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«-r 2. 2 -s Z Z -2-! V "S- s ! K Z- L L 7^- r» "-- v - >9« ^ Friederike und Leberecht. Ländliches Idyll im spanischen Romanzenstil. In dem Dörfchen, dort am Bache, Wo die muntern Kähne krähen Und die emsigen kühner gackern; Wo der Rühe traulich Muhen Uebertäubt der Ziegen Meckern Und der Schafe kräftig Blöken — Dorten war es, wo die holde, Süßeste der süßen Maiden — „Rike" war sie zubenamset — Träumte ihren Iugendtraum. Friederike — ja, ihr Name Sagt es, was von ihr zu halten. Friedlich war sie wie ein Täubchen Und wie ihres Dorfes Wächter, Pflegte er der nächt'gen Ruhe — Friederike ging einst lesend — Nicht im Buch las sie, die Bücher Haßte sie seit früher Ingend — Nein, Kartoffeln las die Fleiß'ge, viel sich bückend, aus der Furche. Nack den größten dieser Früchte Griff sie ganz besonders gern, was der volksmund spricht von diesen Und den Bauern, die sie ernten. Ach, das kannte Friederike Noch in ihrer Unschuld nicht. Da trat aus der Nebenfurche, Die gezogen stämm'ge Dchsen, keberecht, des nahen Gutes Mittelknecht, «in braver, bied'rer, Fleiß'ger, kurzum tugendbold'ger Iüngling, wie man selten findet. Dieser trat zu Friederiken, Die den krummen Rücken streckte Und das Köpfchen hob empor. „Rike," sprach mit sanfter Stimme Da der treue Dchsenlenker, .Rike. sag', kannst De mich leiden? — Gder hast De schun än'n Andern? — Miller-Hansen sah ich neilich Bei Dir steh'n dort bei der Scheine; 's war den Abend, als de „Schecke" Sich am Klee verfüttert hatte, Dienstags oder Mittwochs war'sch." „keberecht," spricht da die Rike Und lacht hell ihm in's Gesichte, „Du bist doch ä rechter Esel, Daß De mich mit Miller-Hansen Im verdacht hast, so än'n Tölpel Wer' ich grad' zum Liebsten nehmen, Lieber nehm' ich Mitzschel's Trangott, Weeß De, mit dem schiefen Doge, Doch noch lieber Hab' ich Dich I" Wie ein Mops, der bitter leidet An verstocktem Schnupfen, also kachelte da vor Vergnügen Leberecht, der Auserkor'ne. „Rike," sprach er, „nächsten Sonntag Gehst De — gelt? — mit mir ze Tanze, Wie wird sich d'r Traugott ärgern, Miller-Hans ooch und die Andern." — Wunderbar doch geht's im Leben. „Keine Rose ohne Dornen." Und „Beim Hund liegt gleich der Knüppel' Spricht die „Weisheit auf der Gasse." Also war's auch mit der Liebe Zwischen Leberecht und Riken. Rein war sie wie frischgcfall'ner Schnee und wie ein Wickelkindchen, Rein wie ein geflöhter Hund. Trotzdem drohte, stillverborgen. Unheil ihr, denn Bauer Fuchtig, Brotherr Leberechts und Rikens, Lugte aus vom Bodenfenster. Fuchtig — schon der Name sagt es, Daß nichts Gutes zu erwarten. «liomen'', sagt schon der Lateiner, Und init Recht sagt er's, „est omcn." Dieser Fuchtig sah die Beiden, Doch sein Herz war hart gesotten Wie ein Ei nach einer Stunde. „Dunnermietzchen," sprach er bei sich, „Da giebt's ja ä Dächtelmächtel l — So 'was paßt mir »i in Streefen. Und er sinnt. — Dann aber nimmt er Seines Hauses Feuerspritze, Die im Pferdesralle hängt. Linen Linier voll von Wasser, Holt er noch, dann schleicht er schnell sich Hinter's Haus und hin zur Feime, Die — den Löiewicht verbergend — Ungefähr so fünfzehn Schritte von dem Pärchen hoch erhebt sich. Und er späht, die Hände zittern Ihm vor Zorn und vor Erregung. Iene Beiden aber ahnen, Von der Liebe Glück umfangen. Nichts von dem, was ihnen drohet. Blind, ist ja, inaii kennt's, die Liebe. Leb'recht, ohne sich