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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030327012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903032701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903032701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-27
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.03.1903
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, .. .kluiae.. , lptmann und Sudermann als Rekruten: außerdem folgende ! LouvlrtS: „Die Manna Panna-Parodie"; „Politische Rund- n"; „DaS ist doch ein Sparen am Unrechten Meck": Bänkel- Schlauchleitung vom Etraßenbydrante« wurde bte tvetadr qizdald desritigt. DaS Feuer war von einem Passanten auf der Strobe deine»lt worden. — Victoria-Salon. In der morgen, Sonnabend, für den Orig ual-Humoristen Otto Reutter stattsindenden Benefiz-Vorstellung wird Herr Reutter u. a. folgende neue Original-Szenr -um Bortrag brinaen: „Der Herr General- Kuuftmarschall"; Lenbach, Memel, Klinger, Siegfried Wagner. Hauptmann und Sudermann als neue lieber aus daS Blumen-Medium und den Kurpfuscher „Narren kötter" und die bewährtesten Schlager des Reutterschen RepcrtoirS. — Im Zentral-Tbeaier finden beute und morgen die beiden letzte» Ausführungen des Einakters „Er" von Mctenirr mit Leopold Tburner als Gast statt, da aut vielseitiges Beilange» von Sonntag ab noch einige Male die SensationSkoniödie ..Am Telephon" wiederholt wild. Auch die a»-ge>elch»kten Vausli'- »unnnkrn des ütuigen Programms, an der Spitze der unüberiress- liche SeveruS Schaffer, die ausgezeichnete Parvdistin Helene Land, das entzückend graziöse Loirissoii-Quintett und die famose» Gentlemen-Akrobaten JoScnry, können sich nur noch wenige Abende bewundern lasse», da am l. April vollständiger Progiammivechsel ein»,'»», dem leider auch der lustige Improvisator Pont Förste, znm Opfer fallen wird, der sich steigender Beliebtheit dein, Publi kum erfreut und mit seine» drolligen Parodien klassischer und moderner Dramen zum huinoristiichen Höhepunkte für den ersten Teil des Programms wird. Die geschickte Potntisiernna seiner Verse, deren blitzschnelle Abfassung eine auberordentiiche Schlag- serligkeit vorauSieht. und der geschmackvolle Vortrag, verbunden mit einem frischen und shmpatbischrn Anstieten. sichern den, Künstler und seine» oft übeiraschend sicheren Improvisationen Nets einen besonderen Eifolg, der sich in ebenso reichem wie herz- lichci» Applaus äußettick dokumenliert. — AuS der Geschäftswelt. Das altrenommierte Manufaktur-, Modewaren- und Konfektionshaus von Robert Bernhardt, Freiberaer Blak 18—20, bietet >n der ersten Etage seines geräumigen Geschäftshauses von heute bis mit Sonnabend, den 28. März, eine reich ausgestattcte Reform-Kostüm-Ausstellung. Gleichzeitig wird auch ein Posten besserer Modell-Kostüme zur Ausstellung gelange». — Das Spezialgeschäft für Hüte und Schirme von Alwni Schiffrier, Wüsdrufferstrohe 6. präsentiert sich seit kurzem äußerlich in einem neuen Gewände und erregt die allgemeine Aufmerksamkeit der Passanten. Die tiefblaue» Glas schilder auf dem modern gehaltenen Oelsarben-Anstrich geben dem Hause ein überaus freundliches Ansehen. Die Schaufenster tragen in besonders ousaewählten Farben flotte Verzierungen, welche die daraestellten Geschästsartikel umrahmen. Die Renovierungen wurden von der Firma Heinrich Würdig in Löbtau ausgeführt. — Der Seelachs