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Dresdner Nachrichten : 28.07.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187707285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770728
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-07
- Tag 1877-07-28
-
Monat
1877-07
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.07.1877
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Nr. SVS WSW Alltel. rru«»t« ,«Il,U 32000 »tti. Fük dl, laudier vianuskei»«, »u»t sich dl« «ednctt», nicht »erdlodliq. Inlerateu-Annadm, «ut- »Lr»- LaalenN«»« und vaglerittHamburg, Ber lin, wie«, Lei»,,,. Balel, «ie«lau, Nranlsuit a. M, — «ud. I»«N, ln «er»», «elptta. Ml»n. vamdurg. Nranksurt a. M., Müu» che«. — Laud« » S«. ln granllurt a. M. — Ä». Voigt ln llhtmnitz.— liaeu», l.»ai«e, IlaUI«» ck l.a. in Pani. somuveiw» ven 28. Juli. Tageblatt für Wlitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. Börsenbericht und Iremdentiste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Kltpsch L Rcichardt in Dresden. Derantw. Nedacleur: Fr. Goe-sche in Dresden «««int« »erde» »»«che ,i» dl»»».» Nd, ,n,'N»mm-,,S»n»l«,t »,»Mtlt„» »» Uhr. I» Ileulladl: aeo», »l,ll«r. „,»e d bi« Nachm. 4 Uhr. — Der Raum eln«r «in» I»L»i,-il Peli»«ell, »»Ile« »d PI»e. «t>n,'I»n»t d» Zell, llv Pt»e. Eine Garanlle Illr dal » ächIItä «> »e Eriche,»«» »er Lnieral« wird »tchl »e «eb«». «utwartlze »nnoneen» lllulieoue von un» und«, kannl!» ginnen und Per» Ionen lnsenren wi, nur gegen Pränumerand»» Zalllu»« durch «ries» marlen oder Poilelniad- lung. Acht Silben loileu IL PIg«. Jnierale Ihr dl» Moniog« - Nummer «der «ach einem Ielilag« dl« Pelilikiic P,„, XXA. Jahrgang. NMMWMDW Für das Feuilleton: Lnrlrrtk Ätttredactenr: LLiaill Lttsro^. Dresden, 1877. Für die Monate Anglist nnd September werden Abonnements ans die „Dresdner Nachrichten" in der Expedition» Marienstratze Nr. LS, zu I Mark -S Psfl., sowie sitr auswärts bet den Postämtern zn t Mark 8S Psg. angenommen. Politisches. Ungewöhnlich lehrreich ist der Eiscnbahnausstand, von welchem die Nordamerikanische Union heinigcsucht wird. So dürftig im Ganzen die Kabeltelegramme über Ursache, Entstehung, Verbreitung und Unterdrückungsmaßregeln berichten, so leuchtet doch der Schein der angezündeten Wagenparks, Petroleumfässerladungen, Bahnhöfe, Güterschuppen und öffentlichen Gebäude grell genug über den atlan tischen Ocean, so daß man über die treibenden Kräfte dieses Bürger krieges, wie über die Gewißheit seiner Unterdrückung nicht imZmeifel sein kann. Mit welcher grauenvollen Energie die Eisenbahninsur genten in dem bisherigen Centrum des Ausstandes, in Pittsburg, zu Werke gingen, und wie teuflisch der Pöbel hauste, davon erzählen wir nach den Angaben der „Times" in der „Tagesgeschichte". Die ganze Bewegung trägt einen indianischen Charakter. Schweigend verabreden sich die Krieger der Nothhäute zu einem Feldzuge gegen oie Bleichgesichter; iustinctiv fühlen sie die Macht der Civilisation, die in der durch ihre Prärien gelegenen Eisenbahnschiene sich kund- giebt; sie legen sich in einen Hinterhalt, nachdem sie vorher die Schienen ausgeriffen und die Telcgraphendrähte zerschnitten haben, und werfen sich dann heulend und mordend auf die Passagiere des entgleisten Zuges. Jene übelgeleiteten, schlechtberathenen, entlassenen und brodlosen Arbeiter, welche den Eisenbahnkrieg begannen, suchten sich mit zutreffender Berechnung dasjenige Object zur Zerstörung aus, an dessen Entwickelung und