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Dresdner Nachrichten : 15.12.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186712151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18671215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18671215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1867
-
Monat
1867-12
- Tag 1867-12-15
-
Monat
1867-12
-
Jahr
1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.12.1867
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t»» D«d«t»?), hätte «m 300,060 Franc» eingestrichen, weil ei schm» längst von seiner alten S.öße herafg-sunken und für alle Regie,ungen zu haben sei; ein dritte« Blatt, besten Be stehen vom Jahre I85S batikt (Opinion nationale), wäre mit 150,000 Franc» abgefunden worden, da e» ohnedies stet« vtenstbereit sei, wenn e» sich darum handle, einer katholischen Stntion wehe zu lhun; ein vierte«, noch jüngere« Blatt, wel che» eben so bei der Hand ist, die Harmlosen finanziell oder politisch zu plündern hier schwanken die Vermuthungen zwi schen „Avenir nationale ' und „Revue covtemporaine" wäre auf 100,000 Francs tox'rt worden, und ein fünfte», welche« eben den Eigenthüm« und Chef.Redakteur wechselte (Liberte?), hätte 250,000 Francs empfangen. Die Verlesung dieser Cor- responbmz dvrch Herrn v. Keroeguen erfolgte unter häufigem Gelächter der Rechten und stürmischen Protesten der Herren Sueroult und Havin. Herr v. Kerveguen bemerkt auSdrück-- l ch, daß er jede Solidarität mit dem vei lesenea Artikel zurück- weise. Berry« verlangt im Interesse der Würde des HauseS sofortigen Schluß der Debatte Ollivier erinnert daran, daß diese Verläumdungen schon einmal von dem „Journal de De- batS" in das rechte Licht gestellt worden wüten; auch er pro- testirt gegen die Entweihung der Tribüne durch eine so schäm- to<e Tenunc-'auon. Schluß der Deb-rite wiid angenommen. In diesem Augenblicke verläßt Gueroult seinen Platz, geht auf Herrn v. Kerveguen zu unv interpellirt denselben mit Lebhaf tigkeit. (Andere versichern, er hätte den Vicomle insultirt.) Mehrere Mitglieder treten dazwischen; andere verlangen den Ordnungsruf. Präsident Schneider Herr Gwroult, durch Ihre Haltung entfernen Sie sich von den der Versammlung schul digen Rücksichten; ich rufe Sie zur Ordnung. (Lebhafte Zu stimmung auf vielen Bänken.' Jules Favre: Den Vcrläum- der hätte man zur Ordnung rufen müssen. Pelletan: Wenn man solche Verläumdungen auf die Tribüne bringt, so muß man auch den Muth haben, sie zu vertreten. Die Ruhe stellt sich nur langsam wieder her. London, Freitag, 13. December, Nachts. Mehrere Häuser neben dem Clerkenwell-Gefängniß wurden heute Nach mittag durch Fenier behufs Befreiung ihres Häuptlings Burke in die Luft gesprengt. Ein mit Pulver gefülltes Faß war nämlich durch drei Individuen an die Gesängnißmauer ange- lehät und dann angezündet worden. Die Erplcsion tödtete 3 und verwundete 3u Personen. Tie Gesängnißmauer wurde durch dieselbe theilweiie zerstört, das Gebäude aber ist unver sehrt geblieben; dagegen sind zwölf armselige Nachbarhäuser kingestürzt. Traucrproceisionen sür die in Manchester Hin gerichteten Fenier, welche in Leeds, Liverpool, Clomnel, Mallow und Oueenclown stattftnden sollten, sind verboten worden. (Dr. I.) Königliches Hoftheater. k. 8. Herrn v. Lewan, früherem Mitglieds des königlich hanvöoerschen HofthcaterS, jetzt nur noch einem Offerier von der theatralischen Armee, ging bei seinem