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rlr. — s«t»» » — »L«ld «ll»ckt. Da» Feu« war an meh«ren LkNm l, I« d«i die Brück, «« all«, Theilm zuymck Jeu« fing. Der »e nicht unterbrochen, doch müssen die Passagiere an der . gewordene» Stelle umslrtgen. Den Thäkrn ist man ht auf der Spur. „rantreich. General Skobeleff richtet« auS Petersburg an ein«, seiner Freunde in Paris, den Grafen Taberski, »in Schreiben, worin er ausHFormellste alle in Umlauf geseiften Gerüchte bezüglich d«s ihm yon Seiten de« Zaren angeblich zu Theii gewordenen un- gnädigen Empfanges dementirt. BemNS seit geraumer Zeit wiederholten sich die Fälle, in denen Geschworene sich weigerten, den bisherigen Eid unter Anrufung Gottes abzulcisicii, indem sie sich als Atheisten bezeichnet»». Der Juftizminjst« Humbert brachte nun in diesen Tagen einen Gesetz entwurf em, wonach eS den Geschworenen srciskhen soll, entweder den bisherigen Cid zu leisten oder eine Formel zu wähle», bei der sie ihr Verdikt nur „als rechtschaffene und sreie Männer" (au homwou prob«» st librss) abgeben. Abgesehen davon, daß durch dieses Zu- geständniß die Radikalen zu weiteren Prätentionen ermuthigt werden, entspricht eS auch wenig eiiwr einheitlichen Rechtspflege, die EideS- norm in di« Willkür des Einzelnen zu stellen, der sann ln den meisten Fällen weniger einem Gemissenüdrange gehorcht, als er sich durch die Sucht leiten läßt, vor dem Auditorium eine Rolle zu spie len. Mit Recht wird deshalb daraus hingewiesen, daß eine wissen schaftliche Autorität vom Range Littrü's, der gleichfalls als Atheist galt, doch keinerlei Bedenken trug, vorkommrnden Falls den gesetzlich normirten Cid zu leisten. lieber den schon gemeldeten Brand des Grand TtMre in Al gier wird tetearaphirt: „In der Rächt, eine Stunde nach beendeter Vorsiellung. brach der Brand so heftig aus, daß das Innere des Theater» mit Cinemmale zusammensiürzte. Gegenüber wohnte der Kanzler des spanischen Konsulats, Diego Mungo, welcher, durch die bedeutende Helle erschreckt, an'» Fenster eilte. ES war ein höllischer Anblick» da» der Kanzler vor Schrecken tobt zur Erde sank. Ein Gendarm wurde verletzt. Sonst sind keine anderen Opfer zu ver zeichnen. Mit Rücksicht aus diesen Brand und den deS Krystall- PÄdstes von Marseille hat der Maire von Marseille einen Erlaß hrrausgegeden, wonach sämmtlichr dortige Theater geschlossen werden müssen, dtS alle verlangten Schutzmaßregeln getroffen sein werden." Das Journal „Le pctit Algerien" meldet, daß eine Trupvcn- kolonne in der Rahe von El Aricha mit Insurgenten zusam- mcngestoßen sei, unter denen sich St Sliman befunden haben soll. Die Insurgenten seien überrumpelt worden und hätten aus marok kanisches Gebiet fliehen müssen. Zwei Rebellenstämmr seien um !M0 Schafe razziirt worden. Die Regierung geht gegen die ungesetzlichen Klöster vor. In la Fleche (Sarthe) wurden die Benediktiner polizeilich auseinander gesagt. Der Präfekt an der Spitze der Gendarmen und Polizei leitete die Operation. Als diese religiöse Genossenschaft unter Con- stanS zum ersten Mal vertrieben wurde, gestattete die Regierung, daß acht Mönche verblieben, um das Kloster und die dazu gehörigen Grundstücke zu überwachen. Unter Gambetta hatten die Mönche aber begonnen, sich ganz im Stillen wieder zu organiflren. Dichterrache. Wie Recht der alte römische Poet hatte, der die Dichter „ein reizbar Geschlecht" nannte, das