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«lmu Bisuch von eine« Citys Kaufmann, der fich als Absender ^r- Briefes vorstellt», und di« Sache erklärte sich dadurch, daß b«id« Brief» in Trauercouverts waren und von d«n Postbeamten in der Eil» in daß unrichtig» Couvert gelegt wurden. * Ein» grausame Revanche. Auf der Niederschle- stsch-Märkischen Eisenbahn »eignete fich kürzlich in einem Coupve ll. Claff» ein äußerst posstrlicher Fall. CS saßen stch in dem- selben gegenüber eine Dame und ein Herr. Im Schooß» der Dam« schlummert ruhig ihr Liebling Alle, während der Herr ge« müthlich »in» Havanna schmauchte und fich über deren blau» Dampfwölkchen freut. Dt» Dame, welcher das Rauchen Hü steln verursacht, bittet ihr«n Nachbar, dasselbe zu unterlassen, ra »S ja ohn«hin laut Reglement nicht zulässig set. Da dir Herr, allerdings s«hr taktlos, der höflichen Aufforderung nicht Folge leistend, mit grösser Nonchalance weiter raucht, reißt ihm die Dame, ganz im Wiverspruch mit der gepriesenen Zurückhaltung ihre- Geschlechts, mit einem resoluten Griff di« Cigarre auS dem Mund und wirft fie ohne Weiteres zum Wagens.nster hinaus. Ohne ein Zeichen der geringsten Aufregung erbebt fich darauf der H»r, nimmt den armen AUi beim Schopf und läßt ihn unt den Worten : .Hunde gehören nicht hierher", denselben Weg spa zieren, den im Augenblick vorher sein» Cigarre genommen. * Die wandelnden und feilhaltendcn Ver käufer in den Straßen LonronS, welche Gegenstände aller Art auSbieten, schätzt man an 40,000 und ihren jährlichen Gesummt« Umsatz zu 26 Millionen Thal». Bei dem Waarenabsatz sind allein 700 Mill. frische Heringe und 100 Milk. Austern angenommen; Apfelsinen 15 Mill., im Wertbe von 245,000 Thal». D-r Hantel mit warmen Bratkartoffeln soll 100,000 Thlr. umsitzen; für Hunde« und Katzenfutter werden 700,000 Thlr.; für Vogelfutter 90,000 Thlr. ausgegeben. * Auch nicht übel. Ein Berliner Blatt nennt Renz den „größten Pferde-Pädagogen unserer Zeit" * Cin sonderbares Portrait. Im Jahre 1835 kam «in junger talentvoller Maler von Dresden auf kurze Zeit nach Sechzig, wo er dag Portrait eine« Freundes malt», der fich damals im 25. Lebensjahre befand. AlS das Bild von frappan ter Ähnlichkeit fertig war, meinte ein Mitglied der Familie scherzweis»: „Na! in 35 Jahren siehst Du anders aus!"— Der Maler faßte diesen Scherz auf, setzte fich die nächsten Tage an seine Staffelet und schuf vermöge seiner reichen Phantasie das Portrait seines FrrundeS, wenn solcher das fünfzigste Jahr er« reicht haben werde. Man lachte vorzüglich üb» die grauen Haar« und di« Falten seitwärts neben der Nase. DaS Portrait lug lange Z it verschlossen Im Sckranke, eS galt flüchtig nur als Scherz, al» Curiofität. Jetzt holt» man da» Portrait, fich dar auf besinn«, d, hervor, und der jetzige glückliche Familienvater ist so sprechend ähnlich, als wenn er »st im Lause dieser Tage einem Mal» zur Aufnahme sein«S PortraitS gesessen hätte. Also Zu- kunfttmalerei, welche vielleicht in die Mode kommt, wenn »in Maler die Sache richtig anfängt. * Die russischen Aerzte am Kaukasus können die Pest machen und fie bringt dam, diesen Dvctorcn ein recht netteS Sümmchen. Man wird dies für einen Puff halten, aber — , S geht Alles, man muß nur den Schwindel verstehe»!" und die Pest machen ist eine Spcculation wie jede andere. Die Sache verhält sich folgendermaßen. Irgend ein im Innern deS Landes lebender Arzt sprengt bei dem ersten besten gefährlichen Krankheits fälle auS, di« Pest sei im Orte auSgebrochen. Nun kennen die Einwohner auS Erfahrung all vir Uebel nur zu gut, welche die Pest in ihrem Gefolgt hat. Da wird abgesperrt, versengt, ver brannt, geräuchert und der Himmel weiß, was sonst noch. Um fich diese» Uebeln nicht auSzusitzen, quälen die Lcuie nun den Arzt, doch so bald wi« möglich die Pest zu vertreiben. Geld und Geschenke werde» aufgetricben. Findet der Arzt die Bedingun gen annehmbar, so verschwindet die Pest, wie sie gekommen ist. Im andern Fall wird offizielle Anzeige davon gemacht und all» Vorsichtsmaßregeln in Ausführung gebracht, bis der Bericht