kst einer von denjenigen Meerbewohncrn, welcher sich wegen seines wohlschmeckenden Fleisches besonders zum Ge- backcnwerden eignet. Der Fisch selbst ist dick-walzenförmig und kann sehr bequem gekocht oder auck. in zwcisiiigcrd'clc Scheiben ge schnitten, wie Koteletts» gebraten werden. Die Firma E. Paschky velpsundet heute eine frisch angekommciie gröbere Sendung dieses Fisches zum Preise von 20 Pfg. pro Pfund. — Um einer weitere» Verschiebung des Anschlusses der böh mischen Lokalbahn As ch—R obbach an das sächsische Staats- baimnetz ldurch die Wetterführung der Bahn von Roßbach bis Adorfs vorzubenaen, Hot d>e K. K. Eisenbahnverwallung die Herstellung einer Bahnhostz-Notanlage in Adors ins Auge gefaht Die, Staatsbahndirektion Pilsen hat bereits Verhandlungen ein geleitet, die hoffentlich noch in diesem Jahre zum Ziele führen, um so mehr, als auch lächsischerseits der Umbau des Ädorfer Bahnhofes als notwendig anerkannt ist. — Die >n Dresden vor einem Monat verstorbene Rentnern, Frl. Karoline Fried'rike Wohlsarth hat ihrer Vaterstadt Plauen ein Vermächtnis gestiftet, dessen Erträgnisse dem Bürgerasyle zisslicßen sollen. Die Stiftung besteht aus 16 Stück Brauaktien des Aktienbrauvereins zu Plauen i. V. zum Nennwerte von 150 Mark und zum Kurswerte von etwa 200 Mark. — Der Untersuchungsrichter beim Lcn'tmericht Leipzig hat einen Steckbrief gegen den aus dem Genclnsgescingnisse in Lausigk misgebrochenen und des Mordversuchs verdächtigen Arbeiter Fleischhauer aus Frauenwald erlassen, auf dessen Ergreifung eine Belohnung von 100 Mark ausgesctzt ist. — L ie La n d w i r t i ch u s 11 i ch e L e y , a n st n l t in P eg a n bat im vergangenen Nuterrichtsjahre die höchste bis seht erieichte Bemchszisser von 57 auszilweilen. auch sind die Mittel aus ver schiedenen Stiftungen z» siiidirnbeihilse» wiener irsihltch geflossen. — Hainichen. 26. März. Dem Kaufmann Ko wer winde vom Kauert. Postamt eine G e ld b e l o k » u n g von ION Mail zugeiprochen, weil er im vorige» Jahre, als de, Briesmarken- ichwindler Schulz hier seine geMctite» Poslweitreictie» veikauite, zuerst de, Polizei von dem Beting Mitteilung gemacht halte. - Dem nachmittags 3 Uhr 18 Minuten von Altchettiiiip. nach Chemnitz verkehrende» Güterznge ist vorgestern bei der 'Ausfahrt ans dem Bahnhose Altcdemnitz ein Rangier,ng in die Flanke gefahren, wodnich sechs leere Güterwagen znm Teil erheblich beschädigt und das durchgehende Gleis gewerrt wurden. Abends gegen >/s7 Udr war die Betr>rbsstö>»ng wieder beieiiigt Znm Glück ist bei dem Niriall Niemand z» Schaden gekommen. - In Elausnid bei Sovda brannten Mittwoch abend drei alte Gebäude des Kaltotemchen Gutes nieder. Das Wvlnr- hans blieb erhalten. Auch in der Richtung nach Nenhauien war ein grobes Feuer; die Fabriken in dortiger Gegend gaben Notsignale. - Annaber a, 25. März. Mit dem heutigen Tage sind Lehrer und Schüler des bisher in dem alten Seminargebäude untcr- ocbracht gewesenen sogenannten Parallelseminars iStoll- beras in ihr neues Herm nach Stollbera übergesiedelt. Tic Ein weihung des dortigen Neubaus findet in der ersten Woche im neuen Schuljayre statt. Das alte Seminargebäude wird aber auch weiterhin dem gleichen Zwecke dienen; von kommende Ostern an werden zunächst drei Semiiiarklasscn darin untergebracht, die sicherlich wieder den Grundstock eines neuen Seminars bilden werden. — In Wilkau wurde bei dem Kaiserlichen Postamte ein von einem Buchhalter in Zahlung gegebenes falsches Ein markstück mit der Jahreszahl 1880 und dem Münzzeichen ^ angehalten und dem Verkehre entzogen. Der Einzahler hatte keine Ahnung von der Uncchtheit. — In Reichenau bei Zittau feierten am 23. d. M. drei Schwestern Lehns ihren 25. Geburtstag. