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108, 11. Mai 1916. Redaktioneller Teil. biicherei oder, wie ein Leipziger Verlag in einem Rundschreiben ins Feld sich ausdrückte, »Marketcnderbiicherei« muß man im Bewegungs kriege leider verzichten. Das ist angängig bei Etappenformationen, nicht aber bei den Feldtruppen. Nun soll mit meinen eben gemachten Ausführungen die Neichs- buchwoche nicht etwa als etwas zurzeit Unzweckmäßiges hingestellt werden. Keineswegs! Aber für die Feldtruppen kommen doch einige Gesichtspunkte in Frage, die ich zu berücksichtigen bitte. Ich kann sic in einigen Sätzen ausdrücken: Schickt keine an Gewicht schweren Bücher ins Feld! Denkt an die armen Kerle, welche Last sic im Tornister tra gen müssen, zumal Beförderungsmittel im Bewegungskriege sehr rar sind! Erwünscht sind vielmehr kleinere Schriften oder Hefte, die überall ohne Schwierigkeit, gleichviel ob im Schützen graben, ob auf dem Bauche liegend auf Feld oder Wiese, ob in der Scheune, wo Mann an Mann eng zusammengepfercht sind, gelesen werden können. Einer gibt das Buch dem andern und beeilt sich mit dem Lesen, schon damit er seinem Kameraden eine Freude machen kann. Erfolgt plötzlich Alarm, so wird es in den Brot beutel oder den Tornister gesteckt, weil's nicht schwer ist, und bei der nächsten Rast geht halt der Tausch weiter. Der Außenstehende mag sich die Sache vielleicht nicht ganz klar vorstellen können und der An sicht sein, daß damit zu wenig getan wäre. Keineswegs. Eine Kom pagnie hat doch über 200 Köpfe, und wenn die verschiedenartigsten Bücher ins Feld geschickt werden, hat jeder einzelne Mann den Genuß der in der Kompagnie befindlichen Bibliothek, die jedermann zu einem Teile im Tornister hat. Die Kameradschaft ist so stark, daß keiner dem anderen sein Buch, das er gerade im Tornister hat, vorenthält Eben wird alarmiert, es geht weiter! Robert Jlgner, Vizefeldwebel e. Reseroe-Jnfanteric-Regiments. Kleine Mitteilungen. Priifungscxemplare. — Da jetzt häufiger der Fall eintritt, daß Druckschriften amtlichen Stellen zur Prüfung vorgelegt werden, so möchten wir darauf Hinweisen, daß cs sich empfiehlt, diese Prüfungs- exemplare ausgeschnitten einzureichen. Wir folgen dabei einer uns von beachtenswerter Seite aus zugegangenen Anregung, die diese kleine Hilfeleistung als im Interesse der Prüfungsstelleu wie der Verleger selbst liegend bezeichnet. König!. Akademie der Wissenschaften in Berlin. In der Gesamt- sitzuug vom 13. April sprach Prof. Ed. Norden über die germanische Ur geschichte bei Tacitus (Germania c. 2 bis 4). Die Germania ist eine »ethnographische« Schrift, muß also durch die ethnographische Literatur der Hellenen beleuchtet werden. Zieht man sie zur Erklärung heran, so ergeben sich für die genannten Kapitel vielfache Aufschlüsse. Ins besondere empfängt der vielumstrittene Satz über die Bezeichnung des Volkes als »Germani« auf diese Weise seine Deutung. — Die Akademie genehmigte die Aufnahme einer von Prof. Erman in der Sitzung der philosophisch-historischen Klasse vom 6. April vorgelegten Arbeit des Direktors Prof. Di-. Heinrich Schäfer in Berlin: Nubische Texte im Dialekt der Kunuzi (Mundart von Abu Hör) in die Abhandlungen. Die Texte sind im Aufträge der Akademie auf der nubischen Expedition der Jahre 1908 bis 1910 gesammelt und geben umfassende Proben des nördlichsten nubischen Dialekts, dessen Untergang durch die Anlage des Staubeckens besiegelt sein dürfte. Sie sind sämtlich nach Diktaten des Nubiers Samuel Al! ausgenommen und enthalten ein unge wöhnlich reiches Material zur Kenntnis des nubischen Volkslebens. Prof. v. Harnack überreichte das 7. Heft seiner Beiträge zur Einleitung in das Neue Testament: Zur Revision der Prinzipien der neutestamentlichen Textkritik (Leipzig 1916). — Das ordentliche Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse Prof. Richard Mill stätter hat am 1. April seinen Wohnsitz nach München verlegt und ist damit in die Zahl der Ehrenmitglieder übergetreten. Nachklänge von der Bugra. — Als Anerkennung für besondere Verdienste um die Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 hat der Rat der Stadt Leipzig beschlossen, einer Reihe von in Leipzig für die Ausstellung tätig gewesenen Persönlichkeiten die Medaille der Stadt Leipzig zu widmen. Die Auszeichnung wurde den Herren durch das Ober-Preisgericht (Hofrat Arthur Meiner und Verlagsbuchhändler Gustav Kirstein) überreicht. Folgende Herren erhielten die Medaille: Wilhelm Bär, vr. Max Brahn, Kreishauptmann