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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.03.1913
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19130319026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913031902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913031902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-19
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
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Ireroaer Nachrichten „"Lik- «r. 77 len der Regierungspartei. Sie knüpfen hieran die Hufs» nung auf eine Verständigung mit der Opposi tion. damit der gegenwärtige anormale Zustand beseitigt würde. Man verhehle es jedoch nicht, daß eine solche Ver ständigung beträchtlichen Schwierigkeiten begegnen würde, obwohl das Ansehen, das Graf Khuen-Heöervary bei allen Parteien genießt, seiner Aktion eine grobe Bedeutung verleiht. Interparlamentarisch« Union. Brüssel. Der Rat der Interparlamentari schen Union ist heute zu einer Sitzung zusammen getreten. Es sind 22 Delegierte anwesend, die an Stelle des verstorbenen belgischen LtaatSministers Bernaert Lord Weardale auS England zum Vorsitzenden der Union wählten. SS wurde beschlossen, dab die nächstjährige Kon serenz am 8. September im Haag zusammentrcten soll. Das spanische Budget. Madrid. Der F i n a n z m i n i st e r gab in dem gestern abgehallenen Minnicrrate die Absicht bekannt, die Aus gaben des diesjährigen Budgets nicht die Hohe von l 150 000 Wo Pesetas übersteigen zu lassen. Japan und China. Mnkdeu. In «Gegenwart des Gcneralgouvcrncnrs und des japanischen Konsuls sand hier die Gründung einer Abteilnng der j a v a n i s ch -chinesischen B ereini - gung üair. die eine politische Annäherung Japans und Chinas erürebt. Bei einer Umfrage der chinesischen Regie rung darüber, ob ein Bündnis mit Amerika oder ei»S mit Japan für China vorteilhafter sei. hatten sich die Gencralgonvcrncnre der Mandschurei für ein Bündnis mit Iapa n ausgesprochen. (Ycra. Im ammergute Ernsee fand man heute früh die Iran des Liallschmeizers Keller und ihren vier jährigen Sohn mit durchschnittener Kehle auf. Tie Gerichis- kommission war sofort zur Stelle. Nach den angcstellten Ermittlungen liegt Ermordung des KindeS durch die Mutter und Selbstmord vor. Wahrscheinlich hat die Frau in der Erregung nach einem Streite mit ihrem Ehe manne gehandelt. Brauuschwcig. Der Erdarbeiter Albert Meyer auS Ingeleben, der am HimmelfahrtStagc I0l2 die betagten Altenteiler-Eheleute Einecke in Ingelcben erschlagen und beraubt hatte, ist heute morgen um Uhr im Hofe des hiesigen Landgerichtsgefängnisses durch den Scharfrichter Engelhardt auS Magdeburg hingerichtet worden. kintveihung der Häute-, Talg- und Jaruiveklvertuugsaulage. Heine vormittag wurde die von der Stadt mit einem Kosienauswande von 000 000 Mk. erbaute und von der Ge- nossenscyaft „Einkauf und Verwertung von Fleischerei-Roh produkten und Robslossen" erpachtete Talgschmelzc ihrer Bestimmung übergeben. Im Börsensaale des Schlacht- hofeS fanden sich in der zehnten Stunde Mitglieder des RareS und der Stadtverordneten, der Dresdner Fleischer- Innung und geladene Gäste aus Leipziger. Chemnitzer und Hallenser Berufsorganisationen ein, begrübt von dem Vorhand der aus der Dresdner