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Ueber Kaiser Wilhelms Besuch in Kovenh agen wird den „Münch. N. N." v"N dort geschrieben: ,,Es ist lange her, seitdem der dänische Hof zum Empfange eines Nemden Monarchen so umfassende Vorbereitungen traf, wie es zur Zeit mit Hinsicht aufden bevorstehenden Besuch des Deutschen Kaisers der Fall ist. Offenbar liegt es dem Hofe daran, de» Kaifcrbcsuch als einen besonders willkommenen zu stein- vel», und die aufzerordentlich freundliche Aufnahme, die dem dänischen Kronprinzen neulich in Deutschland zu teil wurde, an- Kaisers >e, den . . . . zum '-Deutschen Reich« m freundschaftlichem und vertraulichem Verhältnis zu sichen, lim so lieber entschlicht man sich am hiesigen Hofe zu einem solchen Schritte, als man^weiß, das, man hiermit einem rünscht . . ^ , ... „ ,s ist lich unbestreitbar, daß, wenn auch keine „Aussöhnung", so doch eine Annäherung zwischen dem Herzog und dem Kaiser in die Wege geleitet war. und ebenso sicher ist cs, daß der bekannte Ausfall dicker Bemühungen den gesamten dämsch-russisch-englischen Wünschen direkt zu widerlief! In der Anwesenheit per Zarin- Mutter, wie der Königin von England während des Kaiserbesuches findet man hierfür eine Bestätigung. Auch der König und die ^ ^ . , Kopenhagen sein drei Tage des . . , mehrere große Prunkmahle, wie ein Hofball und eine Galavorstellung im König lichen Opernhause stattfinden, be> welch' letzterer Gelegenheit das neueste Werk des dänischen Komponisten Nielsen, die große Oper „Saul und David", und als Ballett „Napoli" zur Ausführung kommen. Außerdem wird der Kaiser das neue Rathaus, das I>en am 1. April die 50. Wieder- tenst in der Armee ailigeiiom NoeSkild«, der ehemaligen Residenz, aus dem Sarge der Königin Lulle eine» Kranz niederlegen, uiid endlich unmittelbar vor Verlassen der Reede an Bord der „HohenzoUcr»" ein Frü! geben, an dem die gesamte Königsfamilic mit ihren Gästen nehmen wird. "" Presse sich gegen Kar -- - Polizei „deutschfeindliche" Plakate verhinderte, läßt sich n»l Sicher heit nicht scststcllen. Jedenfalls handelt es sich dabei nur um ein Buchhändler-Plakat, das ein Werk über: „Unseren letzten Kampf um Südjütland" anzeigt. Die Lokalpresse behauptet zwar, die Polizei habe mit Rücksicht aus den Kaiserbcsnch das Plakat beanstandet; in ernsten Blättern dagegen hat man hierüber nichts gelesen. Im allgemeinen muß man die Stimmung der ernsten Bevölkerung als dem deutschen Besuche durchaus günstig be zeichnen. Wir sind überzeugt, daß sich die Austritte von 1888, wo Stroßenpassanten den jungen Kaiser auspsisfen, nicht wieder- hole» werden." Zwei Männer der Massen bege! tebr des Tages, an dem ne de» D me» baben. Es sind dies Generaloberst Graf v Hacielcr und der Geneicil der Kaoallerie Graf v. Schiiessen Beide sind i» sich geschlossene Pelsöulichkeiten. die. ihiem große» Lev,Meister Moiike nlrich, nicht durch persönliches Herum treten, ionder» ganz allein diiich Tatkraft und hervmragende Leistungen die Ansincrk'amkcit auf sich gelenkt Kabc». der e>ne ans Hervorragendem Posten an der Grenze