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Dresdner Nachrichten : 23.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188510235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18851023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18851023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-10
- Tag 1885-10-23
-
Monat
1885-10
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.10.1885
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Wk.»«» — Beim Begum de» Winkerkemester- in der Sgl. Kunst, gewerbeichuke se, au» dw Bibliothek dn^den auk'-Nrue bmaewirsen. Dieselbe ist Wochentag- von stiih 9 Udi bi- Abend- 8 Uhr Jedermann unriirgrlrllch geöffnet. Die Bücker-Sammlung umfaßt in etwa 4000 Bünden fast vollzählig die Illiistrativns- un« Tentwerte auf allen Gebiete» de- Kunstgewerbes «Tischlerei rationsmalcrei. Schloiscrei. Buchausstattung. Stickerei. Zkr'stiime. Bc'rlggen Im Malerei von Blumen. Figuren Art. sowie die einschlägigen Gebiete der »uns» und Kunstgeschichte. Au-er den Werken enthält die Bibliothek eine Vorbilder-Samm- ln»g. Tie- ist eine Eamnilung von Abbildungen kmrstgewerblicher Osrgcnstäude jeder Art. Dieselbe ist im Laute deS Sommer- neu sieordiiet worden und durch die neue» Zugänge auf ca. 32.800 Blatt angeivachien. — Schon mehrfach im Lause der letzten Jahre ist deS dringen den Wunsches der Bewohne» der Strnße „ A »I See " gedacht worden» dielen Straßenname» wegen i.iner Achulichkeit mit dem Namen „Seeslraße" umjuwandeln die Benennung „Boststraße", und vor Monaten bereits ist sür eine solche Umlaufe von aller höchster Stelle die Genehmigung ertheilt wurden. Monate sind seitdem verflossen, aber „am See ' ist und bleibt „am See"! ES ist begreiflich, daß sie Anwohner unaednldig werde». Zahlreiche Zu- schriiten sind uns wegen dieser Angelegenheit im Lauf« der Zeit zngckommeu und die verichicdenstcn Zölle initaejheilt worden, daß riaincnilith Gc'chänslrctten durch Verwechselung der außerhalb Trcsdens nirbr io genau beachteten Name» „am See" und „See- siraße" geschmilich recht iarale Storungen und vieler Aerger und Verdun: bereiter wird. Z. B. sei nur eines GeichästsinhaverS ge dacht, der am decSecüraLe einen ga»; gleichnamige»Konkurrenten hak. Bei diesem vergeht iast keine Woche, in der er nicht, weil „Secnraüe" mit „am See" auswärts verwechselt worden ist — WeiUau'igf.'itrn hat: selbstredend geht eS dem Konkurrenten gleich- >alls »ich: besser. Hier wäre eine >o cinrach zu bewirkende Abhitze doch wodl ernstlich anr Platze und sollte eliva der vorgeichlagene r'iaiiie „Ponslraße" am irgend welche behördliche Bedenken stoben, min io wähle man einen anderen, nur »v H nickt vorhandenen Straßennamen. Tie Sache scheint doch wahrlich sehr riuiach zu sein. Wenn auch — das ist allerdings nicht zu verkennen — durch emkUmtansc ansänglich mitunter Verwechselungen Vorkommen werde», io muß dies doch tolgerichlig in kurzer Zeit verschwinden, während, bleibt die Sache, wie sie jetzt ist, die Verwechselungen eben nie aufhören. — Im Victoria-Salon reiht sich Spezialität an Spezia lität. So sind auch seit Dienstag wieder zwei iolcke vorhanden und werden nicht ermangeln. Anziehungskraft guSznüben. Miß Lurline, die vielgenannte Meisterin im Lclnv,mmen und Tauchen, die schon mehrere Male nach Dresden kommen sollte, aber noch nicht da war. ist endlich erschienen und setzt durch ihre außergewölm- i'che Zähigkeit iin Was:er zu lebe», durch ihre sörinliche Fstchnalnr das Publikum in Staunen. Miß Lurline ist eine hohe stattliche Erscheinung und nimmt sich zweifellos in dem krystallhellon Ele mente sehr gut ans. ES ist cm absonderliches Bild! Tie Miß ißt. trinkt und