Auftreten, welches am Freitag im „Vetter" geschah, ein günstiger Ruf voraus. Der Gast verstans es, diese gute Meinung sich zu erhalten, und der wiederholte Hervorruf am Schlüsse jeden Actes zeigte ein wachsendes Interesse des Publikums an seinen Leistungen. Der „Vetter" ist bekanntlich eins der besten Lustspiele des unerschöpflichen Lenekn'r, Im „Vetter" führt der Dichter den Zuschauer gleichsam in seine Werkstatt, alle die Requisiten stücke, mit denen er arbeitet: verwechselte Briefe, gestörte Stelldichein, Verstecken spiel und Mißverständnisse aller Art, breitet er aus. Sie bewirken einzelne, oder in verschieden artiger Zusammenstellung eine Reihe ergötzlicher Scenen, und wenn der Vorhang füllt, hat sich des Publikums eine frohe Stimmung und behagliche Laune bemächtigt, die am besten sogt, daß die Absicht des Lustspi'.ldichters gelungen ist. Den „Vetter" — den Gcmeinnamen Siegel hört er nicht gern nennen — spielte der Gast, Herr v. Lsman, mit bester Laune. Ein erschöpfendes Urtheil wird sich erst nach weiteren Rollen fällen lassen, aber nach diesem „Vetter" scheint Herr v. Lcman nicht der letzte Vertreter im Fache der Charakterkomiker zu sein. Dieses Factotum einer ganzen Familie, der unfreiwillige Mittelpunkt einer Reihe von Jntriguen, diese gutmüthige, allwaltende und Alles verwirrende Vorsicht des Gärtncttchen Hauses wußte er mit hundert kleinen Zügen dem Zuschauer näher zu rücken, daß derselbe ihn ordentlich lieb gewann und es begreiflich fand, wie alle Mitglieder einer zahlreichen Familie gerade ihm ihre Geheimnisse anzuvertrauen geneigt sind, obwohl sie seine sich «erschnappende Redseligkeit kennen müssen. Zu beklagen bleibt, daß Herr von Leman mitunter eine etwas nach der Posse schmeckende Motivirung anzuwenden liebt. Tis sonst Betheiligten gruppirten sich um den Letter in erfreulichster Weise: Fiäulein Langenhaun als sinnige Haushälterin, der gegen Andere etwas strenge, selbst aber etwas lüsterne Groß händler des Herrn Winger. der ernste Grundton und die männliche Würde im Ernst Herr Koberstein, die Launcnhaf- ttgkeit der Pa'Aine (Fräulein Wolfs.. Herr Senger fand sich '»it seinem Buchheim recht leidlich ab, bei dem Wilhelm der Fiäulein Guinand hätte man etwas mehr jungenhaftes Räkeln wünschen können. Anstatt eines Hutes hätte sie eine flotte Gymnasiastenmütze tragen sollen, auch das roia Shlipschen war etwas zu z wperlrch. Endlich sei noch der Vollständigkeit halber der kleinen Rolle des Bedienten (Herr Röder) vorthe l- h«ft gedacht. Briefkasten. — Brief von N. N. in Meißen, folgenden Inhalts: »Tie Sprengung der Meißner Ewbräcke erschien vor der i-nIunilLOO ein- gelretenen Occuvaüon Sachsens als eine strategische Nothwcndigkeit und ohne Zweifel hatte das lönigl. Ministerium die Absicht, unserer allen, historisch interessanten Stadt eine, den Verkehrsverhältnissen und dem Schönheitssinn cnijprechendc Brüche in ihrer Wiederherstellung beschossen zu wollen. Ein Vergleich aber zwischen der früheren Elb brüche und der nun beendigten eisernen Gitterbrüche, deren Zweckmäßiq- reu der Construclion, deren große Tragsühigkeit und andere hervor ragende technische Eigcnschaslcn wir nicht anzweiscln wollen, läßt auch dem weniger gebiloclc» Auge eilumen, daß diesem Eisenbau nicht nur ,7v.s Vcisländniß der Aestbctik ab, chk, sondern gewährt auch den Passanten weder de» Vouh.il. die reizenden Umgebungen des so freund lich gegenüber gelegenen Meißens bewund.rn zu