Volltext Seite (XML)
SS, IS, Februar 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt t d. «pch». vttchhantil. 1903 Reformationsliteratur, der deutschen wie der ausländischen, auf dem Gebiete der Geschichte und der schönen Literatur aller Völker und Zeiten. Es wird schon seit mehreren Jahren an ihr verkauft. Große Teile davon, so die Luther schriften, die neueren Geschichtswerke und die neuere Literatur sind an deutsche Antiquare gekommen, französische Luxusausgaben und Bücher von besonderem Interesse für die Schweiz sind dort versteigert oder auch aus freier Hand verlaust worden. So stellt der dreibändige Katalog, von dem jetzt der 2. und 3. Band zur Besprechung stehen, nur einen kleinen, aber sehr ausgewählten Teil der ganzen Samm lung dar. Der Inhalt der beiden Verzeichnisse, die von Nr. 443—1240 und von Nr. 1241—2803 lausen, ist stoff lich ungefähr der gleiches hier wie dort finden sich ältere Ausgaben der Bibel, Biicher zur Geschichte der Reformation in der Schweiz und in Frankreich, die allgemeine Ge schichte dieser Zeit und die schöne Literatur, soweit sie dazu in irgendeiner Beziehung steht, also namentlich soweit sie französische Protestanten zu Verfassern hat. Doch die Grenzen sind hierbei nicht ganz streng ge zogen. Das Prinzip der Teilung liegt in dem Werte der unter den Hammer kommenden Objekte. Die seltensten Stücke vereinigt der Katalog, der sür die Auktion im Hotel Drouot die Grundlage bildet; die Bücher, die in den Salles Silvestre zum Verkaufe kommen sollen, sind mehr zweiten Ranges, obwohl sich auch darunter noch bedeutende und seltene Werke genug finden. Die Literatur zur Geschichte der französischen Reformation ist zum Teil viel seltener, als die deutsche der entsprechenden Zeit, und so werden viele Bücher ausgeboten, von denen man nur sehr wenige Exemplare, gar manche auch, von denen man nur das einzige hier vorliegende kennt. Um seiner gerade in dieser Beziehung sehr reichhal tigen Bibliothek noch eine größere Ausdehnung und Abrun dung zu geben, hatte Stroehlin im Jahre 1900 die Samm lung von Adolphe Gaiffe im ganzen erworben. Die ver steigernde Firma hat dem Katalog noch einen besonderen Wert dadurch zu geben verstanden, daß sie die Verzeichnung der Hauptstücks und ihre historische und bibliographische Be schreibung einer Autorität auf diesem Gebiete, dem Direktor der Bibliothek und der Archive in Genf, Thöophile Dufour, übergeben hat, der auch die Anzahl der von den betreffenden Büchern erhaltenen Exemplare vortrefflich kennt. Seine An merkungen sind in dem Katalog besonders gekennzeichnet. Es verbietet sich leider, auf Einzelheiten in größerem Maßstabe einzugehen, doch mag erwähnt werden, daß z. B. von Luther: »Lvtitböss äs I» vra^s st k-nUss Uzliss vxtraits ä'vv iivrs ovvo/5 au Duo äs Urunsvie», eine Übersetzung des Buches »Wider Hans Warst« darin vorkommt, von der kein zweites Exemplar bekannt ist, und auch die französische Übersetzung des Kleinen Katechismus aus der Zeit, von der nur noch im British Museum in London ein Exemplar existiert. Die Kataloge sind sehr sorgfältig gearbeitet, und der erste davon (also die »äsuxidms partio») enthält eine große Anzahl sehr geschickt gewählter Faksimiles von Titeln und vor allen Dingen von bisher nicht verzeichneten Drucker- und Ver legermarken. Die Literatur und Geschichte des klassischen Altertums und die Werke italienischer Klassiker bilden den Hauptinhalt dlorioi äi ksi'wo« (1500 Nummern), der von Dario G. Rossi, Via Lose» äi llsovo 28 in Rom, heraus gegeben wird. Die Versteigerung der Sammlung soll vom 26. Februar bis zum 7. März stattstnden. Die Tagespensen der italienischen Versteigerungen sind immer lächerlich gering, nur 150 Nummern für die Sitzung! Der Katalog ist pompös ausgestattet mit einer ganzen