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Redaktion«!!« Teil. X: 27, I. Februar 1924. alle nicht zu ersetzen vermochte. Unsere Aufgabe muß es sein, nicht nur die alte Kundschaft wieder voll und ganz zurückzuhoten, son dern neue wirkliche Bllcherliebhaber heranzuziehen und zu Käufer» zu entwickeln. 7. Bevorzugt wurden von mir diejenigen Verleger, die nicht engherzig waren durch Übersendung von Vorfakturen usw. Der Sortimenter muß seiner Kundschaft Vertrauen entgegenbringen, und ebenfalls muß dieses Vertrauen der Sortimenter auch vom Ver leger verlangen. Ist dieses nicht der Fall, mutz der Sortimenter diesen Verleger abbauen und einfach nicht führen. In diesem Sinne habe ich das Weihnachtsgeschäft gehandhabt und werde auch in Zu kunft so handeln. Darum, Kollegen vom Verlag, geht Hand in Hand mit dem Sortiment, und der Ausbau kann beginnen! K a r l K r o p ff i. Fa. Preuß L Jünger. Charlottenburg: Ein Sortiment im Westen Berlins, das hauptsächlich Mittel- standskunüschaft hat, schreibt: Das Weihnachtsgeschäft war besser, als man nach den vorangegangenen sehr schlechten Wochen erwar ten durfte. Wenn die Folgen der Währungskatastroph« bereits überwunden gewesen wären, so hätte es sich zweifellos noch besser gestaltet. Die große Arbeitslosigkeit und die kleinratenweise erfol gende Gehaltszahlung der Beamten und Angestellten haben den Absatz gehemmt. 1. Die Bllcherpreise wurden als mäßig empfunden und gern bezahlt, wenn der Käufer über die Mittel verfügte. 2. Nutzer Romanen wurden nützliche Werke bevorzugt: Klas siker, Wörterbücher, Schul- und andere Lehrbücher, Atlanten, Ka lender. Auch Antiquaria wurden diesmal gern zu Geschenkzwecken gekauft. 3. Daß das »Neue Universum» und di« Reinheimerschen Bil derbücher viel begehrt waren, ist ein Zufall, der in der Auslage begründet war. Dasselbe trifft für die klein« »Jedermanns Bü cherei» des Hyperion-Berlages zu. 4. Jugendschriften und Bilderbücher wurden wenig mehr ge kauft als im vorigen Jahre, der Absatz dieser Gattung ist auf einen geringen Prozentsatz des Friedensabsatzes zurückgegangen. 5. Ernste Literatur wurde bevorzugt (siehe unter 2>. 6. Meine Kundschaft (Mittelstand) ist natürlich bei weitem noch nicht wieder so lauskräftig wie früher. 7. Eine gute Auslage mit Preisangabe unterstützte den Ver kauf. Das Publikum, das bisher durch die früheren, scheinbar hohen Papiermarkpreise vom Kauf abgehalten worden war, trat gern in den Laden ein, nachdem es sich an der Schaufensterauslage vergewissert hatte, daß Bücher im Preise erschwinglich sind. Elberfeld: Auch in diesem Jahr hatte der Sortimenter seine ganze Hoff nung aus das Weihnachtsgeschäft gesetzt. Soweit sich dieses im Dezember abspielte, kann man von einem guten Geschäft sprechen: es war lebhaft, viele Verkäufe wurden getätigt, es war beinah« so wie in den Jahren vor dem Kriege. Da die Mark im ganzen Mo nat beständig war, war ein Vergleich mit den früheren Jahren sehr gut möglich, und das Gesamtergebnis kam den besten Jahren gleich. Und dennoch war es nicht wie früher; Wohl wurde auch im No vember schon lebhaft gekauft, doch konnte man zu Anfang Dezember ein« Zurückhaltung des Publikums beobachten, das im Glauben, daß die Preise weiter sinken würden, sich nicht zu einem Kauft entschließen konnte. Man muß daher für das Weihnachtsgeschäft di« Monate November und Dezember zusammen besprechen. So gut der Verkauf im Dezember war, so wenig gut war er im No vember, der Umsatz überschritt nur ein Viertel der Höhe des Frie densumsatzes; das Novembergeschäft war auch schlecht, weil nicht nur große Kursverluste zu tragen waren, sondern auch solch« durch unverständliche, rücksichtslose Verleger, die trotz Vorfaktur nur «in Drittel oder die Hälfte der bezahlten Ware lieferten. Im No vember 1923 fanden nur 1439 Verkäufe statt gegenüber IK40 im Jahre 1922: im Dezember 1923 waren es 2757 (1922 nur 2079). Natürlich waren die Bllcherpreise bei dem Verkauf sehr ein flußreich. Zu Anfang wurden recht viele Bücher verlangt bis zu 2.