Fleischer-Innung hervor- gegangcnen Genossenschaft, an seiner Spitze die Herren Ltadtrat Müller. Piersig und Kletzsch und der Anfsichts- raisvorsitzende Wagner. Vom Rate waren Oberbürger meister Geh. Rat Dr. Beutler, Bürgermeister Man, Pro fessor Erlmein, der Erbauer der Anlage, und die Stadträte Mvbring und Ditlmann erschienen. Stadtrat Müller hieb die Anwesenden herzlich willkommen und gab in ge drängter Kürze einen Ueberblick über die Entstehung und den Werdegang der Genosiemchast und des Projektes. An der Hand von Zeichnungen erläuterte dann Ingenieur Rommel, der die innere Anlage des Baues ausgeführt oai, die Einrichtungen des Gebäudes. Tann forderte Stadt- ral Müller die Versammlung zu einer Besichtigung auf. Quer durch den Schlachtbos begaben sich die etwa fünfzig Herren nach der am Nordwesrende deS Areals, gegenüber dem Pieschener Winke!, gelegenen Anstalt, die sich in ihrem freundlichen iüewande, mit aem weinen Putz der Fassade und der Unzahl der kleinen, originell angeordneten Fensteröffnungen im Heimatschntzsril dem Charakter der ge samten Schlachthosanlage gut anpaßt. Man hat durchaus nicht den Eindruck, eine grobe industrielle Anlage vor sich zu haben: eher ähnelt der Bau einem hochausgcsührien ländlichen Getreidespeicher, lieber dem Eingang der mit Flaggen in den Ltadtfarben geschmückten Anstalt grüßte der in Bronze trefflich ausgeführte Kops des Stadtrates Müller: unter ihm hat der Architekt einen putlenhaften Fleischcrlchrling mit der Mulde über der Schulter in Sandstein dargebellt. In zwei Gruppen wurde nun die Anlage besichtigt: Ltadtrat Müller führte die eine, Fleischermcister Piersig die andere. Die Besichtigung. Iw eck der Anlage ist die bessere Nutzbarmachung der wertvollen Nebenprodukte des SÄlächtcrcnbetriebes: Häute, Felle. Fett und Darme. Schon seit >880 waren zu diesem Zwecke Bestrebungen im Gange, die nunmehr, nach fünf zehn Jahren, zn einem alle Teste befriedigenden Ergebnisse rührten. Zwar hatte i>n alten lInnungS-lSchlachthof bereits eine Talaschmelzc bestanden, die aber bei weitem nicht allen Ansprüchen zu genügen vermochte. Die Gciamt- gnlage besieht ans Fetisch melze. Hä Ute Verwer tung und Kesselhaus, dem Gebäude der T a r m s ch lei me r e i und Böttcherei mit Fatzlagcr. Tie drei Gebällde mit artzberem Hof sind an der Grenze, jedoch noch inner- halb deS Schlachthof-ArealS vereinigt und bilden ein aegey den SchlaLlbpr abgcgrenztes Anwesen für sich. Das Grundstück ist durch besondere Gleise mit dem Nan- aierbahnhos deS Schlacht nisd BiebbosS verbunden. Im AnwghinegebändL werden die Rohprodukt« in Empfang ge nommen. Häute und Felle ae salzen gebündelt und nach Bedars das Rohfell alsbald nach der Ablieferung durch Spezialtransportwagcn auf de« Berbtndnngogleise der VerwertungS-Anstalt zngeführt. Di« Gesamt et» rtchtuna der Nenanlage. die aus 2 groben Dampfkesseln 10 Elektromotoren, über 50 Stück Apparaten. Maschinen und Gefäben vvn 5W bis l500 Litern Inhalt besteht, ist Eigentum der G e nv s s e n i cha f t und wurde nach Plänen der Firma Gebr. Rvunnel. Würzbnrg. hergrftellt Die Genannten habe» in den letzten Jahren unter an deren auch in Zürich. Stuttgart und München gleiche An lagen eingerichtet, die dcr Dresdner Anlage als Vorbild dienten. Was sich