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6272 Börsenblattd. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 118, 26. Mai 1910. und »absägen« seien, in Beziehung auf Menschen angewandt, ebenso beleidigend wie Tiernamen, die an sich nichts Beleidigendes darstellten. — Das Reichsgericht erkannte auf Verwerfung der Revision. Ob durch die angedrohte Veröffentlichung wirklich eine Beleidigung H.'s begangen sein würde, dafür sei allein die Form ausschlaggebend, in der der Angeklagte beabsichtigte seine Ver öffentlichung vorzunehmen. Einwandfrei sei aber festgestellt, daß der Angeklagte gedroht habe mit einer durch § 193 nicht ge schützten formellen Beleidigung. Espcrantotag in Wien. — In den Pfingstfeiertagen fand in Wien die erste gemeinsame Beratung österreichischer Anhänger der internationalen Hilfssprache Esperanto statt. Es waren hierzu aus den Kronländern zahlreiche Vertreter der Organisationen, Gruppen usw. der Esperantisten in Österreich erschienen, und zwar solche mit deutscher, tschechischer und polnischer Muttersprache. Professor Friedrich Siegfried Lederer aus Prag hielt beim Empfangs abend am Sonnabend vor Pfingsten einen ausführlichen Vortrag über »Esperanto und die Schule«. Am Sonntag und Montag vormittags traten die Teilnehmer an der Tagung zu Beratungen im Festsaale der niederöster reichischen Handelskammer zusammen. Der Präsident des Verbandes deutschsprachiger österreichischer Esperantistengruppen, vr. I. Werber, begrüßte die Erschienenen in längerer Rede. Von den Beschlüssen des Tages ist zu erwähnen, daß die Ein ladung eines Weltkongresses der Esperantisten für das Jahr 1912 nach Krakau gutgeheißen wurde; der zweitnächste Tag dürfte dann in Prag stattfinden. Im Laufe der Beratungen, die durchwegs in der Esperantosprache stattfanden und bei denen zahlreiche Teilnehmer Gelegenheit fanden, in fließenden Reden ihre Anschauungen zum Ausdruck zu bringen, wobei die ver schiedenen Nationalitäten keinerlei Einfluß auf die Gemein- Verständlichkeit übten, wurde auch angeregt, an österreichische Parlamentarier aller Nationen heranzutreten, damit sie die Esperantobewegung in Österreich durch Zugänglichmachung der Schulen für den Unterricht in der Esperantosprache fördern helfen. (Neue Fr. Presse.) Internationaler Juristenkongres; für Luftschiffahrts recht. — In Verona findet vom 31. Mai bis 2. Juni d. I. ein Internationaler Juristenkongreß für Luftschiffahrtsrecht statt. Ehrenpräsident ist der italienische Justizminister. Außer zahlreichen italienischen Professoren gehören dem Komitee u. a. Finger, Löning und Fleischmann (Halle), Laband (Straßburg), Geheimrat von Ullmann (München), Zitelmann und Zorn (Bonn) und Meurer (Würzburg) an. Österreich ist durch Professor von Nosz- kowski aus Lemberg, Frankreich durch Clunet, D'Hooghe, De la Pradelle und Henry-Couannier vertreten. Germanisches Museum in Nürnberg. — Im Verwaltungs- ausschuß des Germanischen Museums, der am 20. Mai in Nürn berg tagte und dem auch Herr von Tschudi als Verwaltungs ausschußmitglied beiwohnte, ist hinsichtlich des Austausches von Bildern zwischen der alten Pinakothek und dem Germanischen Museum ein Übereinkommen erzielt worden, nach dem die Meister werke der alten deutschen Schule dem Germanischen Museum er halten bleiben, während Werke der altfranzösischen und altnieder ländischen Schule an die Pinakothek zurückfallen. Mehrere alt deutsche Meisterwerke, darunter solche von Dürer und Holbein, werden dem Germanischen Museum zur Ergänzung aus der Pinakothek überwiesen werden. (Reichs-Anzeiger.) Ein Denkmal für David Friedrich Ltrautz. — In der schwäbischen Oberamtsstadt Ludwigsburg, wo der berühmte Verfasser des »Lebens Jesu«, David Friedrich Strauß, am 27. Januar 1808 geboren worden ist und 1874 starb, ist ihm am 22. Mai ein Denkmal geweiht worden. Das Denkmal, ein Werk der Stuttgarter Künstler Prof. Habich und Prof. Bonatz, erhebt sich in den Parkanlagen hinter dem prächtigen alten württem- bergischen Herzogsschloß. Es besteht aus einer Herme mit der von Habich vortrefflich modellierten Strauß-Büste, die