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Dies«» Blatt wird den Lesen« von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Mend-Mrgabe »»gestellt, während es die Post Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhallen. 57. Jahrgang. B«z»gS-<tzebiihr vterirtsähri, silr Dre»- t«n bei titglich zwei- nullst,«: Zuirauung <an Sonn- und Monian«» »ur kinnni» e.äv M., dinch nuswärtige Non>- niißivnit:« bis 3,nu M. V«, kuiniiiltgkr Zu- sll'llung durch dir Poll :i!»l,,l>in>«'!'clikli»«id,. Ausland: Oester- reich.tingarn s,,kd Nr., Schweiz b.ild grks,. Ziaiien 7,17 Lire, Nachdruck nur mit Lc-ltUcher Quellen angabe („Dresdner Aachr,">zu>i>Mg, - U»- verlnnjile MauuIlUiUe werd.inchlauldewahrt. Mittwoch. 18. Juni 1913. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden Fernsprecher: 11 . B»!»6 « .itiitl. Anieigktl-Tarif. »Zunahme von Ankün- dlgungen dis nachm, !> Uhr, Sonntaas nur Morienstraße tu, von N dtL>/,i Uhr Die einspaltige Zeile (etwa N Siident UU Pi , die zweisoaiilg» Zeile auf TerlseNe 7i> Pi,, die Zweilpai», Reklam-zeiie >,uu M„ Familien, Nachrichien aus Dres den die cinipaii, Zeile 7- Ps, - Zn Äum. mern nach Sonn, und Feiertagen erhöhler Laris, — Auswärtige Slufträge nur gegen Norausdezahlung, ZedesBelegblailluPs. Das Regierungs-Jubiläum des Kaisers. Das Kaiscrpaar machte gestern naclninttag eine Ausfahrt im offenen Automobil, wobei cs von den vielen Tausenden, die Unter den Linden und dem Tiergarten sich erginge», mit an dauernden Ovationen begrünt wurde. Um lstil Uhr war im Königl. Schlosse bei den Majestäten F a m i l i c n t a s c l snr die anwesenden Fürstlichkeiten; sür die Gefolge war Marschalltafcl, Gegen 8 Uhr begaben sich die Majestäten nach dein Königl. Opern Hanse, wiederum von einer dichtgedrängten Menschenmenge mit herzlichen Zurufen begrüßt. Ter Znschauerraum des Opernhanses war mit Neltengeranken in allen Schattierungen von Not und mit Teppichen geschmückt. Fm Parkett sah man Offiziere, Be amte, Vertreter der Stadl Berlin, Männer der Wissen schast und der Kunst und viele Herren »vn de» vormittags tmpsangenen Deputationen. Fm Range sah man die Her ren und Damen des diplomatischen Korps, in den Logen die Generalität, die Minister, den hohen Adel mit ihren Tarnen. Fn der großen rechtsseitigen Proszeninmsloae hatten die sämtlichen Botschafter mil Gemahlinnen Platz genommen. Daneben in der kleineren Loge der Rcichs- t a nzler. Frau v. Bcthmann-Hollweg und Staatssekretär v. Fagvw. Generalintendant v. Hülsen geleitete den Hos kn die (Kroße Loge. Ter Kaiser, in der Uniform des 1. Garde-Negimcnls, und die Kaiserin, die eine licht- grüne Robe trug, nahmen an der Logenbrüstnng Platz, neben dem Kaiser die Kronprinzessin, Prinzen Eitel Fried rich und Prinzeß August Wilhelm, neben der Kaiserin Prinzen Heinrich und Prinzen Friedrich Leopold. Tie anderen anwesenden Fürstlichkeiten sahen hinter den Ge nannten, die jüngeren Prinzen in den rechts- und links seitigen Ausbauten, unter ihnen bemerkte man auch den Prinzen Ernst August, Herzva zu Brannichweig und Lüne burg. Gegeben wurde der l. Akt nvn „Lvhengrin" unter Kapellmeister Blechs Leitung mit Herrn Berger in der TUelrotte. Während der Galavorstellung wurde die Kaiserin, wahrscheinlich infolge der großen Anstrengungen, die die Repräsentationen d>'> levten Tage mit sich gebracht haben, von einem U n in v h ! sei n besahen und muhte vor Schlug der FeslvvrsleUung die Hvslvge verlassen. Aus diesem Grunde unterblieb auch der Eerele. den die Maje stäten nach Schlug der Borstelliing