sollte Gambetta dieser Tage drastisch erfahren. Ein Herr Cassaignau, Arzt und ArrondiffemensratliCouzö. scheint in den Muscstunden, die ihni seine Praxis läßt, den Musen zu dienen-, die Früchte seiner Inspirationen sammeitc er in einen Band Gedichte in französischer Sprache und in gasconischcm Dialekt, und von diesem Werke, osscnbar seinem Stolz und seiner Freude, schickte er ein Exemplar an Gambetta. Den weiteren Verlauf dieses Abenteuers, das so harmlos beginnt, entnimmt der Leser am besten dem nachstehenden schrecklich beredten Briese, den der erbitterte Cassaignau an Gambetta richtete und gleichzeitig im Wochenblättchcn seiner Provinzialstadt veröffentlichte: „An Herrn Ldon Gambetta, Abgeordneten im gesetzgebenden Körper. Mein Herr, der geringe Werth meiner „gasconischen und französischen Gedichte," von denen ich Ihnen das erste Exemplar mit Widmung dargebracht habe, rechtfertigt Sie bis zu einem gewissen Punkte, datz Sie mir nicht einmal deren Empfang bestätigten: da Sie mir aber auch aus keinm der drei dringenden Briefe geantwortet haben, die ich m jüngster Zeit an Sie gerichtet, so geben Sie mir das Recht, hieraus folgende Folgerungen abzuleiten: Sic mögen ein intelligenter Mensch sein; aber Sie lind jedenfalls ein recht ungezogener Zunge und man riecht Ihnen oen emporgekommcnen Gewürzkrämer an, mein Freundchen. Dieser Dust (suis xouori^) glauben Sie das meiner alten Gascoanrr-Erfadrung, ist danach anaethan, Ihre Kan didatur aus die Präsidentschaft der französischen Republik >ehr ernst lich zu gefährden. Empfangen Sie, wenn es Ihnen recht ist, nieine besten Grüße." Dieser Brief wird den armen Gambetta lehren, daß inan Poeten nicht ungestraft in ihrem Selbstbewußtsein kränkt. Wa rum nimint er sich aber auch kein Beispiel an dem großen Viktor Hugo, der seit fünfzig Fahren Jedem der zahllosen Dichter, die ihm ihre Werke schicken, mit Postwendung folgende stereotnve Antwort sendet - „Mann von Genie, Sie sind ein größerer Dichter als ich. Harren Sie aus l Es umarmt Sie ohne Neid, Ihr Viktor Hugo." Holland. Die deutsche Regierung hat sich zur Beschickung der Seitens der holländischen Regierung m Anregung gebrachten internationalen Konferenz zur Ausarbeitung von Maßregel» gegen den sogenanten Mädchenhandel bereit erklärt. Die Konferenz soll im Laufe des nächsten Frühjahres zufammentretcn. Dagegen sind die Schritte der holländischen Regierung um die deutsche Regierung zu veranlassen, den Ausschluß der niederländischen Schissfahrt von der Küstenlahrt rückgängig zu machen, bis jetzt vollständig erfolglos geblieben. Obligation«, sich beläuft. Die Attische «ochweNdi-Ieit d« baldigen Oichmmg dieser außerordentlichen Geschichte wird indessen dennoch zwingen, den Weg auS dem Labyrinth herauSzufinden. England. Montag Abend» wmde versucht da» Telegraphen- amt in Dublin in die Luft zu sprengen. DK Explosion zer trümmerte Thürrn und Fenster, beschädigte aber keinm der Insassen. krattag, «tg, ülsr, 18» eu l'c T Italien. Garibaldi hat einen Absagebrief an die Franzosen erlassen I „Mit Euer« Priesterkäppchen-Republik ist es nichts," schreibt er an Leon Taxil, den Herausgeber dcS „Anti-Klerikal," „damit könnt Ihr Niemand mehr täuschen. Die Liebe und Verehrung, die wir cimt für Euch hegten, hat sich in Haß und Verachtung verwan delt. Encr tunesischer Krieg ist schmachvoll und wenn die italienische Negierung so gemern wäre, die vollendete