Volltext Seite (XML)
9908 «»N-Ilbv-U I. d. Dvchn. Buchhand-I. Nichtamtlicher Teil. aS 20!, 29. August 1912. Gemeinderat angenommen, und es werden nunmehr An stalten getroffen, damit diese Art Ausäs >1u I-ivrs sich weiter ausbauen und entwickeln kann. In der obengenannten Druckerei wurde die im Börsenblatt Nr. 53 erwähnte Prtn- ceps-Ausgabe der Oivina Oominscliu hergestellt. — Auch die im Laden der »Libtiopola« befindlichen Inkunabeln und Reproduktionen sind in der Schenkung mitinbegriffen. I-s danLoni ci'Oltrsiuurs bon G. D'An- nunzio werden demnächst in einer Prachtausgabe erscheinen, die recht bald vom Büchermärkte verschwinden wird, da nur hundert Exemplare davon gedruckt werden sollen, von denen vierzig zum Mindestpreis von 50 Frcs. im Subskriptionsweg vertrieben werden. Die übrigen sechzig Exemplare kommen unter höchsten und hohen Persönlichkeiten sowie bedeutenden Bibliotheken, Schriftstellern und Künstlern Italiens als Der» kationsexemplare zur Verteilung. Abgesehen von der typo- graphischen Ausstattung, die als ein wirkliches Kleinod der Typenkunst angesehen werden kann, besteht der Werl dieser Prachtausgabe in den zu jedem Lied von dem etwa neun zehnjährigen Studenten der technischen Schule zu Genua Amos Rattini gezeichneten Illustrationen, deren Originalität DÄnnunzio entzückte. Nattini hat sich, durch die Lektüre der Canzoni hingerissen, auf einmal zu einem mit einer kräftigen Technik und klaren Auffassung begabten Maler moderner Rich tung zu erkennen gegeben. Die genannte Luxusausgabe wird als Unikum dastehen, da nach Fertigstellung des Drucks die Illustrationen vernichtet werden. Wenn ich, meines Berufs wegen, zu den verschiedenen Fachzeitschriften greifen mutz, so kann ich nicht umhin, gewisse Vergleiche über die verschiedene Auffassung, die in den ein zelnen Ländern bei der Zusammenstellung der Bibliographie zutage tritt, anzustellen. »Börsenblatt«, »Loolr. sstlsr«, »LidttoZrakia Lsxuuotu« und »6 1 orus. Is ciolla I-tbrsriu« gehen bei Ausnahme der Nova insofern Hand in Hand, als sie nebst den übrigen Angaben auch immer über Format, Seiteuzahl und Preis der einzelnen Werke Aufschluß geben. Unvollständig dagegen sind: »Llbliogrnpllis cts tu Iprancs« und »Lotlsttino ci 611 8 xubbtieuriont itu- Iiano«, da beide viele Werke ohne Preisangabe registrieren. Man braucht nur eine Stichprobe in den verschiedenen Nummern der genannten zwei Fachzeitschriften zu machen, um diesen Mangel wahrzunehmen. Es handelt sich manch mal um Separatabdrucke von wissenschaftlichen Zeitschriften oder auch um Jugendbücher, aber — und dies gar nicht so selten — auch um dickleibige wissenschaftliche Werke. Für den italienischen wie auch für den ausländischen Sortimenter haben alle Druckerzeugnisse einen kommerziellen Wert, und insbesondere die Separatabzüge wissenschastltcherZeitschriften. Es ist doch ohne Zweifel anzunehmen, daß, wenn der Ver leger Separatauszüge Herstellen läßt, es zu dem Zwecke ge schieht, sie abzusetzen; warum unterläßt er also die Preis angabe? Die französischen Verleger annoncieren ferner im Inse ratenteil der Libliogrrrpllis cks In franco ihre Neuigkeiten fast durchwegs ohne Angabe der Seitenzahl des betreffenden Bandes. Der praktische Sortimenter weiß Wohl im voraus, daß ein französischer Roman durchschnittlich 250— 360 Seiten stark ist; wo kann er sich über die Seitenzahl wissen schaftlicher Werke unterrichten? Die Knude» der Sortimenter fragen Wohl — bei der Wahl eines Werks — zuerst nach dem Preis, gleich darauf aber auch nach der Seitenzahl, um sich ein Urteil darüber zu bilden, ob das fragliche Werk die durch den Preis zu