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Wilderter Park schloß sich an da» Herrenhaus; bisher hatte Rosen noch keine Zeit für die Verschönerung gehabt, das praktische Element waltete vor, der Obst- und Gemüse garten befanden sich in ,tadellosem Zustande und lieferten reichen Ertrag. Frau Grotenbach war seit ihrer Uebersiedlung noch nicht in Ostpreußen gewesen, sic freute sich, die Lust der Heimat zu atmen und in Memel manche treue Freunde und die Gräber Irmas und Edgar» zu besuchen. Klara sah blühend und glücklich aus und spielte die Wirtin mit Würde und Sicherheit. Die trefflich zubereiteten Speisen mundeten herrlich, eine behagliche Stimmung herrschte unter den drei Menschen. Hinter dem Wald erhob sich rund und voll der Mond, die grobe Wiese war in Nebel gehüllt, der Dust des gemähten Heus erfüllte die Lust und im Park riefen die Nachtigallen. Klara hatte sich an die langentbehrte Mutter geschmiegt, leise sprachen sie zusammen. Frau Grotenbach erzählte von Evas und Hammers Hochzeit. Sie befanden sich jetzt in Venedig; auch dort schien der Mond auf ein junge» Glück. „Poesie und Prosa," dachte die Mutter, „das Los der Schwestern ist grundverschieden, aber hier wie dort gibt es Glück." „Zu Nett, zu Bett!" rief Rosen, „es ist höchste Zeit, ich bin totmüde: Er gähnte kräftig. Klara und ihr gastfreier Adolf waren nie froher, als wenn in Lachsdienen Gaste waren und nun erst recht, wenn es galt, einen so lieben, seltenen Besuch wie Frau Groten bach aufzunehmen. Mit hausfräultchem Stolz führte Klara die Mutter überall umher, Küche und Keller, Garten und Boden, alles war in tadelloser Ordnung. In den großen Eichentruhen lag selbftgesponnencs und gewebtes Leinenzeug fest und dauerhaft für Kind und Kindeskinder. „Ja, liebe Mama," sagte Rosen schmunzelnd, „ich bleibe dabei, es geht nichts über den eigenen Grund und Boden, ich tausche mit keinem König und seit ich das Klärchen zur Frau habe, ist Lachsdienen für mich das Paradies." „Wir kommen höchstens zweimal im Jahr nach Memel," bemerkte Klara, es fällt uns schwer, auch nur einen Tag fortzufahren." „Wenn erst unser Junge da ist," begann Rosen, aber die Hand seiner Frau hielt ihm den Mund zu. „Erst abwarten, Adolf," fügte sie lächelnd. — Eine Woche nach Frau Grotenbachs Ankunft wurde wirklich ein kräftiger Junge bei Rasens geboren. Der glückliche Vater war zu einer Pürschjagd fortgeritten und kam svät heim; er war bei bester Laune, denn er hatte einen prächtigen Hirsch erlegt. „Nun, ist er da, Herr," sagte der alte Kutscher Johann. „Wer? Was?" fragte Rosen. „Der junge Herr, der Storch hat ihn gebracht." Rosen lehnte sich gegen die Stalltür, ihm war ganz eigen zu Mute, die Pfeife fiel ihm aus dem Mund und er sah Johann starr an. „Wirklich, und e» ist ein Junge," beteuerte Johann, „und ich werde ihm das Reiten und Kutschieren lernen, wie ich es mit Ihnen tat! „Komm her, Alter!" rief Rosen, „da hast du einen Taler." Mit langen Schritten eilte Rosen über den Hofplatz. „Mutter!" Mehr brachte er nicht hervor, als er Frau Grotenbach in der Halle sah. „Es ist alles gut gegangen, lieber Sohn," berichtete Thekla. „Kann ich Klara sehen?" „Ja, aber bitte recht leise." Der junge Vater zog die Stiefel aus und pürschte sich, so bezeichnte er es später, auf Socken in das halbdunklc Zimmer. Da stand die alte, plumpe Holzwiege, kein moderner Kinderwagen. „Unsinn," hatte Rosen gesagt, „mein Junge soll in der selben Wiege schlafen, die mich aufnahm und meine Amme, hie alte Trine, wird seine Wärterin werden." Da saß sie, die alte dicke Bäuerin und sah ganz strahlend ans, sie schaukelte den Neugeborenen bereits und sang leise dazu. Rosen beugte sich über das kleine rote Gesicht und strich vorsichtig mit seiner großen Hand über die Wange seines Buben. Seine Augen waren naß und er bewegte die Lippen im Gebet. Später schlich er in die Stube seiner Frau, sie hielt ihm freundlich lächelnd die Hand hin. „Na, Klärchen," sagte Rosen und küßte sie vorsichtig, „ich danke dir für den Prachtjungen, den du mir geschenkt