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2062 Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhanbet. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. 48, 22. Februar 1907. Auch die Zahl der Geschenke ist für dieses Jahr wieder eine erfreulich große. Die Erben des Malers Jakob Emanuel Gaisser schenkten 25 Zeichnungen dieses Künstlers, die Witwe des Malers Adolf Lüben 7 Zeichnungen ihres Mannes, Herr Richard Voltz 16 Zeichnungen seines Vaters Friedrich Voltz, Herr Rudolf Steffan 12 Zeichnungen seines Vaters Johann Gottfried Steffan. Endlich erhielt die Sammlung eine sehr wertvolle Schenkung des Herrn vr. Robert v. Ritter, Zeichnungen von Röth, Map» Graz, De fregger, sowie von Eugen Delacroix, durchweg aus der Samm lung Gura stammend. Unter den Kunstdrucken ist die alte Kunst wenigstens mit einigen seltnen und wertvollen Blättern vertreten. Obenan steht hier Israel v. Mcckenem (Darstellung im Tempel) 8. 37, ein Stich von größter Seltenheit; von demselben Meisterwürden noch zwei Blätter aus der Folge der klugen Jungfrauen erworben. Das Werk Dürers wurde ergänzt durch die seltene Radierung »Der Gewalttätige- (6. 92) und einen Holzschnitt. Weiter sind zu nennen Hans Brosamer, Franz Brun, Daniel Hopser, Virgil Solis und ein unbekannter Deutscher des sechzehnten Jahr hunderts; weiter die Franzosen Jean Duvet (2 Stiche zur Apo kalypse), und Pierre Woetriot; aus dem siebzehnten Jahrhundert Wenzel Hollar und die Holländer Paul Potter und Jan Jovis van Vliet; aus dem achtzehnten Jahrhundert ein früher Farb stich, dem Peter Schenk zugeschrieben, und ein seltenes Schab kunstblatt von Heinrich Sintzenich. Aus dem neunzehnten Jahrbundert sind, zunächst von ältern Künstlern, hervorzuheben: Georg Christoph Wilder (3 Radierungen), Konrad Wißner (2 solche), Albrecht Adam (kolorierte Lithographie), Wilhelm Gail (Radierung), Franz Winterhalter (Lithographie), ein seltnes Bauerndoppelbildnis von Franz Hansstängl, zwei Karikaturen (Radierung) von Eugen Neureuther, Radierungen von Franz Graf Pocci und Philipp Heinel, endlich ein Teil der äußerst seltnen Tierfolge von Max Joseph Wagenbauer (Litho- graphic). Von Ausländern aus dieser Zeit sind nur drei Lilho- graphien von Auguste Raffet zu nennen. An der Spitze der neueren Meister steht ein seltner bisher unbeschriebener Probedruck von Wilhelm Leibl. Von einigen lebenden Künstlern wurden wieder größere Sammlungen an- gckaust. Von Joseph Michael Holzapfl wurden 14 Radierungen erworben, von Ernst Liebermann 9 Radierungen und 2 Litho graphien, von dem Leipziger Bruno Hsroux 9 Blätter verschiedener Technik. Das Werk Klingers wurde abermals um 2 seltene Einzel- blätter bereichert; von Ernst Moriz Geyger wurden 2 Radierungen erworben, ebenso aus der Sammlung Gura 2 Radierungen von Max Dasio, eine von Franz Stuck und eine Lithographie von Hans Thoma. Von lebenden Münchener Künstlern sind ferner zu nennen: Radierungen von Albert Aichinger, O. F. Probst, Hans Volkert, Alexander Liebmann, Ernst Kirchner, Wilhelm Rohr, eine Lithographie von Julius Diez, Holzschnitte von Gustav Bechler und Adolf Thomann-Zürich. Von andern Deutschen sind noch erwähnenswert: Käthe Kollwitz (eine Radierung), Ernst Kappstein >2 Lithographien und ein Monotyp), die Deutschböhmen Walther Klemm und Karl Thiemann (Farbenholzschnitte), der Wiener Hans Jungnickel (Schablonen-Spritztechnik). Die ausländische Kunst ist rascher aufgezählt: Frankreich ist durch eine Lithographie von Fantin-Latour und 2 Radierungen von Flameng und Lalanne vertreten, England durch 2 Radie rungen von Seymour Haben (dabei das einzige figürliche Blatt des Meisters) und Joseph Pennell, Holland durch eine Radierung von Jan Boo. Die Photographiensammlung wurde hauptsächlich durch eine große Anzahl von Pflichtexemplaren vermehrt, Aufnahmen aus den Galerien zu Wien, Kassel und St Petersburg. Auch die Porträtsammlung wurde wieder ergänzt, hauptsächlich die Ab teilung der Wittelsbacher Bildnisse. An illustrierten Werken ist dieses Jahr wenig zu nennen. Das wichtigste