vermutende Bedeutung besitzt oder nicht. Eine freundschaftliche Verständigung des Oerels cle tu Utbrutris bzw. der ^ssosinr. Ions Dix. 1-tdr. Itut. mit den Verlegern dürste diese» Übelstand zum Nutzen der in- und ausländischen Sortimenter leicht beseiti gen können. Es ist unbegreiflich, daß trotz der erhöhten Auflagen der politischen Tagesblätter und illustrierten Wochenschriften aus Anlaß des italienisch-türtischen Kriegs und der Sintflut bon Broschüren, Bänden, ja selbst illustrierten Werken über den von Italien besetzten nordafrilanischen Landstrich die Arbeit in den Buchdruckereien gegenüber dein vergangenen Monat eher ab- als zugenommen hat. Man meldet, namentlich aus Rom, Neapel, Genua und selbst aus dem industriereichen Mai land, daß die Zahl der Arbeitslosen im polygraphischen Ge werbe täglich zunimmt; und man ist in maßgebenden Kreisen der Ansicht, daß die Lage nicht so bald aus eine Besserung schließen läßt. Vielleicht bringt die durch die Teuerung be dingte Erhöhung der Löhne in den Großstädten eine Ab wanderung der Buchdruckereiarbeiter nach den kleineren Städten auf dem Lande mit sich. Es ist fast unglaublich, was für eine jedem gesunden Prin zip spottende Bureaukratie sich in Italien breit macht. Trotz- oem die internationale Postkonvention die freie Einfuhr der Drucksachen unter Kreuzband in allen Weltpostvereins-Staaten gestattet, ist es bei uns, in Italien, nicht möglich, eine Ver ständigung zwischen Zollbehörde und Post herbeizuführen. Mutz ein Buchhändler gewisse Bücher schnell haben, so wehe ihm, wenn er sie — falls sie illustriert, ohne Text sind — per Kreuzband bestellt! Solche Sendungen, d. h. alle Sendungen nach Italien (speziell Architekturwerke, Almanache, Bilder, die Sammlung »Meisterbilder«, Posüarten aller Art u. dgl.) müssen, nach der Meinung der Zollbehörde, per Post paket erfolgen! Das ist doch unerhört! Wie kann denn ein Buchhändler ein oder zwei Bücher, die er eilig benötigt, per Paket kommen lassen? Soll er Frcs. 3.50, resp. Frc. 1.75 ausgeben, während er per Kreuzband kaum Frc. 1.— an Porto zahlen würde? Der Buchhändler, meint der Zoll beamte, will dadurch Schmuggel treiben und sich der Be zahlung der Zollgebühr entziehen — folglich konfiszieren wir die Sendung, die nur gegen Bezahlung der Zollgebühr und der vier- bis zehnfachen Strasgebühr ausgefolgt wird. Mir scheint, daß, wenn ich mich für meine Sendungen der Post be diene, gar kein Schmuggel betrieben wird; die Post kann meine angeblich zollpflichtige Sendung an das Zollamt ab liefern und dieses sie mir gegen Bezahlung der Zollgebühr ausfolgen. Mehr könnte man ja nicht verlangen! Wozu denn ein solch verkehrt angebrachter Scharfsinn? Die Logik wäre jabiel einfacher und würde das Zollärar gar nicht schädigen. Alle Versuche in diesem Sinne blieben leider bisher erfolglos — guousgus tancksin?! Beim Durchlesen des bei Ulrico Hoepli-Mailand er schienenen Bandes des OurtsAßio insclito cit ^lessnnckro Annroni (Frcs. 6.50) erfährt man aus den gedruckten Briefen, wie eng und herzlich Manzoni und Goethe miteinander befreundet waren. Dieses freund schaftliche Verhältnis hatte seinen Ursprung in der von Goethe mit dem Grotzherzog von Weimar unternommenen Reise nach Mailand, wo sich die beiden Dichter kennen lernten. Goethe hatte Manzoni derart schätzen gelemt, daß er für das Be kanntwerden der Trauerspiele und Hymnen durch eine Reihe von Aufsätzen, die in »über Kunst und Altertum« erschienen, tatkräftig wirkte und ihn auch gegen ungünstige Kritiker ver teidigte. Diese Freundschaft lebt noch heute in den Nach kommen beider Länder fort, namentlich bei uns in Italien,