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über das »Ägäische Meer« ist kürzlich eine erschöpfende Monographie von P, Revelli unter dem Titel I.' Lxsc> (8oe. Lültoriale Italiana-Mailand. Frcs. 3.50) erschienen. Es ist eine dieses Thema wirklich erschöpfende Arbeit, in der man eine Unzahl wichtiger Notizen aus dem geographischen. geo< logischen, archäologischen und geschichtlichen Gebiet findet. Bei der 8oo. 11p. kältr. dlarionalo-Turin ist eine ausfllh» liche Studie von E. Jacobitti über die Mobilität der Erdachse zur Ausgabe gelangt: ölobilita Soll' »88s terre8trs <Frcs. 3.—). die durch Beigabe einiger Karten die darüber gemachten Be obachtungen verständlicher darlegen soll. Zur gründlichen Be kanntmachung der in den Ortschaften der Abruzzen verbor- genen Kunstschätze hat das Ivtitutv Italiano ü'ärta Krakiebe- Bergamo eine reichillustrierte Monographie Lltipiani Lbrurresi (Frcs. 5.—) von E. Agostinoni herausgegeben. Baukunst, Skulptur und Malerei, die von dem einstigen Kunst sinn der Bewohner dieser abgelegenen Ortschaften ein glän zendes Zeugnis ablegen, sind nun heute durch eine auf 1200 bis 1400 m Seehöhe dahinbrausende Eisenbahn dem Kunst kenner zugänglich und durch obige zeitgemäße Monographie einem größeren Publikum erschlossen worden. Während Ago stinoni uns das Hochland vorführt, beschäftigt sich L. Serra mit der Hauptstadt der Abruzzen in einem reichillustriertcn, /Vguila monumentale betitelten Werk (llnlvne rlrt! Orakieke-Aquila; Frcs. 20.—), in dem man speziell über die gotische, romanische Renaissance- und Barock-Kunst der vielen Kirchen und Paläste Aquilas zahlreiche Notizen findet. General Ameglio, dem Italien in seinem Krieg gegen die Türkei u. a. auch die glänzende Einnahme von Rhoduz ver dankt, hat sich auch als Komponist zu erkennen gegeben. Unter dem Titel »I- a Vittor! a ck «11a kliuI! allL« ist von ihm bei Margiotta-Rom ein Marsch für Piano zu 2 Händen (Frcs. 3.—) erschienen, der unseren Truppen des Heeres und der Marine gewidmet wurde. Gleichwie der Inno a 1' ri - I>oli von Colombino, von dem bereits 46000 Exemplare verkauft wurden (G. Gori-Turin; Frc. 1.50), wird der Marsch des Generals Ameglio bei allen patriotischen Anlässen gespielt. R. Leoncavallo hat eine neue Oper »2! nZari« beendet, Text von Cavachioli und Emanuel nach einem Gedichte von Puschkin. Mit diesem Werk will Leoncavallo das Gebiet der leichten Operette verlassen und zu der kräftigen, leidenschaft lichen Musik des »Bajazzo« zurückkehren. Die Erstaufführung ist auf den 16. September im Hippodrome-Theater zu London festgesetzt, an die sich eine Tournee in England und Nord amerika schließt. In Italien wird diese Oper zuerst in Mai land am Dal Verme-Thcater im nächsten Frühling gegeben werden. Leoncavallo hat in dieser Oper ein ganz neues In strument, das von ihm »Gegengeige« genannt wird, einge« führt. Verona. G. Oberosler. Kleine Mitteilungen« Jubiläen. Der 1. Oktober, der die Scheide bildet zwischen der geschäftsschwachen Sommer- und Herbst-Periode und der geschäfts reicheren Winter- und Weihnachtszeit, ist ein Termin, an dem man gern zur Gründung eines neuen oder zur Übernahme eines bestehen den Geschäfts schreitet. Bietet doch die frohe Weihnachtszeit, in dec jeder ans guten Gewinn hofft, die Möglichkeit, bald Erfolge in dem neuen Wirkungskreise anfznwciscn. Deshalb ist der heutige 1. Ok tober auch wieder ein Tag des Gedenkens an eine ganze Reihe von Geschäftsgründungen. Als erste in der Reihe sei die Firma Louis Fi n st e r l i n (H. Müller) in Münche n angeführt. Das Geschäft hat seinen Ur sprung in der schon 1798 gegründeten Firma Jos. Ant. Finsterlin in München, die nach dem Tode des Begründers von seinen beiden Söhnen Joseph Alphons und Louis geführt wurde. Am 1. Oktober 1862 trat Louis Finsterlin aus und gründete eine neue Sortimcnts- und Verlagsbuchhandlung. Als Grundstock der letzteren erwarb er von der I. Wolffischen Verlagsbuchhandlung in Augsburg die Ehr. v. Schmidschen Schriften. Louis Finsterlin stand schon 32 Jahre im Beruf, als er ein eigenes Geschäft anfing, und es ist interessant, zu hören, welche Gründe ihn so lange daran verhinderten, seinen Wunsch ausznführen. Die betreffende Stelle aus seinem Eröffnungs zirkular lautet: »Schon seit vielen Jahren war dies mein Streben, allein der bisherige mittelalterliche Zunftzwang hinderte selbst mich als geborenen Münchener bis jetzt, dasselbe ins Werk zu setzen. Nun sind die Schranken gefallen, die Teilnahme am geistigen Leben, durch die mannigfachsten segensreichen Fortschritte und Reformen veran lagt, wird mit jedem Jahre allgemeiner und Literatur daher immer mehr Bedürfnis...