schreibt unter Wasser, wie sic auch turnerische Evolutionen ausslihrk n»d z. B. mit aalgleicbcr Biegiamkeil um einen Stuhl denn» und zwischen dessen Beinen nnv seine Rückenlehne hindurch- !clnv!i»mt. Sic lauchle vorgestern Abend volle 2 Minuten: doch dünke das nicht das höchste Maaß sei», denn die Fähigkeit, den Allem zmückziihalten, ist nicht immer die ganz gleiche; an anderen Tuen hat Miß Lurline schon über 2V> Minuten getaucht. Ied-n- 2? falls ist ihre Produktion, wie sie an sich eine der seltensten ist. die Ä2 . man sehen kann, auch eine in allen Dürste» sehr gewinnende und M ^ fand stünnischsten Beifall. Außer Miß Lurline nimmt noch der cä ^ Rieie cöordofsst» ans Rußland hcivndcreS Jiilerene in Anspruch. -- ^ Er erscheint in T'chcrkesscnuiiiforni und macht de» üblichen Rniid- -i-s A gang dnrch den Saal und die Logen. Zur Zeit mißt er 2 Mtr. ^ 28E«N>M. ist indessen noch im Wachse» beglifscn, da er erst 20 Jahre zahlt u»o kann iomit, wenn er >o fort wächst wie bisher, 2) wohl der größte — d. h. allerdings nur der längste — Mann der ^ ^ Welk werden. ^ — Ter große Beifall, welchen die Ta g g e s el l' s che K Rutschbahn ans der viesMrigen Vogelwiese und beim Alberl- -- lcste >and . bringt den sogenannte» „Eisberg" wieder lebhaft in Er- inncrnng. welcher in nutzerer Zeit zur Eissaison am Teiche des (»roßen Gartens (am östlichen Tlieils ariigeslellt war. Tie Bahn ging mchr blos an der südlichen Seite des Teiches über denielben biinveg. sondern auch am Palais vorbei bis an den heutigen Schmlickvlatz. Ta nach mehiercn milden Wintern der benrigr ^72 Ivalnicheinlich ein strengerer Ivcrden wild, so dürste die Erbauung emeS solchen „russischen Rutichbcrges" nicht bloS die Freguenz des Großen Gartens erhöhen, sondern sich auch zur die Unternehmer I lukrativ gestalten. — Ter heutigen Nummer unseres Blattes liegt der neueste Preiskourant der Wemhaiidlung „Aux EaveS de France" von Oswald Nier (Hauplgeschäit Berlin 0. Wallsiraßc 25) bei. welchem auch Euttulllungen über die verschiedenen Weinsabrikationen bei- gefügt sind. — Amtsgericht. Schon längst sind die Klänge der Vogrl- wicie verrauscht, aber immer »och v,büren Töne derEriiiiierung an dieselbe bei lo mancheni Veuichcr des vergnügten Volkölcstes. Mit seiner besseren Ehehälfte befand sich der Eigarrenarbeiter Franz —Wolilgennith im dortiqcn „Feenpalast" und erfreute sich an den 'nusikalstchen und bacchanaluchen Genüssen. Auf dem Tische, an l welchem das Ehepaar Platz genommen, lag ein Schirm, den ein anderer Gast liegen gelassen halte. Als derselbe wieder zurückkehrte. Rmerlte er denselben in den Händen des Glinimsteiigrlsabrikanlen. woraus die heil. Herniandad ettirl wurde. den vermkintlichen Schir»,- Eniweildcr sestzunchmen. Wohlgemukb behauptet, wie ihm auch gar nicht widerlegt werden konnte, den lcagl. Schirm nur ans Ver- >ehen an sich genommen zu haben und war deshalb aui'sAeußcrste entrüstet, daß er als Dieb arrctirt werden sollte. Tem Beamten, der sich doch nur in der rechtmäßige» Ausübung seines Amtes be- ü.»d. leistete Wohlgeniuth durch llmsichschlagen re. Widerstand, daß de,'len Sisriluug nach dem Polizeigewahriam nur durch Binden 'Ulisinden loiniic. Ter erregte Zustand, in dem sich der Angeklagte damals bcland, erhöht durch oie Tiebstahlsbeichuldigung. dient dcmielben als Pcilderniigsgruiid. und so wird wegen dem Wider stand nur eine 4täg,gc Gefangnißstrate anSgewrochen und nach den Er gebnissen der Beweisaufnahme der T iebitahlsoerdacht zuriickgewiescn. — Der schon mchnall vorbestialte Handarbeiter Karl Friedrich Tietz. )»49 geboren, machte ,,ct> am 2. Ang. ,n dein Eomvtoir des Baumeisters Geier aus der Wettinmiraße des