in jenen Betrieben als »och ver bessernngssahig erwies, wurde hier in vollkommenster Form verwendet, so daß Dresden jetzt nicht nn die neueste und schönste, sondern auch ein dcr vvlltom m e n u en Zl n l a a e n diese r Art i n ganz Europa besitzt. Fcttschmclze und Häute Verwertung sind, obwohl in einem Gebäude unlergcbracht doch vollkommen getrennte Betriebe. Eine Trennungs maner inmitten des Gebäudes teilt cs in zwei Flügel. Im Qsislügel werden -Häute und Felle, zur Westflügel dje Roh fette verarbeitet. In der Häutcverwertuna ermöglicht eine Rutsche den Transport der Haute und Felle aus de» Ober geschossen direkt in die Eisenbahnwaggons. Die Roh s e t l v c r a r b e i t u ii g beginnt im dritten Obergeschoß. Nach dein Grad dcr Gennßtauglichkeit sortiert, wandern öle Feite von oben nach nuten ihren Berarbeitungsgang ganz selbsttätig, d. h. ohne von einer Hand berührt zn werden, unterwegs trennen sich die geschmolzenen Fette von Wasser und Zellgeweben, passieren mehrere Apparate und kommen zuletzt geläutert im Keller an, woselbst sie in die Bersandsüsscr Niesten. Der Fcttverarbeitnngsprozest besteht also in der Hauptsache darin, die ge n i e st b a r e n eile des RinderietteS vvn den zum menschlichen Genuß ungceigncten Zellgeweben zu trennen. Die Verarbeitung der Speisefette erfolgt in Raumen und Apparaten, die streng von denen zur Verarbeitung des Geiverve- und Leisentalges getrennt sind. Endprodukte sind Speise fette, die vorwiegend zur Maraarinxfabrikation verwendet werden. Talg für Seifen und sonstiac gewerbliche Zwecke, und.endlich die sogenannten G r i c b e n k u ch c n, die als T-ierfntler gern gekauft werden. Die Anlage selbst ist so grost bemessen, dast die an einem Schl ach ttage an fallenden Rohmaterialien am folgenden Tage voll kommen a n f g e a r b c i t c l werden können. Hierdurch wird vermieden, dast Fette verderben oder ranzig werden. Es ist somit von vornherein dafür gesorgt, dast üble Ge rüche nicht entstehen können. Auch Gerüche, die sich bei Aufbereitung dcr Zellgewebe und Seisentalge entwickeln, können nicht ins Freie gelange», diese werden aus den fest verschlossenen Apparaten, in denen sie entstehen, durch starke Rohrleitungen einer besonderen Geruchsverntch- tungsanlaqe zngeführt und dort ihrer chemischen Zu sammensetzung entsprechend chemisch zerlegt und absorbiert. Der Anlage ist insofern ejlsx aUge meine Bedeutung bcizumesien. als sie gute und billige Volks nah r u n g S m i t t e l Herstellen will. Dab ihr dies ge lingt und dast ihre Produkte in hygienischer Hinsicht ein wandfrei und vorzüglich sind, steht auster allem Zweifel. Die gediegene praktische Anordnung der hell belich teten Räume und die Sauberkeit der gesamten Ein- richtnnz fanden das höchste Lob der Besucher. Vom Tach- geichost bis hinunter in den Keller ging der Rundgang, der nahezu zwei Stunden in Anspruch genommen hatte. Das Frühstück. daS danach wieder beide Gruppen im festlich mit grünen den Pflanzen geschmückten Börs e niaale des GasthoseS an hufeisenförmiger Tafel znsammensührte, verlief in heiterster Stimmung. Das Bewußtsein, eine weitere ge werbliche Anlage zu besitzen, auf die sie stolz sein können, beseelte die Mitglieder der Genossenschaft und der Innung mit einer Freude, die in