tonnen, noch wenig.r erlaubt der genau in der.Aug-nli,^ licetAid,' von mindestens 15 Zoll Stärke, die auf der entgegengesetzten Seite palsirenden Fußgänger sehen zu können. Da« aus der «tromscite an gebrachte eiserne Geländer aber erscheint neben der massenhaften Be schaffenheit der Bitterträger von solcher Schwäche, daß dem Vorüber gehenden ein zaghaftes Gefühl beschleicht, sich diesem Geländer anver- trauen zu müssen. Was ist Ihre Ansicht hierüber?" — Als wir ver gangenen Sommer mit noch einige» Freunden der vaterländischen Ge schichte und Archäologie da« an histonschen Erinnerungen so reiche Meiden besuchten und beim Anblick der alten gothischen Albrechtsdurg, des würdigen Domes und der Residenz der sonst so mächtigen Bischöfe zu Meißen sich so manche Gefühle äußerten, wurden wir allerdings Itirk aus den Träumen gerissen, da wir zu diesen prachtvollen Bau denkmälern de« Mittelalters nur durch eine eiserne Gasse der neucst-n Eonstruclion gelangen konnten. Darum, Ihr guten Meißner, be herzige! bei Euren Klagen das einst so veryängnißvolle Wort: trog t,ra in seiner vollsten Bedeutung und spült Euren Aerger mit einem Glas Schieler hinunter, denn die Brücke ist fertig »nd bleibt stehen. — «ries von O. L hier, folgenden Inhaltes: .In der Flur des Hauses auf der Hauptstraße, wo sich die Postexpedilion Nr. 0 be findet. streicht säst immer in Folge von dein mangelhasten Abschlüsse des HoseS ein solcher Zugwind, wie ihn gesunde, noch weniger schwächliche Personen, am allerwenigsten aber zahlende und eiiipsangeiide Kassenscheine nicht verirngcn können. Möchte dieser llebclstand >m Interesse der Herren Postbeamten wie des Publikums rechl bald be seiliist »erden. Für Leute, welche osl lange warten müssen, wie dies meist vor dem Schluß der Post geschieht, ist dies der Gesundheit sehr aesälirlich und sammlliehe Neustädler bitten um Ausnahme dieser Be schwerde in den Briefkasten der Dresdner Nachrichten " — Wenn sümmlliche Neustädter bitten, ungeiahr 00.000 Ztöpse, so können wir freilich nicht zurüekbleib.n. Deshalb bitten wir daS hohe Postamt, den Hos abzuschüeßen, damit sich daS Publikum nicht erkältet und da selbst in Folge des steten Zugwindes die .'tassenbillelS sernerhin nicht mehr Polka tanzen. — Anonymus, hier. Pries mit Gedicht: .Der bleierne Amor". — Höchst drollig. Soll Verwendung finden. — Pries von N, welcher die Masseneinkäuse der Tabaks- sabrikate von Seiten der österreichische» Regierung betrifft. Es heißt darin: .Der Maffeneinkaus ist nicht als Grund einer größeren Billig keit ,ii betrachten, da auch die zollvereinSiiiländischen Tabakshändler und Fabrikanten sich diese Portheile veischassen können. Im klebrigen sind die Verhältnisse sür die kaiserliche Manusactnr sehr ungünstig, denn der Einfuhrzoll sür Rohlabate beträgt im Zollverein nur -1 Thlr. pro Lenlner, lstngcgen sür verarbeitete Tabake, als Ligarren :c„ 20 Thlr. pro Eentner. Mithin kommt der österreichischen Manusactnr der Eentner Eigarren 16 Thlr,, auss Tausend ungefähr 2' .