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Redaktioneller Teil. 248, 24. Oktober ISlk. und Zeitungen aufgespießt sind und windschief herumhängen, daß es ei» Jammer ist. Ich möchte dafür hübsche Kästen bor schlage», wie ich solche schon ein paarmal gesehen habe. Sie können an den Säulen zwischen den Schaufenstern angebracht werden, müssen verschließbar sein und brauchen von der einzelnen Nummer nur den Kopf und die Überschrift zu zeigen. So können in einem Kasten etwa 20 Zeitschriften ausbewahrt werden. Ein besonderer Kasten mit anderer Anordnung ist für die deutschen, französischen, englischen, amerikanischen und italienischen Maga zine bestimmt. Vielfach werden diese Magazine, ja sogar auch Zeitungen im Schaufenster selbst mit ausgchängt. Das würde ich nicht befürworten, ebensowenig wie. Plakate, die nur im Hintergrund sauber aufgehängt werden sollten. Ein beson deres Anziehungsmittel im Auslande ist auch die Telegramm- lafcl, die sehr viel Publikum herbcizieht, und deshalb an einem Platz außen angebracht werden sollte, wo sie keine Verkehrsstörung verursacht. Bei Verbindung mit einem Telcgraphcnkorrcspon- dcnzbureau wird es nicht schwerfallen, täglich die einlaufendcn Depeschen zum Aushang zu erhalten, wobei noch die Umrahmung für Reklame benutzt werden kann. Jetzt höre ich schon den Einwand: ja, woher soll der arme Sortimenter, sowieso schon znm Leiden erkoren, so viele Zeit nehme», allein fürs Schaufenster? Das ist ganz falsch gedacht, denn ich möchte hundert gegen eins wetten, daß ich de» vielbe schäftigten Herrn doch täglich auf Arbeiten ertappe, die er getrost noch in hundert Jahren ausführen könnte. Also, die nötige Zeit muß her, und wenn sie hermuß, so kommt sie auch. Latz mich dein Schaufenster sehen, und ich sage dir, ob du ein Buch händler oder ein Buchhändler bist! Wie man aus obigen Anführungen ersehen kann, ist das Buchhändlerleben im Ausland sehr interessant und bildend, und allen jenen, die nicht nur Abenteurerlust in die Fremde zieht, kann nur geraten werden, sich zur Bereicherung ihrer Kenntnisse und zur Erweiterung ihres Gesichtskreises einige Zeit im Ausland aufzuhalten. »Im engen Kreis verengert sich der Sinn, Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken.« Im Hafen. (Zum 50. Geburtstage Paul Schreckeubachs, 6. November 1016.) Anläßlich meines bevorstehenden fünfzigsten Geburtstags hat mich das Börsenblatt anfgefordert, in seinen Spalten mich über meine Be ziehungen zum Verlagsbuchhandel zu äußern. Ich wüßte nicht, was ich lieber täte, denn ich habe über diese Beziehungen nur Erfreuliches zu berichten. Im Frühling 1005 schrieb ich an meinem ersten geschichtlichen Roman »Tie von Wintzingerode«. Noch hatte ich nicht die Hälfte voll endet, da erhielt ich einen Brief der neugegründeten Firma Poeschel L Kippcnberg in Leipzig, die mir schrieb, sie habe von befreundeter Seite erfahren, ich sei mit einem historischen Romane beschäftigt, und mich bat, ihr das Manuskript zur Einsicht zur Verfügung zu stellen. Sie werde gern etwas Derartiges verlegen. Ich schickte meine zehn Kapitel auf der Stelle ein, dazu einen Entwurf des ganzen Romans und hatte die Freude, daß die Arbeit, noch ehe sie vollendet war, an genommen wurde. Das Buch erschien am 23. November 1005, und heute, wo ich die Verhältnisse des Buchhandels einigermaßen kenne, muß ich mich wundern, daß die Arbeit eines unbekannten Verfassers in einem eben gegründeten Verlag, die zum Weihnachtsgeschäft eigent lich viel zu spät erschien, doch einen nicht unbeträchtlichen Erfolg hatte. Der Roman war etwa zwei Monate alt, da erhielt ich von Herrn Eugen Diederichs die Anfrage, ob ich ihm ein Buch über die Ereig nisse des Jahres 1806 schreiben wolle. Ich ging darauf ein, und es entstand im Lanfe von etwa fünf Monaten »Der Zusammenbruch Preu ßens im Jahre 1806«. Das Buch erregte Aufsehen, denn ich redete darin scharf und deutlich und nicht wie die Echriftgclehrten und sagte vieles, was man lieber nicht sagt, wenn man Geheimrat werden will oder eine Professur erstrebt. Inzwischen lösten sich meine Beziehungen zur Firma Poeschel L Kippcnberg, denn die Firma löste sich selbst auf. Herr Ör. Anton Kippcnberg wurde Leiter des Insel-Verlages, Herr Poeschel über nahm meinen Roman, konnte ihn aber nicht recht brauchen, da er zu den übrigen Werken seines Verlages nicht paßte. Da wurde der Ehef des Amclangschen Verlages, Herr Ziegler, auf meine beiden Bücher aufmerksam, und er veraulaßte seinen