vielen Trinksprüchen ihren Aus druck fand. Stadtrat Müller erhob sein Glas ans das fernere, gute Einvernehmen der Genossenschaft mit dem Wirte, dem Rate der Stadt. Man werde pünktlich die Miete bezahlen und hoffe, auch immer mehr Verbesserungen treffen zn können. Oberbürgermeister Geh. Rat Beutler versicherte, dast alles, was an ihm liege, geschehen solle, um das gute Verhältnis zwischen Genossenschaft und Haus eigentümer zu erhalten. Eine glänzende Vorführung sei dieser Nundgang gewesen. Herzlichen Glückwunsch bringe er namens der Stadt Dresden der Genossenschaft dar. Hier habe man wieder einmal ein Beispiel, wie sich das Hand werk durch Z u sa m m e n s ch l n st lebenskräftig erhalten könne. Das Fleischerhandwerk habe allerdings auch in den letzten Jahren nicht zu den notleidenden ge hört. In einer sehr verständigen, im besten Sinne moder nen Weise würden hier die 'Nebenprodukte verarbeitet. Angesichts dieser Leistung müsse ihn und den Rat grösster Respekt vor der Genossenschaft beseelen. Gute wirtschaft liche Resultat wünsche er um so mehr, als die Vorteile dem Flcischcrgciverbc in seiner Gesamtheit zugute kommen sollten. Er trank aus das Wohl dcr Innung und den Leiter der Anstalt, an ihrer Spitze Stadtrat Müller. Flei scherobermeister N i tz s ch m a n n - Leipzig widmete im Auf träge seiner Klcischcrinnung ein Wandbild Defreggers fürs Kontor, der Verband dcr deutschen Talgschmclzcn liest einen Blumenkorb durch seinen Delegierten überreichen. Fleischermcister Piersig liest die Dresdner Innung hoch leben: die Innungen in Halle und Chemnitz brachten dura, ihre Deputationen dt« besten Wünsche dar, Obermeister Wihschel wünschte namens der Innung der Genossen, schaft ein schönes Gedeihen: stellvertretender Obermeister Richter gedachte der Presse, die. wie der Herr Ober- bürgermeister. die Lage der Fleischer meist in zu rosigem Lichte sehe: Redakteur Irrgang quittierte namens der Kollegen in launigen Wortspielen sür die Ehrung: Fletschermeister Wagner rühmte die Verdienste des Bürgermeisters May und de» Gtadtbaurat» Erlwein, wo. für Bürgermeister May sein GlaS auf da» Gedeihen der Anstalt mit dem langen Namen leert«. Die Genüsie der Wolfschen Gasthofküche bewiesen, daß man »an der Quelle* säst, und erhöhten in ihrer reichen Folge da» Wohl-ehagcq der Gäste, die sich erst in der vierten Stunde trennten. Serttiches und SSchMes. Dresden. 18 März. —* Se. Majestät der König nahm heute mittag >2 Uhr die Vorstellung der nach bestandener Fähnrichs- prüsung in die König!. Sachs. Armee übertretenden Kadetten entgegen und empfing den Kriegsminister, sowie den Kabinettssekrelär und die HofdepartementSchefs zn 'Vorträgen. Zur Königl. Mittagstafel um 1 Uhr waren eingeladcn: Kriegsminister Generaloberst Freiherr von Hansen mit Adjutant Major v. DambrowSki, der Kom- mandeur des Kadettenkorps Major v. Seydlitz-Gerstenbcrg, Studiendirektor Hosrat Professor Dr. Thiergen und Pro. fcssor Dr. Kothe, sowie vvn der Ober-Milttär-PrüfungS- kommission der Vorsitzende Generalleutnant v. Oertzen. Major Branbach »nd Professor Witschet. —* Le. Kgl. Hoheit Prinz Ernst Heinrich besuchte gestern nachmittag in Begleitung des MilttärgouvcrncnrS Majors Freiherrn O'Byrn den Kunstsalon Emil Rich, ter, Prager Strafte, um die