Wache ballend, der andere das geistige Rüstzeug zur Ver- >eidig»ng deS BatcilandeS be>vab>end »nd zeitgemäß welterbstdend Als iss ra f v. H a e i e l er am 21. März 1800 als konimandicren- der General a» die Spitze des 16. Armcelmvs zn Meß gestellt winde, da beginßte die gesamte Annee die Wahl eines Mannes an eine Stelle, von der ans sein Können und Wisse», seine Kiiegseifabinng »nd genaue Kenntnis des Landes jenseits de, Grenze die Gewähr bot. daß die Ausbildung des ihn, nnteisleben- den Alineeknlps tn de, deutbar kitegsgemäßeiten Weise enolgen würde. Gral Haek-ler stand damals nn 51. LebenSiabrc. Alsbalk' tnm leine Eigei>mt, dir im Kliegsgemäßen im Frieden de» Leit stern alles Handelns erkannte, 'charf znm Ausdruck. Mit man chem. das sich i» der Aonee eingebürgert hatte und das mit seinem Prinzin nicht in Emktang stand mußte dabei gebrochen werde» Liber unbeiirl ietnitt das IV. Armeekmvs auf seinem Kricgsvsade im Frieden weitet. Mit une»nndl'ch>r Arbeitskraft »nd Hingebung. »»lerslützt durch Aniprnchslnsigteit für leine Person, benhättigte sich Gigs v Harielc» nnnmehr seit 13 Iabren mit der lriegsgrmäßen Ausbildung seines Armeekvrps. Er »teilt hierbei in der Schntniig der höheren Oiüz>ere »i der Gctcchts- tnlnung epochemncheud da. ebenio wir seine Direkiiven zur Aus bildung der Tlnoven znm Gefecht, wie seine Ilebnngs- und Geiechisanfgaben als mnuergültig anerkannt sind. Kürze und Klarheit bei ihm selbst übeitiägi sich nach unten: sein »cts sach liches Urteil und sein Wohlwollen erbätr d>c Freudigkeit in dem bisweilen recht ichwe>cn »nd nie ruhenden Dienst. Sv hoch wie die toidaliichen stehen die menschliche» Eigenschaften des Geneial- obesiie». Seine rttieriiche Gesinnung und ieine Fimmge snr alle ihm Unteistehcndrn erwirbt ihm die allgemeinste Verehrung. — Der Gcurrahtah „nd mit ihm oie 'Armee onnlt den, Äraien Sehlieftcn ganz wesentlich, wenn in ihr während der jevigen FriedenSzeit der Gebaute an die große Kiiegsühinng und das Ver ständnis snr dcicn Bedingungen erhalten blieb Was das zu be- denicn hat, das lehrt uns die Getchichtc in eindringlicher Weise, denn die Lehre» einer gioßcn KnegSzeit sitld ineist übeiratchrnd schnell velgessen wo,den. Es iii zwar »nr cuie Fnedenstätigseit. ans die Graf Achlienen als Ehef des GeneralilabeS der Arnice jurück'chnui. es ist abe> eine solche, i» der er mehr, als es in irgend einer anderen hohen Stelle der Annee der Fall sein kann, ganz unnutteibar für den Kr>eg vorbereitend ichasst, eine iolcln, die nn der Grenze von Frieden nnv Krieg ltcgt, und in der er in Be lehrung des GeiilnMabS »nd der Armee in den Gmndsätze» wahihatl k>iege»,>chen Hnitdelns unausgeseh! beürebt m Vermutungen über das Stimmenverhältnis im Bundesrat gegenüber dem Reichstagsantrag ans Aushebung des 8 2 des Jesuit eng eselzes beruhen lediglich aus willkürliche» Kombi nationen. Ter Bundesrat hat sich, wie ein Berliner Lokalblatt zuverlässig erfahren haben will, bisher mit dieser Frage überhaupt noch nicht beschäftigt. Ter Ncichstagsantrag befand sich bis Ende voriger Woche »och in seinem Jnstizausschnß, der sich bis dahin ebenfalls noch nicht darüber schlüssig gemacht hatte. In diesem Ausschuß sind folgende Bundesstaaten vertreten: Preußen, Bayern Sachse», Württemberg, Baden, Hessen und eine der Hansestädte Man könnte also ans der Entscheidung dieses Ausschusses einen ziemlich sicheren Schluß ans die