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Redaktioneller Teil. F 64, 17. März 1916. werden? Endlich muß auch einmal im Buchhandel eine vernünftige > Art der Berechnung zur Geltung kommen. Ich lehne den Verkauf von Büchern ab, die nicht angemessenen Verdienst abwcrfen, oder erhöhe den Verkaufspreis.» Zu der von einem Verleger angezeigten Preiserhöhung seiner sämtlichen Schulbücher um 10 °/» bemerkt der gleiche Briefschreiber: »Das ist vernünftiger. 2ü"/> wäre noch richtiger gewesen, wenn dem Sortiment einige Prozente mehr zugebilligt würden. Weshalb ist der Buchhandel so engherzig? Kür alle Kinkerlitzchen hat das Volk Geld in Masse. Nur Bücher sollen nichts kosten. Erziehen wir das Volk zum Buch!» Man mutz die Richtigkeit der Gedankengäng« des Briefschrei bers zugestehen, wenn er auch ein wenig übertreibt. Jedenfalls ist bet der Bemessung der Höhe des Preisaufschlags, der an sich durchaus gerechtfertigt erscheint, einige Vorsicht am Platze, damit nicht die vielen armen Kriegerfamilien bei der Beschaffung von Schulbüchern für ihre Kinder zu hart getroffen werden. Man darf gespannt sein, wie sich das Sortiment helfen wird und muß immer wieder daran erinnern, daß es Pflicht des Verlegers ist, für eine angemessene Gewinnmöglichkeit bei dem Verkaufe seiner Artikel Sorge zu tragen. — Erfreulichere Aussichten als das viel beklagte Schulbllchergeschäft bietet das Osterfest. Die sich immer mehr einbürgernde Sitte, nicht nur die Konfirmanden, sondern auch Familienangehörige, Freunde und Bekannte mit einem »Osterei« in Gestalt eines guten Buches zu erfreuen, bietet dem Buchhändler gerade während der Kriegszeit Gelegenheit, auf den Wert des Buches als geeignetes kleineres oder größeres An gebinde in seinem Schaufenster und auch sonst hinzuweisen. Es ist an dieser Stelle schon so oft von dem »Wie« die Rede ge wesen, daß sich weitere Erörterungen erübrigen. Das Osterschau fenster hat mit dem Weihnachtsschaufenster nicht allein die Mög lichkeit glänzenderer Ausstattung, sondern auch des besseren Ver dienstes an den ausgestellten Geschenkwerken gemein. Sein fest liches Gepräge, das auch in dem Beschauer festlich-ernste Gefühle zu wecken vermag, steigert stets die Kauflust des Publikums. Osterbücher — Lebensbüchar! sei die Parole. Eine gute Über sicht über die einschlägige Literatur für den Buchhändler wie für seine Kundschaft bietet das vom Barsortiments-Katalog- Verlag hcrausgegebene Verzeichnis »Deutsche Osterbücher 1916«. Sind die Schaufenster und Ladentafeln von Geschenkwerken ge räumt, dann heißt es wieder an die Ostermeßabrechnung denken, an die Absendung der Rcmittenden, soweit sie noch nicht vorgenom men worden ist, und an die Aufstellung der Zahlungslisten. Es ist zweifellos richtig, daß die vom Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine dem Deutschen Verlegerverein gemachten Vorschläge betreffend einiger wesentlichen Erleichterungen abge lehnt wurden. Denn je mehr Entgegenkommen während des Krieges von den Verlegern gezeigt wird, desto schwerer wird es dem einzelnen Sortimenter nach dem Kriege werden, seine ge schäftlichen Verhältnisse wieder in die gewohnte Ordnung zu bringen. Anerkannt zu werden verdient die Zusicherung der Rück sichtnahme in Fällen besonderer Not. Mit Recht durfte der größte Teil unserer Verleger darauf Hinweisen, daß er selbst von den nachteiligen Einflüssen des Krieges nicht verschont worden ist und auch seinerseits infolgedessen eine gewisse Rücksichtnahme des Sortiments erwarten kann. — Wie es scheint, wird der Besuch auswärtiger Gäste zur diesjährigen Ostermesse zahlreicher als sonst sein. Stehen doch zwei wichtige Ereignisse: die Ein weihung der Deutschen Bücherei und die Verhandlungen über die Gründung eines Sortimentervereins im Vordergründe der Oster metztagung. Hoffentlich sorgt die ausgleichende Kraft des Zu sammengehörigkeitsgefühls und des Aufeinanderangewiesenseins im Buchhandel dafür, daß in strittigen Fragen ein befriedigender Ausgleich gefunden wird. Inzwischen gewinnt es den Anschein, als ob sich in Gestalt der für die Tage des 28. Mai bis 3. Juni angesetzten Reichsbuch- woche eine neue, vielversprechende Geschäftsmöglichkeit für den Sortimentsbuchhandel eröffne. Denn diesmal soll dem Buch handel ein hervorragender Anteil an der Veranstaltung zugesichert werden dadurch, daß sich die Sammlung nicht allein auf die Schu len beschränken, sondern einen allgemeinen Charakter