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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.07.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060708015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906070801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906070801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-08
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.07.1906
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ferner,Nnden am 9. Juli vormittags 10 Uhr und ««^mittag- 5 Uhr ObstverwertungS«, sogenannte Einmnchc-Kurse statt. b«i denen den Hausfrauen Gelegenheit geboten ist. unter «chmännilcher Leitung vaS Einkoche» von Früchte» und Gemüsen, »»wie dir Saft» und Weinbereitung kennen zu lernen. Mit den neue» Gerätschaften und Hilfsmitteln, die dabei voraeMrt werden, ist ein Mißlingen wie früher ausgeschlossen. Ein Besuch der Aus stellung durfte sich empfehlen. Dauerkarten sind bei dem Bor sitzenden. Herrn Baumschulenbesitz« Paul Hauber in Tolkewitz, zu erhalte« — Die Berwaltung des 8»»l»-tschen Garten» hat in letzter Lest größere Ankäufe von Trrren gemacht. So wurden für da» RauvtierhauS ein prächtiger ausgewachsener männlicher ostafrikanischer Zuchtlöwe, für die Gehege der Wiederkäuer ein europäischer Auerochse (Wiesent, eine dem Ansstrrben verfallene Art), ferner 2 Edelbirschtiere, 1 Rrnntter. 3 äukerst schöne Sika- Hirsche. 4 Fettschwanzschafe erworben. Dem Affenhäute wurden ein weiblicher Babnt» und 3 rauchfarbene Meerkatzen einverleibt, während den Voliören für Raubvögel 1 Lämmergeier, 1 Kön las set«. 1 weißer Bussard, 1 Kaiseradler und 1 Rabcngeier zuaeführt wurden. Aber auch die Kanalvoliere» und der Kanal selbst er hielten reiche Besetzung durch die Erwerbung von 6 Siibermöven, 2 Mautelmöven, 2 Sturmmöven, einer Anzahl Nilgänsen. Braut- enten. Canadagänien, Reif-, Wild-, Quäk- und Schnatterenten, sowie zweier weißer Schwäne und zweier Fischreiher. Schließlich wurde» noch kür die Stelzvogelwieie 4 weiße FlammingvS, eine größere Zahl Kampshäbne u. a. m. angeschafft. Bon den weitere» Neuheiten sei erwähnt die Erwerbung von Lepvridenkaninche» (Kreuzung von belgischen Niesen- und wilden Kaninchen). Zügcl- rängnruS, Stachelmäusen. zweier prächtiger Emus, weißen Plauen. Jagdfasanen, KönigSsasanen. braunen Truten, Ringtauben. in dischen Streisentauben, Tinamuhühnern. Von den vielcir Ge burten, als: Haideschnucken, Mouffvns. Milchschafen. Bisons, Edel», Dam- und Wapilihirlchen, erweckt fortgesetzt täglich das größte Interesse der junge Eisbär! — Nach einer Mitteilung der ,,Nachrichten für Stadt und Land Oldenburg" (Nr. 170) hat tue dortige Handwerkskammer 1000 Mark zu Beihilfen für selbständige Handwerker und Handwerksgesellen auSgesetzt, die unsere K u n st g ew c r b e - A us uell» ug besuchen möchten. Das hiesige Direktorium der Aus stellung will für Vergünstigungen (ermäßigter Eintritt, Nacht quartier. Beköstigung) sorge». — Das 10. Orgelkonzert von Alfred Sittard in der Kunstgewerbe-Ausstellung findet Mittwoch, den 11. Juli, mittags 12 Uhr, statt. Außer Boellmanns Fantasie dialoguSe enthalt das Programm die ^s-mall-Fuge und ein Choralvorspiel von Brahms, Zwicgesang von Rheinberger und das O-woll-Konzert von Friedemann Bach. Der EintritlspreiS beträgt 1 Mark. — Platzmusik auf dem Altmarkte. Heute vor mittag >/»12 