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Fernsprecher: für Amt Siegmar Nr. 244. Reicheubmnd, Siegmar, Neustadt, Ravenstein und Rottluff. Ai 36 Sonnabend, den 9. September 1311. Anzeigen Verden in der Expedition Meichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Rrichenbrand, Laufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen- genommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 1b Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfang» und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeiges-Bnnahme in der Srprditto» bi« spätesten« Freitag« nachmittag« « Uhr, bei de» Annahmestelle« bi« nachmittag« 2 Uhr. Verei»Si«ferate müssen bi» Freitag» nachmittag» L Uhr etngegangen sein und können »icht durch Lelepho« aufgegeben werden. Bekanntmachung. Am 16. September ISN wird der 3. Termin der diesjShrigen Rente fSUig und ist spätestens dis zum 24. September ISN an die hiesige Ortssteueretnnahme zu bezahlen. Der Gemeinbevorstand zu Rabenstein, am 8. September 1911. Meldungen im Fundamt Ravenstein. Gefunden: 1 Bund Schlüssel. Der Gemeinbevorstand zu Ravenstein» am 8. September 1911. Montag den II. September ISN nachmittag» 4 Uhr sollen im Hofe des Rathauses 6 Hasen (Holländer) meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Der Bollstreckungabeamte zu Ravenstein, den 8. September 1911. Iugendfreundschaft. Roman von G. v. Schlippenbach. (Fortsetzung.) N-chdnu>,»-rI>»>-n. Er blieb neben ihr stehen, eine Locke ihres Haares war ihr über die Schulter geglitten und fiel auf das letzte Blatt, das sie mit fliegender, zitternder Schrift beendet hatte. Jetzt erst erinnerte sie sich, daß sie ihr Haar gelöst halte, in holdem Erschrecken stand sie da. „Gute Nacht," sagte sie schnell und wollte fliehen. „Darf ich Ihnen nicht danken?" fragte Hammer. Fest umspanntc er ihre Hand und ein bellommendes Schweigen ließ ihre Worte verstummen. Der hübsche, braune Mädchenkops war tief gesenkt. „Darf ich Sie etwas fragen, wenn mein Stück Erfolg hat?" Wie aus weiter Ferne schlug seine Stimme an ihr Ohr. Sie nickte bloß, sie konnte nicht sprechen. Da hob er ihr Köpfchen aus und seine Augen versenkten sich in die Evas, bittend, — heischend. — Das waren seltsame Tage, die jetzt folgten. Eva wandelte wie im Traum daher, so wie es in Chamissos Lied heißt »Als wie im Traume schwanken » > Snmlsm di» Stm» mir, All' meine Herzgedanken Sind nur bei dir." Lina schalt, daß die Schwester alles verkehrt machte, die Mutter allein verstand ihr Kind, sie hatte die Liebe der beiden jungen Menschen erraten. Sie wußte Evas Geheimnis und alles über E. Norden. Sie sahen Hammer wenig in dieser Zeit vor der Auf führung des Stückes, er hatte zu viel mit den Proben zu tun. Am letzten Tage brachte er drei Eintrittskarten zur Erstaufführung. „Fräulein Eva," bat er, „halten Sie mir den Daumen, das Glück meines Lebens hängt vom morgigen Abend ab." — Und nun sitzen Frau Grotenbach, Eva und Adam im dichtgefüllten kgl. Schauspielhause und mit ihnen lauschen die Bielen dem Flügelrauschen des Genies. Das Stück hat einen durchschlagenden Erfolg, es erhält alle in atemloser Spannung, die edle Sprache reißt die Hörer hin, beim Fallen des Vorhanges braust ein stürmischer Applaus durch das Haus und man ruft begeistert des Verfassers Namen. „Hammer, Hammer," so klingt cs immer lauter. Er tritt an die Rampe, vornehm und interessant, im Frackanzug, er ist sehr bleich und seine Augen sehen die Eine unter allen, jene weißgekleidete, geliebte Mädchengestalt im Vordergrund der Loge. Eva weiß, daß sie ihn heute nicht mehr sehen wird, aber morgen, morgen wird er jene Frage an sie richten, vor der fie bangt und nach der sie sich dennoch heiß sehnt. Sie wußte später nicht, ob fie geschlafen hatte, ob sie wachte, ein Helles Licht strahlte vor ihr und ihr Herz pochte