Reihe von Abbildungen in Schwarz- und Rotdruck, aber er ist überhaupt nicht geordnet. Es sind mehr als 30 Inkunabeln darin, fast ebensoviel Aldinen und von den Drucken der Giunti in Florenz und Venedig weit über 50; Dante ist sehr reichhaltig ver treten; aber es geht alles durcheinander, hier ein Stückchen, da ein Stückchen, so daß man nur sehr schwer eine Gesamt- übcrsicht über die an sich wertvolle und reichhaltige Biblio thek erlangen kann. Die Beschreibungen der einzelnen Werke dagegen scheinen sehr sorgfältig zu sein; die Anmerkungen find ruhmredig wie immer; jedes Buch ist »raro«, »sssai raro«, »rarissimo«, »äslla piü grLväs raritL«, »sstrswLmsvts rsro « prorioso» usw.; ein jedes Exemplar ist mindestens »bsllo« oder »margivoso«, meist aber »vitiäissimo» und »boUissimo«. Daß die Häufung solcher Epitheta in der Regel auch Zweifel an ihrer Berechtigung auslösen muß, wird leider zu wenig beachtet. Das soll nicht nur für die italienischen Antiquare gelten. Ebenfalls bei Dario G Rossi kommt dann vom 18. bis zum 20. März eine »Oollsotion ä'ouvrsgss sur I'ssorims äs Llr. äaoopo klslii« (378 Nummern, dem nach 126 pro Tag) unter den Hammer. Der Besitzer ist bekannt durch seine »LibliogrsLa gsnsrals ävllL Lsbsrma« (22 öäiriovs. dlilavo: Aospli 1895) und durch seine »Liblio- grsüa äsl vusllo-- (Ebenda 1903); seine Sammlung ist nicht groß, aber wertvoll, besonders an älteren Werken über Fechten und Duell. Der Katalog ist alphabetisch geordnet und mit Abbildungen reichlich versehen. L. ?. „Die 100" im Lichte der Barsortimente. iVgl. Nr. 26, 31 u. 33.) Die nachstehenden Listen der besten 100 deutschen Romane stammen aus dem Kreise der Barsortimente, und wie uns ver sichert wurde, ist für ihre Zusammenstellung nicht die Gangbar keit, sondern der literarische Wert der betreffenden Werke aus schlaggebend gewesen. Ob und inwieweit in bezug auf einzelne Werke das eine mit dem anderen zusammenfällt, kommt hier zu nächst nicht in Frage. Erfreulich wäre es jedenfalls, wenn sich diese beiden Begriffe recht oft deckten und der Sortimenter ver suchen würde, alles wirklich Gute auch in Gang zu bringen. Es ist selbstverständlich ausgeschlossen, daß irgendwelche Verständigung der beiden hier in Betracht kommenden Firmen über die Zu sammensetzung der Liste stattgefunden hat. Umsomehr wird es überraschen, daß mehr als die «Hälfte Werke von beiden zugleich als würdig zur Aufnahme in diese Liste befunden wurde. Ja, vielleicht würde die Übereinstimmung noch stärker hervortreten, wenn die Firma Volckmar sich nicht ganz streng an den Begriff Roman gehalten hätte, während in die Koehler'sche Liste auch eine Anzahl Novellen mit ausgenommen wurde. Koehler u. Alexis, W., Die Hosen des Herrn von Bredow. Anzengruber, L-, Der Schandfleck. — Der Sternsteinhof. Bartsch, R.H., Das deutsche Leid. Bartsch, R. H., Zwölf aus der Steiermark. Brackel, F- v., Die Tochter des Kunstreiters. Dahn, Felix, EinKampfumRom. Dose,J.,Einervonanno Dreizehn. Ebers, Georg, Lomo «um. Ebner-Eschenbach, M. v., Das Gemeindekind. Lotti die Uhrmacherin. Ernst, Otto, Asmus Sempers Jugendland. Eyth,M., Der Schneider von Ulm. Fischer, Wilhelm, Freude am Licht. Fontane, Th., Der Stechlin. Franyois, Luise von, Die letzte Reckenburgerin. Z olckmar. Frenssen, Gustav, Die drei Ge treuen. — Jörn Uhl. Freytag, G., Soll und Haben. Ganghofer, Ludwig, Der Kloster- jäger. Handel-Mazzetti, E. v., Jesse und Maria. Hauff, Wilhelm, Lichtenstein. Heer, I. C., An heiligen Wassern. Herzog, Rudolf, Die Wiskottens. Hesse, Herrn., Peter Camenzind. Huch, Ricarda, Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren. Jmmermann, K. L-, Der Oberhof. Jensen, Wilhelm, Karin von Schweden. Keller, Gottfried, Der grüne Heinrich. Ludwig, Otto, Zwischen Himmel und Erde. 248*