Uhr spielt die Kapelle des 12. Feidartillerlc-Reginients (Direktion W. Baum) folgende Stücke: „Unter der Kaiserstandarte", Marich v. C. Friedcmann. Ouvertüre zur Over „Das Nachtlager in Granada" v. C. Kreutzer. „Träumerei" v- Vieuxtcmvs, „Poesie und Prosa", Walzer v. O. Fötral. Finale, Kriegsmarsch und Schlachteuhhinne au« der Oper „Rienzi" v. Stich. Wagner. „Ter Gondolier", Intermezzo v. C. Powell. Trab-Parademarsch des 12. Jeldartillerie-RegimentS v. W. Baum. der großen Ferien mit aller Macht ins Freie, und man Hort allerorts die Frage auftauchen: Wohin? — um den so lange ersehnten Urlaub richtig auszunützen und um Körper und Geist für neue Arbeit zu kräftigen. Auf diese, sür den Reisenden so wichtige Frage, sachgemäße Auskunft zu geben, ist natürlich wicht leicht; denn gar mannigfach sind die Ansprüche des Einzel nen. Wer ernstlich bestrebt ist, seine freie Zeit zweckentsprechend zu benützen, der vermeide alles Treiben, Hasten, Jagen und Rennen und suche sich solche Gegenden zum Aufenthalt und zur Erholung, aus, die ihm eine solche auch wirklich gewährleisten. Solche Orte findet man deren viele im Elbetale, im Gebiete der sächsisch-böhmischen Schweiz. Die Elbe, mit ihren im Ober- lause teils lieblichen, teils wildromantischen Ufern, wird alljähr- lich von vielen Taufenden ausgesucht, um hier Erholung zu suchen; denn das Wasser mit seiner kühlen, reinen und ozon reichen Lust ist ein so kräftiges und nachhaltig wirkendes Natur- Heilmittel, daß ihm kein anderes auch nur entfernt gleich kommt. Die Pcrsonenschiffahrt hat infolgedessen auf der Oberelbe einen ungeahnt großartigen Aufschwung genommen. Die stattliche An zahl von 34 prächtig eingerichteten Dampfschiffen steht der rührigen Direktion der S ä chs i s ch - B öh m i s ch e n Dampf. schiffahrts-Gesellschaft zur Verfügung, die den Per sonenverkehr vom gesegneten Böhmerland lLeitinerik) durch Sachsen hindurch bis ins preußische Gebiet hinein sMühlbergj ausschließlich vermittelt und neben belangreichen Frachttrans porten etwa 4 Millionen Passagiere jährlich befördert. Die Frequenz ist wohl ein deutlicher Beweis dafür, daß sich dieser Schiffahrtsverkehr seitens des Publikums und zwar mit vollem Rechte der besten Sympathien zu erfreuen hat. Die Fahrpreise sind di« denkbar billigsten und hierzu gesellt sich noch manche besondere Vergünstiguna in Gestalt von Saison- und Monats karten und Anschlußkarten für denselben Haushalt teilende Per sonen, sodaß jedermann in die Lage versetzt ist. die Schiffe recht oft benützen zu können. Für die Dauer der großen Ferien sind außerdem noch besondere Ferienkarten, für 6 Wochen gültig, eingeführt. Wer also reist, um wirklich« Naturfchönheit in Muße genießen zu können, wer Auge und Herz erfreuen und stärken will, der durchfahre ein« Strecke, wie das landschaftlich so her vorragend« sächsisch-böhmische Elbetal, nur mit dem Schiff: er wird den Segen spüren und durch die wundervollsten Eindrücke belohnt werden. Die Sächsisch-Böhmisch« Dcimpfschiffahrts- Gesellschaft gibt auf Wunsch Taschenfahrpläne kostenlos ab, die über Fahrzeit, Fahrpreise. Abonnements, Eisenbahnanschlüsse und sonstiges Wissenswerte Ausschluß geben, sodaß jedwede Information mit Leichtigkeit zu erreichen ist. — Der Unterricht in der König I. Baugewerken schule beginnt am 1. Oktober. Anmeldungen werden bis zum 