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Lies»» Bl»«t »tt d«l Bsan « »d Un^edung >» I«q< »Hil Norabenü-LI-N «s-' 61. Jahrgang. AL 268. W di« Voft.»«,nh« «n .» ^ Mittwoch. 26. September 1917. l «»» m 1. E»egr?Lrrröot L8SS Drahtanschrift: Nachrichten Dresden. Aernsprecher-Sammelnummer: LüDU. Rur sür Nachtgespräche: »VVU. Dq«D»>«»bahr »ierNIILHrlich tn Dreeden und verölten Lei Meimallzer Zunagun» tan Sonn- und Montagen nur einmal» lowie bei »tninaltger Zustellung durch di« Post tohn« Bestellgeld) ».so M.. monatlich > A> M. Vnjelgen-Preise. Die etnlpalttg« Zelle tetwa « Stld-n) 0» Pi., vorgigepliltze u. Lnzeigen in Nummern nach chonn- u. geiartagen lt. Tarif, roTcuerungerulchlag. — Luew.Luitr.geg. Vorauebezahl.--Be.egdi. l0Pf. Dchriftleitung und Hauptgeschäftsstelle: ' Marienstraße 38/40. Druck u. Verlag von Lirpsch 4 Reichard« in Dresden. Nachdruck nur mit deulllcher Quellenangabe (»Dresdner Nachr.') prllllfl^ — Unverlangt« Tchrlftllllcke werden nicht aulbewahrt- SS «Uhr »»L krsolgreiche Lustangrisse aus kugland und Mstrchen. Alle Flugzeuge unversehrt zurllügekehrt. —13 seludliche Flugzeuge lm Westen abgeschoffeu. — Deutsche Vorstöße an der Verdun- Front. — SSV Franzosen gesungen. — Meder 23VVV Lo. versenkt. — Rußland und dle Friedenssrage.— Neue Unruhen m Stallen. -er amtliche deutsche Hriegrhericht. <S«tNch.) Grobes Hauptquartier. LS. Gept. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die vou unserer Artillerie kräftia durchgesührte Be kämpfung der gegnerischen Batterien erzwang zeitweilig ei» beträchtliches Nachlassen des feindlichen FenerS an der flandrischen Schlachtfront. Einzelnen starken Feuerwellen folgte« keine Angriffe der Engländer. Heeresgruppe deutscher Kronprinz An der Aisne nnd in der Champagne vorübergehend Feuersteigcrungen und Erknndungsgesechte. die uuö Ge fangene nnd Bentc einbrachtcn. Auf dem Oft nfer der Maas spielte« sich zwischen der Strafte Bocheranvillc—Cbanmont nnd Mancourt bei -eftia-r Artillerictätigkeit örtliche Jnsanteriekämpfc ab. Südlich von Reanmont entrissen unsere Truppen den Franzosen Gräben in 4Ü9 Meter Breite und hielten sich gegen mehrere Gegenstöße. Hm Ckanme-Walde kam cs zn erbitterten Nahkämpfen, welckg: die Lage nicht änderten. Bei Bczonvanr hatte er» Borstoft in die feindlichen Linien vollen Erfolg. Hm ganzen wurden den Franzosen Aber 358 lyesangenc abgenommcn. Nachts brach ein Stnrmtrnop bei Malanconrt in die feindliche Stcllnng ein und kehrte mit einer Auzshl Ge» fangever znrss< Gestern abend griffe« unser« Flieger England an. »ns militärische Bauten nnd Sveicher im Herzen von London, auf Dover, Gonthend. Chotham und Gbeernes, wurden Bomben abgeworken. Brände bereichneten die Wir kung. Alle Flngzenge kehrten unncrsehrt zurück. Auch Dünkirchen wurde mit Bombe,, anaegrifsen. Die Gegner verlöre« 18 Fl n g »e ir g e. Oberlentnant Schleich errang den 22. und 23.. Leutnant Wttsthof den «. Lnftsseg. Ans de« Oestlichen Kriegsschauplatz und an der Mazedonischen Front keine gröbere« Kampfhandlungen. Der Erste General« „artiermei st er: sW. T. R.) Lndendors f. AmtNcker deutscher Mmiralstkß5hericht. Berlin. 21. Sept. sAmilich.) Durch die Tat» keit «nserer Unterseeboote wurde« im Gocrrgebiete n- Eng land wiederum 2 8 8 8 8 R r.»N.«T o. versenkt. Unter den versenkten Schissen besonden ssch der bewaffnete englische Dampfer „Tcerleß" l»112 Tos. Ladnna Kupfererz und Kork, das französische Viermastvolllchiif ,.T a r a p a c a" (2588 To.) mit Satter, sowie ein nn- beka»»ter Tankbampfer. der durch zwei Zerstörer ge sichert rvqr. (W. T, B) Der Chef des Admiralstabes der Marine. -V Erfolgreiche Unler^eeboot-Kommandanlen. Berlin, 24. Sept. (Amtlich.) Zu den Erfolgen deS Unterseeboot-Kriege- im August von 898 990 Br.-R.