von Burgsdorff, Verwaltungsdirektor Max Fiedler, Professor vr. V. Gardthausen, Professor vr. Goldberg, Hofrat von -Hahn, Professor Or. Paul Klemm, Generalsekretär Franz Köhler, Lehrer Walter Krötzsch, Friedrich Leegc, Verlagsbuchhäudler Richard > Linncmann, Geh. .Kommerziellrat Oscar Meyer, Baurat Dr. Nicolaus, Rechtsanwalt I)r. Hans Otto, Justizrat l)r. Karl Rothe, Stadtrat Adolf Sander, Buchdruckereibesitzer Otto Säuberlich, Kommerzienrat Richard Schmidt, Professor Dr. Schramm, Gehcimrat Professor Max Seliger, Frau Professor vr. Skutsch, Geheimrat Professor vr. Sud hoff, Professor Or. Tiemann, Kommerzienrat S. Tobias, Geh. Hofrat 1)r. Ludwig Volkmann, Steindruckereibesitzer Earl Wagner, Frau I)r. Wendtland, Professor vr. K. Weule, Professor Or. G. Witkowski. Der Berliner Zcitungsversaud ins Feld. — Der Berliner Zei tungsverkehr macht schon iul Frieden ungefähr den dritten Teil des ge samten Verkehrs der Reichspost aus. So ist es kein Wunder, daß bald nach Kriegsausbruch beim Postzeitungsamt eine besondere Feld poststelle eingerichtet worden ist. Diese hat im 4. Vierteljahr 1915 insgesamt 7 803 538 politische Zeitungen und 324 957 Zeitschriften ver sandt. Es waren dazu 31653 Zeitungssäckc notwendig. Das Per sonal der Stelle macht fast den dritten Teil des Amtes aus. Es wer den jetzt 304 Personen gegen 33 im August 1914 beschäftigt. Die Ver packung und der Versand erfordern allein 227 Köpfe, weil die Zei tungen fürs Feld fast alle einzeln adressiert werden müssen. Die Um schlagstreifen werden in mehr als 30 000 Einzelfächeru aufbewahrt. Im 4. Vierteljahr 1915 waren 4 882 769 Streifen notwendig. Im ganzen Reichs-Postgebiet wurden seit Beginn des Krieges bis August 1915 von Angehörigen für die Truppen bei den heimischen Postanstalten 804 379 Stück Zeitungen bestellt, von den Truppen bei den Feldpost- austalten 112 829 Stück. Es macht dies aber etwa nur den 5. Teil der ins Feld geschickten Zeitungsnummern aus. Seit dem Stellungs kriege werden Morgen- und Abendausgaben besonders geschickt, soweit es Zweck hat. Zeichen der Zeit. — Den »Stimmen aus dem Osten« wird aus Dorpat folgende Todesanzeige übermittelt: Lokolao privatav ckireetor ckim. 10. kebruarii anno 1916. Diese wenigen Worte sind eine Trauerbotschaft für viele deutsche Balten, die den verstorbenen Leiter des weitbekannten Zeddelmaunschen Knabengymnasiums als Menschen und hervorragenden Pädagogen geschätzt und verehrt haben. Als ein Zeichen der Zeit betrachten wir aber die lateinische Fassung der Anzeige. Sie wurde gewählt, weil jedes deutsche Wort, sei es gesprochen oder geschrieben, in Rußland mit den härtesten Strafen bedroht ist. Erlaubt sind auch die Sprachen der »Alliierten«, aber es ist wohl klar, daß man sich im alten Dorpat der Sprachen der Feinde Deutschlands nicht bedient, wenn es sich — wie hier — vermeiden läßt. Herausgabe der Werke Robert Mayers. Die Werke Julius Robert Mayers, des Tübinger Arztes und Entdeckers des Gesetzes der Erhaltung der Kraft, will der Verein deutscher Ingenieure in einer Ausgabe zur Ehrung Mayers vereinigen. Bisher liegen nur Bruchstücke seiner Abhandlungen im Buchhandel vor. Der Vereinsvorstand hat einem entsprechenden Anträge des Berliner Bezirksvereins zugestimmt, jedoch die Ausführung bis nach dem Kriege vertagt. In Österreich verboten: I^es annaIo 8 cl o 8 u a t i o n a l i t« 8. Nr. 1—3. Lausanne. — Jugend-Internationale. (Deutsche Ausgabe.) Nr. 3. Zürich, Genossenschafts-Druckerei. Öster reichs Illustrierte Zeitung. 1915, Heft 15, und 1916, Heft 24, sowie die Separatausgabe des Bildes »Ein deutsches Ge schwader bombardiert Scarborough an der englischen Küste am Morgen des 16. Dezember 1914«. Wien, Jakob Philipp. — politikiue international 6. Nr. 19. Lausanne, G. Vaney- Bumier. Persoualniichrichten. Jubiläum. — Am 11. Mai kann Herr Carl Ellerbeck auf eine 25jährige Tätigkeit im Verlagshause von John Henry Schwerin G. m. b. H. in Berlin zurllckblicken. Bei seinen Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern erfreut sich der Jubilar allgemeiner Beliebtheit. Gestorben: am 9. Mai nach kurzem, schwerem Leiden im 70. Lebensjahre Herr Kommerzienrat Carl Friedrich Hübel, Seuiorchef der König!. Bayerischen und König!. Rumänischen Hofbuchbin derei Hübel K Denck in Leipzig, die er gegründet und zu schöner Blüte gebracht hat, sodaß sie jetzt mit in der ersten Reihe der Leipziger Großbuchbindereien steht. Rastlos und unab lässig hat er für sein Werk gewirkt, bis ihn vor wenigen Wochen 567