hast." Die Taufe wurde sehr groß gefeiert, alle Nachbarn er schienen, auch einige Bekannte aus Memel, Thekla freute sich, sie wieder zu sehen. Der Täufling erhielt den asten Familiennamen Eberhard. Drei Tage dauerte das Fest, die Tafeln brachen beinahe unter der Last alles Guten. Auch für die Leute und Bauern gab es einen Schmaus in der großen Scheune. In Memel brachte Frau Grotenbach noch einige Tage bei alten Freunden zu, sie besuchte die Gräber ihrer Lieben und kniete dort im stillen Gebet. Ein frommer Vers fiel ihr ein, er lautet: „Was wir bergen in den Särgen, ist das Erdenkleid, Was wir lieben, ist geblieben uns in Ewigkeit." Wie liebte Thekla Ostpreußen, wo sie so lange gelebt halte, aber sie fühlte sich ihm entwurzelt, es zog sie nach Berlin zurück, wo sie sich eine sorgenfreie Existenz gegründet hatte und ihre Arbeit sie befriedigte. 12. Kapitel. Strandhof. „Mutter, ich gehe mit Nicolai an den Strand," sagte FrauUchatfchesf,indem sie aus derVillaPetersburg hinaustrat. „Gut, mein Kind, aller vorher mußt du mir einen Augenblick Gehör schenken," entgegnete Frau Haidcck, „Waldenberg hat mir heute geschrieben und fragt, ob er Herkommen darf?" „Gewiß, liebe Mutter, warum sollte er uns nicht besuchen?" Es lag etwas Hartes in der Stimme, Karlas kleiner Fuß klopfte ungeduldig den Kies. „Hast du es dir überlegt, daß dieses Entgegenkommen Waldenberg zu Hoffnungen berechtigt?" er liebt dich, Karla." „Kann ich dafür, Mutter?" Den ganzen Winter waren wir in Meran zusammen, ich hielt ihn für zu krank, um gefährlich zu werden!" „Ist er es dir geworden, liebes Kind?" „Quäle mich nicht, Mutter!" rief Frau Uchatschcff ungeduldig. „Er schreibt, daß er ganz hergestellt ist." „So lade ihn ein, ich glaube du täuscht dich, Walden berg denk: nicht an mich." „Hier ist ein Brief von Tante Thekla, nimm ihn mit; Alfred siedelt von Petersburg nach Berlin über als Leiter einer Nervenklinik." „So, — und schreibt seiner Mutter nichts von seiner Verlobung?" „Mit wem?" fragt Frau Haideck erstaunt. „Ach so, du weißt es nicht, Evchen schrieb mir, daß er in Petersburg oft im Hause Herrn von Rapps sei und daß dessen Tochter -cm reizende« Mädchen stst^-drr^Atfrrd-dkir Hof macht." „Ich habe nichts davon gehört, Karla." „Frau Uchatschcff steckte den Brief in die Tasche und entfernte sich mit ihrem Knaben. Seit zwei Jahren war Karla Witwe, ihr unglücklicher Mann wurde früher als man glaubte, von seinem Leiden erlöst; eine Brustfcllenentzündung trat hinzu und machte seinem Leben ein Ende. Seine Frau reiste nach Petersburg zur Beerdigung, sie konnte Gott nur danken, bei es so gnädig gewendet hatte. Alles Trübe aus ihrer Ehe war wie weggewischt, sie erinnerte sich nur noch der lichten Stunden; was sie oft für Ausbrüche von Laune und Heftigkeit gehalten hatte, war schon der Anfang der Krankheit gewesen. Der Tod sühnt und gleicht aus, Karla fühlte aufrichtige Trauer, sie wurde aber gemildert durch die Freundschaft und Fürsorge dessen, der ihr in dem letzten Jahr zur Seite gestanden, nicht allein als Arzt, weit mehr als treuergebener Mensch, auf den sie sich in ihrem Leide stützte und der ihr mit Rat und Tat diente. Der Briefwechsel zwischen Alfred Grotenbach und Karla Uchatschesf wurde noch eine Zeitlang fortgesetzt, dann stockte er und hörte schließlich auf. Jetzt, wo Karla frei war, wollte sie nicht mehr dem jungen Arzt schreiben; ein Gefühl scheuer Zurückhaltung machte es ihr unmöglich, als echtes Weib bebte sie davor, allzusehr entgegenzukommen. „Sie braucht mich nicht mehr," dachte Grotenbach bitter, „darum zieht sie eine Schranke zwischen uns. Fürchtet sie, daß ich mich ihr aufdrängen könnte?" Sein Stolz bäumte sich gegen diesen Gedanken, er litt namenlos darunter. Was er sich nicht eingestehen wollte, als Uchatschcff lebte und von ihm behandelt wurde, regte sich jetzt im Herzen des pflichttreuen, ernsten Mannes; er wußte, daß sie frei war und daß er mit einem höheren Gefühl als llem der Freundschaft an sie dachte. Gerade ihre kühle Zurückhaltung im ersten Jahr ihrer