Ausstellung von Handzeich. nungen und graphischen Arbeiten der Künstlervereintgung Dresden eingehend zu besichtigen. —* Dem Handelsschuldlrektor Kind in Annabcrg wurde bei seinem Uebertritte in den Ruhestand daS Ritter- kreuz 1. Klasse des Albrechtsordens und dem Oberlehrer an der 6. Bezirksschulc in Leipzig Schramm ebenfalls anläßlich seines llebertritts in den Ruhestand das Vcr- dienstkrenz verliehen. —* Der vor einigen Tagen aus der Rechtsanwaltschaft beim Reichsgericht anSgeschiedene Geh. Iustizrat Haber ist von der Iurtstenfakultät der Universität Leipzig zum Ehrendoktor ernannt worden. —* Die Fähurichsprüsnng haben 8 Kadetten und 2 von den Regimentern Zugewiesenc abgelegt und sämt lich bestanden. —* Die Weitcrführuug der Straßenbahn von Wölfnist bis nach Gompist beschäftigte gestern abend eine Versamm lung der Gemeinderäte und Grundstücksbesitzer von Goni. pitz, Pennrich, Zöllmen. Altfranken und Obergorbitz. In der Versammlung erstattete Herr Bibliothekar und Privat gelehrter Tr. S ch n ch a r d t - Obergorbitz Bericht Uber seine mit dem Stadtrat zn Dresden gepflogenen Verhandlungen über die Wetterführung der Straßenbahn. Er teilte u. a. mtt, daß die Legung der Bahn von Wölfnitz bis zum Reichsschmied" 12 000 Mk. und bis Gompitz etwa 16 000 Mk. ährlich Betriebszuschüsse erfordern würde. Freilich müßte die StaatSregterung der Stadt Dresden eine langjährige Konzession erteilen, wenn die Stadt überhaupt aus ihre Kosten kommen wolle. Auch sei cs notwendig, datz die Grundstücksbesitzer zunächst eigene Mittel ausbrächten, die der Stadt zur Verfügung gestellt werden müßten. Eine ofvrt veranstaltete Sammlung erbrachte ein sehr günstiges Resultat. Es wurden insgesamt 15 860 Mk. gezeichnet, und die nichtanwcscnöen Grundstücksbesitzer sollen ansgcfordert werden, weitere Beträge zu zeichnen. Die Summe soll dann dcr Stadt Dresden übermittelt werden, um diese zur Erbauung dcr als dringend notwendig bezeichnet«» traßcnbahn zu bewegen. —* Flntrinnc in Mickten, Uebigau und Kadist. Da die Fluren dieser vormaligen Landgemeinden bei starkem Hoch wasser wiederholt ausgedehnten Uebcrschwemmun« gen ansgcsctzt gewesen sind, ist von der Staatsregierung die bauliche Ausnutzung des durch Hochwasser gefährdeten Geländes von der Beschaffung eines genügenden Abflusses der Elbhochwässer abhängig gemacht worden. Nach lang- ährigen schwierigen Vorarbeiten liegt dem Rate nunmehr eine Vorlage über den Ausbau einer doppelten Flut rinne in genanntem Gelände vor, die unter Be nutzung dcr bereits vorhandenen natürlichen Wasserab- lüsse aus einer südlichen schmäleren und einer nördlichen breiteren Rinne besteht. Diese Planung wird der Rat anssührcn lassen. Bom Baupolizeiamt ist für das fragliche Gebiet unter Berücksichtigung der doppelten Flutrinne ein Bebauungsplan ausgearbeitet worden, dcr vom Rate ge nehmigt wird. Die Ausführung dieses Projektes ist in der Weise vorgesehen, daß die Stadtgemcinde den Ban der Flntrinnc in die Hand nimmt und ihrerseits durchführt. Ter entstehende, nicht unbeträchtliche Aufwand soll auf Grund bau- und wasserrechtlicher Bestimmungen dergestalt auf die durch den Bau der Flutrinne bevortcilten Grund- tücksbesitzcr umgelcgt werden datz die einzelnen Bevor- teilten zur Verzinsung der Anlage alsbald, zur Erstattung des Kapitalaufwandes für die Anlage aber erst im Bau- alle hcrangczogcn werden. —* Ballonfahrten. Der Ballon „Heyden II* stieg am Palmsonntag vormittags 0 Uhr 35 Min. aus dem Vallonfüllplatze Nünchritz auf. Tie Führung lag in den Händen des Herrn Tr. Elias: außerdem fuhren noch orci der Alster einhcrscbießenden Booten und den flackernden Wimpeln über den Hauicrn der Stadt ganz verslaggcrt. 