Volltext Seite (XML)
^ 294, 19. Dezember 1804. Nichtamtlicher Teil. 11459 füllende Teil führt in knappen Berichten beachtenswerte Neuigkeiten in reicher Auswahl vor und belebt den Text durch gut wiedergegebene Bilderproben. Hierauf folgt ein »Verzeichnis empfehlenswerter Werke« in der bekannten wissenschaftlich geordneten Gliederung und ein bescheidener Anzeigenteil. Den mit Sachkunde bearbeiteten, in an sprechendem Äußern auftretenden und mit stimmungsvollem Titelbild gezierten Jahresbericht wird mancher Bücherfreund willkommen heißen. Nicht minder schmuck, ja durch besseres, weißes Papier ausgezeichnet, das dem Text und der Illustration zu größerer Wirkung verhilst, präsentiert sich der diesjährige üXIII 8. Nit LbbilckanASii. Das Bild einer Dorfstraße aus den schweizerischen Alpen zur Winterzeit mit schlittenfahrenden »Bllebli und Maidli- schmückl die Vorderseite des Umschlags. Eine Weihnachts geschichte: »Wie's dann so anders kam- von Gertrud Triepel zaubert die rechte Weihnachtsstimmung hervor und lockt den Leser, aus der großen Menge der nun in über sichtlicher Anordnung folgenden Büchertitel zu wählen. In bestimmten Abteilungen, so in den Jugendschristen, der Ge schichte, unter den Romanen und Novellen, nehmen be rechtigterweise Schweizer Autoren einen etwas breiteren Raum ein als anderswo; hat doch insbesondere die Schweizer Dialektliteratur manche schöne Blüte getrieben. Das Ver zeichnis steht hinsichtlich seiner typographischen Ausstattung unter seinesgleichen in vorderster Reihe. Nicht nur in seiner Heimat, sondern auch weit darüber hinaus wird es will kommene und verständnisvolle Aufnahme gefunden haben. An Weihnachtskatalogcn, die von einzelnen Sor timentsfirmen, zur Bedienung der eigenen Kundschaft bestimmt, herausgegeben wurden, begegnen wir den folgenden: In handlichem Klein-Oktav tritt uns der Katalog der Firma C. Boysen in Hamburg entgegen. In geschmack vollem Umschlag wechselt jede Seite des systematischen Verzeichnisses mit einem Vollbild oder einer Seite kleiner Bilder regelmäßig ab. Die vorzügliche Ausführung und die gute Wahl der Bilder geben dem Bändchen einen besondern Reiz. Jede Abteilung des Katalogs ist mit einem treffenden Motto versehen. Den Vers: Schaff' gute Bücher in Dein Hausl Sie strömen eigne Kräfte aus Und wirken als ein Segenshort Auf Kinder noch und Enkel fort dürste der Buchhändler getrost jedem Katalog ooransetzen. Der vorliegende Jahrgang ist der achtunddreißigste. Er hebt auch diesmal die Neuigkeiten durch einen Stern hervor. Dieser Katalog ist ein sprechender Beweis dafür, daß auch vom Sortiment große Mittel aufgeboten werden, nicht nur uin das literarische Bedürfnis zu befriedigen, sondern auch um neues zu wecken und groß zu ziehen. Mit einem stattlichen Verzeichnis in Hoch - Oktav ist auch Heuer die Firma A. Francke in Bern auf dem Plan erschienen. Das reich mit Bildern in schöner Aus führung geschmückte Verzeichnis beginnt mit einer Tafel empfehlenswerter Neuigkeiten, um dann auf 247 einspaltigen Seiten in 73 Abteilungen die hervorragendsten Werke aller Wissensgebiete aufzuführen. Französische und italienische Lite ratur beanspruchen davon allein 50 Seiten. Von ganz besonderm Interesse ist aber diesmal die Einleitung, wenn man sie so nennen darf, in der über das -Wachstum- der alten Dalpschen Buchhandlung hinsichtlich ihrer Geschäftsräume berichtet wird. Im Jahre 1831 in einem Laden der Spitalgasse eröffnet, wurde die Handlung 1866 in den »Storchen- verlegt und 1873 an den Bahn hofsplatz, in das Haus, das sie heute noch beherbergt. Doch auch hier wurde der Raum im Lauf der Jahre zu eng, bis der gegenwärtige Inhaber zur Anwendung des sogenannten Straßburger Patent-Büchergestell-Systems griff, das bisher nur in Bibliotheken verwandt worden war. Dieses hat drei wichtige Vorzüge: Raumersparnis, mühelose Verstellbar keit jedes einzelnen Bücherbretts und leichtes Erreichen eines jeden Buches ohne Leitern. — Doch geben wir dem Bericht selbst das Wort: Die Raumersparnis wird dadurch erzielt, daß die Büchergestelle nur 75 om voneinander entfernt und auf halber Höhe von einer durch eine Wendeltreppe zugäng lichen Galerie umgeben sind, von der aus man ebenso wie zu ebener Erde auch die Büchertitel im obersten Fach bequem lesen kann. Das eiserne Gerüst ist scheinbar leicht und doch außerordentlich fest gebaut. Das Charakteristische der Konstruktion besteht darin, daß die senkrechten, in Ab ständen von nahezu einem Meter errichteten Eisenstäbe an den beiden einander gegenüber befindlichen Seiten gezähnt sind. An diesen Zahnstangen hängen, wagerecht hervor stehend, die Seitenwangen aus Eisenblech, die, nur durch zwei Schrauben befestigt, das Bücherbrett tragen. In horizontaler Lage verträgt letzteres jede Belastung. Sobald man es aber etwas schräg hält, verlassen die Zacken der beiden Eisenbleche die Zahnstangen, und man kann das Brett mit Leichtigkeit auf und ab bewegen. Bei gleichmäßigen Buchformaten wird es dadurch ermöglicht, die Abstände zwischen den einzelnen Bücherreihen bis auf einen Zenti meter zu verringern Es wird also durch das Zusammen rücken der ganzen Gestelle in horizontaler, durch das Zu sammenrücken der einzelnen Bretter in vertikaler Richtung bedeutend Platz gewonnen, in unserm Geschäft z. B. so viel, daß wir nicht nur um die Hälfte mehr Bücher als bisher unterzubringen imstande sind, sondern auch dem Publikum einen bedeutend größern Raum bieten können. — Trotz der Galerie und trotz des Lichtern Zusammenstehens der Regale ist der Raum zwischen diesen überraschend hell. Dies kommt daher, daß der Boden der Galerie durch brochen ist und viel Licht durchläßt, und auch daher, daß die Regale nicht durch Zwischenwände getrennt sind, dort, wo keine Bücher im Wege sind, das Tageslicht daher Zutritt findet. Überdies sind überall elektrische Lampen, die auf eine Handbewegung die ganze Reihe bis in den fernsten Winkel hell beleuchten.« Bewährt sich dieses System auf die Dauer, so dürfte ihm eine große Zukunft bevorstehen. Die Einleitung ist auch als Sonderdruck auf feinerm Papier erschienen und (wie auch der Katalog selbst) mit einem Bild des dergestalt ver änderten Ladens ausgestaltet. Das Bild läßt uns einen Blick in einen nicht allzu großen, aber sehr hohen, praktisch eingeteilten Raum werfen. Reichlicher Platz für das Publi kum, sich an Tafeln zum Beschauen und Wählen nieder zulassen, ist vorhanden. Lember 1904. 152 u. XI. VIII 8. 3'V In UmseölkA. Wien, (77ilö6lin Nüller). Die vorliegende Nummer von -Lechners Mitteilungen-, 1499'