15. September von der Kassenvertvaltung der Baugewerckem'chule, Drrslden-A.. Antonsplatz 1, entgogengenommen. — Die Walderholungsstätte l (für Frauen «nd Mädchen), hinter dem Fffchhaus zwischen „Doppel-I!" und „alte Acht" gelegen, wird heute eröffnet. — In der Schvkvladen-Jabrik von Richard Selbmann, bier, feierten am 4. Juli der Packer Paul Benedir und am 7. Juli der Werkmeister Friedrich Lilie ihr 25 jähriges Arbeits-Jubiläum. — Vorgestern befanden sich die erste und zweite Knaben- klaffe der 34. Bezirksschule auf ihrem Sommercmsfluge im Saale des Gafthvses zu Weihig bei Rathen a. E. Plötzlich schlug der Blitz in den mit Hindern gefüllten Saal, sich am Kronleuchter und an den Wänden zerteilend, ohne jedoch zu zünden. Nur durch die Geistesgegenwart der beiden führen den Lchrer wurde bei der sofort ausbrechendcn Panik unter den Kindern weiteres Unglück verhütet, so daß niemand zu Schaden gekommen ist. — Im Naturtheater deS Vereins ,. Volks- wühl" gelangt heute. Sonntag, nachmittags 4 Uhr „Singvögel chen", Lieoerspiel in einem Akt von E- Jacobson. Musik von Th. Hauptner, sowie: „Die Zillerthalcr", Liederspiel in einem Akt von Nrßmüller. zur Aufführung. Regie: Herr Theaterdirektor Emil Cvnrad. — Vereinsnachrichten. Der Dresdner Männergesangverein unternimmt heute eine Picknick- Partie durch die Dresdner Heide nach dem Kurbad Langebrück. — Der Christliche Verein junger Männer ver- onstaltet heute nachmittag 3 Uhr im Garten des Wustlichschcn Gasthofs in Cossebaude sein erstes diesjähriges Sommcrfcst. — Der vereinigte Bezirks- und Bürgerverein der PirnaischenBorstadt unternimmt am 11. d. Mts^, nach mittags 2 Uhr, mittelst ExtraschiffcS einen Ausflug nach Nicder- poyritz. — Der Bauwlsscnschaftliche Verein Wotid" unternimmt heute nachmittag eine Exkursion mit Dame» nach dem Licht- und Luftkurbad „Bilz" in Niedere loßnitz; daran schließt sich «in Spaziergang nach der Grund- schauke im Lößnitzgrund. — Die Allgemeine Vereinigung Deutscher Buchhandlungsgc Hilfen, Ortsgruppe Dresden, veranstaltet am 10. d. Mts., abends 9 Uhr, im Viktoria- hauS «in« Rembrandt^Sedächtnis-Fcier, bei der Herr Buch händler Fritz Dalauen über dessen Leben und Werke Drechen "»ird. Mit dem Vortrag« ist eine Ausstellung der in Betracht RcmLvucht-Lheratnr vrrbundcp — Eine neue Art von «lumen 1 cyINuck hat Herr Hoflieferant Hugo B 0 rack an sei»«» in der Sceslraße gelegenen Geschäftshaus anbrlnaen lasse». Bor jedem der Schaufenster hängt eine geschmackvolle Ampel mit blühenden Blumen und grünen Blattpflanzen. Die hübsche Idee dürste jrdrnsalls bald Nach ahmung finde». — Die seit einigen Jahren bestehende P 0 lizeistunde für Landgemeinden und kleinere Städte des amtshauptmannschastlichen Bezirks Annaberg. die als ein AuSnnbmezusland drückend empfunden wurde, weil die Städte mit revidierter Städteordnung des Bezirks von der Polizeistunde ausgeschlossen blieben, ist von Amtshanptmann Freiherr» v. Welck unter Zustimmung des BczirksnnsschuffeS wieder aufgehoben worden. — Von der König!. Amlsbanptmannschaft werden an bedürftige Handwerker, Gewerbe treibende und Lehrer Beihilfe» zum Besuche der K u n st gewerbe-Ausstellung tu Dresden zur Ver fügung gestellt. — Dem Fabrikschmied Strubelt in Chemnitz war es vorgestern vergönnt, mit seiner Ehefrau das LOjähriae Ehejubiläum i» geistiger und körperlicher Frische