endgültige Abstimmung im Bundes rat selbst ziehen. Bisher ist aber eine solche Entscheidung noch nicht bekannt geworden und aller Wahrtcheinlichtett nach auch nicht erfolgt. Sicher ist bisher nur. daß die bayrische Negierung in dieser Frage wie die preußische stimmen und daß die letztere nach der Ankündigung des Grafen Bülow im Reichstage für die Aus Hebung stimmen wird, während Sachsen und die thüringischen Staaten dagegen stimmen werden. Alles, was hierüber hinaus behauptet wird, ist lediglich eine Vermutung. Insbesondere ist die Stellung Badens und Hessens zu dieser Angelegenheit vorläufig unbekannt. — Der jetzt so viel erörterte Z 2 des Jestulengcsetzes Kat folgenden Wortlaut: „Tie Angehörigen des Ordens der Ge sellschaft Jesu oder der ihm verwandten Orden oder ordensähn lichen Kongregationen können, wenn sie Ausländer sind, ans dem Bundesgebiet ansgewicien werden: wenn sie Inländer sind, kann ihnen der Aufenthalt in bestimmten Orten versagt oder angewiesen werden," Der Gesetzentwurf betr. die Kinderarbeit in den ge werblichen Betrieben ist am vorigen Montag vom Reichs tag in dritter Beratung gegen wenige Stimmen der Konservativen angenommen worden, wird also demnächst publiziert werden und soll am 1. Januar 1904 in Kraft treten. Das Gesetz handelt nur von der Beschäftigung von Kindern in Betrieben, welche als ge> werbliche im Sinne der Gewerbe-Ordnung anzusehen sind. Da neben bleiben die anderen reichsrcchtlichen Vorschriften in Kraft. Die Fabrikarbeit ist bekanntlich den Kindern schon durch die Ge werbe-Ordnung verboten. Auf Kinder in landwirtschaftlichen Be> trieben findet das Gesetz keine Anwendung. Ebensowenig findet das Gesetz Anwendung auf Kinder, die im Haushalt iAuswartung, Kinderpflege u. dergl.s beschäftigt werden. Als Kinder im Sinne des neuen Gesetzes gelten Knaben und Mädchen unter 13 Jahren, welche noch zum Besuche der Volksschule verpflichtet sind. In dem neuen Gesetz ist bestimmt, daß dasselbe wcitergehen den landcsrechtlichcn Beschränkungen der Beschäftigung von Kin dcrn in gewerblichen Betrieben nicht enlgegenstchcn soll. Donach würden also auch weitcrgehendc Beschränkungen in Kraft bleibe» können, sofern dieselben neuerlich insbesondere durch Polizeiver ordnungen eingeführt worden sind. Allgemein ist die Beschäf- tigung von Kindern in gewerblichen Betrieben durch das Gesetz untersagt bei Bauten aller Art, beim Steinekiopsen, im Schorn> steinfegeraewerbe, in den mit dem Speditionsgeschäft verbundenen Fnbrwerksbctrieben, beim Mischen und Mahlen von Farben, beim Arbeiten in Kellereien, sodann in Werkstätten, welche zu zehn in der Anlage des Gesetzes ansgeführten Gruppen der Gewerbestatistik gehöre». Der Bundesrat aber ist ermächtigt, weitere ungeeignete Beschäftigungen zu untersagen. Die Beschäftigung bei öffentlichen theatralischen Vorstellungen und anderen öffentlichen Schau stcllungen ist allgemein untersagt; aber bei öffentlichen Vor stellungen und Schaustellungen, bei denen ein höheres Interesse der Kunst oder Wissenschaft obwaltet, kann die untere Vertvaltungs- behörde nach Anhörung der Schulaufsichtsbehörde Ausnahmen ge statten. Für eine Reihe von Gewerbebetrieben unterscheidet das Gesetz zwischen der Beschäftigung von eigenen Kindern und von fremden Kindern, Als eigene Kinder gelten in der ' die nahe verwandten Kinder, sofern dieselben zu dem Hausstand aus, daß Kinder unter den Augen der Eltern