HansiriedeiisbriicheS schuldig, in- > dom ec. trotz mehnacher Aussordernng des Buchhalters das Ge- 'chä'tslokal nicht verließ, woraus polizeiliche Hitze regnirirt werden ^ v'nßle. Als ein Gendarm erschien, um Rahe und Ordnung hcrzu- nellen, wurde demselhcn vo» Seilen des Tietz grodec Widerstand l >:eleis!et, wobei d>c össciitliche Ruhe erheb! cbst gestört wurde. TaS ! Resultat lautet sur die Rubcslöning aus 3 Tage Halt, während für! ocn Widerstand eine Gcsängnißslcase von vier Wochen ausge- ^ worfen wird. Fortsrtznng de- lokalen Tbeilev Seite t». ragtSsitichichlc. Deutsekic- Reich. An einer Beilegung desKarolinenstreitcs wird in wohlunterrichteten Berliner Kreisen nicht mehr grzmeilelt. sKichlsdcsloweniger scheint gegen die Art. wie das spanische Kabmet und namcnllich der auswärtige Miiiistrr Eldnavcn die Verhand .iiiige» 'ührt, eine gewisse Verstimmung Platz zu grellen, die sich vo.menllich gegen den von divlemaliichcui Biauch abwcicheiide» Rangel an Verläßlichkeit ani mündliche Erlläningen des spanische» MMillers z» gründen scheint. Es würde sich daraus erklären, daß die aus 'christliche Erörterungen angcwiciciicn Verhandlungen eine» ziemlich langsamen Verlaus nehmen. lieber die Vorgänge in Braunschweici bringt das „B. T-" nachstehenden lnolürlich vom vreußlichen Standpunkte aus beein flußten) Bericht. Lbwohl die Lokalpresse die Rede des Tom- Predigers Ables Tr. Thiel in naivem Zartgeiühl lehr abaeschivacht wicdcrgegeben hat. ward di« große Scharte, mit welcher sie vorgc- tragrn worden, und der übrrzcugungSIreue Euer, mit dem der Red ner gesprochen, dnrch die Abgeordneten und das aui den Galerien anwcicnde Publikum bald >n der ganzen Stadt bekannt. Trotz unserer entgegenstchenden Ansicht vkimögen wir nicht ru leugne», daß Abt Thiele eindrucksvoll und wirkungsvoll wrack; seine Gegen überstellung von Recht und Politik ist ,a unaniechtbar. obwohl sie gegen die Macht der Thatjachcn wirkungslos hlewcn muß. Ziveilels« ohne ist Abt Thrrle die markanteste Erichciuung ver Braunichweigrr Landcsversanimlung. lvelche der Beruisparlamentarier entbehrend, zahlreiche, dem wohlhabenden Bütgerstände angchörige Pfänner der fchwieligcn Rechten auszuiveiic» hat. Tie »»grkümlelte Erreg«««! des Abtes Thiele, der den Herzog bo» Ciimberland nur .den Un glücklichen" nannte, zu dessen Unglück nicht allein er selbst, sondern auch noch andere, mächtigere Faktoren beigetragen haben, kann mit »na da» Au4tlinaen jener »tztza-.c nd »er . tte die ras Görtz- egentniwahl jenen und t von künden, und aut lkladj >k spezielle Enipfedluu« de- Kaiser- wurden jM. . , l Flügeliidnitanten ... . reiner entfernten Verwandten) die käiilgli und andere Sehenswürdigkeite» ae> Der „Hamb. Korr." erhält vn bi- zuni 80. Augnst reichen. Am 2l. bi- 82. nüchen Transportschiffe „San-Qnintin" und und r und ihrer «egiriterin u Schlosser und Gärten ^ ^ pfindungeu arllen. welche den um Trotz da- Gro» der Landr-bevölkeruiig deni durch ^attzschlich au-gestoße»en Laiide-rrbrn in altherge- rcht widuier. Wenn so Abt Thiele in der gestrigen sesüdlSpolitik vertrat, s» erschien der TtaatsminiNer riesberg lediglich al- Mann der Thatkachen. Zur selbst waren dir Abgeordneten in Salontoilktte er-1 nncnen ^.raiisporl>m>ne .esa»-,^innr»l" uno „rrvrriroo »»i vrm len Orden, sowie Ebrenzeickm angelegt. Präsident Leutnant Enriqno EaprileS Osimiea ei», der al-künftiger Ipaniicher ltheim crössnct die Sitzung gegen halb zwölf. Gouverneur bezeichnet wurde. Ter Leutnant landete wiederholt. veseiid. Die Amiister rricheinen besichtigte die Punkte, wo er den Gvnvernement-valast und die in ihrer Unisoni«, einem grünen Frack. Tie Tribünen sind über- Kirche bauen wollte