zu begehen. Das Jubelpaar begab sich mittags in die Jalobikiiche, nur den kirchlichen Segen zu empfangen. Herr Pastor Eger überreichte dem Paar eine ihm von dem König Friedrich August verliehene Jubilüumsbibel. — Aus Anordnung der Slaatsanwaltschast Bautzen sand am Doimcrstag die Ausgrabung und Sektion der Leiche des am 25. Mai i» Hcrwiasdors verstorbenen Webers Ernst Lebcrccbt Hübner statt, weil Verdacht besteht, daß der Tod Hübners nicht aus natürliche Weise, sondern durch Vergütung erfolgt sei. — Das am Donnerstag nachmittag in der südlichen Lausitz äußerst heftig niedergehende Gewitter hat auch in der LöHauer Gegend infolge des dabei aus tretenden Hagelwetters großen Schaden airgerichlct. In den Fluren der Ortschaften Vischdorf, Her- wiasdorf, Wendischcunnersdorf, Roseichain und Dolgowitz fielen Schloße» in der Größe von Tauveneieru. Biel Ölst und Getreide ist vernichtet worden. Große Eismassen lagen noch am Freitag früh auf den Fluren. Auch in Leutersdorf und Oderwitz ist durch das Hagelwetter großer Schaden ent standen. — In Seif Hennersdorf wurde am Freitag nach- niittag infolge Blitzschlags der Dachstuhl des Hauses des Garten besitzers August Prasse eingeäjchert. — Eine Spende von 5000 Mark überwies eine Dame in Zwickau dem Sächsischen Taubstummenbuude zur Er bauung eines Heims für versorgungsbedürstige Taubstumme. — Der Vorstand der Tetschner Lagerhaus- Gesellschaft sieht sich anläßlich der auch von uns teilweise gebrachten Mitteilungen veranlaßt, zu erklären: „Es ist un wahr, daß die k. k. Staatsanwaltschaft in Lcitmeritz gegen den Vorstand der Tetschner Lagerhaus-Gesellschaft die Vorunter suchung wegen Betrugs und Veruntreuung cingclcitet hat. Es wurde lediglich die Aorriahme der entsprechenden Vorerhebungeu beantragt, weiche über jede Anzeige gepflogen werden müssen, um die nötigen Anhaltspunkte dafür zu erlangen, ob das Strafverfahren wider bestimmte Personen einacleitet. oder die Anzeige zurückgclegt werden soll. Ein Antrag der k. k. Staats anwaltschaft auf Einleitung der strafgerichllichcn Vorunter suchung gegen den Vorstand oder einzelne Mitglieder des Vor standes der Tetschner Lagerhaus-Gesellschaft liegt nicht vor und nachdem ein solcher Antrag nicht gestellt wurde, kann auch von der Einleitung einer itrafgerichtlicheu Untersuchung nicht die Rede sein. Wir bemerken, daß wir selbst bereits im März d. I. die Einleitung von Vorerhcbuugcn in der Lagerhaus-Angelegen heit beantragt haben, um Licht in die Sache zu bringen." — Schwurgericht. Wegen Meineids und Anstiftung zu diesem Verbrechen hatten sich zu vcraniwortcn der 1876 in Fischhausen a. Hardt geboren«, in Löbtau wohnende Schlaffer Friedrich Hermann Korinth, dessen Ehefrau Emilie Martha geb. Protze aus Hoshainersdors uno der 34jährige Reisende Friedrich Moritz Türke aus Naußlitz. Die Anklage ist durch Staatsanwalt Dr. Herzog vertreten; am Verieidigertische haben Platz genommen die Rechtsanwälte Dr. Knall, Stadtrat Müller v. Berncck und Dr. Üangheineken. Der Anklage liegt ein Hausklatsch zu Grunde. Die beschuldigten Eheleute Korinth wohnten im vergangenen Jahre in einem stark besetzten Miets- Hause der Stollestraße in Vorstadt Löbtau. Zwischen den zahl reichen Mietsparteien scheint nicht das beste Einvernehmen geherrscht zu haben. Insbesondere war Türke, der früher eben falls in demselben Grundstücke