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>6 94, 23. April l921. Redaktioneller Teil. DdrskEE s. d. Dljchn. Buchh«„d-!. dürfen diese Versuche, den hohen Preis der Bücher zu ermäßigen, nicht leicht genommen werden. Und darum ist das eingangs er wähnte Entgegenkommen durchaus notwendig. Eine ernste Sorge für uns ist nach wie vor der sogenannte »Auchbuchhandel-. Seine Bekämpfung ist äußerst schwierig, so lange sich Verleger finden, die wahllos jedem Händler ihre Ver lagsartikel liefern. Gegen diese große Konkurrenz, die dem ordnungsmäßigen Buchhandel vielfachen Schaden bringt, Hilst uns nur ein größeres Solidaritätsgefühl zwischen Verlag und Sortiment, das uns die Not der Zeit wohl auch noch bringen wird. Eine der wichtigsten Kompensationsforderungen bet Rückgang oder Aushebung des Teuerungszuschlags muh das Verlangen sein, dem Verlag die Verpflichtung aufzulegen, die direkte Liefe rung an die Auchbuchhändter zu unterlassen und die Unterbin dung der in Leipzig fröhlich wuchernden Buchbinder-Kommis sionäre durchzuführen. Wie Ihnen bekannt, wird zu Kantate 1921 der Entwurf einer Änderung der Satzung des Börsenvereins zur Beratung stehen und vermutlich auch zur Beschlußfassung kommen. Neben an derem ist die Schaffung außerordentlicher Mitglieder neu beab sichtigt, die die Handhabe bieten wird, um gegen die empfind liche Schädigung insbesondere unserer Berufsgenossen in den kleineren Städten vorzugehen. Eine Pflicht des Vorstands wird es immer sein, hier auf der Wacht zu stehen und einzu greifen, soweit das möglich ist. Tarifverhau dlungen. Die Tarifverhandlungen scheinen eine ständige Einrichtung im Buchhandel zu werden, denn der erst im Spätherbst zustande gekommene letzte Tarif ist am 1. Februar schon wieder gekündigt worden. Es ist tief bedauerlich, daß auch der bessere Teil unserer An- gestellten diesem Treiben ruhig zusicht und es unterläßt, gegen die verhetzenden Treibereien von Gewerkschaftssekretären und an deren dem Buchhandel meist völlig fremd gegenüberstehenden Leuten Verwahrung einzulegen. Eine Frage von höchster Bedeutung bildet für uns der Kampf gegen die unsittliche Literatur. Wir stehen hier vor einer Frage, die zwar nicht ganz leicht zu entscheiden ist, aber bei einigem guten Willen doch keine allzu großen Schwierigkeiten bietet. Wenn wir auf das uns umgebende öffentliche Leben sehen, so kann kein Zweifel sein, daß besonders in Großstädten sich eine moralische Gesunkenheit bemerkbar macht, die zu den schlimmsten Befürchtungen für unsere ganze Zukunft Anlaß gibt. Unser armes Vaterland kann nur durch strengste Einfachheit, durch unermüdlichen Fleiß wieder hoch kommen, aber wie soll das erreicht werden, wenn besonders die Jugend im inneren Kern faul, wenn ihre Phantasie durch und durch vergiftet ist. Ein großer Anteil an der Zukunft unseres Volkes ist in unsere Hände gelegt, sowohl zum Guten wie zum Bösen, deshalb liegt geradezu eine Gewissenspflicht für unfern Stand vor, alles zu unterlassen, was zu einer Schädigung der Volksmoral beitragen kann. Halten wir daher unser Geschäft rein von dieser Pest, beteiligen wir uns nicht an dieser Ver giftung unseres Volkes, dann werden wir unser« Beruf als Volksbildner richtig erfaßt haben. Wir stehen hiermit am Ende unseres Jahresberichts und damit auch am Ende der Tätigkeit des bisherigen Vorstandes. Wir sind uns bewußt, stets und oft unter großer Selbstaufopfe rung nur das Beste angestrebt zu haben, allein wir halten es in Anbetracht der Vorkommnisse für notwendig, der General versammlung unsere Stellen zur Verfügung zu stellen, und haben aus diesem Grunde als letzten Punkt der Tagesordnung keine Ergänzungswahl zum Vorstand angesetzt, sondern die Neuwahl des Gesamtvorstandes. Wir werden gern bereit sein, den künf tigen Vorstand in jeder Weise zu unterstützen, so oft er das wün schen wird. Möge es ihm gelingen, den bayerischen Buchhandel