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Nr. «4. sMMMdUHmWmViMüM ter-e Exem^la^e z^ eigenen G^rauch ^sten^sÄMark ; Mitgl'^ds':^ü c"?>cUe r tt 36M" N ^36 Ä^rk j?hrl^ch?Äa^ ^cm^^u^and ^ ^cht"- ^ UlAMüMLMrsMe^Äris'öerAeV1ch^M'WNMler^u'^lpsiy. Leipzig, Freitag den 17. März 1916. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil Am Strome der Zeit. Rückblicke und Ausblicke aus Literatur und Buchhandel. II. ll siehe Nr. 18.) Seit wir iu den ersten Tagen des Januar die Bilanz des Krieges über das Jahr 1915 in ihren Beziehungen zum literari schen und buchhändlerischen Leben gezogen haben, sind wiederum bedeutende kriegerische Ereignisse gefolgt. Wennschon das Mi niatur-Königreich der schwarzen Berge das Schicksal seines Nach barlandes Serbien teilen mußte, die Scharen der russischen und italienischen Krieger vergeblich den Wall von Eisen und Feuer der Mittelmächte zu brechen suchte» und der deutsche Angriffsgeist vor der Festung Verdun neue bedeutsame Erfolge davontrug, so ist doch ein Ende des gewaltigen und blutigen Ringens auch heute noch nicht abzusehen. Auf neutralem griechischen Boden scheint sich ein neuer Kriegsherd zu bilden, der Raub deutscher Schiffe in Portugal zwang uns zur Kriegserklärung, und von jen seits des Ozeans schaut das drohende Gesicht des Amerikaners, der sich mehr und mehr als Verbündeter unseres Erzfeindes England entpuppt, herüber. Aber noch hat das deutsche Schwert nichts an seiner Schärfe verloren. Ruhe und Geduld, die besten Zeichen des Vertrauens, herrschen im Lande trotz gewisser Mängel und empfindlicher Verteuerungen in der Lebensmittelversorgung. Der beste Beweis für diesen Zustand vertrauensvollen und uner schütterlichen Ausharrens ist das lebhafte literarische Interesse, das nicht nur die Daheimgebliebenen, sondern auch die im Felde stehenden Volksgenossen an den Tag legen. Wurde in dem ersten dieser Artikel des neuen Jahrgangs der Erwartung Ausdruck gegeben, daß das Weihnachtsgeschäft im Buchhandel nicht oder nur wenig schlechter als im Vorjahre ausgefallen sein werde, so zeigte sich bei einer Erhebung das erfreuliche Resultat, daß es nicht nur nicht schlechter, sondern besser war als 1914. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß der deutsche Buchhändler während des Krieges auf Rosen gebettet sei. Im Gegenteil, die Schwierigkeiten, die ihm der Krieg bereitet, haben sich eher vermehrt als vermindert, und sie werden gewiß nicht geringer durch die drohende Einführung der in Aussicht genommenen neuen Verkehrssteuern, die gerade den Buchhandel mit seiner schon heute nicht geringen Kleinarbeit schwer treffen werden. Daß gegenwärtig die Hmiptsache, die dauernde Sicherung der Existenz, fast durchweg erreicht scheint, ist zu einem guten Teile der Kriegslileratur — der vielgeschmähten, aber ebensoviel be gehrten — zu danken. Wie sehr sie sich inzwischen nach allen Richtungen hin vermehrt hat, erwiesen die in diesem Blatte von Zell zu Zeit veröffentlichte» Statistiken. Außer diesen Büchern und Schriften dürften die politischen Broschüren und die Orientierungswerke über neuerdings in den Vordergrund ge tretene Länder und Völker das ihrige zur Belebung des Bücher marktes beigetragen haben und noch beitragen. Z. B. werden Werke über Portugal, die Balkanstaaten, Ägypten, die Türkei, über unser Verhältnis zu Amerika usw. auch jetzt noch manchen Abnehmer finden. Daneben darf aber nicht übersehen werden, daß draußen im Felde wie auch bei den Daheimgebliebenen sich eine starke Abneigung gegen jede literarische Behandlung des Krieges bemerkbar macht, und daß den »stillen