und ließ Missionäre. P erde. Ziegen. Gänse lullt. Ter Referent der staatsrechtlichen Kommiision. Fustizrath! u. s. w. lande». Sonst war di- z»n« 2L. Augiist nichts geschchcn. ^ iuSler-Braunichweig. erklärt: Die Konimissio» schließt sich in allen " »richten an- Vap. die ' »aust trafen die kva- .v»r>ebo" mit dem Freiherr von Veltheim eröffn SänimlllcheclüLandeSdoten sind anwesend. Punklen dem Bonchlage de- RegentichastorathrS an. Sämmtliche Bedinguiiaen zur Bornabme der Wahl eines Regenten sind »ingc- treten. Bezüglich der Person de- Regenten enthält sich die Kom mission aller Bemerkungen, da die Abgeordneten im Laute des letzten Tage» sich genügend baden inforniiren könne»,. Tie Insinuation einer Partei, an deren Spitze «inige Geistliche stehen, daß die Wahl des Prinzen Albrecht dir Einleitung zu weiteren Unnvä.znngen sein würde, erweise sich schon in ihrem Ursprung al- hintoUig. Ter Präsident kvnstatiit. daß gegen den Antrag der Kvinniissivn kein Widerspruch erhoben wird. Somit wird ohne Debatte und ohne weitere Verhandlung zur Wahl geschritten. Der Präsident »ragt die wolle und bittet den Sitzen zu erhebe», und Tliiele. erheben sich. Ter Präsident konstatirt in kurzer Aniprache srierlich die erfolgte Wahl und prvtlaniirt den Prinzen Albrecht zum Regenten. Justiz rath HäuSler beantragt die Entsendung einer Deputation an den Prinzen, bestehend au- Präsident Freiherr von Veltheim. Ober bürgermeister PvckelS-Brauiischweig, Gutsbesitzer Roienthgl auS Dettum. Die LandcSverlanunlnng beschließt drmgrniäß. Dir Session wird hierauf aus unbestimmte Zeit vertagt. DaS herzog liche Schloß in Braunschwrig ist vollkommen neu in Stand gesetzt und zur Ausnahme de- neuen Regenten fertig hergerichtet. Die Deputation de- Braunickiveigrr Laub tage» reiste mit dem Staat-minister Grasen v. Görtz-WriSderg zum Prinzen Albrecht von Preußen nach Kamen; in Schlesien ab. Tie treulichen Aeußerungkn des bäurischen KrirgsministeiS über Okffcntlichteit und Mündlichkeit im Militdlstra'versahrrn haben die Angelegenheit der Au-arbeitnng einer deiilsck en M'lilär Stralprozeß- ordnung wieder in Erinnerung gebracht. Tie Erörterungen darüber werden indessen wohl noch auf längere Zeit einen rem theoretischen Werth behalten. Zwei General-Auditeure der preußischen Armee haben sich mit dieirr Angelegenheit eingehend beschäitigt: zwei Emwürse sind von ihnen venaßt und ein dritter Entwurf ist vo» einer Jinmediat-Koninnision. welche der Kaiser berufen batte. anS- acardeitet worden. Ter letzte Entwurf wird sehr gerühmt, allein dik*Au-snhrnna scheiterte an unüberwindlichrm Widerspruch mehre rer (?) Bunde-staalen (doch wohl nur Preußens) gegen Hauptpunkie, welche nicht aller» die Oeffemlichteit und Mündlichkeit deS Ver fahren- betrafen. Man wird sich erinnern, daß der Genrral-Aiidi- teur Oelsckläger (jetzt Präsident des KarnmergerichtS) vor Jahr und Tag eine Reise »grd Süddeulschland machte, welche bestimmt war, Bauern rum Anfgrbcn seines StandpunllrS zu bewege». Dies ist aber nicht gelungen. Tie Aeußernngen drs baumchen KriegS- ministers lauteten: „In Bezug ans das niililäröche Cliaivcrml»en thcilc ich im Allgemeine» de» von meinem AmlSvoigäiiger einge- nonnnenen Standpunkt. Dasselbe hat ja seine unbestieilbaren Vor züge. Gegenüber dem von drm Herrn Referenten mi-grsprochenen unbedingten Lobe deS Verfahrens muß ich aber hervorhebe», daß dieses Lob insofern keimswegs ein nngclheitles ist. alS die Wahr- spiüche der Geschworenen öfter drmüngelr werde». Ein schabt,chcr Einfluß des Verfahrens ans die Disziplin ist praktisch nicht nach- grwirsen; allein rS kommt immerhin in Brlrnchr, datz für die Dis ziplin noch ganz andere Faktoren