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142, 23. Juni ISIo Nichtamtlicher Teil. (6 Titel!), koissaiäianL und l^olissoniana (je 4 Titel), kuteann usw. Wenn das vorliegende Büchlein die einzige neuere Bibliographie dieser sonderbaren Literaturgattung bildet, so ist diese doch bereits mehrfach von älteren Bibliographen bearbeitet worden. So berichtet uns Aude von einer größeren Arbeit des Pater Adry, eines Pariser Bibliothekars, der eine »Libliotbs^us oritigus ries wslan^e8 äs litt^inturs gui ovti sds ckounss ou prowi8 (ou rrnnoneö8) 8ou8 1s vom ä'^va« verfaßt hat; diese ist vom Jahre 1799 datiert, jedoch nicht gedruckt worden. Der bekannte Bibliograph Peignot verzeichnet 1810 in seinem Repertorium von Spezialbibliographien 103 Anas; der unter dem lateinischen Namen Johannes Gislebertus Phitakoer zu vermutende Biblio phile Hecart aus Valencienne veröffentlichte 1821 einen lateinischen Katalog seiner Sammlung: »^uLFrapbeana. sivs biblio^raphis, librorum nna. ckietorum«. Wir kennen ferner zwei derartige deutsche Kataloge: E. K. L- (Ludewig), 1-ivrst cks3 k-88ai cko oat.aIoß;ue mrrvusl« (Dresden 1817) und den »Katalog der ^vs. des Grafen von Nostiz« (Dresden 1836), sowie als bisher bedeu tendste Arbeit die »Ilibliograpliio cks8 ouvra^sb publik 80U8 1s vom tl'^na«, die 1839 von dem geschätzten Brüsseler Bibliothekar Paul Namur herausgegeben wurde. Sie verzeichnete 123 Werke und 40 Manuskripte, doch wirft ihm Aude vor, daß darunter mancher Titel geraten sei, der trotz der im Titel vorhandenen Endung »ava« durchaus nicht den wirklichen ^va zugerechnet werden dürfe. Der Verfasser ist bei strenger Auswahl trotzdem auf über 600 Titel gekommen; diese sind, soweit es sich um die in seinem eigenen Besitze befindlichen Bücher handelt, bibliographisch sehr genau ausgenommen, dagegen sind andere Werke viel fach nur angedeutet bzw. nach den früheren Kompilatoren zitiert. Häufige Erklärungen geben dem interessanten Merkchen, das auf Büttenpapier gedruckt und mit dem Titelkupfer einer Scaligerana- Ausgabe geschmückt ist, erhöhten literar- und kulturhistorischen Wert. monä katrib. 8^. 283 Seiten. Brüssel, E. Rossel. Preis 4 Francs. richtet haben, ist nun auch das »^nvuairs okkieisl illustrs« zum zweiten Male erschienen. Es unterscheidet sich von ersterem namentlich dadurch, daß den zur Presse gehörenden Personen mehr Aufmerksamkeit geschenkt worden ist; neben einer großen Anzahl Porträts enthält der Band ein ausführliches nach Städten geordnetes Adreßbuch von rund 350 Journalisten Belgiens Den ziemlich genauen Angaben über die belgischen Zeitungen folgt eine nach Provinzen und Städten eingeteilte systematische Über sicht aller in Belgien erscheinenden »?srioäigus8«, d. h. aller nicht täglich erscheinenden Zeitungen und Zeitschriften. Bei diesen hat sich der Herausgeber auf Angabe des Titels und der Erscheinungs weise beschränkt. Einige eingestreute Feuilletons über die Anfänge der belgischen Presse im sechzehnten Jahrhundert und deren Geschichtschreibung, über die belgische Presse seit 1830, über die Beziehungen der Presse zur heurigen Weltausstellung sind mit Interesse zu lesen. Van Lsurek, Dmils, st 6. ä. LosksvlloSSv, 1Ii8toiro cks Beilagen. Brüssel 1910, G. van Oest L Cie. Preis 30 Frcs. Die vorliegende Arbeit bildet die erste umfassende Darstellung zur Geschichte und Bibliographie der Bilderbogenliteratur. Bei der großen Bedeutung, den die Bilderbogen jahrhundertelang, d. h. seit der Erfindung des Holzschnitts bis auf die heutige Zeit für das Volk und die Jugend besessen haben, denen sie bis zur Ausbreitung der Zeitung, der Ansichtspostkarte und des Kinemato- graphen das einzige künstlerische, literarische und soziale Bildungs mittel waren, ist es um so erstaunlicher, daß sich bisher weder Sammler noch Kulturhistoriker und Bibliographen mit diesem Literaturgebiete in eingehender Weise beschäftigt haben. So ist denn auch die in Frage kommende Literatur außerordentlich gering. einige Aufsätze in Zeitschriften und einige wenige kleinere Mono graphien, beispielsweise über die »Images ä'Lpinal« und die Neu- ruppiner Bilderbogen, bilden die einzigen Quellen, die die Autoren für ihr umfangreiches, grundlegendes Werk benutzen konnten. Dieses zerfällt in zwei getrennte