ist: Radierungen (in Mappe) von Richard Müller, ferner von Gottfried Cichler (zur Geschichte Augsburgs), Jakob Hertel (zu eignen Gedichten), Franz Hegt (Züricher Neujahrs- stücke), ferner Blätter von C Holdermann und C. Lieber nach Goethes Handzeichnungen, Stiche verschiedener Künstler nach Ludwig Richter (zu Blumenhagen, der Harz); Lithographien von Leopold Rottmann (Pezvlt, Ansichten von Salzburg), Pocci (»Der OsterhaaS- und zu Kobells Gedichten), und Peter Herwegen (Umrisse zu Christoph von Schmids Jugendschriften), Holzschnitte von Ludwig Richter (Ammon, Vaterunser). Endlich: Hessen kunst, mit Originalarbeiten verschiedener Techniken. Nicht minder fand die Handbibliothek weitere Bereiche rung; während an Prachtwerken hauptsächlich Steinmann, die Sixtinische Kapelle Band II und Cain, Collection Dutuit, hervor- zuhebcn sind. Auch in dieser Abteilung sind zahlreiche Geschenke zu nennen: Ein ungenannter Gönner, der die Sammlung auch in früheren Jahren bedacht hat, gab ihr in diesem Jahre eine große Radierung von Ernst Moriz Geyger und ein Mappenwerk von Otto Fischer -Elf Radierungen aus Hamburg». Der englische Kunstfreund Sir Charles Robinson schenkte 6 seiner eigen händigen Radierungen, die Cincinnati-Museums-Affociation 17 Radierungen des amerikanischen Künstlers Fred Robert Blum und Herr Karl Bauer einige seiner eigenhändigen Porträtlithographien. Von Herrn vr. Robert v. Ritter er hielt die Sammlung, im Anschluß an die oben erwähnte Schen kung von Zeichnungen, das Werk »Lichtwark, Das Bildnis in Hamburg«. Eine große Anzahl von Exlibris wurde teils von den Besitzern, teils von den Künstlern geschenkt; ebenso einige Plakate, künstlerische Einladungskarten und dergleichen. Endlich wurde die Sammlung von Kunstanstalten und Künstlern durch eine Reihe von Bildnissen, meist Photographien, bereichert. Die ganze Jahresvermehrung betrug, wie sich dieses Jahr durch die neue Jnventarführung zum erstenmal genau feststellen läßt: 277 Handzeichnungen, 2130 Kunstdrucke und 243 Bücher. (Nach. Allgemeine Zeitung.) Personalnachrichten. Hoftitel. — Herr Gottlieb Braun, Mitinhaber der N. G. Elwertschen Universitätsbuchhandlung in Marburg a/L., ist von Seiner Hoheit dem Herzog von Meiningen durch Verleihung des Titels »Herzoglicher Hofbuchhändler- ausgezeichnet worden. (Red.) Auszeichnung. — Dem langjährigen Rendanten der Haupt kaffe der Firma A. W. Hayn's Erben in Berlin Herrn Hugo Meißner ist das Kreuz des Allgemeinen Ehrenzeichens verliehen worden. (Red.) (Sprechsaal.) Gebundene Bücher im Sortiment. Ein Vorschlag. Die Klagen über den Zustand von gebundenen Remittenden- Exemplaren sind nicht unberechtigt. Wenngleich den Sortimenter — dem ja die Pflicht obliegt, das fremde Eigentum sorglichst vor Schaden zu bewahren — hier manche Schuld trifft, so muß ich doch dem Verleger den Vorwurf machen, daß er selbst die größte Schuld dadurch auf sich lädt, daß er seine gebundenen Veriagswerke oft so ungeschützt wie möglich zum Versand bringt. Einige praktische Wünsche richte ich daher an die Verleger: 1. jedes gebundene Buch mit Schmutz-Umschlag zu versehen, mit Aufdruck des Verfassers und kurzem Titel auf dem Rücken, 2. Schutzkarton mit gleichem Aufdruck, 3. in Papier verpackte Exemplare nicht mit dem Aufdruck de- Titels auf der Vorderseite, sondern gleichfalls auf dem Rücken zu versehen. Ich mache mir di« Mühe, jedes gebundene Buch säuberlich einzupacken und den Rücken mit Titel zu versehen, eine ungeheure Arbeit, die mir die betreffenden Verleger durch meinen Vorschlag ersparen könnten. In den meisten Sortimentsgeschäften werden die Bücher ohne Hülle auf Lager gebracht, nur um die Titel leicht übersehen zu können. Wird das Werk aber meinem Vor schlag gemäß geliefert, dann bleibt die Hülle und schützt vor Staub und Sonne. Der Schutzkarton ist trotz Schmutzumschlag nötig, denn der Umschlag zerreißt natürlich leicht und muß durch einen neuen Papierumschlag eisetzt werden. In diesem Falle bleibt der Titel des Buches durch den Schutzkarton sichtbar. Berlin. Hugo Schildberger.