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Die weitere Ausgestaltung des Leipziger Kommissionsgeschäfts und Barsortiments. <Vgl. Nr. I.» I. Die Ansichten, die Herr S. über die Ausgestaltung des Leipziger Kommissionsgeschäfts und Barsortiments im Börsenblatt vom 2. Januar veröffentlicht, weiden im Buch handel ohne Zweifel außerordentliches Interesse Hervorrufen. Herr S. kommt zu ähnlichen Schlußfolgerungen wie Herr vr. Jordan in einer kürzlich bei Gustav Fischer in Jena erschienenen Schrift: »Der Zentralisations- und Kon zentrations-Prozeß im Kommissionsbuchhandel». Da meine Firma in dem Artikel mehrfach genannt ist, möchte ich nicht unterlassen, zu demselben meine Ansicht zu äußern. Ich halte die Vermutungen des Herrn S., daß die beiden großen Leipziger Konzerne, meine Firma, sowie die Firma K. F. Koehler, je zu einer kapitalistischen Fusion kommen, ebenso wie die Folgerungen für irrig, daß sich die Leipziger selbständigen Kommissionsgeschäfte diesen Konzernen je an- schließen müßten. Wer die Leipziger Verhältnisse kennt, weiß, daß im Gegenteil in diesem Konzentrationsprozeß der Kommissionsgeschäfte seit einiger Zeit ein Stillstand einge treten ist, der hoffentlich auch andauern wird. Ich kann Herrn S. also nicht dahin folgen, daß eine Notwendigkeit, im Interesse der Abwendung einer Gefahr, dasür besteht, auf eine Vergenoffenschafrlichung des Zwischen buchhandels hinzuwirken. Wohl aber sind die Ideen, die Herr S. darüber entwickelt, außerordentlich beachtlich und fast zu ideal, als daß man an ihre Verwirklichung glauben könnte. Der Zwischenbuchhandel in genossenschaftlicher Form kann ein populäres Unternehmen werden, das manche Firma zu fördern bereit sein dürfte, zumal wenn die Verwirklichung dieses Unternehmens ristkolos im Ausbau auf bereits vorhandene Großbetriebe erfolgen könnte und wenn dadurch auch die Schwierigkeiten der Kapitalbeschaffung geebnet würden. Erster Grundsatz eines solchen Planes muß meiner Ansicht nach jedoch der sein, daß man das Unternehmen dann sich aus sich selbst heraus entwickeln läßt und daß jegliche Schädigung dritter Betriebe, die selbständig bleiben wollen, ausgeschlossen wird. Leipzig, den 3. Januar 1912. F. Volckmar. II. Erklärung. In der Nummer 1 des Börsenblattes vom 2. Januar veröffentlicht ein Herr S. seine Ansichten über die wahr scheinliche Entwicklungsform der Leipziger Barsortimente und Kommissionsgeschäfte. Es ist mir unbekannt, wie die Leipziger unabhängigen Kommissionsgeschäfte und Barsortimente, über deren Pläne und Aussichten Herr S. urteilt, über die Entwicklung ihrer Firmen denken. — Für meine Firma stelle ich fest, daß ich weder den Voraussetzungen noch den Schlüffen des Herrn S. zu stimme. Vor allen Dingen bin ich der Ansicht, daß bei der im Ver gleich zu der Arbeit und dem Risiko geringen Kapital verzinsung, die das Barsortiment abwirft, der teure Be trieb einer Aktiengesellschaft durchaus nicht zu empfehlen ist, da das Unternehmen, abgesehen von anderen Schäden, an konstanter Unrentabilität kranken würde. Ich denke schon deshalb nicht daran, meine Firma in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln, und habe ferner durchaus keine Neigung, mich mit irgend jemand zu fusionieren. Leipzig. Wege zum Kunstverständnis. Fingerzeige für junge Kunsthändler. Der Aufsatz im Börsenblatt 1911, Nr. 248 »Vom Kunst handel im Buchhandel» hat für mich eine