'Verhältnismäßig spät hat sich Corinth dem Stilleben ziigewcndet. Seine Blumcnstücke wirken etwas unruhig. Sic geben zu vielerlei und gehen auf die Eigenartigkeit dcr einzelnen Blumen zu wenig ein. Die Mache überzeugt von großer Virtnosiläc und besticht noch mehr, wenn er allerhand WUdvrct oder Früchte zuiammenstcllt. Hier kommk er dcn alten Holländern nahe, die er durch die Leuchtkraft seiner Farben noch übertrifst. H. A. L i c r. -t* Residcnztbeatcr. Für das Osterfest setzt sich das Pro gramm wie solgi zusammen: Am 1. Feiertag, nachmittags 3!^ Uhr, zn ermäßigten Preisen, „A u t o l i e b ch c n", abends 8 Uhr, gewöhnliche Preise, „Hoheit tanzt Walzer". Am 2. Feiertag, nachmittags 3s- Uhr, zu ermäßigten Preisen, die Operette „Grigri", abends 8 Uhr, gewöhnliche Preise, die Posse „F i l m z a u b e r". Am 3. Feiertag, nachmittags Uhr, „Äutoliebchen" zn ermäßigten und abends 8 Uhr zu gewöhnlichen Preisen die Operette „Hoheit lanzt Walze r". -f* Ehrungen Kapellmeister Hägens. Nach Schluß des Paimiountag-Konzerts wurde Herrn Hoskapcllmeistcr Adolf Hagen die hohe Ehre zuteil, von den Königl. Hoheiten in die Hosloge befohlen zu werden, wo sowohl Prin zessin Mathilde und Frau Prinzessin Johann Georg, als auch der Kronprinz sowie Prinz Ernst Heinrich ihre volle Anerkennung über den Verlauf der mohlgclungcnen Auf führung Ausdruck gaben und gleichzeitig dem verdienten Dirigenten die besten Wüniche für seinen Ruhestand aus- ivrachcn. — Ebenso gab die Trcnßigsche S i n g a k a d e- m > e ihm tags vorher in seiner Wohnung in Loschwitz einen rührenden 'Beweis von Anhänglichkeit und Verehrung, in dem sie „ihrem ehemaligen Dirigenten und Ehrenmit glied" durch eine Deputation unter Führung des Herrn Pros. Hösel einen aus 30 Blättern sanalog Hägens Ticnst- jahrcni bestehenden silbernen Lorbecrkranz mit einer ehrenden Widmung überreichen ließ. Das Kunstwerk svon Herrn Hofsuwclier Scharfenberg, Seestraße l6, an- gcfertigts bildet eine ebenso kostbare wie sinnige Erinne rung und zeugt von der Beliebtheit, welcher sich Herr Hagen bei dem genannlcn Verein erfreut. -f* Kammersänger Perron ist sür den Dezember l!N3 zu dcn „Parsifal"-Aussührungen in Paris als Amforlas engagiert worden. Die literarischen Veranstaltungen der Tittmann- schcn Buchhandlung fanden gestern mit einer Vorlesung von Ludwig Ganghofer in diesem Winter einen liebenswürdigen Abschluß. Dcr Dichter, dcr erst jetzt in seinen frischen, lebendigen Iugendcrinncrnngen und mehreren neuen dramatischen Werken den Höhepunkt seiner Persönlichkeit und Dichtung erreicht hat, steht wie wenige sicher in dcr Gunst des Publikums. Ter große Saal des Künstlerhauscs war gestern bis aus den letzten Platz besetzt, die Stimmung den gebotenen Vorträgen sehr freundlich. Ganghoser hat die Gabe, die jeder echten, dichte rischen 'Natur eigen sein soll, die