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2 4 44 Börsenblat: f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 4/ 46, 25. Februar 190V. Kopf, manches stimmungsvolle Interieur unter diesen farbig be handelten Stücken zu finden; aber es fehlt ihnen die Unmittel barkeit des Eindrucks, das Zwingende des Lebensinhalts, die in seinen oft nur mit wenigen Strichen hingeworfenen graphi schen Darstellungen zu finden sind. Weit tieferes Interesse als die Malereien des Meisters bieten daher die in großer Zahl vor handenen zeichnerischen Vorstudien und Augenblicksbilder, die er mit dem Stift zu Papier gebracht hat. Welche genaue Kenntnis des menschlichen Körpers verraten seine anatomischen Studien, welches Eingehen auf die natürliche Form zeigen seine Akte! Ja selbst die gezeichneten Baum- und Landschaftsstudien stehen künstlerisch auf weit höherer Stufe als seine farbigen Land schaften, die zum Teil sogar recht manieriert behandelt sind. Er selber mag wohl auch empfunden haben, daß die Malerei nicht den Schwerpunkt seines Könnens ausmachte, denn er hat sie nicht allzulange getrieben. Und es war gut so. Denn ein genaueres Betrachten seiner mitunter nur mit wenigen Strichen festgehaltenen Typen, wie sie ihm das Leben bot, zeigt das eigentliche Leben seiner Kunst so klar, daß Busch ein Zeichner, und zwar ein humoristischer, und nach dieser Richtung hin unübertrefflicher Zeichner war. Auf diesem Gebiete war er ein wirklich Großer. Kein oberflächlicher Possenreißer, sondern ein ernst strebender Mann, der die seltene Gabe besaß, den Schatten seiten und Bitterkeiten des Lebens einen goldigen, sonnigen Humor gegenüberstellen zu können. Wenn er mit so geringen Mitteln, leichthin, mit scheinbarer Flüchtigkeit Ausdruck und Charakter irgend eines Wesens, sei es Mensch oder Tier, so überzeugend lebensvoll zu schildern wußte, so war dies eben nur eine Folge seines eminenten Könnens, seines tiefgründigen Wissens, seiner scharfen und unermüdlichen Beobachtungsgabe. Man muß nur seine liebevollen und bewundernswerten Detail studien mannigfachster Art durchsetzen, um zu der Erkenntnis zu kommen, daß diesem Künstler nichts nebensächlich, diesem Großen nichts zu klein war. Seine launigen Einfälle, seine drolligen ur komischen Gestalten wären längst der Vergessenheit anheimge fallen, wenn ihnen nicht ein tieferer sittlicher Kern, eine in ihrer Art nicht zu überbietende Kunst innewohnte. Was er uns hinter lassen hat und wohl manchem »wie aus dem Ärmel geschüttelt« erscheinen mag, — es war die Frucht unermüdlicher Arbeit, unablässigen Beobachtens. Es ist ein altes und bleibt ein wahres Wort: Von nichts kommt nichts! — Ernst Kiesling. Graphische Kunstausstellung. — In der modernen Ab teilung des Königlichen Kupferstichkabinetts in Berlin ist eine Ausstellung von graphischen Arbeiten französischer Meister des neunzehnten Jahrhunderts eröffnet worden. Die Ausstellung gibt einen erinnerungsreichen Überblick über diesen von den Franzosen mit Vorliebe und Meisterschaft gepflegten Kunstzweig. In der Hauptsache sind es Radierungen, die hier gezeigt werden. Calame, Jsabey, Meissonnier, Ingres, Delacroix, die Meister von Barbizon, Rousseau, Corot, Daubiguy, Millet, Morion, Jacquemart, Manet, Rodin und andre Meister sind in schönen Arbeiten vertreten. * Graphische Ausstellung. — Die zweite Graphische Aus stellung des Deutschen Künstlerbundes, die in diesem Frühjahr in der Galerie Ernst Arnold in Dresden stattsind et, wird am 1. April eröffnet werden. Es werden zu dieser Ausstellung Werke der graphischen Künste (Zeichnungen, Radierungen, Stein drucke, Holzschnitte) von lebenden Künstlern Deutschlands, der Schweiz und Österreichs zugelassen. Die Beschickung der Aus stellung steht sowohl Mitgliedern als auch Nichtmitgliedern des Bundes frei; es müssen sich jedoch alle der im Laufe des März in Dresden zusammentretenden Jury unterwerfe». Mitglieder der Jury sind: 1)r. Carl Bantzer (Dresden), Carlos