z» mopsen, Gleicht noch dem verschnupften Mopse, Währenddem Schön-Rike leuchtet Wie der Vollmond stolz zu Pferde. Wiederkäuen- steh'n die Dchsen, Die Kartoffeln in den Furchen Liegen still, noch ahnt Ser Bauer Nicht einmal wie groß sie sind. „Gieb m'r," spricht jetzt, kühn geworden, Leberecht zu seiner Rike, „Lenen Schmatz! — 's kann's Niemand sehen." Und die Rike spitzt die kippen, Leberecht auch spitzt die seinen. Und — Lupido, ei du loser l — Beider Lippen näbern hurtig Sich zum seligen Berühren — Noch ein Millimeter — achl — Da — was ist das? Beide fahren Blitzschnell wieder von einander Und sie wischen mit den Händen Das Gesicht sich und die Haare. Doch vergebens, stets auf's Neue Flnthct Wasser auf die Beiden, Denn der Bauer ruht nicht eher, Bis der letzte Tropfen Wasser Aus dem Timer sich ergossen Auf das schwerbedrängte paar. Grad, als ob die Hühner hätten Leberecht das Brot gefressen, Gder mit der Lutterseite In den Sand sein Brot gefalle», Steht er da, indessen Rike Späht und lugt nach allen Seiten, wo die Störung her wohl käme, Aber nicht; kann sie erkunden. Und es ist die ganze Sache Lin Mirakulum den Beiden, Wie noch kein; sie je erlebt. — Nächsten Sonntag als das Pärchen Strampelt stillvergnügt zu Tanze, Spricht der Leb'recht: „Hirschte, Rike, 's war doch, wccßrer Zips, ni scheene, Daß'; am Mont'ge nff'n Acker, Wie'ch ä Bissel bei Dir stände. Uff äinal ans heiter,n Himmel So meeschante dreeschen mußte." Rike aber sagte: „Nee!" Lin Scbnrieren-Oirektor, der sich ,u helfen weis;. Direktor: „Nun läßt mir der Wimmerl auch noch sagen, daß er den „Mephisto" heute Abend nicht spielen könnte, weil er heiser wär'." Direktorin: „Und „Faust" und „Gretchen" sind's schon — was nun thun?" Direktor: „Da müssen wir eben dein Publikum'mal'was Neues bieten und den „Faust" !als Pantomime spielen!" Stslf. A. (höhnisch): „Der Meier gebt; natürlich, dieser pantoffelkcld muß um zekn Uhr zu Hause sein l" A. : „Und D» ?" B. (stolz): „Ich ... ich habe heute bis elf Uhr Lilaubniß!" Retourkutsche. Erster Gast: „Sie haben schon wieder eine inciner Zeitungen genommen. Mir scheint, Sie sind der unverfrorenste Mensch der Welt." Zweiter Gast: „Mir scheint, Sie ver gessen sich." 3 Himristischt Mage M Smabeck Gegründet 1856 ^ Wo 21S Sonnabend, den 5. August. 18NN Die Dresducr Vogelwiese vor 60 Jahre». Fremder: „Wo komme ich wohl nach der Vogelwiese?" Dresdner: „Wahrscheinlich fremd? Sonst wüßten Sie diese, Denn es gicbt wohl Niemand in Dräsen, Der nicht auf der Vogelwiese ge wesen. Sic dürfen nur dem Strome »achgcbcn, Der gar nicht abreißt, wie Sie sehen; Deute macht'mal der Reacn 'ne Pause, Und da bleibt äb'n Niemand zu Hause. Aber warten Sie, ich kann Sie führen. Will mich selber c Bissel amüsircn; Ln Tritt oder Stoß darf Sie nur nicht verdrießen. Man wird sich heute sehre drängen müssen." Fremder: „Das will ich mir schon gefallen lassen, Ick sth' 'mal gern das Volk »l Massen." Dresdner: „Na, die könn'n Sic hab'n die Hüll' und Fülle, Darunter auch öfters nicht wenig Knülle") Bis auf d,e Damen, die sitzen Parade, Und trinken nur Wasser und Limonade." Fremder: „Gicbt es viel Schönes hier unter den Frauen?" Dresdner: „I nun, Sic werden verschiedenes sä aucn ; Rechte scharmante, niedliche Kätzchen, Mitunter auch manches häßliche Frätzchen ; viel Flitterstaat auf Köpfen und Kragen, Bei leeren Taichen und nüchternem Mage», Und gerade den aiifgcdoiincrlsie» Weibern Fehlt