Wohnung genommen hatte, auf die Schloffersehcfrau Schellenberger, deren Ehemann in dem betreffenden Grundstücke die Aussicht als Hausmann führte, nickt sonderlich gut zu sprechen. Eines Tages, im Herbst vorigen Jahres, besuchte der inzwischen nach einem anderen Stadtviertel verzogene Türke die Eheleute Korinth in deren Wohnung. Der Besuch wurde gut ausgenommen und es entwickelte sich damals zwischen den heutigen Angeklagten eine recht animierte Stim- muiig. Gegen 11 Uhr abends trat Türke den Heimweg an und wurde von der Gastgeberin bis auf die Straße geleitet. In diesem Augenblicke wurde die Zeugin Schellenberger be merkbar. und Türke ließ sich zu einigen anzüglichen Bemer- kungen hinreißen. Tie Schellenberger mußte die Aeußerungen aus sich beziehen und strengte deshalb gegen T. die Beleidigungs klage an. Am 28. März d. I. standen sich die Parteien vor dem hiesigen Schöffengericht gegenüber. Ter Angeklagte Türke brachte zur Verhandlung, als Entlastungszeugen die Eheleute Korinth mit und diese beschworen, daß der Angeklagte mit den beleidigenden Aeußerungen nicht die Klägerin Schellenberger, sondern die verehelichte Korinth gemeint habe. Diese Auslage war unbedingt falsch; die Eheleute Korinth, insbesondere die Frau, hätten in dieser Richtung nicht ausgcsagt, wenn nicht der Angeklagte Türke als Treiber dahinter gestanden hätte. Die Ehefrau Korinth hat bereits in der Voruntersuchung ein Ge ständnis dahin abgelegt, daß sie durch ihre damaligeu Aussagen ihren Ehemann, der sich auch au den Schimpfereien beteiligt habe, aber auch den ihr befreundeten Türke vor Strafe schützen wollte. Da 14 Zeugen geladen sind, dauert die Verhandlung wieder bis in die Nachmittaasstunden. Staatsanwalt Dr. Herzog erblickt in dem Angeklagten Türke den geistigen Urheber der ganzen Mcineidsasfäre. Diesen Angeklagten werde die ganze Schwere des Gesetzes treffen müssen. Daß die (He- leutc Korinth einen Meineid geleistet habe», sei durch die Be- Weisausnahme vollständig sestgesieÜt. Die Geschworenen er kennen dahin: Tic Angeklagten Korinth und Türke sind nicht schuldig, dagegen ist die Ehefrau Korinth des Meineids für übersührt erachtet. Die beiden Männer wurden srcigesprochen, die Frau dagegen zu 1 Jahr Zuchthaus und 2 Jahren Ehr verlust verurteilt, auch dauernd für unfähig erklärt, als Zeugin oder Sachverständige eidlich vernommen zu werden. Der Ver urteilten rst 1 Monat Zuchthaus als verbüßt anzurcchnen. — Landgericht. Wegen unlauteren Wettbeilverbs hatte sich der 1881 in Weimar geborene Kaufmann Karl August Heinrich Krappe vor der 3. Strafkammer zu verantworte». Dem An- acklagtei: wurde zur Last gelegt, in der Zeit vom Dezember 1905 bis zum Januar 1906 das Kundcnvcrzeichnis einer Berliner Konkurrenzfirma, bei der er früher als Reisender in Stellung war, zur Vermittlung eigener Geschäfte mißbraucht zu lxibcn. Da sich der Schuldbeweis nicht erbringen ließ, erkannte das Gericht aus Freisprechung des Angeklagten. —-In geheimer Sitzung wurde der 1889 in Böhme» geborene Sattler und Tapezierer August Gibschick wegen Sittlichkeilsvcrbrecheiis nach 8 176,3 des Strafgesetzbuches zu 3 Monaten Gefängnis ver urteilt. — Die mehrfach vorbestrafte Zigaretteuarbeitcrin Anna Lina Rosa Hermann stahl von ihrer Arbeitsstelle nach und nach 60 Schachteln Zigaretten und schenkte sie ihrem Wohnunyslgebcr. dem Maurer Friedrich Max J-uvsch aus Frcibcrg. Die rück fällige Diebin erhält 6 Monate, Jursch als Hehler 6 Wochen Gesängnis. — Der Bautcchniker Johann Wilhelm August Hahn aus Dresden schädigte als Bauunternehmer hie hiesige Orls- krankenkasse um rund 60 Mark Versicherungsbeiträge. 