Thatsache anzuerkennen, so würde Ne verächtlich sein wie die Ration feig wäre, welche eine solche Regierung ertrüge. Euere berühmten Generale, welche erst eine halbe Million tapferer Krieger dem Feinde überlieferten uno sich dann in Viehwagen gefangen nach Deutschland transvortircn lie- 'cn, mißhandeln setzt die schwache und unschuldige Bevölkerung von Trinis" u. s. w. Damit wird die gegenseitige Schwärmerei wohl ihr Ende erreicht haben. Russland. Neue Verwicklungen zwischen Rußland und China find im Anzüge, welche die Kräfte Rußlands in vollem Maße in An spruch nehmen. In Ghirinn (Mandschurei) hat China 20,000 Mann koncentrirt, in dem übrigen Gebiete des wiedergewonnenen Kuldscha befinden sich an 60,000 Mann chinesisch«, bewaffnet« Kolonisten. Neuerdings hat China aus den dichtbevölkerten südlichen Provinzen über 70,000 waffenfähige Männer in Begleitung ihrer Frauen mit bedeutender Unterstützung des Staates an die russische Grenze von Koräa bis zur Stadt Ningut am Flusse Ssangara angesiedelt. Feder Ansiedler erhält sechs bis zehn Morgen Land und emige Arbeits ochsen, außerdem empfängt jede Familie jährlich durch zehn Fahre ach, Pud Hirse, fünf Pud Mehl, zwei Pud Oel und dm Anbau des ersten FahreS geschenkt. Die Chiungusen, berüchtigt durch ihre räuberischen Einfälle m die russischen Grenzgebiete, haben von der chinesischen Regierung Pferde und Waffen geschenkt erhalten und wai eS bedeuten will, dreihunderttausend geborene Räuber zu be waffnen und beritten zu machen, bedarf wohl kein« Erörterung, wenn man sich die Art und Weise d« Kriegführung in Asien vor Augm^hält. Nachstehendes Glückwunschtelegramm hat Kaiser Alexander an den Kaiser Wilhelm anläßlich dessen Geburtstages gerichtet: „Die Kaiserin und Ich sind ganz mit Herz und Sinn gegenwärtig Ihrem Geburtstage, und Wir gesellen Uns den Beweisen von Liebe und Achtung zu, welche Sie umgeben. Möge Gott noch für lange Fahre Ihr so ruhmgekröntes Leben erhalten, zmn Wöhle Deutschlands, für dm Frieden Europa» und für die Befestigung der Freundschaftsbande zwischen unseren Reichen I Alexander? Bei dem Galadrn« in Gatschina toastete der Kaiser auf „Kaiser Wilhelm, seinen erlauchten Freund und Alliirten". Serbien. Die Angelegenheit der serbischen Eisenbahnen ist immer noch in der Schwebe, trotz der Bemühungen namentlich auch der österreichischen Regierung einen neuen Unternehmer zu finden. E» scheint, daß die Finanzmächte, die bis letzt angegangen worden sind, vor dem Gedanken zurückschrrcken, di» Erben Bomoux' zu werden, möglich auch, daß dieselben ihre Forderungen zu doch spannen. Höchst charakteristisch für serbische Finanzaebakrung ist jedenfalls, daß die Finanzverwaltung d«S neuen Königreiches sich außer Stand «klärt an,«geben, wie hoch die Zahl der von Bontour begebenen serbischen Aevllerov. -j- Der SOjährige Todestag Goethe's ward lm Altstadt er Hoftheat» r durch des Dichter» erhabenes Schauspiel „Fphigenia" würdig begangen, freilich nur von ein« kleine» Gemeinde — doch das war zu erwarten. Die Rollen deS Orest und Pylades sind mit den Herren Matkowsky und Dettmer neu besetzt und diese Be setzung entspricht nicht nur hinsichtlich der Jugendlichkeit Beider, sondem auch in jeder sonstigen Hinsicht: Herr Matkowsky brachte in erschütternden Tönen die Qualen des von Cumenyden Verfolgten zu Gehör und Herr Dettmer wußte in guter, ruhiger .Haltung bei klar wohltvnender Redeweise