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12024 »Irsncklxl, I. ». rt'chn. Mi«»an»-I. Amtlicher Teil. 23S, 8. Oktober 1S12. Anlage 2. Deutsch-Chinesische Lochschule in Tsingtau. Zirkular betreffend Gründung einer Informations-Bibliothek für die Schulen in China. Die im letzten Jahrzehnt einsetzenden Bestrebungen zu gründlicher Reform des Schulwesens im Vierhundert- millionen-Reiche haben mit Recht den leitenden Kreisen schon lange den Gedanken nahegelegt, die Kräfte Deutschlands, dessen Schulwesen anerkanntermaßen auf der Löhe steht, zur Mitwirkung heranzuziehen. Bei dem Interesse, das andere Nationen daran haben, Deutschlands Mitwirkung zurückzudrängen, und bei dem Schwanken politischer Einflüsse kann die gebührende Beteiligung Deutschlands nur dann gesichert werden, wenn sie sich nach allen Richtungen hin mit immer frischer Initiative selbst betätigt. Der Zweck dieses Zirkulars ist, diese Initiative nach einer bestimmten Seite hin zu ergreifen, um einem Bedürfnis abzuhelfen, das von allen deutschen Lehrern an chinesischen Schulen tief empfunden wird: die schnelle Versorgung mit Lehrmitteln. Eine Zentralstelle, an der man sich schnell nnd sicher über bestehende und neu erschei- nende Unterrichtsmittel informieren könnte, gibt es bisher in China nicht. Bestellungen auf Kataloge hin enttäuschen oft, und die Beschaffung von Ansichtsexemplaren aus Deutschland bringt soviel Zeitverlust, daß die Schulen meist gezwungen sind, ihren Bedarf anderweitig in ungenügender Weise zu decken. Erfordert auch der Unterricht, namentlich der vorbereitende, in vielen Fällen die Schaffung besonderer Lehrmittel für China, so ist doch die Vorbedingung hierzu eine umfassende Kenntnis des Besten, was Deutschland schon besitzt, und die fortschreitende Kenntnis der deutschen Sprache wird die Chinesen schnell in die Lage setzen, sich mit Erfolg deutscher Lehrmittel zu bedienen. Die Aufnahme fähigkeit des Riesenreiches ist unberechenbar; für das durch ernste deutsche Arbeit geschaffene Bedürfnis muß nur die Möglichkeit schneller und leichter Befriedigung geschaffen werden. Die im Oktober 1909 eröffnete Deutsch-Chinesische Hochschule hat sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits eines überaus regen Informationsbesuchs aus europäischen und chinesischen, an der Reorganisation des chinesischen Schulwesens interessierten Kreisen zu erfreuen gehabt. Sie hat für den Sommer dieses Jahres alle deutschen Lehrkräfte an chinesischen Schulen zu einer erstmaligen zwanglosen Zusammenkunft in Tsingtau eingeladen, deren Resultat vermutlich die Festsetzung regelmäßiger Iahreskonferenzen in Tsingtau sein wird. So dürfte die Hochschule in Tsingtau die geeignetste Zentralstelle für Schaffung einer Informationsbibliothek für China im oben ausgeführten Sinne sei». Die Benutzung der aus staatlichen Mitteln beschafften schon recht anschaulichen wissenschaft lichen Bibliothek, die dauernd ausgebaut wird, kann naturgemäß nur auf den Kreis der Hochschule selbst beschränkt werden. Die Informationsbibliothek dagegen soll nicht nur allen Besuchern offenstehen, sondern ihre Bücher solle» auch leihweise allen Interessenten auf Wunsch zugesandt werden können, einzelne Exemplare selbst chinesischen Instituten und Behörden frei überlassen werden. Das ist nur möglich, wenn diese Bibliothek durch unentgeltliche Zuwendungen seitens der deutschen Verlagsfirmen zustande kommt. Die Herrn Verleger pflegen Schulmännern in Deutschland Freiexemplare zu gewähren. Unsere Bitte an die Herrn Verleger in Deutschland geht dahin, unsere Absicht durch ihre Freigebigkeit zu verwirklichen und uns, am besten in mehreren Exemplaren, deutsche Schulbücher, vor allem deutsche Sprachbücher, Grammatiken, Lesebücher, Lehrbücher der Geschichte, Geographie, Mathematik, Naturkunde, Zeichnen, Landwirtschaft, Technik, populär-wissenschaftliche Sammlungen, bildende Jugendliteratur usw. usw. unentgeltlich zuzuwenden. Gelingt es, auf diese Weise eine Informationsbibliothek zu schaffen, die ihrem Zweck gerecht wird, so ist die Deutsch-Chinesische Hochschule gern bereit, sowohl öffentlich in ihren Schulprogrammen, als auch auf besondere Anfragen Auskunft über die Wirkung auf Bücherbeschaffungen, soweit sie zu ihrer Kenntnis gelangt, zu erteilen. Die Herrn Verleger, die bereit sind, das Werk zu unterstützen, bitten wir, um Portoauslagen zu sparen, ihre Gaben mit der Bezeichnung „Beiträge zur Informationsbibliothek der Deutsch-Chinesischen Hochschule in Tsingtau" an die Firma G. Fock in Leipzig zu senden, damit sie von dort gesammelt hierher gesandt werden können. Tsingtau, I. Juli 1911. Deutsch-Chinesische Lochschule gez. Prof. G. Keiper. gez. Dr. H. Wirtz.