-To. ver senkten HandelSschifsSraumeS haben ln hervorragender Weise beigctragen Kapitänleutnants Rose. Ger lach, Dieckmann, k. u. k. LinienschifiSleiltnant Ritter von Trapp, Kapitänleutnants Marschall, Nicbeg, Meusel, Oberleutnants z. S. Salbwedel, Lob, Howaldt.v. Heydcbrcck. (W. T. B.) Mn Weckruf Ver „Deutzen Baterlanvsvartei". Eine gewaltige Woge vaterländischen Wall?ns, vater- ländischer Entschlossenheit und stahlharten Willens zum Siege geht durch das deutsche Bol5. Die Lauheit und Flau heit de» Reichstages, der Erzberger und Scheidemänner, die zu der den Krieg in so verhängnisvoller Welse ver längernden Entschließung vom IS. Juli geführt hat. wird abgeschütteU. der klare Wille nicht nur zum Durchhalten, sondern zum Siegen leuchtet auf. Das deutsche Volk will nicht verzichten auf das, was zur Sicherung seiner Zukunft notwendig ist. das deutsche Volk will nicht, daß feine Sache gemordet werde von den, Geiste der internationalen Mächte, will nicht die Zukunft feiner Kinder und Enkel verraten an die englisch-amerikanischen Gcldmächt«. denen letzten Endes die Schuld an diesem Kriege zusällt. Der einmütige Protest gegen die Note Wilsons hat es bewiesen, die Ver- sammlungvn de, „Deutschen Vaterlandspartei* tn Berlin erbrachten einen neuen Beweis dafür. In der Philharmonie und im Rheingold tn Berlin trat gestern sMontag) die Baterlandspartei zum ersten Male an die Öffentlichkeit mit einer machtvollen Kundgebung. Beide Versammlungen waren überfüllt und mutzten lange vor Beginn polizeilich abgesperrt werden. Und gesprochen haben »eb«» dem Herzog Johann Albrecht von Meckle». bürg, neben dem Großadmiral v. Tirpitz der fortschritt liche Abgeordnete Dr. Traub, der bayrische Zcntrums- aLgeordnete Scharnagcl, gesprochen hat auch Ludwig Thoma, der vor dem Vorwurf Mer ist, ein „schwarzer Reaktionär" oder „wilder Alldeutscher" zu sein. Stand schon unter dem Grüirdungsaufruf der Baterlandspartei der Name eines Führers der ostpreubischcn fortschrittlichen Volt sparte i, des Königsberger Oberbürgermeisters Dr. Kürte, und war schon dadurch bewiesen, daß nur Las gemeinsame, tief empfundene Bedürfnis, dem Baterlanüe zu dienen, der Regierung einen starten Rückhalt zu liefern, für die Partei bestimmend ist, so hat der Verlauf der Ber liner Tagung das bestätigt. Vaterland spolitik im besten und höchsten Sinne des Wortes zu treiben, ist das Ziel der Partei, und daß hieran festgehalten werden wird, dafür bürgt der Name des Großadmirals v. Tirpitz. Zu einem einheitlichen nationalen Wollen will die Partei das deutsche Volk sammeln, alle Kräfte sollen zusammcngefaßt werden zur Ervcichnng des höchsten Zieles, das heute jedem einzelnen vou uns gesteckt ist, mag er ans der sozialen Stufenleiter oben oder unten stehen, zur Erreichung des deutschen Sieges. Nachstehend geben wir einen Bericht über die eindrucks volle Kundgebung: Der Ehrenvorsitzende der Deutschen Baterlandspartei Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg gleich dem ersten Vorsitzenden Groftadmiral v. Tirpitz bet Er scheinen mit lebhaftem Beifall und -Händeklatschen begrübt, cröffnctc die Versammlung mit Worten der Erklärung sür die Gründung der neuen Partei. Sie sei eine Erscheinung, die aus der Seele tausender treuer Deutscher entstamme, weil diese von der Erkenntnis erfüllt seien, daß berufene Führer und Vertreter des Volkes ihrer großen Aufgabe nicht immer gewachsen wären, bas; das Vaterland vor der Gefahr stehe, durch die Schuld eines Teiles seiner gewähl ten Vertreter den vollen Sieg nicht zu erreichen, auf den es Anspruch machen kann. Die Fühlung zwischen Regierung und Volk war verloren gegangen. Deshalb sei in Ostpreußen der Nus erhoben worden, daß alle treuen Deutschen, die durch keine internationalen Rück sichten irgendwelcher Art wissentlich oder unwissentlich ge bunden sind, sich zusammcnschließen sollten, um dem Vater lande für alle Zukunft die gesicherte Stellung in Europa und in der Welt