tragen, also der Mitwirkung des Buchhändlers freiesten Spielraum sichern 286 wird. Dem Vernehmen nach wird sich der Börscnverein selbst an der Propaganda beteiligen, was aber kein Grund für den einzelnen Berufsgcnossen sein darf, nicht seinerseits alles zu tun, um der Reichsbuchwoche zu dem verdienten Erfolg zu verhelfe» und unseren braven Feldgrauen draußen eine große, wohlverdiente Freude zu machen. Auch hier sichert gute, wohlüberlegte Vorbe reitung den Erfolg. Man überlege schon heute, welche Bücher und Schriften man zu diesem Zweck empfehlen und be schaffen kann, wie man das Schaufenster am besten dafür aus stattet und welche Form der Plakate und der Mitwirkung der Ortspresse die geeignetste ist, um dem Publikum die Notwendig keit, unsere Soldaten nicht geistig hungern zu lassen, vor Augen zu führen. Im Zusammenhangs hiermit sei eine Ausstellung der Firma Reuß L Pollack in Berlin anläßlich der Reichsbuchwochc erwähnt, die unter dem Titel Bücher fürs Feld am Sonntag, den 26. März in deren Geschäftsräumen: Kurfürstendamm 220, er öffnet werden wird. Daneben dürfen natürlich manche andere kleinere Gelegen heiten, sich erfolgreich zu betätigen, nicht übersehen werden. Der Mangel an Lebensmitteln bewirkt eine Steigerung des Garten- und Gemüsebaues. Die einschlägige Literatur gehört infolge dessen jetzt ins Schaufenster, ebenso die Bücher über die Verwen dungsmöglichkeiten unserer zahlreichen Kriegsbeschädigten. Man cherlei Lieferungswerke bieten Gelegenheit zur Sammelarbeit. Ich erinnere nur an das Kriegswerk vornehmeren Stils von v. Zobeltitz im Verlage von Velhagen L Klasing unter dem Titel »Der große Krieg« nnd an das volkstümlichere Bongsche Unternehmen »Wie wir unser eisern Kreuz erwarben«. Neue Bücherreihen, wie z. B. die Dreizack-Bücherei im Verlage von Richard Mllhlmann in Halle a. S., die Neue Deutsche Bücherei der Verlagsgesellschaft m. b. H. in München, die Bibliothek des Ostens im Verlage von vr. Werner Klinkhardt in Leipzig, locken zu lohnender Verwendung. Auch von manchen wichtigen Einzel werken, z. B. von Hedins Buch »Nach Osten«, der neuen Folge der »Liller Kriegszeltung«, der neuen billigen Ausgabe von Nietzsches »Also sprach Zarathustra«, wird sich daheim und drau ßen im Felde guter Absatz bei entsprechender Bemühung erzielen lassen. Auch dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daß jetzt beim Publikum wieder mehr Neigung zum Besuche von Ausstellungen und ähnlichen Veranstaltungen besteht. Da der Sinn für das Bodenständige, die Heimatliteratur, wieder stärker erwacht ist, er scheint eine Ausstellung dieser Werke als zeitgemäß und sicher nicht als fruchtlos, selbst wenn sich die Wirkung nicht sofort ein- stellt. Wo man den Kartenverkauf für irgend eine Veranstaltung übernommen hat, verfahre man nach dem Rezept der Osiander- schen Buchhandlung in Tübingen und führe die einschlägige Lite ratur auf den Anzeigen mit an! Von neueren wichtigen Vertriebsmitteln, di« man nicht zu verschenken braucht, sondern mit Gewinn verkaufen kann, seien die bei K. F. Koehler in Leipzig erschienenen Bartelsschcn Roman listen genannt, die durch die im Börsenblatt erfolgte Auseinander setzung wohl noch eine weitere Ausgestaltung und zweckmäßigere Anordnung bei Neuauflagen erfahren werden. An wichtigeren Gedenktagen, die zur Nachfrage von Werken verschiedener Autoren führen und hier und da auch der Anlaß besonderer Verwendung dafür werden können, seien genannt: der 60. Geburtstag des um unser Schriftwesen hochverdienten Österreichers Edlen Rudolf von Larisch am 1. April, der 70. Ge burtstag des sozialpolitischen Schriftstellers und Pfarrers Lud wig Weber am 2. April, sowie des Staatsministers Exzellenz Freih. Max von Thielmann, dessen Feder einige Reiscwerke ent stammen, am 4. April, und des Romanschriftstellers und Kritikers Michael Georg Conrad am 5. April, der 60. Geburtstag des Kunsthistorikers und Archäologen Alexander Dedekind (Wien) am gleichen Tage, der 60. Geburtstag des Philologen Ernst Maaß am 12. April, der 70. Geburtstag des bekannten Romanschrift stellers Wilhelm Fischer (Graz) am 18. April, der 50. Geburtstag des Novellisten und Politikers Eduard Goldbeck (New Uvrk) am 21. April, der 60. Geburtstag des Naturwissenschaftlers Karl von Buchka (Berlin) am 7. Mai, des Wiener Sprachforschers und Literarhistorikers Johann Willibald Nagl am 11. Mai, des gleichen des Juristen vr. Paul Felix Aschrott in Berlin am