Sozius, Herrn Alfred Staackmann, sein Augenmerk auf mich zu richten. Ich erhielt eine Eiriladung nach der Querstraße, wo sich damals die Räume des Staackmannschen Verlages befanden, und bei dieser persönlichen Unterredung wurde festgesetzt, daß mein Roman in den Verlag über gehen solle, wogegen ich mich verpflichtete, alle weiteren Werke meiner Feder dein Verlag zuerst anznbieten. Somit war ich in einen Hafen eingelaufen, dem Hunderte, ja Lausende deutscher Schrift steller mit heißem Bemühen zusteuern, ohne ihn jeuials erreichen zu können. Mein erstes Buch, das daraufhin bei L. Staackmann erschien, war »Der böse Baron von Krosigk«. Ihm ist im Laufe der Jahre eine ganze Reihe anderer gefolgt, und meine Beziehungen zu dein Staack mannschen Verlage haben sich immer fester und inniger gestaltet. Ter überaus rührige und dabei vornehme Verlag, der sich's zum Grundsatz gemacht hat, nicht einzelne Bücher, sondern Autoren zu verlegen, ist mir eine Heimat, sein Chef und Inhaber ein Freund geworden. (Der Himmel führe ihn möglichst bald und möglichst unversehrt aus Frankreich zurück!) Daher ist es gekommen, daß ich auf Verlags angebote, die nur von vielen Seiten zugcgangen sind, nicht eingehen konnte, auch auf sehr lockende Angebote nicht. Ich fühle mich im Staack mannschen Verlage allzu fest verankert. Nur einige kleine belletristische Arbeiten habe ich anderswo er scheinen lassen. Der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung habe ich ein »Volksbuch vaterländischer Dichtung« zusammengestellt, der Agentur des Rauhen Hauses in Hamburg die Volkserzählung »Der Winö- müller von Melpitz«, der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart die geschichtliche Novelle »Tie Pfarrfrau von Schönbrunn« gegeben. Die »Pfarrfrau« ist eins meiner besten Bücher, wenigstens wenn man der Kritik Glauben schenken will, aber ihre Verbreitung läßt uoch zu wünschen übrig. Wenige suchen wohl in der Sammlung »Aus klaren Quellen« eine Arbeit gerade ans meiner Feder. In dem Stuttgarter und in dem Hamburger Verlage sind auch meine sehr weit verbreiteten Volksschriften »Friedrich der Große« und »Fürst Bismarck« gedruckt worden. Verbreiteter aber als alles andere, was ich bisher geschrieben habe, ist meine »Illustrierte Weltkriegschronik der Leipziger Jlluftrirten Zeitung« geworden, zu deren Abfassung mich der Verlag I. I. Weber in Leipzig beim Beginn des Krieges aufforderte. In demselben Verlage wird demnächst ein glänzend ausgestattctcs illustriertes Lutherwerk erscheinen, dessen Text von mir verfaßt ist. In tiefer Dankbarkeit gedenke ich aller, die mir zu meinen schrift stellerischen Erfolgen mit geholfen haben, und will dabei neben den Verlegern auch der Sortimentsbuchhändler keineswegs vergessen. Ich weiß sehr wohl, wie viele treue und treffliche Freunde ich unter ihnen besitze und wie sehr der Absatz meiner Bücher durch sie gefördert worden ist. Ihnen allen wünsche ich zu meinem Geburtstage, edel und selbstlos wie ich nun einmal bin, daß sie in Zukunft noch viel glänzendere Geschäfte mit meinen Büchern machen mögen als bisher! H Paul Schreckenbach. Kleine Mitteilungen. Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei. — Die Zahl der Stifter und Mitglieder ist ständig im Wachsen begriffen: die Gesellschaft zählt jetzt 60 Stifter mit einem Betrage von 60 200.— und 41 immerwährende Mitglieder mit einem Betrage von 20 500.— Dazu kommen „// 3802.— einmalige Spenden, so daß das verfügbare Kapital 03 502.— beträgt. Außerdem sind bis heute ./i 5475.— jährliche Beiträge von 242 jährlich zahlenden Mitgliedern gezeichnet worden. Bekanntmachung, betreffend die Rcichsstclle für Druckpapier. Vom 18. Oktober 1016. — Auf Grund der Verordnung des Bundesrats über Druckpapier vom 18. April 1016 (Neichs-Gcsetzbl. S. 306) wird folgendes bestimmt: Maschinenglattes, holzhaltiges Druckpapier, das für den Druck von Tageszeitungen bestimmt ist, darf in der Zeit bis zum 31. Ok tober 1016 nur zu den von der Neichsstelle für Druckpapier (Neichs- Gcsetzbl. 1016 S. 863) festgesetzten Preisen geliefert werden. Licferungsverträge über maschincnglattes, holzhaltiges Druck papier, die vor dein 1. Oktober 1916 mit Wirkung über diesen Zeit punkt hinaus abgeschlossen sind, gelten für den Monat Oktober 1016 als zu den von der Neichsstelle festgesetzten Preisen abgeschlossen, so weit das Papier zum Drucke vou Tageszeitungen bestimmt nnd die Lieferung nicht schon vor dem 1. Oktober 1916 erfolgt ist. 1335