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^ 224, 24. September 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b.Dtlchu Buchhandel. Tabelle 3 Länder «LLn NT Gesamtzahl d. Ubersetzgn. Bulgarien . . . 2696 291 10.8 66 22.7 Dänemark . . . 3241 347 10.7 45 13 Frankreich . . . 9176 473 5.2 128 27 Großbritannien. 15393 478 3.1 261 64.7 Italien .... 10322 1135 10.9 137 12.1 Niederlande . . 6782 685 10.1 138 20.2 Norwegen . . . 1612 155 9.6 25 16.1 Rumänien . . . 4377 132 3 35 26.5 Rußland . . . 34195 3960 11.6 418 10.5 Spanien . . . 2427 882 36.2 126 14.3 Ungarn .... 3403 626 18.4 101 16.1 Länder nur ganz geringfügigen Änderungen unterworfen war, während sich der Anteil der Übersetzungen aus dem Deutschen sowohl in Frankreich wie in Großbritannien bedeutend erhöht hat: er beträgt in Frankreich, dessen llbersetzungstätigkeit im ganzen von 3.8 auf 5.2 A gestiegen ist, 27 ^ gegen 19.7 A im Vorjahr und in Großbritannien 54.7 A (also mehr als die Hälfte sämtlicher Übersetzungen) gegen 37 im Jahre 1929. Aus Tabelle 4, die den Anteil einiger Länder an der Ge samtzahl der Übersetzungen ins Deutsche (1143) aufzeigt, geht hervor, daß der Anteil der Übersetzungen aus dem Französischen an der Gesamtzahl der Übersetzungen ins Deutsche 19.2 A, aus dem Englisch-Amerikanischen zusammen — eine Trennung dieser Länder ließ sich in der deutschen Übersetzungsstatistik bisher Nicht durchführen — 40.5 A beträgt. Diese Verhältniszahlen dürfen freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß im besonderen für Tabelle 4 Sprachen Anzahl der übers, ins Deutsche übers, ins Dtsche. (114Z) in °X. Dänisch-Norwegisch 66 5.8 Englisch-Amerikanisch 463 40.5 Flämisch-Holländisch 34 3 Französisch 220 19.2 Italienisch 46 3.8 Russisch 121 10.6 Schwedisch 71 6.2 Spanisch 16 1.4 Tschechisch-Slowakisch 23 2 Ungarisch 10 0.9 Frankreich die absoluten Zahlen noch eine sehr erhebliche Diffe renz zeigen: 220 Übersetzungen ins Deutsche entsprechen nur 128 Übertragungen ins Französische. Von diesen 220 Werken gehört genau die Hälfte (110) der Schönen Literatur an, wäh rend Frankreich nur 60 deutsche belletristische Werke in Über tragungen ausgenommen hat. Die größere Aufnahmefähigkeit Deutschlands für Werke der Schönen Literatur erweist sich auch Großbritannien und den Bereinigten Staaten gegenüber, ob wohl sich durch die starke allgemeine Erhöhung der Übersetzungs tätigkeit in diesen Ländern die deutsche Übersetzungsbilanz akti viert hat: 266 belletristische Werke wurden aus dem Englisch- Amerikanischen ins Deutsche übersetzt, während nur 203 Werke abgegeben wurden. Im ganzen gesehen ist der Anteil der Übersetzungen (1143) an der Gesamtproduktion in Deutschland — 26961 Werken im Berichtsjahr — mit 4.2 A nicht zu hoch; er steht in der Mitte zwischen Frankreich mit 5.2 A und Großbritannien mit 3.1 A — alle übrigen Länder sind mit weit höheren Verhältniszahlen ver treten. Für die Schöne Literatur allerdings stellt sich das Bild anders dar: hier beträgt der Anteil der Übersetzungen (552) an der Gesamtzahl (4123) 13.4 Ob es berechtigt ist, auf Grund dieser Zahlen von einer Überfremdung des deutschen Schrifttums zu sprechen, möge in diesem Zusammenhang, da ja lediglich die statistischen Tatsachen gegeben werden sollen, dahingestellt bleiben. Inzwischen ist das erste Vierteljahrsheft der im Börsen blatt Nr. 43, 1932, durch den Bericht von Ernst Reinhardt an gekündigten internationalen Ubersetzungsbibliographie (»Inäex Dranslationum«) erschienen (s. Bbl. Nr. 188 v. 13. August 1932). Über die seit dem 1. Januar 1932 in Deutschland, England, den Ver einigten Staaten, Frankreich, Italien und Spanien erschienenen übersetzten Werke aus dem Deutschen, Englischen, Französischen, Italienischen, Spanischen, stellt das Institut International äe dooperation Intellectuelle in Paris entsprechend den Wünschen des kM-Clubs, des Internationalen Verlegerkongresses, der Völkerbundkommission und anderer Stellen Verzeichnisse aus Grund der nationalen Bibliographien zusammen. Ein Teil unserer Arbeit wird somit überflüssig. 