihr noch heute Abend einen Bericht über den weiteren Verlauf?" „Heute Abend — wollt Ihr heute Abend noch gegen Lmvcn Vorgehen? Die Stunde ist schon sehr weit vorgerückt," „Unverzüglich, wenn Ihr nicht wünscht, daß ich dieser- halb heute Abend noch einmal zu Euch komme, so werde ich Euch morgen früh schon zu treffen wissen." 13, Kapijtel, Bianca von Leuven war überglücklich, als ihr Vater noch vor Abend von seinem Ausgang wohlauf zurückkehrte und sie so der großen Sorge um ihn überhoben war. Er ab sich ganz den Anschein, als habe er nur noch eine armlose Besorgung gehabt, aber trotzdem entging Bianca nicht, daß eine große Veränderung in seinem Wesen vor- gcgangen war. Zwar wußte sie diese nicht recht zu deuten, war es Unruhe, Sorge um irgend etwas oder bange Erwartung, die ihn erfaßt hatte. Gerade die Mühe, die er sich gab, gleichgiltig zu erscheinen, war so ausfällig, daß Bianca un bedingt darauf aufmerksam werden mußte und sie mehr wie einmal ihren Vater heimlich von der Seite betrachtete. Irgend eine Frage hierüber zu stellen wagte sie nicht, um die Zwiespältigkeit nicht zu vermehren. Vorläufig war es ja gut, daß ihr Vater bei ihr war und auch nicht weiter davon sprach, sich bald wieder von ihr zu trennen. Das trübe, flackernde Licht einer kleinen Tranlampe verbreitete eine notdürftige Helle in dem kleinen Raum des Fischerhäuschens, Vater und Tochter saßen miteinander um den blankgcscheucrten Holztisch und unterhielten sich, während die alte Brigitte etwas abseits auf einem Schemel mit der Ausbesserung einer groben Fischerjacke beschäftigt war, aber nur zum Schein, denn das verdächtige Nicken des Kopfes, der öfters auf die Brust sank, verriet, daß sie schon meist schlief und daher kaum darauf hörte, was Vater und Tochter mit einander sprachen. Plötzlich fuhr die alte Frau aber wie erschrocken von ihrem Sitz auf, rieb sich die Augen und schaute sich dann verwundert um. „Herr Gott, jetzt habe ich ganz vergessen, den Herrschaften das Abendbrot zu bringen. Sie werden deswegen gewiß recht böse auf mich sein," „Nicht doch, Brigitte," beschwichtigte Herr von Leuven die alte Frau, aber seine Stimme hatte eine» seltsam müden Ton, „Warum haben Sie es mir nicht gesagt; ich bin jetzt manchmal so kurz von Gedanken, Und nun werden Sie tüchtigen Hunger haben — meiner Treu, ich muß geschlafen haben," „Beruhigt Euch nur, Brigitte, Ich habe durchaus noch kein so großes Verlangen nach Speisen, und Bianca, sie wird auch keinen allzngroßen Hunger haben, es ist doch noch Zeit, das Versäumte nachzuholen." „Das soll sofort geschehen, gnädigster Herr!" und mit verdoppeltem Eifer machte sich die alte Frau daran, den Tisch mit einem schneeweißen Linnen zu überdecken und dann das Eßgcschirr mit vielem Geräusch aufzutragen, wobei ihr Bianca behilflich war, Herr von Leuven war einstweilen etwas bei Seite ge treten und beobachtete im Stillen seine Tochter, wobei cs schien, als glänze eine Träne in seine» Augen, Bald war das einfache Abendbrot aufgetragcn, womit Herr von Leuven und seine Tochter sich jetzt in dem Fischer hänschen begnügen mußten. Wenn Brigitte befürchtet hatte, ihre Gäste seien durch ihr Versäumnis sehr hungrig geworden, so war diese Befürchtung eine grundlose, Herr von Leuven rührte nur wenig von den Speisen an und als seine Tochter es bemerkte und diese Appetitlosigkeit dem veränderten Wesen ihres Vaters zuschrieb, brachte auch sie nur mit Mühe einige Bisten hinunier, sodaß ihr Vater besorgt fragte: „Was fehlt Dir, Bianca, warum rührst Du so wenig von den Speisen an?" „Gnädiger Herr, vielleicht schmeckt ihr unsere Kost nicht," mischte sich die alte Brigitte ein, welche die letzten Worte des Herrn von Leuven noch vernommen hatte. „Es war mir nicht möglich, heute etwas besseres zu beschaffen, morgen soll es ganz gewiß geschehen, denn mit dem Speisevorrat in einer armen Fischerfamilie ist es nicht zum Besten bestellt," „Nicht doch, Brigitte, was Ihr da vorgefetzt habt, kann gar nicht bester sein," beschwichtigte Herr von Leuven das Bedenken der alten Frau, „Wie können wir als Flüchtlinge, die froh sein müssen, ein verborgenes Plätzchen gefunden zu haben, noch etwas anderes verlangen; nicht wahr, Bianca, das ist nicht die Ursache, daß Du so wenig genießest; viel leicht fühlst Du Dich nicht wohl." „Auch das nicht, lieber Vater; ich weiß selbst nicht, warum mir so eigen zumute ist und ich kein Verlangen nach Speisen und Trank habe. Vielleicht macht es, weil ich mich heute etwas aufgeregt habe. Morgen wird es sicher schon wieder bester sein," Werde mir nur nicht etwa krank, Bianca, Appetitlosigkeit ist zuweilen der Vorbote einer Krankheit." „Mache Dir darüber keine Sorgen, lieber Vater, wenn Du mir versprichst, morgen und die folgenden Tage Dich nicht wieder in Gefahr zu begeben, indem Du von hier fortgehst, dann will ich morgen auch nachholen, was ich heute zu wenig von den von Brigitte Vorgesetzten Speisen genoffen habe," „Ja, ich verspreche es Dir, aber was Du für eine Angst hast, muß denn mein Fortgehen unbedingt eine Gefahr bedeuten?" Es lauert doch nicht auf Schritt und Tritt das Verderben aus mich, ich begebe mich doch nicht unter Räuber und Mörder —" Ein furchtbarer Schlag draußen gegen die ins Freie führende Tür des Fischerhäuschens, von dem das ganze Gebäude widerhallte, unterbrach die weiteren Worte des Herrn von Leuven, „Herr Gott im Himmel, was war das?" kreischte die alte Brigitte auf und flüchtete in den äußersten Winkel des Raumes, während Biancas Gesicht eine Leichenbläffe über zog und sie ängstlich auf ihren Vater blickte, der ebenfalls die Farbe wechselte, sonst aber gewaltsam an sich hielt und keine Furcht weiter zeigte, „Es werden einige übermütige Burschen sein, die sich darinnen gefallen, die Nachtruhe anderer stören zu wollen," sagte Herr von Leuven scheinbar ruhig. „Dergleichen ist seit dem neuen Stadtregiment in Gent an der Tagesordnung; Gott behüte uns davor, daß cs nicht noch ärger wird," Krisgr-Kskkse-^ircliung ^ Savkkviu im kvsoiimsvL »Iskrkefe »US ävr Zoliiosskrsuvrui Cllvmnitiü V, reiner Loflrieiilcattee, V, Oetreiflelcakiee, in kaclcuiixen kl, Z,oo, 2,75, 1,80. m Drogen« LSegmsr knck Lckuke.