als Freund des Enteren sich künstlerisch mit ihm zu verschmelzen: dabei wäre nur Herrn Matkowsky hier und da etwas Mäßigung im Ausdruck zu wünschen, da gerade hi« ein Zuvtcl die Linien verwischt, die den fünf Figuren dieser Dichtung den Zauber der Antike verleihen. Die künstlerisch sehr hochstehenden Leistungen Frl. Ulrich's, Herrn Porlh's und Herrn Faffs s sind bekannt: Entere empfing auf offener Szene bei reichem Beifall zwei Lorbeerkränze, wie denn überhaupt Allen stürmischer Applaus ward. 0. L. ff- Auch die Dknstag-Aussübrung von Schumann's,,G eno- vrva" im K. Hostheater war sehr reich besucht und das Publikum, wie stets bei dem Werke, von denen Schönheiten entzückt. ff- bl. 8. Bist Du wieder da, Freund Felix? Willkommen, alt« lustiger Schweighofer! Er kam, spielte und entzückte! Der Wiener Komiker rft für Dresden daS „Mädchen aus der Fremde", das mit jedem Fahr, sobald die ersten Lerchen schwimm, ln unserem Thale erscheint, Jedem eine Gabe mitbringend. Was er auch diesmal wieder im Ncfidenztheater an einem Abende an Scherzworten, Witzen, Geberdcn, Grimassen, Bewegun- gen, Naturlauten, Kunsitönen und Gtiederzuckungen austtieille, da von bestritte ein anderer Komiker mehr als einen Mouatsbedars. Felix Schweighof« hat es fertig gebracht, daß er mit seiner Person allein ein volles Haus stundenlang fesselr, anregt und erheitert — das Stück, in dem er sich vorführt, mag einen noch so fragwürdigen Rahmen dazu abgebcn. Das ist nun in der ersten der 4 Novitäten, deren Bekanntschaft uns sein feuriges Gastspiel vermitteln soll, allerdings der Fall. F. Zell und Mich. Genüe haben aus einem der unzähligen Romane Paul de Kocks „Die Jungfrau von Bellevill e", den Text zu einer komischen Operette zusammcn- gesckmieder. Die Arbeit ,st darnach geratben. Schade, daß man nicht die Zeit bat, die ReminiSeenzen aus der glücklichen Primaner- zcit wieder aufzufrischen, wo man sich in langweiligen Matlicmatik- slunden an der Lektüre der amüsanten Paul de Kock'schen Romane erbaute! Diese „Jungfrau", die sich jedem Wesen, das einen Bart zwischen Lippen und Nase hat, fraglos an den Hals wirft, muß eine ergötzliche Romanfigur abgeben — aus die Bühne gebracht verläuft daS Sujet in unerquickliche Breite. Hier muß der Roth- stift gehörig arbeiten. Dem Gaste Schweighof« haben die Ver fasser eine höchst oberflächlich charakterijirte Rolle geschrieben. Es wäre »u wünschen, daß der ««ehrte Gast sich einmal von seinen dramatischen Lcibschneidcrn eine jugendliche Rolle amnessen ließe. Aber wie füllte der Gast die Figur des alten Troupeau aus! So schwer glaublich es scheint, die Komik Schweighoscr's hat an Vielseitigkeit, Durcharbeitung und Ärotcskeiic gewonnen, lieb« welches Register von Stimme und Gliedcrbemcgung vcrsügt dies« Tausendkünstler! Er war wieder unerschöpflich an neuem Wendlingen und drolligen Einfällen. Seine ausgesloßencn, ge schnurrten, gepiepten, gevrumm'en Töne waren durchaus nicht alle salonfähig — beileibe! ab« von einer unwiderstelilichen Wirkung. Fm 2. Akte bot er eine ganze burleske Oper als Einlage. Er be stritt Alles, 4 Solopartien, 2 Chöre, die Coulisscn, die Persatzstücke aus eigenen Mitteln durch Stimme, Geberde und Körperhaltung. Früh« spra ch er ein Stimmengewirr, diesmal sang er es. Diese Einlage brachte den Enthusiasmus der Antisemiten und der Juden zugleich auf den Siedepunkt. Die feinste Komik bot im 3. Akte bas