osi's Noth- wcndigstc aus ihren Leibern; Nur Putz, den inan weiß wie und wo zu erjagen. Der wird ans der Wiese zur Schau getragen. Ich will darunter nicht Alle verliehen —" Fremder: „Ich begreife, mandarfnurhören und sehen! Sagen Sie 'mal, giebt's hier nicht Noblesse?" — Dresdner: „G weh I Zwar möchte ich aus Politesse Nicht gerade sagen, daß's Gott er- barme! Aber wir haben nur wenig „Warme"; Die meisten zwar reich an Ehr' und Preise, Sonst aber pober wie Kirchenmäuse. Und welchen die Nase am höchsten steht, Gewöhnlich Verdienst und Geld abgehr!" Fremder: „Freund, das ist wobl überall zu sehen, Daß die tauben Aehren am höchsten stehen." Dresdner: „Na, nun wird's gleich auf die Wiese gehen! Da seh'n sic die Stadt von Zielten und Buden, Man hört schon von weitem pfeifen und tuten, Liompeten und pauken und trommeln und schiffen;"") Ls werden e'n manchmal Sie Ghrcil zerrissen. Aber 's ist schöne, das müssen Sie sagen — Na, nun will ich mich weiter tragen." Fremder: „Möchten Sic mich nicht weiter be- gleiten? Weil fremd und unbekannt —" Dresdner: „Mit Freude», Wir Dresdner sein compläsang in Alleil." Vogelwiese. pfeffert u che nbüd n er: „Ist cs gefällig auf Schimmel, auf Farbe? Alles ganz frisch —" Trinker (an der Schnapsbude): „Delikate Karbe I Nu noch e'n Bittern." Harfnerin (singt): „Und nicht erzittern; Den Iüngling reißt es fort mit Sturmes weh'»," vorübergehende: „In's „wilde vertcl", ja da muß' Hier gehn I" Wcinwirtb (zu einem Gaste): „Das ist ein Weinchcn, köstlich »nd alt!" Kuchenfrau: „Ganz frischgeiiiachtcr, noch gar nicht kalt." Herr (zu einer gewinnenden Dame an einer Spielwaarcnbude): „Schn Sie 'mal an das niedliche Gäulchen, Das macht gewiß —" j?rovn'zial!s>nuL sjrr „betrunken". **) r er Dresdner sagt sunr schießen, verdrießen u. s. w. schissen, verdrissen. Neie ucHuruiscHto ^ouetten jetzigen Renndier NIeisgen in Dräsen. 737. Brcis,'set>-Berliner Weisbeet. Berlin is immer mchrschdens groß und weise, Berlin is aller Klughect Inbegriff! wir andern Deitschcn backen immer Schliff, Zieht uns Berlin in seiner Hoheet Kreise. Was gilt Berlin denn Alles, was nicht Breiße? Weit ieber Allen schdeht's in Rang und Kniff, Und was ja schdcts der Schbatz vom Dache bfiff: Roth sind se ooch vom Kinde bis zum Greise. So hast Du armes sächsisches Gericht vor brciß'sch.berlin'schcr Wcisheet nicht beschdauden Und wurd'st mit Deinem Urdheel dran zu Schande» I Doch dröstc Dich u»d ärgere Dich nicht: Bismarck'scher Geist fehlt der Iuristerci, Das is ja blos W e i ß b i e r p h > l i st e r e i I Höckcrin: „Gute Käsckäulchcn! Semmel und Würstchen —" würfe lbüdn er (zu einem Gewinner): „Hier dieses Bürstchen —" Gewinner: „Aber es lag ja 'was Besseres oben!" W ü r f c l b ü d n c r: „Schn Sic, das hatte sich blos verschoben; — I>">»er heran, cs kostet nicht viel. Alles gewinnt —" vorübergehende: ,,'nen Pappenstiel Geb' ich um's Feuerwerk, 's lohnt nicht der Mühe, —" Zeltgast (kostet sein Bier): „Das ist doch eine miserable Brühe l" Andere Würfclb » dc: „Die Nadelbüchse von Elfenbein, Auf Nr lö." A n d c r e H a r f n c r i n: „Lrüdcrlcin fein, Wirst wohl kein Sxitzbub' sein!" Taschendieb (sieht sich um): „War mir's doch. als würd' ich gerufen —" Betrunkener, (fällt über einen Zeltauftritt): „Hol der Leusel die L—stufen I" Dresdner (zum Fremden, auf ein Zelt zu- gchcnd): „Isis nicht gefällig, den Durst zu laben? Hier sind vortreffliche Biere zu haben, Besonders