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124, 2 Juni 1831. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. o.Dtfchn.Buchhandel. zu organisieren, sich der Persönlichkeiten zu versichern, die durch prädestinierte Eignung in der Lage sind, die Veranstaltung ins Leben zu rufen oder ein Kinderfest zu arrangieren. Bei dieser Gelegenheit sind immer und immer wieder die ideellen Mo mente, die erzieherische Wirkung des Buches und sein Wert für die Gestaltung des jungen Menschenkindes hervorzuheben. In vielen Varianten lassen sich Sonderfenster, die dem kindlichen Schaubedürfnis entsprechen, mit einfachen Mitteln und doch viel Geschmack aufbauen. In der Ortspresse können Hinweise und kleine Artikel, die die Bedeutung des Tages besprechen und für ihn werben, untergebracht werden. Kleine Füllmatern stellt die Vereinigung der Jugendschristenverleger kostenlos zur Ver fügung. Da der Gedanke, mitten im Jahr in der Zeit der Johannis nacht und der Sonnwendfeier einen deutschen Kindertag zu feiern, noch zu neu ist, ist viel Mühe aufzuwenden, damit er Allgemeingut wird wie der Muttertag, der sich mit jedem Jahr mehr durchgesetzt hat. Bon Anfang an hat der Buchhandel mit bei denen zu sein, die für den neuen sinnigen Brauch werben, damit das Buch als Festgabe an erster Stelle steht. So muß bei jeder sich bietenden Gelegenheit der Heran wachsenden Generation von Anfang an die Freude und der Wert des Lesens und des Buchbesitzes klar gemacht werden. Der Be such einer Buchhandlung soll wieder ein Bedürfnis vieler wer den. Den Käufer von morgen muß man daher heute schon dafür zu gewinnen suchen. Die Wege sind vielleicht dem einen oder anderen ungewohnt und wenig geebnet. Aber sie müssen gegangen werden, damit die Jugend im Zeitalter des Sports und des Radios das Verhältnis zum Buch nicht ganz verliert. Eine neue Zeit fordert neue Methoden der Werbung. Rolf Kad ach. Zu dem Artikel: «Bor- und Nachteile der Bedingtlieferungen-. (S. Börsenblatt,Nr. 99.) Da für den Vertrieb wissenschaftlicher Werke nur eine be schränkte Anzahl von Sortimcntshandlungen in Frage kommt, hat sich aus der Praxis heraus zunächst die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger (A. w. V.) gebildet, zu der sich dann später die Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Sortimenter sA. w. S.) gesellte, und beide haben für ihren Geschäftsverkehr bestimmte Richtlinien ausgestellt. Diese beiden Arbeitsgemein schaften sind also aus der Praxis herausgewachsen, da sie ihre eigenen Nöte am besten kennen. Die Zusammenarbeit hat sich während der Jahre aufs beste bewährt. Daß von den sogenann ten bevorzugten A.w.S.-Firmen Neuerscheinungen ausnahmslos nur bedingt bestellt werden, trifft allgemein gesprochen nicht zu, denn diese Firmen wissen, für welche Werke sie Aussicht aus Ab satz haben und bestellen neben Bedingtstücken gewöhnlich gleich zeitig Stücke in feste Rechnung. So schwankte bei Ausgabe von Neuerscheinungen (nicht Neuauflagen) wissenschaftlicher Werke der Anteil der Festauslieferung zwischen 6^ bis 16??; in einem Falle war er 3V??. Ausschlaggebend ist hier neben dem Ver fasser die Materie des Werkes. Bei einem populärwissenschaft lichen Werk umfaßte die Erstauslieserung 37?? Festbestellungen. Es handelte sich bei diesem Werk allerdings um einen gut be kannten Autor. Die Bedingtlieserung wissenschaftlicher Neuerscheinungen hat also bereits eine Reform erfahren und diese dürfte sich in der Praxis bewährt haben. Daß von Fall zu Fall eine weitere Sichtung durchzuführen ist, ergibt die Praxis. Auch über die Erfolge der Bedingtlieferungen liegen Berechnungen vor. So war der Gesamtabsatz von gelieferten Bedingtstücken bei Neu erscheinungen (also Erstauslagen) z. B. 15,7??, 33,3?? und 40??. Bei neu aufgelegten Werken schwankte der Gesamtabsatz einer Auslage aus Bedingtlieferungen zwischen 14,3^ bis 45A und bei einem einzelnen Werk war