Couplet, das zwischen Infanterie und Kavalcrie eine verblüf fende Parallele zog. Raffinirt war auch die Szene, darin er seiner Tochter die Geheimnisse der Ehe erläutert. Diese, Frl. Offenay, spielte und saug mit Schalkhaftigkeit, Frische und Temperament. Hr. Rüdinger sah als Kürassier vierschrötiger pus, als nothwendig war und versuchte daS Kürassierlied nach Kräften mit Stimmsonds auszustatten. Prächtig war wieder Frl. Häusel; Frl. Seikert thäte wohl, etwas dunklere Farben zur Bekleidung ihrer junonische» Füile zu wählen. Hr. Schwarz, der sehr munter spielte, sah, wohl unab sichtlich, dem Abg. Winvthorst sehr ähnlich. Die Millöcker'sche Musik, amnuthig wie sic ist, hat viel von Meister Strauß an Walzerrhulbmen prositirt. Vorgestern Nachmittag wurde daS Residenzthcater militärisch eingenommen 500 Mann, für die Direktor Karl Frei- billcts m die Kaserne gesandt hatte, rückten stramm an, faßten Posto ans verschiedenen Plätzen und gaben donnernde Salven ab für die prächtige Darstellung der Posse „'s Münchner Kindl". Den Gipfelpunkt erreichte der Beifall, als Direktor Karl unter den Schnadcrbüvserln mitsang: „Wä? ich heut' ein Rothschild schenkt' ich 'ne Million — Zu Kaisers Geburtstag der Dresdner Garnison" -j- I,. H. Ain 22. März fand der zweite Chorgesangs abend des Kgl. Konservatoriums unter vr. Wüllner statt, nebstbei ausgezeichnet durch eine Arie von Händel und Schubert'schc Lieber, welche He« E Hildach vortrug. Palestrina, Schütz, altböhmischc Chorgcsängc (Riedel) und altfranzösische (Ncineckc), Schumann (mit dem reizenden, originellen „Der Schmied") waren die nnchiigeren Vorkommnisse. 'Die schwerste Ausgabe bildete Bach's wundervolle doppeichörige Motette „Singel dem .Herrn ein neues Lied", welche wie das gelammte Programm, in den heikelsten Tonverichlingungen überaus präzis und rein gesungen wurde, eine Empfehlung der Leistungssülügkcit deS Kon servatoriums, wie sie in Worten gar nicht herzustellen wäre. Es gab eine Zeit, da hat man, bei dem sorgfältigsten Interesse für die Musikbestrebungcn Dresdens, vom Konservatorium wenig sprechen mögen, denn die bloße Ccnsurirung von Schülerleistungen hat kein allgemeines Interesse : und doch war ein berühmt« Musilphilologe und bedeutender Musiker, Julius Rietz, artistisch« Direktor der Anstalt, um die er freilich nicht hervorragend sich kümmerte. Mit der Gewinnung vr. Fr. Wüllner's zog ein anderer Geist in die Anstalt; seine artistische Direktion kann gar nicht zu hoch ver anschlagt werden, seine Gewissenhaftigkeit» seine Ausdauer, sein Ehrgeiz haben in wenig Fahren viel geschaffen und lenken die Blicke auch außer Dresdens aus das jetzt königliche Institut. Es ist nicht müssig, zu betrachten, was Jemand zu Irrsten vermag, wenn er sust an die richtige Stelle gestellt wird. Im Theater hat vr. Wüllner dieses Uebergewicht nicht erlangt, man vermißt dort bei aller subtilen Tüchtigkeit und ehrlichster Mühegcbung dm freien großen Zug, der dem Theater eignen soll, als dem Kunstgebiet, i welches dem wirklich pulsirenden öffentlichen Leben an, verwandtesten ist. So lange man nicht behaupten will, daß Freiheit und Zwang dasselbe leim, kann man den Concert- unv Theatcrstil nicht mit einem Maße messen. In der Baumschule, wo ein junges Reis zu einem Kronbaum gezogen werden soll, sind viel Pfähle und Stützen, Schnitte, Bast und Draht gestattet, uni die Zweige zu richten und einzurenken. In die