wirken, die wohl zumeist für den enreulichen Znfiand unse»er Disziplin von Belang sind. Tie Tarnelluug der angeblich in Emzlanv slaltiindenden ?lb- sverrung der Geschworenen, welche dieirr Tage sich in der „Rorva. Allg. Ztg." befand, ist falsch, wie d,-' „Äial. Ztg." hcrvorbebt. Die Geichworenen werben keineswegs wählend des ganze» Prozesses von allem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen : dies findet vielmehr erst statt, nachdcm sänimtlnhe Zeugen vernommen, die Amvälte ihre Plaidovers beendigt und der präsidirciive Richter sein Relums gehalten, in welchem er »ür die Geschworenen alle den Angeilagien de- und entlastenden Beweise zusannnensaßl und nachdem die Ge schworene» sich zur Beralhung zurückgezogen habe». Von die,ein Augenblicke an sind sie bekanntlich auch bei uns bis zur Verkündi gung ihres Waliripruches von allem Vcrkedr abgeipeM. Ter llnteischied zwischen unserer Ciniichiung und der englischen hcinlit nur daraus, daß in England Einstimmigkeit lür das Verdikt der Ge schworenen erlorderlich ist und deshalb die Tauer ihrer Berathung nnler Umständen eine lehr lange sein kann. Uöiuic» sic sich bis 12 Uhr Nachts nicht bis zu drni enorderlichcn einstimmigen Ur- Ihclls'pruch einigen, so werden sie nicht entlassen, sondern grinem- schasllich in einem Hotel untergebracht und bleiben bis zum nächsten Tage, eventuell länger, unlrr Aussicht von Gerichlsbeamlen zu sammen. Es wirkt das nebenbei auch als Pression aus UlNknäckige Lbponenteii, welche längere Zeit das einstinmiigc Votum verbindet». Vnhirlke die Sache sich aber so. wie die „Nocdd. Allg. Ztg." sie darslcllk, so hätten die Geichworenen in dem berühmten Tichborne- Prozeß z. B. 7'/» Monat von der Außenwelt abgelverrl grballen werden müssen. Weshalb hat man die Ahsve>riiiig der Geschwo renen in Teulschland al- Vürgichajt gegen äuszere Einflüsse denn nicht von vornherein nnternominen ? Lneiibar. weil sic wohl dem englischen, aber nicht dem deiilichc» Bvllstkniperame»lezujii»,„then Rein «Beweg!,,ig. Laute Zlisti,nnin,ig links», v. Plener komint ans bauen i. Sonst war di- z»m 2L Anglist nichts ae'chc Am 2ö. August Nackniittag- ü Uhr kam der „Iltis" in Sicht, dem der cntgegkttsabrendr Looise gerüchtweiie da- Vorhaben der Spa nier niittheiltr. worauf der „Iltis" sein Einlanie» beeilte und um 6'/, Uhr ankerte. Sofort wurde ein Detachement gelandet und um 7 Uhr in der Faktorei Robeitkon und Hemsbeiin än Rnlhaien unter Troinnielschlag und Verlesung einer kaiserlichen Proklamation dir deutsche Flagge gehißt »nd da- Protektorat dc- Deutschen Reich- über alle Inseln zwischen dem Aegnator und 1l Grad nörd licher Breite sowie zwi'che» 13!) und 140 Grad östlicher Länge feier lich proklamirt. Sv'vrt nach Vollendung der Ceremonie wurde de», Koi»mandanten der Spanier die vollzogene deutsche Besitzergreifung offiziell mitgelheilt. Tie Spanier erklärten verwundert, sie wollten »ach Fertigstellung des vvn Manila niitaehrachlen Altars am 27. August Morgen« Namen- der spanischen Krone von den Karolinen Besitz ergreifen und olle Europäer beeidigen. Bis rnm 25. August war aus dein Lande keine spanische Flagge, am Morgen des 26. August wehte eine solche aus dem Platze des küniligen Goiwerne- mentSgebäudes, die Nachts gehißt sein mußte. Die Deutschen er kannte» dir- nicht an. woraus dir Spanier die Flagge wieder rin- hvlten und den größten Tbeil der gelandeten Lachen cunchissten: ebenio wurden die Missionäre am 28. Angnst auf dem „San- Quintin" nach Manila geschickt, um Bericht zu erstatten und In struktion cimubolen. Am L>. August traf der Konsul Hcinslieim mit drm Dampfer „Viktoria" ein »nd brachte Kohle» und Proviant für die