glücklich durch die Stürme der Zeit zu steuern l Bericht über die 42. Mitgliederversammlung am Sonntag, dem 3. April 1921. im Württembcrger Hof in Nürnberg. Der Vorsitzende, Herr Hugo Bruckmann, «öffnete um I(M Uhr die Versammlung, begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste und stellte die fatzungsgemätze Einberufung durch Anzeige im Börsenblatt und Rundschreiben fest. 1. Er erteilt sodann dem Schriftführer das Wort zur Ver lesung des Jahresberichts, der vorstehend abgedruckt ist. In der darauffolgenden Besprechung erklärt Herr v. Ber - chem, daß die Münchener Sortimenter um des lieben Friedens willen nachträglich der Notstandsordnung vom 5. Oktober 1928 zugestimmt hätten. Ein anderer Redner meint, daß bei weiterem Steigen der Unkosten noch ein Teuerungszuschlag von 30—48"/« kommen werde. Wegen der Aufnahme eines Kaufhauses in das Adreßbuch entspinnt sich eine kurze Aussprache. Der Vorsitzende des Sortimenter-Vereins für Oberpfalz und Regensburg erwähnt, daß diese Aufnahme ohne die Ge nehmigung des Ortsvereins erfolgt sei. Nun ist es schon lange eine prinzipiell durchgeführte Gepflogenheit des Vorstands, bei jeder Aufnahme in den Verein oder in das Adreßbuch stets den einschlägigen Ortsverein zu befragen und sich nach dessen Ent scheid zu richten. Auch in vorliegendem Falle ist das geschehen und wird vom Vorstand der bezügliche Nachweis geliefert werden. 2. Der Schatzmeister gibt den Kassenbericht bekannt, der einen kleinen Uberschuß der Einnahmen über die Ausgaben auf weist. Der Voranschlag läßt jedoch ein derartiges Anwachsen der Ausgaben erkennen, daß mit dem bisherigen Beitrag nicht mehr auszukommen ist. Die Versammlung beschließt einstimmig die Erhöhung des Beitrags aus 38.— und der Aufnahme gebühr auf 58.— und erteilt dem Vorstand die Entlastung. 3. Nachdem Koburg mit Bayern vereinigt worden ist, wer den die dortigen Buchhändler zum Beitritt in den Bayerischen Buchhändlerverein «ingeladen. Für jene Koburger Firmen, welche schon Mitglied eines anderen buchhändlerischen Vereins sind, sollen keine Aufnahmegebühren in Ansatz gebracht werden. 4. Herr Schöpping berichtet über die außerordentliche Mitgliederversammlung in Leipzig, betont, daß die Notlage des Sortiments andauert und daß bei Fallen der Teuerungsaufschläge vom Verlag entsprechende Kompensationen gegeben werden müssen. Das Sortiment war durch Herrn Nitschmann glän zend vertreten. Klugerweise wurde von diesem jede Abstimmung vermieden, die zu einer Sprengung des Börsenvereins hätte führen können. Wenn auch diese Versammlung nur zu dem Ergebnis kam, durch Kommissionen der Ostermeßbersammlung neue Vorschläge machen zu lassen, so geht aus den gepflogenen Besprechungen doch hervor, daß künftig Beratungen und Be schlüsse von Gruppe zu Gruppe zu fassen sein werden; die ganze Kunst wird es dann natürlich sein, diese Beschlüsse unter einen Hut zu bringen. 5. Zur Tariffrage wird bekanntgegeben, daß der derzeitig stehende Tarif von den Angestellten schon wieder gekündigt wor den ist und Versuche gemacht werden, die zurzeit gezahlten Ge hälter um 28—33^°/» zu erhöhen. Unsere Tarifkommission wird, nachdem der bayerische Buchhandel nicht in der Lage ist. diese Erhöhung zu tragen, dementsprechende Stellung zu dem Anträge nehmen. Es wurde noch besonders betont, daß der Lehrlings- Paragraph überhaupt nicht in einen Tarif gehört. 6. Bewegliche und begründete Klagen werden über die Langsamkeit des Verkehrs über den Kommissionsplatz Leipzig ge äußert. Aus den besprochenen Fällen mußte die Versammlung erkennen, daß eine Abhilfe unerläßlich sei und im höchsten Inter esse des Leipziger Platzes liege, da andernfalls immer mehr zum direkten Verkehr übergegangen werden müßte. Ferner wird empfohlen, die Frachtberechnungen der Spedi teure genau nachzuprüfen. Eine solche Nachprüfung habe bei einer einzigen größeren Firma einen Differenz-Betrag von meh- bSI