öffentlichen Promenaden verpflanzt, will man dann dm Baum frei sich entfalten sehen, unschön und überflüssig wären da noch künstliche RicktunaSstützen, die nebstbei durch Reibung oder Beschattung die herrlichsten Blüthen schädigen müßten. Vielleicht ist da» Derhältntß voin Konservatorium zum Theater diesem Vorgang gar nickt so unähnlich; dann ist ab« auch die Thatsache erklärbar, daß die Sympathien des Theaterkcnners Herrn vr. Wüllner nicht so auszuzeichnm vermögen, wie man ihn als Pädagogen auszeichnm muß. Im K. Konservatorium und in der Formalmusik (also auch in der Kirche und bedingungsweise im Concert) trägt Herrn vr. Wüllner's Fleiß und grobes Talent die besten Früchte. Nie wird ihm die Geduld ausgehen, als Gärtner neuanzubinden, auSzumerzen, zu erziehen; aber daS Jreiwachsm- laffm ist nicht nach seinem Sinn, ist doch aber zur Entwickelung der Leidenschaft und Poesie, dir un» im Tkeatcr mitfortreißen soll, unbedingt nöthig. ES liegt nicht im Mindesten eine Gerinaer- achttma sin dies« Meinung, sondem nur eine andere Begabung >oll konstatirt werden, als sie zum Tbeattr paßt. Lebendigkeit, Feuer, Schnellfertigwcrdm zieren die Tbcaterleistungen ebmso wichtig, wie Geduld, Maß und langsamer Forschrift das Studienkeben »irren. Nur mit größter Anerkennung ist dessen zu gedenken, waS durch diesen Coneertabend Herr Wüllner wieder geleistet hat. h Nachdem unsere englischen und amenkanischen Fremden dem edlen Sport des „Theaterspielens" gehuldigt, wollte auch die russtscheKolonic nicht Zurückbleiben. Du- Zuschauer rckrutirten sich aus dem südlichsten Rußland und dem Kaukaius, wo wohl selten etn deutsches Schauspiel hingedrunaen. Man brachte in trefflichem Zusammenspiel und mit groß« Präcision den „Schimmel" von Mojer und „Jeremias Grille", Posse von Pohl, zur Ausführung und waren es namentlich die zarten Damen, die tadellos spielten. Die Leitung der Ausführungen lag in den bewährten Händen dcS Herrn Hofschauspieler Lob«. -s- Ferdinand Hiller, der in Dresden kurze Zeit zum Besuch weilte, ist gestern wieder abgereist, zunächst nnw Leipzig. Die geistige Frische des Zeitgenossen und Freundes Fr. Cbopin'S, Franz Liszt's, H. BerlioL ist slaunenswnth, denn Vr. Ferdinand v. Hitler feierte voriges Fahr seinen 70. Geburtstag. Die Liebens würdigkeit und der weltmännisch feine Sarkasmus des Künstlers haben nicht im mindesten nachgelassen. Auch der Schreck, den ihm Herr v. Bülow bereitet, hat Herrn Hilter nicht herabgestunint. Es war tu Köln und He« v. Bülow sollte eben sein bekanntes Pro gramm beginnen — da erblickte « gleich vorn im Saale Herrn Hill«, ging sofort zum Concertvorsland und erklärte, nicht spielen zu wollen, falls Herr Hill« sich nicht entferne. Ob Herr Hitler das gethan hätte, wenn er den Wunsch gekannt, weiß man nicht, Niemand war so unanständig, ihm die Auslassung mttzuibeilen. Herr v. Bülow stand schon im Paletot absahrtbereit — da rettete eine brillante Idee daS Concert: man drehte den Flügel u m, und nun spielte He« v. Bülow, der ja solcherart Herrn Hitler nicht mehr sah. Ferd. Hill« bat nachträglich üb« denVor- gang herzlich gelacht. Vermischtes. * EitcI l> is zum Tode. In Trieft hat sich vor ein paar Tagen eine junge Frau, die seit ihrer vor vier Monaten «folgten Niederkunft an einem unheilbaren Leiden kränkelte, in einem Anfalle von Schwermut!, vom Dache eines vierstöckigen vauscs in den ge pflasterten Hosraum