erkämpfen zu helfen, die ihm nach den ungeheuren Opfern dieses Krieges gebühre. Dann nahm, abermals lebhaft begrüßt, als Haupt redner des Abends Großadmiral v. Tirpitz das Wort. WaS er sagte, entfesselte in 5cm bis auf den letzten Platz besetzten Saale wiederholt wahre Stürme beiger st crtcr Zustimmung. In großen Strichen zeichnete er ein Bild unserer innerstaatlichen und außer politischen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten und kennzeichnete die naturnotwcndige weltwirtschaftliche Lage, durch die wir in Gegensatz zu England gerieten. Daß im Sommer 1914 der Weltkrieg auöbrach, hatte gewiß mancher lei Ursachen, aber sein eigentlicher Wcsensgrund lag tn der unüberbrückbaren Kluft zwischen dem euro päischen Kontinent und der W c l t a u f s a s su n g Englands. Wir haben bewiesen, daß wir weder mili tärisch noch wirtschaftlich nicdcrzuringen sind, und daß wir die Stärkeren bleiben werden, wenn wir nur die Nerven nicht verlieren. Jetzt aber wird der Versuch gemacht, die Deutschen durch die Deutschen zu schlagen, wie in AlterSzcit, wenn auch auf moderne Weise. Die Seele unseres Volkes soll gemordet werden, und der anglo-amcrtkanische Kapitalismus setzt alle Hebel in Bewegung, um das Geld, das er in die Ge schäfte des Weltkrieges hineingestcckt hat, nicht vcrloren- gehcn zu lassen. An Versuchen, uns die Freundschaft Wilsons zu sichern» haben wir es nicht fehlen lassen. Wir haben aber immer nur den entgegengesetzten Erfolg gehabt. Hochmütiger und beleidigender ist nie zu einem tapferen Volke gesprochen worden wie zu uns. Noch kurz vor seinem Tode hat Generaloberst v. Moltke zu Herrn v. Tirpitz gesagt, daß er genau orientiert gewesen wäre über die Stellungnahme Belgiens bei Ausbruch eines etwaigen Weltkrieges. Dem Staate Belgient st durchsein Verhalten nicht unrecht geschehen, sondern recht. Das muß einmal klipp und klar ausgesprochen werben. Daraus müssen für unser Ver halten die entsprechenden Folgerungen gezogen werden. Abgesehen von allem anderen fordert auch die Würde unserer Nation, daß wir allen Völkern den klaren Beweis liefern, das; England unS nicht bestegt hat. Wie die Ver hältnisse liegen, ist dieser Beweis nur erreichbar durch eine richtige Lösung der belgischen Frage. Andere Beweismittel gibt es nicht: der Kongo macht es nicht. Ein neutrales Belgien und Flandern Hat es niemals gegeben. Flandern war immer der Brückenkopf Englands gegen Europa. Jetzt müssen wir wollen, daß in Zukunft nicht England, sondern Deutschland die Schutzmacht Bel giens wird. Nach allem, was das deutsche Volk in diesem Kriege schon an Opfern hingegebcn und erlitten hat. kann es einen Statusquo sür uns nicht geben. Wir brauchen greifbare Entschädigungen, um auch nur in Jahrzehnten das wieder cinholen zu können, was wir durch den Krieg verloren haben. Es bedarf einer allerernstesten Aufklärungsarbeit, um das deutsche Volk vor Selbst täuschungen über die Gefahren seiner Lage zu bewahren. Niemand denke dabei an Hurra-Patriotismus irgendwelcher Art, aber die Zeit dränge, und jeder müsse an seiner Stelle das Möglichste tun, um das Vaterland vor unermeßlichem Schaden zu bewahren. Der Kampf gehe jetzt nicht um Deutschland allein, gehe um die Freiheit des europäischen Kontinents und seiner Völker, gegen die sie alle ver schlingende Tyrannei des anglo-a mexikanischen Kapitalismus. Militärisch haben wir den Sieg in der Hand: wir werden ihn auch politisch mit Sicherheit gewinnen, wenn wir nur den bewußten Willen dazu haben. Deutschlands Schicksals- stnnde sei gekommen, das deutsche Volk müsse auswachen, um aus ihr den deutschen Sieg davonzutragcn. Nach Großadmiral v. Tirpitz nahmen etwa noch zehn Redner aus allen Gauen des Vaterlandes das Wort, um bestimmte Einzclfragcn im Sinne der Deutschen Bater- landspartci zu behandeln. Besonders eindrucksvoll sprachen Stadtdirektor