in, Opernhans-Foncr abhaltcn walle,'». Tas Kaiserpaar begab sich svsort nach Be endigung der Vorstellung in das Königl. Schlvh zurück. Kaisersestessen im Reichstag. Bei dem gestrigen I u b i l ä u m s f c st e s s e n im Reich slag. an dem sämtliche, bürgerlichen Parteien teilnahmen, hielt der Präsident Dr. Kaemps eine Rede, in der es heißt: Ter Kontrast zwischen dem Blühen der Gewerbe und den politischen Gefahren, die bei Beginn des Fahres 1888 zu drohen schiene», gab dem damaligen Prin zen Wilhelm die Gelegenheit, ein Wort zu wiederholen und zu umschreiben, das wenige Tage zuvor unser groher Kanzler im Reichstag gesprochen hatte: »Wir Deut schen s ü r ch t e n Gott und son st n i ch ts ans der Well!" Dieses Wort angesichts der zu Beginn des Jnh- res 1888 herrschenden Spannung, als der ruhige Ausdruck deutscher Starte ansgefprochen, ist welthistorisch geworden »nd wurde überall verstanden, Fn manchen Kreisen sind ,n letzter Zeit Sorgen betreffs der Zukunft laut geworden, als habe »es Bismarckische Wort seine Kraft verloren. Dem ist nicht so! Die d e n t s ch e Kraft, in der Person nnscrcs Kaisers verkörpert, steht nnerschüttcrt, ruhig und entschlossen vor uns. Unserem Kaiser aber wün schen mir, dah er, gelragen von der Begeisterung von jung und alt auch fernerhin wirken und walten möge in der Verkörperung des Wortes: »Wir Deutschen fürchten Gvit und sonst nichts ans der Welt!" znm Heile des Reiches, Die Rede klang aus in ein dreifaches Hoch, in das die An wesenden begeistert cinstiminten. Tie Fesrieilnehmer blieben noch lange in animierter Stimmung zusammen. Der Dienstafl-Bormittall. Ter K aisc r unternahm heule früh einen Spazie r ritt und frühstückte dann mit der Kaiserin. Fm Lause des Vormittags empfing der Kaiser eine Abordnung von Offiziere» des Leib-Garde- H u s a r en - Rcgi - in cnts zur Entgegennahme eines E h reng e s ch c n t s. Um ll Uhr sah der Kaiser vom Valkon des Schlosses, um geben von den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, dem Huldigungszng der Fnnungcn zu. Die übrigen Fürstlichkeiten sahen dem Schauspiele von den Fenstern des Schlosses ans zu. Die Kaiserin, die gestern wegen der großen Hitze die Vorstellung im Opern Hanse verlassen hatte, befindet sich wieder vollständig wohl und nimmt an den weiteren Jubiläuinsfestlichkeiten teil. Die Httldiffimfl der Bundesfürsteu. Um 1V/» Ul>r empfingen der Kaiser und die Kaiserin im Pfeileriaalc der kaiserlichen Wohnung die deutschen Bund e s f Ü r st e n . sowie die P r äsid e n reu der Senate der Freien Städte. Hierbei hielt Prinz- Regent Ludwig von Bauern folgende Ansprache an de» Kaiser: Euere KaiscAichc und Köiiigliaic Majestät! Ganz Deutschland begeht in seitlicher Stimmung de» Tag, an dem Euere Majestät ans ein 25jäl,rigcs segensreiches Walle» als Deutscher Kaiser »nd König von Preiisjen zürnet blicken. Die dcntschcn Vnndec-fürstcn, die Vertreter der Senate der Freien und Hansestädte, die mil dem führenden Bundesstaate Preußen in engster, unauslds ! > chcr G e m e i n s ch a f t im Deutschen Reiche vereint sind, sich icn sich in erster Linie vcrnscn, dieser freudigen Stimmung feier lichst Ausdruck zu geben. Sic haben sich deshalb heule hier vcr sammelt, um Euerer Majestät die wärmsten Muck und Scgeus- münschc darzubringc». Als im Fahre 1888 der Gründer des Deut scheu Reiches, Euerer Majestät unvergeßlicher Herr Großvater, reich an Fahren, reicher »och an grasten Erfolgen, hcimgcgaugcn und die Heldengestalt Kaiser Friedrichs allzufrüh und lief bellagt dahin geschieden war, haben