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262 bin neues literarisch-artistisches Vc r c in S - Do r l a gS ge schäht, zunächst sür die k. k. österreichische» Staate». Für einen Zeitpunkt, der für die Ausführung derartiger Pläne günstiger ist als gerade der gegenwärtige, vielleicht wieder ereigniß- schwangere, wird die Gründung eines großartigen literar.-artist. Ver lagsgeschäfts beabsichtigt und vorbereitet, ein Geschäft, das man genauer bezeichnen könnte durch etwa die Firma: Deutsche und slawische oder Oesterreichische Vereins-, Verlags-, Eommissionsveclags- u. Engros- Buch-, Kunst- u. Musikali enhandlung, mit Intelligenz- und Wechselcomptoir für den Buchhandel. doch mit Ausschluß von Sortimentshandel, mit Ausschluß von Buch-, Stein- u. Kupferdruckerei, für welches Geschäft aber wohl die kürzere Firma: Oesterr. liter.- actist. Verein sverlag gewählt werden würde. Man will sich noch nicht des Näheren über den zu Grunde liegen den Plan äußern, einstweilen Buchhändlern gegenüber nur das Be merken, daß es hier nicht darauf abgesehen ist, ein rein kaufmänni sches Etablissement ins Leben zu rufen, das allen buch händleri schen Charaktc r und U s u s ohne Beachtung lassen will oder soll, sondern daß man bei der kaufmännischen Gebarung gerade eben dem Wesen und Geist des Buch- u. Kunsthandels Rechnung zu tragen beabsichtigt, dabei aber alle notorischen Mißbräuche, Vexationen und Unbequemlichkeiten, auch Verluste vermeiden und umgehen will, wie sie sich manche Verlags- und auch Sorlim.-Buchhändler gegen einander zu Schulden kommen lassen u. ausbürden wollen. Das neue Geschäft soll nicht blos zu Gunsten und zum Vorlheil von einigen wenigen Aus erwählten, sondern zu Nutz und Frommen aller Menschenkinder arbeiten! Gerade um nicht ein rein kaufmännisches Geschäft, eine Bücher-u. Bilderfabrik, nicht einen Verein ins Leben treten zu las sen , wie dergleichen schon viele zum Schaden und Verderben des Sor timents-, wie des Verlagsbuchhandels außer- und innerhalb der österr. Staaten und so zum entschiedenen Nachtheil der Literatur und Kunst bestehen u. sich zu vermehren drohen, gerade weil ein solides literar.- artist. Verlagsgeschäft begründet werden soll, imwahren Interesse der Literatur und Kunst, im wahren Interesse der Wissenschaften, in allen Fächern, hauptsächlich aber in den bis daher im Kaiserthum Oesterreich am meisten stiefmütterlich behandelten, zum Besten und Frieden aller Nationen u. aller Stände oder Klassen der menschlichen Gesellschaft, auch der von ihrer Hände Arbeit lebenden, gerade deshalb soll der Plan als Entwurf erst dem ganzen Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, vielleicht zur nächsten Jubilate-Messe zur Be gutachtung und Erörterung, erst Gelehrten und Literatur- u. Kunst freunden und Beförderern, erst notorischen wahren Freunden einer allgemeinen Wohlfahrt vorgelegt werden, und dann erst dem speculirenden, dem Publikum, im Allgemeinen. Welche Vortheile namentlich den betheiligten Verlags-und Sortim.-Buchhändlern, dann den Buch-, Stein- und Kupferdruckern innerhalb und außerhalb der österreichischen Länder im allseitigen In teresse aller Betheiligten einzuräumen beabsichtigt werden, war um gerade Oesterreich zunächst zum Wirkungskreis eines solchen Vereinsgeschäfts ausersehen ist, soll erst später bekannt gegeben und motivirl werden; hier sei nur noch erwähnt, daß die Theilnahme schon durch Erklärung für eine, in 10 oder 5 Raten zu leistende Einzah lung von 100 fl. C.