75 Mark Geldstrafe oder 15 Tage Gefängnis sind die Folge. — Der ganz erheblich vorbestrafte Kaufmann Friedrich Franz Kräh aus Dresden erbrach am 13. Oktober 1905 in Radebeul in der Wöl>> nung einer Kantinenwirtin beim Besuch seiner damaligen Ge liebten ein Vertiko und stahl einen Geldbeutel mit 370 Mark Inhalt. Im Avril machte er gleicklgcitig die Bekanntschaft zweier Kellnerinnen und nahm bei de» gemeinsamen Spazier gängen der einen ein Portemonnaie mit 90 Mark Inhalt, der anderen ein Handtäschchen mit 40 Mark ab. Das Urteil lautet auf 6 Jahre Zuchthaus, 300 Mark Geldstrafe und 6 Jabre Ehrverlust. — Der Maurer Robert Geißler aus Rosenchal erntet 4 Monate Gefängnis, weil er als rücki ästiger Dieb seinem Quarticrwirt eine Taschenuhr mit Kette entwendete. — Der 1888 geborene Arbeiter Richard Bruno Kceutze und iein 1869 geborener Berussgenosse M»x Albert Deniidardl stahlen ge- meinst«» am 15. Mai ans einer hiesigen Cchaukwirischail eine» in Kupfer gearbeiteten Mänucrkops. Är. erntet 6. D 2 Wochen Gefängnis. TaneSneWchte. Die Kolonialassäre und die Stellung des Erbprinzen Holzenlslzc. Solange die Untersuchung der im Bereiche der Kolonialabtei» limg vorgekomnieiien Unregelmäßigkeiten in den Händen der Staatsanwaltschaft bezw. des Untersuchungsrichters ruht, wird man gut tun. alle Mitteilungen über ihren Verlaus mit Vorsicht anfznnehmen. Nur so viel läßt sich sage», daß, aller Wahrschein lichkeit nach, diese Untersuchung keine größeren Dimensionen an- iiehnien wird und viel Phantasie dorn gehört, um von ihr sensa tionelle Enthüllungen und eine Litt von dcntscheni Panaina- Skandnl zu erwarte». Falls die Schuld der zur Vekaiitwortung gezogenen subalternen Beamten erwiesen würde, dürften diese schwerer Strafe nicht entgehe». Es besteht nun aber durchaus nicht der vielfach behauptete direkte Zusammenhang zwischen dien:» Verschlungen und dem in Angriff genommenen Wechsel in den höheren Stellungen. Eine Reform der Kolonialableilung an Hnnvt und Gliedern war ja in Wirklichkeit längst, ehe sie in Parlament und Presse verlangt wurde, an de» maßgebenden Stellen als notwendig erkannt und geplant. Und zwar von dem Augenblicke ab. als sich die Dringlichkeit erwies, niit dem System Stuebel zu brechen, d. h. seit mehr als einem Jahre. — Immer schwieriger gestaltet sich die Stellung des Erb- Pirnzcn zu H 0 l, e» l 0 h e - L a n g e » b u r g Auf der einen Seite hat man ihm die selbständige» Machtmittel verweigert, die ihm ein gründliches, die Atmosphäre reinigendes Eingreifen gestattet hätten, wie es ohne Zweifel seinen persönlichen Wünschen entsprechen würde. Er ist nnb bleibt immer noch nicht mehr als ein dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes untergeordneter, unselbständiger Ableitungs-Dirigent. Auf der aiideren Seite aber sicht er sich für die vor seiner Zeit vorgesallenen Inkorrektheiten, und auch gerade dafür vernirtwvrllich gemacht, daß nicht schneller deren Wiederkehr gründlich vorgebeugt wird. Da ist es eine Pflicht der Gerechtigkeit, die selbstlose »nd Patriotische Gesinnung