kleine, bescheidene Frucht getragen: die Anfrage, ob praktische Literatur zur Anleitung für die Ausbildung zum Kunsthändler existiere. Auf diese Frage möchte ich nur kurz sagen: ja, Lite ratur gibt es darüber. Wie sie heißt, ist für den Buch händler kein Kunststück selbst nachzuschlagen. Nun wird man meinen, ich sei ungefällig! Auch auf diese Gefahr hin nenne ich die Bücher nicht, denn so wenig eine »Anleitung, Arzt zu werden» etwas nützen könnte, so wenig glaube ich an Bücherweisheit in bezug auf etwas so sehr Lebendiges und Persönliches wie es der Kunsthandel ist. Vielleicht aber dient dem Frager solgendes: Es kann nicht jeder Buchhändler auch Kunsthändler im besseren Sinne werden, denn dies erfordert einen hohen Grad von Kunstkennerschast. Dazu gibt es nun wohl Anleitungen, die zum Teil gewiß beachtenswert sind, jedoch nur dann zum Ziele führen, wenn außer dem vorausgesetzten guten und ernst haften Willen auch die notwendige Veranlagung dazu vorhanden ist. Nur aus Grund einer solchen ist es möglich, den mühsamen Weg zum Kunstverständnis mit Erfolg zu beschceiten, einen Weg, der auch beim besten Kenner sein Ende erst im Grab findet. Unendlich ist die Kunst, und die Formen sind es ebenfalls, in denen sich echte Kunst äußert. Was Kunst ist, was echte im besonderen ist, will ich nicht versuchen klarzulegen; es sind Berge von Büchern über dieses Thema geschrieben und doch — erschöpft ist es nicht. Dem Ziele nahe ist der Mann, dem Künstler der ver schiedensten Richtungen nicht widersprechen, wenn er sagt, ein Ding sei schön, weil es ihm gefalle. Das, was den Unverständigen lächerlich macht, darf der Kenner wagen zu sagen; er wird — im Gegensatz zum anderen — in der Lage sein, sein Urteil auch zu begründen, wenn es sein muß. Allerdings wird sich der wahre Kenner, der fertige, hüten, ein Kunstwerk zu zerpflücken, falls er es genießen will. Ein gang und gäbes Beispiel aus der Literatur mag hier die übliche Behandlung von Dichtungen in der Schule sein. Solch ein »behandeltes» Gedicht ist im günstigsten Falle noch einem Schmetterlinge vergleichbar, den Kinder hände wieder fliegen lassen, — der schillernde Staub ist ab gewischt, und es bleibt nur noch das geflügelte flatternde Ding. Ich weiß nicht, ob ein junger Mensch, auch ein veran lagter, sich im voraus als Ziel seiner Ausbildung das des Kunsthändlers wählen darf. Mir will scheinen, er dürfe dies wohl anstreben, müsse daneben aber, sozusagen als Brot studium, etwas anderes betreiben, das ihn nähren kann, wenn er das Ziel nicht erreicht. Er kann nie wissen, wo er auf dem langen Wege straucheln wird. Für die Leser dieser Zeilen wird es ja der Buchhandel sein, der die Unterlage bietet. Ich unterfange mich nicht, einen Lehrgang des Kunsthändlers hier zu geben; nur einige Fingerzeige sollen es sein. Wer sie nützen kann, mag's tun oder seine eigene Straße gehen. Eine allgemeine Kenntnis der Kunstgeschichte ist ein Erfordernis; nicht für das Verständnis von Kunst überhaupt, sondern um die geschichtliche Ordnung, den Werdegang der Kunstschöpfungen und ihre Zusammenhänge zu erfahren; dann auch, weil das Publikum es verlangt. Seine Wünsche werden häufig durch die Kunstgeschichte bestimmt; oft in ganz komischer Weise. Sie wissen alle von der verschwundenen Mona Lisa; das Bild galt in der Kunstgeschichte schon immer als eine der Höchstleistungen des großen Leonardo da Vinci. K. F. Koehler.