« Die geschilderten Zustände halten wir heute nicht mehr für möglich, oder sollten wir uns doch nach etwas mehr Zunft zwang (Wiederverkäufer, Auchbnchhändler) sehnen? Fast 20 Jahre noch führte Louis Finsterlin das unter glücklichen Auspizien ge gründete Geschäft mit steigendem Erfolge. Am 15. Oktober 1882 ver kaufte er es an Heinrich Müller und Philipp Weinberger, die es bis t. Juli 1885 gemeinsam betrieben. An diesem Tage trennten sich Verlag und Sortiment, ersteren übernahm Herr Weinberger, das Sortiment Herr Müller, aber schon am 1. November 1887 sehen wir die beiden Zweige wieder vereinigt, indem H. Müller den Verlag von seinem früheren Sozius zurückcrwarb. In ruhiger, stetiger Ent wicklung führt er das Geschäft immer noch in den alten Räumen, Maximiliansplatz 22 (früher Dultplatz), in denen es vor 50 Jahren gegründet wurde. Vom Süden wenden wir uns nun zur Ostmark, nach Posen, wo die angesehene Firma Joseph Jolowicz ebenfalls auf voll endete 50 Jahre zurückblicken kann. Sie wurde im Oktober 1862 von Paul Jolowicz durch Übernahme der Buchhandlung F. D. Moses ge gründet. Sein Sohn Joseph befand sich damals noch im Ausland, um seine buchhändlerische Ausbildung zu vervollständigen. Er war ein Schüler des bekannten Or. Simon (Calvary L Comp., Berlin). Nach seiner Rückkehr trat er zunächst bei seinem Vater als Gehilfe ein, war jedoch tatsächlich der Leiter des Geschäfts. Erst 1864, nach Voll endung des 24. Lebensjahres, konnte er nach Ablegung des Buch händler-Examens die Konzession zum selbständigen Betrieb des Buchhänölergewerbes erhalten und seit dieser Zeit scheint er auch der Firma seinen Namen gegeben zu haben. Durch rastlose Tätig keit bis an sein Lebensende erhob er sein Geschäft zu einer im ganzen deutschen Buchhandel angesehenen Firma. Mit allen Eigen schaften eines Antiquars im besten Sinn ausgestattet, hat er diese Seite seiner Berufstätigkeit besonders gepflegt: 164 Antiquariats kataloge hat er in die Welt gesandt, alle ausgezeichnet durch genaue Bearbeitung und reichen Inhalt. Seine Spezialgebiete waren Polo- nica, Judaica und klassische deutsche Literatur, daneben wurde besonders slawische Literatur gepflegt, und mehrere Kataloge von dieser Sparte fanden ganz besondere Anerkennung. Ein Sach verständiger schrieb über zwei von ihnen: »Wieviel Wissen darin steckt, kann nur der beurteilen, der einige Erfahrung in dieser Materie hat. Soviel steht fest: das kann kein anderer Buchhändler in Europa nachmachen, und die beiden Kataloge sind ein wichtiger Beitrag zur polnischen Literärgeschichte«. Als Verleger beschränkte sich Jolowicz hauptsächlich auf das Gebiet der Heimatgcschichtc, auf denk er wichtige Werke veröffentlichte, auch eine Zeitschrift er schien in seinem Verlage, die angesehene »Juristische Monatsschris für Posen, Ost- und Westpreußen«, die heute im 15. Jahrgange er scheint. Erwähnt muß noch werden, daß Jolowicz sich auch in den Dienst seiner Kollegen stellte. Er war von 1896 bis zu seinem Tode Vorsitzender des Posener Provinzial-Bnchhändler-Verbandes, auch der Kommission des Börsenvereins zur Ausarbeitung einer Nestbnchhandels-Ordnung gehörte er als Mitglied an. Er starb nach nur kurzer Krankheit am 4. Mai 1907, nicht nur betrauert von den Seinen, sondern auch von Männern der Wissenschaft, wie ein im Börsenblatt erschienener warmer Nachruf des Direktors der Kaiser Wilhelm-Bibliothek Herrn Professor Dr. Focke bezeugt. Der jetzige Inhaber des Geschäfts, Herr Albert Jolowicz, führt dieses ganz im Sinne seines Vaters weiter. Unter seiner Leitung ist die Anzahl der Antiquariats-Kataloge auf 181 gestiegen, auch den Verlag hat er ausgebaut und eine Abteilung für slawische Kunst (Kupferstiche usw.) angegliedert. Er ist seinem Vater im Vorsitz des Provinzialverbandes gefolgt und entfaltet überall eine