er 81??. Der errechnte Durch schnitt war bei 18 Werken (Neuerscheinungen und Neuauflagen) 39^. Diese Berechnungen zeigen, daß der Absatz aus Bedingt gut als zufriedenstellend zu bezeichnen ist, soweit es sich um den 538 Absatz von Firmen handelt, die der Arbeitsgemeinschaft an geschlossen sind. Bei den vorgenommenen Berechnungen handelt es sich um solche Werke, die nach 1924 erschienen sind und die zum größten Teil in Neuauflage vorliegen, also um abgeschlossene Auslagen. Seit 1925 durchgeführte Umsatzkontrollen der Kommissions konten ergaben, daß 25?? der Lieferungen einschließlich Ver fügungen durchschnittlich bezahlt wurden, während die Rücksen dungen etwa 50??! und die Verfügungen etwa 25?? ausmachten. Weitere 14^ der Verfügungen können also noch als Absatz an gesehen werden. Während der letzten zwei Jahre sind die Zah lungen auf etwa 20?? gesunken. Sicher ist, daß es noch Firmen gibt, die wahllos sowohl nach Werk wie nach Anzahl der Stücke bestellen. Der Verleger hat es aber in der Hand, die Bestellungen an Hand der Konten zu kontrollieren und Bedingtbestellungen entsprechend zu kürzen. Beim wissenschaftlichen Buch kann aber gesagt werden, daß der wissenschaftliche Sortimenter seine Bestellungen nicht wahllos aufgibt; wenigstens gilt dies als Regel. Es dürfte hier eine im vorigen Jahre beim wissenschaftlichen Sortiment durchgesührte Rundfrage interessieren, die folgendes Ergebnis brachte: Frage 1: Würden Sie für die Zukunft gebundene Stücke unserer wissenschaftlichen Werke für den Ansichtsversand ober für die Auslage bevorzugen und aus welchen Gründen? 60?? der befragten Firmen verlangten gebundene Stücke mit der Begründung, daß auch der Kunde den Kauf gebundener Stücke vorzieht. Frage 2 : Werben von den Interessenten an Stelle der broschiert gesandten Stücke diese häufig zurückgegeben und dafür gebun dene Stücke bestellt, die Sie erst wieder neu bestellen müssen? 46^ der gelieferten broschierten Stücke mußten in gebundene Stücke umgetauscht werden. Frage 3: Glauben Sie, baß beim Ansichtsversand von gebun denen Stücken die Absatzmöglichkeit gehoben werben kann, ober besteht die Gefahr, daß der Kunde durch die Möglichkeit, das Buch vorher zu lesen, vom Kauf ganz absieht? 36^ bejahten die größere Absatzmöglichkeit bei Vorlage von gebundenen Stücken beim Ansichtsversand, während 30?? die Möglichkeit verneinen, daß der Kunde durch die Gelegenheit, das Buch vorher zu lesen, vom Kauf absieht. Frage 4 und 5 interessieren hier nicht besonders. Fraget): Werben von Behörden, Instituten usw. für den Ankauf broschierte oder gebundene Bücher bevorzugt? 58?? bevorzugen den Original-Vsrlegereinband, weil dieser qualitativ gut und billiger als der Bibliotheksband ist. Einen Teil des Textes mit Schlaufen oder Siegel zu ver sehen, halte ich beim wissenschaftlichen Buch nicht für wünschens wert. Meines Erachtens läßt sich durch den Versand von Pro spekten oder Buchkarten gut Vorarbeiten. Beide genügen viel leicht auch bei Neuerscheinungen von bekannten Autoren. Der Ansichtsversand von Stücken sollte aber dagegen nicht ganz aus- geschaltet werden. Er bietet meines Erachtens auch einen größe ren Anreiz zum Kauf. Eine andere Frage drängt sich mir bei dieser Gelegenheit auf. Ich mache feit Jahren die Beobachtung, daß bei Werken nichtwissenschastlichen Inhalts das Sortiment vollkommen ver sagt. Ja diese Neuerscheinungen werden nur in so geringer An zahl bedingt verlangt, daß von einer Verwendung von seilen des allgemeinen Sortiments in der Tat nicht gesprochen werden kann, obwohl sich diese Werke für den Vertrieb durch das nicht speziali sierte Sortiment eignen. Aus meiner Tätigkeit im Sortiment weiß ich, daß früher durch den umfangreichen Ansichtsversand eben doch manches Werk abgesetzt wurde, das heute das Lager des Verlegers überhaupt nicht mehr verläßt. Sollte vor allem nicht hier eine Reform dringend nötig sein? P. Knoblauch.