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»; Milgl^der^ar^ M.. 8 N N^.Nicht"- ?! R Mitglieder 40 -pj.. 32 M.. SO M.. >00 M. — Deilagen werden ^ 2L Rr. 27S. Lrioztg, Freilag den I. Dezember ioin. 83 Jahrgang. Redaktioneller Teil. Bekanntmachung. Am 1. Dezember blickt Herr Ernst Urban in Wien auf eine 50jährige Selbständigkeit und zugleich auf das 50jährige Bestehen der von ihm gegründeten Verlagshandlung Urban L Schwarzenberg. Ans diesem Anlaß gedachte er der Bedürftigen unseres Standes durch eine Gabe von 1000 Mark. Wir ehren in Herrn Ernst Urban einen unserer treuesten Freunde, der seiner seit t857 währenden Mitgliedschaft manchen besonderen Beweis freundlicher Gesinnung zugesellt ha!, und dem wir für diese neue Gabe ausrichtig danken. Wie das halbe Jahrhundert seiner Ar beit eine gleiche Spanne aufsteigenden Erfolges war. so mögen ihm Kraft und Erfolg treu bleiben noch auf eine lange Reihe von Jahren. Berlin, den 27. November 1016. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs Geholfen, v r. G e o rg P a e t e l. E d m un d Man g e l s d o r f. Max Schotte. R einh o l d B o rst e l l. Max Pasch ke. Bücher ins Feld! Eine Anregung. Die »Reichsbuchwoche« hat versucht, die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums mehr als sonst üblich ans die Versor gung unserer Soldaten mit Lesestoff hinzulenken. Man darf annehmen, daß die Propaganda dieser Woche eine gute, vor allem auch nachhaltig« Wirkung ausgeübt hat, daß sie besonders auch in den nächsten Wochen wieder zur Geltung kommen wird, wenn es gilt, den Kriegern draußen einige Weihnachtsgaben auszusuchen; der Buchhandel dürfte das seinige tun. diese günstige Zeit zu er neuten Hinweisen auf die Wichtigkeit der Auswahl guter Bücher zur Lektüre für die Truppen im Felde zu benutzen. Es sollte aber versucht werden, auch den Soldaten selbst in höherem Grade, als es heute der Fall ist, Gelegenheit zur An schaffung von zusagendem Lesestoff zu bieten. Die Zusendung von Büchern aus der Heimat genügt tatsächlich den Bedürfnissen nicht, wenn der Mangel an hinreichender Versorgung auch nur von verhältnismäßig wenigen direkt empfunden wird. Die aus der Heimat kommenden Bücher treffen oft nicht den Geschmack der Empfänger; die Zuhausegebliebenen pflegen vielfach das Interesse derer, die im Graben liegen, unrichtig einzuschätzen, wovon noch an anderer Stelle ein Wort gesagt werden soll. Nicht ganz selten trifft die Büchersendung aus der Heimat den Empfänger aber auch in einer Situation, in der ihm, sei es Stimmung, sei es Gelegenheit soft auch beides) zur Lektüre fehlt. Das Beiseitepacken und Mitnehmen von Büchern, um sie an an derer Stelle bei besserer Gelegenheit zu studieren, hat aber drau ßen seine Schwierigkeiten; bei längeren Märschen drückt der »Affe« auch ohne »überflüssige« Schmöker schon hart genug. Na türlich ist es für die daheim unmöglich, vorher immer zu wissen, ob ein Buch willkommen sein wird oder nicht. Schließlich aber ist auch nicht zu übersehen, daß es immer noch doch nur ein ver schwindender Teil von Angehörigen der Kriegsteilnehmer ist, der in nennenswerter Weise Bücher ins Feld schickt. Abertausende bleiben völlig unversorgt oder auf Zufallsgeschenke angewiesen. Rach Hause wegen der Zusendung von Lesestoff zu schreiben, daran aber denken sie nicht; zum Teil vergessen sie es oder ver nachlässigen es aus Bequemlichkeit; zum Teil scheuen sie sich, ihren Angehörigen Unbequemlichkeiten oder Kosten zu machen. Den Weg zu einem Buchhändler in der Heimat finden sie umso weniger, als es sich ja bei den meisten nicht um das Bedürfnis nach einem bestimmten Werke, einer klar vor Augen stehenden Art von Literatur handelt, sondern nur — man möchte sagen: um ein Gefühl des Unbefriedigtseins, der Langeweile, das gern zugreisen möchte, wenn sich eine Gelegenheit zu anregendem Lesen böte. Es wäre Wohl auf einen erheblich stärkeren Bllcher- , konsum zu rechnen, wenn die Soldaten an Ort und Stelle in höherem Maße bequeme Kaufgelegenheit guter billiger Bücher ; hätten. s Es gibt nun gewiß eine nette Anzahl gut ausgestatteter Feld- ! buchhandlungen; aber sie verteilen sich fast ganz auf die größeren, , mehr oder weniger weit hinter der Front gelegenen Etappenorte, in die der eigentliche Frontsoldat nur sehr selten kommt. Geschieht es, so findet er dort obendrein so viel andere ungewohnte und l langentbehrte Gelegenheit, sich zu Vergnügen und Geld auszu- I geben, daß das Interesse an Lektüre dahinter ganz zurücktreten mutz. Auf Vorrat einzukaufen, muß überdies die Rücksicht auf die Unbequemlichkeit des Mitschleppens der Bücher bei der zu erwar tenden Rückkehr zur Front verbieten. Sicherlich hat es große Schwierigkeiten, dem Soldaten dort, wo ihm Lektüre am willkommensten sein würde, im Graben selbst, in nahe der Front gelegenen Bereitschaftsstellungen und Reservequartieren, Bücher zum Ankauf darzubieten. In be schränktem Umfange würde es aber doch wohl möglich sein, wenn es gelänge, die Bataillonsmarketendereien dafür zu gewinnen. Wie weit diese überall eingeführt sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei sehr vielen Truppenteilen hat aber jedes Bataillon einen abkommandierlcn Unteroffizier oder Feld webel als »Marketender«. Mit einem Planwagen folgt er den Kompagnien bei der Bataillvnsbagage, soweit es möglich ist, und bietet bei jeder passenden Gelegenheit seine Waren den Sol daten zum Kauf aus. Lagert die Truppe irgendwo nur vorüber- gehend, so findet der Verkauf unmittelbar vom Wagen aus statt. Bezieht das Bataillon in einem Abschnitt feste Stellung, so wird der Marketender gewöhnlich in einem Dorf« hinter diesem Ab schnitt — in den meisten Fällen dort, wo das Bataillon, nachdem es seine Tage im Graben hinter sich hat, auf einige Zeit in Ruhe liegt, um dann neugekrästigt wieder »nach vorne« zu gehen — in irgend einem leerstehenden Haus seine Kisten und Kasten aus packen und einen Verkaufsstand einrichten. Der Verkauf geht natürlich unter steter Kontrolle durch das Bataillon vor sich. Die Waren, die jene Market-endereien heute gemeinhin führen, beschränken sich auf allerlei Lebensmittel, Leckerbissen unb militärische Bedarfsartikel, wie Seife, Schuhfett, Bürsten usw., Zigarren und Zigaretten nicht zu vergessen. Die Auswahl, die sie den Soldaten bieten können, ist naturgemäß immer geringer geworden; so manche gern gekaufte Ware gibt es heute nicht mehr, da die allgemeine Knappheit die Zufuhr abgeschnitten hat. 1485