Witwenschaft hatte es ihm klar gemacht. Nun wohl, Grotenbach wollte seine Liebe überwinden, niemand durfte darum wissen; er band sich noch für längere Zeit in Petersburg und suchte in angestrengter Arbeit zu °°rg°si-n. folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes z« Reichenbrand vom 2. bi» 8. September ISN. Geburten: Dem Metallschleifer Karl Paul Aurich 1 Tochter; dem Schlosser Albert Paul Faust 1 Sohn. Eheschließungen: Der Goldschmied Oskar Eurt Männle, wohnhaft in Schwarzenberg, mit Frieda Anna Winterlich, wohnhaft in Reichenbrand. SterbefaUe: Dem Maurerpolier Moritz Richard Höfer 1 Tochter. 25 Tage alt; dem Schlosser Oswald Friedrich Meinert 1 Sohn. 1 Monat alt; der Färber Ernst Oswald Seim aus Bärenstein Bez. Ehemnitz, 68 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes z« Siegmar vom 31. August bi» mit 6. September ISN. Geburten: Dem Einarbetter Max Hugo Richter 1 Tochter; 1 un- eheliches Mädchen; 1 unehelicher Knabe. Aufgebote: Der Dekorateur Wilhelm Ludwig van der Seylberg. wohnhaft in Kappeln (Schlei) mit der Haustochter Frieda Elise Bruch, wohnhaft in Siegmar. SterbefaUe: Edgar Werner Fix. 1 Stunde alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 1. September bis 8. September ISN. Geburten: Dem Expedient Otto Emil Arnold 1 Sohn; dem Eisen dreher Friedrich Paul Rehneri 1 Sohn. Ehemnitz. mit Marie Helene Köcher, wohnhaft in Ravenstein. SterbefaUe: Ernst Georg Lehmann, 4 Monate alt; Gustav Ernst Müller. 1 Monat alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluff vom 1. bls 7. September ISN. Geburten: Dem Gärtner Otto Max llhlig 1 Knabe. Hierüber 1 un- ehelich geborenes Mädchen. Sterbefülle: Kurt Erich Löbel, 11 Monate alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. AM läi 8onniag p, inn. den U). Seplemller Dorm. v»9 rillt Predigtgottesdienst. Parochie Rabeustein. Am 13. Sonntag p. Trin.. den 10. September, vorm. 9 Uhr Prcdigtgottesdienft, Hilfsg. Gebhardt. Donnerstag, den 14. September. 8 Uhr ev. Jungfrauenveretn im Pfarrhause, Pf. Weidauer. Wochenamt vom 11.—17. September, Hilfsg. Gebhardt. Sonntag den 10. September feiert der Ephoralverein für innere Mission in Oderan sein Jahresfest. Um 3 Uhr sammelt sich die Gemeinde zum Festzug an der Schule. Ve4 Uhr beginnt der Gottes- dienst, in dem Herr Lic. Pfarrer Or. Kühn aus Dresden die Fest- predigt halten wird. Unmittelbar daran schließt sich eine Versammlung im Saale des Hotel zum Hirsch an. In derselben werden nach Be- grüßung durch Herrn Superintendent Ientsch. den Vorsitzenden des Vereins, die Herren Amtsgerichtsrat Lampadius (Augustusburg) und der zum 2. Vereinsgeistlichen des Stadtvercins für innere Mission in Leipzig berufene Pastor Buddensieg (Einsiedel) über Aufgaben und Wege der Jugendpflege referieren. Bei der Wichtigkeit des Beratungsgegenstandes ist der Versammlung aus der Ephorie au» den Kreisen der Kirchenvorstände und am Wohl der Heranwachsenden Jugend interessierten Volksfreunde zahlreicher Besuch zu wünschen. Ein geeigneter Zug geht ab Siegmar 1«o mit Ankunft Oderan 2««. ive^ZvoZZoo ivoZräe ree «»Lenv LZZLe/Hoc/tTeZZ von unrein üv-vn p-^ivao«Z/2/r, eZm tve/Zsr /Zallr-vivoäoo^i, öeZlaonZe« nnck ZVocääam §ZorZ, LaKvn tvZZ äöen/inrä Eenr LonrüeÄLöem ZZo/Toaoo rtzfü/Ze^ «nck Zv«lt. ZkaüeeisZeZ», eZm 6. LpZeorS^ ZSZZ. Allen unseren lieben Freunden und Bekannten dle traurige Nachricht, daß Mittwoch nachmittag V.S Uhr meine liebe Frau, unsere gute Mutter, Trotz, und Schwiegermutter, grau Auguste )da wen-ekamm geb. Haberkorn, nach langem schweren Leiden in ihrem bald vollendeten 60. Lebens- fahre sanft und ruhig entschlafen ist. Dies zeigt tiefbetrübt an Knton Venüelramn» nebst Kindern und übrigen Hinterbliebenen. Siegmar und Maidheim-«., den 8. September 1911. Die Beerdigung der teuren Entschlafenen erfolgt morgen Sonntag nachm. 2 Ilhr vom Trauerhause, Siegmar, Hofer Str. 57, aus. Möbl. Zimmer für besseren Herrn sofort beziehbar. Zu erfragen in der Expedition dieses Blattes. 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