in einem von sieben ionischen Säulen getragenen antiken Rundtempel auf gestellt ist. Die Einweihung vollzog sich in stimmungsvoll feier licher Weise. Mozartsche Weiheklänge bildeten die Einleitung. Dann hielt der bekannte Straußbiograph Professor vr. Theobald Ziegler-Straßburg die Festrede. Das Finale der L-Moll-Symphonie von Beethoven beschloß die würdig-ernste Feier, nachdem ein Mitglied der Familie Strauß gedankt und Oberbürgermeister vr. Hartenstein-Ludwigsburg das Denkmal in Schutz und Eigen tum der Stadt übernommen hatte. Personalnachrichten. Ordensverleihungen, Ernennungen und Auszeichnungen. — Aus Anlaß seines 45. Geburtstages hat Se. Majestät der König Friedrich August von Sachsen eine große Anzahl Beweise seines besonderen Wohlwollens gegeben. Auch der Buchhandel und das Buchgewerbe haben reichen Anteil daran. Es haben nach den Mitteilungen in den Tagesblättern erhalten: Herr Kommerzienrat vr. C. Emil Willmar Schwabe, i Fa. Homöopathische Central-Apotheke, Verlag und Sortiments handlung homöopathischer Werke, in Leipzig den Titel und Rang als Geheimer Hofrat; Herr Verlagsbuchhändler Otto Harrassowitz in Leipzig den Titel und Rang als Hofrat; Herr Verlagsbuchhändler und Buchdruckereibesitzer Raimund Giesecke, Mitinhaber der Firma Giesecke L Devrient in Leipzig, den Titel und Rang als Kommerzienrat in Klasse IV der Hofrangordnung; Herr Johannes Carl Reichel, Geschäftsführer und Mitinhaber der Notendruckerei C. G. Röder, G. m. b. H., in Leipzig den Titel und Rang als Kommerzienrat in Klasse IV der Hofrangordnung; Herr Verlagsbuchhändler Arndt Meyer, Mitinhaber der Firma: Bibliographisches Institut Meyer in Leipzig, das Ritterkreuz 1. Klasse mit der Krone des Albrechtsordens; Herr Verlagsbuchhändler Heinrich Wagner, Mitinhaber der Firma H. Wagner L E. Debes in Leipzig, das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens; Herr Georg Schulze, Prokurist der Kunstanstalt Wilhelm Hoffmann Akt.-Ges. in Dresden, das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens; Herr Buchhändler Emil Richard Wünsch, Prokurist der Firma L. Staackmann in Leipzig, das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens; Herr Buchhändler G. Leopold Werner, Prokurist der Firma Gustav Brauns in Leipzig, das Albrechtskreuz. Herr Ludwig Hermann Schröder, Magazinverwalter bei der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig, das Ehrenkreuz mit der Krone. (Vergleiche auch die gestern mitgeteilte Auszeichnung des Herrn Buchhändlers Julius Schmidt.) Der neue Präsident der Berliner Akademie der Künste. — Zum Nachfolger Prof. Artur Kampfs ist vom Senat der Berliner Akademie der Künste Geh. Baurat Professor Karl v. Großheim an die Spitze der Akademie berufen worden. Die Wahl bedarf noch der Bestätigung des Kaisers. Künstle risch ist Geh. Rat v. Großheim, der aus Lübeck stammt und im neunundsechzigsten Lebensjahre steht, vor allem als Teil haber der bekannten Architektenfirma Kayser L v. Großheim neben Geh. Baurat Heinrich Kayser hervorgetreten. Der Ver treter eines schlichten, edlen Klassizismus, weiß er die historische Formensprache mit den Bedürfnissen unserer Zeit aufs glücklichste in seinen Werken zu vereinigen. Schüler der Berliner Bau akademie, gründete v. Großheim 1872 mit Kayser sein »Atelier für Architektur und Kunstindustrie«, das in ungeahnter Er weiterung noch heute erfolgreich tätig ist. Unter seinen größeren Arbeiten seien in Berlin das Haus der Norddeutschen Grundkredit-Bank in der Wilhelmstraße und die Kuppel halle des Landesausstellungsgebäudes, in Leipzig das Deutsche Buchhändlerhaus, in Köln das Domhotel genannt. Aus dem Wettbewerb für die neuen akademischen Hochschulen in Berlin- Charlottenburg gingen Kayser L v. Großheim als Sieger hervor und haben die künstlerische Ausführung des umfangreichen Ge bäudekomplexes an der Hardenbergstraße geleitet, der 1902 feierlich eingeweiht wurde. Der Berliner Akademie gehört v. Großheim seit 1880 als Mitglied an. Er wird in der Reihe ihrer Präsidenten der siebente sein und sein Amt nach Bestätigung am 1. Oktober d. I. antreten.