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1868 BörlmblatI >. d. Dtschn. Buchhandrl. Mchtamtlicher Teü.— Sprechsaal. M86, 13. Februar 1812. Rll8i70iip0Lavu6si> ll ll3ALr6F6Ü. ksLLlcroxi. n. I?. Llapri-iaosi. (Bücherbote. Wochenschrift der verlegerischen und buchhänd lerischen Tätigkeit in Rußland. Organ des Allrussischen Vereins der Buchhändler und Verleger. Redakteur N. G. Martynow). XXIX.Jahrg. Nr. 1. Petersburg 1912. 8°. S 1-32. — Jähr- lich erscheinen 62 Nummern. Abonnementspreis in Ruß land jährlich 5 Rubel, im Ausland 7 Rubel. Anzeigen kosten für Nichtmitglieder die Druckseite 12 Rubel, die halbe Seite 6 Rubel, die Viertelseite 4 Rubel, die Zeile Petit in 1 Spalte 10 Kopeken.— Den Inhalt bilden Vereinsberichte, literarische, bibliographische u. a. Mitteilungen. »OöpagoLailiü«. u uon^-rpso-uL^iui'lxi. I(LiLAor"L usAauiL (»Obrasowanije« (d. i. Bildung), Verlag wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Werke auf allen Gebieten der Naturkunde. St. Petersburg, Nikolajewskaja 9. Verlagskatalog). 1911. 8°. 8 Bl. Gesellschaft »Obrasowanije«) 1912. 8°. 32 S. Letzteres bietet eine Übersicht der neuesten Unternehmungen, zum Teil mit Wiedergabe der Vorreden und der Inhalts verzeichnisse. Darunter befindet sich »Das periodische System der chemischen Elemente von D. I. Mendel- jejew in Form einer Wandtafel« (170x230 our) unter Redaktion und mit einer erklärenden Broschüre von L. A. Tschugajew. Preis: aufgezogen 6 Rubel. — Die Firma liefert und stellt auch selbst Hilfsmittel für den Unterricht in allen Zweigen der Naturwissenschaften her (Modelle, Prä parate, Geräte u. a.) und hat Zweigniederlassungen in Moskau und Warschau. ?. Personalnachrichten. > Ordensverleihung. — Dem Verlagsbuchhändler Ernst Bol in Berlin wurde von Sr. Majestät dem Könige von Preußen der Kgl. Kronenorden 4. Klasse verliehen. Eonrad Löwe -s-. — Eine der bekanntesten und beliebtesten Persönlichkeiten der deutschen Theaterwelt, der Hofburgschau spieler Conrad Löwe, ist im Alter von 66 Jahren in Wien aus dem Leben geschieden. Der Verstorbene hatte starke literarische Interessen und ist wiederholt mit Erfolg als Schriftsteller hervorgetreten. Sein Trauerspiel »Paul Krokoff« ist über mehrere Bühnen gegangen, und seine Bearbeitungen von Grabbes »Gothland« und Jfflands »Jägern« fanden ebenso gün stige Aufnahme wie sein 1890 erschienener Gedichtband »Leben und Lieben«. N. K. Ssinjagin f. — Man schreibt der »Voss. Ztg.« aus Petersburg: Der am 30. Januar hier verstorbene Staatsrat Nik. Ssinjagin war einer der eifrigsten Sammler alter russischer Drucke und Kupferstiche. Der Wert der von ihm hinterlassenen Bibliothek und Kupferstichsammlung wird auf 200 000 Rubel ge schätzt. Ssinjagin hat einen großen Teil seines bedeutenden Ver- mögens, das er als Kaufmann selbst erwarb, für wissenschaftliche Zwecke gespendet. Er war förderndes Mitglied des hiesigen Instituts für experimentelle Medizin, des einzigen Forschungs- instituts in der russischen Hauptstadt, und hat der mit dem Institut verbundenen Klinik für Hautkrankheiten wiederholt große Summen zugewiesen, die insgesamt 600 000 Rubel betragen. Sprechsaal. Buchhandel und Volksbildung. (Vgl. Nr. 32 u. die dort angegebenen Nrn.) Die anonyme Notiz in Nr. 32 d. Bl. zeigt mir zu meinem Trost, daß ich Leidensgenossen habe. Da der Herr Einsender den Namen seiner Stadt nicht nennt, kann ich mich über das von ihm angeführte Beispiel natürlich nicht mit ihm unterhalten. Es ist ja auch Sache des angegriffenen Herrn Kollegen. Die Auf forderung des Herrn Einsenders, seinen Schlußsatz auf Grund meiner Erfahrungen zu widerlegen, würde ich ebenfalls am liebsten ignorieren, da man in solchen Fällen wie dem unsrigen, alle Hoffnung von vornherein aufgeben muß, den Gegner zu über zeugen. »Urteile lassen sich widerlegen, Vorurteile nie«, sagt M. v. Ebner-Eschenbach. Aber es könnte mir so ausgelegt werden, als hätte ich — wenigstens