selig. Und wieder hält der Mann di« zitternde Mädchenband, er sagt ihr, daß er sie liebt, daß er aus den Trümmern seines toten Glückes ein neuer aufbaucn möchte, eines, das ihn für gewesene trübe Tage schadlos hält. „Auch ich habe gelitten," sagt Eva, „wissen Sie, daß ich verlobt war?" „Ja, Ich hörte es, — und die Feder E. Nordens hat es mir verraten," fügt er hinzu. „So wissen Sie?" fragt Eva. „Daß Eva Grotenbach und E. Norden ein und dieselbe Person ist, ja nun weiß ich es," jubelt Hammer und erklärt den Zusammenhang. „Bekomme ich nun meine Antwort?" fragte er zum Schluß. Eva hält ihm ihre Hände hin. „Da hast du sie." Ihren Bedarf in MlklWm. »MW» Moorerbe, kohlensaurer» BSbern, NLHr. u. Kräftigung». Mitteln zur Rachkur Lecken Sie vorteilhaft in der OnoLerie SleKursi» OjKonzcss. Diftvertaufsstelle. Fernsprecher MS.' v»k»r «trag« 20. Als Frau Grotenbach Kurt schickte, um Hammer zum Kaffee zu rufen, trat das verlobte Paar Arm im Arm auf fie zu, „Muttiog!" rief Kurt, „was soll das heißen? Die Eva ist, glaube ich," — „Mein liebes Bräutche» mit Ihrer Erlaubnis, Frau Mama," ergänzte Hammer. „Machen Sic mein Kind glücklich, lieber Sohn und Gott segne euren Bund," sagte Frau Grotenbach sehr bewegt. Auch Lina wünschte herzlich Glück. „Wen liebst du eigentlich, Benno?" neckte Eva schelmisch, „E- Norden oder mich?" „Euch beide in einer Person, die schöne Seele im schöner Körper, mein Lieb." „Dann bin ich zufrieden," sagte Eva und ein strahlendes Lächeln verklärte ihr reizendes Gesicht. 11. Kapitel. In Lachsdienen. Die Hochzeit Evas und Hammers fand schon Ende Mai statt, weil Frau Grotenbach im Juni zu ihrer Tochter Klara rrism woMt, um ibr eistes Enkelkind dei.Bolens^u er- Watten. Oldens kamen aus Hannover zur Hochzeit, die freundlichen, alten Leute hatten Eva immer sehr gern ge habt und dieses mal waren sie mit ihrer Wahl einverstanden. Sie erzählten Frau Grotenbach, daß ihr Schwiegersohn als Redakteur und Schriftsteller eine angesehene Stellung inne habe, seine Arbeiten würden gut bezahlt und er nähme auch gesellschaftlich eine hervorragende Rolle ein. — An einem herrlichen Maitage flogen die Neuvermählten auf der Hochzeitsreise in die weite Welt. Es ging nach dem Süden, nach Italien, dem Lande der Poesie und Kunst, Hammers waren beide fähig, alles mit Verständnis zu genießen. Alfred kam auf acht Tage, um den neuen Schwager kennen zu lerne» und seine Schwester an ihrem Ehrentage zur Kirche zu geleiten. Hammer, der ganz allein stand, schloß sich warm an die Verwandten seiner Frau an; er sagte ihr: „Alles gibst du mir, eine so liebe Mutter, Brüder und Schwestern, dich selbst, meine Eva und damit die Heimat, die mir so lange fehlte." Dieses Paar war von einem Hauch der Poesie umgeben, der besonders Frau Grotenbach anheimelte, denn fie war ja selbst eine Dichternaiur. Wie so ganz anders waren Rasens gewesen, alles war da nüchtern und praktisch. Ja, das Glück äußert sich bei den Menschen verschieden. Hammers wollten auch Frau Haideck und Karla besuchen, die nun bald nach Rügen zurückznkehrcn gedachten. Der Winter im Süden hatte allen dreien wohlgetan, der kleine Nicolai hatte sich zu einem strammen Bürschlein entwickelt und Karlas erschüttertes Nervensystem kräftigte sich in der Ruhe und dem Glück, wieder mit ihrer Mutter vereint zu sein. Uchatscheff siechte dahin, er litt eigentlich wenig, aber er war sehr schwach geworden und sein treuer Arzt sagte sich, daß er der Krankheit bald unterliegen mußte, fie machte schnelle Fortschritte. Alle paar Wochen schrieb Alfred einen Bericht über seinen Patienten an dessen Frau. Zuerst waren es kurze, sachliche Briefe gewesen, nach und nach kam persönliches Denken und Fühlen hinein, und sie erwarteten die häufiger werdenden Antworten ungeduldig. — Ehe der älteste Bruder nach Rußland zuiückrttste, hatte