kleinen Dinge des Lebens mit liebevollem Auge zu betrachten, und aus ihnen Nutz anwendung für den Gang bedeutsamer Ereignisse zu finden. Er ist mit einer Brille geboren, die rosenrote Gläser hat: dieser jung und frisch Gebliebene hat bis heute nichts von dem Optimismus seiner Jugend eingebüßt — ein seltenes Glück, das nur wenigen beschickten ist. Er blätterte gestern in dem bunten Erinnerungsbuche seines Lebens. Von einer Jugendliebe, von einer lustigen Tilcttantcnauf- führung des „Wilhelm Tell" im Berliner 'Nationaltheater, von einem Kinderfest, vom Leben und Sterben seines mnndcrbarcn Kanarienvogels Hans'l erzählte er so an ziehend und lebendig, daß man ihm gern znhörtc. Gang hoser gibt sich auch am Vortragstiich. wie in seinen Werken, einfach und liebenswürdig mit humoristischem Einschlag — eine 'Natur. sts- i-* Das Pctri-Quartctt widmete seinen letzten Kammer musik-Abend, dem im Palmengarten neben zahlreichen Zu hörern auch die Großherzogin von Weimar beiwohnte, den Klassikern des Onarteltstils Haydn-Mozart-Bcethoven. Eine andere, eine innere Beziehung zwischen den drei ge spielten Werken hcrauszusinden, dürste freilich schwer sein. Am ehesten ließe sich, so sonderbar das zunächst anmutet, eine entfernte Formvcrmandtschast zwischen Haydn Lp. 54 E-Dur und Beethoven Op. 13l Eis-Moll ausspüren, denn das Handnsche Adagio, worin die frei figurierende, sich fast rezitativisch gebärdende erste Geige die Melodie der anderen Stimmen umsvielt, und das mit einem Adagio gemischte Lchluß-Presto zeigen, daß schon dieser Meister die Form zu brechen wagte, wenn der Geist es ihm gebot. War es dieser Umstand, der die Spieler, vielleicht ohne ihr Wissen und Wollen, verführte, das ganze Werk so schwerblütig, hie und da mit modernen Drückern darznbictcn? Auch Mozart mar gelegentlich mit Klangfülle überlastet. An dem B-Dur- Quartelt mar interessant zu beobachten, wie der geniale Meister der Schwierigkeit Herr zu werden sucht, für Friedrich Wilhelm II. eine dankbare Cellostimme zu schreiben, ohne den Quartcttstil zu durchbrechen. Ganz ohne Schaden für dieses und die zwei anderen Quartette sür den König ist daS Experiment freilich nicht abgegangen. Vollstes, edelstes Maß und höchste Energie des Ausdruckes fanden die Herren Petri, War was, Spitzner und Wille sür Beet hoven. Denkt man sich in diesen Tagen, da die Erinnerungen an die Zeit vor hundert Jahren wach werden, das Cis-Moll- Quartett auf den Hintergrund der Metternichschen Reaktion und die sittliche Fäulnis nach dem Wiener Kongreß, die ja auch Beethovens Neffen zugrunde richtete, projiziert, so ge winnt man sür das Werk einen Maßstab, der die ideale Grüße der Weltanschauung dieses Gentes und die ge waltige Kraft zur Vcrsinnlichung seiner Idee ins Ueber- menschliche. Einzige steigert. Dank dcn Künstlern, die solche Größe nachempfinden ließen. —ck— ck* Professor Ma reell Salzer, der bekannte humoristische Vortragskünstler, erhielt vom Grohherzog von Mccklcnburg-Ltrclitz persönlich den Orden für Kunst und Wissenschaft in Gold verliehen. ck* Professor Friedrich von Thndichum, -er langjährige Dozent der Rechte an dcr Universität Tübingen, ist in Wild park in Württemberg im Alter von 81 Jahren an Lungen-
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