-M. oder 66-/3 ^ pr- Ert. sollte bewerkstelligt wer den können, und daß das Stimmrecht, aus nun leicht zu errathenden Gründen, nicht allein für die Summen, sondern mehr für die Person vindicirt werden soll. Zur General-Controle u. Ueberwachung, auch im Bezug auf die Fonds- oder Finanz-Zu- und Bestände, beabsichtigt man den I>N21 Buchhändler-und Börsenvereinsvorstand, sowie einen aus Deutschen u- Slawen, aus den verschiedenen Nationalitäten und Stän d en Oester reichs zu bildenden Ausschuß (mit Redactions-Eomite) in Anspruch zu nehmen, auch weiter unter der Aegide einer bedeutenden und soli den Buch- und Kunsthandlung P r ags aufzutreten, wenn es nicht etwa unter der des einigen Prager Buchhändler-Gremiums gesche hen könnte. Wer sich für Realisirung des hier in Rede stehenden Plans interessirt und denselben etwa auch früher kennen lernen will, der be liebe seinen Wunsch schriftlich zu erkennen zu geben in portofreien Briefen unter der Aufschrift: „Bolzano-Stiftung, koste restante, Prag/'oder auf Buchhändlerweg durch die gütige Vermittelung von Hcn. W-Einhorn, Firma: E.F.Steinackec in Leipzig. Es wird darauf .Mittheilung des vorläufigen Entwurfs nach Umständen früher erfolgen als zur nächsten Jubilate-Messe. k. U. Das Mitleid der Buchhändler. Die Buchhändler sind als mitleidige Seelen in der ganzen Kauf mannswelt bekannt. Der Beweis dafür liegt ja auch für die wirkli chen Kaufleute, hauptsächlich mit in den so selten in unsrer Corporation ausbrechenden Bankerotten; darin, daß sie wissen, wie bei uns völlig insolvente Häuser noch eine lange Zeit äußerlich im besten Flore fort existiren und wenn sie dann zuletzt nicht mehr zu Athem kommen kön nen, gewöhnlich durch ein Paar Schluchzer und Seufzer, die durch einige zum gefühlvollen Buchhändlerherzen gesprochene Worte ausge drückt werden, Alles ins Gleichgewicht bringen; will sagen, daß man sie laufen und vielleicht zurückgezogen von dem undankbaren Buchhan del, sehr oft ganz gcmüthlich und in Ruhe leben läßt; oder daß sie die Geschichte, nach sehr leicht gefundenem Arrangement, von Neuem anfangen. Ader trotz solcher häufiger sehr zum Herzen sprechender Erfahrungen verliert unser Stand nicht seine Gemüthlichkeit und diese Kaufleute par exeollence üben Mitleid nach wie vor. Nun diesem edlen Triebe haben schon Viele Gelegenheit gehabt im verflos senen Jahre recht ausgedehnt Genüge zu leisten und ich prophezeie, ohne gerade prophetischen Geistes zu sein — einen noch weit größeren Genuß für dieses Jahr. Um aber auf die Hauptsache meiner Rede zu kommen, muß ich meinen Eollegen und Freunden sagen, wie ich leider von diesem Mitleid gar nichts mehr in mir verspüre oder vielmehr nur noch ein ganz winzig kleines Stückchen- Ich bemühe mich aber immer mehr, mich ganz zu verhärten und denke dieses Jahr soll es mir gelingen und ich dadurch in meiner Selbstachtung einen gehörigen Fortschritt machen. Einen guten Anfang zu diesem Fort schritte hat mir nun, Gott sei Dank, das Eircular der Herren Kaul- fuß We.,Prandel u. Eo.in Wien verursacht. DerStatus, den diese sehr verehrten Eollegen bieten, ist wahrlich aller Ehren werth, wenn man die wenigen Jahre überdenkt, in denen wir dies schöne Geschäft das Glück hatten eigentlich zu den Unsrigen zu zählen. Aus diesem Status geht einmal wieder recht deutlich der richtige Aufgang eines modernen Etablissements ans Tageslicht hervor. Zwei Freunde sind nun in dem Alter, wo sie durchaus selbstständig werden müssen. Ich habe nichts und Du hast auch nichts, — das ist aber im Grunde genommen ganz gleich, elablirt wird doch. Eher ist durchaus nichts anzufangen, — ich meine hier nicht gerade im Buchhandel, — nein! Es gibt noch weitere Felder, in denen unsere aufkeimenden Lichter ihre Thätigkeit entfalten. Also erst etablirt, ist dann bald eine Frau mit Geld gefunden und der Schwiegervater, der ein hübsches Sümmchen zu den vorgeredeten großen Unternehmungen herschießt, weiß sich na türlich die Priorität zu sichern, wenn vielleicht später die Sache schief gehen sollte. Vorläufig bemerkt, scheint mir diese letztere Manipula tion, mit dem Schwiegervater nämlich, obgleich sehr erfolgreich und richtig — doch zugleich sehr neu zu sein. Um aber wieder auf meinen