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Redaktioneller Teil. 260, 8. November 1916. UnrerstüyungS Verein Deutscher Buchhänvier und Buchhandlungs Gehülfen. Bank-Konto: Dresdner Bank, Deposltenkasse X, Berlin. An Kriegsbeiträgen gingen bei uns ferner zur Unterstützung der durch den Krieg Geschädigten auf unseren Aufruf hin ein: XXXI. Liste. Übertrag von Liste XXX ^ 52 681.38 Ungenannt für September 50.— Vom Personal der Firma Asher L Co., Berlin: Emil Kuofer für September 1 — Ptitlipp Rath „ „ 2.50 Adolf Geipel „ „ 1.— Grete Jacobsen „ „ 2.— Grete Breugel „ „ 1 — Rudolf Etsenschmidt, Berlin „ „ 10.— Margarete Wtelsch i/H. S. Karger, Berlin „ „ —.50 Hedmia Schaeffer i/H. Hermann Meußer, Berlin „ 1.— Paul Spenke t Fa. Georg Bath, Berlin „ „ 5.— B. E Schulz t/H. „ „ „ ., „ 1.— MargaretePurjch i/H „ „ „ „ „ 1.— Magda Fabradsch t/H.„ „ „ „ „ —.50 KonsniErnfl Vohseni/Fa.DietrichReimer,Berlin„ 20 — M.Gotthardt,Prokur. i./H.„ „ „ „ „ 3.— Frl. Hennenberg „ „ „ „ „ 1.— „ Janke „ „ „ „ „ —.50 „ Göuing „ „ „ „ „ —.50 „ Müldner „ „ „ ., „ —50 „ Weide „ „ „ „ „ —.50 Reinhoid Boriiell i/Fa. Nicolaische Buchh. (Borstell L Retmarus), Berlin, für Oktober 25.— Paul Erich i/Fa. Schmidt L Suckert, Hameln 30 — Otto Greve, Berlin, für 4. Quartal 5 — W. Vobach L Co., Berlin 500 — Alfred Hahns Verlag, Leipzig 20 — Ungenannt 490 Sa. 53 368.78 Allen Spendern herzlichen Dank! Zerlin, den 31. Oktober 1916. w. 35, Potsdamerstr. 41 8. Max Schotte, Schatzmeister. Allgemeiner Deutscher Buchhaudluags-Sehilseu-Berbaud. Im Monat Oktober gelangten zur Aurzahlung: 902.20 Krankengelder, „ 1470.— Begräbnisgelder, „ 4l2.11 Witwen, u. Watsengelder, „ 203.66 Jnvalidengelder und , 495.50 Stellenlosen, und NolstandSunterstützungen. Leipzig, 1. November 1916. Der Vorstand. Sächsisch - Thüringischer Buchhändler - Verband E. V. Geschäftsbericht 1913/14, 1914/15, 1915/16, erstattet von Max Kretschmann-Magdeburg. Meine sehr verehrten Herren Kollegen! Als die Sachsen-Thüringer das letzte Mal im Herbst 1913 in Erfurt auf der so außerordentlich wohlvorbereiteten und glän zend verlaufenen Hauptversammlung tagten, wurde beschlossen, datz wir uns das nächste Jahr, also September 1914, in Leipzig versammeln sollten, um die Hauptversammlung in der Bugra, der köstlichen Buchgewerbe-Ausstellung, abhalten zu können. Und die Ausstellung war einer solchen Abweichung von unserer son stigen Gepflogenheit, die Versammlungen innerhalb unseres Ver- bandsbczirks abzuhalten, vollauf wert. Eine Fülle von Ein drücken mußte ein jeder strebsame Buchhändler, sowohl Verleger als auch Sortimenter, von ihr mit fortnehmen! Die ungemein sorgfältigen Vorbereitungen unseres bewährten, zurzeit seid- grauen Ersten Vorsitzenden, deren vollen Umfang ich erst aus dem Studium der Akten ersehen habe, mußten ein herrliches Ge lingen stchcrstellen, zumal uns auch der Börsenverein die Räume 1382 zur ungestörten Abhaltung unserer Versammlung zur Verfügung gestellt hatte. Die sogenannten »Mehlkutschen« waren bereits bestellt, und der Vorstand rechnete diesmal auch ausnahmsweise auf einen reichen Damenflor, dem die Schönheiten Leipzigs, das sich zu einer wundervollen Stadt herausgebildet hat, durch kun dige Interpreten vermittelst obiger Vehikel gezeigt und erklärt werden sollten. Da siel der Doppelmord von Serajewo wie eine Bombe ins Haus, dem nach wenigen Wochen diplomatischer Ver- Handlungen der Ausbruch des großen Weltkrieges folgte, unter dem wir jetzt noch leiden, nachdem bereits zwei Jahre beispiel- losen Ringens hinter uns liegen. Selbstverständlich dachte kein Mensch mehr an die Bugra und