niizuerkenne». mit der der Erbprinz die Unzuträgllchkeitcir seiner interimistische» Position hinnimmt. Mancher andere, besten gutem Willen sich so vielseitige Hindernisse irr de» Weg stellte», hätte sicherlich weniger Geduld und Ausdauer an den Tag gelegt, zu mal wen» er sich der gleichen Unabhängigkeit, nach sträng und Vermögen, erfreute, wie der Prinz zu Hohenlohe. Seine jetzige Ruhe gegenüber den mannigfachen Versuchen, ihm die neue Stellring zu verleiden, zeigt ihn als treuen Schüler seines frühe ren Vorgesetzten in London, des verewigten Botschafters Grasen Hatzfeldt, den Bismarck sein „bestes Pferd im Stall" zu nenne» pflegte. Eine der wichtigsten Diplomatenregeln ist eben, sich nicht verblüffen zu lasten, denn ..tout arrivv L point ü qui «ait sttsnärest Ter Erbprinz Hohenlohe sitzt an einem längeren Hebelarme als seine Gegner und wird daher, sobald die in der Aera Stuebel ver dorbenen Beamten durch andere ersetzt sein werden, der außerhali seil,es Ressorts gegen ihn gesponnenen Intrigen sicherlich uock Herr werden. Ein süddeutsches Blatt läßt sich aus Berlin mittetlen, daß der Reichskanzler hinsichtlich der peinlichen Vorkommnisse in der Koloinalabtcilnng weitere Untersuchungen cmgeordnet hat, und zwar ohne Rücksicht auf Persönlichkeit und Stellung. Es soll kein Mittel unversucht bleiben, um reinen Tisch in der Kolonialver- waltnng zu schassen. Selbst wo es sich nur um Inkorrektheiten, um Nachlässigkeiten und Versehen handelt, wo also mala Löss ausgeschlossen ist, wie dies sür die Fälle Tcsch, Fleck, Wörmcmn- Fonds gelten darf, soll eingcschritten iverden, um volle Klarheit und Sicherheit für die Zukunft zu schaffen. Es sind also jetzt vier Untersuchungen im G a n a e. 1. Das Ermittlungs verfahren gegen die pflichtvergessenen Beamten, die unter Bruch der Amtsverschwiegenheit geheime Aktenstücke an die Oessentlichkeit gebracht haben; hier walten Untersuchungsrichter und Staatsanwalt ihres Amtes. Vernehmungen und Haussuchun gen haben stottgefunden. Näheres ist begreiflicherweise nicht bekannt. 2. Das vom Gouverneur von Prrttkamer gegen sich beantragte Disziplinarverfahren, das von der Regierung eiu- gelcitet worden ist und vor der zuständigen Disziplinarkammer geführt wird. 3. Die gerichtliche Klage gegen den „Anzeiger rm Oberland" wegen eines mit L. gezeichneten Artikels, als dessen Verfasser allgemein in der Presse der Abg. Erz beiger genannt wird. 4. Die interne Untersuchung in der Kolonial- abteilung wegen der oben angeführten Fälle. Deutsches Reich. Der Kaiser hörte vorgestern in Benzen »och die Vorträge des Chefs des Militärkabinelts und des Ver treters des Auswärtige» Amtes. Zur Abendtasel hatten der Eigentümer einer in Bergen liegenden französischen Dcimpsjacht Vir. Meiner nebst Familie, sowre die Offiziere der Begleitschiffe der „Hamburg" Einladungen erhalten. Gestern vormittag 11 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Drontheim, wo die Ankunft heute nach mittag zwischen 2 und 3 Uhr stattfinden wird. An Bord olles wohl. Anläßlich der Geburt deS H 0 h e n z oll er» p ri nz e n hat der Senat zu Bremen an den Kaiser und an den Kronprinzen folgende Glückwunschdepeschcn gesandt: „Seine Majestät dem Kaiser. Berlin, Schloß. Freudig-bewegt durch die Nachricht von der Geburt eines Sohnes Seiner Kaiser lichen Hoheit des Kronprinzen, spricht der