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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel ind die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Slgenthum dkl Bürskndkrkioi »rr Deutschen BuchditnIIer. 264. -—»» Leipzig. Montag den 11. November. «—»— 18?2. Amtlicher Tbeil. Hauptversammlung der Corporation der Berliner Buchhändler Freitag den 25. Octobcr 1872. Der Vorsteher. Herr Ale »ander Du ucker, cröfsncte die Sitzung um 7», Uhr Abends und fügte der Tagesordnung noch den rechtzeitig von Herrn E. Grosser eingegangene» Antrag, betreffs der unregelmäßigen Lieferungen der Anhaltischen Eisenbahn, ein. Hiernach erstattete derselbe den nachstehenden Bericht über das verflossene Geschäftsjahr: „Wenn ich Ihnen, meine Herren College», heute den Bericht über das verflossene Jahr vorlege, so läßt sich erfreulicher Weise constatircn, daß die Neugestaltung unserer politischen Verhältnisse nicht ohne günstigen Einfluß auf unseren Buchhandel geblieben ist. Kann er seiner Natur nach in» Großen und Ganzen nicht zu Resul taten führen ähnlich den durch Associationen auf anderen Gebiete» des Handels und der Industrie erzielten, so ist er auch glücklicher Weise den Gefahren nicht ausgesctzt, denen jene so häufig und oft in so oerhänguißvoller Weise unterliegen. Seine edlere Mission, die Productc des menschlichen Geistes zu verbreite» und zu ver- werthen, sollte ihn für immer von solchen Bestrebungen fern halten. Die persönlichen Beziehungen, und ans diese lege ich einen be sonderen Accent, welche zwischen dem Sortimenter und seinem Publicum, zwischen dem Verleger und seinem Autor bestehen, find die Hauptfactoren seines ersprießliche» Betriebes, seines erfreulichen Gedeihens, und diese zu ersetzen wird eine Association in» modernen Sinne nie im Stande sein. So sind wir denn mit wenigen Ausnahmen auch von den hem menden Strikes verschont geblieben — denn wenn die Autoren auch ihre Ansprüche gesteigert haben, ein Aulvrcnstrike dürste Wohl nicht zu erwarten sein. — Unleugbar ist indeß die Fabrikation unserer Waare schwieriger und kostspieliger geworden; dennoch dürfen wir hoffen, daß durch vermehrten Wohlstand, erweiterte Bildung, neue Absatzwege der Abnehmerkreis soweit gewachsen ist und ferner wachsen wird, daß eine wesentliche und immerhin bedenkliche Er höhung unserer Bücherpreise nicht nolhwendig werden wird. Ich komme zu den inneren Angelegenheiten unserer Corporation und de» Beziehungen zu denjenigen Factoren, mit welchen sie in stabile oder vorübergehende Verbindungen zu treten hat. Die Zahl unserer Eorporations-Mitglieder betrug im vorau- gegangenen Jahre 208. Der Corporation sind bis zum ersten Juli dieses Jahres neu binzugetretcn: Wilheln» Gibelius (Landau'sche Sortiments- u. Antiquar-Handlung) — Herrmann Przhtek (Bazar-Actien-Gesellschasl) — Eugen Goldstücke» (F. A. Block haus) — Paul Anders (Franz Lobeck's Verlag) — Emil Pseiffer (Deutsches Kunst-Institut) — Ferdinand Springer (Julius Springer) — Paul Gustedt sFriedrich Schulze's Buch handlung) — Robert Ludwig Prager — Eugen Mahlo — Ernst Wasmnth — Eduard L. von OchssDeutschesVerlags- Institut). Durch de» Tod sind ausgcschiede»: Mar Püchler und Franz Lobeck. Ersterer, geboren im Jahre 1838, in de» Buch handel und zwar in die Lehre bei E. H. Schroede» 1854 eingetreten, seit 1867 der Träger der altrenommirten Firma Rücker öe Püchler, war eine schnell orientirte. leicht ausfassende, begabte Natu», von der die günstige Fortentwickelung des Ucbernommenen wohl zu er warten stand, hätte nicht eine schon länger an ihin nagende Krank heit seinein Wirken ein allzu frühes Ziel gesetzt ; er starb in seinem 35. Lebensjahre. Franz Lobcck gehört dem Buchhandel seit dem Jahre 183S an. Nach seinen Lehr- und Wanderjahren tritt er 1853 als Associe in die Handlung Brigl öe Lobeck, in welchem Verhältniß er bis zun» Jahre 1861 verbleibt. Bei der um diese Zeit erfolgenden Trennung übernahm Lobcck Las im Entstehen begriffene Werk: Preußens Geschichte in Wort und Bild, von Schmidt und Burger. Bei dieser, sowie bei späteren Unternehmungen, kann man ihn in seiner Strebsamkeit und Jdentificirung mit seinen Vcrlagswerken, als Mitarbeiter an diese» betrachten. Doch lächelte das Glück weder seinen Unternehmungen noch seinem Leben. Der schnell hinterein ander folgende Tod seiner Frau und seines einzigen Kindes hinter- ließ in ihn, einen Trübsinn, der ihn an den» ferneren Ausbau jeder geschäftlichen Thätigkeit hinderte. Bedürfte es sür seine geistige Begabung, sür die hingebende Reinheit seines Charakters noch eines besonderen, vollgültigen Zeugnisses, dann ist es der Nachruf, den »hm die Loge Zur siegende» Wahrheit, deren hervorragendes Mit glied er gewesen, gewidmet hat. Ehre seinem Andenken. Der Vorstand des oesterreichischen Buchhändlervereins hat sich a» unsere Corporation mit der Bitte gewendet: „die Herren Ver leger in Berlin auszusordern, eine raschere Erpcdition ihres Ver lages zu ermöglichen, oder die Auslicserungen in Leipzig wieder ein- zusühren". Indem der Vorstand diese Bitte zur Kenntniß der betheiligte» Herren bringt, glaubt er annehmen zu dürsen, daß eine Ungleichheit in Bezug aus den Empfang Berliner Verlages mit darin begründet ist, daß nur ein Theil oesterreichischer Sorti menter Commissionäre in Berlin hat. Außerdem wird aber auch l die mangelhafte Beförderung auf den Eisenbahnen Grund von un liebsamen Verzögerungen sein. Bei Erwähnung dieser komme ich gleich auf ein Thema, welches den Vorstand schon längere Zeit beschäftigt; ich meine die Klagen über die Verwaltung der Anhaltischen Bahn. Es liegen zahlreiche 574