erwarteten deutschen Schiffe mit. Ter „Iltis" üdernahm die Kvhlen und dampfte am 80. August nach Manila ab Oestcrreieti. Ten fortgesetzten Nachior'chuiigc» des städti sche» Polizeiwachlnieisleis Wilhelm Niclstcr ist e- in Reichrnberg gelungen, zu ermitteln, daß ein Handelsschüler mit einem Revolver hinter deni Franzcnsdorfer Viadukte Schießübungen vottiehmc. Er verfügte sich in die Wohnung desselben, ließ sich den Revolver zeigen «nd »ragte nach dem Zwecke der Waffe. Ter Handelsschüler war über dieien Empsang erschrocken und gestand sofort »»um wunden ein. daß er rS sei, wr.cher am 11. d. M. Abends zwei Schüsse in die Fenster der czechüchen Veieda abgegeben habe. Ec gab weiter an. daß er sich den 'echslausigcn Revolver in Zittau ge laust habe. Ter Buriche ist l'»' -! Jabr alt. heißt Franz Lands mann und ist. wie er selbst angirbt, czechöchee Nationalität. Ter Po- lizciwachlmeisler nahm ihm den Revolver u»d5 StückPatronk» ab. Nachmittags noch erfolgte seine Eiiiliesernng ans Kreisgericht. Tie Stadl befindet sich ob dieser Entdeckung in großer Aiiireginig. Am Mittwoch kam es im Abaeordnelenhause wiederum zu stür mischen Szenen. Abgeordneter Tr v. Plrner komint. bevor er seiner Ausgabe als Gcncralrrdner der Minorität naclikonmit. ans die i» der MontagSsitzung vom Graien Taafse gethanen Aeußcninge» zurück: »Ter Herr Ministerpräsident hat die Worte unserer Inter pellation und die Reden entstellt »nd ihnen eine Teulimg unter legt. welche absolut nicht vorhanden war. (Laute Zustimmung links). Ter Minister-Präsident wollte diese Partei angrei'en, und weil er eS nicht ossrn lh»n konnte, io griff er zu dem Mistel der Verdrehung der Worte und zur Verdächtigung. (Stürmischer Bestall und Händeklatschen links. Ordiiungürn' des Präsidenten). Ich halte die Worte des Herrn Kricgsminittcrs. hinter denen sich gestern der Herr Miiiistervräsidenl deckte, in alten Ehren und ich ircue mich, daß er am Schlüsse der Note der Armce daS Zeugnis auSstellt, daß der altbewährte Geist in der Armee unerichültert ici. allein da mit ist nicht die geringste Widerlegung der angestihrtcn Tvaksachc» gegeben. (Laute Zustimmung und Bestall linksl Ader wenn ielbst alle die vvrgebracl ten Tbalsache» widerlegt würden oder könnte», io bliebe dock immer austecbl die Bcleidiwnig des Ministerpräsidenten gegen dieic Partei. (Zustimmung (inks> Darüber wollte» wir eine Er- tlainng herbei,ül,re», der Minstteivräsidenl aber vclweigcrlc sie. Wenn man Jemand beschuldigt, so geht eö nicht an zu sage», das »ciAu- sichlS'ache und dann zugleich mit allgemeinen Redensarten die Verdächtigung doch aufrecht zu erhalten. TaS ist lein tonales Be nehmen im parlamentarischen Verkehr. (Lebhafter Veilall links). Es zeugt überhaupt nicht von einem großen Milth, eine große Partei mit allgemeinen Redensarten zu beleidigen. Im weiteren Veilaist seine, großartig angelegten Rede wirst v. Plener der Re gierung vor, daß sie eS verschuldet habe, wen» die abivarlende H ü tung, die die Linke aniangS eingenommen, in jene schlösse, sich immer mehr steigernde Opposition übergegangen ist. Es ieic» Momente der Anknüpfung vorbanden aeweieii. aber dicie leie» m bewiißier Absicht vvn Seiten der Regierung gestört worden. Redner beklagt wener die paeteiniäßige Behandlung, die st» gegen wärtige» Abgeordnete»!)»»»,' iämintttebe Angelegcnbeilen eciülnen. Er bespricht iodann ausführlich die Exzesse in Böhmen und weint, daß cm solcher Zwiespalt in der Verivlgnng erst seit 1879 datirc. Wenn Grai Taafse erkläre, er nehme alle gegen den Stattbaltcr von Böhmen gerichtete Anglstse ani sich, warum habe er da nicht die von Kiiotz ecvvbeiicn Beschuldigungen widerlegt? I» letzterZc>t