ein- läuft, es set keine Gefahr mehr vorhanden. Der Arzt erhält so dann für di» Geschicklichkeit, mit welcher er dem Uebel abgeholfen, »inen Orden, Rang«rhebung oder «in» Belohnung ander» Art, kurz, in jedem Fall läuft die Spekulation zu seinem Vortheil aus. — * Also auSwandern. Der »Nürnberger Correspo». dent von und für Deutschland' giebt dem heiligen Vater den Rath —- nach Amerika auSzuwandern. Die betreffende Stelle lautet wörtlich: „Unter solchen Verhältnissen bleibt dem Papste kaum eine andere Wahl, als Rom fich selbst zu überlassen, fich geg»n die Vergewaltigung zu verwahren und fich dahin zurückzu- ziehen, wo man, wenn auch nicht sein« Hcrrschergewalt, doch die Selbstständigkeit seines kirchlichen Amtes zu schätzen weiß, und sollten Rücksichten hoher Unparteilichkeit, Rücksichten auf di» ge- genscitige Eifersucht der europäischen Völker überwiegen, so bie. tet die neue Welt überall eine Stätte, wo daS Oberhaupt der katholischen Wel« seinen erhabenen Beruf in voll» Sicherheit und Unabhängigkeit zu übe» vermöchte, bis ruhigere, geordnetere Zustände in Europa wiederkehnn." * Der mitleidige Dieb. Neulich wurde zu Berlin in einem Hause, daS a>> den KönigSgraben grenzt, ein Dieb er tappt und zu dessen Ergreifung ein Schutzmann herbeigehoit. Ebt jedoch dieser anlangte, war eS dem Dieb gelungen, nach dem Wasser hinaus zu entkomme» »nv er befand fich schon eine ziem liche Strecke aus dem Eise, als der Schutzmann mit den Haus bewohner» an dem Graben anlangte. DaS EiS auf dem Gra ben war sehr dünn, so daß stch außer dem Diebe nur d» Schutz- mann auf die Fläche wagte. Aber kaum hatte Letzterer die Mitte deS EiseS erreicht, als er einbrach und zwar noch so glücklich, daß er wenigst.i,S mit dem Oberkörper über dem Eise blieb. Alle seine Bemühungen, stch wieder cinporzuhelscn, waren jedoch ver geblich, immer mehr brach daS EiS um ihn herum ab und Nie mand kam dem N.runglückie» vom Lande auS zu Hilfe, da fich Keiner an die Stelle wagte. Alle begnügten sich vielmehr, nach Möglichkeit zu schreien und dies war denn schließlich doch noch die Rettung deS Schutzmanns. Als der Dieb nämlich hinter sich daS Geschrei hörte, sah er sich um und bemerkte die lebens gefährliche Situation, in welcher sein Verfolg» fich befand. Ob wohl er dem Lande nahe und seine Flucht vollständig gefichwt war, so kehlte der Dieb sofort um und seinen Bemühungen ge lang eS, den Schutzmann auS dem Wasser zu ziehen und an drS Land zu bringen. Dort wurde er natürlich verhaftet und wird seine Strafe verbüßen, wobei jedoch die Hoffnung vorhandm. daß ihm diese wahrhaft gute That am Orte der Gnade nicht w- belohnt bleiben wird. * Der Wind hat sich gedreht. Ein Sohn leS Grafen Saurma-Jeltsch in Schlesien, welcher b,ka»ntlich jüdi schen RittcrguiSbefitzern FriedrichSd'or anbot, wenn fie von e» Kreistagen wcgbleiben wollten, hat stch in Stuttgart mit einm Judenmädchcn verlobt. Die Braut tritt zur römtseien Kirche über. * Im Großherzogthum Mecklenburg, wo -er deutsche Zopf noch seine Spannkraft übt, wird fich nächste«»:»! Rtesenprozeß entwickeln, welcher nichts Anderes im Sire hat, als 600 Rostock» Bürger ganz gehörig in die Patschzu bringen. Die Sache verhält fich folgendermaßen. SechShr- dert Rostock» Bürger, welche den Confistorialrath Krabbe iei- ner Avrissc aufgcfordert, die gegen Piofeffor Baumgarten eio- bene Beschuldigung deS bewußten EidbruckS zurückzunehm, waren vor ein sogenanntes ^ustioium mixtum, das heißt:!» auS Professoren und RathSmitgliedern zusammengesetzt S -e- richt gestellt worden, nachdem die Rostock» Poliz-ibehörvtzh einige Wochen lang ohne besonderen Erfolg in dies» Sache müht ha>te. DirS Judicium ab» war mit zwei gegen ei Stimme» uneinig, ob die Adresse überhaupt genügenden Äß zur Emlcitunz ein» Untersuchung abgebe. Di- Entscheijg mußte von der Just zcanzlei z-, Güstrow «ingeholt werden. ,c- seö Gericht gab den Bescheid: daß allerdings ein Grund»r Einleitung einer Untersuchung vorliege, welche nun — nächS beginnen soll. — Also 600 Mann in Anklagestand versetzt il fie fich unterfangen, für den deS Eidbruchs öffentlich beschjg-