Tramm lHannovcr) und der bekannte fortschrittliche Landtagsabgcordnete Pfarrer Traub (Dort mund), der in ergreifenden Worten den Geist des 4. August 1914 in Gegensatz zu den bekannten Erscheinungen und Strömungen unserer Tage stellte. Zu den übrigen Red nern des AbendS gehörten noch Ludwig Thoma (Mün- chcn) und der Generallcmdschastsdircktvr a. D. Geheimer Oberregiernngsrat Kapp auS Ostpreußen und auch Dr. Kretzschmar (Dresden). Vou den hervorragenden Gästen des AbendS sind zu erwähnen: Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, Generaloberst von Kluck und ans der Gelehrtcnwclt u. a. Prof. Förster. Rußland und die Friedensirage. (Eigene D r a h t m c l d u » g e n.) Gens, 28. Sept. „Petit Journal" meldet aus Petersburg: Der Verlust der Lünafront ermunterte den Soldntcnrat zu einem neuen Ultimatum an die Regierung. Das Bestreben des SoldatenratcS geht unvcrhüllt auS einer Abstimmung des Volkes und Heeres gegcn die Fortsetzung dcS Krieges hervor. Wie lange die Negierung Kcrcnskis bei den fortgesetzten Fchl- schlägcn au der Front den Forderungen des Soldaten- und ArbettcrratcS Widerstand leisten kann, ist gar nicht zu be urteilen. Große Waffencrfolgc der Alliierten an allen übrigen Fronten können allein die Lage in Rußland retten. Basel, 28. Sept. „D arly Mai l" meldet aus Peters burg: Die wieder eingesetzten Soldatenvereinc und Aus schüsse im Heere veranstalten im Frontbcretch eigen mächtige Abstimmungen über die FricdenS- frage. Es ist zu beachten, daß nicht neutrale Zeitungen diese Meldungen veröffentlichen, sondern Organe, deren Nussen- sreundlichkeit nicht in Zweifel gezogen werden kann. Das ist besonders deshalb fcstznüaltcn, weil Kercnski durch die Petersburger Telcgrapheu-Agcntnr den an sich wohl verständlichen Versuch macht, diese Meldungen abzuleug- nen. Das offiziöse russische Nachrichtcnburcau verbreitet folgende Darstellung: Die auS dem Anslandc nach Petersburg gedrungenen Gerüchte von der Möglichkeit von Fricdensvcrhandlungen haben in der hauptstädtischen Presse eine Reihe von Artikeln uud Beurteilungen veranlaßt, deren Grundstim- mnng eine tiefe Unzufriedenheit mit der Presse und der öffentlichen Meinung der verbündeten Länder ist, die die Fricdensfragc be sprechen und erörtern, mährend Rußland trotz seiner un heilvollen Zerrüttung in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht nicht aushört, durch die Organe -er verschiedenen öffentlichen und politischen Organisationen seinen festen Willen zur Fortsetzung des Krieges zu betonen. Die meisten Blätter stellen vor allem fest, daß die Nach richten über den Frieden diesmal, wie früher, aus Deutsch land stammen, das sic periodisch in Umlauf bringe. Denn heute versuchten die Derrtschcn nochmals im Hinblick auf die nahe demokratische Konferenz den psychologischen Augen blick auSzunutzcn. (W. T. B.) Abtretung Kamtschatkas an Amerika? Die Kopenhagencr „Bcrliwgske Tsäende" meldet auS Haparanda: Mit großer Bestimmtheit auftretende Gerüchte besagen, die Vereinigten Staaten hätten der russi schen Regierung vorgeschlagen. Kamtschatka gegen Be zahlung eines sehr bedeutenden Betruges zn über nehmen. <W. T. B.) Neue Unruhen lu Italien. (E t g e n c DrahtmelLung., Zürich, 28. Sept. Nach Berichten von der italienische»« Grenze ist seit Sonntag inittag aberinals der gesamte telegraphische und Eisenbahnverkehr mir Mailand Gnd Turin gesperrt. Berichte auS Monza bestätigen, daß es am Sonntag in Turin und Mai land wieder zu revolutionären Straßen- un ruhen gekommen ist, in deren Verlauf Militär aus Monza nach Mailand und Turin beordert wurde. Der „Matin" meldet aus Rom, daß die meiste« oberitalienischen Gewerkschaften am 18. Sep tember auf Grund des Kriegszustandes aufgelöst wor--^ den sind. Der unmittelbare Anlaß sei eine landesvenäterio sche Agitation in den Gewerkschaften gewesen. -- i-Z