ungehemmtem Betrieb der Wohl stand, ja die Existenz der Völker der Neuzeit hängt: die Eisenbahn. Wir können uns kaum einen Zustand vorstellen, in dem cs keine Schicnenverbindung gicbt. Nur soviel wissen wir: ohne Eisen bahnen müßten die Völker heutigen Tages hungern und frieren. Wer die Lebensadern der Gütervcrmittelung zerschneidet, hat, so schweres Unrecht ihm auch sonst durch die Gesellschaft zugcfügt wurde, keine Entschuldigung, denn er versündigt sich zehnmal nach haltiger am Ganzen, als ihm zu nahe getreten wurde. Wohl aber hat die Presse die Aufgabe, unbefangen den Entstchungsursachcn jener furchtbaren Krisis nachzuforschcn. Man wird nicht der Wahrheit untreu, wenn man bekennt, daß die große Schöpfung Georg Washingtons, der Nordamcrika- nische Freistaat, jenes Geschwür mit hat zeitigen helfen, das jetzt so übelriechend aufgebrochcn ist. Die Corruption, von welcher die große Re publik trotzalleruneingeschränkterFreihciten und bei allen ungeschmä lerten Menschenrechten angefrsssen ist, erlebt jetzt ihre Consequenzen. Bekannt ist die unerhörte Fälschung des Ergebnisses der letzten Prä sidentenwahl. Mit Unrecht hat HayeS das Weiße Haus in Washington bezogen und der eigentlich gewählte Demokrat Tilden mag sich gratuliren, daß nicht in seine Regieruugszeit die Eisen- bahninsurrection fällt. Gewiß muß es die Scheu des Volkes vor Verbrechen und Gewaltthaten mindern und ganz aufhcben, wenn ein ganzes Volk erlebt, daß durch eine Rotte von Gauklern ein Nichtge- mählter zu Unrecht mit dem höchsten Ehrenamte der Nation bekleidet und mit unermeßlicher Machtfülle ausgestattct wird. Gar zu leicht glaubt man darin eine Rechtfertigung eigener Gewaltthat zu finden. Ferner gestattet in Amerika die ungemesscne, zügellose Freiheit die weitverzweigtesten Verschwörungen. Mangel an genügender Polizei, Abwesenheit eines stramm gehorchenden Kriegsheeres erleichtert die Ausdehnung großartiger Verbrechen. Wir erleben daher, daß die über die Fälschung der Präsidentenwahl mißvergnügten Demokraten mit den Aufrührern gemeinsame Sache machen. Den Boden jedoch kür diesen Aufstand ebnete die Schwindel-Periode, die ähnlich wie über Deutschland, auch über Nord-Amerika hinzog. Eine gewissen lose Speculation führte drüben bis zum Jahre 1873 gleichzeitig mit der deutschen Schwindel-Periode einen Hexensabbat!) an Gründungen auf, von dessen Auswüchsen wir trotz des bei uns Erlebten doch nur einen schwachen Begriff haben. Unter der Firma des Aufschwunges der nationalen Arbeit wurden die wahnsinnigen Bergwerks-, Eisen bahn- und Fabrik-Gründungen aller Art in s Lebe» gerufen, die nach kurzer Schwindel-Existenz jämmerlich zusammcnkrachtcn; die Eisenbahnkönige liquidieren, unsinnige Vermögen wurden gewonnen und verloren, Banken und Akticn-Gesellschaftcn aller Art bankcrot- tirtcn nach kurzer hoher Dividendenzahlung. Nun sind Hundert- tausende von Arbeitern brodlos. Sie gehorchen den Einflüsterungen der Socialdcmokratcn, Pöbel findet sich in allen Großstädten, die Leute lockt, der Ausstand ist da, das Verbrechen rast, die Zerstörung hält ihren Einzug. Die Erscheinung jedoch, daß in vielen Städten die besitzende Classe mit den Empörern gemeinsame Sache macht, daß die Milizen entweder sich nicht oder schwach auf erhaltene Ordre einstellen und nachher mit den Rebellen fraternisireu oder sich von ihnen mühelos entwaffnen lassen, erklärt sich noch aus einem anderen Umstande. Die Eisenbahn-Könige und Eisenbahn-Ringe haben die Staats-Verwaltungen