vor dem Forum der Buchhändler — etwas zu verschweigen. Deshalb einige kurze Bemerkungen. Die hiesige Stadtbibliothek hat einen Vermehrungsfonds von 10 000 jährlich. Davon gehen 1800—2200 ^ Buchbinder kosten ab. 2000—2400 X sind Zeitungsabonnement, also Einnahme des örtlichen Buchhandels. Außerdem durchschnittlich etwa 2500 für Bücherbezug durch das hiesige Sortiment. Vom Rest geht wiederum ein Teil ab für Ankäufe aus Nachlässen usw. Nun wollen wir einmal annehmen, es blieben immer noch 2000 übrig, die in die Taschen auswärtiger Antiquare flössen — wobei wohl zu bedenken ist, daß die Bibliothek erst seit 6'/, Jahren ge öffnet ist, keinen Gründungsfonds hatte, also noch auf Jahre hinaus Lücken auszufüllen hat, und wobei weiter zu bedenken ist, daß kein großes Antiquariat am Ort ist. Sollte es nun keine billig denkenden Sortimenter geben, die den Mut haben, zu er klären, daß sie eine durchaus berechtigte Wahrung der Interessen der Bibliothekbenutzer in einer solchen Verteilung der Mittel erkennen? Dies würde ja mit erschreckender Klarheit zeigen, daß in einem Stande, der so eng mit Bildungsfragen verwachsen ist, gerade die Leute mit geschäftlich verengtem Standesbewußtsein die offizielle Meinung machen dürfen. Jedenfalls aber müssen wir Stadtbibliothekare daran festhalten: Wir sind Angestellte der gesamten Bürgerschaft und nicht einer einzelnen Interessen gruppe. Wo beider Interessen sich ernsthaft widerstreiten, da müssen für uns die der Allgemeinheit entscheiden. Man sollte denken, die Frage, inwiefern eine solche Bibliothek dem örtlichen Sortiment Nutzen bringt, sei nun schon beantwortet. Wenn der Buchhandel in einer Stadt jährlich gegen 6000 einnimmt, die er ohne das Vorhandensein der Bibliothek nicht einnähme, dann sollte man doch meinen, man dürfe von einem geschäftlichen Nutzen sprechen. Findige Köpfe haben aber einen Weg gefunden, um dieser Folgerung zu entgehen: »Die Leser der Bibliothek hätten die meisten der Bücher selbst gekauft, die sie nun bloß entleihen. Sie kaufen nun überhaupt keine Bücher mehr^oder jedenfalls lange nicht mehr so viele wie früher.« Uber diese beiden Sätze läßt sich nicht streiten. Der erste ist ein Glaubenssatz, zu dessen Annahme ein starker Glaube gehört. Wohl dem, der ihn hat! Über die zweite Behauptung müßte man erst statistische Erhebungen anstellen, um eine sichere Grund lage zu einer Erörterung zu haben. Vielleicht wenden sich Inter essenten aus dem Kreise des Buchhandels deshalb an den »Ver ein Deutscher Bibliothekare«. Auf Grund meiner Erfahrungen und meiner psychologischen Erkenntnis bleibe ich bei der Gegen behauptung: »Je besser die Bibliothek, desto regeres und ernsteres Lesebedürfnis in der betreffenden Stadt und desto mehr Lust zum Eigenbesitz von Büchern.« Wie käme es übrigens sonst, daß wir Bibliothekare, die doch alles so bequem entleihen könnten, meist so ansehnliche Privatbibliotheken haben, und daß mir immer wieder Leser meiner Bibliothek sagen: »Ich habe da unter Ihren Neuerscheinungen ein interessantes Buch gesehen. Ich habe mirs gleich gekauft. So etwas möchte man zu eigen haben«. Stettin. E. Acker kn echt. Platzen des Glases aus neugerahmten Bildern. Welcher Fachmann kann mir Erklärung und Rat an dieser Stelle über das Platzen des Glases am eben gerahmten Bilde geben? Der Fall ist mir zum zweitenmal passiert und beide Male dann, wenn im Freien eine Temperatur von ca. 8° unter Null herrschte. Die Scheibe eines Bildes, Lichtmaß 80:120, platzte aus der ganzen Bildfläche heraus, so daß ca. 1 om von der Leiste ringsherum das Glas entfernt war. Das Bild hing in einem am Tage gut erwärmten Zimmer, worin des Nachts nicht geheizt ist. Das Glas eines anderen Bildes, 30:46 em, zerbarst von der Ecke links unten zur andern rechts oben. In dem Zimmer ist Tag und Nacht gleiche Wärme. Für freundliche Mitteilungen wäre ich dankbar. Gelsenkirchen. Carl Stück Nachfolger. August Lohde.