weniger dem Miß brauch ihrer Arbeitskraft ansgesetzt seien. Die Beschäftigung eines fremden Kindes ist nicht gestt»ttet, wenn dem Arbeitgeber mcht zu gewissen Betriebsstätten die Be dürfen g< nach Vorstehendem allgemein in . schästigung schon untersagt ist, dürfen fremde Kinder unter 12 Jahren nicht beschäftigt werden, eigene Kinder nicht unter zehn Jahren. Für alle Kinder ist die Beschäftigung in der Zeit zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens und vor dem Vormittagsunter richt verboten. Am Mittag ist den Kindern eine mindestens zweistündige Pause zu gewähren, am Nachmittag darf die Be schäftigung erst eine Stunde nach beendetem Unterricht beginnen Für fremde Kinder tritt noch die weitere Beschränkung hinzu, daß die Beschäftigung nicht länger als 3 Stunden und während ocr von der zuständigen Behörde bestimmten Schulserie» nicht länger als 4 Stunden täglich Lauern darf. An Sonn- und Festtagen dürfen alle Kinder in Betrieben von Werkstätten und im Handels- gewerbe, sowie im Berkehrsgewerbe nicht beschäftigt werden. 'Der Bundesrat ist ermächtig^ für die zwei ersten Jahre »ach dem In- krasttreten des Gesetzes für einzelne Arten von Werkstätten Aus nahmen in Bezug aus die eigenen Kinder zuzulafsen und auch nach Ablauf d'escr Zeit für einzelne Arten der Werkstätten Ausnahmen von dem Verbot der Beschäftigung von Kindern unter 10 Jahren zuzulassen, sofern die Kinder mit besonders leichten und ihrem Aller angemessenen Arbeiten unter den für die Tageszeiten allgemein be stimmten Beschränkungen beschäftigt werden sollen. In Betrieben von Gast- und Schankwirtschaften dürfen Kinder unter 12 Jahren überhaupt nicht und Mädchen nicht bei der Bedienung der Gäste beschäftigt werden, doch ist bei eigene» Kinder» die untere Verwaltungsbehörde befugt, nach Anhörung der Schul aufsichtsbehörde i» Orien von weniger als 20000 Einwohnern für Betriebe, in welchen in der Regel nur zur Familie des Arbeit gebers gehörende Personen beschäftigt werden, Ausnahmen zuzu- lassen. Aus tragen von Waren und sonstige Botengänge. Für fremde Kinder gelten die allgemeinen oben erwähnten Be schränkungen in betreff der Tageszeiten. Für die Jahre 1004 und 1005 kann die untere Berwattnnäsbchörde für die einzelnen Ge- werbszwcige gestatten die Beschäftigung von Kindern über 12 Jahre» von 6>/n Uhr morgens an und vor dem Vormittags unterricht. Jedoch darf sie vor letzterem nicht länger als eine Stunde dauern. Dieselbe Beschränkung gilt auch für eigene Kinder beim AuStragen von Zeitungen, 'Milch und Backwaren, wenn Kinder für dritte beschäftigt werden. Im übrigen ist die Be- schäftignng von eigene» Kindern beim Anstragen von Waren und bei sonstigen Botengängen gestattet, sofern nicht Polizeivcrord nungcn diese Bcschcutignng beschränken. Für fremde Kinder ist die Beschäftigung mit Anstragen von Waren und Botengängen an Sonn- und Festtagen gestaltet, soweit sie die Dauer von zwei Stunden nicht überfchreitct und sich nicht über 1 Uhr nachmittags erstreckt. Auch darf sie nicht in der letzten halben Stunde vor Be- ginn des Hauytgottcsdienstes und nicht während desselben slai!