-Thlr lheurer '.u sichen, als den zoUvereinSinIandischen Fabrikanten." — Ein zweiter Bncs aus Prag, der uns in dieser Angelegenheit zulomint. will wissen, daß die oben angedentcte österreichische Tabaksniederlage dem Hause Rothschild gehöre, daS solche als Iheilweise Deckung einer Schuld em pfangen habe. Ob dies Wahrheit, wissen wir nicht. In Eigarren- sackien konnte man aber zu dem Hause Rolbschiid Vertrauen haben, da es bekanntlich gute Einlagen hat und schon osl in Verwickelungen als Deckblatt gedient hat, — Pries von einem Anonymus mil der Drohung, uns das Fell zu gerben, weil wir eine .Anungksc" ausgenommen, wo der Hokerei mit Semmeln gedacht und das Wort .Bildchen" vorgekom- nien fei. LetzteeeS Wort passe nicht für euie Rest:e»z wie Dresden, eben so wie Kokerei mit Semni ln !C. — Warum denn nicht " Soll man vielleicht sagen: Semmel-Spedileur. DreiertzröSchen Eominisfionär oder ^Päckerweißivaaren- VermitkelungS - Agentur? O Pries von Lp...- worin Folgendes zu lesen: „Ter Führ knecht Friedrich August Suitscki zu Uebigau rettete bekanntlich vorigen Monat bei Nacht und Nebel eine alte, 70jährige, lebensmüde Frau mit Gesakr »eines Lebens aus den Flulhen der Elbe, die, wie ^edcr weiß gerade unterbalb der kkebiganer Restauration eine große sieie lind gewallige Strömung hat. S.uitsch, der blos ein gesundes Auge hat. indem das andere unter Verband liegt, stürzte sich nach gehörtem Hilferuf mit voller Belleidung in die Fluth : die Rettung war schwer, aber sie gelang, und dafür bal man ihm drei T Haler ans zahlen lassen. Sonderbar, wie boch die Aufopferung eines Menschen lebens von gewisser Seite manchmal berechnet wird. Kann die Re- daelion hier nicht ein Wort reden?' — Vor der Hand wollen wir Lesung reden lassen: dieser sagt in seinem Nathan der Weise: „ES ist der Tempelberren Pflicht, dein Ersten, Dem Pest.» belnispringen, dessen Nolh Sie sehen/' — Nun ist zwar der gute Ouilsch zu Uebigau kein Tempelherr, son der» nur Fährkneckil: seine edle Thal aber stempelt ihn dazu, und daS schöne Bewußtsein, ein Menschenleben gerettet zu haben, wiegt die drei " Haler zehnfach aus. — Pries auS Pulsnitz von Ernst Kr„ E. Sch. und L. B. Wünschen Auskunft, woher daS Wort „Scat" stamme? Jedenfalls auS dem Griechischen, SkaloS, der Koth, weil man nämlich im Kartem'mel die Seaiblätler wie nichtsnutzig weglegen, mit besseren Plättern vertauschen darf. Vergessenheit, daher auch die Redensart: „Einen in den Seat legen." --- „Ein Laulgewordener" beklagt sich in seiner Zuschrift, daß sich in D reSd n Leute vorsändcn, die bei öisenilichen Eoncerlen sich aui alle eldcnkliche Art einschmuggellen »nd somit das Musikchor um das Emlrillsgeld brächten. Es heißt in dem Priese: „Besonders zeigt sich das Peisulediücken auch in Sälen, ivo Tafelmusik in Gesell schaften stattgesunden: wenn der Einsammlcr mil dem Notenblatt kommt, verlassen sie ihren Sitz, sprechen zum Schein mit einem cnt- sernl stehenden Gast, oder Ibun, als wenn sic einmal hinaus gehen müßten." — Nach unterer Ansicht Hilst hier weiter nichts, als: Aus- passen! und jeden aus eine Eoneertgroschen-Nordpoldurchsahrl-Ent- deelungSreise ausgehenden Lappländer anzuhalten, ihm den Marsch zu blasen, und wenn er nicht zahlt, ganz gehörig die Wahrheit zu geigen > -- Stadtvoslbriej. „Ter bedrängte A. D." In dieser ache können wir Nicht« lbun, wenn nicht der reiche Anverwandte hilft. Ein Sprüchwori sagt: „Wo Geld ist, da ist der Teufel: wo kcinS ist, da ist er zweimal." Abonnenten aus der Neustadt tragen an, weshalb der vercbrlc Herr DmconuS Sleinbach nur immer früh 6 oder Mittags 12 Uhr vrcdlgc, höchst selten aber Vormittags halb 0 Uhr " — Wir mischen uns ungern in kirchliche Dinge, aber- Jedem das Seine! Die Kirchengeher früh um 6 und Mittags 12 Uhr wollen auch eine gute Predigt hören, deshalb keine Veränderung. Schiller sagt: „Ein ,eder Wechsel schreckt den