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2226 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 45, 24. Februar 1908. Notre-Dame lief. Dieses Viertel diente hauptsächlich solchen Buch händlern zum Wohnsitz, die religiöse Bücher, besonders die so be liebten lstvrss ä'Usurss, Ritterromane und ähnliche volkstümliche Literatur verkauften. (Im Auszug nach: »Mrs Library-.) Kölner Verlagsanstalt und Druckerei, Aktiengesellschaft, Köln a. Rh. — Bei der Durchführung der durch die vorjährige Generalversammlung beschlossenen Neuordnung der geldlichen Ver hältnisse der Gesellschaft sind insgesamt 455 022 zu Sonder abschreibungen verwandt worden, während die Rücklage durch die auf die zusammengelegten Aktien geleistete Zuzahlung auf 297 690^7 angewachsen ist. Von dem im Geschäftsjahr 1907 erzielten Roh gewinn von 157 481 (92 885) ^ sollen 35 702 (51 126) zu weitern Abschreibungen verwandt und der Generalversammlung eine Divi dende von 6 (0) Prozent auf das Kapital von 1 600 000 vor geschlagen werden. (Leipziger Tageblatt.) Verlag der illustrierte» Wochenschrift -Der Leipziger- G. M. d. H. i» Leipzig. — Handelsregistereintrag: In das Handelsregister ist heute auf Blatt 13 569 die Firma Verlag der illustrierten Wochenschrift -Der Leipziger- Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Leipzig einge tragen und weiter folgendes verlautbart worden: Der Gesellschaftsvertrag ist am 14. Febrnar 1908 ab geschlossen worden. Gegenstand des Unternehmens ist Verlag, Herausgabe und Vertrieb von buchhändlerischen Erzeugnissen, insbesondere von der in Leipzig erscheinenden illustrierten Wochenschrift »Der Leipziger-, sowie auch der Abschluß ander weitiger Geschäfte, die direkt oder indirekt damit zusammenhängen. Das Stammkapital beträgt sünfzigtausend Mark. Zum Geschäfts führer ist bestellt der Buchhändler Leopold Viergutz in Leipzig. Aus dem Gesellschaftsvertrag wird noch bekannt gegeben, daß Bekanntmachungen der Gesellschaft im »Leipziger Tageblatt- er folgen. Leipzig, den 21. Februar 1908. (gez.) Königliches Amtsgericht, Abt. IIU. (Leipziger Zeitung Nr. 43 vom 21. Februar 1908.) * Verein Deutscher Ingenieure. — Die 49. Hauptversamm lung des Vereins Deutscher Ingenieure wird in den Tagen vom 29. Juni bis 1. Juli 1908 in Dresden gehalten werden. Besuch -es Königs von Württemberg beim »Neue« Tagblatt- tu Stuttgart. (Vgl. Nr. 33 d. Bl.) — Bei seinem Besuch in der Druckerei des »Neuen Tagblatts- in Stuttgart widmete der König von Württemberg den Setzmaschinen besondres Interesse. Im Handsetzersaal des politischen Teils wurden die beiden Faktoren der Druckerei, Keßler und Schlotterer, dem König vorgestellt. Faktor Keßler setzte sodann eine kleine Notiz über die Ankunft des Königs im Handsatz, um dem König Gelegenheit zu geben, den Unterschied zwischen dieser Art und dem Setzmaschinensatz wahrzunehmen, der gleich nachher recht deutlich heroortrat, als im Setzmaschinensaal der Maschinensatz praktisch vorgcführt wurde. Direktor Müller- Palm erklärte die Konstruktion der Linotype, die alle in Tätig keit waren, sehr eingehend, worauf Obermaschinenmeister Dorster einen kleinen Wrllkommenartikel setzte, der noch in die zurück gehaltene letzte Form der fälligen Nummer kommen sollte. Mit größtem Interesse folgte der König den Erläuterungen und der praktischen Vorführung der bekanntlich von dem Schwaben Mergenthaler erfundenen Setzmaschine, deren wunderbares Jn- einandergreisen ein so erstaunliches Dokument menschlichen Cr- findungsgeistes ist. (Der Zeitungsverlag.) * Uv veröffentlichte Goethe-Briefe un- andere Autographen — Im Februarhest der -Süddeutschen Monatshefte- ist in einem Artikel von Heinz Braune (München) ein Brief Goethes (Weimar, 26. April 1805) an den damaligen Galeriedirektor Chr. v. Männlich in München abgedruckt, der im Januar d. I. durch einen Zufall in einem Aktenbündel der Alten Pinakothek in München auf gefunden wurde. Der am Schluß dieses Artikels aus gesprochene Wunsch, ein freundlicher Zufall möchte uns die übrigen anscheinend verloren gegangenen Briefe Goethes an Chr. v. Männlich erhalten haben und einmal