lei non czcchischer Seile vielfach die Forderung einer Krönung des Monarchen zum König von Böhme» erhoben worden. Die Deutschen und Böhme» würde» bei dieser Krönung nicht anwesend vvn einem irgendwo bestehende» ist. Akberbaupt ist die Ansicht Normal-Schwnrgerichl verfehlt. Das Schwulgeeuht ist in jedem Lande, in dem cs besteht, cm cigcnlhüniluhes. weil politische und gcscUichastl'che Zustände, sowie ver Volkscharakter au, >eme Gestal tung wesentlich Ginflnß habe». Ter ticlc Unterschied zwischen dem englischen und französischen Schwurgericht ist bekannt; aber selbst die ichvttischen. irländische» und Nordamerika»stchcn Schwurgeiichic, die mit den englischen zwar große Aehiüichkest bade», tragen in jedem dieser Lander bezeichnende Verschiedenheiten In England beruht das Schwurgericht ans der breiteste» Giundlage »nd kein Regiernngsbeanlicr hat Einstnß ans die Bildung der Gcichworcnen- liste: in England enihäll die Anklagkakle nur die einfache Anklage ielbst. ohne die Behauvtung von Einzelheiten, ohne Verist»»«, auf Aussagen in der Voruntersuchung, wodurch bei uns die Mcmimg der Geschworenen von vornhelkin ost auf ei» bestimmtes Ziel ge richtet wird. In England beschränkt der Vorsitzende des Ger,chis- hoirs in seinem Schlußresimis sich streng an» die Z»sainine»sass»lig der Anssübrnngen von Anklage und Vcrlheidigung, wwie am juri stische Entwickelungen, die den Geschworenen wichtig weiden können, »nü in Belgien hat die Verfassung von 1839 dies Schliißresnma 'einer Gelähilichkeit halber sogar ganz abgrichasst. Wie west in der dcni'chen Lchwiirgerichtspraxis die Schlntzvortrage der Präsidenten vie Unabhängigkeit der Wahrwrnche sichern, wie weit sie irrclcitcnd aus die Geschworenen wirken können, unternichen ,vir nicht Wenn aber einmal aus englische Elgcnthümlichkeitcn Bezug genommen werden ioll, so rnipkichlt rS sich nicht, dieselben nur nach rincr Seile hin zu inchcn und den Anschein zu erwecke», als ob die Ge fahr der Beeinflussung der Geschworenen nur von dieser allein her droht Die Zahl der Erkrankungen an drm erwähnten Masseiivrrgif- tungs'alle in Wilhelmshaven stellt sich letzt ans 19, die Zahl öec Tobrs'ällc ist jedoch bei 4 geblieben. I» Berlin ist die schwarze Lisi aus Gaste,n eingetrossen. Sie ist seit 17 Jahren die Beutzen» des weil und breit bekannten Kasfee- haui'cs „Zur schwarze» List", da- etwa zwanzig Minuten vom j Kurort cnistrnt aui einer Höhe liegt und eine herrlicbc Nundsicht) gewährt. Tie jetzt 4Sjährig« Frau mjt dem weltcigediäunie» Teint beißt Eva Göichl und trägt auch in Berlin die charakteristische Tracht ihrer Berge. Mil dem goldschnurgeichmücktc». breitkrempigen schwarzen Hut und der vnlrcchigen Sildrrkktle mit Goldichlvs um den Hat- erregt die resolut« Frau, die sich die Srbenswürdigleiten Berlin- in unermüdlichem Tauerlau» besieht, viel Ansuchen. All jährlich seit 1877 wurde sie mit drm Bejuche deS Kaste,- beehit. alliälKlich erhielt sie einen Händedruck des greste» Monarchen. 3er auch ihr Pe.sia»ten-Album mit seinrm Namrnszuge beirichrrt bat. Mit Recht in die „ick warze L>Sl" stolz aui diesen Vorzug und ihr Verlange», drin deutschen Koster in seiner Residenz einen „Gegen besuch" »u machen, ftrllk der treuherzigen und danlbaren Gesinnung der wackeren Frau da- brste Zengniß ans. Leiber hat sie de» Kaiser nicht angctrossrn — in ihrem einsamen Äaslhauie gehören Zeitungen nicht znin Inventar, und so wußte sie nichts davon, daß. Kaiser Wilhelm schon seit Wochen ker» von Berlin weilt. Ta aber dw Aiikmstt de- Monaichcn n, den nächsten Tagen brvorslrht, so bat .sie beschlossen, dieselbe abzuwarten. Inzwi'chc» hat sie in denüoskrcstcnBcrlin- und inPolsdam