und Stadträthe Amerika'S oft in so heilloser Weise beeinflußt, so daß das Gemeinwohl von Städten und ganzen Staaten schmachvoll dem Lortheile der Eisenbahn-Compagnien ge opfert wurde. Statt Wohlthater der von ihnen durchschnittenen Landstrecken und berührten Städte zu werden, wurden die Eisen bahnen oft nur die brutalsten Ausbeuter derselben, die frechsten ^ Blutegel der Bevölkerungen. Daher die Gleichgiltigkeit, ja Ab neigung ganzer Städte gegen das Schicksal der Eisenbahnen. Wir haben uns bemüht, möglichst unbefangen die EntstchungS- »wsachci, jener schweren Heimsuchung zu erklären. Ter sog. demokr. „Vorwärts" macht sich'S leichter; er behauptet, „daß der ganze Streit j friedlich abgelmifen wäre, wenn sich nicht Polizei und Militair mit j ihren flegelhaften Händen hineingemischt hätten." Sinn, weil diese > OrdnungSwerkzeuge nicht genügend da waren, konnten die bereits auSgcbrvchencn Gewaltthaten um sich greifen wie der Prairiebrand im trockenen Grase. Wir zweifeln nicht, daß der Aufstand unter drückt wird. Eine Zeitlang möge» verführte Köpfe glauben, mit Zerstörung von Eisenbahn-Parks und -Gebäuden, mit Vernichtung wcrthvoller Güter, mit Unterbindung des Handels und Transports, mit der Lahmlegung der Industrie und Tödtung des allgemeinen Vertrauens ein ihnen zugcfügtes Unrecht zu sühnen; schließlich kann sich eine große Nation nicht von einer Dcrschwvrerrotte zur Verar mung, Erwerbslosigkeit und zum Hungern verurtheilen lassen. Sie wird die Empörer zerquetschen. Wie aber der Wiederkehr solcher Dinge Vorbeugen? Gewiß wird die „freie Republik" an eine Orga nisation und Eentralisation des Polizeidicnstes und an die Vermeh rung der Polizei gehen. Die politischen Parteien werden aber hoffentlich die große Lehre nicht unbenutzt vorüberlassen, daß es sich blutig rächt, wenn einer Partei die Partei Alles, das Landesintercsse Nichts gilt, wenn sie das Land als Beute ausieht. Unter schlimmen Vorzeichen tritt die amerikanische Republik in das 2. Jahrhundert ihres Bestehens. Die rothe Laterne, an der Signalstange aufgchißt, leuchtet jetzt nicht dem Lokomotivführer, sondern wirft einen unheim lichen Schein auf aufgerissene Schienen und zerstörte Wagenburgen. Sollte sich hieraus die Nothwcndigkeit einer Diktatur entwickeln, um einen Mann, nenne er sich Kaiser oder Feldherr, an die Spitze zu bringen, der erhaben über Parlcirücksichteu das Landesintercsse zu wahren versteht? Von der europäischen Politik erwähnen wir heute nur, daß Oesterreich definitiv abgclehnt hat, den Bundesgenossen Englands gegen Rußland abzugeben. England hat von je bisher alle seine Kriege nur mit Hilfe continentalcr Heere geführt, Subsidien gezahlt bald an Prinz Eugen, bald an Friedrich den Großen, oder deutsche Söldnerheere geworben. Auch diesmal wollte es mit seinen verfüh rerischen Silberlingen Oesterreich kaufen. ES war umsonst. Ob England Gallipoli besetzt oder nicht, erklären die Russen für höchst gleichgiltig. Vor 10,000 Engländern, mehr haben diese nicht auf den Beinen, würden sich die Russen nicht fürchten. Auf dem Kriegs schauplatz wendet sich jetzt wieder einmal das Blättchen ein wenig zu Gunsten der Türkei. Südlich des Balkan haben die Pascha Neouf und Suleiman unbehindert durch die Russen sich vereint, sie sind sicher stark genug, Adrianopel zu schützen. Nördlich des Balkan ge stehen die Russen ehrlich ihre Niederlage durch Osman bei Plcvua ein. Derselbe bedroht ernstlich ihre Verbindung mit Rumänien, bis Sistowa drang er bereits vor. Voraussichtlich werden ihn aber die Russen umgehen und mit Hilfe der Rumänen von hinten packen. Mittlerweile fangen die Muselmänner, erbittert über die Unmensch lichkeit der Russen und Bulgaren gegen die Korangläubigen, an, die Christen zu massacrircn. So wüthct der NeligiouS- und Nassenkrieg aufs Erbarmungsloseste und cs bedarf kaum noch der Entrollung der Fahne des Propheten, über deren Bedeutung man die „Tages- geschichte" Nachlese. Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Paris, 27. Juli. Die „Corresp. Havas" meldet aus Konstantinopel, daß der Sturz des GroßvezierS unmittelbar bevorstehend sei. Abdul Kerim und Nedif Pascha sollen vor ein Kriegsgericht gestellt werden. London, 27. Juli. DaS „Bureau Reuter" meldet aus Konstantinopel, daß derScheik-ul-Jslam abgcsctzt worden sei; Kara- Esfcndi ist als dessen Nachfolger dcsignirt. Auü Adrianopel von demselben Tage berichtet das Bureau: Die Konsuls richteten an den Gouverneur eine Note, worin sie verlangen, daß Garantien zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit geboten würden. Der italie nische Konsul ricth seinen Lanosleuten au, abzurciscn. Die Russen zerstörten fünf Eisenbahnbrücken zwischen Jnmboli und Philippopel. Alles bewegliche Eisenbahn-Material ward nach Konstantinopel gebracht. London, 26. Zull. Die diplomatische Eorrespoudcnz vom 20. Juni VIS zum 21. Juli ist heute »iitcr die Mitglieder des Parlaments verthcilt worden. Dieselbe betrifft die von den Russen begangenen Grausamkeiten. In einer Depesche des Gra fen Derby an den Lorv LoftuS vom 17. d. weilt Elfterer mehrere Verlebte der englischen Konsuln in der Türkei mit. in welchen schreckliche durch die russischen Trupvcn begangene Grausamkeiten ausgezäblt werden; weiter wird in dieser Depesche hervorgehobcu, man befürchte eine furchtbare Rache seitens der »lusrlmäiinischen Bevölkerung. Die englischen Konsuln seien angewiesen worden, ihren Einfluß ansziiblcten, um Gewaltakte zu verhindern. Der Sultan habe bie Ucberzcugung, daß die »küssen entschlossen seien, die ganze muselmännische Bevölkerung zu vernichten. Er (der Sultan) würde keine Verantwortung übernehmen. wenn etwa blutige Repressalien an den Christen anögeübt werden sollten. Lavarb habe daraus dem Sultan bemerkt, daß eine schreckliche Verantwortung aus die Pforte fallen würde, wenn es zu einem allgemeinen Blutbade der Christen kommen sollte. New - Z) ork, 27. Juli. Die Streikenden der Encbahn und der Neiv-?)ork-Centralbahn haben die Arbeit wieder begonnen und die Lohnreduktion angenommen. Das Arbeiter-Comitcc überreichte dem Staatssekretär EvartS ein Memorandum, in welchem die Re gierung aufgefordert wird, durch einen Schiedsspruch den Streik zu beendigen. — Im Grubcnthalc Lackawanna begannen gestern eben falls Streiks. Die Maschinisten verließen die Gruben und ließen Wasser einströmen. — In Chicago fanden gestern Abend neue Un ruhen statt, wobei die Miliz feuerte und 15 Aufrührer tödtete. LoraleS and Sächsisches. — Se. Maj. der König beabsichtigt in der Zeit vom 13. bis 18. August einen größeren Theil der Leipziger KrciShauptmannschaft, zu bereisen. — Ihre Maj. die Königin hat nach glücklicher Beendigung! der Cnr in TaraSp die Rückreise über Bozen, Meran, Innsbruck und München genommen ' > — Für die Dresdner Bürgerschaft dürste der Rech nungsabschluß des Stadthaushaltes einige erfreuende Mo mente bieten, da, wie man sagt, die Einnahmen um etwa eine halbe Million Mark den Voranschlag überstiegen