Grethe (Stutt gart), Ludwig von Hofmann (Weimar), Graf Kalckreuth (Eddelsen), Gustav Klimt (Wien), vr. Max Klinger (Leipzig), Max Liebermann (Berlin), Alfred Sohn-Nethel in Düsseldorf, Fritz von Uhde (München), Hans von Volkmann (Karlsruhe). - studierende der Landwirtschaft an der Nnidersität Halle. — An der Universität Halle studieren (wie der Nord deutschen Allgemeinen Zeitung gemeldet wird) im Wintersemester 1908/09 mit Einschluß der nachträglich Immatrikulierten und Hospitanten 348 Landwirte von Beruf. Das laufende Semester zeigt die höchste Zahl von Studierenden, die bisher an einer- deutschen höheren landwirtschaftlichen Lehranstalt erreicht wurde- Ein neues Post-Zollregulativ. (Vorbericht). — An Stelle des seit 1888 (Zentralblatt f d. Deutsche Reich, Seite 605) bestehenden Post-Zollregulativs soll am 1. April d. I. ein neues in Kraft treten, das vielfach geäußerten Wünschen Rechnung tragen wird. Während bisher die Zollinhaltserklärungen in deutscher oder französischer Sprache ausgefertigt sein mußten, im Bedürfnis falle auf einzelnen Grenzstrecken auch in englischer, holländischer oder italienischer Sprache zugelassen waren, werden künftig auch andere lebende Sprachen zugelassen werden. Jetzt unterliegen alle vom Auslande eingehenden Poststücke, soweit sie das Bruttogewicht von 250 x übersteigen, bei derjenigen Zollstelle, die der Grenze zunächst gelegen ist, einer zollamtlichen Vorabfertigung. Diese besteht aus einer Einsichtnahme in die Inhaltserklärung (bei deren Fehlen wird eine zollamtliche Rev'sionsnote ausgestellt), einer Prüfung der Ein- oder Durchfuhr berechtigung, einer etwaigen Zollbefreiung durch den Vermerk »Zollfrei« oder durch Aufkleben einer roten Zollmarke. Diese Vorabfertigung wird wegfallen, soweit es sich nicht um Einfuhr-, Durchfuhr- oder Zollverbote handelt. Die Poststücke werden also künftig gleich den Postanstalten der Bestimmungsorte zu geführt werden, die dann für die auch jetzt bestehende Schluß zollabfertigung zu sorgen haben. Befindet sich am Bestimmungs ort keine Zoll- oder Steuerstelle, so wird im allgemeinen die Schlußabfertigung von der nächstgelegenen ausgeführt. Künftig aber soll es dem Absender überlassen bleiben, beider Aufgabe gleich die Schlußzollabfertigung von einer bestimmten Zollstelle durch Niederschrift auf der Paketadresse zu verlangen. Die Neuerung, daß künftig auch in kleineren Orten zollpflichtige Postsendungen auf Verlangen der Empfänger oder Absender durch einen Post beamten bei der Zollstelle verzollt werden können, wird für den Buchhandel wenig von Belang sein, höchstens für diejenigen Orte, an denen sich keine Zoll- oder Steuerstelle befindet. Ober-Postassistent Langer. * Neue Bücher, Kataloge usw. für Buchhändler: Präsident a. v.; Arnst lleinit?, dustiru-at. Verlag von Otto Kisbinann in Lsriin. 14. .lakrA. I§r. 4. 16. I'sbruar 1909. 4°. 8p. 225—280. H.us dein Inka.1t: IZirkenkikl, OderlandosAsriektsrat, Der nsus Lntwurk eines UVettde^verdAesetnes. — kätsrutur-LsilaSO (öe- krok. Or. 8oku1s. Hooks on politieal eeonorn^, social kistor^, and lav, Nn§1isk and korsi»n. — ^.nti^u.-LataloA Ar. 690 von Ilenr^ 8otkeran L Oo. in London. 8". 32 8. 845 Nrn. Personalnachrichten. ' Gestorben: Am 22. Februar 1909 starb Herr Karl Noemke, Gründer und langjähriger Inhaber der Buchhandlung C. Roemke L Cie. in Köln, deren evangelische Richtung ihm manche gute Verbindung in der wohlhabenden Bürgerschaft, in Schule und Kirche brachte und die er mit Geschick und Fleiß pflegte Der Verlag blieb klein, wenn er auch durch Namen wie O. Funcke (dessen Erstlingswerk bei ihm erschien), O. Jäger und andre namhafte Autoren ausgezeichnet war. 1880 verkaufte Karl Roemke sein Geschäft und setzte sich zur Ruhe, wurde aber durch Geldverluste gezwungen, später wieder eine Gehilfenstelle anzu nehmen. In den letzten Jahren lebte er im Erholungsheim in Freuden st adt im Schwarzwald, wo er jetzt nach langem Leiden sanft entschlafen ist.