— Mk., diese wurden aber schon gleich vielfach in mehreren Exem plaren begehrt, ein Zeichen, daß das Buch wieder erhöht als Ge schenk Verwendung fand. Neuere Unterhaltungslcktllre (Romane) wurde im Vergleich zu den früheren Jahren in viel geringerem Umfang verkauft, und es erreichten sehr wenige Bücher die Zahl öl), Meistens aber nur 30. Es mag hierfür als besonderer Grund vor liegen, datz die Lager überfüllt waren und unter allen Umständen vom Lager verkauft werden mußt«. Da bei mir im Vergleich zu den früheren Jahren nur sehr wenige neue Bücher bestellt und er gänzt wurden, ist für mich das Gesamtergebnis als besriedigend zu bezeichnen. Im Grenzgebiet des besetzten Gebietes hat di: Post unglaublich langsam gearbeitet, aber zum Glück war bei mir ein Mangel nicht eingctrcten; die mit drei« bis vierwöchiger Verspätung eintresfendcn Sendungen waren alle sllr das Lager beslinrmt. Biographien wurden weit mehr verkauft als früher, es wurden viele in Partien abgesetzt, da in diesem Jahre sehr gute neue Werke dieser Gattung zur Verfügung standen. Klassiker und gesammelte Werke wurden nicht soviel gekauft wie im vorigen Jahr; die neue prachtvolle Ausgabe von Löns' Werken fand leider nicht den ver dienten Absatz, Wohl weil sie erst in der zweiten Hälfte des De zember herausgekommen ist. Bilderbücher wurden wieder leb hafter verlangt, und es war auffällig, in wieviel größerem Umfange sie verkauft wurden als im Jahre zuvor, wo man von allen Seilen in den Preisen unterboten wurde. Alfred Hahns Verlag in Leipzig halte mit seinem »Hans Wundersam- den größten Erfolg. Auch die Jugendschristen für das mittlere Alter (von 10 bis 14 Jahren) erfreuten sich einer lebhaften Nachfrage; die Jugendschristen von Sapper, Siebe, Schumacher, Spyri und Klee wurden gut verkauft. Auch Reisebeschreibungcn wurden wieder mehr verlangt, und das Kalendergeschäst war sehr gut. Wie schon gesagt, wurde in der Hauptsache gelaust, was vor rätig war, Nichtvorrätiges brauchte nur in wenigen Fällen besorgt zu werden. Die Zurückhaltung der Käufer im Dezember veranlaßt« mehrere Sortimenter, zum eigenen Schaden ohne Teuerungszuschlag zu verkaufen. Die nicht rechtzeitig bekanntgewordenen Preisände- rungen einiger namhafter Verleger waren sehr zu beklagen. Das Kunstgeschäft, Graphik und Reproduktion, war außer gewöhnlich gering, säst still. Hier konnte man wohl am besten beobachten, was die Stabilisierung der Mark für Folgen halte. Für Luxus, und das sind Bilder, war wenig Geld übrig. Das Musikalienge schüft war auch sehr lebhaft, es wurde viel gekauft. Das gute Gesamtergebnis des Dezember hatte viele minder gut« Monate aufzuwiegen, denn das Jahr brachte sehr große Lasten, und hier im Grenzgebiet vor allem waren wir während des ganzen Jahres vom größten Teil unserer auswärtigen Kunden ganz abgeschnitten. B. Hart mann. « Freiburg i. B.: Eine besondere Signatur wies bas Geschäft nicht auf. Wäh rend der Monate Oktober und November versorgten sich ängstliche Kunden schon zum Teil mit ihrem literarischen Weihnachtsbedarf, deshalb kam das eigentlich« Weihnachtsgeschäft längere Zeit nicht ordentlich in Flutz. Die ersten Dezemberwochen waren unheimlich ruhig und ließen große Hoffnungen für die weitere Entwicklung nicht aufkommen. Um so angenehmer war dann der lebhaftere Ge schäftsgang in den letzten Tagen vor dem Feste. Allerdings «in gutes Weihnachtsgeschäft in des Wortes alter Bedeutung war es nicht, doch insofern günstig, als der Sortimenter Gelegenheit hatte, von seinen Lagerbcständen zu verkaufen. In etwas wurde in unserm Bezirke das Geschäft ungünstig beeinslutzt durch die Gleich stellung der Grundzahl mit dem Schweizer Franken, ja sogar durch einen niederen Auslandpreis gegenüber dem Jnlande. Eine solch« Verlegerpraxis war den Bücherkäufern ganz unverständ lich, und des öfteren wurde dem Erstaunen darüber Ausdruck gegeben mit den Worten: -Wir armen Deutschen müssen sllr deutsche Bücher mehr bezahlen, damit das Ausland deutsche Produkte billiger be kommen kann». Mancher Verkauf ist nicht zustandegekommcn und mancher Auftrag ist zurückgezogen worden, weil die gleichen Bücher aus der Schweiz weit billiger beschafft weiden konnten. Ter Hin- weis auf den besseren Wert der ausländischen Papiernoten wurde nicht als stichhaltiger Grund anerkannt, eine derartige Preisgestal tung vielmehr als ein »eigentümlicher Patriotismus- erklärt.