Glücklichen!" ^ Pries aus Frankenbcrg, von etlichen Abonnenten, fol genden Inhalts: „In einem hiesigen, am Sonntag vor acht Tagen ausgcsührten besseren Eoncerte, wo ein anständiges Publikum verkehrte, setzten sich einige junge Leute mitten in den Eoncerlsaal und singen an Karte zu ipielcu: ,finge Leute, die aus Achtung Anspruch machen, hier aber Mißachtung deS Publikums wie der Musik an den Tag leg ten. Wie würden Sic den Veranstalter dieser Kartcnunterhaltung nennen?" — Es komm! daraus an, waS es sür ein Spiel gewesen. Jedenfalls Schaskovs. * Die dickste Frau in Paris, Mad. Elisabeth Vcroniqus Montrouge, ist im 47. Jahre gestorben; sie wog 257 Kilogr. (514 Zollpfund). Im Jahre 18i8 schrick sie an die Nationalversammlung: „Bürgerpräsident! Ich bin eine schöne Frau, bin 27 Jahre alt, bin 5 Fuß 6 Zoll groß und wiege 200 Kilogramm. Ich wünsche die Göttin der Freiheit bei dem nächsten Nationalste darzustellen; ich bin überzeugt, daß dieselbe durch keine andere Person von einer so voriheil- hasten Seile gezeigt werden kann wie durch mich." Leider sollte der dicken Frau dieser Wunsch nicht gewährt sein, denn das Nationalsest kam nicht zu Stande. * Die Baronin Ebergenyi. Ueber das Benehmen ia ihr« Zelle sekr ruhigsund wortkarg ist, wo ihr zwei Zrls lengrnossinnen beigegeben worden sind, dagegen während de» Spaziergänge» im Hofraume de« Landgericht« sich sehr unge. zwunaen benimmt, gleichsam wie ein Kind herumhüpst und mit Schneeballen um sich wirft. Auf die Frage eine» Aust« sehn«, ob sie sich nicht etwa gar im Schnee walzen möchte, entgegnete sie in frivolem Tone: „Wenn'» Ihnen Vergnügen macht, so thu ich'» gleich", und sie machte thatsächlich Miene, sich auf einen Schneehaufen zu werfen. Ihre heitere Stim mung hat die Ebergenyi überhaupt bi« zur Stunde noch nicht eingebüßt, und nur wenn sie zum Verhöre gerufen wird, nimmt sie »ine ernste Miene an. Auch dem Untersuchungs richter gegenüber war sie noch wenig aufrichtig, sie machte nur Zugeständnisse, wenn die Thalsachen offen gegen sie sprachen. Freilich häufen sich von Tag zu Lag diese Zugeständnisse und sollen dicselben von der Art sein, daß sie fast einem Geständ nisse der verruchten That glcichkommcn. * Physik und Liebe. Ein Volksschullehrer, welch« der physikalischen Wissenschaft mit besonderer Vorliebe huldigte, war in die nicht niehr ungewöhnliche Lag« gekommen, sein Herz an ein holvseliges Mägdelein zu verlieren, waS zur Fclge hatte, daß seine Fälschungen auf dem Gebiete der Physik eine U, terbrechung erfuhren, d ß se ne Appuate v rsiaudten und daß die vou saueren Ersparnissen ang-schaffte Bibliothek sich einer besonderen Vernachlässigung zu erfreuen hatte. Die von unserem Lehrer bisher so schmerzlich empfundene Lücke in sei ner Sammlung physikalischer Instrumente und Apparate, dcr Mangel einer Estktrisir Maschine, schien durch das neunwachte Gefühl der Liebe bereits vcllständig auSgesüllt, und schon stand dcr Bildner der Jugend im Begriffe, seine Ersparnisse zur Anschaffung von WinhschaftSgegenständen für seine zukünftige Haushaltung zu rerwenden, und auf die Interpellationen seso n« Freunde antwortete er, daß >r zwischen dem Ankauf eimr Elektrisir Maschine und dem Heirathen bisher noch geschwankt; daß er sich nunmehr aber für letzteres entschieden habe. D« trat ein eigenthümlichcr Zwischcnfall cin. Von einem Bekann ten eingeladen, mit ihm die Re.se nach Paris zum Besuche der Industrieausstellung zu