er mit Adam eine Unterredung über seine Zukunstspläne. Adam hatte eben das Abgangsexamen gemacht und es war sein Wunsch, Elektrotechnik zu studieren. „Höre, mein Junge," sagte der Doktor, „ich werde dir die Mittel geben." „Was? Wirklich, Alter!" rief Adam, „das ist kolossal nett von dir!" „Na, drücke mich nicht vorher tot," versetzte Alfred lachend, als der große, kräftige Jüngling ihn stürmisch um armte, „steh einmal, als unser guter Vater starb, da habe ich mir das Wort gegeben für euch jüngeren Geschwister zu sorgen. Und nun frisch an die Arbeit, Adam, dann bleidt Gottes Segen nicht aus." „Ich will ein ganzer Kerl werden, Alfred," sagte Adam ernst, „hier meine Hand darauf!" „Mutter," sagte Alfred, „auch dein zweiter Sohn wird seinen Weg im Leben machen." Frau Grotenbach dankte ihrem treuen, ältesten Sohn bewegt. „Adam ist nicht so begabt wie Kurt," sagte sie, „aber ein zuverlässiger Charakter. Unser Jüngster möchte Offizier werden." „Er soll zuerst die Schule beenden, dann findet sich auch dazu Rat, Mutting." Als der Zug auf der kleinen, ostpreußischen Station hielt, von der man noch zwei Wegestunden bis Lachsdienen hatte, stand Adolf Rosen breitspurig in seinen hohen Wasser stiefeln da und begrüßte seine Schwiegermutter herzlich. Er war noch etwas behäbiger geworden, sein gutmütiges rotes Gesicht strahlte zufrieden. „Willkommen! Willkommen!" rief seine laute Stimme und er küßte Frau Grotenbach schallend auf die Wangen. „Kommst du von der Jagd?" fragte TheNa, denn Rosen trug eine schöne Flinte. „Nein, es gibt um diese Zeit wenig zu schießen, aber ich gehe trotzdem selten ohne Flinte aus und wenn es auch nur edie Krähe ist, geknallt muß weiden. Sie müssen bei uns rote Backen kriegen, Mamachen, wie soll man die in der Stadt haben? Bei uns heißt cS früh zu Bett und mit den Hähnen heraus, das ist gesund. Die Klara blüht wie eine Päonie." „So geht es ihr gut?" fragte Frau Grotenbach, über den Bergleich lächelnd. „Famos! Sie hat sich fein eingewktschastet, fie ist eine Kapitalfrau." Ein altmodischer, gelber Wagen, der von vier kräftigen Braunen gezogen wurde, nahm die Reisenden und ihren Schwiegersohn auf: der greise Kutscher, ein alter, treuer Diener der Familie setzte die Pferde in Bewegung, recht bedächtig rollte die Kalesche über den Weg. „Fahr zu, Johann, die gnädige Frau wartet!" rief Rosen. „Hier fängt meine Grenze an," sagte Märchens Gatte mit Stolz, „sind das nicht prächtige Bäume? So lange ich lebe, will ich meinen Wald schonen, damit meine Söhne einst hier jagen können." Die Sonne neigte sich gen Westen, als das spitze Schiefer dach des Hauses austauchte, in dem Klara Grotenbach als Herrin waltete. Es ging durch eine schöne, alte Ahornallee, dann fuhr der Wagen um einen Rasenplatz über breite Kieswege. Es gab in Lachsdienen keine hochstämmigen Rosen, keine kunstvollen Teppichbeeie, soweit reichte des Gärtnerjungen Kunst nicht, aber Reseda und Nelken, Levkohen und Stiefmütterchen prankten im bunten Flor vor dem Hause. Einige gefleckte Jagdhunde lagen auf den Stufen der Treppe, Klärchen eilte hinunter, ihr frisches Gesicht strahlte. „Mutting, du liebes Mutting," jubelte die junge Frau Rosen und umarmte Frau Grotenbach innig. „Alterchen, Ihr seid aber langsam gefahren," sagte Klara, „Ich gucke mir seit einer Stunde die Augen nach euch aus. Rosen gab ihr den Arm und führte sie behutsam die Treppe hinauf. „Der Johann schont die Pferde, nun zeige Mutter ihr Zimmer und dann gib uns etwas Gutes zum Abendessen, ich habe einen Bärenhunger, Frauchen." „Wie gewöhnlich," lachte Klara. Lachsdienen war kein schönes Haus, langgestreckt lag es da; die Fenster waren nicht eben groß, ein ziemlich ver- StreWertige Del- und Lackfarben, Osenlack und Osenbronce, Pinsel, Schablonen re. empfiehlt preiswert Fernsprecher S2b. tzosrr Strotz» A>.