unvermutet irgendwo wieder zutage fördern, ist nach einer Mitteilung der Firma Otto Schmidt-Bertsch, München, bereits in Erfüllung gegangen. Nahezu gleichzeitig mit obigem Funde in der Alten Pinakothek sind nun auch fast sämtliche als verloren bezeichneten Briefe Goethes an Chr. v. Männlich, sowie die Konzepte der Briefe v. Mannlichs an Goethe in einer nachgelassenen Autographen sammlung eines Freundes o. Mannlichs entdeckt worden und zurzeit im Besitz der Buch- und Autiquariatshandlung Otto Schmidt- Bertsch in München. Der ganze Briefwechsel ist hochinteressant und gibt aus führliche Aufschlüsse über Goethes Beziehungen zu den Münchener Kunstsammlungen und den Ursprung seiner umfangreichen Münzen-, Medaillen- und Bronzensammlungen, die ihm wohl zum großen Teil v. Männlich besorgt hat. In derselben Autographensammlung befanden sich u. a. auch einige interessante Briefe aus den Jahren 1804 bis 1808 von Christiane Wetze!, Weimar, die bei Schiller viele Jahre in Diensten war. Personalnachrichten. * Hoftitel. — Der König von Sachsen hat genehmigt, daß die Buchdruckercibesitzer und Verlagsbuchhändler Herren Johannes Theodor Curttz und Ernst Markert, Inhaber der Firma C. Grumbach in Leipzig, den ihnen von dem Fürsten zu Waldcck und Pyrmont verliehenen Titel »Fürstlich Waldeckische Hoflieferanten- annchmen und führen. * Paul Thurnav« -ß. — Der hervorragende Geschichts- und Genremaler Professor Paul Th um ann, zugleich einer der tüchtig sten und beliebtesten Illustratoren, ist, 74 Jahre alt, am 20. Februar 1908 in Berlin gestorben. Am 5. Oktober 1834 in Tschacksdorf (Niederlausitz) geboren, kam er nach Beendigung der Schulzeit zu Carl Flemming in Glogau in die Lehre, in dessen kartographischem Institut der junge begabte Zeichner sich zu einem tüchtigen Litho graphen ausbildete. Von 1853—1855 studierte er auf der K. Aka demie in Berlin, kam dann nach Dresden und arbeitete dort im Atelier Julius Hübners. 1860 übersiedelte er nach Leipzig, wo er bei Ernst Keil als Zeichner für die »Gartenlaube- in fester Stellung war. 1866 wurde er Professor an der Kunstschule in Weimar, 1875 kam er zu gleicher Lehrtätig keit nach Berlin an die Königliche Akademie der Künste. Uber seine Werke, soweit sie im Kunsthandel sind, behalten wir uns ausführlichen Bericht vor. Hier seien folgende genannt: Fünf Lutherbilder auf der Wartburg (darunter das berühmte Werk: Luther auf dem Reichstag in Worms), Taufe Wirtekinds, Rück kehr Hermanns des Cheruskers aus der Schlacht im Teutoburger Walde, Unaufmerksame Schülerin, Sommerzeit, Liebesfrühling, Lab rosa, Günstige Gelegenheit, Kunst bringt Gunst, Die drei Parzen. Als Illustrator ist er besonders heroorgetreten in den Werken: Auerbachs Volkskalendcr, Goethes Wahrheit und Dich tung, Tennyions Enoch Arden, Chamissos Frauenliebe und -Leben, Chamissos Lebenslieder und -Bilder, Hamerlings Amor und Psyche, Heines Buch der Lieder. *Peter Janffen ch. — Am 19. Februar ist in Düsseldorf der hochbedeutende Geschichtsmalec Professor Peter Janssen, langjähriger Direktor der dortigen Rheinischen Kunstakademie, 63 Jahre alt, gestorben. Von seinen Werken seien hier folgende genannt: Petrus verleugnet den Heiland — Der Bilderzyklus Befreiung Deutschlands durch Arminius (Wandgemälde im Rat haussaal in Krefeld) — Die Kolonisierung der Osiseeprovinzen (in der Neuen Börse in Bremen) — Gebet der Schweizer vor der Schlacht bei Sempach — 12 Kompositionen aus der Prometheus sage (Wandgemälde in der Nationalgalerie in Berlin) — 9 Wandgemälde aus der Geschichte Erfurts (im Rat hause zu Erfurt) — Die Kindheit des Bacchus — Die Schlacht bei Fehrbellin (in der Ruhmeshalle in Berlin) — Die Schlacht bei Hohenfriedberg (Ebenda) — Das Menschenleben (Fries in der Aula der Akademie in Düsseldorf) — Der Mönch Walter Dodde und die Belgischen Bauern (Schlacht bei Worringen 1288; in der Kunsthalle in Düsseldorf) — Wand gemälde aus der Sage von Otto dem Schütz und aus der Ge schichte von Marburg (in der Aula der Universität Marburg) — Der Weg zum Licht (Kunsthalle in Düsseldorf) — Szene nach dem Brande von Elberfeld (im Rathause zu Elberfeld).