erstes Kulmbachcr — ein köstlicher Schatz! — er bezieht cs direkt — vorübergehende: „vom Schützcnplatz." Gaste (im Zelte raisonnircnd). Erster: „Na, was incent Ibe Z» solchen Geschichte» ? Das wird doch wieder nichts gutes anrichten." Zweiter: „Wenn en paar Schusterjungen sich jagen, wird am Ende noch Gcncralinarsch ge- lästagen l" Dritter: „Red't doch ä bissel sachter, Ihr Kinder, 's sitzen hier fremde Gesichter Lcrhinlcr." Zweiter: „Ich dächte gar, der eene wär' (springt schnell auf und verneigt sich tief) unterthän'ger Diener, mein Herr Sekretär I" (Die Andern folgen und sprechen von nun an ganz leise.) Erster: „Der hat viel Einfluß, man moß sich geniren." Zweiter: „Man könnte sonst seine Kundschaft verlieren." Dritter: „Bei mir nimmt er Seife, Wachsstock und Lichter." vierter: „Und bei mir Löffel, Gemäße und Trichter I" Hanswurst (als Doktor in einem anderen Zelte, singt): „Der Hase ist ein grimmig Thier, wenn er die Dhren streckt herfür. Erzittert jedes Menschenkind." Zuschauer (beim Schießen): „Ah l Der schoß wieder in den Wind l" Dresdner (zum Fremden): „Nun, was sagen Sie zu dem Allen?" Fren, der: „Bis auf den Schmutz, könnte mir'» aefallcn; Aber sonst nichts als Pfütze und Lache —" Dresdner (lachend): „Ja, das ist eben'» Pikante der Sache, Und mag es die Woche mit Kannen gissen. Die Leite lassen fich's doch nicht veidriffen. Auch die Damen find nicht zu schrecken, Db Schuhe und Strümpfe im Kothe stecken ; Kurz, lieber im Mansche herumgetrieben, Als von der wiese zu Hause geblieben I (Die zur Schau sitzenden Damen musternd) Seh'n Sie nur an die lieblichen Engel: Dben wie Unschuld und unten voll Tängel." (Ls erschallen Böllerschüsse und Fanfaren.) Dresdner: „warten Sie, jetzt kommt der König, die prinze. Das müff' mer ansehn, wie se schießen. Kommen Sie, hier ist gerad' eene Klinze, Wo sie werden vorüber müssen." (Großes Gedränge. Alles strömt herzu.) Fremder: „Wollen wir nicht lieber weiter gehen? Ich Hab' >m Leben viel Prinzen ge sehen, Und das Gedränge ist zu arg —" Dresdner: „I bewahre. So 'was sieht man hier nur eemal im Iahre. (Zieht in großer Lntfernung den Hut und verneigt sich.) Sah'n Sie wohl, wie der Prinz X. hergesehen? Ich tkat 'mal im Schlosse mit Wache stehen. Seh'n Sie 'mal, dort." Prinz (zu einem Schützenvorsteher im Schieß pavillon): „Recht schönes Wetter heut!" Sckützcnvorstand (unter tiefen Bücklingen): „Untcrthänigst aufzuwarten. Könial. Hoheit!" (Wächst um einige Zoll und sieht sich vornehm um.) Dresdner: „Der grüßt nun heute Niemanden mehr — Käm' ich nur auch e'mal zu so '»er Lhr' I Aber nun geh'» wir in's „wilde vertcl". Das ist Sie erst en plessirliches Dcrtel I Nur die Hühneraugen in Acht genommen, Hier wcr'n mer etwas in's Gedränge kommen." (Eingang zum sogenannten wilden Viertel; in den zahllosen Bratwurstbuden dampft und kreischt cs, daneben duften saure Gurkenfässer und der gleichen mit der Nationalgötterkoft „Sauerkraut" ihr würziges Aroma aus.) Fremder: „Bester, hier ist es doch fast zum Ersticke,, I" Dresdner: „I°, konträr, das kann mich er quicken; I»> ganzen Leben, nur »m mich zu laben, Mückle ich Bratwurst und Sauerkraut haben I (Großes Getümmel, die Masse stopft sich.) Donner, da wird 'mal gedrängt und geschmissen." Kaufm an nsd ien er (zu einem Dränger): „Na, nur den Frack nicht vom Leibe gerissen —" Dränger: „Nich rcsennirt, sonst kriegt Er cu Treffer, Bleib' Er zu Hause und stoß' Er Pfeffer."