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landesgericht Hamburg hinsichtlich des Geldschranls eines Fabrikkontors verneint. Derartige Kontormöbel sind, wenn sie nicht für den betressenden Raum besonders gearbeitet und ihm angepaßt sind, was hier nicht behauptet ist, regelmäßig überall wieder verwendbar, sie sind auch durch andere Kontormöbel, die gewöhnlich sabrilmäßig hergestellt werden, leicht ersetzbar. Sie bilde» dadurch einen Gegensatz zu den Maschinen der Fabrik, die regelmäßig der Örtlichkeit und dem Betriebe angepaßt und häufig mit dem Gebäude fest verbunden sind. Sie werden denn auch im H S8 Ziff. 1 BGB. ausdrücklich erwähnt und daneben die Gerätschaften der Fabrik, zu denen aber die Kontormöbel nicht gezählt werden können. Wenn geltend gemacht ist, die von der Pfändung betroffene Fabrik fei schon mehrfach in andere Hände übergegangen, aber die Kontormöbel seien stets mit übereignet, so beweist das nichts, sofern bei den Übereignungen die Kontormöbel ausdrücklich ein- geschlossen sind. Daß aber, wenn eine Fabrik verkauft wird, auch ohne daß die Kontormöbcl ausdrücklich dabei erwähnt werden, der Verkäufer nach der Verkehrsanschauung verpflichtet sei, sie als mitverlaust gelten zu lassen, kann niemals anerkannt werden. Die Pfändung aller der hier aufgezählten Gegenstände wurde deshalb für rechtsgültig erklärt. sAItenzeichen, Bs. IV. ZS7/12.) Dichter als Typographen, — Der Herausgeber der Lese und des Kulturspiegels, Herr Georg Muschner.München, schreibt uns: In Nummer I8l d. Bl. steht ein Aufsatz «Dichter als Bibliophilen«, den ich heute erst zu Gesicht bekomme. Der Verfasser bemerkt zwar ausdrücklich, daß er die Beziehungen der lebendenSchriststeller zum Buchgewerbe nicht erschöpfen wolle; nach- dem er aber Otto Julius Bierbaum und andere genannt hat, erscheint es mir ungerecht, daß einer nicht erwähnt wurde, der in aller Stille mehr Bedeutung für die Typographie sich erworben hat als viele, die aus diesem Gebiete so oft genannt wurden. Otto Julius Bierbaum hat zwar den »Pan« mit begründet und einige Hefte herausgebracht, allein Cäsar Flaischlen hat ihn durchgesührt und ausgestaltet. Durch ihn wurde der «Pan« nicht das Organ einer Richtung, sondern das führende Blatt der Moderne überhaupt, durch das diese sich aus allen Linien durch, setzte. Durch ihn kam typographische Sorgsalt hinein und eine so hohe Entsaltung aus allen typographischen Gebieten, daß jetzt noch der «Pan« ein unerreichtes Vorbild ist. Flaischlen hat die schwere Arbeit der Drucklegung durchgemacht, und verschiedene Druckereien verdanken ihm ein gut Teil ihrer typographischen Kultur. Bekannt, lich ist das «Prospeltbuch zum Pan« wegen seiner typographischen Vorbildlichleit eine Seltenheit geworden. Hier hat Flaischlen auch zum erstenmal die Inserate in die Buchkunst einbezogen. Wenn heute vornehme Blätter ihren Inseratenteil typographisch edel gestalten, so geht das aus diese Anfänge zurück. Mustergültig sind auch Flaischlen- eigene Werke, deren Ausstattung und Typographie er bis ins einzelne selbst komponiert. Die Titelblätter der Bücher «Von Alltag und Sonne«, »Lehr- und Wanderjahre«, »Jost Seysried« sind köstliche Musterbeispiele deutscher Setzkunst. Wie er selbst handschristlich typographisch edel schreibt, so ist auch der Satz seiner Bücher aus das seinste durch dacht. Freilich handelt es sich bei ihm nicht um eine marktschreierische Typographie, um irgendwelche spielerische Kunststücke, sondern um eine überaus seine, stille und abgeklärte Kunst, in deren Geheimnisse man erst eindringt, wenn man ein Dutzend anderer gerühmter Werke damit vergleicht. Es gibt heute viele Beispiele schöner Titelblätter und sorgfältiger Satz, proben, allein ich kenne nur wenige, die so vornehm und diskret sind wie die Titelblätter der erwähnten Bücher und das genannte »Prospektbuch des Pan«. Da Flaischlen in jeder Beziehung still im Hintergrund zu bleiben pflegt und nicht imstande ist, etwas von sich her zu machen, erachte ich es als Pflicht, auch einmal