srcrmdlichste- Entgegenkommen die Reäe des Abg. Hei»r»h z» spcrchc». Tieier ici eine inlercssankc aber lehr traurige Gestalt (Rule: Ec ist ein Rencgal Ü und eS sc, bc'ichäuieiid. daß ei» deutscher Wanlkreis einen solchen Mann wüsste. Ter letzte Tbeil der Rede suhlte ans. daß Oesterreich nicht ani Grund der nationale» Basis ikgierl werden tonne. Ter General- redner derMuwrilät Fürst Ezactoryski wirst der Linken vor. daß sic es war. welche zur Vecichammg der Gegeniüve beigetragen und vertritt den Grundsatz, Oesterreich müsse in autononlistlicheni Sinne ausgebaul werden. Nachdem den Vorsitz der Vicepräsident Grai Elan, übernommen, loiiiim die Reihe an die tdatsächlicben Berich tigungen. Unter den, Widcrsprnche der Linken erklärte Düri.h. Knotz habe sich in Gitühi» provocatorisch benommen, anch sti er nicht mit Steinen geworie» worden. Ter Slovcne Schnklie n»ll gegcn di« Reden von Knotz »nd Sneß polemisircn. Vom Präsi denten inehrrach auigr'oiveu. sich im Rahmen einer that>ach»cyen Brrichtiguug zu bcwrgen. wird ihm schließlich das Wort entzogen. Sodann ergrestt Tr. Knotz das Wort: Man hat behauptet, ich häkle in Gstlchin durch Spazierengehen die Czechen vrovozirl. Ich konslatire nur. daß ich es meiner Geiundheit ickuldig bin (große Heiterkeit im ganzen Halste), nachdem ich acht Slunoen im Gc- richtsiaale beschäftigt gewesen, die nothivendige Bewegung zu machen, und nachdem cs nicht möglich war nr deutscher, dies we nigstens ,n czechstcher Lu't zu llnin (schallende Heiterkeit). Ick be richtige ferner thatsächlich. daß ich die Angüsse gegen den Minister präsidenten gelichtet habe und zwar deshalb, weil eriürseine Werk- rcuge nnd Organe vcranlworllich ist. Ich habe aui die traurigen Eriche,»»»gen in der Armee hii.gewicsen (der Vicepräsident ichwiiigt die Glocke nnd unterbricht den Redner. Knvtz spricht oder fort:) Ich habe daraus hingewicien, daß unter dein gegenwärtigen System der politische Hader in die Aiinre getragen wird (der Vicepräsidenl droht mit Wortentziehung). Ter Min»lcrvräsidc»t hat durch das von ihm produzirle Schriftstück des KriegSmiiiisterS nichts widerlegt lentichikdener Wiveripruch au» der Rechten, aus der Linken wird Knotz laut zugciiibclt. Ter Vicepräsident schwingt vergebens die Glocke und will den Redner nnterbrcchen, was ihm nicht gelingt. Unausgesetztes Lininen und Lauten. Knotz' Stimme wird immer lräitiger und lauter.) Ich konslatire thatsächlich, daß ich vom besten und loyalsten Willen getragen, als Abgeordneter es sür meine Pflicht erachtet habe, hier nicht in byzantinischer Weste die Vor gänge zu vertuschen, sondern die Wahrheit zu sagen. Ich verwahre mich gegen dieie nnwiirdige und absichtliche Entstellung meiner Worte. (Ter Vicepräsident entzieht Knotz da- Wort, seine Stimme veining jedoch nicht diirchzudringen und Knotz fährt fort:) Ich er blicke in diesem Vorgehen dcS Ministripräsidente» dasselbe verlogene und perfide Bestehen, welches von offiziösen Blättern betrieben wird (lik)grhende Bewegung im ganze» Hauie) »nd ich konstatirt. daß ich dielen Ministerpräsidenten »nd seine Politik verantwortlich grmacht habe, daß er zuerst den nationalen Zwist in die Armee getragen . . .ES entsteht ein fürchterliches Töven im Hause, die Parteigenosse» »»'ringen Knotz und rnsen ihm „Wacker!" in. Ter Präsident ertheilt ihm nachträglich einen Ordnungsruf. Nur all tnälia , nunasrr trat eine ruhigere Sitnnnnng,ci». Abg. Tnrk wollte grgcn h .. Tr. Ricger poleinisimi, doch anch ihm wurde das Wort entzogen. Knotz rn»t: „Bald werden wir im Parlament einen Maulkorb be kommen ' Ter Präsident, welcher offenbar auch ür die Glocke die
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