hinahgestürzt, von wo sie schwer verletzt in daS dortige Krantenhaiis üverlragen wurde. Einer der Hilssarbcitcr ihres Galten erschien nun mit anderen Personen am Schmerzens lager der Unglücklichen und konnte sich nicht enthalten, in die Worte auszubrccheii: „Arme Frau! So suug, erst achtuildzwan-zig Fahre alt!" — Wehmüibig entgegnete die junge Frau : „Nein — erst fünfundzwanzig!" und hauchte mit diesen letzten Worten ihres irdischen Lebens den Geist aus. * Wo lebt man am längsten? Die Statistik darf diese Frage dahin beantworten, daß die individuelle Lebensdauer in Grie chenland die namhafteste Höbe erlangt. F» Athen sind im Fahre 1876 sieben Personen im Alter von 80 und 11? ^ ^ Fahren gestorben. Der Chefarzt der griechischen Armee batte Gelegenheit, in der Zeit vom Februar bis Oktober 1878 neun Stcrbesnlle zu verzeichnen, von denen zwei Personen im Alter von 75 Fahren standen, während die anderen bas 60., 05., 100., 112. und 120. Lebensjahr «reicht hatten. So behandelte der Arzt einen im Fahre 1758 geborenen, 1797 geweihten Priester, der einer Gemeinde (St. Basil) 61 Jahre lang als Scel- forg« vorgestanden hat. Er war in seinem Leben nie krank und bebaute noch im Alt« von 120 Fahren sein Grundstück. Die Wittwe des aus dem griechischen Freiheitskriege bekannten Admirals MiauliS, die den in den dreißiger Fahren verstorbenen Admiral in dritter Ehe gebeirathet hatte, starb 90 Fahre alt; sie hatte bis an das Ende ihrer Tage ihre ganze dann und wann durch den Genuß von Siehen- inselwein ermunterie Frische bewahrt. Derselbe Arzt erzählt von einer in der Gemeinde Akrata, an der Küste von Achaja, lebenden 102 Fahre alten Kiostcrjchwestcr Makaeia Kanelopulu, die täglich die Kirche besucht und ihr Gärtchen bebaut. Durch die statistiichcn Erhebungen ist überhaupt sestgcstellt worden, daß im ganzen Orient eine höhere Lebensdauer «eicht wird, als in den meisten europäischen Ländern. * Bleibt auf dem Lande. Der „StaatSanzeigcr für Württemberg" schreibt: Obige Mahnung bildet den Grunogedanken eines unlängst von der Direktion einer bekannten Ludwigsbura« Fabrik an ihre Arbeiter gerichteten Aufrufs. Es sind darin die Vortheilc anfgezäblt, welche dem Arbeiter das Wohnen auf den, Land,- gegenüber dem Aufenthalt in der Stadt bietet: I. sei der so lide Arbeiter im Dorfe ein geachtetes Gciiicindemitglicd; 2. stelle er sich auf dem Laude ökonomiich besser, weil Frau und Kinder durch Feld- und Gartenbau und Halten einer Kuh oder Ziege zum Unter halt der Familie beitragen und dem Man» die Annehmlichkeiten eines eigenen und gut versehenen Herdes bieten können, während in der Stadt die ganze Existenz der Familie vom Verdienst des Mannes abhänge: 3. sei aus dem Lande weit billiger zu leben, der eheliche Friede gesickerter und die Erziehung der Kinder «leicht«!, schon weil im Ganzen dort einfachere Sitten unv mehr religiöser Sinn herrsche, als in städtischen Arheiterguartieren. Tie Direktion legt so hohen Werth darauf, daß ihre Arbeiter auf dem Lande wohnen, daß sie sogar deren Verbleiben in der Fabrik davon ab hängig zu machen entschlossen ist und vorzieht, den HinauLgczogcnc» Entichävigungen für die Eisenhahiisahrt, für vermchrien Ausivand an Schuhwerk:c. zu gewähren. * Das Telephon als Qu cl lener sin der. Cine cigen- thümlichc Verwendung von Telephon macht der Gras Hugo v. Engcn- bcrg, welch« im Schlosse Tratzbcrg bei töall in Tirol residirt. Er