an unsere Hauptversammlung, eines jeden Sinn war auf die militärischen Einberufungen gerichtet, die alt und jung in unseren Kreisen traf, und auf die Einstellung in die kommenden Verhältnisse, von denen keiner wußte, wohin sie führen würden. Denn die ersten Wochen brachten eine vollkommene Stagnation im Geschäft mit sich. Nur Karten und Sprachführer wurden ge wünscht, waren aber natürlich noch nicht da, während der andere Verlag völlig tot darniederlag. Militärische und andere Ver leger verloren vollständig den Kopf; sie forderten von Firmen, mit denen sie seit Dezennien in ungehindertem Rechnungsver kehr gestanden hatten, vorherige Einzahlung des Betrags, der Kommissionär-Verein in Leipzig verwirrte die Köpfe durch eine unzweckmäßige Erklärung, zu der er gar nicht berechtigt war — er wollte nämlich, auch wenn Deckung vorhanden war, acht Tage lang nichts einlösen —, noch mehr, bis verständige Leute, die Münchener Verleger, das Wort ergriffen und das Vertrauen durch eine kraftvolle und zweckentsprechende Erklärung wieder anbahnten. Die sonst recht ansehnliche Morgenpost schmolz auf wenige Karten zusammen, die zum Teil noch Abbestellungen von ins Feld Rückenden brachten; namentlich den Verlagshandlungen mit Jnseratenbetrieb brachte jeder neue Tag neue Abbestellungen, Bitten um Aushebung von Verträgen und um Stundung äl terer Forderungen, sodatz sich manche dazu entschlossen, diese und jene Zeitschrift eingehen zu lassen. So sollen im ganzen ca. 3000 Zeitungen und Zeitschriften während des Krieges auf gehört haben zu erscheinen, eine Zahl, die eine beredte Sprache für die Not der Zeit spricht. Mit Jubel und mit Singen zogen unsere Söhne und unsere Mitarbeiter ins Feld oder meldeten sich als Kriegsfreiwillige, und in vielen Betrieben blieben noch nicht einmal die Chefs übrig, auch sie mußten ins Feld und ihren Frauen, denen sie rasch Prokura erteilten, die Weiterführung ihrer Betriebe überlassen. Für die Zurückgebliebenen machte sich eine Neuorganisation not wendig, denn die Stagnation der ersten Tage wich bald einer regen Nachfrage nach Tagesbroschüren und Kriegsliteratur, die doch auch bewältigt werden mutzte. Junge Mädchen, die früher als Kontoristinnen und Kassiererinnen tätig waren, mußten die Plätze am Bestellbuch übernehmen, und meine Herren, es ging; natürlich mit einiger Nachsicht des Publikums, aber die Betriebe konnten doch in den meisten Fällen aufrecht erhalten werden. — Es war eine Zeit der Not, aber es war eine große Zeit, die alle Herzen zwar erbeben ließ, aber über das gewöhnliche mensch liche Matz erhob! So rückte der Herbst des Jahres 1915 heran, und unter dem Druck der schweren Zeit und der persönlich angespannten Arbeit wurde wiederum eine Hauptversammlung vom Vorstände abgelehnt und dies mit dollem Recht. Denn wer hatte Sinn und Muße für eine solche, wer sollte die dazu unbedingt nötige Arbeit leisten? — Das Jahr 1915 hat nun auch noch die Einbe rufungen des ungedienten Landsturms mit sich gebracht, von Leu ten, die seinerzeit, als man noch nicht so viel Rekruten brauchen konnte, zu dieser, voraussichtlich niemals zur Verwendung ge langenden Formation gekommen waren, während der gediente Landsturm bis zum 45. Jahre bereits unter den Waffen stand, ja in Ostpreußen bis in die ersten Stellungen geschickt werden mußte und bereits für das Vaterland geblutet hatte. Neue Lücken wurden dem Personalbestände zugefügt, und es gab kaum noch männliche Lebewesen in den Geschäften zu sehen. Auch unseren Ersten Vorsitzenden traf der Ruf, dem Vaterlande mit der Waffe zu dienen, wenn auch vorerst nur in den Garnisonen.