Büchern«, jenen, die nichts mit Krieg und Kriegsgeschrei zu tun haben, vielfach der Vorzug vor aktuellen Broschüren und Büchern gegeben wird. Außerdem erheischen noch andere wichtige Aufgaben un sere Aufmerksamkeit. Die Schulbücherzeit und das Osterfest sind in greifbare Nähe gerückt, und dahinter kauert — für viele Berufsgc- nossen als Gespenst — die Ostermeßabrechnung. Was das Schul- bllchergeschäft anbetrifft, so sind die Schwierigkeiten besonders durch die bekannten Preiserhöhungen der Bnchbinderorgani- sationen und Papierlieferanten erheblich gewachsen. Es gilt außerdem nicht nur, den eigenen Personalmangel zu beheben, sondern auch aus das Fehlen geschulter Arbeitskräfte in anderen Betrieben, z. B. in den Buchbindereien und Barsortimenten, Rücksicht zu nehmen, ganz abgesehen von den Schwierigkeiten, die diese Betriebe bei der Beschaffung der benötigten Materialien haben werden. Es empfiehlt sich deshalb, beizeiten das Publikrim von der Notwendigkeit rechtzeitiger Bestellung seines Bedarfs zu überzeugen und die Schulleiter und Lehrer zu veranlassen, die Schulbücherverzerchnisse zeitig herauszubringen, vielleicht auch den Kindern ans Herz zu legen, daß nur vorherige Bestellung ihnen den rechtzeitigen Empfang der benötigten Lernmittel sichern kann. Die Benutzung der von verschiedenen Seilen angeborenen Schulbücher-Bestellkarten erscheint zu diesem Zweck empfehlens wert. Wegen der Preisberechnung bzw. Preiserhöhung möge man sich nicht allein mit der Lehrerschaft, sondern auch mit den üörigen Kollegen und möglichst auch mit anderen Händlern ver ständigen. Denn da nun einmal die Regelung der Preisfrage nicht Sache der führenden Berufsorganisationen, sondern der Verleger ist, wird man vielfach auf örtliche Selbsthilfe angewiesen sein. Vielleicht tragen der Kriegszustand und die gleichen Nöte aller dazu bei, bisher bestandene Vorurteile zu zerstreuen und ein geschlossenes energisches Vorgehen zu veranlassen. Auch wird so wohl die Schule im Verlangen der neuesten Auflagen, als auch der Verleger durch Rücknahme unverkauft gebliebener Be stände Rücksicht und Entgegenkommen walten lassen müssen und den ohnehin geplagten Sortimenter nicht als einzigen Leid tragenden bei Verlusten zurücklassen dürfen. Nur so wird sich das Schulbllchergeschäft in geordneten Bahnen vollziehen können. Man hüte sich, von seiten der Verleger den Bogen zu überspanncn, und gebe dem Sortimenter, was des Sortimenters ist! Maß nahmen wie z. B. die Aufhebung der bisher gewährten Frei exemplare müssen zu unnötiger Verbitterung führen. Vor mir liegt ein nur zu berechtigter Notschrei aus Sortimenterkreisen, in dem cs unter Bezugnahme auf einen Fall der Aufhebung von Freiexemplaren heißt: »Wovon soll der Sortimenter die Verteuerung des Haushalts und Geschäftsbetriebes bestreiten, wenn sein anerkannt bisher nicht ausreichender Verdienst noch weiter beschnitten wirb? Die einzige vernünftige Lösung dieser Krage wäre die Heraussetzung der Preise der Schulbücher und die Erhöhung des Rabatts aus 33X "/», wobei der Verleger seine höheren Unkosten auch mitbe- rechuen könnte. Alle Gebrauchsartikel sind im Preise erhöht. Es ist geradezu Blödsinn, nicht auch die Schulbücher im Preise zu erhöhen und statt dessen de» Verdienst des Buchhändlers zu schmälern. Das ist eine Kulturschande unserer Zeit. Ich bin gleichzeitig Papier händler. Die Papierpreise sind um 3ü—4v gestiegen, naturgemäß dementsprechend auch meine Verkaufspreise. Weshalb soll das nicht auch im Buchhandel geschehen? Weshalb soll die Erhöhung der Ge stehungskosten nur ans die Schultern des Sortimenters abgewälzt 285