- sinden. Der Grundaedanke des Gesetzes ist, die Erfüllung der allgemeinen Schulpflicht zu sichern. Der Schule kann der Unter richt nichts nützen, wen» die Kinder körperlich ermüdet und geistig abgespannt nach mehrstündiger gewerblicher Arbeit in die Schule kommen. Nach dieser Richtung Hai der Reichstag die Bestimm ungen des Regicrnngscntwnrss erheblich verschärft, indem er die oben erwähnten Beschränkungen sür die Mittagsruhe und für die Nachmiltagszeit dem Regieinngscntwiirs noch hinzusügte. Wie sich aus Vorstehendem ergibt, sind die Bestimmungen des Gesetzes sehr komplizierter Art. Die Durchführung des Gesetzes wird daher nicht leicht sein. Viel wird darauf ankonunen, inwieweit die Schul behörden. insbesondere d>c Bollsschnlllchrcr, weiche die Kinder täglich vor Augen haben, die andern Behörden unterstützen. Zn dem neuen W a hl > eg le in e n t schreiben die „Hamb. Nacbr." in Ileheieiiistiminw'g mit den LlnSsiilnnngen unseres Leit artikels vom Mittwoch: „Wie halten cs sür widersinnig, die Ein flüsse und Anhängigkeiten, die das praktische Leben nun einmal mit sich bringt bei der Ausübung deS Wab'rechts vlötztich suS- veiidiercii zn wollen. Außerdem trägt, wie Fürst Bismarck gesagt bat. die Heimlichkeit der Wobt einen Charakter, der niit den besten Eiae»sch>ifteii des geimanischen Blutes in Widerspruch steht. Wer A»sp»lch aus eine politische Meiimng zu haben glaubt und an der Abstimmung über die Grundsätze, nach denen der Staat regiert weiden soll, teilnehmcn will, soll dies auch offen und ehrlich tun, oder darauf verzichteil. Unter diesen Umständen haben wir es nicht begreifen könne», wie der Staatswkretär des Innern dazu kam, die Sicherung der Wahlhandlung dergestalt, „daß sie wirklich und »nbedinat eine geheime ist", im Reichstage als die Ersnllnng einer „sittlichen" Psstchi zu bezeichnen und wie die veidnndeten Regieni»gen daz» gekommen sind^ de» Anträgen des Reichstages in dicier Frage »ach,l>geven Selbst wenn die Bebürsiiisfrage dnichaus zu bejahe» wäre, sollte doch immer entscheidend bleiben, daß das bisherige Maß von Heimlichleit der Stimmabgabe bei Herstellung der Versassiing das Evnclat der Tiätenlosigkeit der Reichstags,»itglieaer gebildet hat und folglich keinerlei Aeiidening, alw weder einer Verminderung noch einer Vermehrung unterzogen weide» darf, io lanne die Diitentvsigkeit unverändert fortbesteht, weil sonst das veifasstiiigsmäßi'ge Gleichgewicht der Wahlgesetz- gebuug leiden wurde. Das einzige Motiv, welches iür das Zu geständnis der Regierung denkbar ist, besteht dann, daß man durch Zustimmung zur besseren Sicherung des Wahlgeheimnisses ein Pflaster an! die Wunde der Ablehnung derDiätciigewäbruiig legen wollte. Aber dieses Motiv deutet ans Schwäche, weil kein recht lich. politoch oder bistonich begründeter Aissvruch auf Diäten vor lag dessen Ablebnnna man irgendwie hätte wett machen müssen. Im Gegenteil: das Veilangeii nach Einführung von Diäten hätte obne wei'eres dazu flihic» sollen, daß man scstvrt die Beseitigung der geheimen Wahl zur Bedingung der Einführung von Diäten machte. Wollte man letztere — was wir iür lehr richtig halten — nicht bewillige», io mußte eben alles beim Alte» bleiben, und es lag kein Anlaß mehr vor, irgend welches Zugeständnis aus wahl- vvliti'chem Gebiete zu machen. Wir begreife» auch nicht, welcher Grund iür die nicht sozialdemokratischen Fraktionen des Reichs tages bestebt. von der bisherigen essene» Abgnbe der Stimmzettel 'Nachteil für sich zu bctnichlcii und wir können die Eintührung der Knvcrtierung der Stimmzettel lediglich als ein Zugeständnis au die Sozialdemokratie reip. die ihr hcnachbaiteu Parteien be trachten: demzuivlge raten