1930 betrugen die Über setzungen in den vom I. 6. I. jetzt behandelten Ländern etwa nur ein Drittel sämtlicher vom Deutschen in andere Sprachen über setzten Werke, und es ist deshalb zu wünschen, daß mit der Zeit der »luäex Dranslationum» zu einer vollständigen übeksetzungs- bibliographie erweitert wird. Die Übersetzungen aus dem Deutschen in fremde Sprachen werden für das Jahr 19 31 noch vom Börsenverein bearbeitet und im Börsenblatt wiedergegeben werden. Sprachreinigung und Buchhandel. Seit dem Kriegsende sind vierzehn Jahre vergangen, eine Zeit der Entehrung, Ausplünderung, Erniedrigung, eine harte Lehrzeit. Sie war nicht fruchtlos: die deutsche Selbstbesinnung i st d a. Sie tritt auf Gebieten, für deren Behandlung hier nicht der geeignete Ort ist, mit geradezu erstaunlicher Kraft auf. Der deutsche Buchhandel, dessen beste Männer wie Friedrich Christoph Perthes, Georg Reimer, Friedrich Arnold Brockhaus, Friedrich Bassermann zu den hervorragendsten Trägern des deutschen Gedankens gehörten, wird hinter der mächtigen allgemeinen vaterländischen Bewegung nicht Zurückbleiben wollen. Ihm fällt die schöne Aufgabe zu, den anderen in der völkischen Betätigung an einer wichtigen Stelle vor- anzu gehen, in der Pflege der deutschen Sprache, des hohen Volksgutes, an dessen Betreuung teilzunehmen gerade der Buch handel in besonderem Maße berufen ist, zu leisten, was er irgend vermag. Von der Sprachreinigung im Buchhandel ist schon oft die Rede geweseu. Es sind auch bereits erhebliche Verbesserungen erzielt worden. Die noch vor nicht langer Zeit allgemein üblichen Aus drücke »Rcmittenden«, »ä condition« und »in Kommission« sind ab getan, die »Kontinuation« liegt im Sterben, »netto« und »ordinär« sind im Abzug begriffen. Man sagt aber immer noch: Autor, Manu skript, korrigieren, Korrektur, Korrektor, Rezension, Exemplar (in der Buchhändlersprache »Expl.«), Sortiment, Rabatt, Porto, Kom missionär, Kommittent, Antiquar, Antiquariat, Register, Artikel, Branche, Tabelle, Literatur, Klassiker, klassisch, Poesie, Original ausgabe, Luxusausgabe, Faksimile, Prospekt, Revision, Redakteur, Redaktion, redigieren, Journalist, Annonce, Inserat, Acquisiteur. Prozent, Reklame, Akzidenz, Bibliographie usw. Die Verdeutschung dieser Fremdwörter kann ohne nennenswerte Schwierigkeiten er folgen*). Um dem Unwesen ein Ende zu bereiten, ist nur eines nötig: die Einführung derentsprechendendeutschen Ausdrücke von Amts wegen. Vor etwa einem Menschen alter erlebte ich ein lehrreiches Beispiel. Ich kam in Berlin auf den Potsdamer Bahnhof un>d fragte einen Bahnbeamten: »Auf welchem Bahnsteig fährt der Pariser Schnellzug ein?« Er blickt mich lange verwundert an. Dann spricht er: »Wat is det? Bahnsteig? Sie meenen woll Perronk?« Ich versuchte, dem Manne klarzumachen, daß ich als Deutscher in der deutschen Reichshauptstadt es vorziehe, deutsch zu sprechen, erzielte aber nur die amtliche Feststellung: »Perronk is Perronk, hier kann man heechstens e i n steigen, aber nich bahn steigen.« Kurz darauf wurden auf allen größeren Bahn höfen Schilder mit den Aufschriften »Bahnsteig 1«, »Bahnsteig 2« usw. aufgehängt. In demselben Augenblick verschwand das Wort »Perron« aus dem Sprachgebrauch der Eisenbahner. Nur ein zelne schwerfällige Fahrgäste versuchten es noch gelegentlich an zuwenden, wurden aber bald durch die Beamten eines Besseren be lehrt. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler ist ein so fest gefügter Aufbau, daß er die fremden Fachausdrücke ebenso schnell, sicher und schmerzlos ausmerzen kann, wie dies seinerzeit den Eisen bahnverwaltungen gelungen ist. Der Vorstand des Börsenvereins braucht nicht erst auf die Wichtigkeit der Angelegenheit aufmerksam gemacht zu werden. Sicherm Vernehmen nach sind in der in diesem *) S. dazu die Verdeutschungsbücher des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Heft 12: Das deutsche Buchgewerbe. Berlin 1919. 699