Senat Eurer Majestät die ehrfurchtsvollsten Glückwünsche zu diesem für die Zukunft des- Deutschen Reiches so hochbedeutsainen Ereignis aus. Der Prä sident des Senats, Balkhausen. Seiner Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen, Potsdam. Eurer Kaiserlichen Hoheit spricht der Senat zu der glücklichen Geburt eines Sohnes die ehrerbietigste» Glückwünsche aus. Möge Gottes Segen zum Heile des Reiches auf diesem Prinzen ruhe». Der Präsident des Senats, Bark- Hausen." — Darauf traf vom Kaiser am Freitag folgendes Antworttelegmmm ein: „Senat der Freien Stadt Bremen, Bremen. Eure Magnisieenz bitte Ich, dem Senat der Freien Lckadt Bremen Meinen nusrichtigen Dank für die freundlichen Wünsche anläßlich der Geburt Meines Enkels zu übermitteln. Wilhelm." — Auch die Handclskaminer zu Berlin hat a» den Kaiser, sowie an den Kronprinzen Glückwunschtelegramme gesandt. Die Depesche an den Kaiser lautet: „Ew. Majestät Pricht anläßlich der Geburt deS ersten Enlels, des dercinsligcn Thronerbe», die Handelskammer zu Berlin ehrerbietigste Glück wünsche: aus. Dankbar des kräftigen Schutzes und der lebhaften Förderung durch Ew. Majestät weitschauendc Fürsorge gedenkend, erblicken wir in dcni Blühen des Herrscherhauses von Geschlecht zu Geschlecht die Gewähr dauernden Friedens und fortschreitender Entwicklung von Handel und Industrie, Tie Handelskammer zu Berlin, Louis Ravens." —Tie Londoner „TimcS" bringt nach stehende Betrachtung zu dem freudigen Ereignisse in Potsdam: „Die Familienbaiide, durch die die königlichen Häuser von Preußen und Großbritannien vereinigt werden, sind so enge, daß die Be völkerung Englands von Herzen in den Glückwunsch des deutschen Volkes an de» Kaiser Wilhelm zur Geburt des ersten Enkelkindes, des zukünftigen Thronerben Preußens und des Deutschen Reiches und des Großneffen unseres eigenen Königs Edward, eiiistiinmen wird. Das große Hans Hvhenzollern, das jüngste (?) und bereits eines der hervorragendste» der regierenden .Häuser Europas, ist wieder einmal durch drei lebende Generationen vertreten; da Kaiser Wilhelm erst 47 Jahre alt ist, kann er wohl dem Tage entgegensetzen, wo er, wie sein verehrungswürdiger Großvater Kaiser Wilhelm 1., auch noch eine vierte Generation ani Fuße des Thrones in der Wiege sehen wird. In Berlin, wo die junge Kronprinzessin sich ganz die Herzen des Volkes gewonnen hat und ihre eigene Popularität derjenige» hinznsiigte, deren sich der Kronprinz selbst stets erfreute, herrscht großer Jubel. Nicht weniger aufrichtig, wenn auch von weniger persönlichem Charakter, wrrd die Freude in anderen Teilen des Deutschen Rriches.scin, wo die Mitglieder der kaiserlichen Familie nicht so gut bekannt sind, wie in der Reichs- und Residenzstadt an der Spree. Wie auch dieser oder jener Teil der deutschen Nation politisch empfinden mag, wenige werden sich der Anerkennung des hervorragenden Anteils entziehen können, den die Hohcnzolleriidynastie an der Schaffung des »ivderncn Deutschlands gehabt hat." In Sachen der B e t r i e l> s »1 i t t e l a e m« i n s cha f t bat der preußisch« Minister der öffentlichen Arbeiten Breiten- doch, wie der „Münch. Mg. Ztg." mitgcteilt wird, die Ans- ordcituua einer Deukjchrist MigLordiull, ul wist Her dr« Nachrichten. -re. 185. Seit« ». Somttag. 8. Juli Ivo«
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