haben. Eine directe Wir kung auf die Steuerzahler kann dieser Umstand zwar nicht haben, da selbstredend auch die Ansprüche an die Stadtkasscn sich steigern; aber im Vergleich mit den viel trüberen Abschlüssen anderer Groß städte muß das Resultat doch eine gcwiffe Beruhigung gewähren. Die Prosperität der Gasanstalten hat ebenfalls beträchtlich zuge nommen. Die obige Mehreinnahme kommt indcß direct auf Rech nung des Zuwachses der Bevölkerung und der erhöhten Bauthätig- keit im Weichbilde der Stadt. - Der königlich sächsische Gesandte und BuiidcS-Bevoll- mächtigte v. Nostitz-Wailwitz hat Berlin in Urlaub ver lassen. — Dem HauSknecht Im Gasthause „Stadt Leipzig" zu Eibenslock, Ferdinand Ungeth ü in, ist die silberne 'Medaille „für langiähuge, treue Dienste" verliehen worden. — — Dem Vronzewaaicmabrikant Louis Röhle hier ist daS Prädikat „Königlicher Hoilieserant" verliehen worden. — — Am l. August wird in Vereinigung mit der Postansialt zu Stolpcn i. S- eine Telegraphen-Betriebt» st etle mit beschranktem Tagesdienst eröffnet werden. — Sieben der städtischen A? in c n - V c r s o rg a n st a l t am Anfang der StiitSstraße befindet sich daö sogenannie Herrmann-- sche Hanö, jetzt einem Herrn I. gehörig, der einen Thcil des ad- jaciienden Gartcnö für 57,000 Ml. an die Stabt ablrclen wollte. Der Rath war dem Ankauf geneigt, die Stadtverordneten jedoch lehnten ihn ab. Der Elgcnthüiner soll nun, waS ihm Niemand wehren kann, Arbeilerwohnungcn und Werkstätten au, jenem Ter rain zu bauen beabsichtigen, die jedenfalls den Luftzutritt zu der städtischen Wvbttbätfgkeitöcvlviiie sehr erheblich hemmen müßten, und da für später die Stadt daö Terrain wirklich sehr gut wird vcrwerthcn können, darf man, ehe die Baufrage perscct wird, wohl nochmalige Verhandlungen erwarten. — I)r. Siiemevcr erklärt daS Wesen dcö sogenannten Sonnen stiches, richtiger „Hitzschlages", alS Folge dcS unterlassenen Trin kens und geißelt die Meinung, auf Fußwanderungen die Erhitzung nicht mit Wasscrttinkc» bekämpfen zu dürfen. Von anderen Ge wohnheiten, welche I»,-. Nlcmcvcr bekämpft, sei tiedieKinterwelt betreffende hervorgchohcn. welche in der „Verpackung" in Feder betten besteht unb durch Unterdrückung der Hautauötünstung kraulmachend wirkt. Unzähligen Beispielen dieser Unsitte begeg net man aus Promenaden an den Kindcrwage», in welchen die unschuldigen Würmer lei Sommcrgluih unter Federbetten schmo ren müsse». Ferner bezeichnet 1)r. Nicmcvcr dieses „Rcchtwarm- ballen" auch im Sommer als eine Ursache der gerade i» dieser Jahreszeit oft inassenbajt austretendc» und leicht tödtlichcn Kin- derdurchsällc. Elicrii mögen dies wohl beherzigen. — Noch ein Tag trennt nnö von der Eröffnung dcö tradi tionellen Dresdner Volksfestes — der Dresdner Vogel wiese - und hieraus folgert die erhöhte Tbätigicit der letzten Tilge auf dein Festplatze am Elbgcstade nntcrhalb AntonS, mit welcher die Vorbereitungen iür den Fährverkehr zn Wasser und zu Lande Hand in Hand geben. Die Physiognomie der ausge dehnten Budenstadt ist säst dieselbe, wie früher, daö Arrangement der Zelle, Schau- und Würfclbubcn, Bratwurstzelte, TanzsalonS, Caroussei u. s. w. harmonirt mit dem vorjährigen last burchgc- hcnkS nnd nur geringe Ausnahmen sind in dieser Beziehung zu constaiircn. Links vom Eingänge in den Fcstplatz erhebt sich wiederum die geräumige, hübsch rccorirte Radeberger Bicrhalle unb unmittelbar daucbcn hat sich diesmal der für die Vogelwiese unentbehrlich gewordene „Hypodroin" aufgethan, der früher in einer der langen Budenstrahcnrelhcn seine lucrative Tbätigkcit entwickelte. DaS elegante Feldschlößchcnzclt, welches in den Himen Gebrüder Agstcn würdige Nachfolger der Freycr'scheii Aegidc gesunden hat, prangt wieder neben der Bogemchützenhallc <zur Befriedigung der Bratwurstconsumentc» dcö Feldschlößchen- Bicrzeltcö muß ein Ri'cseiischwciii. welches ielnDomIcil bisher im Feldschlößchen hatte, sei» scttcö Leben lassen >; ihm vis-ä-viL mit der Front nach der Waldschlößchenbraucrci ist das nicht minder große Rclicwitzcr Bierzelt poslii t- Die Gcwcrbchallcn dcö Dresd ner Gcwcrbevereinö und HandwcrkcrvcrcinS haben ihre gleich vor züglich auögcstatteten Ausstellungsräume an irübcrerStcllewieter auigeschlagen und werden ihre, durch die üblichen Vcrloosungeu längst bewiesene Anziehungskraft aus das gewinnlustige Publikum auch diesmal behaupten. Unter den Schaubuden dürite die der Herren Böhle nnd Wiliartk, welche diesmal 4 LappländerPolar- Mcnschen mit Rcnnthicrcn, WollS-, Eis-nud Rcnntbierhllnden rc. (nickst zu verwechseln mit der vor lo Monatcii nach ihrer Helmath zurückgekchrten Lappläntcr-Familie) einen besonderen Rang cin- nchmcn. Auch der Schachantomat „Ajccb" wird sich aus dem Fcstplatze produclrcn. I» der Nähe des Hippodroms finden wir auch i» diese», Jabrc unter der Firma „Pariser Lacki-Eabinet" ei» optisches Spiegclmuscnm, daö viele neue Uebcrraschungcn bieten soll. Das Tanzctablisscincut „Apollo-Saal", dessen Bc- wirtbschastung diesmal der tzhätigc Restaurateur von „Altona", Theodor Förster, der bei den Besuchern rer Vogelwiese vom vori gen Jahre noch als Leiter des „Hamburger SaalcS" In gutem Andenken stehen dürfte, leitet, besitzt in der Kapelle des Herrn Mnsikbirector Bor» eine vorzügliche Baliinusik, die täglich Nach mittags 4 Uhr die junge tanzlustige Weit In ihren musikalischen Krciö ziehen wird. Adolph Fritzseb, der tüchtige Restaurateur dev PrießuitzbabeS, fehlt natürlich als unüberttoffencr Speeialist auf dein „Bralwurst und Sancrkraut-Gcdiete" diesmal auch wieder nicht und hält in seinem geräumigen Ecntral-Bratwurstzclt bereits heute Mittag N Uhr große Wurst- und Bierprobe. — Die Baggerarbeiten beiWehlc» sind nunmehr im Gauge. Zuerst wird die Kcttcnschiffiahrt wieder practicabel werben, da deren Schiffe sehr geringen Tiefgang haben. Die In einem hiesigen Blatte gebrachte Notiz, die Kettenfabrt- Dlrcction werde auf Schadenersatz klagen gegen die Besitzer des genannten Stclnbrnchcö, ist eint Fabel. Wenn sich unsere gestrige Mittbcilung, daß die Rcgiernngöorgane den Abbau und leine Stadien geprüft und gebilligt hätte», bewahrheitet, würde auch keine Klage Hellen; auch ist tav Verlust-Objekt der Ketten- schifssabrt nicht erheblich. Ehe der Strom aus der Fahrbahn krechteö User, wo er an 4 Meter tief ist) frei wird, kann lange Zeit vergehen, wie wir gleich anfangs bemerkten, denn die Sprengungen im Wasser »nd die Abiuvr deö Materials sind sehr erschwert. Wenn indes» der „PIrn.Anz." die Räumzeit aus ein Jahr und die Kesten aui 100,000 Mark berechnet, so kann man statt dieser Ziffern auch ,ede andere hinsctzcn. BIS letzt Ist darüber Sicheres noch gar nichtzu sagen. — Allen Denen, die in diesen Tagen den setzt so vielbesproche nen Bergsturz ooervalb Wehlen zu besuchen beabsichtigen und damit eine» weiteren Ausflug in dlc ol-eren nnd bevorzugtesten Parlicn der sächsischen Schweiz verbinden wollen, möchten wir
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