Euere Majestät in jungen Fahren m i t nahe m Idealismus und e r n st c m P s l i cl> t b c iv n ß t sein die Würden und Aufgaben des Königs von Prcusten und Deutschen Kaisers angctrctc», allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sei», nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gabe» des Friedens aus dem Gebiete nationaler Wviilsahrt, Freiheit und Gesittung. Das hat Euerer Majestät hochscligcr Herr Großvater in der Gcburtsstiinde des deutschen Kaisertums als Leitsatz für sich und seine Nachiolgcr verkündet. Diesem hohen Fiele, das Euere Majestät nach Ucbcrnahme der Regierung in der Thronrede vom 25. Juni 1888 vor versammeltem Reichstage sich zu eigen gemacht haben, sind Euere Majestät alle die Fahre unbeirrt treu geblieben. Euere Majestät haben sich in der Führung der auswärtigen Politik des .Reiches wie im Inner» stets aufs »ene als Wahrer des Friedens bewiesen, iwmcr darauf bedacht, dem Reiche die Stärke zu sicher», die einen ehrenvollen Friede» gewährt. Glänzend ist der wirtschaftliche A n s s ch iv u n g , den Deutschland i» diesen 25 Fahren genommen, und der in allen Testen -cs Reiches und in allen Schichten der Bevölkerung die Zu nahme des Wohlstandes gebracht hat. Umfassend und sorgsam wur den die soziale» Einrichtungen znm Wohie der arbeiten de» Klassen erweitert und an-gebaul. Tie Wehrlraft des Deutsche» Reiches ist in nie ermüdender Arbeit gcpsiegl und geweden ivor Len. Fnsbesondcre hat sich die Mariae unter pcrwnlicher Initiative Euerer Majestät aus Keinen Ansänge» zu achlunggebie leudcr Stärke entwickelt. Wa- an sittliche» Krallen, was a» Edlen: und Schönem im deutsche» Bolle lebendig ist. Ivnme der Auimnnie- rung durch Euere Majestät sicher sein. Den Blicl ans das Ganze und Einigende gerichtet, haben Euere Majestät den Werl und die Bedeutung der E i » z e l st a a t e n im vcrsastnngsmästigcn Liga niSmns des Reiches nicht verkannt. Tie Erhaltung der ihnen >ar die Förderung ihrer Kulturansgabcn unentbehrlichen Lcbenskrali, ihre Rechte und Fntcreisen dursten des kaiserlichen Schutzes sich er freue». Hierfür, wie sür alles, was Euere Majestät in diese» 25 Jahren znm Besten »nscrcs große» Bateriandcs erstrebt und ge leistet haben, möchten die dcntschcn Bnndcssnrstcn und die Freien Hansestädte s» dieser Stunde ihren freudigen Dank zum Aus drucke bringen. Als äußeres Zeichen unserer Gefühle und Ge sinnuiig bitten wir Euere Majestät, den Tafelaufsatz huidnollst eiitgegciiznnchmcn, den wir einstweilen cm Entwurf hier z» über reichen uns gestatte». Tas Schiss,, das er darsicllt, umrahmt von den Wapocnschildcr» der deutschen Bundesstaaten, mit dem Reichs adler aus schwellendem Lege! und der Kaiserkrone als Schissezicr, soll ein Tnmbol sein der Einigkeit der deutschen F n r n c n, der Freien und idanienädle, des ganzen deutschen Bol kes, der uncrschüttcriichcn Einigkeit, die des Deutsche» Reiches Macht und Glanz nach außen und im Inner» sür immer verbürg». Möge dem Schisse des Deutsche» Reiches unter Euerer Majestät starker Führung wie bisher ans viele, viele Fahre glückhafte Fahrt bcschieden sein! Möge Gottes Gnade und Segen auf Euerer Majestät, ans der huldreichen Kaiserin und ans dem ganzen, -in reichster Blüte sichenden Hohenzollernhansc ruhen! Unseren Gluck,vnnsch an diese,,! Festtage, unsere Segcnswümche für die Zu Innst der Regierung Euerer Majestät saßen wir znsammcn in den Rus: Seine Mascsiä! der Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm I!. lebe hoch! Ans die Rede des Prinz-Regenten Ludwig erwiderte der Kaiier: „Eure Königliche Hoheit »nd alle hier anwesenden vereinten crlanchicn BnndeSsürsten, wie die hohe» Vertreter der Freien lind Hankestädte bitte ich, sür die mir bereitete Ehrung meinen innigen Dank ciiigegeinnncstinen, Bo» Herzen und mit Freuden danke ich sür die >!,„streiche Ehrengabe, die nach einem mir besonders willlommencn Bilde Dcuiichiands einige Stärke und den Wert aller Glieds des Reiches für untere Macht und Größe vor Augen führt. Die durch die Bniidesverträgc nmtchlvsseuc Vielgestal tigkeit nnscrcs ft a a t l i ch e n V e b e u s bedeutet einen nationalen Reichtum, den narb innen wie »ach außen zu schirmen ich als meine erhabene kaiserliche Pflicht erkenne. Wenn die Er füllung dieser Aufgabe, an die ich in junge» Jahren nach dem BorbUdc der beiden unvergeßlichen ersten Kaiser hcrangetretca bin, in der seither versloßencn Zeit gelungen ist. so war dies nur möglich dank d'. Unterstützung, die ich bet meine» hohen Verbündeten gesunden habe. Eure Königliche Hoheit haben der reichen Entwicklung zu gedenken geruht, die uns mit den Seg nungen des Friedens wahrend der letzten 25 Jahre vergönnt war. Wir sind vorwärts gekommen, wie in Heer u n d Flotte, tv auch in L a u d w crtt cd a s t und F n d n st r i c , in H audcl , S ch i t s a h r t und B c r k e h r , in W isscns ch aste n n n d Technik, i» den Künsten und, auch das ist wichtig, i» der Psicgc jrvhgemuicr körperlicher Hebungen, Fern liegt .mir der Gedcinlc, als Verdienst sür einzelne in Anspruch z» neh men, was Gesamtleistungen der Nation sind. Wenn aber Eure Li««» Kunst und Wissenschaft. -s* Mitteilungen ans dem Vnrca» der Königlichen Hof- theatcr. Im Königlichen Op ernsta »je wird Donners tag, den 19, Juni, der Ring des Nibelungen mit der Aufführung der „Götterdämmerung" in der »eilen Einstudicruiig und Ausstattung steschlvssen. Die Besetzung ist wie folgt: Siegfried: Herr Löltgen, Günther: Herr Plaschke, Hagen: Herr Zvtlmayr, Alberich: Herr Zadvr, Brünuhtlde: Fräulein Forti szum ersten Males, Gutrune: Fran Barl»,, Waltrautc: Fräulein Tervani, Woglinde: Fräulein Leebe, Wellgnuöe: Fräulein v, Rvrmann, Flvst- hilde: Fräulein Weber, Norncu: Frau Vender-Schäser, Fräulein v. Normal:::, Fräulein Stünzncr. An der Kasse des Opernhauses beginnt der Vorverkauf sür diese Vor stellung morgen, Mittwoch, vormittags 10 Uhr; desgleichen sind Billetts für alle Plätze zu haben au der Theaterkasse der Lesehalle. Waiseiihausstrahe 9, 1., und im Jnvaliden- dank, Sccstrassc 3. Im Königlichen Schauspielhaus:' wird Donners tag, de» 19, Juni, der Hebbel-ZykluS mit der Aus führung des bürgerlichen Trauerspiels „Maria Magda- lenc" sortgcsctzt. Die Besetzung ist die svlgcndc: Meister Amon: Herr Wahlbcrg, Frau Anton: Frau Firlc, Klara: Fräulein Trcstnitz, Karl: Herr F-Bden, Leonhard: Herr Fischer, Sekretär: Herr Wiceke, Kansmann Wolfram: Herr Meyer: Gcrichtsdiener: Herr Hühner, Herr Leichert. v Gin Filmdraina von Hanns Heinz Ewers. Hanns Heinz Ewers hat ein Filmdraina „Die Studenten von Prag" geschrieben, das er selbst in diesem Sommer in Berlin und Prag inszenieren wird. Die Hauptrolle wird Paul Wegcncr spielen. „Professor Bernhard!." Komödie von A r t h u r S ch nitzlc r. Das Bild des Wiener Dichters A r t h n r S ch n i tz l e r.! dessen fünfzigsten Geburtstags man im verflossenen Jahre! mit ehrlicher Würdigung seines ans tiefstem Drang nnd> menschlicher Wärme geborenen künstlerischen Schaffens ge-s dachte, schien fest Umrissen. In dichterisch gewählten pinchv-! logischen Gestaltungen, in zarter Lcelenmalcrei und feinen > Stimmungen gab er sein Bestes: für das Drama fehlte ihm! die grobe Linie, der strafse Ausbau und der Sinn sür äußere Spannung. Wer. selbst mit der Seele zu hören versteh!, ver nahm allerdings das geheime Rauschen von allerlei Quellen, die sich drängend und suchend mit dem großen Lebensstrvm zu vereinigen strebten. Arthur Schnitzler verfügt nicht über das Arsenal scharfer Waffen, selbst die Satire ist ihm eigcni- lich schon ein fremder Boden, aber Ironie, die lächelnde Kraft des Wissenden, ist ihm in hohem Maße eigen. Man glaubte ihn zu kennen und kannte ihn doch nicht ganz, nach dem er die sünfaktigc Komödie „Professor Bern hardt" geschrieben hat. Er sucht hier das Leben zu ge staltcn. wie es ihm in österreichische», speziell Wiener Ge sellschaftskreisen cntgegentritt in seiner politischen Zer rissenhcit. den Strömungen und Untrrsirömnngen, die das öffentliche Leben Oesterreichs zu einem nicht immer erfreu lichen machen. Schnitzlers Weltanschauung tritt i» keinem seiner Werke so stark hervor, als in dieser Komödie. Pro fessor Bernhard: selbst ist das Sprachrohr seines Eredv. dessen letzte feinste Wurzeln natürlich in dem von Jugend auf vcrtraulcn Milieu zu suchen sind. Politisch Lied — ein garstig Lied — den Aristophancs, der die ErschciiiiingS-sormcn der Gegenwart nnbecinslußt von der Parteien Haß und Gunst in Bühnenwcrkcn lünst lcrisch und wirksam behandeln könnte, besitzt unsere Zeit nicht. Es lag Schnitzler wohl auch ier». eine politische Komödie schreiben z>, wollen. Im Falle Bcrnhardi treten nur von selbst die charakteristischen Merkmale hervor, die ans das pvliusch tirch'iche Gebiet hinüberspielci: mußten. Daß die Wahl des Stoffes nnd die Zuspitzung des Pro blems von großen: Feingefühl spräche, kann trotz der sach lich klaren und menschlich gewiß nicht unwürdigen Behand lung des Stofflichen nicht behauptet werden. Die Mißstim mung kirchlich taikwüscher Kreise, die eine» ihrer vornehm sten Gebräuche »ich! aui der Bühne diskutiert haben wollen, ist vom Ltandpnnkie dieser Kresse ans verständlich. Nicht, weil sie die Diskussion nicht vertrüge, sondern weil das Smnbvl »ich, der Bühnenatmvsvhäre und ihren zufälligen Wirkungen ansgesetzt werden sollte. Die Situation, in der das in der Lchnitzlerichen Komödie geschieht, ist folgende. Ein junges Mädel liegt in: Elisabcthinum, der von Pro fessor Bernhardi begründeten und vortrefflich geleiteten , Klinik, an Sepsis iBliiivergiftungs, wie man von den Acrztcn hört, in: Tterben. Das Mädel, das ein Ittrzcs so genanntes „Glück" io teuer bezahlen muß, befindet sich während seiner letzten Lehensstunden ,,, dem Zustande voll ständiger Euphorie, einem gesteigerten, durchaus beglücken de» Lebensgesühl. Es ahnt nicht, baß es sterben muß. hofft vielmehr bald gesund ins Dasein znrücktehren zu können. Es hat in joiner absoluten Ahniliigslvsigkeit auch kein Bedürfnis nach den letzten Segnungei: der Kirche. Ein übereifriger Aisistriizarzt und die Krankenschwester habe» trotzdem »ach dem Pfarrer geschickt, der auch kommt, seiner kirchlichen Pflicht zu genügen. Als er das Sterbe zimmer betreten will, tritt ihm Professor Bernhardi ent gegen und weigert ihn: im Mitgefühl für den letzten Glücks- iranm der ahnungslosen Slerbende» den Eintritt, Der Pfarrer erhebt nachdrücklichen Einspruch, Während dieser Szene kommt die Meldung, dast der Tod eingetreten ist. Der Borggng zwischen den beiden durchaus würdigen Vertretern ihres Standes spielt sich in angemessener, keineswegs ver letzender Form gb. Er ist gber trotzdem der Auiist rnn» /*>