auf ihn als Typo graphen hinzuweisen. Die >A«g»b»rger Abendzeitung« stellt als solche ihr Er- scheinen mit dem I September d. I. ein. Von da ab heißt sie »München. Augsburger Abendzeitung« und erscheint in München. «rimms Deutsche Märchen. — Im Jahre 1812, also vor einem Jahrhundert, ließen die beiden Brüder Grimm als Frucht langjähriger Studien und emsigsten Sammelfleißes den ersten Band ihrer Deutschen Kinder- und Hausmärchen erscheinen, ein Werk, das, wie allen Buchhändlern bekannt, das Lieblingsbuch der deutschen Kinderwelt geworden ist und es voraussichtlich für ungezählte Jahre bleiben wird. Dieses Jubiläum wurde jetzt in zahlreichen Zeitungsartikeln gefeiert; im Neuen Wiener Tagblatt geschah dies durch einen am 7. August erschienenen Artikel unseres Wiener Berichterstatters Herrn Friedrich Schiller, betitelt: Ein Jubiläum in der Kinderstube. Hundert Jahre Brüder Grimm. Die Hauptversammlung de« Deotscheu Lchillerbondeb findet am s. und 6. Oktober im großen Saale der »Erholung« in Weimar statt. Am 6. Okt. (Sonnabend) tagt der National- Ausschuß über interne Fragen; am Abend ist ein Besuch des Hof- theaters vorgesehen. Für Sonntag, */,I2 Uhr morgens, ist die Hauptversammlung selbst angesetzt, zu der der Vorstand den Oberregisseur des königl. Hostheaters in München, vr. Eugen Kilian, für die Rezitation Schillerscher Gedichte gewonnen hat. Um der nächstjährigen Zusammenkunft in Weimar, abgesehen von den in Aussicht genommenen Ausführungen im Hostheater während dreier Wochen im Juli und August ISIS, eine höhere Bedeutung als Nationalseier der Befreiungskriege zu geben, sollen hervor- ragende Männer als Festredner an den theatersreien Abenden gewonnen werden. Eine .Kurhessische «eselischast siir Kunst »ud Wissen- schast«, die sich die systematische Förderung der geistigen und künstle- rischen Kultur der engeren Heimat zum Ziel setzt, wurde dieser Tags in Kassel gegründet. Der Internationale Verein für medizinische Psychologie »nd Psychotherapie hat seine diesjährige Tagung aus den 8. und S. September in Zürich im unmittelbaren Anschluß an den Schweizer Psychiatertag festgesetzt. Eine theologische Lehrerkouferenz findet, wie in den früheren Jahren, auch diesmal wieder in Dresden, und zwar vom SO. September bis zum 2. Oktober, statt. Auf der Tages- ordnung stehen Vorträge der Prosessoren vr. Kropatschek-Breslau, Proksch-Greisswald und de- Pfarrers Laible-Leipzig. Alldeutscher verband. — Vom 6. bis S. September tagt in Erfurt der Verbandstag des Alldeutschen Verbandes. Im Anschluß daran wird unter dem Kennwort: »Aus deutscher Welt und deutschen Kämpfen« eine alldeutsche und Kolonial, ausstellung veranstaltet, zu der die Kolonialgesellschast, der Ostmarkenverein, der deutsche Schulverein und viele andere Schutzvereine im Reich und im Auslande Beihilfe leisten. Die städtischen Behörden haben im Museumsgebäude, das schon als wichtiges kunsthistorisches Denkmal eine von allen Fremden beachtete Sehenswürdigkeit bildet, große Räume für die Aus stellung zur Verfügung gestellt. Eine Sonderabteilung soll die wissenschaftliche Literatur des Deutschtums und die Propaganda- schristen aller deutschnationalen Bestrebungen umfassen. Alle Einsendungen sür diese Gruppe werden durch die Buchhandlung von Hugo Güther erbeten, die auch den Verlaus und den Pro. spektvertrieb in dieser Abteilung übernimmt. Für de« 11. Niedcrsachseutag, der vom S. bis 9. Oktober in Hannover stattfindet, ist der Tagungsplan festgesetzt worden. Das Fest wird durch einen Begrllßungsabend eröffnet werden. Sämtliche Verhandlungen werden aus den zeitgemäßen Gedanken, eingestellt sein: »Der Heimatschutz in der Großstadt«. Auf dem diesjährigen »Niedersächsischen Dichterabend« sollen die ersten Ver- treter unserer heimischen hochdeutschen und plattdeutschen Literatur zu Worte kommen. Ferner ist die Ausführung eines nieder- sächsischen Volksstückes von einem hannoverschen Verfasser geplant. Börsenblatt sür dm Deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. I2S2