Teile: die Geschichte und voll ständige Bibliographie der flämischen Bilderbogen und eine Übersicht über die Geschichte der Bilderbogen in den andern Kulturländern, denen eine gemeinschaftliche Einleitung vorangeht, in welcher die Geschichte der ersten Holzschnitte, aus denen sich bald die Bilderbogen entwickelten, und deren Herstellungsweise behandelt werden. Die ersten Bilderbogen behandelten religiöse Themata, unter denen die Heiligenbilder und der Marienkult in den katholischen Ländern wie noch heute eine hervorragende Stellung einnehmen. Daneben begegnen wir bald der Illustration von Volksliedern und Schwänken, Sagen, den Volksbüchern von Tyll Eulenspiegel, Genoveva und den Haymonskindern, Aesops Fabeln, später der Geschichte von Robinson, Gullivers Reisen usw. Auch die Toten tänze, denen wir bekanntlich die ersten Holzschnittbücher verdanken, können wir füglicherweise zu den Inkunabeln der Bilderbogen rechnen. Mit der Zeit kommen dann geschichtliche, geographische und belehrende Gegenstände aller Art hinzu; in Frankreich z. B. hat die Napoleonische Epopee den Stoff zu unzähligen patrio- tischen Bilderbogen geliefert, in andern Ländern diente dieselbe Epoche zu zahlreichen Bildern satirischer Art. Neben der Herstellung der Bilder durch den Holzschnitt finden wir, namentlich in Deutschland, die Verwendung des Kupferstichs, und es ist charakteristisch, daß die Bilderbogen der früheren Jahr hunderte im allgemeinen sorgfältiger ausgeführt sind, als die der späteren Zeit. Die Kolorierung geschah bis in die neuere Zeit hinein vermittelst ausgestanzter Schablonen, also auf die primitivste Weise, wie sie noch heute von Dekorationsmalern und beim Wäschezeichnen geübt wird. In Epinal, wo sie noch gegenwärtig in Anwendung ist, kann ein Kolorist mit diesem Verfahren pro Tag etwa 1000 Bilder bemalen. Die Autoren beschreiben diese Herstellungsart, deren Technik auf das Vorbild der Glasmalerei im 12. und 13. Jahrhundert zurückzuführen ist, sehr genau und weisen darauf hin, wie oft sie dazu führte, daß die bemalten Gegenstände Farben erhielten, die mit der Wirklichkeit in schreiendem Gegensätze standen. Außerdem dienten die gleichen Bilder zuweilen zur Darstellung der verschiedensten Personen und Gegenstände und begegnen uns in mancherlei Bilderserien, da die Fabrikanten ihre Holzstöcke gleichzeitig in verschiedene Städte verkauften, wo sie dann zu den verschiedenartigsten Illustrationen verwandt wurden. So hat ein Bild von Maria Stuart, der Ge mahlin des Statthalters Wilhelm von Oranien, späteren Königs von England, dazu gedient, nach und nach alle Prinzessinnen von Oranien bis zur Revolutionszeit darzustellen, ein Bild des Generals Napoleon aus der Zeit des italienischen Feldzuges wurde 1820 als Porträt des Erbprinzen der Niederlande, Siegers von Waterloo, ausgegeben. Welche Ironie des Schicksals und welche Unverfrorenheit der betreffenden Fabrikanten! Die Er findung der Lithographie wurde in Deutschland sofort, in andern Ländern einige Jahrzehnte später (in Belgien ab 1830) der Bilderbogenherstellung dienstbar gemacht. Die Lithographie hat dann den Holzschnitt fast ganz verdrängt, nach Ansicht der Ver fasser jedoch trotz der größeren technischen Vervollkommnung zum Schaden der Bilderbogenkunst, für die der Holzschnitt das natür lichste Ausdrucksmittel ist. Die Autoren gehen sodann auf die künstlerischen Prinzipien des Bilderbogenverlags ein und stellen fest, daß die Zeichner der Bilderbogen bedauerlicherweise nur selten namhaft gemacht werden. Hieran schließt sich nun der Hauptinhalt des Werkes, die be schreibende Bibliographie und Ikonographie der flämischen Bilder- bogen. Die Verfasser sind hier mit einer Gründlichkeit vor gegangen, die beinahe zu weit geht. Sie beschreiben auf 489 Seiten sämtliche ihnen bekannt gewordenen Bilderbogen flämischer Verleger, unter denen die Firma Brepols L Diercks Zoon in Turnhout (Provinz Antwerpen) die weitaus größte Bedeutung hat. Die von ihr seit ca. 1816 verlegten Bilderbogen, deren flämische (holländische) Texte vielfach von der französischen Übersetzung begleitet sind, nehmen in dem Werke 300 Quart seiten ein; sie sind in folgende Gruppen eingeteilt: Religiöse Bilder — Weltliche Bilder — Altere Lithographien — Neuere V66