wir den bürgerlichen Paiteien, es sich doch »och eiumal gründlich zu überlegen, ob es ihres Dienstes ist, die Interessen der Sozialdemokratie und Verwandler Richtungen zu wahren. Wir glaube», daß die Maßregel in staik bestickten großstädtischen Wahllokale» überhauvt kaum diirchziistihrcii sein, towie daß ihr Haupteiiett darin bestehen wird, daß sich die Wahl- Proteste stark vermehre»." Tie zum Zweck der 'Vorberatung einer Reform des deutsche» Strafprozesses niedergesekte Kommission, welcher acht Professoren des Strafrechts angehören, tritt zur endgültigen Fest stellung des Arbestsprogramms am 19. April in Berlin zusammen. Für das große Werk isi die Mitarbeit aller hervorragenden deut schen Strasrechtstheoretiker gewonnen worden. Tie Arbeiten und ihre Ergebnisse bleiben zunächst geheim. Zu den Lolmdisscrenzen des Norddeutschen Lloyd mit den Hafenarbeitern tn Bremerhaven wird den „Berl. N. N." geschrieben: Der Schlag, den der Hafenarbciierverband gegen den Norddeutschen Lloyd ausüben wollte, wendet sich gegen ihn selbst. Aus Anlaß einer ganz untergeordneten Differenz zwischen einen! Vorinann und einem einzelnen Arbeiter, bei der letzterer entlassen wurde, drohte die sozialdemokratische Leitung in Bremer haven, unterstützt natürlich nach Kräften von Parteigenossen in Bremen, daß ein großer Streik kommen werde, wenn der Mann nicht wieder eingestellt werde. Der Lloyd kam ihr so weit cni- geaen, daß er die Entscheidung über die Entlassung bis zur gericht- lichen Erledigung des Emzclsallcs ausf'chvb. Ta inzwischen nach Kräften weiter gehetzt wui-c, und da auch die Besprechungen mit dem Lloyd von den Arbeitern unrichtig, sogar mit kränkenden 'Aus fällen für einen der Direktoren wicdcrgegeben waren, nahm der Lloyd den Kampf auf. Er traf feine Anstalten, richtete einen seiner Dampfer, den „Willehad", als Kascrncnschiff ein und ließ es nach Nordenham am anderen Weieruser gehen, wohin er auäi seine cmkommendcn Schiffe zur Ent- uno Beladung schicken zn wollen er- klärte, falls in Bremerhaven ein Streik entstehe. Arbeiter finde er dort genug. Darauf wurde die Sprache der Agitatoren bereits eine andere, wenngleich noch laut verkündet ward, ivedcr dort noch in Bremen werde der Lloys Hafenarbeiter erlangen können. Nun tat der Lloyd den entscheidenden Schlag. Er ließ durch die Firma Hinsch, die zwischen ihm und den Arbeitern steht, die Bildung neuer „Gänge" sSchichten oder Grusipcnj nach eigenem Ermessen aiikündigen; die bisher von den Arbeiter» gebildeten Gänge sollten aufgelöst werden. Während die Sozialdemokratie aus Rand und Band geriet, waren die Arbeiter selber gar nicht abgeneigt, hierauf einzugehen. Ter Lloyd erklärte weiter, für die nicht dem Hafen- arbeiterverbande cmgehörigen Leute eine Pensionskasse gründen zu wollen, die er sogleich mit 100000 Mark ausstatte. Dieser Kasse könnten bisher freie wie auch bisherige Verbandsmitglieder bei treten, letztere müßten jedoch ihren Austritt aus dem Verbände er klären, ihre Vcrbandsbücher auslicfern und einen Schein unter- chreiben, daß sie bei Verlust aller Rechte dem Verbände nicht wieder bcilreten wollen. Vcrbandsmitglicder, die nicht austrcten wollten, stelle der Lloyd nicht wieder an. Darüber gerieten die Führer noch mehr außer sich. Das sei ein Versuch, die Arbeiter cs Dresdner Nachrichten. 86. Seite ». Freitag. S7. März »S«L
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