unternehmen, konnte er dies« Ein ladung nicht widerstehen, und so betrat tnr schulmeisterliche Fuß eines schönen Morgens daS MarSfeld und den Au»-- stellungö-Palast. Und hier war cS, wo in dem Innern unsere» Lehrers eine gewaltige Reaction vsr sich ging. Hier sah « sie, nach der er in früherer Z-it so heißes Verlangen getragen, sie, deren Nichtbesitz ihm so manchen Kumm«, so manche schlaflose Nacht benitet, sür die er seiner Zeit Jahre seine» Lebens mit Freuden dahingegcben hätte, sie, die mit den Attributen der höchsten Vollendung ausgestattete— Elektrisir- Maschine. Die Leidenschaft für sie, welche bereits entschlum mert schien, erwachte mit aller Kraft von Neuem, und je mehr sie wuchs, desto lauer wurde da« Gefühl der Liebe, und al» unser Lehrer seine Schritte wies« heimwärts lenkte, führte er sie mit sich — die Elektrisir-Maschine, auf deren Akquisition « die für seine Wirthlchaftseinrichtung bestimmte Summe ver wendet halte. Glücklicherweise ist der Sieg der Physik üb« die Liebe nicht die Ursache eines gebrochenen Herzens geworden, denn einer der letzten Tage flocht der betreffenden jungen Dame die bräutliche Myrthe ins Haas. * Genua. E.n zu den Briganten übergegangcn« De serteur wurde gefangen und in einem Orte de« Süden» zum Tode vnurtheilt. D« Delinquent erhielt fünf Schüsse und noch einen Gnadenschuß, woraus er regungslos im Graben lag. Der Todtengräber ließ den „Leichnam" liegen; derselbe war aber nicht todt und kam während der Nacht so weit zu sich, daß er den Kirchhof verlassen uns sich selbst dem Polizei» delegirten stellen konnte. Nun streiten sich Kriegs- und Justiz ministerium um den Wiebererstandenen, der wahrscheinlich be gnadigt werden wird. Derselbe befindet sich den Umständen gemäß wohl und hat Hoffnung, sogar den am meisten zn- schosscnen Arm geheilt zu sehen. * Zu Untergalle in Ungarn wurde vsr einigen Woche» ein kurz vorher zur Erde bestattetes Illjähriges Baucrnmäd» chen in dec Nacht ausgegraben, der Sarg aufgebrochen und die Leiche aller Kleidung, sogar dcL Hemdes, nicht minder ihres schönen und langen Haares, das sie hatte, beraubt. Ganz nackt, frei daliegend, wurde die Arme am Morgen, zum größ ten Entsetzen Aller, von den Einwohnern de« Orte« gefunden und, mit frischen Kleidern versehen, in ihrem alten Grabe wieder zur Ruhe gebracht. * Neue Erfindung. Ein jung« Mensch Namen» Franklin, 13 Jahr alt, hat, wie daS englische „MechanicS- Magazine" berichtet, rine ganz neue unv dabü überaus ein fache Weise erfunden, um ohne Condrnsirung ein Vacuum hervorzubringen, in Folge wovon gcradezu die Halst; von dem biSh« für die im Betriebe befindlichen Dampfmaschinen be- nöthiaten Feuerungimakerial erspart würde. Freunde der Tanzkunst, sowie Alle, welche den Tanzuntcrricht nach einer leichtfaßlicheu Methode elegant und salonmäßig erlernen wollen, erlaube iöh mir auf einen neuen, Anfang Januar beginnenden CursuS ganz ergebenst eivzulaven. Meine hierzu auf das Eleganteste eingerichteten Locali- tät.n, sowie die außeroroentlihe Zrttriedenheit meiner früh««» Schüler und Schülerinnen lassen mich auch diesmal auf rege Theilnahme hoffen. Indem ich Anmeldungen jederzeit in mein« Wohnung A>r. V Mr. U entgegen nehme, bitte ich solche recht bald bewerkstelligen zu wollen und zeichne Hochachtungsvoll Lehrer der Tanzlunst. irrv«<K. n. NUsäinSsr 8tr. 28, leiht jede Summe aus WaarkN u. Pfänder all« Art, Ge--
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