gräbt an den Abhängen eines Hügels mehrere Mikrophone in den Boden ein und verbindet jedes mit einem besonderen Telephon und einer Batterie, um dadurch die Waffcrguellen auf seinem Grund besitze aufzufinden. Die dazu führenden Beobachtungen an den Te lephonen werden in der Nach! vorgcnommen, wo das Geräusch und die Erzittcrungcn dcS Bodens weniger häufig und weniger stark sind, als am Tage. * Plan muß eS den „texani scheu Räubern lassen," schreibt der „New-Orlccms Demokrat," daß sie sich immer noch ein Stück jener Ritterlichkeit bewahrt haben, welche die Texaner, und wenn sie Desperados waren, in der ersten Halste dieses Jahrhunderts auszcichnete. Kapitän Ogclsbu von den Rangers hatte vor einigen Wochen einen jungen Mann Nainens Dougbrn, der im Berdachte fland, an der Beraubung der Laredo-Pvstkutschc theilgenommen zu haben, in seiner Wohnung, ungefähr 40 Meilen von Rio Grande, verhaftet. Die Mutter Doughty s lag schwer krank und inan glaubte, sie würde sterben. Ihr Sohn hatte sic bis dahin in Gemeinschaft mit einer Schwester gepflegt. Ais nun dieser Solm fortgeführt werden sollte, erhob sich grogcr Lärm im Hause und Doughtn siebte den Kapitän an, ihn so lange bei seiner Mutter zu lassen, bis diese entweder genesen oder gestorben sei. Er versprach heilig, sich vor Gericht zu stellen, sobald man ihn verlange. Der Kapitän ließ sich endlich bereden und beanügte sich mit dem Ehrenwort des Räubers, der ersten Borladung Folge zu leisten. Wochen giiiaen hin. Der Kapitän erschien von Zeit zu Zeit in der Wohnung Doughtu's, um sich zu überzeugen, datz er noch da fei. Er fand ihn stets zu Hause. Inzwischen trat das Bundesaericht in San Antonio in Sitzung. Nun bestürmten die Verwandten Doughtn's den letzteren, sich aus und davon zu machen. Ein Nachtritt hätte ihn nach Mexiko und in Sicherheit gebracht, während ihm anderseits lebenslängliche Zucht hausstrafe i» Aussicht stand. Eines Abends wurde ihm ein prächtiges Pferd vor die Tyüre geführt und ein Schwager drückte ihm eine Börse mit Geld in die Hand. Dougbtn aber lehnte jedes Anerbieten ab. Er habe, sagte er, sein Ehrenwort gegeben, sich dem Gerichte zu stellen, und er werde sein Wort nicht brechen. Und so kam er denn auch wirklich vor einigen Tagen ganz allein in San Antonio an und meldete sich beiin Sberiffals Gefangener. Kapitän Oglesb» bürgt für die Wahrheit dcS hier Mitgethcilten." Und doch Bandit? Ehrenwort — * Ein schweizerischer Don Juan. Nachstehender „Warnungs-Venns" der Schweiz« Staatskanzlci vom 22. Fan. 1813, lesen wir im St. Gallen« „Freisinnigen," und bedarf lein« weiteren Er - klärung: „Da Felix Ehrliholzer, Goldschmied von St. Gallen, sich mehrerer unehelicher Vaterschaften schuldig gemacht und dadurch seine Gemeinde schwer belästigt hat, so werden rn Folge einer Erkenntnis, des Bezirksgerichtes St. Gallen alle Weibsversoncn gewarnt, sich eines zugenauen oder unerlaubten Umgangs mit benannten Ebrlinolzer zu enthalten, indem sic die daraus entstehenden Folgen an sich selbst zu nagen hätten und jeder Rechtswoblthal der Klage gegen ihn oder seinen Heimassort verlustig erklärt würden." Abends eingetroffenc Börsen. Pari« tProdukiciy, er. MLlj. lSLiui.) Weit LS.Ld^ ruhig. Tpirtiu» März «v.so, Mai-ilugiift rs. drhaupt««. Mat-^ugusi 74,iiü, irrigen!». Wegen Marz r0,I>0, Mot-iNig» «I!»l Mir» erram (Produkten), rz. " '°i. Mo, iöi Mörz, iklbiok.) Weiziu Diciz v.7ö, Mo! iioü.